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Das Heller-Blatt. Nr. 11. Breslau, 15. März 1834.

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Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] Schlange angeklammert hatte, plötzlich nachgab, und
Ursache war, daß beide in demselben Augenblicke in den
Teich stürzten. Aber auch das Wasser vermochte nicht,
ihren Grimm auszulöschen. Die Bewegungen, welche
ich darin wahrnahm, ließen mich ihren gegenseitigen
Kampf noch immer folgern, ob ich schon nichts mehr
davon unterscheiden konnte. Jndeß kamen sie gar bald
wieder auf der Oberfläche zum Vorschein, und zwar
noch immer in einander verschlungen, wie bei ihrem
ersten Angriffe. Auch in diesem Elemente schien jedoch
die Schwarze ihre bereits gezeigte Ueberlegenheit zu be-
haupten, indem sie den Kopf ihrer Gegnerin mit dem
ihrigen ohne Unterlaß niederbeugte, und so lange unter
das Wasser drückte, bis jene erstickt schien und unter-
sank. Der Sieger wurde diese Niederlage des Feindes
nicht so bald gewahr, als er ihn dem Strom überließ, sich
wieder an das Land begab, und in das Gebüsch schlüpfte.

Schrecklicher Tod.

Der Kardinal Spinola war sehr krank und fiel
in eine starke Ohnmacht; man hielt ihn für todt, und
seine Dienerschaft eilte, ihn öffnen zu lassen, um ihn
einzubalsamiren, ehe er in Verwesung überginge. Kaum
erblickte man die Lungen, als man schon wahrnahm,
daß das Herz noch schlage; und der unglückliche Mann,
der sich eben erholte, hatte noch Kräfte genug, seine
Hand nach dem Messer des Wundarztes, der ihn geöff-
net hatte, auszustrecken, um es zurückzustoßen. Es
war aber zu spät; er hatte schon den tödtlichen Schnitt
empfangen, und mußte auf eine jammervolle Weise
sterben.



Der schwarze Teich auf dem
Riesengebirge
.

Dieser Teich, in einem tiefen Kessel liegend, ist eine
der Naturschönheiten des Gebirges, und jeder Reisende be-
sucht denselben. Sowohl oben am Gebirgsrande, wo die
schreckvolle Tiefe, in der er liegt, Grausen erregt, als auch
von unten gewährt er eine herrliche Ansicht. Von oben
herab windet sich ein Fußsteig, nahe an schreckvoller
Tiefe; wer Schwindel hegt, betrete ihn nicht; bei nas-
sem Wetter ist er besonders gefährlich zu passiren, in-
dem der fette Boden denselben so gleitend macht, daß
alle Vorsicht beim Herabsteigen angewendet werden
muß. Eine lohnende Ansicht hat man auf jedem Stand-
punkte des Weges.



Oelquellen und unverweste Holz-
stämme
.

Jtalien und die Jnseln des Mittelmeeres haben in
Beziehung auf die Natur so viel Eigenes, daß man
schon im Alterthum annahm: unter diesen Ländern sei
[Spaltenumbruch] der Feuerheerd der Erde. Demnach wird es gewiß
nicht befremden, wenn man auch Oelquellen und halb-
versteinertes Holz da findet. Dies ist der Fall im Her-
zogthum Parma bei dem Dorfe Amiano, wo eine sehr
reiche Oelquelle sprudelt. Dieses Oel ist eigentlich ein
Mittelding zwischen Naphta und Steinöl; es ist rein,
von weingelber Farbe und von viel besserem Geruche,
als Steinöl. Nicht weit davon hat man ein sehr großes
Lager von bituminösen Holzstämmen entdeckt. Man
sieht, daß ganze Wälder da begraben liegen. Das
Holz hat die Härte der Steinkohlen und läßt sich drech-
seln und poliren.



Die Zigeuner.

