Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Wahrhaftige Erklärung des hohen trostreichen Artikels von der Person, Amt, und Majestät unseres lieben Herrn und Heilandes Jesu Christi, Gottes und Marien Sohn. Zerbst, 1586.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstlich / hebt die persönliche vereinigung nicht auff die natürlichen eigenschafften der Menscheit / sondern wie das Concilium Chalcedonense weislich decernirt / erhelt sie dieselbigen viel genawer / volkomener / vnd gewieser / als sie jrgend an einem gemeinen Menschen sein könten.

Zum andern / gehet der modus praedicationis inusitate mit nichten auff die locutiones abstractiuas; sondern nur vff die propositiones de Concreto. Denn die abstractiuae sind entweder regulares; als / wenn ich sage / Das fleisch Christi ist ein Creatur. Oder figuratae, als wenn Lutherus per Synecdochen sagt / vnser fleisch / vnd blut ist Gott. Denn da wird das abstractum pro concreto gesetzt / vnd heisst souiel / als der Mensch Christus / welcher fleisch / gebein / vnd geblüt von dem vnsern ist / der ist warhafftiger / ewiger Gott. Welchs denn also (wie sichs gebühret) ausgelegt / vnd erkleret / nicht mehr praedicatio figurata, viel weniger regularis, sondern inusitata ist / vnd genant wird. Denn ob sie wol nicht improprie mus / noch soll verstanden / oder erklert werden / so hat sie doch jres gleichen nicht vnter allen Reden in dem gantzen Werck aller geschöpff / vnd Ordnung Gottes.

Zum dritten / ist (wie gesagt) die Menscheit Christi für sich weder etwas personale: noch anders / denn nach jhren wesentlichen eigenschafften in der Person des ewigen Worts zu betrachten. Ja / ob sie auch gleich etwas persönlich / oder selbstendig wer / wie Nestorius geschwermet hat / so könte doch mit nichten erwiesen werden / das personaliter etwas sein / oder haben / sey ein tertium, oder intermedium inter substantiam, vnd accidens; sönderlich weil in defi-

Erstlich / hebt die persönliche vereinigung nicht auff die natürlichen eigenschafften der Menscheit / sondern wie das Concilium Chalcedonense weislich decernirt / erhelt sie dieselbigen viel genawer / volkomener / vnd gewieser / als sie jrgend an einem gemeinen Menschen sein könten.

Zum andern / gehet der modus praedicationis inusitatę mit nichtẽ auff die locutiones abstractiuas; sondern nur vff die propositiones de Concreto. Denn die abstractiuae sind entweder regulares; als / wenn ich sage / Das fleisch Christi ist ein Creatur. Oder figuratae, als wenn Lutherus per Synecdochen sagt / vnser fleisch / vnd blut ist Gott. Denn da wird das abstractum pro concreto gesetzt / vnd heisst souiel / als der Mensch Christus / welcher fleisch / gebein / vnd geblüt von dem vnsern ist / der ist warhafftiger / ewiger Gott. Welchs denn also (wie sichs gebühret) ausgelegt / vnd erkleret / nicht mehr praedicatio figurata, viel weniger regularis, sondern inusitata ist / vnd genant wird. Deñ ob sie wol nicht impropriè mus / noch soll verstanden / oder erklert werden / so hat sie doch jres gleichen nicht vnter allen Reden in dem gantzen Werck aller geschöpff / vnd Ordnung Gottes.

