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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 2530, Czernowitz, 02.06.1912.

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"Czernowitzer Allgemeine Zeitung" 2. Juli 1912.

[Spaltenumbruch]

anerkennen wir auch heute mit voller Ueberzeugung, eben-
so wie sie sich bereits vor vier Jahrhunderten erwiesen
hat, wo zuerst der böhmische Landtag und nach seinem
Beispiel auch der ungarische und der kroatische Landtag die
habsburgische Dynastie auf den österreichischen resp. auf
den ungarischen Thron berufen haben und so gemeinsam
mit den altösterreichischen deutschen Ländern die heutige
österreichisch-ungarische Monarchie gegründet haben. Im-
mer klarer erweist es sich, daß die Interessen der
erlauchten Dynastie vollkommen mit den
Interessen der böhmischen Nation über-
einstimmen,
die beide auf einander gegenseitig an-
gewiesen sind, und daß sie trotz der vergänglichen Mißver-
ständnisse oder so mancher Fehltritte sich in Harmonie
wiederfinden.
Heute ist der unverkürzte Fortbe-
stand und die Erstarkung der Monarchie unter dem ruhm-
vollen Szepter des Monarchen eine unumgängliche Be-
dingung des europäischen Gleichgewichtes und die stärkste
Garantie für den Weltfrieden, den wir alle aus der Tiefe
unserer Seele herbeiwünschen. Auch in dieser Hinsicht hat
sich der seltene Scharfsinn und der Divinationsblick Pala-
ckys bewährt. Ehre und Ruhm sei seinem Andenken!

Sodann hielt Professor Dr. Pekar die Festrede
über Palacky, worauf Kundgebungen der Vertreter der
auswärtigen Delegationen folgten.

Hierauf sprachen namens der französischen Akademie
Leger, namens der Bulgaren der Delegierte der Uni-
versität in Sofia, Zonew, im Namen der Südslaven
Manojlovic, der Polen Hofrat R. v, Zoll und der
Russen (St. Petersburger Akademie) Prof. Bechterew,
weiters für die Universität in Kiew Florinski, für die
Universität in Charkow Kulbatin, namens der Ruthe-
nen Kostecki, namens der Slovenen Ilesic, namens
der Serben aus Belgrad Todorowitsch, für die serbi-
sche Matice Ostowitz, für die mährische Matice Kame-
nicek.

Mit der Absingung eines Festchores fand die Feier
ihren Abschluß.

Die Beteiligung des Unterrichtsministers.

KB. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Nachdem Unterrichtsminister Dr. R. v, Hussarek am
Freitag den beiden hiesigen Universitäten und technischen
Hochschulen Besuche abgestattet und sich über den Zustand
der Institute und die obwaltenden Bauplatzfragen infor-
miert hatte, wohnte er heute vormittags der Musealfeier
für Palacky bei. Damit war das offizielle Reiseprogramm
des Ministers zum Abschlusse gelangt. Der Minister be-
suchte auch als Gast des Statthalters Fürsten Thun gestern
die Vorstellung im Neuen Deutschen Theater und heute
das Schauturnen auf dem Belvedere und reiste abends ab.

Der Sokolistenkongreß in Prag.
KB. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Bei dem gestern abends im städtischen Repräsentations-
hause veranstalteten Begrüßungsabend der Teilnehmer
des Sokolistenkongresses hielt der Delegierte des russischen
Unterrichtsministeriums Schewljakow folgende An-
sprache:

"Teuere Blutsbrüder! Bei der Ankunft in Ihrer schönen
Stadt, war ich überrascht durch die Reize des ganzen böh-
mischen Landes, aber ich war geradezu bezaubert, als ich
die Pracht Prags sah. Heute habe ich gesehen, wie Sie
Ihre Jugend erziehen, die Hoffnung der Zukunft, die Sie
wirklich zur Ordnung, Disziplin und Kraft führen. Da
habe ich voll erfaßt, warum die Sokolidee für Sie eine so
große Bedeutung hat. Ich hoffe, daß ich das, was ich heute
bei der Jugend gesehen habe, auch morgen in noch voll-
endeterem Maße bei der älteren Sokolschaft finden werde.
Ich habe heute unseren russischen Schülern, die sich so gut
die Sokolidee angeeignet haben, den Dank ausgesprochen
und ihnen gewünscht, daß sie stets diesem Ideal treu blei-
ben. Ich schließe mit einem "Nazdar der böhmischen
Sokolschaft."

Der Vertreter des St. Petersburger Vereins der sla-
vischen Gegenseitigkeit und des Psychoneurologischen In-
stituts Professor Bechterew führte aus: "Ich bringe
zwar keine Gabe, aber ich bringe Ihnen ein aufrichtiges
Herz entgegen. Ich spreche zu Ihnen als Repräsentant der
Wissenschaft. Diese lehrt, daß im Sokoltum nicht nur das
Element der psychischen Erziehung, sondern auch der Er-
ziehung des Willens und der Stärkung des Geistes liegt,
jener Eigenschaften, die bei Ihrer nationalen Wiederge-
burt so geglänzt haben. Mögen in den Fußstapfen der
Sokolidee sämtliche slavischen Nationen zur Vereinigung
schreiten zum Ruhme der böhmischen Nation und des ge-
samten Slaventums." Der Obmann der bulgarischen
Junaka, Atanasow sagte: "Heute gibt es zwischen uns
keinen Unterschied, keine Grenzen, keine Schranken. Wir
sind alle einig unter der Fahne der slavischen Solidarität.
Mit flammendem Herzen und gespannten Muskeln
müssen wir weiter unsere slavischen Länder verteidigen,
eingedenk dessen, daß in der Einigkeit und Eintracht die
Kraft der Slaven liegt."

KB. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Der Zentralverein der slavischen Journalisten und der
allslavische Journalistenverband hielten heute unter Vor-
sitz des Präsidenten Holecek Generalversammlungen
ab. Es wurden Jahresberichte entgegengenommen und
Ausschußwahlen vorgenommen. Die Bestimmung des
Ortes des nächsten Kongresses wurde den Ausschüssen
überlassen.

KB. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Bei dem gestern anläßlich des Sokolkongresses veranstal-
teten Schauturnen führten bei der Vorführung von Pro-
ben der körperlichen Pflege bei der Jugend die Expedi-
tion der russischen Schüler Freiübungen und die russischen
Gymnasiasten aus Tambow und Rostow eine Produktion
[Spaltenumbruch] vor, die namentlich im Geräteturnen gediegene Leistun-
gen systematischer Erziehung boten. Der Produktion
wohnten von den russischen Gästen unter anderen bei: in
Vertretung des russischen Unterrichtsministeriums Staats-
rat Schewljakow, die Generalmajore Archangel-
skyj
und Kuzmin Karawajew und Professor Bech-
terew.

Aus dem Wetturnen des slavischen Sokolverbandes
ging gestern als Sieger der Slowene und bekannte Schach-
spieler Vidmar hervor, der von 230 möglichen Punkten
220.5 erreichte. Zweiter war der Böhme Svoboda mit
217.5 Punkten und Dritter der Slowene Fuchs mit 216
Punkten.

