Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 1905, Czernowitz, 24.05.1910.Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 24. Mai 1910. [Spaltenumbruch] wurden; der Rest wurde vier Stunden lang an einem feuchten Tage in einem Zimmer bei offenen Fenstern auf einem Tische ausgebreitet und darauf ebenso behandelt, wie die ersten Brief- marken. Dann wurden beide Proben unter dem Mikroskop sorg- fältig auf Keime hin untersucht. Alle Briefmarken enthielten nachher große Mengen mikroskopischer Lebewesen, jedoch ent- hielten die im Zimmer der feuchten Luft ausgesetzten fünfmal soviel, wie die anderen. Allerdings waren die meisten der ge- fundenen Bakterien harmloser Natur, jedoch fanden sich massen- haft Staphylokokken (Eiterbakterien), und daß in einem Zimmer, in dem Menschen verkehren, auch Tuberkeln und Erreger anderer Krankheiten auf die Briefmarken gelangen, versteht sich von selbst. Der englische Arzt gibt daher den wohlverständlichen Rat, nie Briefmarken durch Lecken mit der Zunge anzufeuchten, nicht nur aus ästhetischen Gründen, sondern auch aus hygienischen. In Geschäften, die große Postseudungen zu ledigen haben, ge- schieht das Anfeuchten der Briefmarken gewöhnlich mit An- seuchtern, wassergetränkten Schwämmchen oder feuchten Filz- platten. Auch in diesen finden sich allerhand Keime, die beim Anfeuchten einer Briefmarke dann auf die Hand und auf diesem Wege später in den Mund gelangen können. Es ist daher zu empfehlen, solche Briefmarkenanfeuchter nicht mit reinem Wasser zu tränken, sondern irgendeine antisepttsche Flüssigkeit zu wählen. Czernowitzer Angelegenheiten. Czernowitz, 23. Mai. Militärisches. Transferiert wurde der Kadett in der Vom Zentralverband der österreichischen Staatsbeamtenvereine. Aus Wien w[ir]d uns tele- II. Oesterreichischer Steuerbeamtentag. Der Der Komet. Bei günstigen athmosphärischen Ver-
Eine Bauernrevolte? In Bezug auf die Meldung Versammlungen. Gestern vormittags fand im Die Handelsangestellten von der Pensions- versicherung ausgenommen. Seitens des kaufmän[ni]schen Ungenaue Angabe der Zustellungsadresse von Gütersendungen. Die mangelhafte oder [un]terlass[ene] [Spaltenumbruch] Wetterprognose für morgen: Zunehmende Bewölkung- Der Czernowitzer Volksküche sind folgende Zur Lehrerinnenfrage. Der Leitartikel in der "Czernowitzer Allg. Z[e]itung" Zuallerest stelle ich fest, daß ich nicht gerade gesonnen bin, Seit wann und warum entstand der Kampf gegen die Wenn die Mutter die Fähigkeit besitzt, Söhne und Ich lade die ritterlichen Kämpfer ein, die Streitax[t] für Blicken wir aber auch ins Leben! Gehen wir nach dem Im Blatte "Neues Frauenleben" lesen wir, daß in Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 24. Mai 1910. [Spaltenumbruch] wurden; der Reſt wurde vier Stunden lang an einem feuchten Tage in einem Zimmer bei offenen Fenſtern auf einem Tiſche ausgebreitet und darauf ebenſo behandelt, wie die erſten Brief- marken. Dann wurden beide Proben unter dem Mikroſkop ſorg- fältig auf Keime hin unterſucht. Alle Briefmarken enthielten nachher große Mengen mikroſkopiſcher Lebeweſen, jedoch ent- hielten die im Zimmer der feuchten Luft ausgeſetzten fünfmal ſoviel, wie die anderen. Allerdings waren die meiſten der ge- fundenen Bakterien harmloſer Natur, jedoch fanden ſich maſſen- haft Staphylokokken (Eiterbakterien), und daß in einem Zimmer, in dem Menſchen verkehren, auch Tuberkeln und Erreger anderer Krankheiten auf die Briefmarken gelangen, verſteht ſich von ſelbſt. Der engliſche Arzt gibt daher den wohlverſtändlichen Rat, nie Briefmarken durch Lecken mit der Zunge anzufeuchten, nicht nur aus äſthetiſchen Gründen, ſondern auch aus hygieniſchen. In Geſchäften, die große Poſtſeudungen zu ledigen haben, ge- ſchieht das Anfeuchten der Briefmarken gewöhnlich mit An- ſeuchtern, waſſergetränkten Schwämmchen oder feuchten Filz- platten. Auch in dieſen finden ſich allerhand Keime, die beim Anfeuchten einer Briefmarke dann auf die Hand und auf dieſem Wege ſpäter in den Mund gelangen können. Es iſt daher zu empfehlen, ſolche Briefmarkenanfeuchter nicht mit reinem Waſſer zu tränken, ſondern irgendeine antiſepttſche Flüſſigkeit zu wählen. Czernowitzer Angelegenheiten. Czernowitz, 23. Mai. Militäriſches. Transferiert wurde der Kadett in der Vom Zentralverband der öſterreichiſchen Staatsbeamtenvereine. Aus Wien w[ir]d uns tele- II. Oeſterreichiſcher Steuerbeamtentag. Der Der Komet. Bei günſtigen athmosphäriſchen Ver-
Eine Bauernrevolte? In Bezug auf die Meldung Verſammlungen. Geſtern vormittags fand im Die Handelsangeſtellten von der Penſions- verſicherung ausgenommen. Seitens des kaufmän[ni]ſchen Ungenaue Angabe der Zuſtellungsadreſſe von Güterſendungen. Die mangelhafte oder [un]terlaſſ[ene] [Spaltenumbruch] Wetterprognoſe für morgen: Zunehmende Bewölkung- Der Czernowitzer Volksküche ſind folgende Zur Lehrerinnenfrage. Der Leitartikel in der „Czernowitzer Allg. Z[e]itung“ Zuallereſt ſtelle ich feſt, daß ich nicht gerade geſonnen bin, Seit wann und warum entſtand der Kampf gegen die Wenn die Mutter die Fähigkeit beſitzt, Söhne und Ich lade die ritterlichen Kämpfer ein, die Streitax[t] für Blicken wir aber auch ins Leben! Gehen wir nach dem Im Blatte „Neues Frauenleben“ leſen wir, daß in <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="4"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 24. Mai 1910.