Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 2508, Czernowitz, 04.06.1912."Czernowitzer Allgemeine Zeitung" 4. Juni 1912. [Spaltenumbruch] Vom Tage. Czernowitz, 3. Juni. Das bulgarische Königspaar in Wien. KB. Wien, 2. Juni. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Heute vormittags machte die bulgarische Königsfa- Ein Toast Kaiser Franz Josefs. Beim Galadiner brachte der Kaiser einen Trink- Die Antwort des Königs von Bulgarien. König Ferdinand erwiderte mit aufrichti- Die Wasserstraßenfrage. Wien, 1. Juni. Ein Kommuniquee der "Deutschen Cheminees, sich im hohen Glas spiegelnd. Nur auf den In allen Neuerscheinungen prägt sich ein Luxus aus, [Spaltenumbruch] öffentliche Arbeiten fand gestern nachmittags zwischen Die Besetzung des galizischen Land- marschallpostens. Offizielles Anbot an den Grafen Adam Goluchowski. Lemberg, 1. Juni. Die definitive Lesung der Land- Die Situation in Ungarn. KB. Budapest, 2. Juni. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Der Ministerpräsident Dr. von Lukacs richtete an Die Königin von Holland in Paris. KB. Paris, 1. Juni. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Präsident Fallieres gab zu Ehren der Königin Amsterdam, 1. Juni. Vor seiner Abreise nach Paris Die Deputierten Kretas in Athen. Athen, 1. Juni. Zu den heutigen Vorgängen vor dem [Spaltenumbruch] Die Vorgänge in Marokko. Fez, 1. Juni. Im Osten von Fez bildeten sich zwei Das bedrohte Fez. Paris, 2. Juni. Der Korrespondent des "Matin" London, 1. Juni. Die Aufständischen sind bei den Kurze Nachrichten. London, 1. Juni. Es heißt, daß das Verlangen Brüssel, 1. Juni. Die Regierung richtete aus Anlaß Potsdam, 1. Juni. Prinz Max von Baden und Prinz Bunte Chronik. Czernowitz, 3. Juni. Fahrkartenschwindel in Galizien. Mehrere Hunderttausend Kronen Schaden. Krakau, 2. Juni. Die Affäre der Fahrkartenmiß- Der Rächer seiner Mutter. Ein achtjähriger Knabe tötet den Vater. Galatz, 1. Juni. Der achtjährige Sohn des Professors Brandkatastrophe in Galizien. Lemberg, 2. Juni. Die Ortschaft Tokiczbaracz Ein irredentistischer Tabakboykott. Triest, 2. Juni. Die Behörde hat verboten, daß in „Czernowitzer Allgemeine Zeitung“ 4. Juni 1912. [Spaltenumbruch] Vom Tage. Czernowitz, 3. Juni. Das bulgariſche Königspaar in Wien. KB. Wien, 2. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Heute vormittags machte die bulgariſche Königsfa- Ein Toaſt Kaiſer Franz Joſefs. Beim Galadiner brachte der Kaiſer einen Trink- Die Antwort des Königs von Bulgarien. König Ferdinand erwiderte mit aufrichti- Die Waſſerſtraßenfrage. Wien, 1. Juni. Ein Kommuniquee der „Deutſchen Cheminées, ſich im hohen Glas ſpiegelnd. Nur auf den In allen Neuerſcheinungen prägt ſich ein Luxus aus, [Spaltenumbruch] öffentliche Arbeiten fand geſtern nachmittags zwiſchen Die Beſetzung des galiziſchen Land- marſchallpoſtens. Offizielles Anbot an den Grafen Adam Goluchowski. Lemberg, 1. Juni. Die definitive Leſung der Land- Die Situation in Ungarn. KB. Budapeſt, 2. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Der Miniſterpräſident Dr. von Lukacs richtete an Die Königin von Holland in Paris. KB. Paris, 1. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Präſident Fallieres gab zu Ehren der Königin Amſterdam, 1. Juni. Vor ſeiner Abreiſe nach Paris Die Deputierten Kretas in Athen. Athen, 1. Juni. Zu den heutigen Vorgängen vor dem [Spaltenumbruch] Die Vorgänge in Marokko. Fez, 1. Juni. Im Oſten von Fez bildeten ſich zwei Das bedrohte Fez. Paris, 2. Juni. Der Korreſpondent des „Matin“ London, 1. Juni. Die Aufſtändiſchen ſind bei den Kurze Nachrichten. London, 1. Juni. Es heißt, daß das Verlangen Brüſſel, 1. Juni. Die Regierung richtete aus Anlaß Potsdam, 1. Juni. Prinz Max von Baden und Prinz Bunte Chronik. Czernowitz, 3. Juni. Fahrkartenſchwindel in Galizien. Mehrere Hunderttauſend Kronen Schaden. Krakau, 2. Juni. Die Affäre der Fahrkartenmiß- Der Rächer ſeiner Mutter. Ein achtjähriger Knabe tötet den Vater. Galatz, 1. Juni. Der achtjährige Sohn des Profeſſors Brandkataſtrophe in Galizien. Lemberg, 2. Juni. Die Ortſchaft Tokiczbaracz Ein irredentiſtiſcher Tabakboykott. Trieſt, 2. Juni. Die Behörde hat verboten, daß in <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0002" n="2"/> <fw place="top" type="header">„Czernowitzer Allgemeine Zeitung“ 4. Juni 1912.</fw><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Vom Tage.</hi> </head><lb/> <dateline>Czernowitz, 3. Juni.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das bulgariſche Königspaar in Wien.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 2. Juni.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Heute vormittags machte die bulgariſche <hi rendition="#g">Königsfa-<lb/> milie Beſuche</hi> bei den Mitgliedern der kaiſerlichen<lb/> Familie. Mittags fand ein Dejeuner beim Erzherzog<lb/><hi rendition="#g">Franz Ferdinand</hi> und <hi rendition="#g">Gemahlin</hi> ſtatt, an wel-<lb/> chem auch die gemeinſamen Miniſter teilnahmen. Die<lb/> Gäſte waren überall Gegenſtand herzlicher <hi rendition="#g">Kundge-<lb/> bungen der Bevölkerung.