Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 2040, Czernowitz, 04.11.1910.[Spaltenumbruch]
Redaktion und Administration: Telephon-Nummer 161. Abonnementsbedingungen: Für Czernowitz Für Deutschland: für Rumänien und den Balkan: Telegramme Allgemeine, Czernowitz. [Spaltenumbruch] Czernowitzer Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch] Ankündigungen: Einzelexemplare Nr. 2040. Czernowitz, Freitag, den 4. November 1910. [Spaltenumbruch] Uebersicht. Vom Tage. Das Kabinett Briand hat seine Demission gegeben. -- Letzte Telegramme. Der kroatische Landtag ist für den 21. November ein- Die Einigung in der Frage der Barzahlungen. Czernowitz, 3. November. Man ist in der Frage der Barzahlungen zu einer Nach dem Bankprivilegium vom Jahre 1899 ist der Vom Tage. Czernowitz, 3. November. Die Lösung der Barzahlungsfrage. Wien, 2. November. Das "Fremdenblatt" reproduziert [Spaltenumbruch] Landesverrat. 103] (Nachdruck verboten.) Wenn Sie meine Schwester wären, Durchlaucht, so "Ich danke Ihnen," sagte sie einfach. "Und ich glaube, daß Sie recht haben." Jetzt machte sie keinen Versuch mehr, mich zurückzuhalten, Um ihn darüber zu beruhigen, daß er keine Störung der Er nickte stumm und ich sah ihn in der Tür meines Hauses 31. Kapitel. In einer Ecke des Bibliothekzimmers, unbeweglich vor Der Groß-Bojar hatte meinen respektvollen Gruß nicht er- "Sie sind es, Lazar?" "Jawohl, Durchlaucht!" "Was tun Sie hier?" "Ich habe die ersten, heute fertiggestellten Blätter meiner [Spaltenumbruch] "Haben Sie sie versiegelt?" "Jawohl! Mit dem Siegel Seiner Exzellenz." Er gab seinem Stuhl eine rasche Wendung, um mir voll "Mit dem Siegel Seiner Exzellenz? Was soll das "Vor seiner Abreise, Durchlaucht! Es ist ein alter "Lassen Sie mich ihn sehen!" befahl er. Ich entblößte meinen Unterarm und zeigte ihm den "Auf welche Art lösen Sie den Ring von der Kette?" "Ich bin gar nicht imstande, ihn zu lösen, sondern ich Auf das Genaueste prüfte der Groß-Bojar jetzt die Kette "Sie sind überzeugt, daß niemand den Verschluß lösen "Ein Kunstschlosser würde vielleicht dazu imstande sein, Mit einer ganz unzweideutigen Gebärde des Unwillens "Stolojans Praktiken scheinen mir nachgerade ein wenig "Meiner Ueberzeugung nach würden die Papiere in einem Ich sah wohl, daß er sich in der übelsten Laune befand "Haben Durchlaucht sonst noch Befehle für mich?" fragte "Befehle -- nein! -- Aber ich wünschte allerdings mit "Wie es scheint, Durchlaucht, ist im Laufe der letzten Tage Der Fürst sah mich durchdringend an. "Ich muß doch wohl annehmen, daß man sehr greifbare "Ich für meine Person wüßte jedenfalls nicht, worin diese "Hallo!" fiel der Groß-Bojar ein. "Was ist das? -- "Was ich zum zweiten Male gewiß nicht tun würde, (Fortsetzung folgt.) [Spaltenumbruch]
Redaktion und Adminiſtration: Telephon-Nummer 161. Abonnementsbedingungen: Für Czernowitz Für Deutſchland: für Rumänien und den Balkan: Telegramme Allgemeine, Czernowitz. [Spaltenumbruch] Czernowitzer Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch] Ankündigungen: Einzelexemplare Nr. 2040. Czernowitz, Freitag, den 4. November 1910. [Spaltenumbruch] Ueberſicht. Vom Tage. Das Kabinett Briand hat ſeine Demiſſion gegeben. — Letzte Telegramme. Der kroatiſche Landtag iſt für den 21. November ein- Die Einigung in der Frage der Barzahlungen. Czernowitz, 3. November. Man iſt in der Frage der Barzahlungen zu einer Nach dem Bankprivilegium vom Jahre 1899 iſt der Vom Tage. Czernowitz, 3. November. Die Löſung der Barzahlungsfrage. Wien, 2. November. Das „Fremdenblatt“ reproduziert [Spaltenumbruch] Landesverrat. 