Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 933, Czernowitz, 20.02.1907.Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 20. Februar 1907. [Spaltenumbruch] [Ein Dampfer festgefroren.] Ein eigentümlicher [Der Roman eines Testaments.] Großes Auf- [Die Nachmittagsvorstellung.] Einer schicken [Kindermodelle.] Allen Müttern, die ihre Garderobe Czernowitzer Angelegenheiten. Czernowitz, 19. Februar. Zur Wahlbewegung. In der heutigen "Cz. Z." ist die Kundmachung für die Se. k. und k. Apostolische Majestät haben mit dem In Ausführung dieser Allerhöchsten Anordnung hat der Nach den Bestimmung der §§ 6 und 7 des durch das Gemäß § 1 der Reichsrats-Wahlordnung bilden die Wegen Bestimmung mehrerer Wahllokalitäten und Be- Die Wahlberechtigung wird durch die Eintragung in die In Gemeinden mit mehr als 5000 Einwnhnern ist die Wer die Ausfolgung einer vervielfältigten Nach dieser Zeit einlangende Anmeldungen sind nicht Das Wahlrecht kann nur persönlich ausgeübt Jeder Wahlberechtigte hat das Recht auf eine Stimme. Das Gesamtergebnis aller zusammenhängenden Ab- Die Bestimmung der Orte, an welchen sich die Haupt- Dem Wahlkommissär der Hauptwahlkommission obliegt Gleichzeitig mit der vorstehenden Kundmachung wird Czernowitz, am 19. Februar 1907. Der k. k. Landespräsident im Herzogtume Bukowina: Zu unserem gestrigen Berichte über die Radautzer Wähler [Spaltenumbruch] Der Teufelskopf. 21] Nachdruck verboten. "Hättest du sie angesprochen, würde dein Argwohn über Rigel sprach mit dem eifrigsten Ernste eines Menschen, "Aber das Taschentuch -- -- --?" "Du hast nicht gesehen, daß die Gestalt es fallen ließ?" "Nein." "Nun gut; der Eigentümer hat es vielleicht schon lange Foulsham trat unruhig von einem Fuß auf den anderen, "Entschuldigen Sie, Sir Rigel, aber mir liegt noch "Dann heraus damit", stieß Rigel hervor. [Spaltenumbruch] "Sie glauben also nicht, daß die junge Dame irgend Rigel fuhr auf, seine Stirnadern schwollen vor unter- "Gott im Himmel, Mann, nein!" rief er heiser. "Ich bitte um Verzeihung, Sir Rigel", sagte Foulsham, "Wie konnte dir ein solch schrecklicher Gedanke kommen?" "Es passieren manchmal seltsame Dinge", antwortete "Aber wir müssen unseren Verstand dabei brauchen. Selbst "Das weiß ich nicht, Sir Rigel", gestand Foulsham "Aber du begreifst doch", fuhr Rigel fort, daß ein Ver- "Ich hoffe, Sie verzeihen mir", erwiderte Foulsham, "Es ist gut, daß du ihn ausgesprochen hast, denn ich hoffe, "Ja, Sir Rigel, ich fühle mich sehr erleichtert." Der andere merkte, daß diese Antwort zweideutig war, "Du wirst einsehen", fuhr er deshalb eindringlich fort, "Das verspreche ich", erwiderte Foulsham, jetzt ganz "Willst du das beschwören?" fragte Rigel, dem viel (Fortsetzung folgt.) Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 20. Februar 1907. [Spaltenumbruch] [Ein Dampfer feſtgefroren.] Ein eigentümlicher [Der Roman eines Teſtaments.] Großes Auf- [Die Nachmittagsvorſtellung.] Einer ſchicken [Kindermodelle.] Allen Müttern, die ihre Garderobe Czernowitzer Angelegenheiten. Czernowitz, 19. Februar. Zur Wahlbewegung. In der heutigen „Cz. Z.“ iſt die Kundmachung für die Se. k. und k. Apoſtoliſche Majeſtät haben mit dem In Ausführung dieſer Allerhöchſten Anordnung hat der Nach den Beſtimmung der §§ 6 und 7 des durch das Gemäß § 1 der Reichsrats-Wahlordnung bilden die Wegen Beſtimmung mehrerer Wahllokalitäten und Be- Die Wahlberechtigung wird durch die Eintragung in die In Gemeinden mit mehr als 5000 Einwnhnern iſt die Wer die Ausfolgung einer vervielfältigten Nach dieſer Zeit einlangende Anmeldungen ſind nicht Das Wahlrecht kann nur perſönlich ausgeübt Jeder Wahlberechtigte hat das Recht auf eine Stimme. Das Geſamtergebnis aller zuſammenhängenden Ab- Die Beſtimmung der Orte, an welchen ſich die Haupt- Dem Wahlkommiſſär der Hauptwahlkommiſſion obliegt Gleichzeitig mit der vorſtehenden Kundmachung wird Czernowitz, am 19. Februar 1907. Der k. k. Landespräſident im Herzogtume Bukowina: Zu unſerem geſtrigen Berichte über die Radautzer Wähler [Spaltenumbruch] Der Teufelskopf. 21] Nachdruck verboten. „Hätteſt du ſie angeſprochen, würde dein Argwohn über Rigel ſprach mit dem eifrigſten Ernſte eines Menſchen, „Aber das Taſchentuch — — —?“ „Du haſt nicht geſehen, daß die Geſtalt es fallen ließ?“ „Nein.“ „Nun gut; der Eigentümer hat es vielleicht ſchon lange Foulſham trat unruhig von einem Fuß auf den anderen, „Entſchuldigen Sie, Sir Rigel, aber mir liegt noch „Dann heraus damit“, ſtieß Rigel hervor. [Spaltenumbruch] „Sie glauben alſo nicht, daß die junge Dame irgend Rigel fuhr auf, ſeine Stirnadern ſchwollen vor unter- „Gott im Himmel, Mann, nein!“ rief er heiſer. „Ich bitte um Verzeihung, Sir Rigel“, ſagte Foulſham, „Wie konnte dir ein ſolch ſchrecklicher Gedanke kommen?“ „Es paſſieren manchmal ſeltſame Dinge“, antwortete „Aber wir müſſen unſeren Verſtand dabei brauchen. Selbſt „Das weiß ich nicht, Sir Rigel“, geſtand Foulſham „Aber du begreifſt doch“, fuhr Rigel fort, daß ein Ver- „Ich hoffe, Sie verzeihen mir“, erwiderte Foulſham, „Es iſt gut, daß du ihn ausgeſprochen haſt, denn ich hoffe, „Ja, Sir Rigel, ich fühle mich ſehr erleichtert.“ Der andere merkte, daß dieſe Antwort zweideutig war, „Du wirſt einſehen“, fuhr er deshalb eindringlich fort, „Das verſpreche ich“, erwiderte Foulſham, jetzt ganz „Willſt du das beſchwören?