Dieses vagabondirende Volk, welches unter sich
eine Art Gemeinwesen bildet, erschien in Deutschland
zuerst um das Jahr 1500 n. Chr., angeblich durch
Sultan Selim, nach der Eroberung Egyptens, daraus
vertrieben. Sie sollen dem Eroberer feindlich gewesen,
besiegt worden seyn, und sich dann, als Verbannte,
in kleinen Trupps über die ganze Welt zerstreut haben.
Anfangs fanden diese Müssiggänger, wegen ihrer
Wahrsagerei und Finger=Kunstfertigkeiten, überall eine
gute Aufnahme, aber sie vermehrten sich bald so sehr,
daß mehrere Staaten sie völlig fortschafften und ihr Wie-
derkommen bei schwerer Strafe verboten. So wurden
sie 1560 aus Frankreich, im Jahr 1591 aus Spanien,
und schon 1530 aus England vertrieben.

Pasquier giebt einen merkwürdigen Bericht über
dieses Volk, welchen er aus dem alten Tagebuch eines
Doktors der Theologie zu Paris entlehnt hat, und fol-
gendermaßen lautet. - "Am 17. August des Jahres
1427 kamen 12 Büßende, wie sie sich selbst nannten,
nach Paris, nämlich ein Herzog, ein Graf und noch
10 Mann, alle beritten und wie sie sagten, gute Chri-
sten. Sie stammten aus Unter=Egypten her und gaben
vor, daß nicht lange vorher, ehe die Christen ihr Land
unterjocht, und sie zur Annahme des Christenthums
gezwungen, oder sie getödtet hätten, die dann Getauf-
ten große Herren in dem eignen Lande gewesen wären,
und dort einen König und eine Königin gehabt hätten;
bald nach ihrer Bekehrung aber sei ihr Land von den
Saracenen überschwemmt, und sie genöthigt worden,
dem Christenthum wieder zu entsagen, als dieses aber
dem deutschen Kaiser, dem Könige von Polen, und an-
dern christlichen Fürsten zu Ohren gekommen, seyen
diese über sie hergefallen und hätten sie sämmtlich, groß
und klein, genöthigt, ihr Land zu verlassen und sich
nach Rom zum Pabst zu begeben, der es ihnen dann
als Busse auferlegt habe, sieben Jahre in der Welt
umherzuwandern, ohne in einem Bett zu schlafen, wo-
gegen jeder Abt und Bischof gehalten seyn solle, ihnen
10 Livers tournois auszuzahlen, zu was Ende Seine
[Ende Spaltensatz]

Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] Schlange angeklammert hatte, plötzlich nachgab, und
Ursache war, daß beide in demselben Augenblicke in den
Teich stürzten. Aber auch das Wasser vermochte nicht,
ihren Grimm auszulöschen. Die Bewegungen, welche
ich darin wahrnahm, ließen mich ihren gegenseitigen
Kampf noch immer folgern, ob ich schon nichts mehr
davon unterscheiden konnte. Jndeß kamen sie gar bald
wieder auf der Oberfläche zum Vorschein, und zwar
noch immer in einander verschlungen, wie bei ihrem
ersten Angriffe. Auch in diesem Elemente schien jedoch
die Schwarze ihre bereits gezeigte Ueberlegenheit zu be-
haupten, indem sie den Kopf ihrer Gegnerin mit dem
ihrigen ohne Unterlaß niederbeugte, und so lange unter
das Wasser drückte, bis jene erstickt schien und unter-
sank. Der Sieger wurde diese Niederlage des Feindes
nicht so bald gewahr, als er ihn dem Strom überließ, sich
wieder an das Land begab, und in das Gebüsch schlüpfte.

Schrecklicher Tod.