103] (Nachdruck verboten.) Wenn Sie meine Schweſter wären, Durchlaucht, ſo „Ich danke Ihnen,“ ſagte ſie einfach. „Und ich glaube, daß Sie recht haben.“ Jetzt machte ſie keinen Verſuch mehr, mich zurückzuhalten, Um ihn darüber zu beruhigen, daß er keine Störung der Er nickte ſtumm und ich ſah ihn in der Tür meines Hauſes 31. Kapitel. In einer Ecke des Bibliothekzimmers, unbeweglich vor Der Groß-Bojar hatte meinen reſpektvollen Gruß nicht er- „Sie ſind es, Lazar?“ „Jawohl, Durchlaucht!“ „Was tun Sie hier?“ „Ich habe die erſten, heute fertiggeſtellten Blätter meiner [Spaltenumbruch] „Haben Sie ſie verſiegelt?“ „Jawohl! Mit dem Siegel Seiner Exzellenz.“ Er gab ſeinem Stuhl eine raſche Wendung, um mir voll „Mit dem Siegel Seiner Exzellenz? Was ſoll das „Vor ſeiner Abreiſe, Durchlaucht! Es iſt ein alter „Laſſen Sie mich ihn ſehen!“ befahl er. Ich entblößte meinen Unterarm und zeigte ihm den „Auf welche Art löſen Sie den Ring von der Kette?“ „Ich bin gar nicht imſtande, ihn zu löſen, ſondern ich Auf das Genaueſte prüfte der Groß-Bojar jetzt die Kette „Sie ſind überzeugt, daß niemand den Verſchluß löſen „Ein Kunſtſchloſſer würde vielleicht dazu imſtande ſein, Mit einer ganz unzweideutigen Gebärde des Unwillens „Stolojans Praktiken ſcheinen mir nachgerade ein wenig „Meiner Ueberzeugung nach würden die Papiere in einem Ich ſah wohl, daß er ſich in der übelſten Laune befand „Haben Durchlaucht ſonſt noch Befehle für mich?“ fragte „Befehle — nein! — Aber ich wünſchte allerdings mit „Wie es ſcheint, Durchlaucht, iſt im Laufe der letzten Tage Der Fürſt ſah mich durchdringend an. „Ich muß doch wohl annehmen, daß man ſehr greifbare „Ich für meine Perſon wüßte jedenfalls nicht, worin dieſe „Hallo!“ fiel der Groß-Bojar ein. „Was iſt das? — „Was ich zum zweiten Male gewiß nicht tun würde, (Fortſetzung folgt.) <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[1]"/> <cb/> <div type="jEditorialStaff"> <p>Redaktion und Adminiſtration:<lb/><hi rendition="#b">Ringplatz 4, 2. 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Es<lb/> entſpräche jedoch gleichwohl einer unrichtigen Auffaſſung der<lb/> Sachlage, wenn man hierin kurzweg ein Eingreifen zugunſten<lb/> Ungarns erblicken wollte. Tatſache iſt, daß Graf Khnen die<lb/> Bankfrage und die Barzahlungsfrage aus den Zeiten der<lb/> Koalitionsregierung als das momentan aktuellſte politiſche<lb/> Erbe übernommen hat und daß das liberale Regime, das<lb/> einzige, von welchem eine Stärkung des Gemeinſamkeitsver-<lb/> hältniſſes mit Zuverſicht vorausgeſetzt und erwartet werden<lb/> kann, ſich einer ſehr bedrohlichen Gefährdung ſeines Beſtandes<lb/><cb/> ausſetzen würde, wenn es dieſe Erbſchaft anzutreten verweigerte<lb/> oder ſich ſelbſt nur in ihrer Pflege eine irgendwie<lb/> auffällige Lauheit erlauben wollte. Wenn man in Betracht<lb/> zieht, daß die gemeinſame Regierung als Berater der Krone<lb/> in allen die Monarchie als ſolche wie das Verhältnis zwiſchen<lb/> ihren ſtaatsrechtlichen Beſtandteilen tangierenden politiſchen<lb/> und wirtſchaftlichen Fragen ihr Verhalten pflichtgemäß einzig<lb/> nach dem oberſten Grundſatze einzurichten hat, daß alles zu<lb/> geſchehen habe, was eine Kräftigung des Geſamtkörpers be-<lb/> dentet und alles aus dem Wege zu räumen ſei, was der<lb/> Feſtigung ſeiner Konſtitution hindernd im Wege ſteht, wird<lb/> man nicht nur die Berechtigung einer dirigierenden ganz ver-<lb/> faſſungsgemäßen Eingreifens ohneweiters anerkennen, ſondern<lb/> im vorliegenden