</hi> Königin <hi rendition="#g">Eleonora</hi><lb/> ſtattete nachmittags der Gemahlin des Miniſters des<lb/> Aeußern Gräfin <hi rendition="#g">Berchtold</hi> einen halbſtündigen Beſuch<lb/> ab. Das Königspaar und die beiden Prinzen fuhren<lb/> dann in die bulgariſche Geſandtſchaft, wo der Tee einge-<lb/> nommen wurde. Abends fand zu Ehren des bulgariſchen<lb/> Königspaares und der Prinzen ein <hi rendition="#g">Galadiner in<lb/> Schönbrunn</hi> ſtatt, an dem der <hi rendition="#g">Kaiſer,</hi> die Mitglie-<lb/> der der <hi rendition="#g">kaiſerlichen Familie,</hi> die Mitglieder der<lb/> Familie <hi rendition="#g">Sachſen-Koburg,</hi> die <hi rendition="#g">Miniſter des<lb/> Aeußern</hi> Graf <hi rendition="#g">Berchtold</hi> und <hi rendition="#g">Geſchow,</hi> die Mi-<lb/> niſter, die Hof- und Staatswürdenträger, die Generalität<lb/> und der Bürgermeiſter teilnahmen.</p><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Ein Toaſt Kaiſer Franz Joſefs.</hi> </head><lb/> <p>Beim Galadiner brachte der Kaiſer einen <hi rendition="#g">Trink-<lb/> ſpruch</hi> aus, in welchem er betonte, daß der König, in-<lb/> dem er ſeit ſeinem Regierungsantritt eine Politik der<lb/><hi rendition="#g">Weisheit</hi> und der <hi rendition="#g">Mäßigung</hi> verfolgte, dem bul-<lb/> gariſchen Volke die Wohltaten des <hi rendition="#g">Friedens</hi> gewahrt<lb/> und kräftig zu der ſtets wachſenden Wohlfahrt des Landes<lb/> beigetragen habe. Der <hi rendition="#g">Kaiſer</hi> begleite die <hi rendition="#g">friedliche<lb/> Entwicklung</hi> Bulgariens, das <hi rendition="#g">Dank der hohen<lb/> Weisheit des Königs</hi> ein Element der Ordnung<lb/> und Ruhe auf dem Balkan bilde, mit ſeinen <hi rendition="#g">herzlich-<lb/> ſten Wünſchen</hi> und betrachte den Beſuch der Königs-<lb/> familie als ein neues <hi rendition="#g">Unterpfand</hi> der zwiſchen beiden<lb/> Staaten beſtehenden <hi rendition="#g">ausgezeichneten Beziehun-<lb/> gen.</hi> Der <hi rendition="#g">Kaiſer</hi> trank auf das <hi rendition="#g">Königspaar</hi> und<lb/> die ganze <hi rendition="#g">königliche Familie.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Antwort des Königs von Bulgarien.</hi> </head><lb/> <p>König <hi rendition="#g">Ferdinand</hi> erwiderte mit <hi rendition="#g">aufrichti-<lb/> gem Danke</hi> für die <hi rendition="#g">gnädigen Willkommens-<lb/> grüße,</hi> ſowie für das ſympathiſche Intereſſe, das der<lb/><hi rendition="#g">Kaiſer</hi> unausgeſetzt der Entwicklung Bulgariens entge-<lb/> genbringe. Der König fuhr fort: „Ich nehme gleichzeitig<lb/> die Gelegenheit wahr, jene Gefühle zu bezeigen, die ich für<lb/><hi rendition="#g">Euere Majeſtät</hi> hege, deren erhabene Perſon ſich<lb/> in der langen <hi rendition="#g">hiſtoriſchen Regierung den<lb/> höchſten Anſpruch auf Bewunderung und<lb/> Achtung ganz Europas erworben habe.</hi>“<lb/> Der König erblicke gleich dem Kaiſer in dieſem denkwürdi-<lb/> gen Augenblicke ein Unterpfand mehr für die <hi rendition="#g">ausge-<lb/> zeichneten Beziehungen zwiſchen den bei-<lb/> den Staaten und trank ſchließlich auf den<lb/> Kaiſer und die kaiſerliche Familie.</hi> </p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div xml:id="wasserstraßenfrage1" next="#wasserstraßenfrage2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Waſſerſtraßenfrage.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 1. Juni.</dateline> <p>Ein Kommuniquee der „Deutſchen<lb/> Nachrichten“ beſagt: Auf Einladung des Miniſters für</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="moden2" prev="#moden1" type="jArticle" n="2"> <p>Chemin<hi rendition="#aq">é</hi>es, ſich im hohen Glas ſpiegelnd. Nur auf den<lb/><hi rendition="#g">Hüten</hi> will der Modiſtinnenwille ſie nicht dulden. Doch,<lb/> keine Regel ohne Ausnahme, auch in der Mode nicht.<lb/> Den jungen Mädchen und den ganz jungen Frauen wird<lb/> ein ſommerlicher Blumenputz geſtattet, wenn er ſich auf<lb/> großem Florentinerhut befindet und wenn dieſer eine<lb/> helle Lingerietoilette begleitet. Die Florentiner mit den<lb/> breiten wippenden Rändern, den flatternden Bändern<lb/> und Roſenkränzen erinnern an die ſchönſten Mode-<lb/> ſchöpfungen der Louis <hi rendition="#aq">XVI.