KB. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Aus Amerika traf gestern nachts zur Palacky-Feier der
amerikanische Pädagoge Professor Monroc ein.

Der Festzug der Sokolvereine. -- Zusammenstoß mit
deutschen Kouleurstudenten.
KB. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Heute vormittags fand ein Aufzug der Sokolvereine durch
die Stadt, an welchem etwa 23.000 Mann teilnahmen,
statt, welcher auf dem ganzen Wege von dichtgedrängtem
Publikum lebhaftest begrüßt wurde.

Der Aufzug verlief programmgemäß bis auf
einen Zwischenfall am Graben, wo einigen Kouleur-
studenten,
die sich, als sie nach vergeblichem Versuche,
den üblichen Sonntagsbummel in Farben und Kappen in
Gruppen zu absolvieren, gegen das deutsche Kasino die
Häuser entlang durchdrängten, Kappen heruntergerissen
wurden, sie selbst aber geschlagen wurden. Einer kam hie-
bei zu Fall, wurde aber anscheinend leicht verletzt. Die
Polizei, von einer Sokolabteilung unterstützt, bemühte
sich, das erregte Publikum zu beruhigen, was schließlich
auch gelang, worauf die Studenten unbehelligt ihre
Promenade beendeten.

(Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Während der offizielle Bericht über die gestrigen Ueber-
fälle auf deutsche Studenten nur von der Verletzung eines
deutschen Studenten spricht, melden Privatnachrichten,
daß um einviertel elf Uhr der erste sehr heftige Zusam-
menstoß sich ereignet hat. Als der Schluß des Sokolisten-
zuges den Graben passierte, wollte eine Gruppe von 150
Studenten aus einer Seitengasse in das "Deutsche Haus"
gelangen. Sie wurden von halbwüchsigen Burschen um-
ringt und ihnen unter Stockschlägen die Kappen entrissen.
Die Polizei mischte sich zu spät unter die Exzedenten.
Zwanzig Minuten später wurden wieder Kouleurstuden-
ten, die ihren Kollegen zu Hilfe eilen wollten, von den
Czechen umringt. Einzelne von den Studenten wurden
furchtbar mißhandelt. Das Mitglied der Verbindung
"Frankonia" Alois Kaschlowski wurde zu Boden ge-
stoßen und solange mit den Füßen getreten, bis er ohn-
mächtig wurde. Er wurde in das Krankenhaus gebracht
und dürfte durch die Fußtritte schwere innere Verletzungen
erlitten haben. Von den übrigen Studenten wurden 20 bis
30 verletzt. Nach Beendigung des Sokolzuges strömten
Tausende von Menschen beim "Deutschen Haus" zusam-
men und versuchten das Tor desselben zu sprengen. Die
Polizei drängte die Menge nur mit Mühe zurück. Wäh-
rend der Exzesse suchte eine Schar von czechischen Ordnern
die Menge zu beruhigen. Es scheint also, daß die Aus-
schreitungen nicht im Sinne der Veranstalter des Sokol-
festes lagen. Die deutschen Studenten haben ein Tele-
gramm an den Deutschen Nationalverband gerichtet, in
dem die Angriffe geschildert und Schutz erbeten wird.

Polen und Czechen.

Zu Ehren der polnischen Gäste
wurde ein besonderes Bankett veranstaltet. Abg. Kra-
marz,
der die Festrede hielt, wies darauf hin, daß 1848
die Gleichheit aller Slaven proklamiert worden sei. Trotz
aller Mißhelligkeiten glaube Redner an den Sieg des Rech-
tes und der Gerechtigkeit unter den Slaven. Fürst Se-
verin Czetwertynski erwiderte, kein slavisches Volk
gleiche so sehr den Czechen wie die Polen. Kramarz
kämpfe für die Ideale Palacky's, er erhebe sein Glas
zu Ehren der brüderlichen böhmischen Nation.




Vom Tage.


Ministerpräsident Graf Stürgkh beim
Kaiser.
KB. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Der Kaiser empfing Samstag um halb 12 Uhr vormit-
tags den Ministerpräsidenten Grafen Stürgkh in län-
gerer besonderer Audienz. Der Ministerpräsident stat-
tete dem Kaiser für die besondere Auszeichnung, die ihm
durch den Allerhöchsten Besuch zuteil geworden ist und für
die huldvollen Worte, mit denen der Kaiser bei diesem An-
lasse der Tätigkeit der Regierung gedachte, im eigenen
Namen und namens aller Kabinettsmit-
glieder
den alleruntertänigsten Dank ab.

Der Kaiser hat heute den Minister-
präsidenten Grafen Stürgkh in mehr als einstündiger
Audienz empfangen. Der Ministerpräsident war im Au-
tomobil nach Schönbrunn gefahren und wurde vom Kaiser
in dessen Arbeitszimmer empfangen. Das Licht war
abgedämpft
worden. Der Kaiser drückte dem Mini-
sterpräsidenten seine Freude aus, daß es ihm bereits
besser gehe, sowie seine Zufriedenheit über die Erledi-
gung der Wehrvorlagen.
Wie verlautet, steht
[Spaltenumbruch] eine hohe Auszeichnung für den Ministerpräsiden-
ten bevor.




Erzherzog Karl Franz Josef und
Gemahlin in Krakau.

KB. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Heute um halb 3 Uhr nachmittags kamen hier zu zwei-
tägigem Aufenthalt Erzherzog Karl Franz Josef
und Frau Erzherzogin Zita aus Kolomea an. Die Stadt
ist festlich geschmückt. In den Straßen hatte sich eine große
Menschenmenge angesammelt, die dem hohen Paar einen
begeisterten Empfang bereitete. Zum Empfange
waren auf dem Bahnhofe erschienen Statthalter Doktor
Bobrzynski mit Gemahlin, Landmarschall Graf
Goluchowski, Stadtpräsident und Obmann des Po-
lenklubs Dr. Leo, Korpskommandant G. d. K. von
Böhm-Ermolli mit der Generalität, Polizeiprä-
sident Dr. Flattau, Fürstin Radziwill und zahl-
reiche andere Persönlichkeiten. Nach der Ankunft schritt
der Erzherzog die Ehrenkompagnie ab, worauf die Ver-
sammelten dem erzherzoglichen Paare vorgestellt wurden.
Die Tochter des Bürgermeisters Dr. Leo überreichte der
Frau Erzherzogin ein Bukett. Der Bürgermeister
hielt eine kurze Huldigungsrede, worauf der Herr Erz-
herzog antwortete: "In meinem Namen und im Namen
meiner Gemahlin danke ich Ihnen, Herr Stadtpräsident
herzlichst für die zum Ausdrucke gebrachten Gefühle, von
deren Aufrichtigkeit ich überzeugt bin. Ich freue mich, daß
es mir möglich geworden ist, diese Stadt, ein schätzba-
res Denkmal historischer Vergangenheit
und Kultur
zu besuchen. Ich kann Sie, meine Herren,
versichern, daß ich nicht versäumen werde, bei Seiner Ma-
jestät, unserem allergnädigsten Kaiser und Herrn, der
Dolmetsch Ihrer dynastischen und patriotischen Gefühle
zu sein, die Sie bei diesem mir und meiner Gemahlin be-
reiteten Empfange kundgetan haben."