Falle auch ſeine volle Zweckmäßigkeit zu-<lb/> geben müſſen. Man wird dies umſo eher tun können, als die<lb/> Geſährlichkeit eines gegen Ungarn gerichteten Experiments doch<lb/> der Frage gegenüber, <hi rendition="#g">ob</hi> die Barzahlungen aufzunehmen<lb/> ſeien, nicht im richtigen Wertverhältniſſe ſteht. Gewiß ſind<lb/> die Barzahlungen keine Omelette, ſondern eine Maßnahme,<lb/> welche, als Pflicht feſtgeſetzt und unter noch nicht völlig<lb/> gereiften Verhältniſſen zur Durchführung gebracht, ſchwere<lb/> wirtſchaftliche Komplikationen herbeizuführen geeignet wäre.<lb/> Soviel aus den bisherigen Mitteilungen über die von den<lb/> Regierungen abgeſchloſſene Vereinbarung hervorgeht, handelt<lb/> es ſich gegenwärtig jedoch weniger um die Beſtimmung des<lb/> Zeitpunktes ihrer Auf<supplied>n</supplied>ahme; derſelbe wird ſich vorſichtig der<lb/> finanziellen und inneren wirtſchaftlichen Lage beider Staaten<lb/> anzupaſſen haben. Eine vorzeitige Verpflichtung auf ein<lb/> beſtimmtes, vielleicht noch auf weite Friſten erſtrecktes Datum käme<lb/> dem Tun eines Leichtſinnigen gleich, der Wechſel ausſtellt, unbeküm-<lb/> mert darum, ob er ſie zum Fälligkeitstermin einlöſen können wird,<lb/> ohne ſich dadurch in ſeiner Wirtſchaftsgebarung einen Schaden<lb/> zu tun, der vielleicht zu vermeiden geweſen wäre. Das dürfte<lb/> und wird hier jedoch nicht geſchehen. Es dreht ſich um die<lb/> Abgabe eines formellen Verſprechens an den ungariſchen<lb/> Staat; der Zeitpunkt der Erfüllung dieſes Verſprechens aber<lb/> bleibt von dem vorherigen Vorhandenſein gewiſſer Bedin-<lb/> gungen abhängig.</p><lb/> <p>Nach dem Bankprivilegium vom Jahre 1899 iſt der<lb/> öſterreichiſch-ungariſchen Bank die Verpflichtung auferlegt, die<lb/> Banknoten auf Verlangen gegen das geſetzliche Metallgeld<lb/> einzulöſen. Dieſe Verpflichtung iſt jedoch durch einen anderen<lb/> Paragraphen über den Zwangskurs der Staatsnoten in beiden<lb/><cb/> Staatsgebieten der Monarchie zeitweilig aufgehoben: Die<lb/> Bank iſt nach dem Geſetze gegenwärtig zur Einlöſung der<lb/> Noten zwar berechtigt, jedoch nicht ve<supplied cert="high">rp</supplied>flichtet. Die Umwandlung<lb/> dieſes Rechtes in eine bindende Pflicht bildet den eigentlichen<lb/> Inhalt der Barzahlungsſrage. <hi rendition="#aq">De facto</hi> beſtehen die Bar-<lb/> zahlungen längſt. Es exiſtiert kein Agio, die Kronenwährung<lb/> iſt feſt begründet, und vollwertig nicht nur im Inlande, ſondern<lb/> auch dem Auslande gegenüber. Auch iſt jener Artikel des<lb/> Bankſtatuts der vom Zwangskurſe der Staatsnoten ſpricht,<lb/> ſeit der Einziehung derſelben hinfällig geworden, ſodaß eigent-<lb/> lich aus dem Rechte automatiſch eine Pflicht geworden<lb/> wäre; die Aufnahme der obligatoriſchen Barzahlungen<lb/> konnte jedoch bisher aus dem Grunde nicht erfolgen<lb/> weil vorher die Frage zu löſen iſt, was mit den<lb/> Zehn- und Zwanzigkronennoten zu geſchehen hat, welche<lb/> in einem Betrage von achthundert Millionen Kronen im<lb/> Umlaufe ſind, und nach dem beſtehenden Geſetze bei Auf-<lb/> nahme von Barzahlungen einzuziehen wären. Dieſe ungeheure<lb/> Inanſpruchnahme des Metallſchatzes aber könnte hinſichtlich<lb/> des Reſtes des Notenumlaufes die Barzahlungsfähigkeit der<lb/> Bank gefährden, ſodaß hiedurch Währung und Staatskredit<lb/> Erſchütterungen ausgeſetzt ſein könnten. Schon aus der<lb/> Verquickung zwiſchen den Valutageſetzen und dem Bankſtatut<lb/> mit der Barzahlungsfrage geht hervor, daß eine Löſung der<lb/> letzteren unmöglich über’s Knie