</hi>-Epoche. Im übrigen iſt die<lb/><hi rendition="#g">Aigrette</hi> die vorherrſchende Garnitur des Sommer-<lb/> hutes. Gleich, ob die Fa<hi rendition="#aq">ç</hi>on groß, mittelgroß, oder klein<lb/> ausgewählt worden, volle Aigrettes, oft paarweiſe vom<lb/> Reiher oder Paradiesvogel, finden ſtets darauf ihren<lb/> geſuchten Platz. Sie poſieren ſteil an der Front, placieren<lb/> ſich liegend zu beiden Seiten, verteilen ſich paarweiſe<lb/> ſtehend und liegend an einer Seite und laſſen ſich auch<lb/> an die Rückſeite des Hutes verweiſen. Die Vorliebe für<lb/> die koſtſpielige Aigrette-Mode geht ſo weit, daß die ein-<lb/> fachen Hütchen zum Trotteur-Koſtüm mit Bandſchlupfen<lb/> beſteckt werden, die die Geſtalt von Reiherbüſcheln nach-<lb/> ahmen. Das Band wird weiß genommen zu ſchwarzem<lb/> oder blauem Hute, um auch in den Farbenkombinationen<lb/> dem eleganten Genre zu entſprechen, der ſeine weißen<lb/> Aigrettes nach wie vor auf ſchwarzem oder dunkelblauem<lb/> Fond zu ſetzen wünſcht. Die Straußfeder iſt dadurch be-<lb/> nachteiligt und wird eigentlich nur dann zugezogen, wenn<lb/> es ſich darum handelt, einer Toilette von aparter Faber<lb/> den paſſenden Kopfputz zuzugeſellen. Dafür eignet ſich<lb/> die Straußfeder beſonders gut, weil ſie jede Farbe an-<lb/> zunehmen und fein abzutönen vermag. Daher trifft man<lb/> ſie zuweilen als ſteiles Geſteck an der Front einer der<lb/> kleineren Hüte mit ſeitlich aufgebogenen Rändern, die<lb/> den Poſtillon- und den Amazonenhüten verwandt ſind.<lb/> Ferner ſchmücken ſie flache Hüte nach der Tracht der<lb/> Auvergne, mit ſeitlich durch Samtband herabgeneigten<lb/> Rändern, unter denen zuweilen ein Spitzenvolant, der<lb/> an die Haube erinnern ſoll, hervortritt.</p><lb/> <p>In allen Neuerſcheinungen prägt ſich ein Luxus aus,<lb/> deſſen ſtarke Zunahme die Preiſe für die geſuchteſten<lb/> Modeartikel auf eine ſchwindelnde Höhe treibt und die<lb/> Fabrikation zu Imitationen nötigt, weil für beſcheidenere<lb/> Anſprüche keine ſeparaten Modegeſetze erlaſſen werden.</p><lb/> <byline> <hi rendition="#aq">C. W.</hi> </byline> </div> </div><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="wasserstraßenfrage2" prev="#wasserstraßenfrage1" type="jArticle" n="2"> <p>öffentliche Arbeiten fand geſtern nachmittags zwiſchen<lb/> ihm und dem zur Vertretung der waſſerwirtſchaftlichen<lb/> Bedürfniſſe der ſüdlichen Länder und der <hi rendition="#g">Bukowina</hi><lb/> gewählten Exekutivkomitee eine Beſprechung ſtatt. Mi-<lb/> niſter <hi rendition="#g">Trnka,</hi> der den Vorſitz führte, wies darauf hin,<lb/> daß die Realiſierung der von einzelnen Ländern bekannt<lb/> gegebenen <hi rendition="#g">Wünſche</hi> eine Summe erfordern würde, die<lb/> aus <hi rendition="#g">ſtaatsfinanziellen Gründen</hi> nicht in Er-<lb/> wägung gezogen werden könne. Die Regierung ſei jedoch<lb/> bereit, ſich mit den Wünſchen eingehend zu befaſſen und<lb/> unter Bedachtnahme auf die Finanzlage des Staates<lb/> ihnen entgegenzukommen. Es entwickelte ſich eine einge-<lb/> hende Debatte, in welcher übereinſtimmend hervorgeho-<lb/> ben wurde, daß die Vertreter dieſer Länder nach wie vor<lb/> ſolidariſch auf dem am 28. März d. J. einſtimmig be-<lb/> ſchloſſenen generellen Programm beſtehen. Ebenſo ein-<lb/> mütig wurde die Meinung ausgedrückt, daß dieſes gene-<lb/> relle Programm als Richtlinie für die weiteren Verhand-<lb/> lungen zwiſchen der Regierung und den einzelnen Län-<lb/> dern zu gelten habe.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Beſetzung des galiziſchen Land-<lb/> marſchallpoſtens.<lb/> Offizielles Anbot an den Grafen Adam Goluchowski.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Lemberg,</hi> 1. Juni.</dateline> <p>Die definitive Leſung der Land-<lb/> marſchallskriſe ſteht eheſtens bevor. Die Uebernahme des<lb/> Landmarſchallpoſtens iſt dem Grafen Adam <hi rendition="#g">Golu-<lb/> chowski</hi> bereits geſtern in definitiver Form angeboten<lb/> worden. Graf <hi rendition="#g">Goluchowski,</hi> der anfänglich nicht<lb/> geneigt war, auf dieſes Anerbieten einzugehen hat<lb/> ſich infolge des Drängens maßgebender Perſönlich-<lb/> keiten eine zweitägige <hi rendition="#g">Bedenkzeit</hi> ausgeboten, und<lb/> es iſt Grund zur Annahme vorhanden, daß er ſich beſtim-<lb/> men laſſen wird, den Landmarſchallpoſten anzunehmen.<lb/> Graf Goluchowski gilt als ein kluger Mann mit guten<lb/> Kenntniſſen im Finanz- und Wirtſchaftsweſen. Er iſt<lb/> ſtreng konſervativ, ohne es ſich jedoch bisher mit einer<lb/> der nationalen Parteien verdorben zu haben. Graf Adam<lb/> Goluchowski darf wegen ſeiner maßvollen politiſchen Hal-<lb/> tung auf ein Entgegenkommen ſeitens aller politiſchen<lb/> Gruppen rechnen, was ihm bei der Leitung der Landtags-<lb/> verhandlungen zuſtatten kommen wird.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Situation in Ungarn.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Budapeſt,</hi> 2. Juni.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Der Miniſterpräſident Dr. von <hi rendition="#g">Lukacs</hi> richtete an<lb/><hi rendition="#g">Koſſuth</hi> ein Schreiben, in welchem er auf die Vor-<lb/> ſchläge der Oppoſition hinſichtlich der <hi rendition="#g">Wehrreform</hi><lb/> und der <hi rendition="#g">Wahlreform eingehend antwortet.