“ fragte Rigel, dem viel (Fortſetzung folgt.) <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <pb facs="#f0004" n="4"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 20. Februar 1907.</hi> </fw><lb/> <cb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">[Ein Dampfer feſtgefroren.]</hi> </head> <p>Ein eigentümlicher<lb/> Schiffsunfall wird aus Danzig gemeldet: Der Bremer<lb/> Dampfer „Hermes“, der mit Getreide auslaufen ſollte, geriet,<lb/> als er gerade die aufgezogene Brücke paſſierte, auf Grund<lb/> und fror, ehe er abgeſchleppt werden konnte, vollſtändig feſt,<lb/> nunmehr ein ſchweres Hindernis für den Schiffsverkehr ſowie<lb/> den Straßenverkehr bilden. Alle Losſchleppungsverſuche waren<lb/> bisher vergeblich.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">[Der Roman eines Teſtaments.]</hi> </head> <p>Großes Auf-<lb/> ſehen erregt in ganz Frankreich die Verurteilung des Abb<hi rendition="#aq">é</hi><lb/> Gouttenoire, der in Gemeinſchaft mit einer Frau Bri<hi rendition="#aq">é</hi>ry<lb/> angeklagt war, in einem Erbſchaftsprozeß einen Meineid ge-<lb/> leiſtet zu haben. Die Vorgeſchichte dieſes Prozeſſes lieſt ſich<lb/> wie die Einleitung zu einem Hintertreppe<supplied>n</supplied>roman. Im Jahre<lb/> 1892 ſtarb in C<supplied cert="low">r</supplied>emeaux ein junger, vermögender Gutsbeſitzer<lb/> namens Claudius Chartre, der mit einem Fräulein Auguſtine<lb/> Truffet verlobt war. Die Hochzeit, die bereits zu wiederholten<lb/> Malen angeſetzt worden war, hatte infolge des Widerſpruchs<lb/> der Mutter Chartres immer wieder hinausgeſchoben werden<lb/> müſſen. Als die Papiere des Verſtorbenen in Gegenwart<lb/> Abb<hi rendition="#aq">é</hi> Gouttenoires und einer Nachbarin, Frau Bri<hi rendition="#aq">é</hi>ry, von<lb/> der Mutter Chartres durchgeſehen wurden, kam ein Teſtament<lb/> zum Vorſchein, in dem Chartre ſein geſamtes Vermögen ſeiner<lb/> Verlobten vermachte. Die alte Frau Chartre ſoll über dieſes<lb/> Teſtament, in dem ſie völlig übergangen wurde, in die größte<lb/> Wut verſetzt worden ſein und das Dokument in Gegenwart<lb/> des Prieſters mit Frau Bri<hi rendition="#aq">é</hi>ry verbrannt haben. Fräulein<lb/> Truffet war von ihrem Verlobten von der Aufſetzung des<lb/> Teſtaments benachrichtigt worden und ſtrengte einen Prozeß<lb/> gegen die alte Frau Chartre an, um über den Verbleib des<lb/> Dokuments Aufſchluß zu erhalten. Nach vierzehnjährigem<lb/> Prozeſſieren wurde ihr das Vermögen ihres Verlobten zu-<lb/> geſprochen, gegen Abb<hi rendition="#aq">é</hi> Gouttenoire und Frau Bri<hi rendition="#aq">é</hi>ry wurde<lb/> jedoch ein Meineidsverfahren anhängig gemacht, da beide<lb/> unter Eid ausgeſagt hatten, daß ihnen nichts davon bekannt<lb/> ſei, das Frau Chartre das Teſtament verbrannt habe. Der<lb/> Pfarrer erhielt ſechs Monate Gefängnis, Frau Bri<hi rendition="#aq">é</hi>ry zwei<lb/> Monate. Beide Angeklagten wurden jedoch ſofort in Freiheit<lb/> geſetzt, da in Anbetracht ihrer bisherigen Unbeſcholtenheit der<lb/> Strafvollzug vorläufig ausgeſetzt wurde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">[Die Nachmittagsvorſtellung.]</hi> </head> <p>Einer ſchicken<lb/> Schauſpielerin eines Berliner Theaters iſt, ſo erzählt der<lb/> Bühnen-Indiskretionär der „Mrgpſt.“, eine peinliche Geſchichte<lb/> paſſiert. Die Dame iſt im angenehmen Beſitz eines Ehegatten,<lb/> was in den letzten Jahren noch nie zu Komplika<supplied>t</supplied>ionen geführt<lb/> hat, da der Herr Gemahl alles, was man ihm erzählt, glaubt,<lb/> und die Frau Gemahlin im Erſinnen von Ausreden eine<lb/> Phantaſie erweiſt, die den Ruhm von Jules Verne erſchüttern<lb/> könnte. Am letzten Sonntag wurde die Künſtlerin von einigen<lb/> Herren der Lebewelt zu einem Diner nach einem faſhionablen<lb/> Reſtaurant unter den Linden geladen und teilte infolgedeſſen<lb/> ihrem Manne mit, daß in der Nachmittagsvorſtellung beſchäftigt<lb/> ſei. Ein Manöver, das ſie ſchon öfter mit Erfolg ausgeführt<lb/> hatte. Auch diesmal ging der Gatte, wie gewöhnlich, ſein<lb/> Nachmittagsſpielchen machen. Mochte er nun zu arg in Verluſt<lb/> geraten ſein, oder wandelte ihn merkwürdigerweiſe die Sehnſucht<lb/> nach ſeiner Frau an, er erhob ſich gegen 5½ Uhr und ging an den<lb/> Bühnenausgang, um die Teure abzuholen. Man braucht gar nicht<lb/> viel Phantaſie zu haben, um ſich denken zu können, daß ſie<lb/> nicht kam. Statt ihrer kam aber eine Kollegin, die dem<lb/> Wartenden mit harmloſer Selbſtverſtändlichkeit ſagte, ſeine<lb/> Frau hätte heute gar nicht geſpielt. Bei Empfang dieſer<lb/> Nachricht zeigte ſich der Mann ſeiner Frau auf der Höhe<lb/> der Situation. Wie Sherlock Holmes wußte er ſofort, wo er<lb/> die Spur der Ungetreuen zu ſuchen habe. Man braucht wieder<lb/> nicht viel Phantaſie zu haben, um ſich denken zu können, daß<lb/> dies ſchon öfter vorgekommen ſein muß. Der Zürnende eilte<lb/> alſo ſpornſtreichs nach den Linden und erwies ſich dort als<lb/> glänzender Stratege: er faßte nämlich auf dem Trottoir<lb/> derart Poſten, daß er die Ausgänge von zwei benachbarten<lb/> Reſtaurants bequem überwachen konnte. Es dauerte auch gar<lb/> nicht lange, als ſeine Gattin, mit zwei Begleitern und einem<lb/> niedlichen Schwips behaftet, erſchien. Der zürnende Gatte<lb/><cb/> erwies ſich abermals als tüchtiger Stratege, indem er ſofort<lb/> zum Angriff überging und ſeine beſſere Hälfte jämmerlich<lb/> verprügelte, während ihre Bedeckungsmannſchaft ſchleunigſt<lb/> das Weite ſuchte. An deren Stelle war alsbald die Straßen-<lb/> jugend getreten, die der ehelichen Auseinanderſetzung mit vielem<lb/> Intereſſe folgte, ſo daß die Künſtlerin ſchließlich doch noch<lb/> eine — wenn auch unfreiwillige — Nachmittagsvorſtellung<lb/> gegeben hat.