zu brechen ſein wird, und, wenn von<lb/> einer Einigung die Sprache iſt, es ſich vorläufig einzig um<lb/> die Feſtſtellung handeln konnte, daß auch die öſterreichiſche<lb/> Regierung geneigt ſei, in eine geſetzliche Sicherung der Bar-<lb/> zahlungspflicht im allgemeinen einzuwilligen. Dieſe Ein-<lb/> willigung wird ihre Wirkungskraft natürlich erſt im Wege<lb/> eines von den Parlamenten zu beſchließenden Geſetzes er-<lb/> halten und es wird auch einer ſpäteren Beſchlußfaſſung der<lb/> geſetzgebenden Kö<supplied>r</supplied>perſchaften vorbehalten bleiben, zu be-<lb/> ſtimmen, <hi rendition="#g">wann</hi> die Aufnahme der Barzahlungen ſtattzu-<lb/> finden hat.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Vom Tage.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline>Czernowitz, 3. November.</dateline><lb/> <div xml:id="barzahlungsfrage1" next="#barzahlungsfrage2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Löſung der Barzahlungsfrage.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 2. 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Kapitel.</hi> </p><lb/> <p>In einer Ecke des Bibliothekzimmers, unbeweglich vor<lb/> einem kleinen Schreibtiſch ſitzend, fand ich den Fürſten. Die<lb/> Platte des Tiſches war mit Papieren bedeckt und da ich dem<lb/> Privatſekretär des Fürſten unterwegs begegnet war, nahm ich<lb/> an, daß eben eine geſchäftliche Beſprech<supplied>u</supplied>ng zwiſchen ihm und<lb/> ſeinem Herrn ſtattgefunden habe.</p><lb/> <p>Der Groß-Bojar hatte meinen reſpektvollen Gruß nicht er-<lb/> widert, ſo daß mir die Vermutung kam, er ſei vor Erſchöpfung<lb/> auf ſeinem Stuhle eingeſchlafen. Bei dem Klang der elektriſchen<lb/> Glocke aber, die jedesmal beim Oeffnen des Treſors anſchlug,<lb/> fuhr er nach mir herum.</p><lb/> <p>„Sie ſind es, Lazar?“</p><lb/> <p>„Jawohl, Durchlaucht!“</p><lb/> <p>„Was tun Sie hier?“</p><lb/> <p>„Ich habe die erſten, heute fertiggeſtellten Blätter meiner<lb/> Arbeit heraufgebracht.“</p><lb/> <cb/> <p>„Haben Sie ſie verſiegelt?“</p><lb/> <p>„Jawohl! Mit dem Siegel Seiner Exzellenz.“</p><lb/> <p>Er gab ſeinem Stuhl eine raſche Wendung, um mir voll<lb/> ins Geſicht ſehen zu können, und fragte ſcharf:</p><lb/> <p>„Mit dem Siegel Seiner Exzellenz? Was ſoll das<lb/> heißen? Wann hat Stolojan Ihnen ein ſolches Si<supplied>e</supplied>gel über-<lb/> geben?“</p><lb/> <p>„Vor ſeiner Abreiſe, Durchlaucht! Es iſt ein alter<lb/> Siegelring mit ſehr kunſtvoller Gravierung. Ich trage ihn an<lb/> einer ſtählernen Kette hier um den Arm.“</p><lb/> <p>„Laſſen Sie mich ihn ſehen!“ befahl er.</p><lb/> <p>Ich entblößte meinen Unterarm und zeigte ihm den<lb/> Ring, der mit einigen Kettengliedern an einem eiſernen Armband<lb/> befeſtigt war.</p><lb/> <p>„Auf welche Art löſen Sie den Ring von der Kette?“<lb/> fragte der Fürſt, nachdem er ihn aufmerkſam betrachtet hatte.</p><lb/> <p>„Ich bin gar nicht imſtande, ihn zu löſen, ſondern ich<lb/> muß ihn zum Siegeln benutzen, während er ſich an dem<lb/> Armband befindet. Die Kette iſt mit einem Brahmaſchloß zu-<lb/> ſammengefügt und Seine Exellenz Stolojan hat den Schlüſſel<lb/> behalten. Er ſelbſt hat dieſe Vorrichtung zum Siegeln geheimer<lb/> Aktenſtücke benutzt, als er ſeinerzeit Geſandter im Auslande war.“</p><lb/> <p>Auf das Genaueſte prüfte der Groß-Bojar jetzt die Kette<lb/> und das Schloß.</p><lb/> <p>„Sie ſind überzeugt, daß niemand den Verſchluß löſen<lb/> könnte, der ſich nicht im Beſitz des richtigen Schlüſſels be-<lb/> findet?