</hi><lb/> Was die Wehrreform betrifft, ſei die <hi rendition="#g">Regierung<lb/> nicht in der Lage,</hi> daran <hi rendition="#g">Aenderungen</hi> vor-<lb/> zunehmen, die über die bereits gemachten Vorſchläge<lb/> hinausgehen. Das <hi rendition="#g">vier- oder fünjährige Pro-<lb/> viſorium,</hi> wie es die Oppoſition vorſchlägt, ſei<lb/> abſolut unannehmbar. Was die Vorſchläge betreffend die<lb/><hi rendition="#g">Wahlreform</hi> betrifft, <hi rendition="#g">lehnt ſie der Miniſter-<lb/> präſident</hi> in <hi rendition="#g">eingehender Begründung</hi><lb/> ab und formuliert poſitive Vorſchläge, die zur Annahme<lb/> ſeitens der oppoſitionellen Parteien zu bringen er<lb/> Koſſuth bittet.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Königin von Holland in Paris.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 1. Juni.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Präſident <hi rendition="#g">Fallieres</hi> gab zu Ehren der <hi rendition="#g">Königin<lb/> von Holland</hi> und des Prinzgemahls ein Diner zu<lb/> 250 Gedecken, woran das diplomatiſche Korps, die Mi-<lb/> niſter und zahlreiche Notabilitäten teilnahmen. Der Prä-<lb/> ſident und die Königin ſtellten in ihren Trinkſprüchen die<lb/><hi rendition="#g">ausgezeichneten Beziehungen</hi> feſt, die<lb/> Frankreich und Holland verbinden und gaben dem Wun-<lb/> ſche Ausdruck, daß ſich die Bande der Freundſchaft immer<lb/> mehr feſtigen. Nach dem Diner fand in der Oper eine Ga-<lb/> lavorſtellung ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Amſterdam,</hi> 1. Juni.</dateline> <p>Vor ſeiner Abreiſe nach Paris<lb/> betonte der Miniſter des Aeußern einem franzöſiſchen<lb/> Journaliſten gegenüber nachdrücklich, daß die Regierung<lb/> unabänderlich an die Wahrung der <hi rendition="#g">holländiſchen<lb/> Selbſtändigkeit</hi> und Unabhängigkeit feſthalte und<lb/> daß man ſich in Frankreich mit dieſer Auffaſſung ver-<lb/> traut machen müſſe, weil damit der Erhaltung des euro-<lb/> päiſchen Gleichgewichtes am beſten gedient ſei. Es wäre<lb/> ſomit müßig, dem Beſuch eine größere Bedeutung zu ver-<lb/> leihen, als einem <hi rendition="#g">Höflichkeitsakt,</hi> welcher das Be-<lb/> ſtehen guter Beziehungen zwiſchen Holland und Frank-<lb/> reich beſtätigt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Deputierten Kretas in Athen.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Athen,</hi> 1. Juni.</dateline> <p>Zu den heutigen Vorgängen vor dem<lb/> griechiſchen Parlament wird gemeldet: Den kretenſiſchen<lb/> Deputierten gelang es, den Truppenkordon zu durchbre-<lb/> chen und über die Parlamentsſtiege zur Kammer zu ge-<lb/> langen. Sie wollten aber nicht mit Gewalt in die Kammer<lb/> ſelbſt eindringen. Denn in dieſem Falle hatten die Trup-<lb/> pen den Befehl zu <hi rendition="#g">ſchießen.</hi> Sie erſuchten in der Vor-<lb/> halle, eine Deputation von drei Mitgliedern ins Innere<lb/> ſchicken zu dürfen. Venizelos erwiderte, er könne ihnen<lb/> den Zutritt zum Parlamente nicht geſtatten und ſei be-<lb/> reit, zu den äußerſten Mitteln zu greifen, um neue Ver-<lb/> ſuche der Kretenſer zu verhindern. Er teilte mit, daß die<lb/> Kammer nach vollzogener Präſidentenwahl bis Oktober<lb/> vertagt wurde. Die Kretenſer zogen ſich daraufhin zurück<lb/> und wurden von der Menge auf dem Platze ſtürmiſch<lb/> akklamiert. Sonſt ereignete ſich kein Zwiſchenfall.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Vorgänge in Marokko.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Fez,</hi> 1. Juni.</dateline> <p>Im Oſten von Fez bildeten ſich zwei<lb/> neue Harkas. Die auf franzöſiſcher Seite erwarteten <hi rendition="#g">Ver-<lb/> ſtärkungen ſind eingetroffen.</hi> Morgen beab-<lb/> ſichtigen die Franzoſen zur <hi rendition="#g">Offenſive</hi> überzugehen.<lb/> Zwei Poſtläufer wurden getötet und beraubt.</p><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Das bedrohte Fez.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 2. Juni.</dateline> <p>Der Korreſpondent des „Matin“<lb/> meldet: Die Harka, die im Norden von Fez hinter dem<lb/> Berge Zalag zuſammengezogen und 15—18.000 Mann<lb/> ſtark iſt, bleibt immer noch drohend. Das Oberkommando<lb/> trifft Vorbereitungen, um gegen dieſe feindliche Macht<lb/> vorzuſtoßen, denn die Situation kann nicht länger ſo<lb/> bleiben, wie ſie iſt. Die Stadt muß, koſte es was es wolle,<lb/> befreit werden, und man muß verhindern, daß der Harka<lb/> noch weitere Unterſtützungen zuſtrömen. <hi rendition="#g">Alle Stra-<lb/> ßen rings um Fez ſind abgeſchnitten.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 1. Juni.</dateline> <p>Die Aufſtändiſchen ſind bei den<lb/> letzten Kämpfen bis in die Mitte der Stadt vorgedrun-<lb/> gen und haben die grüne Fahne des Propheten aus der<lb/> Moſchee Idriß herausgeholt. Dann ſchickten ſie die Fahne<lb/> vor die Stadt, wo ihr Anblick bei den anderen Stämmen<lb/> die ſich an dem Kampfe noch nicht beteiligt hatten, unge-<lb/> heure Begeiſterung hervorrief. Die Fahne wird jetzt<lb/> von Stamm zu Stamm geſandt und <hi rendition="#g">immer neue<lb/> Scharen</hi> von Berbern treffen vor der belagerten<lb/> Stadt ein.