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">[Kindermodelle.]</hi> </head> <p>Allen Müttern, die ihre Garderobe<lb/> für ihre Kinder im Hauſe ſelbſt anfertigen wollen, wird das<lb/> ſoeben erſchienene Kinderheft der bekannten Frauenzeitſchrift „Das<lb/> Blatt der Hausfrau“ hochwillkommen ſein. Es bringt nicht nur<lb/> 50 der ſchönſten Modelle für Mädchen und Knaben, ſondern<lb/> bietet auch Gelegenheit, zu allen dieſen Abbildungen vollkommen<lb/> gebrauchsfertige Schnittmuſter für den geringen Preis von 20<lb/> Hellern zu be<supplied>z</supplied>iehen. Das Heſt (Nr. 19 vom 10. Februar) iſt<lb/> durch alle Buchhandlungen und durch den Verlag Ullſtein & Ko.,<lb/> Wien <hi rendition="#aq">I.</hi> Roſenburſenſtraße 8, für 20 Heller erhältlich.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Czernowitzer Angelegenheiten.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Czernowitz,</hi> 19. Februar.</dateline><lb/> <div xml:id="wahlbewegung1" next="#wahlbewegung2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Zur Wahlbewegung.</hi> </hi> </head><lb/> <p>In der heutigen „Cz. Z.“ iſt die Kundmachung für die<lb/> Vornahme der Reichsratswahlen in der <hi rendition="#g">Bukowina</hi> publi-<lb/> ziert. Sie hat folgenden Wortlaut:</p><lb/> <p>Se. k. und k. Apoſtoliſche Majeſtät haben mit dem<lb/> Allerhöchſten Patente vom 30. Jänner 1907 das Abgeordneten-<lb/> haus des Reichsrates aufzulöſen und die ſofortige Einleitung<lb/> und Durchführung der <hi rendition="#g">allgemeinen Neuwahlen</hi> an-<lb/> zuordnen geruht.</p><lb/> <p>In Ausführung dieſer Allerhöchſten Anordnung hat der<lb/> herr Miniſter des Innnern die <hi rendition="#g">allgemeinen Wahlen<lb/> für das Abgeordnetenhaus des Reichsrates</hi><lb/> ausgeſchrieben und gemäß § 9 der neuen Reichsrats-Wahl-<lb/> ordnung vom 26. Jänner 1907, R. G. Bl. Nr. 17, für die<lb/> Vornahme derſelben den <hi rendition="#b">14. Mai 1907,</hi> für die eventuelle<lb/><hi rendition="#g">engere Wahl</hi> aber den <hi rendition="#b">23. Mai 1907</hi> anberaumt.<lb/> Als Tag der Ausſchreibung der Wahlen gilt der Tag der<lb/> Verlautbarung der bezüglichen Kundmachung des Miniſteriums<lb/> des Innern im Reichsgeſetzblatte.</p><lb/> <p>Nach den Beſtimmung der §§ 6 und 7 des durch das<lb/> Geſetz vom 26. Jänner 1907, R. G. Bl. Nr. 15, abge-<lb/> änderten Grundgeſetzes über die Reichsvertretung ſind im<lb/> Herzogtume Bukowina <hi rendition="#g">vierzehn</hi> Abgeordnete zu wählen<lb/> und iſt zur Wahl eines Abgeordneten jede Perſon männlichen<lb/> Geſchlechtes wahlberechtigt, welche das 24. <hi rendition="#g">Lebensjahr</hi><lb/> zurückgelegt hat, die öſterreichiſche Staatsbürgerſchaft beſitzt,<lb/> nach den Beſtimmungen der Reichsrats-Wahlordnung vom<lb/> Wahlrechte nicht ausgenommen oder ausgeſchloſſen iſt und<lb/> innerhalb der im Reichrate vertretenen Königreiche und<lb/> Länder in der Gemeinde (Gutsgebiet), in welcher das Wahl-<lb/> recht auszuüben iſt, am Tage der Ausſchreibung der Wahl<lb/> ſeit mindeſtens einem Jahre ihren Wohnſitz hat.</p><lb/> <p>Gemäß § 1 der Reichsrats-Wahlordnung bilden die<lb/> Wahlberechtigten eines jeden Wahlbezirkes einen Wahlkörper<lb/> und ſind für die Bukowina nachſtehende Wahlbezirke feſtgeſetzt,<lb/> in welchen je ein Abgeordneter zu wählen iſt: (Wir haben die<lb/> einzelnen Wahlbezirke am Tage der Sanktionierung der<lb/> Wahlreform publizierte — Anm. d. Red.) Die Inwohner<lb/> eines dem Gemeindeverbande nicht einverleibten Gutsgebietes<lb/> üben das Wahlrecht in jener Gemeinde aus, mit welcher das<lb/> Gutsgebiet eine Ortſchaft bildet, oder falls dieſer Umſtand<lb/> nicht zutrifft, in der von der politiſchen Landesbehörde be-<lb/> ſtimmten Ortsgemeinde. (§ 6, Abſ. 2, Reichrats-Wahl-<lb/> ordnung.)</p><lb/> <p>Wegen Beſtimmung mehrerer Wahllokalitäten und Be-<lb/> ſtellung mehrerer Wahlkommiſſionen in größeren Gemeinden<lb/> oder Ortsgebieten im Sinne der Beſtimmungen des § 11,<lb/><cb/> Abſ. 2 und § 16, Abſ. 4, der Reichsrats-Wahlordnung wird<lb/> in den betreffenden Gemeinden abgeſondert die ortsübliche<lb/> Verlautbarung erfolgen.</p><lb/> <p>Die Wahlberechtigung wird durch die Eintragung in die<lb/> Wählerliſte feſtgeſtellt.</p><lb/> <p>In Gemeinden mit mehr als 5000 Einwnhnern iſt die<lb/> Wählerliſte gemäß § 12, Abſ. 3, Reichsrats-Wahlordnung<lb/> rechtzeitig zu vervielfältigen und auf Verlangen Jedermann<lb/> vom Beginne der Reklamationsfriſt an, gegen Erſatz der auf<lb/> das eine Exemplar entfallenden Herſtellungskoſten auszufolgen.</p><lb/> <p>Wer die Ausfolgung einer <hi rendition="#g">vervielfältigten<lb/> Wählerliſte</hi> beanſprucht, hat dies dem <hi rendition="#g">Gemeinde-<lb/> vorſteher</hi> binnen <hi rendition="#g">acht Tagen nach Ausſchreibung<lb/> der Wahl anzuzeigen;</hi> die erfolgte Anmeldung ver-<lb/> pflichtet den Anmelder zur Abnahme und Bezahlung der auf<lb/> die beſtellten Exemplare entfallenden Herſtellungskoſten<lb/> der Liſte.