“</p><lb/> <p>„Ein Kunſtſchloſſer würde vielleicht dazu imſtande ſein,<lb/> Durchlaucht! Ich ſelbſt kann es jedenfalls nicht.“</p><lb/> <p>Mit einer ganz unzweideutigen Gebärde des Unwillens<lb/> zuckte er die Achſeln.</p><lb/> <p>„Stolojans Praktiken ſcheinen mir nachgerade ein wenig<lb/> opernhaft,“ ſagte er ärgerlich.</p><lb/> <p>„Meiner Ueberzeugung nach würden die Papiere in einem<lb/> unverſchloſſenen Fach meines Schreibtiſches genau ſo ſicher auf-<lb/> gehoben ſein, als in dieſem ſiebenmal verſiegelten Heiligtum<lb/> dort. An den behaupteten Verrat glaube ich einfach nicht. Und<lb/> ich müßte eine ſehr ſchlechte Meinung von meiner nächſten Um-<lb/><cb/> gebung haben, wenn ich meine Beſitzung für ein ſo verruchte<lb/> Verſchwörerneſt halten wollte, wie Oberſt Sutzko und Stolojan<lb/> es uns glauben machen wollen.“</p><lb/> <p>Ich ſah wohl, daß er ſich in der übelſten Laune befand<lb/> und ich verſagte mir deshalb, ihm die Tatſachen ins Gedächtnis<lb/> zurückzurufen, die ſehr unzweideutig gegen die Berechtigung<lb/> ſeiner optimiſtiſchen Auffaſſung ſprachen.</p><lb/> <p>„Haben Durchlaucht ſonſt noch Befehle für mich?“ fragte<lb/> ich chrerbietig.</p><lb/> <p>„Befehle — nein! — Aber ich wünſchte allerdings mit<lb/> Ihnen zu reden, Herr Lazar! Ich hörte zu meinem grenzen-<lb/> loſen Erſtaunen, daß die Polizei geſtern bei Ihnen eine Haus-<lb/> ſuchung vorgenommen habe. Was, zum Henker hat das zu be-<lb/> deuten?“</p><lb/> <p>„Wie es ſcheint, Durchlaucht, iſt im Laufe der letzten Tage<lb/> ermittelt worden, daß der Mann, deſſen Leiche man vor einiger<lb/> Zeit am Strande von Potesci gefunden, nicht ein von den<lb/> Wellen aus Land geſpülter Ertrunkener war, ſondern ein<lb/> Fremder, der tags zuvor in Potesci ankam und der ſich dort<lb/> nach meiner Wohnung erkundigte. Und ich vermute, daß die<lb/> Polizei mich darum in irgendwelchen Zuſammenhang bringt mit<lb/> ſeinem Tode.“</p><lb/> <p>Der Fürſt ſah mich durchdringend an.</p><lb/> <p>„Ich muß doch wohl annehmen, daß man ſehr greifbare<lb/> Anhaltspunkte für eine ſolche Vermutung zu haben glaubte.<lb/> Denn es würde ſich ſonſt nicht leicht ein Richter gefunden<lb/> haben, den Befehl zu einer Hausſuchung auszufertigen.“</p><lb/> <p>„Ich für meine Perſon wüßte jedenfalls nicht, worin dieſe<lb/> Anhaltspunkte beſtehen ſollten. Alles, was in dieſer Hinficht<lb/> vorliegt, dürfte ſich darauf beſchränken, daß der Mann vor<lb/> ſeinem Tode im Dorfe geſehen worden iſt, daß er nach mir<lb/> gefragt hat und daß ich töricht genug war, die Perſon, an die<lb/> er ſich mit ſeiner Frage gewendet, zum Verſchweigen dieſes Um-<lb/> ſtandes zu beſtimmen.“</p><lb/> <p>„Hallo!“ fiel der Groß-Bojar ein. „Was iſt das? —<lb/> Was haben Sie getan?“</p><lb/> <p>„Was ich zum zweiten Male gewiß nicht tun würde,<lb/> Durchlaucht!“</p><lb/> <p> <ref> <hi rendition="#right">(Fortſetzung folgt.)</hi> </ref> </p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[1]/0001]
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10 Heller für Czernowitz.
Nr. 2040. Czernowitz, Freitag, den 4. November 1910.
Ueberſicht.
Vom Tage.
Das Kabinett Briand hat ſeine Demiſſion gegeben. —
Die Nachrichten vom Ausbruch einer Revolution in Spanien
werden dementiert. — Zwiſchen der Pfarte und den Ver-
tretern des deutſchen Bankſyndikats werden in Konſtantinopel
Verhandlungen gepflogen.
Letzte Telegramme.
Der kroatiſche Landtag iſt für den 21. November ein-
berufen. — Im engliſchen Kohlenrevier kam es zu Arbeiter-
ausſchreitungen.
Die Einigung in der Frage der
Barzahlungen.
Czernowitz, 3. November.
