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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 1905, Czernowitz, 24.05.1910.

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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 24. Mai 1910.

[Spaltenumbruch] wurden; der Rest wurde vier Stunden lang an einem feuchten
Tage in einem Zimmer bei offenen Fenstern auf einem Tische
ausgebreitet und darauf ebenso behandelt, wie die ersten Brief-
marken. Dann wurden beide Proben unter dem Mikroskop sorg-
fältig auf Keime hin untersucht. Alle Briefmarken enthielten
nachher große Mengen mikroskopischer Lebewesen, jedoch ent-
hielten die im Zimmer der feuchten Luft ausgesetzten fünfmal
soviel, wie die anderen. Allerdings waren die meisten der ge-
fundenen Bakterien harmloser Natur, jedoch fanden sich massen-
haft Staphylokokken (Eiterbakterien), und daß in einem Zimmer,
in dem Menschen verkehren, auch Tuberkeln und Erreger anderer
Krankheiten auf die Briefmarken gelangen, versteht sich von
selbst. Der englische Arzt gibt daher den wohlverständlichen Rat,
nie Briefmarken durch Lecken mit der Zunge anzufeuchten, nicht
nur aus ästhetischen Gründen, sondern auch aus hygienischen.
In Geschäften, die große Postseudungen zu ledigen haben, ge-
schieht das Anfeuchten der Briefmarken gewöhnlich mit An-
seuchtern, wassergetränkten Schwämmchen oder feuchten Filz-
platten. Auch in diesen finden sich allerhand Keime, die beim
Anfeuchten einer Briefmarke dann auf die Hand und auf diesem
Wege später in den Mund gelangen können. Es ist daher zu
empfehlen, solche Briefmarkenanfeuchter nicht mit reinem Wasser
zu tränken, sondern irgendeine antisepttsche Flüssigkeit zu
wählen.




Czernowitzer Angelegenheiten.


Militärisches.

Transferiert wurde der Kadett in der
Reserve des 85. Jasauterie-Regimentes Hermann Sand
zum 41. Infanterie-Reginment und ernannt zum provisorischen
Landwehrbezirksf[e]ldwebel der Postenführer, Titularwachtmeister
Karl Kaufenberg des Landwehrkommandos Nr. 13 beim
Landwehrinfanterieregiment Czernowitz Nr. 22.

Vom Zentralverband der österreichischen
Staatsbeamtenvereine.

Aus Wien w[ir]d uns tele-
graphiert: Bei ber Sonntag, den 22. d. M. stattgefundenen
Generalversammlung des Zentralverbandes der österreichischen
Staatsbeamtenvereine wurden gewählt: OLGR. Dr. Albert
Salter als Leitungsmitglied, Baurat Würfel und O[b]er-
vorsteher Wegner als Verbandsausschußmitalieder, Steuer-
oberverwalter Eichel und Rechnungsoff[i]zial Kamieniecki
als Ersatzmänner.

II. Oesterreichischer Steuerbeamtentag.

Der
zweite Steuerveamtentag, der am 22. d. M. im Rathaussaale
zu Czernowitz stattgefunden hat, hat einen überaus günstigen
Verlauf genommen. Fast aus allen Amtsorten der Bukow.
waren mehrgliedrige Abordnungen erschienen. Ja aus dem
benachbarten Kronland Galizien hat sich eine D[e]putation
an der Tagung bewilligt. Im allgemeinen war die Beteil[i]gung
aus den bukow. Staatsbeamtenorganisationen eine zahlreiche.
Die Bukowiner k. k. Finanzdirektion war durch den Steuer-
landes-Insp[e]ktor k. k. Oberfinanzrat Zothe vertreten. Auch
Steueramtslustrator Dworzak nahm an der Tagung teil
Zur festgesetzten Stunde wurde der Steuerbeamtentag vom
Vereinsohmanne Steueroberverwalter Eichel eröffnet. Nachdem
derselbe die Versammlung und insbesonders die verschiedenen
Vertretungen auf das herzlichste begrüßte, gedachte er d[e]s
erhabenen greisen Monarchen, der zu Gunsten der
Staatsbeamtenschaft entschieden hat. Der Vorsitzende führte
weiter aus: Die allerhöchste Thronrede vom 19. Juni 1907
enthält nämlich eine auf diesen Gegenstand bezughabende
Stelle, derzufolge die Regelung der Dienstverhältnisse der
Staatsbeamten in Aussicht gestellt wurde. Dieser allerhöchsten
Anordnung wurde mit dem im Abgeordnetenhause am
31. Dezember 1909 eingebrachten Gesetz[e]sentwurfe entsprochen.
Sodann brachte der Vorsitzende die unbegrenzte Dankbarkeit
der Versammlung mit einem dreimaligen Hoch zum Ausdrucke,
in welches die Anwesenden begeistert einstimmten. Hierauf
erteilte der Vorsitzende dem Referenten Steuerassistent Mihalescul
das Wort zur Erstattung des Referates: "Die Regierungsvorlage
eines Zeitbesörderungsschemas und dessen Bedeutung für die österr.
Steuerbeamtenschaft." Dieses Referat, wurde von der Versamm-
lung mit großem Applaus aufgenommen. Nachdem der Vor-
sitzende dem Referenten namens der Versammlung den Dank
abgestattet hatte, wurde von demselben nachstehende, von der
Versammlung einstimmig angenommene Resolution zur Ver-
lesung gebracht: "Die am zweiten österreichischen Steuer-
beamtentage versammelten Steuerbeamten fordern mit
Rücksicht auf die besondere Schwierigkeit und Verantwort-
lichkeit des Dienstes dieser Beamtenkategorie sowohl bei den
Steuerämtern als auch den Steuerbehörden erster Instanz, auf
die Ebenbürtigkeit dieses Dienstes mit jenen anderer Staats-
dienstzweige wie Staatskassen, Rechnungs-, Post- und Zolldienst,
ferner mit Rücksicht auf die wiederholten E[n]tscheidungen maß-
gebender Zentralstellen, daß der Steueramtsdienst kein Mani-
pulationsdienst sei, sowie mit Rücksicht auf die Bestimmungen
über die Aufnahme in den Steueramtsdienst in Ungarn und
Bosnien, daß der Experte der österreichischen Steuerbeamten-
schaft im Staatsangestelltenausschuss[e] folgende Kardinalforde-
rungen der Steuerbeamtenschaft vertrete: 1. Gesetzliche Nor-
mierung der absolvierten Mittelschule als Anstellungserfor-
dernis für den Steueramtsdienst vor Inkrafttreten einer
Dienstpragmatik. 2. Einreihung der einzelnen Beamtenkate-
gorien in die im Zeitbesörderungsschema vorgesehenen Gruppen
ausschließlich im Gesetzwege und nicht im Verordnungswege."
Zum letzten Punkt der Tagesordnung erteilte der Vorsitzende
dem Steuerossizialen Geza Beusch aus Radautz das Wort,
welcher nachstehenden, von der Versammlung ebenfalls ein-
stimmig angenommenen Antrag stellte. Die Versammlung
spricht der Vereinsleitung, und insbesonders dem Obmanne
Steueroberverwalter Eichel für die Vorbereitung und das
Zustandekommen des Steuerbeamtentages, dann für die
sowohl beim Zentralverbande der österreichischen Staats-
beamtenvereine in Wien und bei der Verbandsleitung der
[Spaltenumbruch] Steuerbeamtenv[e]reine in Prag eingebrachten, für die Steuer-
beamtenschaft äuß[e]rst wichtigen Abänderungsanträge zur
Dienstpragmatik den wärmsten Dank und die vollste An-
erkennung aus. Die Vereinsleitung wird ferner ersucht, der
Leitung des Zentralverbandes in Wien und der Verbands-
leitung der Steuerbeamtenvereine in Prag für die
energische und zielbewußte Vertretung der Interessen
der Staatsbeamten im Allgemeinen und jener der Steuer-
beamtenschaft im Besonderen, den Dank und die Anerkennung
d[e]r Versammlung auf telegrafischem Wege zum Ausdrucke
zu bringen. Nachdem noch der Obmann ein beifällig auf-
genommenes Schreiben des Reichsratsabg[e]ordneten Doktor
Straucher zur Verlesung gebracht, und der Vereinsobmann
der Bukowiner Rechnungsbeamten, Rechnungsoff[i]zial
Kaminiecki die kollegialen Glückwünsche dieser Organisation
überbracht hatte, schloß der Vorsitz[e]nde unter h[e]rzlichen
Danksagungen an die erschienenen Vertretungen die denkwürdige
Versammlung. Von den bei der Tagung p[e]rsönlich nicht
erschienenen Steuerbeamten langten zahlreiche Begrüßungs-
und Zustimmungstelegramme ein.

Der Komet.