Zum dritten / ist (wie gesagt) die Menscheit Christi für sich weder etwas personale: noch anders / denn nach jhren wesentlichen eigenschafften in der Person des ewigen Worts zu betrachten. Ja / ob sie auch gleich etwas persönlich / oder selbstendig wer / wie Nestorius geschwermet hat / so könte doch mit nichten erwiesen werden / das personaliter etwas sein / oder haben / sey ein tertium, oder intermedium inter substantiam, vnd accidens; sönderlich weil in defi-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0385" n="383"/>
        <p>Erstlich / hebt die persönliche vereinigung nicht auff die natürlichen                      eigenschafften der Menscheit / sondern wie das Concilium Chalcedonense weislich                      decernirt / erhelt sie dieselbigen viel genawer / volkomener / vnd gewieser /                      als sie jrgend an einem gemeinen Menschen sein könten.</p>
        <p>Zum andern / gehet der modus praedicationis inusitat&#x0119; mit nichte&#x0303;                      auff die locutiones abstractiuas; sondern nur vff die propositiones de Concreto.                      Denn die abstractiuae sind entweder regulares; als / wenn ich sage / Das fleisch                      Christi ist ein Creatur. Oder figuratae, als wenn Lutherus per Synecdochen sagt                      / vnser fleisch / vnd blut ist Gott. Denn da wird das abstractum pro concreto                      gesetzt / vnd heisst souiel / als der Mensch Christus / welcher fleisch / gebein                      / vnd geblüt von dem vnsern ist / der ist warhafftiger / ewiger Gott. Welchs                      denn also (wie sichs gebühret) ausgelegt / vnd erkleret / nicht mehr praedicatio                      figurata, viel weniger regularis, sondern inusitata ist / vnd genant wird.                          Den&#x0303; ob sie wol nicht impropriè mus / noch soll verstanden /                      oder erklert werden / so hat sie doch jres gleichen nicht vnter allen Reden in                      dem gantzen Werck aller geschöpff / vnd Ordnung Gottes.</p>
        <p>Zum dritten / ist (wie gesagt) die Menscheit Christi für sich weder etwas                      personale: noch anders / denn nach jhren wesentlichen eigenschafften in der                      Person des ewigen Worts zu betrachten. Ja / ob sie auch gleich etwas persönlich                      / oder selbstendig wer / wie Nestorius geschwermet hat / so könte doch mit                      nichten erwiesen werden / das personaliter etwas sein / oder haben / sey ein                      tertium, oder intermedium inter substantiam, vnd accidens; sönderlich weil in                              defi-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[383/0385] Erstlich / hebt die persönliche vereinigung nicht auff die natürlichen eigenschafften der Menscheit / sondern wie das Concilium Chalcedonense weislich decernirt / erhelt sie dieselbigen viel genawer / volkomener / vnd gewieser / als sie jrgend an einem gemeinen Menschen sein könten. Zum andern / gehet der modus praedicationis inusitatę mit nichtẽ auff die locutiones abstractiuas; sondern nur vff die propositiones de Concreto. Denn die abstractiuae sind entweder regulares; als / wenn ich sage / Das fleisch Christi ist ein Creatur. Oder figuratae, als wenn Lutherus per Synecdochen sagt / vnser fleisch / vnd blut ist Gott. Denn da wird das abstractum pro concreto gesetzt / vnd heisst souiel / als der Mensch Christus / welcher fleisch / gebein / vnd geblüt von dem vnsern ist / der ist warhafftiger / ewiger Gott. Welchs denn also (wie sichs gebühret) ausgelegt / vnd erkleret / nicht mehr praedicatio figurata, viel weniger regularis, sondern inusitata ist / vnd genant wird. Deñ ob sie wol nicht impropriè mus / noch soll verstanden / oder erklert werden / so hat sie doch jres gleichen nicht vnter allen Reden in dem gantzen Werck aller geschöpff / vnd Ordnung Gottes. Zum dritten / ist (wie gesagt) die Menscheit Christi für sich weder etwas personale: noch anders / denn nach jhren wesentlichen eigenschafften in der Person des ewigen Worts zu betrachten. Ja / ob sie auch gleich etwas persönlich / oder selbstendig wer / wie Nestorius geschwermet hat / so könte doch mit nichten erwiesen werden / das personaliter etwas sein / oder haben / sey ein tertium, oder intermedium inter substantiam, vnd accidens; sönderlich weil in defi-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_erklaerung_1586
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_erklaerung_1586/385
Zitationshilfe: [N. N.]: Wahrhaftige Erklärung des hohen trostreichen Artikels von der Person, Amt, und Majestät unseres lieben Herrn und Heilandes Jesu Christi, Gottes und Marien Sohn. Zerbst, 1586, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_erklaerung_1586/385>, abgerufen am 21.11.2024.