Man iſt in der Frage der Barzahlungen zu einer
prinzipiellen Einigung gekommen. Wohl ſcheint die Her-
ſtellung dieſer Uebereinſtimmung, wenigſtens was Oeſterreich
betrifft, nicht völlig dem unbeeinflußten Ermeſſen der Re-
gierung entſprungen zu ſein, denn es darf immerhin
einigermaßen überraſchend anmuten, daß jetzt innerhalb weniger
Stunden Vereinbarungen über die Löſung einer Frage zu-
ſtandekommen konnten, der vorher wiederholt, aber immer er-
gebnislos, bereits die langwierigſten Verhandlungen gewidmet
waren und daß ein naher Zuſammenhang zwiſchen der Andienz
Graf Khnens beim Kaiſer und dem Reſultate der unmittelbar
darnach zwiſchen den Vertretern der Regierungen ge-
pflogenen Verhandlungen exiſtiert, ſteht in unzweifelhafter
Weiſe feſt. Das letztere dürfte überwiegend einer Geltend-
machung des Einfluſſes der Krone zuzuſchreiben ſein. Es
entſpräche jedoch gleichwohl einer unrichtigen Auffaſſung der
Sachlage, wenn man hierin kurzweg ein Eingreifen zugunſten
Ungarns erblicken wollte. Tatſache iſt, daß Graf Khnen die
Bankfrage und die Barzahlungsfrage aus den Zeiten der
Koalitionsregierung als das momentan aktuellſte politiſche
Erbe übernommen hat und daß das liberale Regime, das
einzige, von welchem eine Stärkung des Gemeinſamkeitsver-
hältniſſes mit Zuverſicht vorausgeſetzt und erwartet werden
kann, ſich einer ſehr bedrohlichen Gefährdung ſeines Beſtandes
ausſetzen würde, wenn es dieſe Erbſchaft anzutreten verweigerte
oder ſich ſelbſt nur in ihrer Pflege eine irgendwie
auffällige Lauheit erlauben wollte. Wenn man in Betracht
zieht, daß die gemeinſame Regierung als Berater der Krone
in allen die Monarchie als ſolche wie das Verhältnis zwiſchen
ihren ſtaatsrechtlichen Beſtandteilen tangierenden politiſchen
und wirtſchaftlichen Fragen ihr Verhalten pflichtgemäß einzig
nach dem oberſten Grundſatze einzurichten hat, daß alles zu
geſchehen habe, was eine Kräftigung des Geſamtkörpers be-
dentet und alles aus dem Wege zu räumen ſei, was der
Feſtigung ſeiner Konſtitution hindernd im Wege ſteht, wird
man nicht nur die Berechtigung einer dirigierenden ganz ver-
faſſungsgemäßen Eingreifens ohneweiters anerkennen, ſondern
im vorliegenden Falle auch ſeine volle Zweckmäßigkeit zu-
geben müſſen. Man wird dies umſo eher tun können, als die
Geſährlichkeit eines gegen Ungarn gerichteten Experiments doch
der Frage gegenüber, ob die Barzahlungen aufzunehmen
ſeien, nicht im richtigen Wertverhältniſſe ſteht. Gewiß ſind
die Barzahlungen keine Omelette, ſondern eine Maßnahme,
welche, als Pflicht feſtgeſetzt und unter noch nicht völlig
gereiften Verhältniſſen zur Durchführung gebracht, ſchwere
wirtſchaftliche Komplikationen herbeizuführen geeignet wäre.
Soviel aus den bisherigen Mitteilungen über die von den
Regierungen abgeſchloſſene Vereinbarung hervorgeht, handelt
es ſich gegenwärtig jedoch weniger um die Beſtimmung des
Zeitpunktes ihrer Aufnahme; derſelbe wird ſich vorſichtig der
finanziellen und inneren wirtſchaftlichen Lage beider Staaten
anzupaſſen haben. Eine vorzeitige Verpflichtung auf ein
beſtimmtes, vielleicht noch auf weite Friſten erſtrecktes Datum käme
dem Tun eines Leichtſinnigen gleich, der Wechſel ausſtellt, unbeküm-
mert darum, ob er ſie zum Fälligkeitstermin einlöſen können wird,
ohne ſich dadurch in ſeiner Wirtſchaftsgebarung einen Schaden
zu tun, der vielleicht zu vermeiden geweſen wäre. Das dürfte
und wird hier jedoch nicht geſchehen. Es dreht ſich um die
Abgabe eines formellen Verſprechens an den ungariſchen
Staat; der Zeitpunkt der Erfüllung dieſes Verſprechens aber
bleibt von dem vorherigen Vorhandenſein gewiſſer Bedin-
gungen abhängig.