</hi></fw><lb/><cb/> wurden; der Reſt wurde vier Stunden lang an einem feuchten<lb/> Tage in einem Zimmer bei offenen Fenſtern auf einem Tiſche<lb/> ausgebreitet und darauf ebenſo behandelt, wie die erſten Brief-<lb/> marken. Dann wurden beide Proben unter dem Mikroſkop ſorg-<lb/> fältig auf Keime hin unterſucht. Alle Briefmarken enthielten<lb/> nachher große Mengen mikroſkopiſcher Lebeweſen, jedoch ent-<lb/> hielten die im Zimmer der feuchten Luft ausgeſetzten fünfmal<lb/> ſoviel, wie die anderen. Allerdings waren die meiſten der ge-<lb/> fundenen Bakterien harmloſer Natur, jedoch fanden ſich maſſen-<lb/> haft Staphylokokken (Eiterbakterien), und daß in einem Zimmer,<lb/> in dem Menſchen verkehren, auch Tuberkeln und Erreger anderer<lb/> Krankheiten auf die Briefmarken gelangen, verſteht ſich von<lb/> ſelbſt. Der engliſche Arzt gibt daher den wohlverſtändlichen Rat,<lb/> nie Briefmarken durch Lecken mit der Zunge anzufeuchten, nicht<lb/> nur aus äſthetiſchen Gründen, ſondern auch aus hygieniſchen.<lb/> In Geſchäften, die große Poſtſeudungen zu ledigen haben, ge-<lb/> ſchieht das Anfeuchten der Briefmarken gewöhnlich mit An-<lb/> ſeuchtern, waſſergetränkten Schwämmchen oder feuchten Filz-<lb/> platten. Auch in dieſen finden ſich allerhand Keime, die beim<lb/> Anfeuchten einer Briefmarke dann auf die Hand und auf dieſem<lb/> Wege ſpäter in den Mund gelangen können. Es iſt daher zu<lb/> empfehlen, ſolche Briefmarkenanfeuchter nicht mit reinem Waſſer<lb/> zu tränken, ſondern irgendeine antiſepttſche Flüſſigkeit zu<lb/> wählen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Czernowitzer Angelegenheiten.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline>Czernowitz, 23. Mai.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Militäriſches.</hi> </head> <p>Transferiert wurde der Kadett in der<lb/> Reſerve des 85. Jaſauterie-Regimentes Hermann <hi rendition="#g">Sand</hi><lb/> zum 41. Infanterie-Reginment und ernannt zum proviſoriſchen<lb/> Landwehrbezirksf<supplied>e</supplied>ldwebel der Poſtenführer, Titularwachtmeiſter<lb/> Karl <hi rendition="#g">Kaufenberg</hi> des Landwehrkommandos Nr. 13 beim<lb/> Landwehrinfanterieregiment Czernowitz Nr. 22.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Vom Zentralverband der öſterreichiſchen<lb/> Staatsbeamtenvereine.</hi> </head> <p>Aus Wien w<supplied>ir</supplied>d uns tele-<lb/> graphiert: Bei ber Sonntag, den 22. d. M. ſtattgefundenen<lb/> Generalverſammlung des Zentralverbandes der öſterreichiſchen<lb/> Staatsbeamtenvereine wurden gewählt: OLGR. Dr. Albert<lb/><hi rendition="#g">Salter</hi> als Leitungsmitglied, Baurat <hi rendition="#g">Würfel</hi> und O<supplied>b</supplied>er-<lb/> vorſteher <hi rendition="#g">Wegner</hi> als Verbandsausſchußmitalieder, Steuer-<lb/> oberverwalter <hi rendition="#g">Eichel</hi> und Rechnungsoff<supplied>i</supplied>zial <hi rendition="#g">Kamieniecki</hi><lb/> als Erſatzmänner.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Oeſterreichiſcher Steuerbeamtentag.</hi> </head> <p>Der<lb/> zweite Steuerveamtentag, der am 22. d. M. im Rathausſaale<lb/> zu Czernowitz ſtattgefunden hat, hat einen überaus günſtigen<lb/> Verlauf genommen. Faſt aus allen Amtsorten der Bukow.<lb/> waren mehrgliedrige Abordnungen erſchienen. Ja aus dem<lb/> benachbarten Kronland Galizien hat ſich eine D<supplied>e</supplied>putation<lb/> an der Tagung bewilligt. Im allgemeinen war die Beteil<supplied>i</supplied>gung<lb/> aus den bukow. Staatsbeamtenorganiſationen eine zahlreiche.<lb/> Die Bukowiner k. k. Finanzdirektion war durch den Steuer-<lb/> landes-Inſp<supplied>e</supplied>ktor k. k. Oberfinanzrat <hi rendition="#g">Zothe</hi> vertreten. Auch<lb/> Steueramtsluſtrator <hi rendition="#g">Dworzak</hi> nahm an der Tagung teil<lb/> Zur feſtgeſetzten Stunde wurde der Steuerbeamtentag vom<lb/> Vereinsohmanne Steueroberverwalter <hi rendition="#g">Eichel</hi> eröffnet. Nachdem<lb/> derſelbe die Verſammlung und insbeſonders die verſchiedenen<lb/> Vertretungen auf das herzlichſte begrüßte, gedachte er d<supplied>e</supplied>s<lb/> erhabenen greiſen <hi rendition="#g">Monarchen,</hi> der zu Gunſten der<lb/> Staatsbeamtenſchaft entſchieden hat. Der Vorſitzende führte<lb/> weiter aus: Die allerhöchſte Thronrede vom 19. Juni 1907<lb/> enthält nämlich eine auf dieſen Gegenſtand bezughabende<lb/> Stelle, derzufolge die Regelung der Dienſtverhältniſſe der<lb/> Staatsbeamten in Ausſicht geſtellt wurde. Dieſer allerhöchſten<lb/> Anordnung wurde mit dem im Abgeordnetenhauſe am<lb/> 31. Dezember 1909 eingebrachten Geſetz<supplied>e</supplied>sentwurfe entſprochen.<lb/> Sodann brachte der Vorſitzende die unbegrenzte Dankbarkeit<lb/> der Verſammlung mit einem dreimaligen Hoch zum Ausdrucke,<lb/> in welches die Anweſenden begeiſtert einſtimmten. Hierauf<lb/> erteilte der Vorſitzende dem Referenten Steueraſſiſtent Mihalescul<lb/> das Wort zur Erſtattung des Referates: „Die Regierungsvorlage<lb/> eines Zeitbeſörderungsſchemas und deſſen Bedeutung für die öſterr.<lb/> Steuerbeamtenſchaft.“ Dieſes Referat, wurde von der Verſamm-<lb/> lung mit großem Applaus aufgenommen. Nachdem der Vor-<lb/> ſitzende dem Referenten namens der Verſammlung den Dank<lb/> abgeſtattet hatte, wurde von demſelben nachſtehende, von der<lb/> Verſammlung einſtimmig angenommene Reſolution zur Ver-<lb/> leſung gebracht: „Die am zweiten öſterreichiſchen Steuer-<lb/> beamtentage verſammelten Steuerbeamten fordern mit<lb/> Rückſicht auf die beſondere Schwierigkeit und Verantwort-<lb/> lichkeit des Dienſtes dieſer Beamtenkategorie ſowohl bei den<lb/> Steuerämtern als auch den Steuerbehörden erſter Inſtanz, auf<lb/> die Ebenbürtigkeit dieſes Dienſtes mit jenen anderer Staats-<lb/> dienſtzweige wie Staatskaſſen, Rechnungs-, Poſt- und Zolldienſt,<lb/> ferner mit Rückſicht auf die wiederholten E<supplied>n</supplied>tſcheidungen maß-<lb/> gebender Zentralſtellen, daß der Steueramtsdienſt kein Mani-<lb/> pulationsdienſt ſei, ſowie mit Rückſicht auf die Beſtimmungen<lb/> über die Aufnahme in den Steueramtsdienſt in Ungarn und<lb/> Bosnien, daß der Experte der öſterreichiſchen Steuerbeamten-<lb/> ſchaft im Staatsangeſtelltenausſchuſſ<supplied>e</supplied> folgende Kardinalforde-<lb/> rungen der Steuerbeamtenſchaft vertrete: 1. Geſetzliche Nor-<lb/> mierung der abſolvierten Mittelſchule als Anſtellungserfor-<lb/> dernis für den Steueramtsdienſt vor Inkrafttreten einer<lb/> Dienſtpragmatik. 