</p><lb/> <p>Nach dieſer Zeit einlangende Anmeldungen ſind nicht<lb/> zu berückſichtigen.</p><lb/> <p>Das Wahlrecht kann nur <hi rendition="#g">perſönlich ausgeübt</hi><lb/> werden.</p><lb/> <p>Jeder Wahlberechtigte hat das Recht auf eine Stimme.<lb/> (§ 5, Reichsratswahlordnung.)</p><lb/> <p>Das Geſamtergebnis aller zuſammenhängenden Ab-<lb/> ſtimmungsakte wird in jedem der oben augeführten Wahl-<lb/> bezirke, in welchem die Stimmgebung in mehr als einer<lb/> Wahlverſammlung ſtattfindet, von einer Hauptwahlkommiſſion<lb/> ermittelt,</p><lb/> <p>Die Beſtimmung der Orte, an welchen ſich die Haupt-<lb/> wahlkommiſſionen gemäß § 32, Abſ. 2, Reichsratswahlordnung<lb/> zu verſammeln haben, wird nachfolgen.</p><lb/> <p>Dem Wahlkommiſſär der Hauptwahlkommiſſion obliegt<lb/> auch die Einleitung einer eventuellen engeren Wahl.</p><lb/> <p>Gleichzeitig mit der vorſtehenden Kundmachung wird<lb/> auch das Geſetz vom 26. Jänner 1907, R.-G.-Bl. Nr. 18,<lb/> betreffend ſtrafrechtliche Beſtimmungen zum Schutze der<lb/><hi rendition="#g">Wahl- und Verſammlungsfreiheit</hi> in allen Ge-<lb/> meinden des Landes durch Anſchlag öffentlich bekannt gemacht.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Czernowitz,</hi> am 19. Februar 1907.</p><lb/> <p> <hi rendition="#c">Der k. k. Landespräſident im Herzogtume Bukowina:<lb/> Dr. Oktavian Ritter v. <hi rendition="#g">Bleyleben.</hi> </hi> </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Zu unſerem geſtrigen Berichte über die Radautzer Wähler<lb/> verſammlungen tragen wir noch nach, daß ſich in Radautz<lb/> Bürgermeiſter Des Loges mit 22 Suczawaer Bürgern und<lb/> Bürgermeiſter Beill mit 18 Serether Bürgern eingefunden<lb/> hatten. In der Verſammlung, die im deutſchen Hauſe ſtattfand,<lb/> ſprach Advokat Dr. <hi rendition="#g">Diſche</hi> aus Suczawa, der in einer<lb/> großangelegten Rede für Dr. <hi rendition="#g">Skedl</hi> eintrat, ferner Doktor<lb/><hi rendition="#g">Benkendorf</hi> aus Sereth, Kultusvorſteher <hi rendition="#g">Terner,</hi><lb/><hi rendition="#aq">cand. iur.</hi> <hi rendition="#g">Brunſtein</hi> und die Gemeinderäte <hi rendition="#g">Kirbus</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Larioniscul.</hi> Dr. <hi rendition="#g">Skedl</hi> berief ſich, nachdem er ſeinen<lb/> Rechenſchaftsbericht erſtattet hatte, hauptſächlich darauf, daß<lb/> er gegen die Zertrümmerung des Städtemandates Radautz—<lb/> Suczawa—Sereth energiſch Stellung genommen und es ſo<lb/> erhalten habe, wie es ihm vor ſechs Jahren übergeben wurde.<lb/> Er lege es in die Hände ſeiner Wähler zurück und hoffe auf<lb/> ihr Vertrauen. Im Gemeinderatsſaale tagte inzwiſchen eine<lb/> jüdiſche Wählerverſammlung, in welche ſich Dr. <hi rendition="#g">Skedl</hi><lb/> ebenfalls begab. Nach dem Referate des Dr. <hi rendition="#g">Kinsbrunner,</hi><lb/> welches in der Forderung nach einem zweiten jüdiſchen Mandate<lb/> gipfelte, ſprachen noch die Herren Dr. <hi rendition="#g">Bierer</hi> und <hi rendition="#g">Menſchel,</hi><lb/> welche die Nominierung eines Kandidaten für die Städte auch<lb/> von der Schaffung eines zweiten jüdiſchen Mandates abhängig<lb/> machten. Dr. <hi rendition="#g">Lupul</hi> aus Suczawa trat hierauf ſehr warm<lb/> für Dr. <hi rendition="#g">Skedl</hi> ein, desgleichen Dr. <hi rendition="#g">Benkendorf</hi> aus<lb/> Sereth, gegen den ſehr viele Zwiſchenrufe laut wurden. Ueber<lb/> Antrag des Dr. Spitzer wurde dem Dr. <hi rendition="#g">Skedl</hi> das Ver-<lb/> trauen votiert, gleichzeitig aber eine Reſolution angenommen,<lb/> daß die Nominierung eines Kandidaten für die Städtegruppe<lb/> erſt nach Schaffung eines zweiten jüdiſchen Mandates zu er-<lb/> folgen habe.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Der Teufelskopf.</hi></hi><lb/> 21]</head><lb/> <byline>Roman von <hi rendition="#b">Fitzgerald Molloy,</hi> deutſch von <hi rendition="#b">E. Ebeling.</hi> </byline><lb/> <p> <hi rendition="#et">Nachdruck verboten.</hi> </p><lb/> <p>„Hätteſt du ſie angeſprochen, würde dein Argwohn über<lb/> alle Zweifel erhaben ſein; aber ſo ſahſt du die Geſtalt doch<lb/> nur in der Entfernung und in einem ſchwachen ungewiſſen<lb/> Lichte. Du weißt ja, Büſche oder Steine ſehen oft aus wie<lb/> menſchliche Weſen, wenn man ſie in halber Dunkelheit ſieht,<lb/> und es iſt beſonders ſchwierig, Perſonen in einem ſolchen<lb/> Lichte zu erkennen. Zufällig trifft es ſich auch gerade ſo, daß<lb/> die Dame, die du geſehen zu haben glaubſt, in der Nacht<lb/> krank war — zu krank, um ihr Zimmer zu verlaſſen<lb/> und den Mann, den ſie bald heiraten wollte, bei Tiſch zu<lb/> begrüßen. Daß ſie an dieſem Abend im Park hat umher-<lb/> wandern ſollen, iſt höchſt unwahrſcheinlich, ja unmöglich.“</p><lb/> <p>Rigel ſprach mit dem eifrigſten Ernſte eines Menſchen,<lb/> der eine folgenſchwere Sache vertritt, und ſeine Worte machten<lb/> Eindruck auf ſeinen Zuhörer, der ihnen mit verſtändnisvollem<lb/> Intereſſe folgte. Einige Augenblicke hielt Foulſ<supplied>h</supplied>am den Blick<lb/> auf den Teppich geſenkt und ſchlug mit der Pelzkappe ſinnend<lb/> gegen ſeine Knie, als wäre er mit ſich ſelbſt noch nicht ganz<lb/> im Klaren. Dann plötzlich, als hätte er einer Entſchluß<lb/> gefaßt, ſagte er:</p><lb/> <p>„Aber das Taſchentuch — — —?