Sodann fuhr das erzherzogliche Paar durch die fest-
lich geschmückten Straßen in das Palais der Statthalter-
witwe Gräfin Potocka, die mit ihren drei Töchtern und
dem Grafen Roman Potocki Ihre k. u. k. Hoheiten
begrüßte, die im Palast Wohnung nahmen. Um 4 Uhr
nachmittags empfing der Erzherzog den Fürstbischof Fürst
Sapieha, die Generalität, die Spitzen der staatlichen
und autonomen Behörden, das Stadtpräsidium und Ver-
tretungen einiger Korporationen. Der Erzherzog fuhr in
Begleitung des Statthalters zur Besichtigung der Kathe-
dralkirche, der polnischen Königsgräber und des Königs-
schlosses am Wawelberg. Auf dem ganzen Wege war der
Herr Erzherzog Gegenstand enthusiastischer Ovationen.

Abends fand bei der Gräfin Potocka ein Diner
statt. Sodann begab sich Se. k. u. k. Hoheit in das alte
Theatergebäude, wo der Krakauer Gemeinderat einen
Rout gab, zu dem über 1000 Personen erschienen waren,
darunter viele in polnischer Nationaltracht.




Für die ruthenische Universität.

KB. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Hier und in mehreren anderen Städten Ostgaliziens fan-
den heute Manifestationsversammlungen
der Ukrainen statt, worin die baldige Errichtung einer
selbständigen ruthenischen Universität
in Lemberg
verlangt wird.




Engländer, Deutsche und Oesterreicher.

KB. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Zu Gunsten des deutschen Hospitals fand hier ein Bankett
statt, dem Lordkanzler Haldane präsidierte. Hal-
dane
brachte Toaste auf Kaiser Wilhelm und Kaiser
Franz Josef aus und sagte: "Der deutsche Kaiser ist
ein wahrer Führer des deutschen Volkes. Er hat es f[ast]
ein Vierteljahrhundert geleitet und er hat den Frieden un-
verletzt bewahrt. Der Kaiser hat seinem Lande die vor-
zügliche Flotte gegeben, die wir Engländer, die wir vom
Flottenwesen etwas verstehen, bewundern. Er ist nicht
minder groß in den Künsten des Friedens, wie z. B. des
Unterrichtswesens und in der Sozialpolitik." "In den
letzten Jahren", fuhr Haldane fort, "sind Deutschland und
England einander viel ähnlicher geworden. Auch Deutsch-
land ist eine große handelstreibende Nation ge-
worden und, indem die beiden Völker einander nahe
kamen, entstand ein gewisses Maß von Friktionen
und Rivalität. Diese Rivalität sollte keinen Sta-
chel
haben. Das ist eine Auffassung, die vom Kaiser durch-
aus geteilt wird." Haldane brachte sodann den Toast auf
Kaiser und König Franz Joseph aus und sagte: Der ehr-
würdige Souverän auf dem österreichischen Thron hat sich
als Werkzeug der Vorsehung zur Bewahrung des Friedens
erwiesen und den Einfluß seines Reiches zum
allgemeinen Besten vermehrt.

Der Toast auf die beiden Kaiser wurde mit großer Be-
geisterung aufgenommen. Haldane wurde beim Ver-
lassen des Saales stürmische Ovationen dargebracht.




Der italienisch-türkische Krieg.

KB. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Die "Agenzia Stefani" meldet aus Ferna vom 28.
Juni: Sämtliche Streitkräfte einer Division
griffen heute früh die Anhöhen von Sidisaid und die be-
nachbarten verschanzten Stellungen an, wohin der Feind
nach der gestrigen Niederlage zu entkommen versuchte. Die
Türken und Araber haben sich zurückgezogen, die
Feinde wurden auf der ganzen Linie zurückge-
schlagen
Sie ließen 200 Tote und einige Ver-
wundete zurück; die Italiener hatten 10 Tote und 78 Ver-
wundete.




„Czernowitzer Allgemeine Zeitung“ 2. Juli 1912.

[Spaltenumbruch]

anerkennen wir auch heute mit voller Ueberzeugung, eben-
ſo wie ſie ſich bereits vor vier Jahrhunderten erwieſen
hat, wo zuerſt der böhmiſche Landtag und nach ſeinem
Beiſpiel auch der ungariſche und der kroatiſche Landtag die
habsburgiſche Dynaſtie auf den öſterreichiſchen reſp. auf
den ungariſchen Thron berufen haben und ſo gemeinſam
mit den altöſterreichiſchen deutſchen Ländern die heutige
öſterreichiſch-ungariſche Monarchie gegründet haben. Im-
mer klarer erweiſt es ſich, daß die Intereſſen der
erlauchten Dynaſtie vollkommen mit den
Intereſſen der böhmiſchen Nation über-
einſtimmen,
die beide auf einander gegenſeitig an-
gewieſen ſind, und daß ſie trotz der vergänglichen Mißver-
ſtändniſſe oder ſo mancher Fehltritte ſich in Harmonie
wiederfinden.
Heute iſt der unverkürzte Fortbe-
ſtand und die Erſtarkung der Monarchie unter dem ruhm-
vollen Szepter des Monarchen eine unumgängliche Be-
dingung des europäiſchen Gleichgewichtes und die ſtärkſte
Garantie für den Weltfrieden, den wir alle aus der Tiefe
unſerer Seele herbeiwünſchen. Auch in dieſer Hinſicht hat
ſich der ſeltene Scharfſinn und der Divinationsblick Pala-
ckys bewährt. Ehre und Ruhm ſei ſeinem Andenken!

Sodann hielt Profeſſor Dr. Pekar die Feſtrede
über Palacky, worauf Kundgebungen der Vertreter der
auswärtigen Delegationen folgten.

Hierauf ſprachen namens der franzöſiſchen Akademie
Leger, namens der Bulgaren der Delegierte der Uni-
verſität in Sofia, Zonew, im Namen der Südſlaven
Manojlovic, der Polen Hofrat R. v, Zoll und der
Ruſſen (St. Petersburger Akademie) Prof. Bechterew,
weiters für die Univerſität in Kiew Florinski, für die
Univerſität in Charkow Kulbatin, namens der Ruthe-
nen Koſtecki, namens der Slovenen Ileſic, namens
der Serben aus Belgrad Todorowitſch, für die ſerbi-
ſche Matice Oſtowitz, für die mähriſche Matice Kame-
nicek.

Mit der Abſingung eines Feſtchores fand die Feier
ihren Abſchluß.

Die Beteiligung des Unterrichtsminiſters.

KB. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Nachdem Unterrichtsminiſter Dr. R. v, Huſſarek am
Freitag den beiden hieſigen Univerſitäten und techniſchen
Hochſchulen Beſuche abgeſtattet und ſich über den Zuſtand
der Inſtitute und die obwaltenden Bauplatzfragen infor-
miert hatte, wohnte er heute vormittags der Muſealfeier
für Palacky bei. Damit war das offizielle Reiſeprogramm
des Miniſters zum Abſchluſſe gelangt. Der Miniſter be-
ſuchte auch als Gaſt des Statthalters Fürſten Thun geſtern
die Vorſtellung im Neuen Deutſchen Theater und heute
das Schauturnen auf dem Belvedere und reiſte abends ab.