Bei günstigen athmosphärischen Ver-
hältnissen dü[r]fte der Komet in den nächsten Tagen des Abends
und zwar am westlichen Horizont, genau in der Richtung
des Sonnenunterganges zu beobachten sein. Seine Auff[i]ndung
ist allerdings dadurch erschwert, daß er sich infolge der --
von v[e]rschiedenen O[b]servatorien gemeldeten -- sehr geringen
Sichtba[r]keit des Schwe[i]fes von einem Sterne 2 Größe nur
wenig unterscheidet; es ist jedoch nicht ausgeschlossen, daß sich
die Sichtbarkeitsverhältnisse bis 26. d. noch bessern. Ueber
die geneigtesten Beobachtungszeiten gibt nachstehende, auf
Czernowitzer Ortszeit basi[e]rte Tabelle Aufschluß:


Sonnen-
untergang
Uhr Min.
Untergang
des Kometen
Uhr Min.
Dauer der
Sichtbarkeit
St. Min.
Montag, 23.7 4010 513 11
Diensta[g], 24.7 4111 043 23
Mittwoch, 25.7 4211 133 31
Donnerstag, 26.7 4411 193 35
Eine Bauernrevolte?

In Bezug auf die Meldung
eines hiesigen Blattes, welche auch in die Wiener Blätter über-
gangen ist, daß auf dem, dem Großgrundbesitzer Warteres
R. v. Prunkul gehörigen Gute eine Bauernrevolte aus-
gebrochen sei, erfahren wir von zuständiger Seite, daß diese
Meldung vollständig unrichtig ist. Wohl sind einige Besitz-
streitigkeiten zwischen der Gutsherrschaft und einigen bäuerlichen
Grundbesitzern vorgekommen; doch ereigneten sich hiebei keinerlei
Ruhestörungen und keinerlei Gewalttätigkeiten. Vielmehr reduziert
sich die "Revolte" auf einen ordnungsmäßigen Zivilprozeß, der vor
dem Suczawaer Gerichte geführt wird.

Versammlungen.

Gestern vormittags fand im
"Narodny Dim" eine von politischen Vereine der Ruthenen
einberufene ruthenische Volksversammlung statt, in welcher die
Gemeindewirtschaft einer scharfen Kritik unterzogen und eine
diesbezügliche Resolution gefaßt wurde, wonach die Regierung
aufgefordert wird, im Sinne des Aufsichtsparagraphen der
politischen Behörde über die Tätigkeit des Gemeinderates energisch
zu wachen. Was die Sanktion der neuen Gemeindevorlage
betrifft sprachen sich die Redner dahin aus, daß die Abge-
ordneten aufgefordert werden mögen, die baldige Sanktion dieser
Vorlage zu erwirken. Gleichzeitig wurde anch das Verlangen
gestellt, daß die Anzahl der Stadtschulratsmandate vermehrt
werden solle, damit auch die Ruthenen ihre Vertreter dorthin
entsenden können. -- Am selben Tage fand auch eine stark
besuchte polnische Volksversammlung statt, bei der folgende
Resolutionen zur Annahme gelangten: Es sei an das Unter-
richtsministerium eine Zuschrift zu richten, mit dem Proteste
gegen die ablehnende Haltung des Landesschulrates in der Frage
der Einführung der polnischen Sprache als obligater Gegenstand
für die polnischen Schüler an den Mittelschulen, wie auch in
der Frage der Erteilung des Religionsunterrichtes in polnischer
Sprache. Ferner sei an das Magistratspräsidium die Bitte zu
richten, die nötigen Schritte zu veranlassen, daß den Polen das
Mandat im Stadtschulrat erhalten bleibe und der gemeinde-
rätliche Polenklub werde aufgefordert, dieses Postulat zur
Durchführung zu bringen. Die alliierten Parteien seien an
den Pakt vom Jahre 1905 zu erinnern, der den Polen den
Besitzstand wahren soll.

Die Handelsangestellten von der Pensions-
versicherung ausgenommen.

Seitens des kaufmän[ni]schen
Gremiums Gruppe II in Czernowitz werden wir verständigt,
wienach der Verwaltungsgerichtshof in einer gestern durch-
geführten Verhandlung die Entscheidung gefällt hat, daß die
Handeisangestellten der Versicherungspflicht zur Pensions-
versicherung der Privatbeamten nicht unterliegen.

Ungenaue Angabe der Zustellungsadresse
von Gütersendungen.

Die mangelhafte oder [un]terlass[ene]
Bezeichnung der Wohnung der Absender oder Empfänger von
Sendungen in den F[r]achtbriefen oder Eingaben hat wiederholt
die Unbestellbarkeit der Sendungen und Karrespondenzen zum
Schaden der Interessanten zur Folge gehabt. Namentlich
kommt dies in Czernowitz vor. Jafolge der Bevölkerungs-
zunahme daselbst, sowie infolge Außerachtlassung der Melde-
vorschrift[e]n mehren sich in den l[e]tzten Jahren die Fälle, in
denen Av[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]si über angelangte Seudungen, Unanbringlichkeits-
anzeigen, Veräußerungsanzeigen und sonstigen M[i]tteilungen,
welche die Eisenbahn den Absendern oder den Adr[e]ssaten in
deren Interesse zu machen hat, seitens der k. k. Postverwaltung
als unbestellbar den Bahnämtern zurückgestellt werden. Da
hiedurch auch Erschwerungen in der Abw[i]cklung des Güter-
dienstes eintreten und insbesonders wie V[e]rderb der Güter,
hohe Lager- und Wagenstandgelder, ungünstige Veräußerung
unanbringlicher Sendungen etc. hervorgerufen werden, sollten
die Parteien darauf achten, daß in den Frachtbriefen nebst
den Vor- und Zunamen, Titel und Charakter, Wohnort,
([e]ventuell Postbezirk), auch Gasse und Hausnummer, des
Absenders und Adressaten mit der größtmöglichen Genauigkeit
angegeben werden.


[Spaltenumbruch]
Wetterprognose

für morgen: Zunehmende Bewölkung-
lebhafte Winde, kühl, schlechtes Wetter.

Der Czernowitzer Volksküche

sind folgende
Spenden zugekommen, und zwar von den Herren: Dr. Mayer
Schifter, aus einer Ehrensache als Vertreter des Klägers
10 K, Installateur Julius Mehlmanu 10 K, Friedrich
Fischer 1000 K[i]logramm Kartoff[e]l, Kommerzialrat Max
Anhauch 100 K, Dr. Max Perlstein und Magister Perlstein
anläßlich der Wiederkehr des Todestages ihres Vaters 10 K,
Frau Gusta Perlstein anläßlich der Wiederkehr des Todes-
tages ihres Gatten 5 K, Frau Amalie Habermann zehn
Speisemarken zur Verteilung an Arme, weiters die Herren
Dawid Weidenfeld anläßlich seiner Genesung 10 K, N. N.
aus einem Vergleich 100 K, Dr. Mayer Schister erlegte eine
durch Dawid Fränkel geleistete Buße anläßlich einer Straf-
sache 50 K und Dr. Max Thenen 30 K. Den edlen
Spendern, die damit eine Sache wahrster Menschlichkeit
förderten, wird von der Vereinsleitung wärmster Dank gesagt.
Man vergesse bei den mannigfachen Anlässen nicht der
Volksküche. Dieser humanen Institution können nur Spenden
die Erfüllung ihrer schönen Aufgabe ermöglichen.




Zur Lehrerinnenfrage.

Der Leitartikel in der "Czernowitzer Allg. Z[e]itung"
vom 12. d. M. bringt die traurige Tatsache zur Kenntnis,
daß unsere Kollegen mit emsigem Eifer bemüht sind, Beweise
ihres rückschrittlichen Denkens und gehässigen Vorgehens gegen
ihre Mitarbeiterinnen, zu liefern. Der Antragst[e]ller der Reso-
lution ist ein Lehrer aus Itzkany, man benötigt nicht viel
Scharfsinn dazu, um sofort herauszufinden, daß er von den
meist "Betroffenen" zur sogenannten "Weiberwirtschaft" in
Czernowitz das Wo[r]t zu ergreifen aufgefordert wurde.

Zuallerest stelle ich fest, daß ich nicht gerade gesonnen bin,
den Lehrerinnen ein hohes Lied zu singen. Auch in ihren
Reihen finden sich solche, die leider nicht tadelfrei sind; aber
gottlob wenige.