“</p><lb/> <p>„Du haſt nicht geſehen, daß die Geſtalt es fallen ließ?“</p><lb/> <p>„Nein.“</p><lb/> <p>„Nun gut; der Eigentümer hat es vielleicht ſchon lange<lb/> vorher verloren, ehe es gefunden iſt.“</p><lb/> <p>Foulſham trat unruhig von einem Fuß auf den anderen,<lb/> während Rigel ihn mit größter Spannung beobachtete.</p><lb/> <p>„Entſchuldigen Sie, Sir Rigel, aber mir liegt noch<lb/> etwas im Sinne“, ſagte der Wildhüter endlich zögernd.</p><lb/> <p>„Dann heraus damit“, ſtieß Rigel hervor.</p><lb/> <cb/> <p>„Sie glauben alſo nicht, daß die junge Dame irgend<lb/> etwas mit dem zu tun hatte, was ſich in der Nacht er-<lb/> eignete?“</p><lb/> <p>Rigel fuhr auf, ſeine Stirnadern ſchwollen vor unter-<lb/> drückter Gemütsbewegung.</p><lb/> <p>„Gott im Himmel, Mann, nein!“ rief er heiſer.</p><lb/> <p>„Ich bitte um Verzeihung, Sir Rigel“, ſagte Foulſham,<lb/> als er die Beſtürzung des Barons ſah.</p><lb/> <p>„Wie konnte dir ein ſolch ſchrecklicher Gedanke kommen?“</p><lb/> <p>„Es paſſieren manchmal ſeltſame Dinge“, antwortete<lb/> der Wildhüter ausweichend.</p><lb/> <p>„Aber wir müſſen unſeren Verſtand dabei brauchen. Selbſt<lb/> wenn die Dame, die du nennſt, fähig wäre, ſolch ein entſetzliches<lb/> Verbrechen zu begehen, und ſelbſt wenn ſie die körperliche<lb/> Kraft hätte, einen ſtarken Mann über den Abhang zu ſtoßen,<lb/> was ſollte wohl ihr Grund ſein, den Mann zu töten, den ſie<lb/> liebte?“</p><lb/> <p>„Das weiß ich nicht, Sir Rigel“, geſtand Foulſham<lb/> beſchämt. Die Froſtigkeit des ſchattenhaft erleuchteten Zimmers,<lb/> aber mehr noch die magnetiſche Kraft des Mannes vor ihm<lb/> gaben ihm ein unbehagliches Gefühl. Er fühlte ſein Denken<lb/> und Wollen beeinflußt.</p><lb/> <p>„Aber du begreifſt doch“, fuhr Rigel fort, daß ein Ver-<lb/> brechen niemals ohne Grund begangen wird. Hier kann doch<lb/> aber keiner ſein. Sie verlor alles durch Sir Philipps Tod:<lb/> einen Gatten, der ſie verehrte, einen Titel, ein großes Ein-<lb/> kommen, ein ſchönes Heim. Ich ſehe, Foulſham, du glaubſt<lb/> immer noch, daß es die Dame war, die du ihm Park geſehen<lb/> haſt. Bedenke doch — Sir Philipp muß in dem Augenblicke<lb/> gefallen ſein, in dem du den Vogelſchrei gehört haſt, und<lb/> faſt unmittelbar darnach haſt du die Geſtalt in einiger Ent-<lb/> fernung von der Unglücksſtätte geſehen, was klar beweiſt, daß<lb/> ſie nicht zu der Zeit auf dem Teufelskopf hat ſein können,<lb/> in der Sir Philipp verunglückt iſt. Wäre ſie zu irgend einer<lb/> Stunde der Nacht dort geweſen und hätte gewünſcht, dieſe<lb/><cb/> Tatſache geheim zu halten, ſo würde ſie auch auf dem kurzen<lb/> Wege nach Hauſe geeilt ſein, anſtatt auf dem Wege die<lb/> Gefahr einer Entdeckung zu laufen, auf dem du ſie geſehen<lb/> haſt. Sieh die Sache an, von welcher Seite du willſt, du<lb/> kannſt die Dame nicht in Verbindung bringen mit der traurigen<lb/> Begebenheit, die uns alle ſo tief bekümmert und ganz beſonders<lb/> aber ihre ſchrecklichen Folgen auf dieſe Dame ausübte; ſie<lb/> iſt kaum vor einer Gehirnentzündung bewahrt geblieben.“</p><lb/> <p>„Ich hoffe, Sie verzeihen mir“, erwiderte Foulſham,<lb/> der wohl verſtand, daß ſich hinter Rigels Zurückhaltung eine<lb/> furchtbare Aufregung verbarg. „Aber dieſer Zweifel lag mir<lb/> ſchwer auf dem Herzen,“ fügte er hinzu.</p><lb/> <p>„Es iſt gut, daß du ihn ausgeſprochen haſt, denn ich hoffe,<lb/> meine Gründe haben dieſen Zweifel zur Ruhe gebracht.“</p><lb/> <p>„Ja, Sir Rigel, ich fühle mich ſehr erleichtert.“</p><lb/> <p>Der andere merkte, daß dieſe Antwort zweideutig war,<lb/> aber er hatte ſeine Ueberredungskunſt erſchöpft und wußte<lb/> nicht, was für Worte er wählen ſollte, um Foulſham zu über-<lb/> zeugen. Dem jedoch ſchien deſſen Zweifel von geringerer<lb/> Wichtigkeit, ſo lange er nicht anderen mitgeteilt wurde, und<lb/> dies zu verhindern, war Rigels dringender Wunſch.</p><lb/> <p>„Du wirſt einſehen“, fuhr er deshalb eindringlich fort,<lb/> „welch’ ein furchtbares Unrecht du dieſer jungen Dame tun<lb/> kannſt, wenn du anderen gegenüber erwähnſt, was du mir<lb/> erzählt haſt. Ein geflügeltes Wort verbreitet ſich bald, und<lb/> böſer Leumund kann den Unſchuldigſten verderben. Als ein<lb/> ehrlicher Mann wirſt du eine leidende Frau nicht verderben<lb/> wollen, deshalb verſprich mir, über das, was du mir ſoeben<lb/> erzählt haſt, zu ſchweigen!“</p><lb/> <p>„Das verſpreche ich“, erwiderte Foulſham, jetzt ganz<lb/> beſiegt.</p><lb/> <p>„Willſt du das beſchwören?“ fragte Rigel, dem viel<lb/> daran lag, dieſes Verſprechen in möglichſt weihevoller Weiſe<lb/> beſiegeln zu laſſen, ſo lange der Mann noch unter ſeinem<lb/> Einfluſſe ſtand.</p><lb/> <p> <ref> <hi rendition="#c">(Fortſetzung folgt.)</hi> </ref> </p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0004]
Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 20. Februar 1907.
[Ein Dampfer feſtgefroren.] Ein eigentümlicher
Schiffsunfall wird aus Danzig gemeldet: Der Bremer
Dampfer „Hermes“, der mit Getreide auslaufen ſollte, geriet,
als er gerade die aufgezogene Brücke paſſierte, auf Grund
und fror, ehe er abgeſchleppt werden konnte, vollſtändig feſt,
nunmehr ein ſchweres Hindernis für den Schiffsverkehr ſowie
den Straßenverkehr bilden. Alle Losſchleppungsverſuche waren
bisher vergeblich.