Nach dem Bankprivilegium vom Jahre 1899 iſt der
öſterreichiſch-ungariſchen Bank die Verpflichtung auferlegt, die
Banknoten auf Verlangen gegen das geſetzliche Metallgeld
einzulöſen. Dieſe Verpflichtung iſt jedoch durch einen anderen
Paragraphen über den Zwangskurs der Staatsnoten in beiden
Staatsgebieten der Monarchie zeitweilig aufgehoben: Die
Bank iſt nach dem Geſetze gegenwärtig zur Einlöſung der
Noten zwar berechtigt, jedoch nicht verpflichtet. Die Umwandlung
dieſes Rechtes in eine bindende Pflicht bildet den eigentlichen
Inhalt der Barzahlungsſrage. De facto beſtehen die Bar-
zahlungen längſt. Es exiſtiert kein Agio, die Kronenwährung
iſt feſt begründet, und vollwertig nicht nur im Inlande, ſondern
auch dem Auslande gegenüber. Auch iſt jener Artikel des
Bankſtatuts der vom Zwangskurſe der Staatsnoten ſpricht,
ſeit der Einziehung derſelben hinfällig geworden, ſodaß eigent-
lich aus dem Rechte automatiſch eine Pflicht geworden
wäre; die Aufnahme der obligatoriſchen Barzahlungen
konnte jedoch bisher aus dem Grunde nicht erfolgen
weil vorher die Frage zu löſen iſt, was mit den
Zehn- und Zwanzigkronennoten zu geſchehen hat, welche
in einem Betrage von achthundert Millionen Kronen im
Umlaufe ſind, und nach dem beſtehenden Geſetze bei Auf-
nahme von Barzahlungen einzuziehen wären. Dieſe ungeheure
Inanſpruchnahme des Metallſchatzes aber könnte hinſichtlich
des Reſtes des Notenumlaufes die Barzahlungsfähigkeit der
Bank gefährden, ſodaß hiedurch Währung und Staatskredit
Erſchütterungen ausgeſetzt ſein könnten. Schon aus der
Verquickung zwiſchen den Valutageſetzen und dem Bankſtatut
mit der Barzahlungsfrage geht hervor, daß eine Löſung der
letzteren unmöglich über’s Knie zu brechen ſein wird, und, wenn von
einer Einigung die Sprache iſt, es ſich vorläufig einzig um
die Feſtſtellung handeln konnte, daß auch die öſterreichiſche
Regierung geneigt ſei, in eine geſetzliche Sicherung der Bar-
zahlungspflicht im allgemeinen einzuwilligen. Dieſe Ein-
willigung wird ihre Wirkungskraft natürlich erſt im Wege
eines von den Parlamenten zu beſchließenden Geſetzes er-
halten und es wird auch einer ſpäteren Beſchlußfaſſung der
geſetzgebenden Körperſchaften vorbehalten bleiben, zu be-
ſtimmen, wann die Aufnahme der Barzahlungen ſtattzu-
finden hat.
Vom Tage.
Czernowitz, 3. November.
Die Löſung der Barzahlungsfrage.
Wien, 2. November. Das „Fremdenblatt“ reproduziert
ein Gerücht, wonach die Formel in der Bahrzahlungsfrag
Landesverrat.
Roman von E. Ph. Oppenheim.
103] (Nachdruck verboten.)
Wenn Sie meine Schweſter wären, Durchlaucht, ſo
würde ich Ihnen raten, ſich dem Willen Ihres Vaters nicht
zu fügen.“
„Ich danke Ihnen,“ ſagte ſie einfach.
„Und ich glaube, daß Sie recht haben.“
Jetzt machte ſie keinen Verſuch mehr, mich zurückzuhalten,
als ich, ein Bündel Papiere in der Hand, das Zimmer verließ.
In geringer Entfernung vom Hauſe erblickte ich die hohe
Geſtalt des Oberſten und ich teilte ihm mit, daß er von der
Prinzeſſin erwartet würde.
Um ihn darüber zu beruhigen, daß er keine Störung der
Ausſprache durch mich zu fürchten habe, fügte ich der Wahrheit
gemäß hinzu, daß ich im Begriff ſei, auf das Schloß zu gehen,
um etliche Papiere in dem Treſor unterzubringen.
Er nickte ſtumm und ich ſah ihn in der Tür meines Hauſes
verſchwinden.
31. Kapitel.
In einer Ecke des Bibliothekzimmers, unbeweglich vor
einem kleinen Schreibtiſch ſitzend, fand ich den Fürſten. Die
Platte des Tiſches war mit Papieren bedeckt und da ich dem
Privatſekretär des Fürſten unterwegs begegnet war, nahm ich
an, daß eben eine geſchäftliche Beſprechung zwiſchen ihm und
ſeinem Herrn ſtattgefunden habe.
Der Groß-Bojar hatte meinen reſpektvollen Gruß nicht er-
widert, ſo daß mir die Vermutung kam, er ſei vor Erſchöpfung
auf ſeinem Stuhle eingeſchlafen. Bei dem Klang der elektriſchen
Glocke aber, die jedesmal beim Oeffnen des Treſors anſchlug,
fuhr er nach mir herum.
„Sie ſind es, Lazar?“
„Jawohl, Durchlaucht!“
„Was tun Sie hier?“
„Ich habe die erſten, heute fertiggeſtellten Blätter meiner
Arbeit heraufgebracht.“
„Haben Sie ſie verſiegelt?“
„Jawohl! Mit dem Siegel Seiner Exzellenz.“
Er gab ſeinem Stuhl eine raſche Wendung, um mir voll
ins Geſicht ſehen zu können, und fragte ſcharf:
„Mit dem Siegel Seiner Exzellenz? Was ſoll das
heißen? Wann hat Stolojan Ihnen ein ſolches Siegel über-
geben?“
„Vor ſeiner Abreiſe, Durchlaucht! Es iſt ein alter
Siegelring mit ſehr kunſtvoller Gravierung. Ich trage ihn an
einer ſtählernen Kette hier um den Arm.“
„Laſſen Sie mich ihn ſehen!“ befahl er.