2. Einreihung der einzelnen Beamtenkate-<lb/> gorien in die im Zeitbeſörderungsſchema vorgeſehenen Gruppen<lb/> ausſchließlich im Geſetzwege und nicht im Verordnungswege.“<lb/> Zum letzten Punkt der Tagesordnung erteilte der Vorſitzende<lb/> dem Steueroſſizialen Geza <hi rendition="#g">Beuſch</hi> aus Radautz das Wort,<lb/> welcher nachſtehenden, von der Verſammlung ebenfalls ein-<lb/> ſtimmig angenommenen Antrag ſtellte. Die Verſammlung<lb/> ſpricht der Vereinsleitung, und insbeſonders dem Obmanne<lb/> Steueroberverwalter <hi rendition="#g">Eichel</hi> für die Vorbereitung und das<lb/> Zuſtandekommen des Steuerbeamtentages, dann für die<lb/> ſowohl beim Zentralverbande der öſterreichiſchen Staats-<lb/> beamtenvereine in Wien und bei der Verbandsleitung der<lb/><cb/> Steuerbeamtenv<supplied>e</supplied>reine in Prag eingebrachten, für die Steuer-<lb/> beamtenſchaft äuß<supplied>e</supplied>rſt wichtigen Abänderungsanträge zur<lb/> Dienſtpragmatik den wärmſten Dank und die vollſte An-<lb/> erkennung aus. Die Vereinsleitung wird ferner erſucht, der<lb/> Leitung des Zentralverbandes in Wien und der Verbands-<lb/> leitung der Steuerbeamtenvereine in Prag für die<lb/> energiſche und zielbewußte Vertretung der Intereſſen<lb/> der Staatsbeamten im Allgemeinen und jener der Steuer-<lb/> beamtenſchaft im Beſonderen, den Dank und die Anerkennung<lb/> d<supplied>e</supplied>r Verſammlung auf telegrafiſchem Wege zum Ausdrucke<lb/> zu bringen. Nachdem noch der Obmann ein beifällig auf-<lb/> genommenes Schreiben des Reichsratsabg<supplied>e</supplied>ordneten Doktor<lb/><hi rendition="#g">Straucher</hi> zur Verleſung gebracht, und der Vereinsobmann<lb/> der Bukowiner Rechnungsbeamten, Rechnungsoff<supplied>i</supplied>zial<lb/><hi rendition="#g">Kaminiecki</hi> die kollegialen Glückwünſche dieſer Organiſation<lb/> überbracht hatte, ſchloß der Vorſitz<supplied>e</supplied>nde unter h<supplied>e</supplied>rzlichen<lb/> Dankſagungen an die erſchienenen Vertretungen die denkwürdige<lb/> Verſammlung. Von den bei der Tagung p<supplied>e</supplied>rſönlich nicht<lb/> erſchienenen Steuerbeamten langten zahlreiche Begrüßungs-<lb/> und Zuſtimmungstelegramme ein.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Komet.</hi> </head> <p>Bei günſtigen athmosphäriſchen Ver-<lb/> hältniſſen dü<supplied>r</supplied>fte der Komet in den nächſten Tagen des Abends<lb/> und zwar am weſtlichen Horizont, genau in der Richtung<lb/> des Sonnenunterganges zu beobachten ſein. Seine Auff<supplied>i</supplied>ndung<lb/> iſt allerdings dadurch erſchwert, daß er ſich infolge der —<lb/> von v<supplied>e</supplied>rſchiedenen O<supplied>b</supplied>ſervatorien gemeldeten — ſehr geringen<lb/> Sichtba<supplied>r</supplied>keit des Schwe<supplied>i</supplied>fes von einem Sterne 2 Größe nur<lb/> wenig unterſcheidet; es iſt jedoch nicht ausgeſchloſſen, daß ſich<lb/> die Sichtbarkeitsverhältniſſe bis 26. d. noch beſſern. Ueber<lb/> die geneigteſten Beobachtungszeiten gibt nachſtehende, auf<lb/> Czernowitzer Ortszeit baſi<supplied>e</supplied>rte Tabelle Aufſchluß:</p><lb/> <table> <row> <cell/> <cell>Sonnen-<lb/> untergang<lb/> Uhr Min.</cell> <cell>Untergang<lb/> des Kometen<lb/> Uhr Min.</cell> <cell>Dauer der<lb/> Sichtbarkeit<lb/> St. Min.</cell> </row><lb/> <row> <cell>Montag, 23.</cell> <cell>7 40</cell> <cell>10 51</cell> <cell>3 11</cell> </row><lb/> <row> <cell>Dienſta<supplied>g</supplied>, 24.</cell> <cell>7 41</cell> <cell>11 04</cell> <cell>3 23</cell> </row><lb/> <row> <cell>Mittwoch, 25.</cell> <cell>7 42</cell> <cell>11 13</cell> <cell>3 31</cell> </row><lb/> <row> <cell>Donnerſtag, 26.</cell> <cell>7 44</cell> <cell>11 19</cell> <cell>3 35</cell> </row><lb/> </table> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eine Bauernrevolte?</hi> </head> <p>In Bezug auf die Meldung<lb/> eines hieſigen Blattes, welche auch in die Wiener Blätter über-<lb/> gangen iſt, daß auf dem, dem Großgrundbeſitzer Warteres<lb/> R. v. <hi rendition="#g">Prunkul</hi> gehörigen Gute eine Bauernrevolte aus-<lb/> gebrochen ſei, erfahren wir von zuſtändiger Seite, daß dieſe<lb/> Meldung vollſtändig <hi rendition="#g">unrichtig</hi> iſt. Wohl ſind einige Beſitz-<lb/> ſtreitigkeiten zwiſchen der Gutsherrſchaft und einigen bäuerlichen<lb/> Grundbeſitzern vorgekommen; doch ereigneten ſich hiebei keinerlei<lb/> Ruheſtörungen und keinerlei Gewalttätigkeiten. Vielmehr reduziert<lb/> ſich die „Revolte“ auf einen ordnungsmäßigen Zivilprozeß, der vor<lb/> dem Suczawaer Gerichte geführt wird.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verſammlungen.