[Der Roman eines Teſtaments.] Großes Auf-
ſehen erregt in ganz Frankreich die Verurteilung des Abbé
Gouttenoire, der in Gemeinſchaft mit einer Frau Briéry
angeklagt war, in einem Erbſchaftsprozeß einen Meineid ge-
leiſtet zu haben. Die Vorgeſchichte dieſes Prozeſſes lieſt ſich
wie die Einleitung zu einem Hintertreppenroman. Im Jahre
1892 ſtarb in Cremeaux ein junger, vermögender Gutsbeſitzer
namens Claudius Chartre, der mit einem Fräulein Auguſtine
Truffet verlobt war. Die Hochzeit, die bereits zu wiederholten
Malen angeſetzt worden war, hatte infolge des Widerſpruchs
der Mutter Chartres immer wieder hinausgeſchoben werden
müſſen. Als die Papiere des Verſtorbenen in Gegenwart
Abbé Gouttenoires und einer Nachbarin, Frau Briéry, von
der Mutter Chartres durchgeſehen wurden, kam ein Teſtament
zum Vorſchein, in dem Chartre ſein geſamtes Vermögen ſeiner
Verlobten vermachte. Die alte Frau Chartre ſoll über dieſes
Teſtament, in dem ſie völlig übergangen wurde, in die größte
Wut verſetzt worden ſein und das Dokument in Gegenwart
des Prieſters mit Frau Briéry verbrannt haben. Fräulein
Truffet war von ihrem Verlobten von der Aufſetzung des
Teſtaments benachrichtigt worden und ſtrengte einen Prozeß
gegen die alte Frau Chartre an, um über den Verbleib des
Dokuments Aufſchluß zu erhalten. Nach vierzehnjährigem
Prozeſſieren wurde ihr das Vermögen ihres Verlobten zu-
geſprochen, gegen Abbé Gouttenoire und Frau Briéry wurde
jedoch ein Meineidsverfahren anhängig gemacht, da beide
unter Eid ausgeſagt hatten, daß ihnen nichts davon bekannt
ſei, das Frau Chartre das Teſtament verbrannt habe. Der
Pfarrer erhielt ſechs Monate Gefängnis, Frau Briéry zwei
Monate. Beide Angeklagten wurden jedoch ſofort in Freiheit
geſetzt, da in Anbetracht ihrer bisherigen Unbeſcholtenheit der
Strafvollzug vorläufig ausgeſetzt wurde.
[Die Nachmittagsvorſtellung.] Einer ſchicken
Schauſpielerin eines Berliner Theaters iſt, ſo erzählt der
Bühnen-Indiskretionär der „Mrgpſt.“, eine peinliche Geſchichte
paſſiert. Die Dame iſt im angenehmen Beſitz eines Ehegatten,
was in den letzten Jahren noch nie zu Komplikationen geführt
hat, da der Herr Gemahl alles, was man ihm erzählt, glaubt,
und die Frau Gemahlin im Erſinnen von Ausreden eine
Phantaſie erweiſt, die den Ruhm von Jules Verne erſchüttern
könnte. Am letzten Sonntag wurde die Künſtlerin von einigen
Herren der Lebewelt zu einem Diner nach einem faſhionablen
Reſtaurant unter den Linden geladen und teilte infolgedeſſen
ihrem Manne mit, daß in der Nachmittagsvorſtellung beſchäftigt
ſei. Ein Manöver, das ſie ſchon öfter mit Erfolg ausgeführt
hatte. Auch diesmal ging der Gatte, wie gewöhnlich, ſein
Nachmittagsſpielchen machen. Mochte er nun zu arg in Verluſt
geraten ſein, oder wandelte ihn merkwürdigerweiſe die Sehnſucht
nach ſeiner Frau an, er erhob ſich gegen 5½ Uhr und ging an den
Bühnenausgang, um die Teure abzuholen. Man braucht gar nicht
viel Phantaſie zu haben, um ſich denken zu können, daß ſie
nicht kam. Statt ihrer kam aber eine Kollegin, die dem
Wartenden mit harmloſer Selbſtverſtändlichkeit ſagte, ſeine
Frau hätte heute gar nicht geſpielt. Bei Empfang dieſer
Nachricht zeigte ſich der Mann ſeiner Frau auf der Höhe
der Situation. Wie Sherlock Holmes wußte er ſofort, wo er
die Spur der Ungetreuen zu ſuchen habe. Man braucht wieder
nicht viel Phantaſie zu haben, um ſich denken zu können, daß
dies ſchon öfter vorgekommen ſein muß. Der Zürnende eilte
alſo ſpornſtreichs nach den Linden und erwies ſich dort als
glänzender Stratege: er faßte nämlich auf dem Trottoir
derart Poſten, daß er die Ausgänge von zwei benachbarten
Reſtaurants bequem überwachen konnte. Es dauerte auch gar
nicht lange, als ſeine Gattin, mit zwei Begleitern und einem
niedlichen Schwips behaftet, erſchien. Der zürnende Gatte
erwies ſich abermals als tüchtiger Stratege, indem er ſofort
zum Angriff überging und ſeine beſſere Hälfte jämmerlich
verprügelte, während ihre Bedeckungsmannſchaft ſchleunigſt
das Weite ſuchte. An deren Stelle war alsbald die Straßen-
jugend getreten, die der ehelichen Auseinanderſetzung mit vielem
Intereſſe folgte, ſo daß die Künſtlerin ſchließlich doch noch
eine — wenn auch unfreiwillige — Nachmittagsvorſtellung
gegeben hat.
[Kindermodelle.] Allen Müttern, die ihre Garderobe
für ihre Kinder im Hauſe ſelbſt anfertigen wollen, wird das
ſoeben erſchienene Kinderheft der bekannten Frauenzeitſchrift „Das
Blatt der Hausfrau“ hochwillkommen ſein. Es bringt nicht nur
50 der ſchönſten Modelle für Mädchen und Knaben, ſondern
bietet auch Gelegenheit, zu allen dieſen Abbildungen vollkommen
gebrauchsfertige Schnittmuſter für den geringen Preis von 20
Hellern zu beziehen. Das Heſt (Nr. 19 vom 10. Februar) iſt
durch alle Buchhandlungen und durch den Verlag Ullſtein & Ko.,
Wien I. Roſenburſenſtraße 8, für 20 Heller erhältlich.
Czernowitzer Angelegenheiten.
Czernowitz, 19. Februar.
Zur Wahlbewegung.
In der heutigen „Cz. Z.“ iſt die Kundmachung für die
Vornahme der Reichsratswahlen in der Bukowina publi-
ziert. Sie hat folgenden Wortlaut:
Se. k. und k. Apoſtoliſche Majeſtät haben mit dem
Allerhöchſten Patente vom 30. Jänner 1907 das Abgeordneten-
haus des Reichsrates aufzulöſen und die ſofortige Einleitung
und Durchführung der allgemeinen Neuwahlen an-
zuordnen geruht.
In Ausführung dieſer Allerhöchſten Anordnung hat der
herr Miniſter des Innnern die allgemeinen Wahlen
für das Abgeordnetenhaus des Reichsrates
ausgeſchrieben und gemäß § 9 der neuen Reichsrats-Wahl-
ordnung vom 26. Jänner 1907, R. G. Bl. Nr. 17, für die
Vornahme derſelben den 14. Mai 1907, für die eventuelle
engere Wahl aber den 23. Mai 1907 anberaumt.