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kurze Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 1. Juni.</dateline> <p>Es heißt, daß das Verlangen<lb/> Oeſterreich-Ungarns, Italiens und Belgiens nach einer<lb/> Beteiligung an der chineſiſchen Anleihe ohne Präjudiz für<lb/> ſpätere Anleihen abgelehnt wird. Am eheſten würde man<lb/> noch Belgien zulaſſen, das auch den ruſſiſchen Anteil fi-<lb/> nanzieren würde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Brüſſel,</hi> 1. Juni.</dateline> <p>Die Regierung richtete aus Anlaß<lb/> der morgen beginnenden <hi rendition="#g">Parlamentswahlen</hi> eine<lb/> Zirkulardepeſche an alle Provinzkommandos und Gendar-<lb/> meriepoſten, Sonntag und die folgenden Tage die <hi rendition="#g">ge-<lb/> ſamte bewaffnete Macht</hi> bereitzuhalten, da<lb/> Wahlunruhen befürchtet werden und im Falle eines neu-<lb/> erlichen klerikalen Wahlſieges ernſte Wahlunruhen un-<lb/> vermeidlich ſind. Die antiklerikale Volksregung in den<lb/> großen Städten iſt ſehr groß.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Potsdam,</hi> 1. Juni.</dateline> <p>Prinz Max von Baden und Prinz<lb/> Ernſt Auguſt von Cumberland trafen geſtern auf der Sta-<lb/> tion Wildpark um 6 Uhr ein. Sie wurden vom Kaiſer<lb/> in <hi rendition="#g">Audienz</hi> empfangen und nahmen ſpäter den Tee<lb/> bei der Kaiſerin. Nachdem die beiden Prinzen noch eine<lb/> Reihe von Beſuchen bei in Potsdam weilenden Fürſtlich-<lb/> keiten gemacht hatten, begaben ſie ſich nach Berlin zurück.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Bunte Chronik.</hi> </head><lb/> <dateline>Czernowitz, 3. Juni.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Fahrkartenſchwindel in Galizien.<lb/> Mehrere Hunderttauſend Kronen Schaden.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Krakau,</hi> 2. Juni.</dateline> <p>Die Affäre der Fahrkartenmiß-<lb/> bräuche auf der Staatsbahnſtrecke Krakau—Lemberg<lb/> nimmt immer größere Dimenſionen an. Es iſt ſchon<lb/> heute feſtſtehend, daß das Aerar um viele Hunderte<lb/> tauſende von Kronen geſchädigt wurde. Die Manipula-<lb/> tionen reichen auf mehrere Jahre zurück. Die Prüfung<lb/> der beim Einlaufen eines einzigen Nachtzuges abge-<lb/> genommene Fahrkarten hat ergeben, daß nicht weniger<lb/> als 160 Paſſagiere im Beſitze gefälſchter Fahrkarten<lb/> waren. Durch das Abſpringen ertappter Paſſagiere aus<lb/> dem fahrenden Zuge ſind in der letzten Zeit nächſt<lb/> Krakau etwa 20 Perſonen getötet oder ſchwer verletzt<lb/> worden. Die Krakauer Staatsbahndirektion hat ange-<lb/> ordnet, daß in Hinkunft ſowohl bei den Ausgängen als<lb/> auch in den Zügen die Fahrkartenkontrolle unter Inter-<lb/> vention von Gendarmen oder Polizei vor ſich zu<lb/> gehen habe.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Rächer ſeiner Mutter.<lb/> Ein achtjähriger Knabe tötet den Vater.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Galatz,</hi> 1. Juni.</dateline> <p>Der achtjährige Sohn des Profeſſors<lb/><hi rendition="#g">Muſtaza</hi> begoß ſeinen im Schlaf liegenden <hi rendition="#g">Vater</hi> mit<lb/><hi rendition="#g">Petroleum</hi> und <hi rendition="#g">zündete ihn an.</hi> Der Profeſſor<lb/> wurde ſo ſchwer verletzt, daß er auf dem Transport ins<lb/> Spital <hi rendition="#g">ſtarb.</hi> Auf der Polizei gab der Junge an, daß<lb/> er das Attentat auf ſeinen Vater aus dem Grunde verübt<lb/> habe, weil dieſer ſeine <hi rendition="#g">Mutter mißhandelt</hi> habe.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Brandkataſtrophe in Galizien.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Lemberg,</hi> 2. Juni.</dateline> <p>Die Ortſchaft <hi rendition="#g">Tokiczbaracz</hi><lb/> wurde von einer furchtbaren Feuersbrunſt heimgeſucht.<lb/> 280 <hi rendition="#g">Häuſer ſind niedergebrannt, Zwei<lb/> Perſonen</hi> ſind in den Flamen <hi rendition="#g">umgekommen,</hi><lb/> viele andere wurden verletzt. Der etwa zwei Millionen<lb/> betragende Schaden iſt nur teilweiſe durch Verſicherung<lb/> gedeckt.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein irredentiſtiſcher Tabakboykott.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Trieſt,</hi> 2. Juni.</dateline> <p>Die Behörde hat verboten, daß in<lb/> den Tabaktrafiken Zündholzſchachteln mit irredentiſtiſchen<lb/> Aufſchriften verkauft werden dürfen. Daraufhin haben<lb/> die italieniſchen Vereine einen antiöſterreichiſchen <hi rendition="#g">Tabak-</hi><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [2/0002]
„Czernowitzer Allgemeine Zeitung“ 4. Juni 1912.
Vom Tage.
Czernowitz, 3. Juni.
Das bulgariſche Königspaar in Wien.