Seit wann und warum entstand der Kampf gegen die
L[e]hrerinnen? Derselbe dauert schon ziemlich lange an; nur
daß sich vor einigen Jahren die widersinnigen Angriffe bloß
schüchtern und leise hervorwagten. Nun aber si[n]d die Rufer,
von "geistreichen" Aposteln angeeifert, bei jeder sich bietenden
Gelegenheit ihre Behauptung vom Stappel lassen, daß
Frauen für den Unterricht der Jugend nicht taugen, immer
lauter geworden. Arme Söhne des Landes; die ihre Mütter
in den tiefsten Schatten stellen, weil sie nicht verstanden haben,
ihnen die Erkenntnis einzuflößen, daß nur die Mutter allein
geeignet ist, Sinn für Duldsamkeit, Pflichtgefühl, O[r]dnung,
Anerkennung der Obrigkeit, Vaterlandsliebe und den
zur Ausübung all dieser Tugenden nötigen Takt, ihren Kindern
anzuerziehen. Und so wie die Mutter in der Familie die
ersten Keime des Guten in das Herz des Kindes legt und
es mit den nötigen Tugend- und Ehrbegriffen fürs Leben
ausstattet, so kann in der größeren Fam[i]lie, der Schule
kaum jemand anderer besser, als eben die Frau mit ihrem
zar[t]sinnigem Empfinden die schlummernden guten Keime
im Kinde wecken und die bösen, durch Geduld und umsichtige
Behandlung der Kindesseele, ausrotten. Alles Schreien und
sich Mühen wird deshalb den geehrten Kollegen nichts helfen,
die Frau wird nie aus der Schule entfernt werden, weil sie
eben dorthin gehört, vermöge ihrer natürlichen pädagogischen
Eignung.

Wenn die Mutter die Fähigkeit besitzt, Söhne und
Töchter zu erziehen, und diese Fähigkeit Gesetz und Gesellschaft
anerkannt haben, warum sollte die Lehrerin nicht ähnliches
können, wo sie noch obendrein eine w[i]ssenschaftliche Bildung
zu diesem h[e]iligen Amte des Lehrens und Erziehens erhalten
hat. Flöße die Quelle des Kampfes der Herren Kollegen aus
großem Eifer für das Wohl der Jugend, dann: Hut ab!
Aber leider entspringt sie anderen Motiven. Die einen möchten
gerne Stellen in der Hauptstadt bekommen, die Familien-
väter ihrer Kinder wegen, andere, um sich dem Genusse des
"Großstadtlebens" hingeben zu können, und so hat jeder seine
ihm berechtigt scheinenden Gründe und führt zu ihrer
Geltendmachung einen unberechtigten Kampf, der weit übers
Ziel führt.

Ich lade die ritterlichen Kämpfer ein, die Streitax[t] für
kurze Zeit mit den großen Literaturwerken unserer Zeit zu
vertauschen. An der Hand ders[e]lben werden sie im Meinungs-
ausdruck zahlreicher Geistesgrößen finden, daß zumeist die
sorgende, zärtliche, verständnisinnige Mutter es war, die die
Fähigkeiten ihres Sohnes oder ihrer Tochter entdeckte und
dieselben zu fördern und zu leiten auch anzuregen verstanden
hat. Den Reigen nach dieser Richtung eröffnet unser Alt-
meister Goethe.

Blicken wir aber auch ins Leben! Gehen wir nach dem
W[e]sten; dort arbeiten die Frauen bereits auf allen Gebieten
des Erwerbes; sie werden aber von den Männern, nicht nur
geduldet, sondern anerkannt und gefördert. Der jüngst ver-
storbene Dichter Björnson hat in seinen Werken oft das
wertvolle höherleitende Element im Weibe dargestellt und war
aus Ueberzengung ein Fö[r]derer der Frau als Erzieherin. --
Die Lehrerinnen in der Bukowina sind gottlob auch schon
hellsehend geworden und trachten nach erweiterten Rechten,
jedoch ohne hiebei dieselben anderer zu schmälern.

Im Blatte "Neues Frauenleben" lesen wir, daß in
jüngster Zeit die Frauen Wiens große Versammlungen ab-
halten, um den § 30 des Vereinsgesetzes, welcher "Frauen-
personen" von der Teilnahme an politischen Vereinen aus-
schließt, zu streichen. Dem Verfassungsausschuffe des Par-
lamentes liegt die Reform des V[e]reinsgesetz[e]s vor; der
Referent hierüber ist der Reichsratsabgeordnete Perne[r]storfer.
Derselbe meint, daß ihm die Streichung des § 30 nur dann
gelingen werde, wenn er außerhalb des Parlamentes, von
den Frauen, tatkräftig unterstützt werde. Zu diesem Zwecke
fand nun eine sehr zahlreiche Versammlung statt, in welcher
Vertreterinnen verschiedenster Berufsklassen als: gewerbe-
treibende Frauen, Beamtinnen, Lehrerinnen, Studentinnen
u. a. m. sprechen. In Prag dieselbe Bewegung; dort werden

Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 24. Mai 1910.

[Spaltenumbruch] wurden; der Reſt wurde vier Stunden lang an einem feuchten
Tage in einem Zimmer bei offenen Fenſtern auf einem Tiſche
ausgebreitet und darauf ebenſo behandelt, wie die erſten Brief-
marken. Dann wurden beide Proben unter dem Mikroſkop ſorg-
fältig auf Keime hin unterſucht. Alle Briefmarken enthielten
nachher große Mengen mikroſkopiſcher Lebeweſen, jedoch ent-
hielten die im Zimmer der feuchten Luft ausgeſetzten fünfmal
ſoviel, wie die anderen. Allerdings waren die meiſten der ge-
fundenen Bakterien harmloſer Natur, jedoch fanden ſich maſſen-
haft Staphylokokken (Eiterbakterien), und daß in einem Zimmer,
in dem Menſchen verkehren, auch Tuberkeln und Erreger anderer
Krankheiten auf die Briefmarken gelangen, verſteht ſich von
ſelbſt. Der engliſche Arzt gibt daher den wohlverſtändlichen Rat,
nie Briefmarken durch Lecken mit der Zunge anzufeuchten, nicht
nur aus äſthetiſchen Gründen, ſondern auch aus hygieniſchen.
In Geſchäften, die große Poſtſeudungen zu ledigen haben, ge-
ſchieht das Anfeuchten der Briefmarken gewöhnlich mit An-
ſeuchtern, waſſergetränkten Schwämmchen oder feuchten Filz-
platten. Auch in dieſen finden ſich allerhand Keime, die beim
Anfeuchten einer Briefmarke dann auf die Hand und auf dieſem
Wege ſpäter in den Mund gelangen können. Es iſt daher zu
empfehlen, ſolche Briefmarkenanfeuchter nicht mit reinem Waſſer
zu tränken, ſondern irgendeine antiſepttſche Flüſſigkeit zu
wählen.




Czernowitzer Angelegenheiten.


Militäriſches.

Transferiert wurde der Kadett in der
Reſerve des 85. Jaſauterie-Regimentes Hermann Sand
zum 41. Infanterie-Reginment und ernannt zum proviſoriſchen
Landwehrbezirksf[e]ldwebel der Poſtenführer, Titularwachtmeiſter
Karl Kaufenberg des Landwehrkommandos Nr. 13 beim
Landwehrinfanterieregiment Czernowitz Nr. 22.

Vom Zentralverband der öſterreichiſchen
Staatsbeamtenvereine.

Aus Wien w[ir]d uns tele-
graphiert: Bei ber Sonntag, den 22. d. M. ſtattgefundenen
Generalverſammlung des Zentralverbandes der öſterreichiſchen
Staatsbeamtenvereine wurden gewählt: OLGR. Dr. Albert
Salter als Leitungsmitglied, Baurat Würfel und O[b]er-
vorſteher Wegner als Verbandsausſchußmitalieder, Steuer-
oberverwalter Eichel und Rechnungsoff[i]zial Kamieniecki
als Erſatzmänner.