Als Tag der Ausſchreibung der Wahlen gilt der Tag der
Verlautbarung der bezüglichen Kundmachung des Miniſteriums
des Innern im Reichsgeſetzblatte.
Nach den Beſtimmung der §§ 6 und 7 des durch das
Geſetz vom 26. Jänner 1907, R. G. Bl. Nr. 15, abge-
änderten Grundgeſetzes über die Reichsvertretung ſind im
Herzogtume Bukowina vierzehn Abgeordnete zu wählen
und iſt zur Wahl eines Abgeordneten jede Perſon männlichen
Geſchlechtes wahlberechtigt, welche das 24. Lebensjahr
zurückgelegt hat, die öſterreichiſche Staatsbürgerſchaft beſitzt,
nach den Beſtimmungen der Reichsrats-Wahlordnung vom
Wahlrechte nicht ausgenommen oder ausgeſchloſſen iſt und
innerhalb der im Reichrate vertretenen Königreiche und
Länder in der Gemeinde (Gutsgebiet), in welcher das Wahl-
recht auszuüben iſt, am Tage der Ausſchreibung der Wahl
ſeit mindeſtens einem Jahre ihren Wohnſitz hat.
Gemäß § 1 der Reichsrats-Wahlordnung bilden die
Wahlberechtigten eines jeden Wahlbezirkes einen Wahlkörper
und ſind für die Bukowina nachſtehende Wahlbezirke feſtgeſetzt,
in welchen je ein Abgeordneter zu wählen iſt: (Wir haben die
einzelnen Wahlbezirke am Tage der Sanktionierung der
Wahlreform publizierte — Anm. d. Red.) Die Inwohner
eines dem Gemeindeverbande nicht einverleibten Gutsgebietes
üben das Wahlrecht in jener Gemeinde aus, mit welcher das
Gutsgebiet eine Ortſchaft bildet, oder falls dieſer Umſtand
nicht zutrifft, in der von der politiſchen Landesbehörde be-
ſtimmten Ortsgemeinde. (§ 6, Abſ. 2, Reichrats-Wahl-
ordnung.)
Wegen Beſtimmung mehrerer Wahllokalitäten und Be-
ſtellung mehrerer Wahlkommiſſionen in größeren Gemeinden
oder Ortsgebieten im Sinne der Beſtimmungen des § 11,
Abſ. 2 und § 16, Abſ. 4, der Reichsrats-Wahlordnung wird
in den betreffenden Gemeinden abgeſondert die ortsübliche
Verlautbarung erfolgen.
Die Wahlberechtigung wird durch die Eintragung in die
Wählerliſte feſtgeſtellt.
In Gemeinden mit mehr als 5000 Einwnhnern iſt die
Wählerliſte gemäß § 12, Abſ. 3, Reichsrats-Wahlordnung
rechtzeitig zu vervielfältigen und auf Verlangen Jedermann
vom Beginne der Reklamationsfriſt an, gegen Erſatz der auf
das eine Exemplar entfallenden Herſtellungskoſten auszufolgen.
Wer die Ausfolgung einer vervielfältigten
Wählerliſte beanſprucht, hat dies dem Gemeinde-
vorſteher binnen acht Tagen nach Ausſchreibung
der Wahl anzuzeigen; die erfolgte Anmeldung ver-
pflichtet den Anmelder zur Abnahme und Bezahlung der auf
die beſtellten Exemplare entfallenden Herſtellungskoſten
der Liſte.
Nach dieſer Zeit einlangende Anmeldungen ſind nicht
zu berückſichtigen.
Das Wahlrecht kann nur perſönlich ausgeübt
werden.
Jeder Wahlberechtigte hat das Recht auf eine Stimme.
(§ 5, Reichsratswahlordnung.)
Das Geſamtergebnis aller zuſammenhängenden Ab-
ſtimmungsakte wird in jedem der oben augeführten Wahl-
bezirke, in welchem die Stimmgebung in mehr als einer
Wahlverſammlung ſtattfindet, von einer Hauptwahlkommiſſion
ermittelt,
Die Beſtimmung der Orte, an welchen ſich die Haupt-
wahlkommiſſionen gemäß § 32, Abſ. 2, Reichsratswahlordnung
zu verſammeln haben, wird nachfolgen.
Dem Wahlkommiſſär der Hauptwahlkommiſſion obliegt
auch die Einleitung einer eventuellen engeren Wahl.
Gleichzeitig mit der vorſtehenden Kundmachung wird
auch das Geſetz vom 26. Jänner 1907, R.-G.-Bl. Nr. 18,
betreffend ſtrafrechtliche Beſtimmungen zum Schutze der
Wahl- und Verſammlungsfreiheit in allen Ge-
meinden des Landes durch Anſchlag öffentlich bekannt gemacht.
Czernowitz, am 19. Februar 1907.
Der k. k. Landespräſident im Herzogtume Bukowina:
Dr. Oktavian Ritter v. Bleyleben.
Zu unſerem geſtrigen Berichte über die Radautzer Wähler
verſammlungen tragen wir noch nach, daß ſich in Radautz
Bürgermeiſter Des Loges mit 22 Suczawaer Bürgern und
Bürgermeiſter Beill mit 18 Serether Bürgern eingefunden
hatten. In der Verſammlung, die im deutſchen Hauſe ſtattfand,
ſprach Advokat Dr. Diſche aus Suczawa, der in einer
großangelegten Rede für Dr. Skedl eintrat, ferner Doktor
Benkendorf aus Sereth, Kultusvorſteher Terner,
cand. iur. Brunſtein und die Gemeinderäte Kirbus und
Larioniscul. Dr. Skedl berief ſich, nachdem er ſeinen
Rechenſchaftsbericht erſtattet hatte, hauptſächlich darauf, daß
er gegen die Zertrümmerung des Städtemandates Radautz—
Suczawa—Sereth energiſch Stellung genommen und es ſo
erhalten habe, wie es ihm vor ſechs Jahren übergeben wurde.
Er lege es in die Hände ſeiner Wähler zurück und hoffe auf
ihr Vertrauen. Im Gemeinderatsſaale tagte inzwiſchen eine
jüdiſche Wählerverſammlung, in welche ſich Dr. Skedl
ebenfalls begab. Nach dem Referate des Dr. Kinsbrunner,
welches in der Forderung nach einem zweiten jüdiſchen Mandate
gipfelte, ſprachen noch die Herren Dr. Bierer und Menſchel,
welche die Nominierung eines Kandidaten für die Städte auch
von der Schaffung eines zweiten jüdiſchen Mandates abhängig
machten. Dr. Lupul aus Suczawa trat hierauf ſehr warm
für Dr. Skedl ein, desgleichen Dr. Benkendorf aus
Sereth, gegen den ſehr viele Zwiſchenrufe laut wurden. Ueber
Antrag des Dr. Spitzer wurde dem Dr. Skedl das Ver-
trauen votiert, gleichzeitig aber eine Reſolution angenommen,
daß die Nominierung eines Kandidaten für die Städtegruppe
erſt nach Schaffung eines zweiten jüdiſchen Mandates zu er-
folgen habe.
Der Teufelskopf.
21]
Roman von Fitzgerald Molloy, deutſch von E. Ebeling.