</hi> </head> <p>Geſtern vormittags fand im<lb/> „Narodny Dim“ eine von politiſchen Vereine der Ruthenen<lb/> einberufene rutheniſche Volksverſammlung ſtatt, in welcher die<lb/> Gemeindewirtſchaft einer ſcharfen Kritik unterzogen und eine<lb/> diesbezügliche Reſolution gefaßt wurde, wonach die Regierung<lb/> aufgefordert wird, im Sinne des Aufſichtsparagraphen der<lb/> politiſchen Behörde über die Tätigkeit des Gemeinderates energiſch<lb/> zu wachen. Was die Sanktion der neuen Gemeindevorlage<lb/> betrifft ſprachen ſich die Redner dahin aus, daß die Abge-<lb/> ordneten aufgefordert werden mögen, die baldige Sanktion dieſer<lb/> Vorlage zu erwirken. Gleichzeitig wurde anch das Verlangen<lb/> geſtellt, daß die Anzahl der Stadtſchulratsmandate vermehrt<lb/> werden ſolle, damit auch die Ruthenen ihre Vertreter dorthin<lb/> entſenden können. — Am ſelben Tage fand auch eine ſtark<lb/> beſuchte polniſche Volksverſammlung ſtatt, bei der folgende<lb/> Reſolutionen zur Annahme gelangten: Es ſei an das Unter-<lb/> richtsminiſterium eine Zuſchrift zu richten, mit dem Proteſte<lb/> gegen die ablehnende Haltung des Landesſchulrates in der Frage<lb/> der Einführung der polniſchen Sprache als obligater Gegenſtand<lb/> für die polniſchen Schüler an den Mittelſchulen, wie auch in<lb/> der Frage der Erteilung des Religionsunterrichtes in polniſcher<lb/> Sprache. Ferner ſei an das Magiſtratspräſidium die Bitte zu<lb/> richten, die nötigen Schritte zu veranlaſſen, daß den Polen das<lb/> Mandat im Stadtſchulrat erhalten bleibe und der gemeinde-<lb/> rätliche Polenklub werde aufgefordert, dieſes Poſtulat zur<lb/> Durchführung zu bringen. Die alliierten Parteien ſeien an<lb/> den Pakt vom Jahre 1905 zu erinnern, der den Polen den<lb/> Beſitzſtand wahren ſoll.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Handelsangeſtellten von der Penſions-<lb/> verſicherung ausgenommen.</hi> </head> <p>Seitens des kaufmän<supplied>ni</supplied>ſchen<lb/> Gremiums Gruppe <hi rendition="#aq">II</hi> in Czernowitz werden wir verſtändigt,<lb/> wienach der Verwaltungsgerichtshof in einer geſtern durch-<lb/> geführten Verhandlung die Entſcheidung gefällt hat, daß die<lb/> Handeisangeſtellten der Verſicherungspflicht zur Penſions-<lb/> verſicherung der Privatbeamten nicht unterliegen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ungenaue Angabe der Zuſtellungsadreſſe<lb/> von Güterſendungen.</hi> </head> <p>Die mangelhafte oder <supplied>un</supplied>terlaſſ<supplied>ene</supplied><lb/> Bezeichnung der Wohnung der Abſender oder Empfänger von<lb/> Sendungen in den F<supplied>r</supplied>achtbriefen oder Eingaben hat wiederholt<lb/> die Unbeſtellbarkeit der Sendungen und Karreſpondenzen zum<lb/> Schaden der Intereſſanten zur Folge gehabt. Namentlich<lb/> kommt dies in Czernowitz vor. Jafolge der Bevölkerungs-<lb/> zunahme daſelbſt, ſowie infolge Außerachtlaſſung der Melde-<lb/> vorſchrift<supplied>e</supplied>n mehren ſich in den l<supplied>e</supplied>tzten Jahren die Fälle, in<lb/> denen Av<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>ſi über angelangte Seudungen, Unanbringlichkeits-<lb/> anzeigen, Veräußerungsanzeigen und ſonſtigen M<supplied>i</supplied>tteilungen,<lb/> welche die Eiſenbahn den Abſendern oder den Adr<supplied>e</supplied>ſſaten in<lb/> deren Intereſſe zu machen hat, ſeitens der k. k. Poſtverwaltung<lb/> als unbeſtellbar den Bahnämtern zurückgeſtellt werden. Da<lb/> hiedurch auch Erſchwerungen in der Abw<supplied>i</supplied>cklung des Güter-<lb/> dienſtes eintreten und insbeſonders wie V<supplied>e</supplied>rderb der Güter,<lb/> hohe Lager- und Wagenſtandgelder, ungünſtige Veräußerung<lb/> unanbringlicher Sendungen ꝛc. hervorgerufen werden, ſollten<lb/> die Parteien darauf achten, daß in den Frachtbriefen nebſt<lb/> den Vor- und Zunamen, Titel und Charakter, Wohnort,<lb/> (<supplied>e</supplied>ventuell Poſtbezirk), auch Gaſſe und Hausnummer, des<lb/> Abſenders und Adreſſaten mit der größtmöglichen Genauigkeit<lb/> angegeben werden.</p><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jWeatherReports" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Wetterprognoſe</hi> </head> <p>für morgen: Zunehmende Bewölkung-<lb/> lebhafte Winde, kühl, ſchlechtes Wetter.</p> </div> </div><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Czernowitzer Volksküche</hi> </head> <p>ſind folgende<lb/> Spenden zugekommen, und zwar von den Herren: Dr. Mayer<lb/><hi rendition="#g">Schifter,</hi> aus einer Ehrenſache als Vertreter des Klägers<lb/> 10 K, Inſtallateur Julius Mehlmanu 10 K, Friedrich<lb/> Fiſcher 1000 K<supplied>i</supplied>logramm Kartoff<supplied>e</supplied>l, Kommerzialrat Max<lb/> Anhauch 100 K, Dr. Max Perlſtein und Magiſter Perlſtein<lb/> anläßlich der Wiederkehr des Todestages ihres Vaters 10 K,<lb/> Frau Guſta Perlſtein anläßlich der Wiederkehr des Todes-<lb/> tages ihres Gatten 5 K, Frau Amalie Habermann zehn<lb/> Speiſemarken zur Verteilung an Arme, weiters die Herren<lb/> Dawid Weidenfeld anläßlich ſeiner Geneſung 10 K, N. N.<lb/> aus einem Vergleich 100 K, Dr. Mayer Schiſter erlegte eine<lb/> durch Dawid Fränkel geleiſtete Buße anläßlich einer Straf-<lb/> ſache 50 K und Dr. Max Thenen 30 K. Den edlen<lb/> Spendern, die damit eine Sache wahrſter Menſchlichkeit<lb/> förderten, wird von der Vereinsleitung wärmſter Dank geſagt.<lb/> Man vergeſſe bei den mannigfachen Anläſſen nicht der<lb/> Volksküche. Dieſer humanen Inſtitution können nur Spenden<lb/> die Erfüllung ihrer ſchönen Aufgabe ermöglichen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Zur Lehrerinnenfrage.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Der Leitartikel in der „Czernowitzer Allg. Z<supplied>e</supplied>itung“<lb/> vom 12. d. M. bringt die traurige Tatſache zur Kenntnis,<lb/> daß unſere Kollegen mit emſigem Eifer bemüht ſind, Beweiſe<lb/> ihres rückſchrittlichen Denkens und gehäſſigen Vorgehens gegen<lb/> ihre Mitarbeiterinnen, zu liefern. Der Antragſt<supplied>e</supplied>ller der Reſo-<lb/> lution iſt ein Lehrer aus Itzkany, man benötigt nicht viel<lb/> Scharfſinn dazu, um ſofort herauszufinden, daß er von den<lb/> meiſt „Betroffenen“ zur ſogenannten „Weiberwirtſchaft“ in<lb/> Czernowitz das Wo<supplied>r</supplied>t zu ergreifen aufgefordert wurde.</p><lb/> <p>Zuallereſt ſtelle ich feſt, daß ich nicht gerade geſonnen bin,<lb/> den Lehrerinnen ein hohes Lied zu ſingen. Auch in ihren<lb/> Reihen finden ſich ſolche, die leider nicht tadelfrei ſind; aber<lb/> gottlob wenige.