II. Oeſterreichiſcher Steuerbeamtentag.

Der
zweite Steuerveamtentag, der am 22. d. M. im Rathausſaale
zu Czernowitz ſtattgefunden hat, hat einen überaus günſtigen
Verlauf genommen. Faſt aus allen Amtsorten der Bukow.
waren mehrgliedrige Abordnungen erſchienen. Ja aus dem
benachbarten Kronland Galizien hat ſich eine D[e]putation
an der Tagung bewilligt. Im allgemeinen war die Beteil[i]gung
aus den bukow. Staatsbeamtenorganiſationen eine zahlreiche.
Die Bukowiner k. k. Finanzdirektion war durch den Steuer-
landes-Inſp[e]ktor k. k. Oberfinanzrat Zothe vertreten. Auch
Steueramtsluſtrator Dworzak nahm an der Tagung teil
Zur feſtgeſetzten Stunde wurde der Steuerbeamtentag vom
Vereinsohmanne Steueroberverwalter Eichel eröffnet. Nachdem
derſelbe die Verſammlung und insbeſonders die verſchiedenen
Vertretungen auf das herzlichſte begrüßte, gedachte er d[e]s
erhabenen greiſen Monarchen, der zu Gunſten der
Staatsbeamtenſchaft entſchieden hat. Der Vorſitzende führte
weiter aus: Die allerhöchſte Thronrede vom 19. Juni 1907
enthält nämlich eine auf dieſen Gegenſtand bezughabende
Stelle, derzufolge die Regelung der Dienſtverhältniſſe der
Staatsbeamten in Ausſicht geſtellt wurde. Dieſer allerhöchſten
Anordnung wurde mit dem im Abgeordnetenhauſe am
31. Dezember 1909 eingebrachten Geſetz[e]sentwurfe entſprochen.
Sodann brachte der Vorſitzende die unbegrenzte Dankbarkeit
der Verſammlung mit einem dreimaligen Hoch zum Ausdrucke,
in welches die Anweſenden begeiſtert einſtimmten. Hierauf
erteilte der Vorſitzende dem Referenten Steueraſſiſtent Mihalescul
das Wort zur Erſtattung des Referates: „Die Regierungsvorlage
eines Zeitbeſörderungsſchemas und deſſen Bedeutung für die öſterr.
Steuerbeamtenſchaft.“ Dieſes Referat, wurde von der Verſamm-
lung mit großem Applaus aufgenommen. Nachdem der Vor-
ſitzende dem Referenten namens der Verſammlung den Dank
abgeſtattet hatte, wurde von demſelben nachſtehende, von der
Verſammlung einſtimmig angenommene Reſolution zur Ver-
leſung gebracht: „Die am zweiten öſterreichiſchen Steuer-
beamtentage verſammelten Steuerbeamten fordern mit
Rückſicht auf die beſondere Schwierigkeit und Verantwort-
lichkeit des Dienſtes dieſer Beamtenkategorie ſowohl bei den
Steuerämtern als auch den Steuerbehörden erſter Inſtanz, auf
die Ebenbürtigkeit dieſes Dienſtes mit jenen anderer Staats-
dienſtzweige wie Staatskaſſen, Rechnungs-, Poſt- und Zolldienſt,
ferner mit Rückſicht auf die wiederholten E[n]tſcheidungen maß-
gebender Zentralſtellen, daß der Steueramtsdienſt kein Mani-
pulationsdienſt ſei, ſowie mit Rückſicht auf die Beſtimmungen
über die Aufnahme in den Steueramtsdienſt in Ungarn und
Bosnien, daß der Experte der öſterreichiſchen Steuerbeamten-
ſchaft im Staatsangeſtelltenausſchuſſ[e] folgende Kardinalforde-
rungen der Steuerbeamtenſchaft vertrete: 1. Geſetzliche Nor-
mierung der abſolvierten Mittelſchule als Anſtellungserfor-
dernis für den Steueramtsdienſt vor Inkrafttreten einer
Dienſtpragmatik. 2. Einreihung der einzelnen Beamtenkate-
gorien in die im Zeitbeſörderungsſchema vorgeſehenen Gruppen
ausſchließlich im Geſetzwege und nicht im Verordnungswege.“
Zum letzten Punkt der Tagesordnung erteilte der Vorſitzende
dem Steueroſſizialen Geza Beuſch aus Radautz das Wort,
welcher nachſtehenden, von der Verſammlung ebenfalls ein-
ſtimmig angenommenen Antrag ſtellte. Die Verſammlung
ſpricht der Vereinsleitung, und insbeſonders dem Obmanne
Steueroberverwalter Eichel für die Vorbereitung und das
Zuſtandekommen des Steuerbeamtentages, dann für die
ſowohl beim Zentralverbande der öſterreichiſchen Staats-
beamtenvereine in Wien und bei der Verbandsleitung der
[Spaltenumbruch] Steuerbeamtenv[e]reine in Prag eingebrachten, für die Steuer-
beamtenſchaft äuß[e]rſt wichtigen Abänderungsanträge zur
Dienſtpragmatik den wärmſten Dank und die vollſte An-
erkennung aus. Die Vereinsleitung wird ferner erſucht, der
Leitung des Zentralverbandes in Wien und der Verbands-
leitung der Steuerbeamtenvereine in Prag für die
energiſche und zielbewußte Vertretung der Intereſſen
der Staatsbeamten im Allgemeinen und jener der Steuer-
beamtenſchaft im Beſonderen, den Dank und die Anerkennung
d[e]r Verſammlung auf telegrafiſchem Wege zum Ausdrucke
zu bringen. Nachdem noch der Obmann ein beifällig auf-
genommenes Schreiben des Reichsratsabg[e]ordneten Doktor
Straucher zur Verleſung gebracht, und der Vereinsobmann
der Bukowiner Rechnungsbeamten, Rechnungsoff[i]zial
Kaminiecki die kollegialen Glückwünſche dieſer Organiſation
überbracht hatte, ſchloß der Vorſitz[e]nde unter h[e]rzlichen
Dankſagungen an die erſchienenen Vertretungen die denkwürdige
Verſammlung. Von den bei der Tagung p[e]rſönlich nicht
erſchienenen Steuerbeamten langten zahlreiche Begrüßungs-
und Zuſtimmungstelegramme ein.

Der Komet.

Bei günſtigen athmosphäriſchen Ver-
hältniſſen dü[r]fte der Komet in den nächſten Tagen des Abends
und zwar am weſtlichen Horizont, genau in der Richtung
des Sonnenunterganges zu beobachten ſein. Seine Auff[i]ndung
iſt allerdings dadurch erſchwert, daß er ſich infolge der —
von v[e]rſchiedenen O[b]ſervatorien gemeldeten — ſehr geringen
Sichtba[r]keit des Schwe[i]fes von einem Sterne 2 Größe nur
wenig unterſcheidet; es iſt jedoch nicht ausgeſchloſſen, daß ſich
die Sichtbarkeitsverhältniſſe bis 26. d. noch beſſern. Ueber
die geneigteſten Beobachtungszeiten gibt nachſtehende, auf
Czernowitzer Ortszeit baſi[e]rte Tabelle Aufſchluß:


Sonnen-
untergang
Uhr Min.
Untergang
des Kometen
Uhr Min.
Dauer der
Sichtbarkeit
St. Min.
Montag, 23.7 4010 513 11
Dienſta[g], 24.7 4111 043 23
Mittwoch, 25.7 4211 133 31
Donnerſtag, 26.7 4411 193 35
Eine Bauernrevolte?

In Bezug auf die Meldung
eines hieſigen Blattes, welche auch in die Wiener Blätter über-
gangen iſt, daß auf dem, dem Großgrundbeſitzer Warteres
R. v. Prunkul gehörigen Gute eine Bauernrevolte aus-
gebrochen ſei, erfahren wir von zuſtändiger Seite, daß dieſe
Meldung vollſtändig unrichtig iſt. Wohl ſind einige Beſitz-
ſtreitigkeiten zwiſchen der Gutsherrſchaft und einigen bäuerlichen
Grundbeſitzern vorgekommen; doch ereigneten ſich hiebei keinerlei
Ruheſtörungen und keinerlei Gewalttätigkeiten. Vielmehr reduziert
ſich die „Revolte“ auf einen ordnungsmäßigen Zivilprozeß, der vor
dem Suczawaer Gerichte geführt wird.

Verſammlungen.

Geſtern vormittags fand im
„Narodny Dim“ eine von politiſchen Vereine der Ruthenen
einberufene rutheniſche Volksverſammlung ſtatt, in welcher die
Gemeindewirtſchaft einer ſcharfen Kritik unterzogen und eine
diesbezügliche Reſolution gefaßt wurde, wonach die Regierung
aufgefordert wird, im Sinne des Aufſichtsparagraphen der
politiſchen Behörde über die Tätigkeit des Gemeinderates energiſch
zu wachen. Was die Sanktion der neuen Gemeindevorlage
betrifft ſprachen ſich die Redner dahin aus, daß die Abge-
ordneten aufgefordert werden mögen, die baldige Sanktion dieſer
Vorlage zu erwirken. Gleichzeitig wurde anch das Verlangen
geſtellt, daß die Anzahl der Stadtſchulratsmandate vermehrt
werden ſolle, damit auch die Ruthenen ihre Vertreter dorthin
entſenden können. — Am ſelben Tage fand auch eine ſtark
beſuchte polniſche Volksverſammlung ſtatt, bei der folgende
Reſolutionen zur Annahme gelangten: Es ſei an das Unter-
richtsminiſterium eine Zuſchrift zu richten, mit dem Proteſte
gegen die ablehnende Haltung des Landesſchulrates in der Frage
der Einführung der polniſchen Sprache als obligater Gegenſtand
für die polniſchen Schüler an den Mittelſchulen, wie auch in
der Frage der Erteilung des Religionsunterrichtes in polniſcher
Sprache. Ferner ſei an das Magiſtratspräſidium die Bitte zu
richten, die nötigen Schritte zu veranlaſſen, daß den Polen das
Mandat im Stadtſchulrat erhalten bleibe und der gemeinde-
rätliche Polenklub werde aufgefordert, dieſes Poſtulat zur
Durchführung zu bringen. Die alliierten Parteien ſeien an
den Pakt vom Jahre 1905 zu erinnern, der den Polen den
Beſitzſtand wahren ſoll.