Nachdruck verboten.
„Hätteſt du ſie angeſprochen, würde dein Argwohn über
alle Zweifel erhaben ſein; aber ſo ſahſt du die Geſtalt doch
nur in der Entfernung und in einem ſchwachen ungewiſſen
Lichte. Du weißt ja, Büſche oder Steine ſehen oft aus wie
menſchliche Weſen, wenn man ſie in halber Dunkelheit ſieht,
und es iſt beſonders ſchwierig, Perſonen in einem ſolchen
Lichte zu erkennen. Zufällig trifft es ſich auch gerade ſo, daß
die Dame, die du geſehen zu haben glaubſt, in der Nacht
krank war — zu krank, um ihr Zimmer zu verlaſſen
und den Mann, den ſie bald heiraten wollte, bei Tiſch zu
begrüßen. Daß ſie an dieſem Abend im Park hat umher-
wandern ſollen, iſt höchſt unwahrſcheinlich, ja unmöglich.“
Rigel ſprach mit dem eifrigſten Ernſte eines Menſchen,
der eine folgenſchwere Sache vertritt, und ſeine Worte machten
Eindruck auf ſeinen Zuhörer, der ihnen mit verſtändnisvollem
Intereſſe folgte. Einige Augenblicke hielt Foulſham den Blick
auf den Teppich geſenkt und ſchlug mit der Pelzkappe ſinnend
gegen ſeine Knie, als wäre er mit ſich ſelbſt noch nicht ganz
im Klaren. Dann plötzlich, als hätte er einer Entſchluß
gefaßt, ſagte er:
„Aber das Taſchentuch — — —?“
„Du haſt nicht geſehen, daß die Geſtalt es fallen ließ?“
„Nein.“
„Nun gut; der Eigentümer hat es vielleicht ſchon lange
vorher verloren, ehe es gefunden iſt.“
Foulſham trat unruhig von einem Fuß auf den anderen,
während Rigel ihn mit größter Spannung beobachtete.
„Entſchuldigen Sie, Sir Rigel, aber mir liegt noch
etwas im Sinne“, ſagte der Wildhüter endlich zögernd.
„Dann heraus damit“, ſtieß Rigel hervor.
„Sie glauben alſo nicht, daß die junge Dame irgend
etwas mit dem zu tun hatte, was ſich in der Nacht er-
eignete?“
Rigel fuhr auf, ſeine Stirnadern ſchwollen vor unter-
drückter Gemütsbewegung.
„Gott im Himmel, Mann, nein!“ rief er heiſer.
„Ich bitte um Verzeihung, Sir Rigel“, ſagte Foulſham,
als er die Beſtürzung des Barons ſah.
„Wie konnte dir ein ſolch ſchrecklicher Gedanke kommen?“
„Es paſſieren manchmal ſeltſame Dinge“, antwortete
der Wildhüter ausweichend.
„Aber wir müſſen unſeren Verſtand dabei brauchen. Selbſt
wenn die Dame, die du nennſt, fähig wäre, ſolch ein entſetzliches
Verbrechen zu begehen, und ſelbſt wenn ſie die körperliche
Kraft hätte, einen ſtarken Mann über den Abhang zu ſtoßen,
was ſollte wohl ihr Grund ſein, den Mann zu töten, den ſie
liebte?“
„Das weiß ich nicht, Sir Rigel“, geſtand Foulſham
beſchämt. Die Froſtigkeit des ſchattenhaft erleuchteten Zimmers,
aber mehr noch die magnetiſche Kraft des Mannes vor ihm
gaben ihm ein unbehagliches Gefühl. Er fühlte ſein Denken
und Wollen beeinflußt.
„Aber du begreifſt doch“, fuhr Rigel fort, daß ein Ver-
brechen niemals ohne Grund begangen wird. Hier kann doch
aber keiner ſein. Sie verlor alles durch Sir Philipps Tod:
einen Gatten, der ſie verehrte, einen Titel, ein großes Ein-
kommen, ein ſchönes Heim. Ich ſehe, Foulſham, du glaubſt
immer noch, daß es die Dame war, die du ihm Park geſehen
haſt. Bedenke doch — Sir Philipp muß in dem Augenblicke
gefallen ſein, in dem du den Vogelſchrei gehört haſt, und
faſt unmittelbar darnach haſt du die Geſtalt in einiger Ent-
fernung von der Unglücksſtätte geſehen, was klar beweiſt, daß
ſie nicht zu der Zeit auf dem Teufelskopf hat ſein können,
in der Sir Philipp verunglückt iſt. Wäre ſie zu irgend einer
Stunde der Nacht dort geweſen und hätte gewünſcht, dieſe
Tatſache geheim zu halten, ſo würde ſie auch auf dem kurzen
Wege nach Hauſe geeilt ſein, anſtatt auf dem Wege die
Gefahr einer Entdeckung zu laufen, auf dem du ſie geſehen
haſt. Sieh die Sache an, von welcher Seite du willſt, du
kannſt die Dame nicht in Verbindung bringen mit der traurigen
Begebenheit, die uns alle ſo tief bekümmert und ganz beſonders
aber ihre ſchrecklichen Folgen auf dieſe Dame ausübte; ſie
iſt kaum vor einer Gehirnentzündung bewahrt geblieben.“
„Ich hoffe, Sie verzeihen mir“, erwiderte Foulſham,
der wohl verſtand, daß ſich hinter Rigels Zurückhaltung eine
furchtbare Aufregung verbarg. „Aber dieſer Zweifel lag mir
ſchwer auf dem Herzen,“ fügte er hinzu.
„Es iſt gut, daß du ihn ausgeſprochen haſt, denn ich hoffe,
meine Gründe haben dieſen Zweifel zur Ruhe gebracht.“
„Ja, Sir Rigel, ich fühle mich ſehr erleichtert.“
Der andere merkte, daß dieſe Antwort zweideutig war,
aber er hatte ſeine Ueberredungskunſt erſchöpft und wußte
nicht, was für Worte er wählen ſollte, um Foulſham zu über-
zeugen. Dem jedoch ſchien deſſen Zweifel von geringerer
Wichtigkeit, ſo lange er nicht anderen mitgeteilt wurde, und
dies zu verhindern, war Rigels dringender Wunſch.
„Du wirſt einſehen“, fuhr er deshalb eindringlich fort,
„welch’ ein furchtbares Unrecht du dieſer jungen Dame tun
kannſt, wenn du anderen gegenüber erwähnſt, was du mir
erzählt haſt. Ein geflügeltes Wort verbreitet ſich bald, und
böſer Leumund kann den Unſchuldigſten verderben. Als ein
ehrlicher Mann wirſt du eine leidende Frau nicht verderben
wollen, deshalb verſprich mir, über das, was du mir ſoeben
erzählt haſt, zu ſchweigen!“
„Das verſpreche ich“, erwiderte Foulſham, jetzt ganz
beſiegt.
„Willſt du das beſchwören?“ fragte Rigel, dem viel
daran lag, dieſes Verſprechen in möglichſt weihevoller Weiſe
beſiegeln zu laſſen, ſo lange der Mann noch unter ſeinem
Einfluſſe ſtand.
(Fortſetzung folgt.)
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(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
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Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
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