KB. Wien, 2. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Heute vormittags machte die bulgariſche Königsfa-
milie Beſuche bei den Mitgliedern der kaiſerlichen
Familie. Mittags fand ein Dejeuner beim Erzherzog
Franz Ferdinand und Gemahlin ſtatt, an wel-
chem auch die gemeinſamen Miniſter teilnahmen. Die
Gäſte waren überall Gegenſtand herzlicher Kundge-
bungen der Bevölkerung. Königin Eleonora
ſtattete nachmittags der Gemahlin des Miniſters des
Aeußern Gräfin Berchtold einen halbſtündigen Beſuch
ab. Das Königspaar und die beiden Prinzen fuhren
dann in die bulgariſche Geſandtſchaft, wo der Tee einge-
nommen wurde. Abends fand zu Ehren des bulgariſchen
Königspaares und der Prinzen ein Galadiner in
Schönbrunn ſtatt, an dem der Kaiſer, die Mitglie-
der der kaiſerlichen Familie, die Mitglieder der
Familie Sachſen-Koburg, die Miniſter des
Aeußern Graf Berchtold und Geſchow, die Mi-
niſter, die Hof- und Staatswürdenträger, die Generalität
und der Bürgermeiſter teilnahmen.
Ein Toaſt Kaiſer Franz Joſefs.
Beim Galadiner brachte der Kaiſer einen Trink-
ſpruch aus, in welchem er betonte, daß der König, in-
dem er ſeit ſeinem Regierungsantritt eine Politik der
Weisheit und der Mäßigung verfolgte, dem bul-
gariſchen Volke die Wohltaten des Friedens gewahrt
und kräftig zu der ſtets wachſenden Wohlfahrt des Landes
beigetragen habe. Der Kaiſer begleite die friedliche
Entwicklung Bulgariens, das Dank der hohen
Weisheit des Königs ein Element der Ordnung
und Ruhe auf dem Balkan bilde, mit ſeinen herzlich-
ſten Wünſchen und betrachte den Beſuch der Königs-
familie als ein neues Unterpfand der zwiſchen beiden
Staaten beſtehenden ausgezeichneten Beziehun-
gen. Der Kaiſer trank auf das Königspaar und
die ganze königliche Familie.
Die Antwort des Königs von Bulgarien.
König Ferdinand erwiderte mit aufrichti-
gem Danke für die gnädigen Willkommens-
grüße, ſowie für das ſympathiſche Intereſſe, das der
Kaiſer unausgeſetzt der Entwicklung Bulgariens entge-
genbringe. Der König fuhr fort: „Ich nehme gleichzeitig
die Gelegenheit wahr, jene Gefühle zu bezeigen, die ich für
Euere Majeſtät hege, deren erhabene Perſon ſich
in der langen hiſtoriſchen Regierung den
höchſten Anſpruch auf Bewunderung und
Achtung ganz Europas erworben habe.“
Der König erblicke gleich dem Kaiſer in dieſem denkwürdi-
gen Augenblicke ein Unterpfand mehr für die ausge-
zeichneten Beziehungen zwiſchen den bei-
den Staaten und trank ſchließlich auf den
Kaiſer und die kaiſerliche Familie.
Die Waſſerſtraßenfrage.
Wien, 1. Juni. Ein Kommuniquee der „Deutſchen
Nachrichten“ beſagt: Auf Einladung des Miniſters für
Cheminées, ſich im hohen Glas ſpiegelnd. Nur auf den
Hüten will der Modiſtinnenwille ſie nicht dulden. Doch,
keine Regel ohne Ausnahme, auch in der Mode nicht.
Den jungen Mädchen und den ganz jungen Frauen wird
ein ſommerlicher Blumenputz geſtattet, wenn er ſich auf
großem Florentinerhut befindet und wenn dieſer eine
helle Lingerietoilette begleitet. Die Florentiner mit den
breiten wippenden Rändern, den flatternden Bändern
und Roſenkränzen erinnern an die ſchönſten Mode-
ſchöpfungen der Louis XVI.-Epoche. Im übrigen iſt die
Aigrette die vorherrſchende Garnitur des Sommer-
hutes. Gleich, ob die Façon groß, mittelgroß, oder klein
ausgewählt worden, volle Aigrettes, oft paarweiſe vom
Reiher oder Paradiesvogel, finden ſtets darauf ihren
geſuchten Platz. Sie poſieren ſteil an der Front, placieren
ſich liegend zu beiden Seiten, verteilen ſich paarweiſe
ſtehend und liegend an einer Seite und laſſen ſich auch
an die Rückſeite des Hutes verweiſen. Die Vorliebe für
die koſtſpielige Aigrette-Mode geht ſo weit, daß die ein-
fachen Hütchen zum Trotteur-Koſtüm mit Bandſchlupfen
beſteckt werden, die die Geſtalt von Reiherbüſcheln nach-
ahmen. Das Band wird weiß genommen zu ſchwarzem
oder blauem Hute, um auch in den Farbenkombinationen
dem eleganten Genre zu entſprechen, der ſeine weißen
Aigrettes nach wie vor auf ſchwarzem oder dunkelblauem
Fond zu ſetzen wünſcht. Die Straußfeder iſt dadurch be-
nachteiligt und wird eigentlich nur dann zugezogen, wenn
es ſich darum handelt, einer Toilette von aparter Faber
den paſſenden Kopfputz zuzugeſellen. Dafür eignet ſich
die Straußfeder beſonders gut, weil ſie jede Farbe an-
zunehmen und fein abzutönen vermag. Daher trifft man
ſie zuweilen als ſteiles Geſteck an der Front einer der
kleineren Hüte mit ſeitlich aufgebogenen Rändern, die
den Poſtillon- und den Amazonenhüten verwandt ſind.
Ferner ſchmücken ſie flache Hüte nach der Tracht der
Auvergne, mit ſeitlich durch Samtband herabgeneigten
Rändern, unter denen zuweilen ein Spitzenvolant, der
an die Haube erinnern ſoll, hervortritt.
In allen Neuerſcheinungen prägt ſich ein Luxus aus,
deſſen ſtarke Zunahme die Preiſe für die geſuchteſten
Modeartikel auf eine ſchwindelnde Höhe treibt und die
Fabrikation zu Imitationen nötigt, weil für beſcheidenere
Anſprüche keine ſeparaten Modegeſetze erlaſſen werden.