Die Handelsangeſtellten von der Penſions-
verſicherung ausgenommen.

Seitens des kaufmän[ni]ſchen
Gremiums Gruppe II in Czernowitz werden wir verſtändigt,
wienach der Verwaltungsgerichtshof in einer geſtern durch-
geführten Verhandlung die Entſcheidung gefällt hat, daß die
Handeisangeſtellten der Verſicherungspflicht zur Penſions-
verſicherung der Privatbeamten nicht unterliegen.

Ungenaue Angabe der Zuſtellungsadreſſe
von Güterſendungen.

Die mangelhafte oder [un]terlaſſ[ene]
Bezeichnung der Wohnung der Abſender oder Empfänger von
Sendungen in den F[r]achtbriefen oder Eingaben hat wiederholt
die Unbeſtellbarkeit der Sendungen und Karreſpondenzen zum
Schaden der Intereſſanten zur Folge gehabt. Namentlich
kommt dies in Czernowitz vor. Jafolge der Bevölkerungs-
zunahme daſelbſt, ſowie infolge Außerachtlaſſung der Melde-
vorſchrift[e]n mehren ſich in den l[e]tzten Jahren die Fälle, in
denen Av[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ſi über angelangte Seudungen, Unanbringlichkeits-
anzeigen, Veräußerungsanzeigen und ſonſtigen M[i]tteilungen,
welche die Eiſenbahn den Abſendern oder den Adr[e]ſſaten in
deren Intereſſe zu machen hat, ſeitens der k. k. Poſtverwaltung
als unbeſtellbar den Bahnämtern zurückgeſtellt werden. Da
hiedurch auch Erſchwerungen in der Abw[i]cklung des Güter-
dienſtes eintreten und insbeſonders wie V[e]rderb der Güter,
hohe Lager- und Wagenſtandgelder, ungünſtige Veräußerung
unanbringlicher Sendungen ꝛc. hervorgerufen werden, ſollten
die Parteien darauf achten, daß in den Frachtbriefen nebſt
den Vor- und Zunamen, Titel und Charakter, Wohnort,
([e]ventuell Poſtbezirk), auch Gaſſe und Hausnummer, des
Abſenders und Adreſſaten mit der größtmöglichen Genauigkeit
angegeben werden.


[Spaltenumbruch]
Wetterprognoſe

für morgen: Zunehmende Bewölkung-
lebhafte Winde, kühl, ſchlechtes Wetter.

Der Czernowitzer Volksküche

ſind folgende
Spenden zugekommen, und zwar von den Herren: Dr. Mayer
Schifter, aus einer Ehrenſache als Vertreter des Klägers
10 K, Inſtallateur Julius Mehlmanu 10 K, Friedrich
Fiſcher 1000 K[i]logramm Kartoff[e]l, Kommerzialrat Max
Anhauch 100 K, Dr. Max Perlſtein und Magiſter Perlſtein
anläßlich der Wiederkehr des Todestages ihres Vaters 10 K,
Frau Guſta Perlſtein anläßlich der Wiederkehr des Todes-
tages ihres Gatten 5 K, Frau Amalie Habermann zehn
Speiſemarken zur Verteilung an Arme, weiters die Herren
Dawid Weidenfeld anläßlich ſeiner Geneſung 10 K, N. N.
aus einem Vergleich 100 K, Dr. Mayer Schiſter erlegte eine
durch Dawid Fränkel geleiſtete Buße anläßlich einer Straf-
ſache 50 K und Dr. Max Thenen 30 K. Den edlen
Spendern, die damit eine Sache wahrſter Menſchlichkeit
förderten, wird von der Vereinsleitung wärmſter Dank geſagt.
Man vergeſſe bei den mannigfachen Anläſſen nicht der
Volksküche. Dieſer humanen Inſtitution können nur Spenden
die Erfüllung ihrer ſchönen Aufgabe ermöglichen.




Zur Lehrerinnenfrage.

Der Leitartikel in der „Czernowitzer Allg. Z[e]itung“
vom 12. d. M. bringt die traurige Tatſache zur Kenntnis,
daß unſere Kollegen mit emſigem Eifer bemüht ſind, Beweiſe
ihres rückſchrittlichen Denkens und gehäſſigen Vorgehens gegen
ihre Mitarbeiterinnen, zu liefern. Der Antragſt[e]ller der Reſo-
lution iſt ein Lehrer aus Itzkany, man benötigt nicht viel
Scharfſinn dazu, um ſofort herauszufinden, daß er von den
meiſt „Betroffenen“ zur ſogenannten „Weiberwirtſchaft“ in
Czernowitz das Wo[r]t zu ergreifen aufgefordert wurde.

Zuallereſt ſtelle ich feſt, daß ich nicht gerade geſonnen bin,
den Lehrerinnen ein hohes Lied zu ſingen. Auch in ihren
Reihen finden ſich ſolche, die leider nicht tadelfrei ſind; aber
gottlob wenige.

Seit wann und warum entſtand der Kampf gegen die
L[e]hrerinnen? Derſelbe dauert ſchon ziemlich lange an; nur
daß ſich vor einigen Jahren die widerſinnigen Angriffe bloß
ſchüchtern und leiſe hervorwagten. Nun aber ſi[n]d die Rufer,
von „geiſtreichen“ Apoſteln angeeifert, bei jeder ſich bietenden
Gelegenheit ihre Behauptung vom Stappel laſſen, daß
Frauen für den Unterricht der Jugend nicht taugen, immer
lauter geworden. Arme Söhne des Landes; die ihre Mütter
in den tiefſten Schatten ſtellen, weil ſie nicht verſtanden haben,
ihnen die Erkenntnis einzuflößen, daß nur die Mutter allein
geeignet iſt, Sinn für Duldſamkeit, Pflichtgefühl, O[r]dnung,
Anerkennung der Obrigkeit, Vaterlandsliebe und den
zur Ausübung all dieſer Tugenden nötigen Takt, ihren Kindern
anzuerziehen. Und ſo wie die Mutter in der Familie die
erſten Keime des Guten in das Herz des Kindes legt und
es mit den nötigen Tugend- und Ehrbegriffen fürs Leben
ausſtattet, ſo kann in der größeren Fam[i]lie, der Schule
kaum jemand anderer beſſer, als eben die Frau mit ihrem
zar[t]ſinnigem Empfinden die ſchlummernden guten Keime
im Kinde wecken und die böſen, durch Geduld und umſichtige
Behandlung der Kindesſeele, ausrotten. Alles Schreien und
ſich Mühen wird deshalb den geehrten Kollegen nichts helfen,
die Frau wird nie aus der Schule entfernt werden, weil ſie
eben dorthin gehört, vermöge ihrer natürlichen pädagogiſchen
Eignung.

Wenn die Mutter die Fähigkeit beſitzt, Söhne und
Töchter zu erziehen, und dieſe Fähigkeit Geſetz und Geſellſchaft
anerkannt haben, warum ſollte die Lehrerin nicht ähnliches
können, wo ſie noch obendrein eine w[i]ſſenſchaftliche Bildung
zu dieſem h[e]iligen Amte des Lehrens und Erziehens erhalten
hat. Flöße die Quelle des Kampfes der Herren Kollegen aus
großem Eifer für das Wohl der Jugend, dann: Hut ab!
Aber leider entſpringt ſie anderen Motiven. Die einen möchten
gerne Stellen in der Hauptſtadt bekommen, die Familien-
väter ihrer Kinder wegen, andere, um ſich dem Genuſſe des
„Großſtadtlebens“ hingeben zu können, und ſo hat jeder ſeine
ihm berechtigt ſcheinenden Gründe und führt zu ihrer
Geltendmachung einen unberechtigten Kampf, der weit übers
Ziel führt.

Ich lade die ritterlichen Kämpfer ein, die Streitax[t] für
kurze Zeit mit den großen Literaturwerken unſerer Zeit zu
vertauſchen. An der Hand derſ[e]lben werden ſie im Meinungs-
ausdruck zahlreicher Geiſtesgrößen finden, daß zumeiſt die
ſorgende, zärtliche, verſtändnisinnige Mutter es war, die die
Fähigkeiten ihres Sohnes oder ihrer Tochter entdeckte und
dieſelben zu fördern und zu leiten auch anzuregen verſtanden
hat. Den Reigen nach dieſer Richtung eröffnet unſer Alt-
meiſter Goethe.