Der Sokoliſtenkongreß in Prag.
KB. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Bei dem geſtern abends im ſtädtiſchen Repräſentations-
hauſe veranſtalteten Begrüßungsabend der Teilnehmer
des Sokoliſtenkongreſſes hielt der Delegierte des ruſſiſchen
Unterrichtsminiſteriums Schewljakow folgende An-
ſprache:

„Teuere Blutsbrüder! Bei der Ankunft in Ihrer ſchönen
Stadt, war ich überraſcht durch die Reize des ganzen böh-
miſchen Landes, aber ich war geradezu bezaubert, als ich
die Pracht Prags ſah. Heute habe ich geſehen, wie Sie
Ihre Jugend erziehen, die Hoffnung der Zukunft, die Sie
wirklich zur Ordnung, Disziplin und Kraft führen. Da
habe ich voll erfaßt, warum die Sokolidee für Sie eine ſo
große Bedeutung hat. Ich hoffe, daß ich das, was ich heute
bei der Jugend geſehen habe, auch morgen in noch voll-
endeterem Maße bei der älteren Sokolſchaft finden werde.
Ich habe heute unſeren ruſſiſchen Schülern, die ſich ſo gut
die Sokolidee angeeignet haben, den Dank ausgeſprochen
und ihnen gewünſcht, daß ſie ſtets dieſem Ideal treu blei-
ben. Ich ſchließe mit einem „Nazdar der böhmiſchen
Sokolſchaft.“

Der Vertreter des St. Petersburger Vereins der ſla-
viſchen Gegenſeitigkeit und des Pſychoneurologiſchen In-
ſtituts Profeſſor Bechterew führte aus: „Ich bringe
zwar keine Gabe, aber ich bringe Ihnen ein aufrichtiges
Herz entgegen. Ich ſpreche zu Ihnen als Repräſentant der
Wiſſenſchaft. Dieſe lehrt, daß im Sokoltum nicht nur das
Element der pſychiſchen Erziehung, ſondern auch der Er-
ziehung des Willens und der Stärkung des Geiſtes liegt,
jener Eigenſchaften, die bei Ihrer nationalen Wiederge-
burt ſo geglänzt haben. Mögen in den Fußſtapfen der
Sokolidee ſämtliche ſlaviſchen Nationen zur Vereinigung
ſchreiten zum Ruhme der böhmiſchen Nation und des ge-
ſamten Slaventums.“ Der Obmann der bulgariſchen
Junaka, Atanaſow ſagte: „Heute gibt es zwiſchen uns
keinen Unterſchied, keine Grenzen, keine Schranken. Wir
ſind alle einig unter der Fahne der ſlaviſchen Solidarität.
Mit flammendem Herzen und geſpannten Muskeln
müſſen wir weiter unſere ſlaviſchen Länder verteidigen,
eingedenk deſſen, daß in der Einigkeit und Eintracht die
Kraft der Slaven liegt.“

KB. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Der Zentralverein der ſlaviſchen Journaliſten und der
allſlaviſche Journaliſtenverband hielten heute unter Vor-
ſitz des Präſidenten Holecek Generalverſammlungen
ab. Es wurden Jahresberichte entgegengenommen und
Ausſchußwahlen vorgenommen. Die Beſtimmung des
Ortes des nächſten Kongreſſes wurde den Ausſchüſſen
überlaſſen.

KB. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Bei dem geſtern anläßlich des Sokolkongreſſes veranſtal-
teten Schauturnen führten bei der Vorführung von Pro-
ben der körperlichen Pflege bei der Jugend die Expedi-
tion der ruſſiſchen Schüler Freiübungen und die ruſſiſchen
Gymnaſiaſten aus Tambow und Roſtow eine Produktion
[Spaltenumbruch] vor, die namentlich im Geräteturnen gediegene Leiſtun-
gen ſyſtematiſcher Erziehung boten. Der Produktion
wohnten von den ruſſiſchen Gäſten unter anderen bei: in
Vertretung des ruſſiſchen Unterrichtsminiſteriums Staats-
rat Schewljakow, die Generalmajore Archangel-
skyj
und Kuzmin Karawajew und Profeſſor Bech-
terew.

Aus dem Wetturnen des ſlaviſchen Sokolverbandes
ging geſtern als Sieger der Slowene und bekannte Schach-
ſpieler Vidmar hervor, der von 230 möglichen Punkten
220.5 erreichte. Zweiter war der Böhme Svoboda mit
217.5 Punkten und Dritter der Slowene Fuchs mit 216
Punkten.

KB. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Aus Amerika traf geſtern nachts zur Palacky-Feier der
amerikaniſche Pädagoge Profeſſor Monroc ein.

Der Feſtzug der Sokolvereine. — Zuſammenſtoß mit
deutſchen Kouleurſtudenten.
KB. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Heute vormittags fand ein Aufzug der Sokolvereine durch
die Stadt, an welchem etwa 23.000 Mann teilnahmen,
ſtatt, welcher auf dem ganzen Wege von dichtgedrängtem
Publikum lebhafteſt begrüßt wurde.

Der Aufzug verlief programmgemäß bis auf
einen Zwiſchenfall am Graben, wo einigen Kouleur-
ſtudenten,
die ſich, als ſie nach vergeblichem Verſuche,
den üblichen Sonntagsbummel in Farben und Kappen in
Gruppen zu abſolvieren, gegen das deutſche Kaſino die
Häuſer entlang durchdrängten, Kappen heruntergeriſſen
wurden, ſie ſelbſt aber geſchlagen wurden. Einer kam hie-
bei zu Fall, wurde aber anſcheinend leicht verletzt. Die
Polizei, von einer Sokolabteilung unterſtützt, bemühte
ſich, das erregte Publikum zu beruhigen, was ſchließlich
auch gelang, worauf die Studenten unbehelligt ihre
Promenade beendeten.

(Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Während der offizielle Bericht über die geſtrigen Ueber-
fälle auf deutſche Studenten nur von der Verletzung eines
deutſchen Studenten ſpricht, melden Privatnachrichten,
daß um einviertel elf Uhr der erſte ſehr heftige Zuſam-
menſtoß ſich ereignet hat. Als der Schluß des Sokoliſten-
zuges den Graben paſſierte, wollte eine Gruppe von 150
Studenten aus einer Seitengaſſe in das „Deutſche Haus“
gelangen. Sie wurden von halbwüchſigen Burſchen um-
ringt und ihnen unter Stockſchlägen die Kappen entriſſen.
Die Polizei miſchte ſich zu ſpät unter die Exzedenten.
Zwanzig Minuten ſpäter wurden wieder Kouleurſtuden-
ten, die ihren Kollegen zu Hilfe eilen wollten, von den
Czechen umringt. Einzelne von den Studenten wurden
furchtbar mißhandelt. Das Mitglied der Verbindung
„Frankonia“ Alois Kaſchlowski wurde zu Boden ge-
ſtoßen und ſolange mit den Füßen getreten, bis er ohn-
mächtig wurde. Er wurde in das Krankenhaus gebracht
und dürfte durch die Fußtritte ſchwere innere Verletzungen
erlitten haben. Von den übrigen Studenten wurden 20 bis
30 verletzt. Nach Beendigung des Sokolzuges ſtrömten
Tauſende von Menſchen beim „Deutſchen Haus“ zuſam-
men und verſuchten das Tor desſelben zu ſprengen. Die
Polizei drängte die Menge nur mit Mühe zurück. Wäh-
rend der Exzeſſe ſuchte eine Schar von czechiſchen Ordnern
die Menge zu beruhigen. Es ſcheint alſo, daß die Aus-
ſchreitungen nicht im Sinne der Veranſtalter des Sokol-
feſtes lagen. Die deutſchen Studenten haben ein Tele-
gramm an den Deutſchen Nationalverband gerichtet, in
dem die Angriffe geſchildert und Schutz erbeten wird.