Der Kardinal Spinola war sehr krank und fiel
in eine starke Ohnmacht; man hielt ihn für todt, und
seine Dienerschaft eilte, ihn öffnen zu lassen, um ihn
einzubalsamiren, ehe er in Verwesung überginge. Kaum
erblickte man die Lungen, als man schon wahrnahm,
daß das Herz noch schlage; und der unglückliche Mann,
der sich eben erholte, hatte noch Kräfte genug, seine
Hand nach dem Messer des Wundarztes, der ihn geöff-
net hatte, auszustrecken, um es zurückzustoßen. Es
war aber zu spät; er hatte schon den tödtlichen Schnitt
empfangen, und mußte auf eine jammervolle Weise
sterben.



Der schwarze Teich auf dem
Riesengebirge
.

Dieser Teich, in einem tiefen Kessel liegend, ist eine
der Naturschönheiten des Gebirges, und jeder Reisende be-
sucht denselben. Sowohl oben am Gebirgsrande, wo die
schreckvolle Tiefe, in der er liegt, Grausen erregt, als auch
von unten gewährt er eine herrliche Ansicht. Von oben
herab windet sich ein Fußsteig, nahe an schreckvoller
Tiefe; wer Schwindel hegt, betrete ihn nicht; bei nas-
sem Wetter ist er besonders gefährlich zu passiren, in-
dem der fette Boden denselben so gleitend macht, daß
alle Vorsicht beim Herabsteigen angewendet werden
muß. Eine lohnende Ansicht hat man auf jedem Stand-
punkte des Weges.



Oelquellen und unverweste Holz-
stämme
.

Jtalien und die Jnseln des Mittelmeeres haben in
Beziehung auf die Natur so viel Eigenes, daß man
schon im Alterthum annahm: unter diesen Ländern sei
[Spaltenumbruch] der Feuerheerd der Erde. Demnach wird es gewiß
nicht befremden, wenn man auch Oelquellen und halb-
versteinertes Holz da findet. Dies ist der Fall im Her-
zogthum Parma bei dem Dorfe Amiano, wo eine sehr
reiche Oelquelle sprudelt. Dieses Oel ist eigentlich ein
Mittelding zwischen Naphta und Steinöl; es ist rein,
von weingelber Farbe und von viel besserem Geruche,
als Steinöl. Nicht weit davon hat man ein sehr großes
Lager von bituminösen Holzstämmen entdeckt. Man
sieht, daß ganze Wälder da begraben liegen. Das
Holz hat die Härte der Steinkohlen und läßt sich drech-
seln und poliren.



Die Zigeuner.

Dieses vagabondirende Volk, welches unter sich
eine Art Gemeinwesen bildet, erschien in Deutschland
zuerst um das Jahr 1500 n. Chr., angeblich durch
Sultan Selim, nach der Eroberung Egyptens, daraus
vertrieben. Sie sollen dem Eroberer feindlich gewesen,
besiegt worden seyn, und sich dann, als Verbannte,
in kleinen Trupps über die ganze Welt zerstreut haben.
Anfangs fanden diese Müssiggänger, wegen ihrer
Wahrsagerei und Finger=Kunstfertigkeiten, überall eine
gute Aufnahme, aber sie vermehrten sich bald so sehr,
daß mehrere Staaten sie völlig fortschafften und ihr Wie-
derkommen bei schwerer Strafe verboten. So wurden
sie 1560 aus Frankreich, im Jahr 1591 aus Spanien,
und schon 1530 aus England vertrieben.