Blicken wir aber auch ins Leben! Gehen wir nach dem
W[e]ſten; dort arbeiten die Frauen bereits auf allen Gebieten
des Erwerbes; ſie werden aber von den Männern, nicht nur
geduldet, ſondern anerkannt und gefördert. Der jüngſt ver-
ſtorbene Dichter Björnſon hat in ſeinen Werken oft das
wertvolle höherleitende Element im Weibe dargeſtellt und war
aus Ueberzengung ein Fö[r]derer der Frau als Erzieherin. —
Die Lehrerinnen in der Bukowina ſind gottlob auch ſchon
hellſehend geworden und trachten nach erweiterten Rechten,
jedoch ohne hiebei dieſelben anderer zu ſchmälern.

Im Blatte „Neues Frauenleben“ leſen wir, daß in
jüngſter Zeit die Frauen Wiens große Verſammlungen ab-
halten, um den § 30 des Vereinsgeſetzes, welcher „Frauen-
perſonen“ von der Teilnahme an politiſchen Vereinen aus-
ſchließt, zu ſtreichen. Dem Verfaſſungsausſchuffe des Par-
lamentes liegt die Reform des V[e]reinsgeſetz[e]s vor; der
Referent hierüber iſt der Reichsratsabgeordnete Perne[r]ſtorfer.
Derſelbe meint, daß ihm die Streichung des § 30 nur dann
gelingen werde, wenn er außerhalb des Parlamentes, von
den Frauen, tatkräftig unterſtützt werde. Zu dieſem Zwecke
fand nun eine ſehr zahlreiche Verſammlung ſtatt, in welcher
Vertreterinnen verſchiedenſter Berufsklaſſen als: gewerbe-
treibende Frauen, Beamtinnen, Lehrerinnen, Studentinnen
u. a. m. ſprechen. In Prag dieſelbe Bewegung; dort werden