C. W.
öffentliche Arbeiten fand geſtern nachmittags zwiſchen
ihm und dem zur Vertretung der waſſerwirtſchaftlichen
Bedürfniſſe der ſüdlichen Länder und der Bukowina
gewählten Exekutivkomitee eine Beſprechung ſtatt. Mi-
niſter Trnka, der den Vorſitz führte, wies darauf hin,
daß die Realiſierung der von einzelnen Ländern bekannt
gegebenen Wünſche eine Summe erfordern würde, die
aus ſtaatsfinanziellen Gründen nicht in Er-
wägung gezogen werden könne. Die Regierung ſei jedoch
bereit, ſich mit den Wünſchen eingehend zu befaſſen und
unter Bedachtnahme auf die Finanzlage des Staates
ihnen entgegenzukommen. Es entwickelte ſich eine einge-
hende Debatte, in welcher übereinſtimmend hervorgeho-
ben wurde, daß die Vertreter dieſer Länder nach wie vor
ſolidariſch auf dem am 28. März d. J. einſtimmig be-
ſchloſſenen generellen Programm beſtehen. Ebenſo ein-
mütig wurde die Meinung ausgedrückt, daß dieſes gene-
relle Programm als Richtlinie für die weiteren Verhand-
lungen zwiſchen der Regierung und den einzelnen Län-
dern zu gelten habe.
Die Beſetzung des galiziſchen Land-
marſchallpoſtens.
Offizielles Anbot an den Grafen Adam Goluchowski.
Lemberg, 1. Juni. Die definitive Leſung der Land-
marſchallskriſe ſteht eheſtens bevor. Die Uebernahme des
Landmarſchallpoſtens iſt dem Grafen Adam Golu-
chowski bereits geſtern in definitiver Form angeboten
worden. Graf Goluchowski, der anfänglich nicht
geneigt war, auf dieſes Anerbieten einzugehen hat
ſich infolge des Drängens maßgebender Perſönlich-
keiten eine zweitägige Bedenkzeit ausgeboten, und
es iſt Grund zur Annahme vorhanden, daß er ſich beſtim-
men laſſen wird, den Landmarſchallpoſten anzunehmen.
Graf Goluchowski gilt als ein kluger Mann mit guten
Kenntniſſen im Finanz- und Wirtſchaftsweſen. Er iſt
ſtreng konſervativ, ohne es ſich jedoch bisher mit einer
der nationalen Parteien verdorben zu haben. Graf Adam
Goluchowski darf wegen ſeiner maßvollen politiſchen Hal-
tung auf ein Entgegenkommen ſeitens aller politiſchen
Gruppen rechnen, was ihm bei der Leitung der Landtags-
verhandlungen zuſtatten kommen wird.
Die Situation in Ungarn.
KB. Budapeſt, 2. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Der Miniſterpräſident Dr. von Lukacs richtete an
Koſſuth ein Schreiben, in welchem er auf die Vor-
ſchläge der Oppoſition hinſichtlich der Wehrreform
und der Wahlreform eingehend antwortet.
Was die Wehrreform betrifft, ſei die Regierung
nicht in der Lage, daran Aenderungen vor-
zunehmen, die über die bereits gemachten Vorſchläge
hinausgehen. Das vier- oder fünjährige Pro-
viſorium, wie es die Oppoſition vorſchlägt, ſei
abſolut unannehmbar. Was die Vorſchläge betreffend die
Wahlreform betrifft, lehnt ſie der Miniſter-
präſident in eingehender Begründung
ab und formuliert poſitive Vorſchläge, die zur Annahme
ſeitens der oppoſitionellen Parteien zu bringen er
Koſſuth bittet.
Die Königin von Holland in Paris.
KB. Paris, 1. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Präſident Fallieres gab zu Ehren der Königin
von Holland und des Prinzgemahls ein Diner zu
250 Gedecken, woran das diplomatiſche Korps, die Mi-
niſter und zahlreiche Notabilitäten teilnahmen. Der Prä-
ſident und die Königin ſtellten in ihren Trinkſprüchen die
ausgezeichneten Beziehungen feſt, die
Frankreich und Holland verbinden und gaben dem Wun-
ſche Ausdruck, daß ſich die Bande der Freundſchaft immer
mehr feſtigen. Nach dem Diner fand in der Oper eine Ga-
lavorſtellung ſtatt.
Amſterdam, 1. Juni. Vor ſeiner Abreiſe nach Paris
betonte der Miniſter des Aeußern einem franzöſiſchen
Journaliſten gegenüber nachdrücklich, daß die Regierung
unabänderlich an die Wahrung der holländiſchen
Selbſtändigkeit und Unabhängigkeit feſthalte und
daß man ſich in Frankreich mit dieſer Auffaſſung ver-
traut machen müſſe, weil damit der Erhaltung des euro-
päiſchen Gleichgewichtes am beſten gedient ſei. Es wäre
ſomit müßig, dem Beſuch eine größere Bedeutung zu ver-
leihen, als einem Höflichkeitsakt, welcher das Be-
ſtehen guter Beziehungen zwiſchen Holland und Frank-
reich beſtätigt.
Die Deputierten Kretas in Athen.
Athen, 1. Juni. Zu den heutigen Vorgängen vor dem
griechiſchen Parlament wird gemeldet: Den kretenſiſchen
Deputierten gelang es, den Truppenkordon zu durchbre-
chen und über die Parlamentsſtiege zur Kammer zu ge-
langen. Sie wollten aber nicht mit Gewalt in die Kammer
ſelbſt eindringen. Denn in dieſem Falle hatten die Trup-
pen den Befehl zu ſchießen. Sie erſuchten in der Vor-
halle, eine Deputation von drei Mitgliedern ins Innere
ſchicken zu dürfen. Venizelos erwiderte, er könne ihnen
den Zutritt zum Parlamente nicht geſtatten und ſei be-
reit, zu den äußerſten Mitteln zu greifen, um neue Ver-
ſuche der Kretenſer zu verhindern. Er teilte mit, daß die
Kammer nach vollzogener Präſidentenwahl bis Oktober
vertagt wurde. Die Kretenſer zogen ſich daraufhin zurück
und wurden von der Menge auf dem Platze ſtürmiſch
akklamiert. Sonſt ereignete ſich kein Zwiſchenfall.