Pasquier giebt einen merkwürdigen Bericht über
dieses Volk, welchen er aus dem alten Tagebuch eines
Doktors der Theologie zu Paris entlehnt hat, und fol-
gendermaßen lautet. – „Am 17. August des Jahres
1427 kamen 12 Büßende, wie sie sich selbst nannten,
nach Paris, nämlich ein Herzog, ein Graf und noch
10 Mann, alle beritten und wie sie sagten, gute Chri-
sten. Sie stammten aus Unter=Egypten her und gaben
vor, daß nicht lange vorher, ehe die Christen ihr Land
unterjocht, und sie zur Annahme des Christenthums
gezwungen, oder sie getödtet hätten, die dann Getauf-
ten große Herren in dem eignen Lande gewesen wären,
und dort einen König und eine Königin gehabt hätten;
bald nach ihrer Bekehrung aber sei ihr Land von den
Saracenen überschwemmt, und sie genöthigt worden,
dem Christenthum wieder zu entsagen, als dieses aber
dem deutschen Kaiser, dem Könige von Polen, und an-
dern christlichen Fürsten zu Ohren gekommen, seyen
diese über sie hergefallen und hätten sie sämmtlich, groß
und klein, genöthigt, ihr Land zu verlassen und sich
nach Rom zum Pabst zu begeben, der es ihnen dann
als Busse auferlegt habe, sieben Jahre in der Welt
umherzuwandern, ohne in einem Bett zu schlafen, wo-
gegen jeder Abt und Bischof gehalten seyn solle, ihnen
10 Livers tournois auszuzahlen, zu was Ende Seine
[Ende Spaltensatz]

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Der Kardinal Spinola war sehr krank und fiel in eine starke Ohnmacht; man hielt ihn für todt, und seine Dienerschaft eilte, ihn öffnen zu lassen, um ihn einzubalsamiren, ehe er in Verwesung überginge. Kaum erblickte man die Lungen, als man schon wahrnahm, daß das Herz noch schlage; und der unglückliche Mann, der sich eben erholte, hatte noch Kräfte genug, seine Hand nach dem Messer des Wundarztes, der ihn geöff- net hatte, auszustrecken, um es zurückzustoßen. Es war aber zu spät; er hatte schon den tödtlichen Schnitt empfangen, und mußte auf eine jammervolle Weise sterben. Der schwarze Teich auf dem Riesengebirge. Dieser Teich, in einem tiefen Kessel liegend, ist eine der Naturschönheiten des Gebirges, und jeder Reisende be- sucht denselben. Sowohl oben am Gebirgsrande, wo die schreckvolle Tiefe, in der er liegt, Grausen erregt, als auch von unten gewährt er eine herrliche Ansicht. 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Pasquier giebt einen merkwürdigen Bericht über dieses Volk, welchen er aus dem alten Tagebuch eines Doktors der Theologie zu Paris entlehnt hat, und fol- gendermaßen lautet. – „Am 17. August des Jahres 1427 kamen 12 Büßende, wie sie sich selbst nannten, nach Paris, nämlich ein Herzog, ein Graf und noch 10 Mann, alle beritten und wie sie sagten, gute Chri- sten. Sie stammten aus Unter=Egypten her und gaben vor, daß nicht lange vorher, ehe die Christen ihr Land unterjocht, und sie zur Annahme des Christenthums gezwungen, oder sie getödtet hätten, die dann Getauf- ten große Herren in dem eignen Lande gewesen wären, und dort einen König und eine Königin gehabt hätten; bald nach ihrer Bekehrung aber sei ihr Land von den Saracenen überschwemmt, und sie genöthigt worden, dem Christenthum wieder zu entsagen, als dieses aber dem deutschen Kaiser, dem Könige von Polen, und an- dern christlichen Fürsten zu Ohren gekommen, seyen diese über sie hergefallen und hätten sie sämmtlich, groß und klein, genöthigt, ihr Land zu verlassen und sich nach Rom zum Pabst zu begeben, der es ihnen dann als Busse auferlegt habe, sieben Jahre in der Welt umherzuwandern, ohne in einem Bett zu schlafen, wo- gegen jeder Abt und Bischof gehalten seyn solle, ihnen 10 Livers tournois auszuzahlen, zu was Ende Seine

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Zitationshilfe: Das Heller-Blatt. Nr. 11. Breslau, 15. März 1834, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_heller11_1834/7>, abgerufen am 21.11.2024.