</p><lb/> <p>Seit wann und warum entſtand der Kampf gegen die<lb/> L<supplied>e</supplied>hrerinnen? Derſelbe dauert ſchon ziemlich lange an; nur<lb/> daß ſich vor einigen Jahren die widerſinnigen Angriffe bloß<lb/> ſchüchtern und leiſe hervorwagten. Nun aber ſi<supplied>n</supplied>d die Rufer,<lb/> von „geiſtreichen“ Apoſteln angeeifert, bei jeder ſich bietenden<lb/> Gelegenheit ihre Behauptung vom Stappel laſſen, daß<lb/> Frauen für den Unterricht der Jugend nicht taugen, immer<lb/> lauter geworden. Arme Söhne des Landes; die ihre Mütter<lb/> in den tiefſten Schatten ſtellen, weil ſie nicht verſtanden haben,<lb/> ihnen die Erkenntnis einzuflößen, daß nur die Mutter allein<lb/> geeignet iſt, Sinn für Duldſamkeit, Pflichtgefühl, O<supplied>r</supplied>dnung,<lb/> Anerkennung der Obrigkeit, <hi rendition="#g">Vaterlandsliebe</hi> und den<lb/> zur Ausübung all dieſer Tugenden nötigen Takt, ihren Kindern<lb/> anzuerziehen. Und ſo wie die Mutter in der Familie die<lb/> erſten Keime des Guten in das Herz des Kindes legt und<lb/> es mit den nötigen Tugend- und Ehrbegriffen fürs Leben<lb/> ausſtattet, ſo kann in der größeren Fam<supplied>i</supplied>lie, der Schule<lb/> kaum jemand anderer beſſer, als eben die Frau mit ihrem<lb/> zar<supplied>t</supplied>ſinnigem Empfinden die ſchlummernden guten Keime<lb/> im Kinde wecken und die böſen, durch Geduld und umſichtige<lb/> Behandlung der Kindesſeele, ausrotten. Alles Schreien und<lb/> ſich Mühen wird deshalb den geehrten Kollegen nichts helfen,<lb/> die Frau wird <hi rendition="#g">nie</hi> aus der Schule entfernt werden, weil ſie<lb/> eben dorthin gehört, vermöge ihrer natürlichen pädagogiſchen<lb/> Eignung.</p><lb/> <p>Wenn die Mutter die Fähigkeit beſitzt, Söhne und<lb/> Töchter zu erziehen, und dieſe Fähigkeit Geſetz und Geſellſchaft<lb/> anerkannt haben, warum ſollte die Lehrerin nicht ähnliches<lb/> können, wo ſie noch obendrein eine w<supplied>i</supplied>ſſenſchaftliche Bildung<lb/> zu dieſem h<supplied>e</supplied>iligen Amte des Lehrens und Erziehens erhalten<lb/> hat. Flöße die Quelle des Kampfes der Herren Kollegen aus<lb/> großem Eifer für das Wohl der Jugend, dann: Hut ab!<lb/> Aber leider entſpringt ſie anderen Motiven. Die einen möchten<lb/> gerne Stellen in der Hauptſtadt bekommen, die Familien-<lb/> väter ihrer Kinder wegen, andere, um ſich dem Genuſſe des<lb/> „Großſtadtlebens“ hingeben zu können, und ſo hat jeder ſeine<lb/> ihm berechtigt ſcheinenden Gründe und führt zu ihrer<lb/> Geltendmachung einen unberechtigten Kampf, der weit übers<lb/> Ziel führt.</p><lb/> <p>Ich lade die ritterlichen Kämpfer ein, die Streitax<supplied>t</supplied> für<lb/> kurze Zeit mit den großen Literaturwerken unſerer Zeit zu<lb/> vertauſchen. An der Hand derſ<supplied>e</supplied>lben werden ſie im Meinungs-<lb/> ausdruck zahlreicher Geiſtesgrößen finden, daß zumeiſt die<lb/> ſorgende, zärtliche, verſtändnisinnige Mutter es war, die die<lb/> Fähigkeiten ihres Sohnes oder ihrer Tochter entdeckte und<lb/> dieſelben zu fördern und zu leiten auch anzuregen verſtanden<lb/> hat. Den Reigen nach dieſer Richtung eröffnet unſer Alt-<lb/> meiſter Goethe.</p><lb/> <p>Blicken wir aber auch ins Leben! Gehen wir nach dem<lb/> W<supplied>e</supplied>ſten; dort arbeiten die Frauen bereits auf allen Gebieten<lb/> des Erwerbes; ſie werden aber von den Männern, nicht nur<lb/> geduldet, ſondern anerkannt und gefördert. Der jüngſt ver-<lb/> ſtorbene Dichter Björnſon hat in ſeinen Werken oft das<lb/> wertvolle höherleitende Element im Weibe dargeſtellt und war<lb/> aus Ueberzengung ein Fö<supplied>r</supplied>derer der Frau als Erzieherin. —<lb/> Die Lehrerinnen in der Bukowina ſind gottlob auch ſchon<lb/> hellſehend geworden und trachten nach erweiterten Rechten,<lb/> jedoch ohne hiebei dieſelben anderer zu ſchmälern.</p><lb/> <p>Im Blatte „Neues Frauenleben“ leſen wir, daß in<lb/> jüngſter Zeit die Frauen Wiens große Verſammlungen ab-<lb/> halten, um den § 30 des Vereinsgeſetzes, welcher „Frauen-<lb/> perſonen“ von der Teilnahme an politiſchen Vereinen aus-<lb/> ſchließt, zu ſtreichen. Dem Verfaſſungsausſchuffe des Par-<lb/> lamentes liegt die Reform des V<supplied>e</supplied>reinsgeſetz<supplied>e</supplied>s vor; der<lb/> Referent hierüber iſt der Reichsratsabgeordnete Perne<supplied cert="high">r</supplied>ſtorfer.<lb/> Derſelbe meint, daß ihm die Streichung des § 30 nur dann<lb/> gelingen werde, wenn er außerhalb des Parlamentes, von<lb/> den Frauen, tatkräftig unterſtützt werde. Zu dieſem Zwecke<lb/> fand nun eine ſehr zahlreiche Verſammlung ſtatt, in welcher<lb/> Vertreterinnen verſchiedenſter Berufsklaſſen als: gewerbe-<lb/> treibende Frauen, Beamtinnen, Lehrerinnen, Studentinnen<lb/> u. a. m. ſprechen. In Prag dieſelbe Bewegung; dort werden<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0004]
Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 24. Mai 1910.
wurden; der Reſt wurde vier Stunden lang an einem feuchten
Tage in einem Zimmer bei offenen Fenſtern auf einem Tiſche
ausgebreitet und darauf ebenſo behandelt, wie die erſten Brief-
marken. Dann wurden beide Proben unter dem Mikroſkop ſorg-
fältig auf Keime hin unterſucht. Alle Briefmarken enthielten
nachher große Mengen mikroſkopiſcher Lebeweſen, jedoch ent-
hielten die im Zimmer der feuchten Luft ausgeſetzten fünfmal
ſoviel, wie die anderen. Allerdings waren die meiſten der ge-
fundenen Bakterien harmloſer Natur, jedoch fanden ſich maſſen-
haft Staphylokokken (Eiterbakterien), und daß in einem Zimmer,
in dem Menſchen verkehren, auch Tuberkeln und Erreger anderer
Krankheiten auf die Briefmarken gelangen, verſteht ſich von
ſelbſt. Der engliſche Arzt gibt daher den wohlverſtändlichen Rat,
nie Briefmarken durch Lecken mit der Zunge anzufeuchten, nicht
nur aus äſthetiſchen Gründen, ſondern auch aus hygieniſchen.