Die Vorgänge in Marokko.
Fez, 1. Juni. Im Oſten von Fez bildeten ſich zwei
neue Harkas. Die auf franzöſiſcher Seite erwarteten Ver-
ſtärkungen ſind eingetroffen. Morgen beab-
ſichtigen die Franzoſen zur Offenſive überzugehen.
Zwei Poſtläufer wurden getötet und beraubt.
Das bedrohte Fez.
Paris, 2. Juni. Der Korreſpondent des „Matin“
meldet: Die Harka, die im Norden von Fez hinter dem
Berge Zalag zuſammengezogen und 15—18.000 Mann
ſtark iſt, bleibt immer noch drohend. Das Oberkommando
trifft Vorbereitungen, um gegen dieſe feindliche Macht
vorzuſtoßen, denn die Situation kann nicht länger ſo
bleiben, wie ſie iſt. Die Stadt muß, koſte es was es wolle,
befreit werden, und man muß verhindern, daß der Harka
noch weitere Unterſtützungen zuſtrömen. Alle Stra-
ßen rings um Fez ſind abgeſchnitten.
London, 1. Juni. Die Aufſtändiſchen ſind bei den
letzten Kämpfen bis in die Mitte der Stadt vorgedrun-
gen und haben die grüne Fahne des Propheten aus der
Moſchee Idriß herausgeholt. Dann ſchickten ſie die Fahne
vor die Stadt, wo ihr Anblick bei den anderen Stämmen
die ſich an dem Kampfe noch nicht beteiligt hatten, unge-
heure Begeiſterung hervorrief. Die Fahne wird jetzt
von Stamm zu Stamm geſandt und immer neue
Scharen von Berbern treffen vor der belagerten
Stadt ein.
Kurze Nachrichten.
London, 1. Juni. Es heißt, daß das Verlangen
Oeſterreich-Ungarns, Italiens und Belgiens nach einer
Beteiligung an der chineſiſchen Anleihe ohne Präjudiz für
ſpätere Anleihen abgelehnt wird. Am eheſten würde man
noch Belgien zulaſſen, das auch den ruſſiſchen Anteil fi-
nanzieren würde.
Brüſſel, 1. Juni. Die Regierung richtete aus Anlaß
der morgen beginnenden Parlamentswahlen eine
Zirkulardepeſche an alle Provinzkommandos und Gendar-
meriepoſten, Sonntag und die folgenden Tage die ge-
ſamte bewaffnete Macht bereitzuhalten, da
Wahlunruhen befürchtet werden und im Falle eines neu-
erlichen klerikalen Wahlſieges ernſte Wahlunruhen un-
vermeidlich ſind. Die antiklerikale Volksregung in den
großen Städten iſt ſehr groß.
Potsdam, 1. Juni. Prinz Max von Baden und Prinz
Ernſt Auguſt von Cumberland trafen geſtern auf der Sta-
tion Wildpark um 6 Uhr ein. Sie wurden vom Kaiſer
in Audienz empfangen und nahmen ſpäter den Tee
bei der Kaiſerin. Nachdem die beiden Prinzen noch eine
Reihe von Beſuchen bei in Potsdam weilenden Fürſtlich-
keiten gemacht hatten, begaben ſie ſich nach Berlin zurück.
Bunte Chronik.
Czernowitz, 3. Juni.
Fahrkartenſchwindel in Galizien.
Mehrere Hunderttauſend Kronen Schaden.
Krakau, 2. Juni. Die Affäre der Fahrkartenmiß-
bräuche auf der Staatsbahnſtrecke Krakau—Lemberg
nimmt immer größere Dimenſionen an. Es iſt ſchon
heute feſtſtehend, daß das Aerar um viele Hunderte
tauſende von Kronen geſchädigt wurde. Die Manipula-
tionen reichen auf mehrere Jahre zurück. Die Prüfung
der beim Einlaufen eines einzigen Nachtzuges abge-
genommene Fahrkarten hat ergeben, daß nicht weniger
als 160 Paſſagiere im Beſitze gefälſchter Fahrkarten
waren. Durch das Abſpringen ertappter Paſſagiere aus
dem fahrenden Zuge ſind in der letzten Zeit nächſt
Krakau etwa 20 Perſonen getötet oder ſchwer verletzt
worden. Die Krakauer Staatsbahndirektion hat ange-
ordnet, daß in Hinkunft ſowohl bei den Ausgängen als
auch in den Zügen die Fahrkartenkontrolle unter Inter-
vention von Gendarmen oder Polizei vor ſich zu
gehen habe.
Der Rächer ſeiner Mutter.
Ein achtjähriger Knabe tötet den Vater.
Galatz, 1. Juni. Der achtjährige Sohn des Profeſſors
Muſtaza begoß ſeinen im Schlaf liegenden Vater mit
Petroleum und zündete ihn an. Der Profeſſor
wurde ſo ſchwer verletzt, daß er auf dem Transport ins
Spital ſtarb. Auf der Polizei gab der Junge an, daß
er das Attentat auf ſeinen Vater aus dem Grunde verübt
habe, weil dieſer ſeine Mutter mißhandelt habe.
Brandkataſtrophe in Galizien.
Lemberg, 2. Juni. Die Ortſchaft Tokiczbaracz
wurde von einer furchtbaren Feuersbrunſt heimgeſucht.
280 Häuſer ſind niedergebrannt, Zwei
Perſonen ſind in den Flamen umgekommen,
viele andere wurden verletzt. Der etwa zwei Millionen
betragende Schaden iſt nur teilweiſe durch Verſicherung
gedeckt.
Ein irredentiſtiſcher Tabakboykott.
Trieſt, 2. Juni. Die Behörde hat verboten, daß in
den Tabaktrafiken Zündholzſchachteln mit irredentiſtiſchen
Aufſchriften verkauft werden dürfen. Daraufhin haben
die italieniſchen Vereine einen antiöſterreichiſchen Tabak-
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