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R. v. <hi rendition="#g">Prunkul</hi> gehörigen Gute eine Bauernrevolte aus-<lb/>
gebrochen &#x017F;ei, erfahren wir von zu&#x017F;tändiger Seite, daß die&#x017F;e<lb/>
Meldung voll&#x017F;tändig <hi rendition="#g">unrichtig</hi> i&#x017F;t. Wohl &#x017F;ind einige Be&#x017F;itz-<lb/>
&#x017F;treitigkeiten zwi&#x017F;chen der Gutsherr&#x017F;chaft und einigen bäuerlichen<lb/>
Grundbe&#x017F;itzern vorgekommen; doch ereigneten &#x017F;ich hiebei keinerlei<lb/>
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&#x017F;ich die &#x201E;Revolte&#x201C; auf einen ordnungsmäßigen Zivilprozeß, der vor<lb/>
dem Suczawaer Gerichte geführt wird.</p>
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&#x201E;Narodny Dim&#x201C; eine von politi&#x017F;chen Vereine der Ruthenen<lb/>
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Gemeindewirt&#x017F;chaft einer &#x017F;charfen Kritik unterzogen und eine<lb/>
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zu wachen. Was die Sanktion der neuen Gemeindevorlage<lb/>
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Vorlage zu erwirken. Gleichzeitig wurde anch das Verlangen<lb/>
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be&#x017F;uchte polni&#x017F;che Volksver&#x017F;ammlung &#x017F;tatt, bei der folgende<lb/>
Re&#x017F;olutionen zur Annahme gelangten: Es &#x017F;ei an das Unter-<lb/>
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rätliche Polenklub werde aufgefordert, die&#x017F;es Po&#x017F;tulat zur<lb/>
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          <p>für morgen: Zunehmende Bewölkung-<lb/>
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Spenden zugekommen, und zwar von den Herren: Dr. Mayer<lb/><hi rendition="#g">Schifter,</hi> aus einer Ehren&#x017F;ache als Vertreter des Klägers<lb/>
10 K, In&#x017F;tallateur Julius Mehlmanu 10 K, Friedrich<lb/>
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Anhauch 100 K, Dr. Max Perl&#x017F;tein und Magi&#x017F;ter Perl&#x017F;tein<lb/>
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Man verge&#x017F;&#x017F;e bei den mannigfachen Anlä&#x017F;&#x017F;en nicht der<lb/>
Volksküche. Die&#x017F;er humanen In&#x017F;titution können nur Spenden<lb/>
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[4/0004] Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 24. Mai 1910. wurden; der Reſt wurde vier Stunden lang an einem feuchten Tage in einem Zimmer bei offenen Fenſtern auf einem Tiſche ausgebreitet und darauf ebenſo behandelt, wie die erſten Brief- marken. Dann wurden beide Proben unter dem Mikroſkop ſorg- fältig auf Keime hin unterſucht. Alle Briefmarken enthielten nachher große Mengen mikroſkopiſcher Lebeweſen, jedoch ent- hielten die im Zimmer der feuchten Luft ausgeſetzten fünfmal ſoviel, wie die anderen. Allerdings waren die meiſten der ge- fundenen Bakterien harmloſer Natur, jedoch fanden ſich maſſen- haft Staphylokokken (Eiterbakterien), und daß in einem Zimmer, in dem Menſchen verkehren, auch Tuberkeln und Erreger anderer Krankheiten auf die Briefmarken gelangen, verſteht ſich von ſelbſt. Der engliſche Arzt gibt daher den wohlverſtändlichen Rat, nie Briefmarken durch Lecken mit der Zunge anzufeuchten, nicht nur aus äſthetiſchen Gründen, ſondern auch aus hygieniſchen. In Geſchäften, die große Poſtſeudungen zu ledigen haben, ge- ſchieht das Anfeuchten der Briefmarken gewöhnlich mit An- ſeuchtern, waſſergetränkten Schwämmchen oder feuchten Filz- platten. Auch in dieſen finden ſich allerhand Keime, die beim Anfeuchten einer Briefmarke dann auf die Hand und auf dieſem Wege ſpäter in den Mund gelangen können. Es iſt daher zu empfehlen, ſolche Briefmarkenanfeuchter nicht mit reinem Waſſer zu tränken, ſondern irgendeine antiſepttſche Flüſſigkeit zu wählen. Czernowitzer Angelegenheiten. Czernowitz, 23. Mai. Militäriſches. Transferiert wurde der Kadett in der Reſerve des 85. Jaſauterie-Regimentes Hermann Sand zum 41. Infanterie-Reginment und ernannt zum proviſoriſchen Landwehrbezirksfeldwebel der Poſtenführer, Titularwachtmeiſter Karl Kaufenberg des Landwehrkommandos Nr. 13 beim Landwehrinfanterieregiment Czernowitz Nr. 22. Vom Zentralverband der öſterreichiſchen Staatsbeamtenvereine. Aus Wien wird uns tele- graphiert: Bei ber Sonntag, den 22. d. M. ſtattgefundenen Generalverſammlung des Zentralverbandes der öſterreichiſchen Staatsbeamtenvereine wurden gewählt: OLGR. Dr. Albert Salter als Leitungsmitglied, Baurat Würfel und Ober- vorſteher Wegner als Verbandsausſchußmitalieder, Steuer- oberverwalter Eichel und Rechnungsoffizial Kamieniecki als Erſatzmänner. II. Oeſterreichiſcher Steuerbeamtentag. Der zweite Steuerveamtentag, der am 22. d. M. im Rathausſaale zu Czernowitz ſtattgefunden hat, hat einen überaus günſtigen Verlauf genommen. Faſt aus allen Amtsorten der Bukow. waren mehrgliedrige Abordnungen erſchienen. Ja aus dem benachbarten Kronland Galizien hat ſich eine Deputation an der Tagung bewilligt. Im allgemeinen war die Beteiligung aus den bukow. Staatsbeamtenorganiſationen eine zahlreiche. Die Bukowiner k. k. Finanzdirektion war durch den Steuer- landes-Inſpektor k. k. Oberfinanzrat Zothe vertreten. Auch Steueramtsluſtrator Dworzak nahm an der Tagung teil Zur feſtgeſetzten Stunde wurde der Steuerbeamtentag vom Vereinsohmanne Steueroberverwalter Eichel eröffnet. Nachdem derſelbe die Verſammlung und insbeſonders die verſchiedenen Vertretungen auf das herzlichſte begrüßte, gedachte er des erhabenen greiſen Monarchen, der zu Gunſten der Staatsbeamtenſchaft entſchieden hat. Der Vorſitzende führte weiter aus: Die allerhöchſte Thronrede vom 19. Juni 1907 enthält nämlich eine auf dieſen Gegenſtand bezughabende Stelle, derzufolge die Regelung der Dienſtverhältniſſe der Staatsbeamten in Ausſicht geſtellt wurde. Dieſer allerhöchſten Anordnung wurde mit dem im Abgeordnetenhauſe am 31. Dezember 1909 eingebrachten Geſetzesentwurfe entſprochen. Sodann brachte der Vorſitzende die unbegrenzte Dankbarkeit der Verſammlung mit einem dreimaligen Hoch zum Ausdrucke, in welches die Anweſenden begeiſtert einſtimmten. Hierauf erteilte der Vorſitzende dem Referenten Steueraſſiſtent Mihalescul das Wort zur Erſtattung des Referates: „Die Regierungsvorlage eines Zeitbeſörderungsſchemas und deſſen Bedeutung für die öſterr. Steuerbeamtenſchaft.“ Dieſes Referat, wurde von der Verſamm- lung mit großem Applaus aufgenommen. Nachdem der Vor- ſitzende dem Referenten namens der Verſammlung den Dank abgeſtattet hatte, wurde von demſelben nachſtehende, von der Verſammlung einſtimmig angenommene Reſolution zur Ver- leſung gebracht: „Die am zweiten öſterreichiſchen Steuer- beamtentage verſammelten Steuerbeamten fordern mit Rückſicht auf die beſondere Schwierigkeit und Verantwort- lichkeit des Dienſtes dieſer Beamtenkategorie ſowohl bei den Steuerämtern als auch den Steuerbehörden erſter Inſtanz, auf die Ebenbürtigkeit dieſes Dienſtes mit jenen anderer Staats- dienſtzweige wie Staatskaſſen, Rechnungs-, Poſt- und Zolldienſt, ferner mit Rückſicht auf die wiederholten Entſcheidungen maß- gebender Zentralſtellen, daß der Steueramtsdienſt kein Mani- pulationsdienſt ſei, ſowie mit Rückſicht auf die Beſtimmungen über die Aufnahme in den Steueramtsdienſt in Ungarn und Bosnien, daß der Experte der öſterreichiſchen Steuerbeamten- ſchaft im Staatsangeſtelltenausſchuſſe folgende Kardinalforde- rungen der Steuerbeamtenſchaft vertrete: 1. Geſetzliche Nor- mierung der abſolvierten Mittelſchule als Anſtellungserfor- dernis für den Steueramtsdienſt vor Inkrafttreten einer Dienſtpragmatik. 2. Einreihung der einzelnen Beamtenkate- gorien in die im Zeitbeſörderungsſchema vorgeſehenen Gruppen ausſchließlich im Geſetzwege und nicht im Verordnungswege.“ Zum letzten Punkt der Tagesordnung erteilte der Vorſitzende dem Steueroſſizialen Geza Beuſch aus Radautz das Wort, welcher nachſtehenden, von der Verſammlung ebenfalls ein- ſtimmig angenommenen Antrag ſtellte. Die Verſammlung ſpricht der Vereinsleitung, und insbeſonders dem Obmanne Steueroberverwalter Eichel für die Vorbereitung und das Zuſtandekommen des Steuerbeamtentages, dann für die ſowohl beim Zentralverbande der öſterreichiſchen Staats- beamtenvereine in Wien und bei der Verbandsleitung der Steuerbeamtenvereine in Prag eingebrachten, für die Steuer- beamtenſchaft äußerſt wichtigen Abänderungsanträge zur Dienſtpragmatik den wärmſten Dank und die vollſte An- erkennung aus. Die Vereinsleitung wird ferner erſucht, der Leitung des Zentralverbandes in Wien und der Verbands- leitung der Steuerbeamtenvereine in Prag für die energiſche und zielbewußte Vertretung der Intereſſen der Staatsbeamten im Allgemeinen und jener der Steuer- beamtenſchaft im Beſonderen, den Dank und die Anerkennung der Verſammlung auf telegrafiſchem Wege zum Ausdrucke zu bringen. Nachdem noch der Obmann ein beifällig auf- genommenes Schreiben des Reichsratsabgeordneten Doktor Straucher zur Verleſung gebracht, und der Vereinsobmann der Bukowiner Rechnungsbeamten, Rechnungsoffizial Kaminiecki die kollegialen Glückwünſche dieſer Organiſation überbracht hatte, ſchloß der Vorſitzende unter herzlichen Dankſagungen an die erſchienenen Vertretungen die denkwürdige Verſammlung. Von den bei der Tagung perſönlich nicht erſchienenen Steuerbeamten langten zahlreiche Begrüßungs- und Zuſtimmungstelegramme ein. Der Komet. Bei günſtigen athmosphäriſchen Ver- hältniſſen dürfte der Komet in den nächſten Tagen des Abends und zwar am weſtlichen Horizont, genau in der Richtung des Sonnenunterganges zu beobachten ſein. Seine Auffindung iſt allerdings dadurch erſchwert, daß er ſich infolge der — von verſchiedenen Obſervatorien gemeldeten — ſehr geringen Sichtbarkeit des Schweifes von einem Sterne 2 Größe nur wenig unterſcheidet; es iſt jedoch nicht ausgeſchloſſen, daß ſich die Sichtbarkeitsverhältniſſe bis 26. d. noch beſſern. Ueber die geneigteſten Beobachtungszeiten gibt nachſtehende, auf Czernowitzer Ortszeit baſierte Tabelle Aufſchluß: Sonnen- untergang Uhr Min. Untergang des Kometen Uhr Min. Dauer der Sichtbarkeit St. Min. Montag, 23. 