In Geſchäften, die große Poſtſeudungen zu ledigen haben, ge-
ſchieht das Anfeuchten der Briefmarken gewöhnlich mit An-
ſeuchtern, waſſergetränkten Schwämmchen oder feuchten Filz-
platten. Auch in dieſen finden ſich allerhand Keime, die beim
Anfeuchten einer Briefmarke dann auf die Hand und auf dieſem
Wege ſpäter in den Mund gelangen können. Es iſt daher zu
empfehlen, ſolche Briefmarkenanfeuchter nicht mit reinem Waſſer
zu tränken, ſondern irgendeine antiſepttſche Flüſſigkeit zu
wählen.
Czernowitzer Angelegenheiten.
Czernowitz, 23. Mai.
Militäriſches. Transferiert wurde der Kadett in der
Reſerve des 85. Jaſauterie-Regimentes Hermann Sand
zum 41. Infanterie-Reginment und ernannt zum proviſoriſchen
Landwehrbezirksfeldwebel der Poſtenführer, Titularwachtmeiſter
Karl Kaufenberg des Landwehrkommandos Nr. 13 beim
Landwehrinfanterieregiment Czernowitz Nr. 22.
Vom Zentralverband der öſterreichiſchen
Staatsbeamtenvereine. Aus Wien wird uns tele-
graphiert: Bei ber Sonntag, den 22. d. M. ſtattgefundenen
Generalverſammlung des Zentralverbandes der öſterreichiſchen
Staatsbeamtenvereine wurden gewählt: OLGR. Dr. Albert
Salter als Leitungsmitglied, Baurat Würfel und Ober-
vorſteher Wegner als Verbandsausſchußmitalieder, Steuer-
oberverwalter Eichel und Rechnungsoffizial Kamieniecki
als Erſatzmänner.
II. Oeſterreichiſcher Steuerbeamtentag. Der
zweite Steuerveamtentag, der am 22. d. M. im Rathausſaale
zu Czernowitz ſtattgefunden hat, hat einen überaus günſtigen
Verlauf genommen. Faſt aus allen Amtsorten der Bukow.
waren mehrgliedrige Abordnungen erſchienen. Ja aus dem
benachbarten Kronland Galizien hat ſich eine Deputation
an der Tagung bewilligt. Im allgemeinen war die Beteiligung
aus den bukow. Staatsbeamtenorganiſationen eine zahlreiche.
Die Bukowiner k. k. Finanzdirektion war durch den Steuer-
landes-Inſpektor k. k. Oberfinanzrat Zothe vertreten. Auch
Steueramtsluſtrator Dworzak nahm an der Tagung teil
Zur feſtgeſetzten Stunde wurde der Steuerbeamtentag vom
Vereinsohmanne Steueroberverwalter Eichel eröffnet. Nachdem
derſelbe die Verſammlung und insbeſonders die verſchiedenen
Vertretungen auf das herzlichſte begrüßte, gedachte er des
erhabenen greiſen Monarchen, der zu Gunſten der
Staatsbeamtenſchaft entſchieden hat. Der Vorſitzende führte
weiter aus: Die allerhöchſte Thronrede vom 19. Juni 1907
enthält nämlich eine auf dieſen Gegenſtand bezughabende
Stelle, derzufolge die Regelung der Dienſtverhältniſſe der
Staatsbeamten in Ausſicht geſtellt wurde. Dieſer allerhöchſten
Anordnung wurde mit dem im Abgeordnetenhauſe am
31. Dezember 1909 eingebrachten Geſetzesentwurfe entſprochen.
Sodann brachte der Vorſitzende die unbegrenzte Dankbarkeit
der Verſammlung mit einem dreimaligen Hoch zum Ausdrucke,
in welches die Anweſenden begeiſtert einſtimmten. Hierauf
erteilte der Vorſitzende dem Referenten Steueraſſiſtent Mihalescul
das Wort zur Erſtattung des Referates: „Die Regierungsvorlage
eines Zeitbeſörderungsſchemas und deſſen Bedeutung für die öſterr.
Steuerbeamtenſchaft.“ Dieſes Referat, wurde von der Verſamm-
lung mit großem Applaus aufgenommen. Nachdem der Vor-
ſitzende dem Referenten namens der Verſammlung den Dank
abgeſtattet hatte, wurde von demſelben nachſtehende, von der
Verſammlung einſtimmig angenommene Reſolution zur Ver-
leſung gebracht: „Die am zweiten öſterreichiſchen Steuer-
beamtentage verſammelten Steuerbeamten fordern mit
Rückſicht auf die beſondere Schwierigkeit und Verantwort-
lichkeit des Dienſtes dieſer Beamtenkategorie ſowohl bei den
Steuerämtern als auch den Steuerbehörden erſter Inſtanz, auf
die Ebenbürtigkeit dieſes Dienſtes mit jenen anderer Staats-
dienſtzweige wie Staatskaſſen, Rechnungs-, Poſt- und Zolldienſt,
ferner mit Rückſicht auf die wiederholten Entſcheidungen maß-
gebender Zentralſtellen, daß der Steueramtsdienſt kein Mani-
pulationsdienſt ſei, ſowie mit Rückſicht auf die Beſtimmungen
über die Aufnahme in den Steueramtsdienſt in Ungarn und
Bosnien, daß der Experte der öſterreichiſchen Steuerbeamten-
ſchaft im Staatsangeſtelltenausſchuſſe folgende Kardinalforde-
rungen der Steuerbeamtenſchaft vertrete: 1. Geſetzliche Nor-
mierung der abſolvierten Mittelſchule als Anſtellungserfor-
dernis für den Steueramtsdienſt vor Inkrafttreten einer
Dienſtpragmatik. 2. Einreihung der einzelnen Beamtenkate-
gorien in die im Zeitbeſörderungsſchema vorgeſehenen Gruppen
ausſchließlich im Geſetzwege und nicht im Verordnungswege.“
Zum letzten Punkt der Tagesordnung erteilte der Vorſitzende
dem Steueroſſizialen Geza Beuſch aus Radautz das Wort,
welcher nachſtehenden, von der Verſammlung ebenfalls ein-
ſtimmig angenommenen Antrag ſtellte. Die Verſammlung
ſpricht der Vereinsleitung, und insbeſonders dem Obmanne
Steueroberverwalter Eichel für die Vorbereitung und das
Zuſtandekommen des Steuerbeamtentages, dann für die
ſowohl beim Zentralverbande der öſterreichiſchen Staats-
beamtenvereine in Wien und bei der Verbandsleitung der
Steuerbeamtenvereine in Prag eingebrachten, für die Steuer-
beamtenſchaft äußerſt wichtigen Abänderungsanträge zur
Dienſtpragmatik den wärmſten Dank und die vollſte An-
erkennung aus. Die Vereinsleitung wird ferner erſucht, der
Leitung des Zentralverbandes in Wien und der Verbands-
leitung der Steuerbeamtenvereine in Prag für die
energiſche und zielbewußte Vertretung der Intereſſen
der Staatsbeamten im Allgemeinen und jener der Steuer-
beamtenſchaft im Beſonderen, den Dank und die Anerkennung
der Verſammlung auf telegrafiſchem Wege zum Ausdrucke
zu bringen. Nachdem noch der Obmann ein beifällig auf-
genommenes Schreiben des Reichsratsabgeordneten Doktor
Straucher zur Verleſung gebracht, und der Vereinsobmann
der Bukowiner Rechnungsbeamten, Rechnungsoffizial
Kaminiecki die kollegialen Glückwünſche dieſer Organiſation
überbracht hatte, ſchloß der Vorſitzende unter herzlichen
Dankſagungen an die erſchienenen Vertretungen die denkwürdige
Verſammlung. Von den bei der Tagung perſönlich nicht
erſchienenen Steuerbeamten langten zahlreiche Begrüßungs-
und Zuſtimmungstelegramme ein.