Polen und Czechen.

Zu Ehren der polniſchen Gäſte
wurde ein beſonderes Bankett veranſtaltet. Abg. Kra-
marz,
der die Feſtrede hielt, wies darauf hin, daß 1848
die Gleichheit aller Slaven proklamiert worden ſei. Trotz
aller Mißhelligkeiten glaube Redner an den Sieg des Rech-
tes und der Gerechtigkeit unter den Slaven. Fürſt Se-
verin Czetwertynski erwiderte, kein ſlaviſches Volk
gleiche ſo ſehr den Czechen wie die Polen. Kramarz
kämpfe für die Ideale Palacky’s, er erhebe ſein Glas
zu Ehren der brüderlichen böhmiſchen Nation.




Vom Tage.


Miniſterpräſident Graf Stürgkh beim
Kaiſer.
KB. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Der Kaiſer empfing Samſtag um halb 12 Uhr vormit-
tags den Miniſterpräſidenten Grafen Stürgkh in län-
gerer beſonderer Audienz. Der Miniſterpräſident ſtat-
tete dem Kaiſer für die beſondere Auszeichnung, die ihm
durch den Allerhöchſten Beſuch zuteil geworden iſt und für
die huldvollen Worte, mit denen der Kaiſer bei dieſem An-
laſſe der Tätigkeit der Regierung gedachte, im eigenen
Namen und namens aller Kabinettsmit-
glieder
den alleruntertänigſten Dank ab.

Der Kaiſer hat heute den Miniſter-
präſidenten Grafen Stürgkh in mehr als einſtündiger
Audienz empfangen. Der Miniſterpräſident war im Au-
tomobil nach Schönbrunn gefahren und wurde vom Kaiſer
in deſſen Arbeitszimmer empfangen. Das Licht war
abgedämpft
worden. Der Kaiſer drückte dem Mini-
ſterpräſidenten ſeine Freude aus, daß es ihm bereits
beſſer gehe, ſowie ſeine Zufriedenheit über die Erledi-
gung der Wehrvorlagen.
Wie verlautet, ſteht
[Spaltenumbruch] eine hohe Auszeichnung für den Miniſterpräſiden-
ten bevor.




Erzherzog Karl Franz Joſef und
Gemahlin in Krakau.

KB. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Heute um halb 3 Uhr nachmittags kamen hier zu zwei-
tägigem Aufenthalt Erzherzog Karl Franz Joſef
und Frau Erzherzogin Zita aus Kolomea an. Die Stadt
iſt feſtlich geſchmückt. In den Straßen hatte ſich eine große
Menſchenmenge angeſammelt, die dem hohen Paar einen
begeiſterten Empfang bereitete. Zum Empfange
waren auf dem Bahnhofe erſchienen Statthalter Doktor
Bobrzynski mit Gemahlin, Landmarſchall Graf
Goluchowski, Stadtpräſident und Obmann des Po-
lenklubs Dr. Leo, Korpskommandant G. d. K. von
Böhm-Ermolli mit der Generalität, Polizeiprä-
ſident Dr. Flattau, Fürſtin Radziwill und zahl-
reiche andere Perſönlichkeiten. Nach der Ankunft ſchritt
der Erzherzog die Ehrenkompagnie ab, worauf die Ver-
ſammelten dem erzherzoglichen Paare vorgeſtellt wurden.
Die Tochter des Bürgermeiſters Dr. Leo überreichte der
Frau Erzherzogin ein Bukett. Der Bürgermeiſter
hielt eine kurze Huldigungsrede, worauf der Herr Erz-
herzog antwortete: „In meinem Namen und im Namen
meiner Gemahlin danke ich Ihnen, Herr Stadtpräſident
herzlichſt für die zum Ausdrucke gebrachten Gefühle, von
deren Aufrichtigkeit ich überzeugt bin. Ich freue mich, daß
es mir möglich geworden iſt, dieſe Stadt, ein ſchätzba-
res Denkmal hiſtoriſcher Vergangenheit
und Kultur
zu beſuchen. Ich kann Sie, meine Herren,
verſichern, daß ich nicht verſäumen werde, bei Seiner Ma-
jeſtät, unſerem allergnädigſten Kaiſer und Herrn, der
Dolmetſch Ihrer dynaſtiſchen und patriotiſchen Gefühle
zu ſein, die Sie bei dieſem mir und meiner Gemahlin be-
reiteten Empfange kundgetan haben.“

Sodann fuhr das erzherzogliche Paar durch die feſt-
lich geſchmückten Straßen in das Palais der Statthalter-
witwe Gräfin Potocka, die mit ihren drei Töchtern und
dem Grafen Roman Potocki Ihre k. u. k. Hoheiten
begrüßte, die im Palaſt Wohnung nahmen. Um 4 Uhr
nachmittags empfing der Erzherzog den Fürſtbiſchof Fürſt
Sapieha, die Generalität, die Spitzen der ſtaatlichen
und autonomen Behörden, das Stadtpräſidium und Ver-
tretungen einiger Korporationen. Der Erzherzog fuhr in
Begleitung des Statthalters zur Beſichtigung der Kathe-
dralkirche, der polniſchen Königsgräber und des Königs-
ſchloſſes am Wawelberg. Auf dem ganzen Wege war der
Herr Erzherzog Gegenſtand enthuſiaſtiſcher Ovationen.

Abends fand bei der Gräfin Potocka ein Diner
ſtatt. Sodann begab ſich Se. k. u. k. Hoheit in das alte
Theatergebäude, wo der Krakauer Gemeinderat einen
Rout gab, zu dem über 1000 Perſonen erſchienen waren,
darunter viele in polniſcher Nationaltracht.




Für die rutheniſche Univerſität.

KB. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Hier und in mehreren anderen Städten Oſtgaliziens fan-
den heute Manifeſtationsverſammlungen
der Ukrainen ſtatt, worin die baldige Errichtung einer
ſelbſtändigen rutheniſchen Univerſität
in Lemberg
verlangt wird.




Engländer, Deutſche und Oeſterreicher.