7 40 10 51 3 11 Dienſtag, 24. 7 41 11 04 3 23 Mittwoch, 25. 7 42 11 13 3 31 Donnerſtag, 26. 7 44 11 19 3 35 Eine Bauernrevolte? In Bezug auf die Meldung eines hieſigen Blattes, welche auch in die Wiener Blätter über- gangen iſt, daß auf dem, dem Großgrundbeſitzer Warteres R. v. Prunkul gehörigen Gute eine Bauernrevolte aus- gebrochen ſei, erfahren wir von zuſtändiger Seite, daß dieſe Meldung vollſtändig unrichtig iſt. Wohl ſind einige Beſitz- ſtreitigkeiten zwiſchen der Gutsherrſchaft und einigen bäuerlichen Grundbeſitzern vorgekommen; doch ereigneten ſich hiebei keinerlei Ruheſtörungen und keinerlei Gewalttätigkeiten. Vielmehr reduziert ſich die „Revolte“ auf einen ordnungsmäßigen Zivilprozeß, der vor dem Suczawaer Gerichte geführt wird. Verſammlungen. Geſtern vormittags fand im „Narodny Dim“ eine von politiſchen Vereine der Ruthenen einberufene rutheniſche Volksverſammlung ſtatt, in welcher die Gemeindewirtſchaft einer ſcharfen Kritik unterzogen und eine diesbezügliche Reſolution gefaßt wurde, wonach die Regierung aufgefordert wird, im Sinne des Aufſichtsparagraphen der politiſchen Behörde über die Tätigkeit des Gemeinderates energiſch zu wachen. Was die Sanktion der neuen Gemeindevorlage betrifft ſprachen ſich die Redner dahin aus, daß die Abge- ordneten aufgefordert werden mögen, die baldige Sanktion dieſer Vorlage zu erwirken. Gleichzeitig wurde anch das Verlangen geſtellt, daß die Anzahl der Stadtſchulratsmandate vermehrt werden ſolle, damit auch die Ruthenen ihre Vertreter dorthin entſenden können. — Am ſelben Tage fand auch eine ſtark beſuchte polniſche Volksverſammlung ſtatt, bei der folgende Reſolutionen zur Annahme gelangten: Es ſei an das Unter- richtsminiſterium eine Zuſchrift zu richten, mit dem Proteſte gegen die ablehnende Haltung des Landesſchulrates in der Frage der Einführung der polniſchen Sprache als obligater Gegenſtand für die polniſchen Schüler an den Mittelſchulen, wie auch in der Frage der Erteilung des Religionsunterrichtes in polniſcher Sprache. Ferner ſei an das Magiſtratspräſidium die Bitte zu richten, die nötigen Schritte zu veranlaſſen, daß den Polen das Mandat im Stadtſchulrat erhalten bleibe und der gemeinde- rätliche Polenklub werde aufgefordert, dieſes Poſtulat zur Durchführung zu bringen. Die alliierten Parteien ſeien an den Pakt vom Jahre 1905 zu erinnern, der den Polen den Beſitzſtand wahren ſoll. Die Handelsangeſtellten von der Penſions- verſicherung ausgenommen. Seitens des kaufmänniſchen Gremiums Gruppe II in Czernowitz werden wir verſtändigt, wienach der Verwaltungsgerichtshof in einer geſtern durch- geführten Verhandlung die Entſcheidung gefällt hat, daß die Handeisangeſtellten der Verſicherungspflicht zur Penſions- verſicherung der Privatbeamten nicht unterliegen. Ungenaue Angabe der Zuſtellungsadreſſe von Güterſendungen. Die mangelhafte oder unterlaſſene Bezeichnung der Wohnung der Abſender oder Empfänger von Sendungen in den Frachtbriefen oder Eingaben hat wiederholt die Unbeſtellbarkeit der Sendungen und Karreſpondenzen zum Schaden der Intereſſanten zur Folge gehabt. Namentlich kommt dies in Czernowitz vor. Jafolge der Bevölkerungs- zunahme daſelbſt, ſowie infolge Außerachtlaſſung der Melde- vorſchriften mehren ſich in den letzten Jahren die Fälle, in denen Av_ſi über angelangte Seudungen, Unanbringlichkeits- anzeigen, Veräußerungsanzeigen und ſonſtigen Mitteilungen, welche die Eiſenbahn den Abſendern oder den Adreſſaten in deren Intereſſe zu machen hat, ſeitens der k. k. Poſtverwaltung als unbeſtellbar den Bahnämtern zurückgeſtellt werden. Da hiedurch auch Erſchwerungen in der Abwicklung des Güter- dienſtes eintreten und insbeſonders wie Verderb der Güter, hohe Lager- und Wagenſtandgelder, ungünſtige Veräußerung unanbringlicher Sendungen ꝛc. hervorgerufen werden, ſollten die Parteien darauf achten, daß in den Frachtbriefen nebſt den Vor- und Zunamen, Titel und Charakter, Wohnort, (eventuell Poſtbezirk), auch Gaſſe und Hausnummer, des Abſenders und Adreſſaten mit der größtmöglichen Genauigkeit angegeben werden. Wetterprognoſe für morgen: Zunehmende Bewölkung- lebhafte Winde, kühl, ſchlechtes Wetter. Der Czernowitzer Volksküche ſind folgende Spenden zugekommen, und zwar von den Herren: Dr. Mayer Schifter, aus einer Ehrenſache als Vertreter des Klägers 10 K, Inſtallateur Julius Mehlmanu 10 K, Friedrich Fiſcher 1000 Kilogramm Kartoffel, Kommerzialrat Max Anhauch 100 K, Dr. Max Perlſtein und Magiſter Perlſtein anläßlich der Wiederkehr des Todestages ihres Vaters 10 K, Frau Guſta Perlſtein anläßlich der Wiederkehr des Todes- tages ihres Gatten 5 K, Frau Amalie Habermann zehn Speiſemarken zur Verteilung an Arme, weiters die Herren Dawid Weidenfeld anläßlich ſeiner Geneſung 10 K, N. N. aus einem Vergleich 100 K, Dr. Mayer Schiſter erlegte eine durch Dawid Fränkel geleiſtete Buße anläßlich einer Straf- ſache 50 K und Dr. Max Thenen 30 K. Den edlen Spendern, die damit eine Sache wahrſter Menſchlichkeit förderten, wird von der Vereinsleitung wärmſter Dank geſagt. Man vergeſſe bei den mannigfachen Anläſſen nicht der Volksküche. Dieſer humanen Inſtitution können nur Spenden die Erfüllung ihrer ſchönen Aufgabe ermöglichen. Zur Lehrerinnenfrage. Der Leitartikel in der „Czernowitzer Allg. Zeitung“ vom 12. d. M. bringt die traurige Tatſache zur Kenntnis, daß unſere Kollegen mit emſigem Eifer bemüht ſind, Beweiſe ihres rückſchrittlichen Denkens und gehäſſigen Vorgehens gegen ihre Mitarbeiterinnen, zu liefern. Der Antragſteller der Reſo- lution iſt ein Lehrer aus Itzkany, man benötigt nicht viel Scharfſinn dazu, um ſofort herauszufinden, daß er von den meiſt „Betroffenen“ zur ſogenannten „Weiberwirtſchaft“ in Czernowitz das Wort zu ergreifen aufgefordert wurde. Zuallereſt ſtelle ich feſt, daß ich nicht gerade geſonnen bin, den Lehrerinnen ein hohes Lied zu ſingen. Auch in ihren Reihen finden ſich ſolche, die leider nicht tadelfrei ſind; aber gottlob wenige. Seit wann und warum entſtand der Kampf gegen die Lehrerinnen? Derſelbe dauert ſchon ziemlich lange an; nur daß ſich vor einigen Jahren die widerſinnigen Angriffe bloß ſchüchtern und leiſe hervorwagten. Nun aber ſind die Rufer, von „geiſtreichen“ Apoſteln angeeifert, bei jeder ſich bietenden Gelegenheit ihre Behauptung vom Stappel laſſen, daß Frauen für den Unterricht der Jugend nicht taugen, immer lauter geworden. Arme Söhne des Landes; die ihre Mütter in den tiefſten Schatten ſtellen, weil ſie nicht verſtanden haben, ihnen die Erkenntnis einzuflößen, daß nur die Mutter allein geeignet iſt, Sinn für Duldſamkeit, Pflichtgefühl, Ordnung, Anerkennung der Obrigkeit, Vaterlandsliebe und den zur Ausübung all dieſer Tugenden nötigen Takt, ihren Kindern anzuerziehen. Und ſo wie die Mutter in der Familie die erſten Keime des Guten in das Herz des Kindes legt und es mit den nötigen Tugend- und Ehrbegriffen fürs Leben ausſtattet, ſo kann in der größeren Familie, der Schule kaum jemand anderer beſſer, als eben die Frau mit ihrem zartſinnigem Empfinden die ſchlummernden guten Keime im Kinde wecken und die böſen, durch Geduld und umſichtige Behandlung der Kindesſeele, ausrotten. Alles Schreien und ſich Mühen wird deshalb den geehrten Kollegen nichts helfen, die Frau wird nie aus der Schule entfernt werden, weil ſie eben dorthin gehört, vermöge ihrer natürlichen pädagogiſchen Eignung. Wenn die Mutter die Fähigkeit beſitzt, Söhne und Töchter zu erziehen, und dieſe Fähigkeit Geſetz und Geſellſchaft anerkannt haben, warum ſollte die Lehrerin nicht ähnliches können, wo ſie noch obendrein eine wiſſenſchaftliche Bildung zu dieſem heiligen Amte des Lehrens und Erziehens erhalten hat. Flöße die Quelle des Kampfes der Herren Kollegen aus großem Eifer für das Wohl der Jugend, dann: Hut ab! Aber leider entſpringt ſie anderen Motiven. Die einen möchten gerne Stellen in der Hauptſtadt bekommen, die Familien- väter ihrer Kinder wegen, andere, um ſich dem Genuſſe des „Großſtadtlebens“ hingeben zu können, und ſo hat jeder ſeine ihm berechtigt ſcheinenden Gründe und führt zu ihrer Geltendmachung einen unberechtigten Kampf, der weit übers Ziel führt. Ich lade die ritterlichen Kämpfer ein, die Streitaxt für kurze Zeit mit den großen Literaturwerken unſerer Zeit zu vertauſchen. An der Hand derſelben werden ſie im Meinungs- ausdruck zahlreicher Geiſtesgrößen finden, daß zumeiſt die ſorgende, zärtliche, verſtändnisinnige Mutter es war, die die Fähigkeiten ihres Sohnes oder ihrer Tochter entdeckte und dieſelben zu fördern und zu leiten auch anzuregen verſtanden hat. Den Reigen nach dieſer Richtung eröffnet unſer Alt- meiſter Goethe. Blicken wir aber auch ins Leben! Gehen wir nach dem Weſten; dort arbeiten die Frauen bereits auf allen Gebieten des Erwerbes; ſie werden aber von den Männern, nicht nur geduldet, ſondern anerkannt und gefördert. Der jüngſt ver- ſtorbene Dichter Björnſon hat in ſeinen Werken oft das wertvolle höherleitende Element im Weibe dargeſtellt und war aus Ueberzengung ein Förderer der Frau als Erzieherin. — Die Lehrerinnen in der Bukowina ſind gottlob auch ſchon hellſehend geworden und trachten nach erweiterten Rechten, jedoch ohne hiebei dieſelben anderer zu ſchmälern. Im Blatte „Neues Frauenleben“ leſen wir, daß in jüngſter Zeit die Frauen Wiens große Verſammlungen ab- halten, um den § 30 des Vereinsgeſetzes, welcher „Frauen- perſonen“ von der Teilnahme an politiſchen Vereinen aus- ſchließt, zu ſtreichen. Dem Verfaſſungsausſchuffe des Par- lamentes liegt die Reform des Vereinsgeſetzes vor; der Referent hierüber iſt der Reichsratsabgeordnete Pernerſtorfer. Derſelbe meint, daß ihm die Streichung des § 30 nur dann gelingen werde, wenn er außerhalb des Parlamentes, von den Frauen, tatkräftig unterſtützt werde. Zu dieſem Zwecke fand nun eine ſehr zahlreiche Verſammlung ſtatt, in welcher Vertreterinnen verſchiedenſter Berufsklaſſen als: gewerbe- treibende Frauen, Beamtinnen, Lehrerinnen, Studentinnen u. a. m. ſprechen. In Prag dieſelbe Bewegung; dort werden

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 1905, Czernowitz, 24.05.1910, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer1905_1910/4>, abgerufen am 21.11.2024.