Der Komet. Bei günſtigen athmosphäriſchen Ver-
hältniſſen dürfte der Komet in den nächſten Tagen des Abends
und zwar am weſtlichen Horizont, genau in der Richtung
des Sonnenunterganges zu beobachten ſein. Seine Auffindung
iſt allerdings dadurch erſchwert, daß er ſich infolge der —
von verſchiedenen Obſervatorien gemeldeten — ſehr geringen
Sichtbarkeit des Schweifes von einem Sterne 2 Größe nur
wenig unterſcheidet; es iſt jedoch nicht ausgeſchloſſen, daß ſich
die Sichtbarkeitsverhältniſſe bis 26. d. noch beſſern. Ueber
die geneigteſten Beobachtungszeiten gibt nachſtehende, auf
Czernowitzer Ortszeit baſierte Tabelle Aufſchluß:
Sonnen-
untergang
Uhr Min. Untergang
des Kometen
Uhr Min. Dauer der
Sichtbarkeit
St. Min.
Montag, 23. 7 40 10 51 3 11
Dienſtag, 24. 7 41 11 04 3 23
Mittwoch, 25. 7 42 11 13 3 31
Donnerſtag, 26. 7 44 11 19 3 35
Eine Bauernrevolte? In Bezug auf die Meldung
eines hieſigen Blattes, welche auch in die Wiener Blätter über-
gangen iſt, daß auf dem, dem Großgrundbeſitzer Warteres
R. v. Prunkul gehörigen Gute eine Bauernrevolte aus-
gebrochen ſei, erfahren wir von zuſtändiger Seite, daß dieſe
Meldung vollſtändig unrichtig iſt. Wohl ſind einige Beſitz-
ſtreitigkeiten zwiſchen der Gutsherrſchaft und einigen bäuerlichen
Grundbeſitzern vorgekommen; doch ereigneten ſich hiebei keinerlei
Ruheſtörungen und keinerlei Gewalttätigkeiten. Vielmehr reduziert
ſich die „Revolte“ auf einen ordnungsmäßigen Zivilprozeß, der vor
dem Suczawaer Gerichte geführt wird.
Verſammlungen. Geſtern vormittags fand im
„Narodny Dim“ eine von politiſchen Vereine der Ruthenen
einberufene rutheniſche Volksverſammlung ſtatt, in welcher die
Gemeindewirtſchaft einer ſcharfen Kritik unterzogen und eine
diesbezügliche Reſolution gefaßt wurde, wonach die Regierung
aufgefordert wird, im Sinne des Aufſichtsparagraphen der
politiſchen Behörde über die Tätigkeit des Gemeinderates energiſch
zu wachen. Was die Sanktion der neuen Gemeindevorlage
betrifft ſprachen ſich die Redner dahin aus, daß die Abge-
ordneten aufgefordert werden mögen, die baldige Sanktion dieſer
Vorlage zu erwirken. Gleichzeitig wurde anch das Verlangen
geſtellt, daß die Anzahl der Stadtſchulratsmandate vermehrt
werden ſolle, damit auch die Ruthenen ihre Vertreter dorthin
entſenden können. — Am ſelben Tage fand auch eine ſtark
beſuchte polniſche Volksverſammlung ſtatt, bei der folgende
Reſolutionen zur Annahme gelangten: Es ſei an das Unter-
richtsminiſterium eine Zuſchrift zu richten, mit dem Proteſte
gegen die ablehnende Haltung des Landesſchulrates in der Frage
der Einführung der polniſchen Sprache als obligater Gegenſtand
für die polniſchen Schüler an den Mittelſchulen, wie auch in
der Frage der Erteilung des Religionsunterrichtes in polniſcher
Sprache. Ferner ſei an das Magiſtratspräſidium die Bitte zu
richten, die nötigen Schritte zu veranlaſſen, daß den Polen das
Mandat im Stadtſchulrat erhalten bleibe und der gemeinde-
rätliche Polenklub werde aufgefordert, dieſes Poſtulat zur
Durchführung zu bringen. Die alliierten Parteien ſeien an
den Pakt vom Jahre 1905 zu erinnern, der den Polen den
Beſitzſtand wahren ſoll.
Die Handelsangeſtellten von der Penſions-
verſicherung ausgenommen. Seitens des kaufmänniſchen
Gremiums Gruppe II in Czernowitz werden wir verſtändigt,
wienach der Verwaltungsgerichtshof in einer geſtern durch-
geführten Verhandlung die Entſcheidung gefällt hat, daß die
Handeisangeſtellten der Verſicherungspflicht zur Penſions-
verſicherung der Privatbeamten nicht unterliegen.
Ungenaue Angabe der Zuſtellungsadreſſe
von Güterſendungen. Die mangelhafte oder unterlaſſene
Bezeichnung der Wohnung der Abſender oder Empfänger von
Sendungen in den Frachtbriefen oder Eingaben hat wiederholt
die Unbeſtellbarkeit der Sendungen und Karreſpondenzen zum
Schaden der Intereſſanten zur Folge gehabt. Namentlich
kommt dies in Czernowitz vor. Jafolge der Bevölkerungs-
zunahme daſelbſt, ſowie infolge Außerachtlaſſung der Melde-
vorſchriften mehren ſich in den letzten Jahren die Fälle, in
denen Av_ſi über angelangte Seudungen, Unanbringlichkeits-
anzeigen, Veräußerungsanzeigen und ſonſtigen Mitteilungen,
welche die Eiſenbahn den Abſendern oder den Adreſſaten in
deren Intereſſe zu machen hat, ſeitens der k. k. Poſtverwaltung
als unbeſtellbar den Bahnämtern zurückgeſtellt werden. Da
hiedurch auch Erſchwerungen in der Abwicklung des Güter-
dienſtes eintreten und insbeſonders wie Verderb der Güter,
hohe Lager- und Wagenſtandgelder, ungünſtige Veräußerung
unanbringlicher Sendungen ꝛc. hervorgerufen werden, ſollten
die Parteien darauf achten, daß in den Frachtbriefen nebſt
den Vor- und Zunamen, Titel und Charakter, Wohnort,
(eventuell Poſtbezirk), auch Gaſſe und Hausnummer, des
Abſenders und Adreſſaten mit der größtmöglichen Genauigkeit
angegeben werden.
Wetterprognoſe für morgen: Zunehmende Bewölkung-
lebhafte Winde, kühl, ſchlechtes Wetter.