Ich entblößte meinen Unterarm und zeigte ihm den
Ring, der mit einigen Kettengliedern an einem eiſernen Armband
befeſtigt war.
„Auf welche Art löſen Sie den Ring von der Kette?“
fragte der Fürſt, nachdem er ihn aufmerkſam betrachtet hatte.
„Ich bin gar nicht imſtande, ihn zu löſen, ſondern ich
muß ihn zum Siegeln benutzen, während er ſich an dem
Armband befindet. Die Kette iſt mit einem Brahmaſchloß zu-
ſammengefügt und Seine Exellenz Stolojan hat den Schlüſſel
behalten. Er ſelbſt hat dieſe Vorrichtung zum Siegeln geheimer
Aktenſtücke benutzt, als er ſeinerzeit Geſandter im Auslande war.“
Auf das Genaueſte prüfte der Groß-Bojar jetzt die Kette
und das Schloß.
„Sie ſind überzeugt, daß niemand den Verſchluß löſen
könnte, der ſich nicht im Beſitz des richtigen Schlüſſels be-
findet?“
„Ein Kunſtſchloſſer würde vielleicht dazu imſtande ſein,
Durchlaucht! Ich ſelbſt kann es jedenfalls nicht.“
Mit einer ganz unzweideutigen Gebärde des Unwillens
zuckte er die Achſeln.
„Stolojans Praktiken ſcheinen mir nachgerade ein wenig
opernhaft,“ ſagte er ärgerlich.
„Meiner Ueberzeugung nach würden die Papiere in einem
unverſchloſſenen Fach meines Schreibtiſches genau ſo ſicher auf-
gehoben ſein, als in dieſem ſiebenmal verſiegelten Heiligtum
dort. An den behaupteten Verrat glaube ich einfach nicht. Und
ich müßte eine ſehr ſchlechte Meinung von meiner nächſten Um-
gebung haben, wenn ich meine Beſitzung für ein ſo verruchte
Verſchwörerneſt halten wollte, wie Oberſt Sutzko und Stolojan
es uns glauben machen wollen.“
Ich ſah wohl, daß er ſich in der übelſten Laune befand
und ich verſagte mir deshalb, ihm die Tatſachen ins Gedächtnis
zurückzurufen, die ſehr unzweideutig gegen die Berechtigung
ſeiner optimiſtiſchen Auffaſſung ſprachen.
„Haben Durchlaucht ſonſt noch Befehle für mich?“ fragte
ich chrerbietig.
„Befehle — nein! — Aber ich wünſchte allerdings mit
Ihnen zu reden, Herr Lazar! Ich hörte zu meinem grenzen-
loſen Erſtaunen, daß die Polizei geſtern bei Ihnen eine Haus-
ſuchung vorgenommen habe. Was, zum Henker hat das zu be-
deuten?“
„Wie es ſcheint, Durchlaucht, iſt im Laufe der letzten Tage
ermittelt worden, daß der Mann, deſſen Leiche man vor einiger
Zeit am Strande von Potesci gefunden, nicht ein von den
Wellen aus Land geſpülter Ertrunkener war, ſondern ein
Fremder, der tags zuvor in Potesci ankam und der ſich dort
nach meiner Wohnung erkundigte. Und ich vermute, daß die
Polizei mich darum in irgendwelchen Zuſammenhang bringt mit
ſeinem Tode.“
Der Fürſt ſah mich durchdringend an.
„Ich muß doch wohl annehmen, daß man ſehr greifbare
Anhaltspunkte für eine ſolche Vermutung zu haben glaubte.
Denn es würde ſich ſonſt nicht leicht ein Richter gefunden
haben, den Befehl zu einer Hausſuchung auszufertigen.“
„Ich für meine Perſon wüßte jedenfalls nicht, worin dieſe
Anhaltspunkte beſtehen ſollten. Alles, was in dieſer Hinficht
vorliegt, dürfte ſich darauf beſchränken, daß der Mann vor
ſeinem Tode im Dorfe geſehen worden iſt, daß er nach mir
gefragt hat und daß ich töricht genug war, die Perſon, an die
er ſich mit ſeiner Frage gewendet, zum Verſchweigen dieſes Um-
ſtandes zu beſtimmen.“
„Hallo!“ fiel der Groß-Bojar ein. „Was iſt das? —
Was haben Sie getan?“
„Was ich zum zweiten Male gewiß nicht tun würde,
Durchlaucht!“
(Fortſetzung folgt.)
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