KB. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Zu Gunſten des deutſchen Hoſpitals fand hier ein Bankett
ſtatt, dem Lordkanzler Haldane präſidierte. Hal-
dane
brachte Toaſte auf Kaiſer Wilhelm und Kaiſer
Franz Joſef aus und ſagte: „Der deutſche Kaiſer iſt
ein wahrer Führer des deutſchen Volkes. Er hat es f[aſt]
ein Vierteljahrhundert geleitet und er hat den Frieden un-
verletzt bewahrt. Der Kaiſer hat ſeinem Lande die vor-
zügliche Flotte gegeben, die wir Engländer, die wir vom
Flottenweſen etwas verſtehen, bewundern. Er iſt nicht
minder groß in den Künſten des Friedens, wie z. B. des
Unterrichtsweſens und in der Sozialpolitik.“ „In den
letzten Jahren“, fuhr Haldane fort, „ſind Deutſchland und
England einander viel ähnlicher geworden. Auch Deutſch-
land iſt eine große handelstreibende Nation ge-
worden und, indem die beiden Völker einander nahe
kamen, entſtand ein gewiſſes Maß von Friktionen
und Rivalität. Dieſe Rivalität ſollte keinen Sta-
chel
haben. Das iſt eine Auffaſſung, die vom Kaiſer durch-
aus geteilt wird.“ Haldane brachte ſodann den Toaſt auf
Kaiſer und König Franz Joſeph aus und ſagte: Der ehr-
würdige Souverän auf dem öſterreichiſchen Thron hat ſich
als Werkzeug der Vorſehung zur Bewahrung des Friedens
erwieſen und den Einfluß ſeines Reiches zum
allgemeinen Beſten vermehrt.

Der Toaſt auf die beiden Kaiſer wurde mit großer Be-
geiſterung aufgenommen. Haldane wurde beim Ver-
laſſen des Saales ſtürmiſche Ovationen dargebracht.




Der italieniſch-türkiſche Krieg.

KB. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Ferna vom 28.
Juni: Sämtliche Streitkräfte einer Diviſion
griffen heute früh die Anhöhen von Sidiſaid und die be-
nachbarten verſchanzten Stellungen an, wohin der Feind
nach der geſtrigen Niederlage zu entkommen verſuchte. Die
Türken und Araber haben ſich zurückgezogen, die
Feinde wurden auf der ganzen Linie zurückge-
ſchlagen
Sie ließen 200 Tote und einige Ver-
wundete zurück; die Italiener hatten 10 Tote und 78 Ver-
wundete.