Der Czernowitzer Volksküche ſind folgende
Spenden zugekommen, und zwar von den Herren: Dr. Mayer
Schifter, aus einer Ehrenſache als Vertreter des Klägers
10 K, Inſtallateur Julius Mehlmanu 10 K, Friedrich
Fiſcher 1000 Kilogramm Kartoffel, Kommerzialrat Max
Anhauch 100 K, Dr. Max Perlſtein und Magiſter Perlſtein
anläßlich der Wiederkehr des Todestages ihres Vaters 10 K,
Frau Guſta Perlſtein anläßlich der Wiederkehr des Todes-
tages ihres Gatten 5 K, Frau Amalie Habermann zehn
Speiſemarken zur Verteilung an Arme, weiters die Herren
Dawid Weidenfeld anläßlich ſeiner Geneſung 10 K, N. N.
aus einem Vergleich 100 K, Dr. Mayer Schiſter erlegte eine
durch Dawid Fränkel geleiſtete Buße anläßlich einer Straf-
ſache 50 K und Dr. Max Thenen 30 K. Den edlen
Spendern, die damit eine Sache wahrſter Menſchlichkeit
förderten, wird von der Vereinsleitung wärmſter Dank geſagt.
Man vergeſſe bei den mannigfachen Anläſſen nicht der
Volksküche. Dieſer humanen Inſtitution können nur Spenden
die Erfüllung ihrer ſchönen Aufgabe ermöglichen.
Zur Lehrerinnenfrage.
Der Leitartikel in der „Czernowitzer Allg. Zeitung“
vom 12. d. M. bringt die traurige Tatſache zur Kenntnis,
daß unſere Kollegen mit emſigem Eifer bemüht ſind, Beweiſe
ihres rückſchrittlichen Denkens und gehäſſigen Vorgehens gegen
ihre Mitarbeiterinnen, zu liefern. Der Antragſteller der Reſo-
lution iſt ein Lehrer aus Itzkany, man benötigt nicht viel
Scharfſinn dazu, um ſofort herauszufinden, daß er von den
meiſt „Betroffenen“ zur ſogenannten „Weiberwirtſchaft“ in
Czernowitz das Wort zu ergreifen aufgefordert wurde.
Zuallereſt ſtelle ich feſt, daß ich nicht gerade geſonnen bin,
den Lehrerinnen ein hohes Lied zu ſingen. Auch in ihren
Reihen finden ſich ſolche, die leider nicht tadelfrei ſind; aber
gottlob wenige.
Seit wann und warum entſtand der Kampf gegen die
Lehrerinnen? Derſelbe dauert ſchon ziemlich lange an; nur
daß ſich vor einigen Jahren die widerſinnigen Angriffe bloß
ſchüchtern und leiſe hervorwagten. Nun aber ſind die Rufer,
von „geiſtreichen“ Apoſteln angeeifert, bei jeder ſich bietenden
Gelegenheit ihre Behauptung vom Stappel laſſen, daß
Frauen für den Unterricht der Jugend nicht taugen, immer
lauter geworden. Arme Söhne des Landes; die ihre Mütter
in den tiefſten Schatten ſtellen, weil ſie nicht verſtanden haben,
ihnen die Erkenntnis einzuflößen, daß nur die Mutter allein
geeignet iſt, Sinn für Duldſamkeit, Pflichtgefühl, Ordnung,
Anerkennung der Obrigkeit, Vaterlandsliebe und den
zur Ausübung all dieſer Tugenden nötigen Takt, ihren Kindern
anzuerziehen. Und ſo wie die Mutter in der Familie die
erſten Keime des Guten in das Herz des Kindes legt und
es mit den nötigen Tugend- und Ehrbegriffen fürs Leben
ausſtattet, ſo kann in der größeren Familie, der Schule
kaum jemand anderer beſſer, als eben die Frau mit ihrem
zartſinnigem Empfinden die ſchlummernden guten Keime
im Kinde wecken und die böſen, durch Geduld und umſichtige
Behandlung der Kindesſeele, ausrotten. Alles Schreien und
ſich Mühen wird deshalb den geehrten Kollegen nichts helfen,
die Frau wird nie aus der Schule entfernt werden, weil ſie
eben dorthin gehört, vermöge ihrer natürlichen pädagogiſchen
Eignung.
Wenn die Mutter die Fähigkeit beſitzt, Söhne und
Töchter zu erziehen, und dieſe Fähigkeit Geſetz und Geſellſchaft
anerkannt haben, warum ſollte die Lehrerin nicht ähnliches
können, wo ſie noch obendrein eine wiſſenſchaftliche Bildung
zu dieſem heiligen Amte des Lehrens und Erziehens erhalten
hat. Flöße die Quelle des Kampfes der Herren Kollegen aus
großem Eifer für das Wohl der Jugend, dann: Hut ab!
Aber leider entſpringt ſie anderen Motiven. Die einen möchten
gerne Stellen in der Hauptſtadt bekommen, die Familien-
väter ihrer Kinder wegen, andere, um ſich dem Genuſſe des
„Großſtadtlebens“ hingeben zu können, und ſo hat jeder ſeine
ihm berechtigt ſcheinenden Gründe und führt zu ihrer
Geltendmachung einen unberechtigten Kampf, der weit übers
Ziel führt.
Ich lade die ritterlichen Kämpfer ein, die Streitaxt für
kurze Zeit mit den großen Literaturwerken unſerer Zeit zu
vertauſchen. An der Hand derſelben werden ſie im Meinungs-
ausdruck zahlreicher Geiſtesgrößen finden, daß zumeiſt die
ſorgende, zärtliche, verſtändnisinnige Mutter es war, die die
Fähigkeiten ihres Sohnes oder ihrer Tochter entdeckte und
dieſelben zu fördern und zu leiten auch anzuregen verſtanden
hat. Den Reigen nach dieſer Richtung eröffnet unſer Alt-
meiſter Goethe.
Blicken wir aber auch ins Leben! Gehen wir nach dem
Weſten; dort arbeiten die Frauen bereits auf allen Gebieten
des Erwerbes; ſie werden aber von den Männern, nicht nur
geduldet, ſondern anerkannt und gefördert. Der jüngſt ver-
ſtorbene Dichter Björnſon hat in ſeinen Werken oft das
wertvolle höherleitende Element im Weibe dargeſtellt und war
aus Ueberzengung ein Förderer der Frau als Erzieherin. —
Die Lehrerinnen in der Bukowina ſind gottlob auch ſchon
hellſehend geworden und trachten nach erweiterten Rechten,
jedoch ohne hiebei dieſelben anderer zu ſchmälern.
Im Blatte „Neues Frauenleben“ leſen wir, daß in
jüngſter Zeit die Frauen Wiens große Verſammlungen ab-
halten, um den § 30 des Vereinsgeſetzes, welcher „Frauen-
perſonen“ von der Teilnahme an politiſchen Vereinen aus-
ſchließt, zu ſtreichen. Dem Verfaſſungsausſchuffe des Par-
lamentes liegt die Reform des Vereinsgeſetzes vor; der
Referent hierüber iſt der Reichsratsabgeordnete Pernerſtorfer.
Derſelbe meint, daß ihm die Streichung des § 30 nur dann
gelingen werde, wenn er außerhalb des Parlamentes, von
den Frauen, tatkräftig unterſtützt werde. Zu dieſem Zwecke
fand nun eine ſehr zahlreiche Verſammlung ſtatt, in welcher
Vertreterinnen verſchiedenſter Berufsklaſſen als: gewerbe-
treibende Frauen, Beamtinnen, Lehrerinnen, Studentinnen
u. a. m. ſprechen. In Prag dieſelbe Bewegung; dort werden
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