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[2/0002] „Czernowitzer Allgemeine Zeitung“ 2. Juli 1912. anerkennen wir auch heute mit voller Ueberzeugung, eben- ſo wie ſie ſich bereits vor vier Jahrhunderten erwieſen hat, wo zuerſt der böhmiſche Landtag und nach ſeinem Beiſpiel auch der ungariſche und der kroatiſche Landtag die habsburgiſche Dynaſtie auf den öſterreichiſchen reſp. auf den ungariſchen Thron berufen haben und ſo gemeinſam mit den altöſterreichiſchen deutſchen Ländern die heutige öſterreichiſch-ungariſche Monarchie gegründet haben. Im- mer klarer erweiſt es ſich, daß die Intereſſen der erlauchten Dynaſtie vollkommen mit den Intereſſen der böhmiſchen Nation über- einſtimmen, die beide auf einander gegenſeitig an- gewieſen ſind, und daß ſie trotz der vergänglichen Mißver- ſtändniſſe oder ſo mancher Fehltritte ſich in Harmonie wiederfinden. Heute iſt der unverkürzte Fortbe- ſtand und die Erſtarkung der Monarchie unter dem ruhm- vollen Szepter des Monarchen eine unumgängliche Be- dingung des europäiſchen Gleichgewichtes und die ſtärkſte Garantie für den Weltfrieden, den wir alle aus der Tiefe unſerer Seele herbeiwünſchen. Auch in dieſer Hinſicht hat ſich der ſeltene Scharfſinn und der Divinationsblick Pala- ckys bewährt. Ehre und Ruhm ſei ſeinem Andenken! Sodann hielt Profeſſor Dr. Pekar die Feſtrede über Palacky, worauf Kundgebungen der Vertreter der auswärtigen Delegationen folgten. Hierauf ſprachen namens der franzöſiſchen Akademie Leger, namens der Bulgaren der Delegierte der Uni- verſität in Sofia, Zonew, im Namen der Südſlaven Manojlovic, der Polen Hofrat R. v, Zoll und der Ruſſen (St. Petersburger Akademie) Prof. Bechterew, weiters für die Univerſität in Kiew Florinski, für die Univerſität in Charkow Kulbatin, namens der Ruthe- nen Koſtecki, namens der Slovenen Ileſic, namens der Serben aus Belgrad Todorowitſch, für die ſerbi- ſche Matice Oſtowitz, für die mähriſche Matice Kame- nicek. Mit der Abſingung eines Feſtchores fand die Feier ihren Abſchluß. Die Beteiligung des Unterrichtsminiſters. KB. Prag, 29. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Nachdem Unterrichtsminiſter Dr. R. v, Huſſarek am Freitag den beiden hieſigen Univerſitäten und techniſchen Hochſchulen Beſuche abgeſtattet und ſich über den Zuſtand der Inſtitute und die obwaltenden Bauplatzfragen infor- miert hatte, wohnte er heute vormittags der Muſealfeier für Palacky bei. Damit war das offizielle Reiſeprogramm des Miniſters zum Abſchluſſe gelangt. Der Miniſter be- ſuchte auch als Gaſt des Statthalters Fürſten Thun geſtern die Vorſtellung im Neuen Deutſchen Theater und heute das Schauturnen auf dem Belvedere und reiſte abends ab. Der Sokoliſtenkongreß in Prag. KB. Prag, 29. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Bei dem geſtern abends im ſtädtiſchen Repräſentations- hauſe veranſtalteten Begrüßungsabend der Teilnehmer des Sokoliſtenkongreſſes hielt der Delegierte des ruſſiſchen Unterrichtsminiſteriums Schewljakow folgende An- ſprache: „Teuere Blutsbrüder! Bei der Ankunft in Ihrer ſchönen Stadt, war ich überraſcht durch die Reize des ganzen böh- miſchen Landes, aber ich war geradezu bezaubert, als ich die Pracht Prags ſah. Heute habe ich geſehen, wie Sie Ihre Jugend erziehen, die Hoffnung der Zukunft, die Sie wirklich zur Ordnung, Disziplin und Kraft führen. Da habe ich voll erfaßt, warum die Sokolidee für Sie eine ſo große Bedeutung hat. Ich hoffe, daß ich das, was ich heute bei der Jugend geſehen habe, auch morgen in noch voll- endeterem Maße bei der älteren Sokolſchaft finden werde. Ich habe heute unſeren ruſſiſchen Schülern, die ſich ſo gut die Sokolidee angeeignet haben, den Dank ausgeſprochen und ihnen gewünſcht, daß ſie ſtets dieſem Ideal treu blei- ben. Ich ſchließe mit einem „Nazdar der böhmiſchen Sokolſchaft.“ Der Vertreter des St. Petersburger Vereins der ſla- viſchen Gegenſeitigkeit und des Pſychoneurologiſchen In- ſtituts Profeſſor Bechterew führte aus: „Ich bringe zwar keine Gabe, aber ich bringe Ihnen ein aufrichtiges Herz entgegen. Ich ſpreche zu Ihnen als Repräſentant der Wiſſenſchaft. Dieſe lehrt, daß im Sokoltum nicht nur das Element der pſychiſchen Erziehung, ſondern auch der Er- ziehung des Willens und der Stärkung des Geiſtes liegt, jener Eigenſchaften, die bei Ihrer nationalen Wiederge- burt ſo geglänzt haben. Mögen in den Fußſtapfen der Sokolidee ſämtliche ſlaviſchen Nationen zur Vereinigung ſchreiten zum Ruhme der böhmiſchen Nation und des ge- ſamten Slaventums.“ Der Obmann der bulgariſchen Junaka, Atanaſow ſagte: „Heute gibt es zwiſchen uns keinen Unterſchied, keine Grenzen, keine Schranken. Wir ſind alle einig unter der Fahne der ſlaviſchen Solidarität. Mit flammendem Herzen und geſpannten Muskeln müſſen wir weiter unſere ſlaviſchen Länder verteidigen, eingedenk deſſen, daß in der Einigkeit und Eintracht die Kraft der Slaven liegt.“ KB. Prag, 29. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Der Zentralverein der ſlaviſchen Journaliſten und der allſlaviſche Journaliſtenverband hielten heute unter Vor- ſitz des Präſidenten Holecek Generalverſammlungen ab. Es wurden Jahresberichte entgegengenommen und Ausſchußwahlen vorgenommen. Die Beſtimmung des Ortes des nächſten Kongreſſes wurde den Ausſchüſſen überlaſſen. KB. Prag, 29. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Bei dem geſtern anläßlich des Sokolkongreſſes veranſtal- teten Schauturnen führten bei der Vorführung von Pro- ben der körperlichen Pflege bei der Jugend die Expedi- tion der ruſſiſchen Schüler Freiübungen und die ruſſiſchen Gymnaſiaſten aus Tambow und Roſtow eine Produktion vor, die namentlich im Geräteturnen gediegene Leiſtun- gen ſyſtematiſcher Erziehung boten. Der Produktion wohnten von den ruſſiſchen Gäſten unter anderen bei: in Vertretung des ruſſiſchen Unterrichtsminiſteriums Staats- rat Schewljakow, die Generalmajore Archangel- skyj und Kuzmin Karawajew und Profeſſor Bech- terew. Aus dem Wetturnen des ſlaviſchen Sokolverbandes ging geſtern als Sieger der Slowene und bekannte Schach- ſpieler Vidmar hervor, der von 230 möglichen Punkten 220.5 erreichte. Zweiter war der Böhme Svoboda mit 217.5 Punkten und Dritter der Slowene Fuchs mit 216 Punkten. KB. Prag, 29. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Aus Amerika traf geſtern nachts zur Palacky-Feier der amerikaniſche Pädagoge Profeſſor Monroc ein. Der Feſtzug der Sokolvereine. — Zuſammenſtoß mit deutſchen Kouleurſtudenten. KB. Prag, 30. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Heute vormittags fand ein Aufzug der Sokolvereine durch die Stadt, an welchem etwa 23.000 Mann teilnahmen, ſtatt, welcher auf dem ganzen Wege von dichtgedrängtem Publikum lebhafteſt begrüßt wurde. Der Aufzug verlief programmgemäß bis auf einen Zwiſchenfall am Graben, wo einigen Kouleur- ſtudenten, die ſich, als ſie nach vergeblichem Verſuche, den üblichen Sonntagsbummel in Farben und Kappen in Gruppen zu abſolvieren, gegen das deutſche Kaſino die Häuſer entlang durchdrängten, Kappen heruntergeriſſen wurden, ſie ſelbſt aber geſchlagen wurden. Einer kam hie- bei zu Fall, wurde aber anſcheinend leicht verletzt. Die Polizei, von einer Sokolabteilung unterſtützt, bemühte ſich, das erregte Publikum zu beruhigen, was ſchließlich auch gelang, worauf die Studenten unbehelligt ihre Promenade beendeten. Prag, 1. Juli. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Während der offizielle Bericht über die geſtrigen Ueber- fälle auf deutſche Studenten nur von der Verletzung eines deutſchen Studenten ſpricht, melden Privatnachrichten, daß um einviertel elf Uhr der erſte ſehr heftige Zuſam- menſtoß ſich ereignet hat. Als der Schluß des Sokoliſten- zuges den Graben paſſierte, wollte eine Gruppe von 150 Studenten aus einer Seitengaſſe in das „Deutſche Haus“ gelangen. Sie wurden von halbwüchſigen Burſchen um- ringt und ihnen unter Stockſchlägen die Kappen entriſſen. Die Polizei miſchte ſich zu ſpät unter die Exzedenten. Zwanzig Minuten ſpäter wurden wieder Kouleurſtuden- ten, die ihren Kollegen zu Hilfe eilen wollten, von den Czechen umringt. Einzelne von den Studenten wurden furchtbar mißhandelt. Das Mitglied der Verbindung „Frankonia“ Alois Kaſchlowski wurde zu Boden ge- ſtoßen und ſolange mit den Füßen getreten, bis er ohn- mächtig wurde. Er wurde in das Krankenhaus gebracht und dürfte durch die Fußtritte ſchwere innere Verletzungen erlitten haben. Von den übrigen Studenten wurden 20 bis 30 verletzt. Nach Beendigung des Sokolzuges ſtrömten Tauſende von Menſchen beim „Deutſchen Haus“ zuſam- men und verſuchten das Tor desſelben zu ſprengen. Die Polizei drängte die Menge nur mit Mühe zurück. Wäh- rend der Exzeſſe ſuchte eine Schar von czechiſchen Ordnern die Menge zu beruhigen. Es ſcheint alſo, daß die Aus- ſchreitungen nicht im Sinne der Veranſtalter des Sokol- feſtes lagen. Die deutſchen Studenten haben ein Tele- gramm an den Deutſchen Nationalverband gerichtet, in dem die Angriffe geſchildert und Schutz erbeten wird. Polen und Czechen. Prag, 29. Juni. Zu Ehren der polniſchen Gäſte wurde ein beſonderes Bankett veranſtaltet. Abg. Kra- marz, der die Feſtrede hielt, wies darauf hin, daß 1848 die Gleichheit aller Slaven proklamiert worden ſei. Trotz aller Mißhelligkeiten glaube Redner an den Sieg des Rech- tes und der Gerechtigkeit unter den Slaven. Fürſt Se- verin Czetwertynski erwiderte, kein ſlaviſches Volk gleiche ſo ſehr den Czechen wie die Polen. Kramarz kämpfe für die Ideale Palacky’s, er erhebe ſein Glas zu Ehren der brüderlichen böhmiſchen Nation. Vom Tage. Czernowitz, 1. Juli. Miniſterpräſident Graf Stürgkh beim Kaiſer. KB. Wien, 30. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Der Kaiſer empfing Samſtag um halb 12 Uhr vormit- tags den Miniſterpräſidenten Grafen Stürgkh in län- gerer beſonderer Audienz. Der Miniſterpräſident ſtat- tete dem Kaiſer für die beſondere Auszeichnung, die ihm durch den Allerhöchſten Beſuch zuteil geworden iſt und für die huldvollen Worte, mit denen der Kaiſer bei dieſem An- laſſe der Tätigkeit der Regierung gedachte, im eigenen Namen und namens aller Kabinettsmit- glieder den alleruntertänigſten Dank ab. Wien, 29. Juni. Der Kaiſer hat heute den Miniſter- präſidenten Grafen Stürgkh in mehr als einſtündiger Audienz empfangen. Der Miniſterpräſident war im Au- tomobil nach Schönbrunn gefahren und wurde vom Kaiſer in deſſen Arbeitszimmer empfangen. Das Licht war abgedämpft worden. Der Kaiſer drückte dem Mini- ſterpräſidenten ſeine Freude aus, daß es ihm bereits beſſer gehe, ſowie ſeine Zufriedenheit über die Erledi- gung der Wehrvorlagen. Wie verlautet, ſteht eine hohe Auszeichnung für den Miniſterpräſiden- ten bevor. Erzherzog Karl Franz Joſef und Gemahlin in Krakau. KB. Krakau, 29. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Heute um halb 3 Uhr nachmittags kamen hier zu zwei- tägigem Aufenthalt Erzherzog Karl Franz Joſef und Frau Erzherzogin Zita aus Kolomea an. Die Stadt iſt feſtlich geſchmückt. In den Straßen hatte ſich eine große Menſchenmenge angeſammelt, die dem hohen Paar einen begeiſterten Empfang bereitete. Zum Empfange waren auf dem Bahnhofe erſchienen Statthalter Doktor Bobrzynski mit Gemahlin, Landmarſchall Graf Goluchowski, Stadtpräſident und Obmann des Po- lenklubs Dr. Leo, Korpskommandant G. d. K. von Böhm-Ermolli mit der Generalität, Polizeiprä- ſident Dr. Flattau, Fürſtin Radziwill und zahl- reiche andere Perſönlichkeiten. Nach der Ankunft ſchritt der Erzherzog die Ehrenkompagnie ab, worauf die Ver- ſammelten dem erzherzoglichen Paare vorgeſtellt wurden. Die Tochter des Bürgermeiſters Dr. Leo überreichte der Frau Erzherzogin ein Bukett. Der Bürgermeiſter hielt eine kurze Huldigungsrede, worauf der Herr Erz- herzog antwortete: „In meinem Namen und im Namen meiner Gemahlin danke ich Ihnen, Herr Stadtpräſident herzlichſt für die zum Ausdrucke gebrachten Gefühle, von deren Aufrichtigkeit ich überzeugt bin. Ich freue mich, daß es mir möglich geworden iſt, dieſe Stadt, ein ſchätzba- res Denkmal hiſtoriſcher Vergangenheit und Kultur zu beſuchen. Ich kann Sie, meine Herren, verſichern, daß ich nicht verſäumen werde, bei Seiner Ma- jeſtät, unſerem allergnädigſten Kaiſer und Herrn, der Dolmetſch Ihrer dynaſtiſchen und patriotiſchen Gefühle zu ſein, die Sie bei dieſem mir und meiner Gemahlin be- reiteten Empfange kundgetan haben.“ Sodann fuhr das erzherzogliche Paar durch die feſt- lich geſchmückten Straßen in das Palais der Statthalter- witwe Gräfin Potocka, die mit ihren drei Töchtern und dem Grafen Roman Potocki Ihre k. u. k. Hoheiten begrüßte, die im Palaſt Wohnung nahmen. Um 4 Uhr nachmittags empfing der Erzherzog den Fürſtbiſchof Fürſt Sapieha, die Generalität, die Spitzen der ſtaatlichen und autonomen Behörden, das Stadtpräſidium und Ver- tretungen einiger Korporationen. Der Erzherzog fuhr in Begleitung des Statthalters zur Beſichtigung der Kathe- dralkirche, der polniſchen Königsgräber und des Königs- ſchloſſes am Wawelberg. Auf dem ganzen Wege war der Herr Erzherzog Gegenſtand enthuſiaſtiſcher Ovationen. Abends fand bei der Gräfin Potocka ein Diner ſtatt. Sodann begab ſich Se. k. u. k. Hoheit in das alte Theatergebäude, wo der Krakauer Gemeinderat einen Rout gab, zu dem über 1000 Perſonen erſchienen waren, darunter viele in polniſcher Nationaltracht. Für die rutheniſche Univerſität. KB. Lemberg, 30. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Hier und in mehreren anderen Städten Oſtgaliziens fan- den heute Manifeſtationsverſammlungen der Ukrainen ſtatt, worin die baldige Errichtung einer ſelbſtändigen rutheniſchen Univerſität in Lemberg verlangt wird. Engländer, Deutſche und Oeſterreicher. KB. London, 29. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Zu Gunſten des deutſchen Hoſpitals fand hier ein Bankett ſtatt, dem Lordkanzler Haldane präſidierte. Hal- dane brachte Toaſte auf Kaiſer Wilhelm und Kaiſer Franz Joſef aus und ſagte: „Der deutſche Kaiſer iſt ein wahrer Führer des deutſchen Volkes. Er hat es faſt ein Vierteljahrhundert geleitet und er hat den Frieden un- verletzt bewahrt. Der Kaiſer hat ſeinem Lande die vor- zügliche Flotte gegeben, die wir Engländer, die wir vom Flottenweſen etwas verſtehen, bewundern. Er iſt nicht minder groß in den Künſten des Friedens, wie z. B. des Unterrichtsweſens und in der Sozialpolitik.“ „In den letzten Jahren“, fuhr Haldane fort, „ſind Deutſchland und England einander viel ähnlicher geworden. Auch Deutſch- land iſt eine große handelstreibende Nation ge- worden und, indem die beiden Völker einander nahe kamen, entſtand ein gewiſſes Maß von Friktionen und Rivalität. Dieſe Rivalität ſollte keinen Sta- chel haben. Das iſt eine Auffaſſung, die vom Kaiſer durch- aus geteilt wird.“ Haldane brachte ſodann den Toaſt auf Kaiſer und König Franz Joſeph aus und ſagte: Der ehr- würdige Souverän auf dem öſterreichiſchen Thron hat ſich als Werkzeug der Vorſehung zur Bewahrung des Friedens erwieſen und den Einfluß ſeines Reiches zum allgemeinen Beſten vermehrt. Der Toaſt auf die beiden Kaiſer wurde mit großer Be- geiſterung aufgenommen. Haldane wurde beim Ver- laſſen des Saales ſtürmiſche Ovationen dargebracht. Der italieniſch-türkiſche Krieg. KB. Rom, 30. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Ferna vom 28. Juni: Sämtliche Streitkräfte einer Diviſion griffen heute früh die Anhöhen von Sidiſaid und die be- nachbarten verſchanzten Stellungen an, wohin der Feind nach der geſtrigen Niederlage zu entkommen verſuchte. Die Türken und Araber haben ſich zurückgezogen, die Feinde wurden auf der ganzen Linie zurückge- ſchlagen Sie ließen 200 Tote und einige Ver- wundete zurück; die Italiener hatten 10 Tote und 78 Ver- wundete.

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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 2530, Czernowitz, 02.06.1912, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer2530_1912/2>, abgerufen am 21.11.2024.