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Das Heller-Blatt. Nr. 15. Breslau, 12. April 1834.

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Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] und zwar unter unmittelbarer Leitung seiner talentvol-
len trefflichen Mutter. Jn seiner Jugend verrieth er
blos einiges Talent zum Landschaftszeichnen, sonst
ward der Genius, der in ihm schlief, nicht bemerkbar,
ja man bezweifelte sogar sein schnelles Fassungs=Ver-
mögen. Doch hatte der verstorbene Hugh Blair
Scharfsinn genug, die künftige Auszeichnung des
Knaben vorherzusagen, als der Schulmeister sich
über seinen Stumpfsinn beklagte. Nachdem Wal-
ter Scott seine klassischen Studien und die Univer-
sitäts=Jahre beendigt hatte, ward er 21 Jahr alt,
als Anwalt von den schottischen Gerichtshöfen auf-
genommen. Bald darauf ward er zum Sherif der
Grafschaft Selkirk, und 1806 zu einem der ersten Pro-
tokollführer in den Sitzungen der höchsten gerichtlichen
[Spaltenumbruch] Behörde von Schottland ernannt. Befreit von den
lästigen Arbeiten der Advokatur, beglückt durch den
Besitz zweier einträglichen Stellen und eines erheblichen
Vermögens, war Scort in den Stand gesetzt, nach Ge-
fallen den Musen zu huldigen. Das erste, was von
ihm gedruckt erschien, waren Uebersetzungen aus dem
Deutschen, und zwar zu einer Zeit, als die Erschei-
nung von Bürgers "Lenore" die Aufmerksamkeit der
britischen Lesewelt auf sich zog. Bald darauf übersetzte
er Göthes Götz von Berlichingen, und 1802 erschien
sein erstes größeres Originalwerk: "Die Minnesänger
an Schottlands Gestaden," einer prachtvollen Ausgabe.
Diese Sammlung von Poesien erregte sogleich allge-
meine Aufmerksamkeit, denn obwohl die Stücke, woraus
sie besteht, von ungleichem Werth sind, so war doch
[Ende Spaltensatz] [Abbildung]

Walter Scott.


[Beginn Spaltensatz] der hohe Aufschwung des Dichtergenius im ganzen
Werke unverkennbar. Sein nächstes Werk war: "Sir
Tristram," ein metrischer Roman aus dem 13ten
Jahrhundert ( 1804 ) . Seit jener Zeit stieg sein Ruf
und Ruhm von Jahr zu Jahr. Auf seinem an der
Twede liegenden alterthümlichen Schlosse lebte Sir
Walter Scott, umgeben von einer geliebten Gattin
und vier Kindern, in patriarchalischer Ruhe, sich immer
mehr und mehr den Musen weihend, und beschenkte
das lesende Publikum in reißender Schnelle mit seinen
[Spaltenumbruch] Romanen, die mit Begier, nicht blos in England,
sondern fast in allen Ländern und in allen Sprachen
gelesen wurden. Er war und reich und berühmt, aber
ein Unstern zog ihn am Abend seines Lebens in den
Bankerut großer Buchhändler, für die er gut gesagt
hatte, und als er starb, gehörte ihm sogar sein vielge-
liebter Landsitz, Abbotsford, nicht mehr. Nur durch
eine Sammlung in den Jnselreichen wurde es möglich,
dies theure Erbe den Seinen zu erhalten. Das Bild
zeigt uns die Gesichtszüge des berühmten Mannes.

[Ende Spaltensatz]

Expedition des Heller=Blattes zu Breslau, Ring Nr. 51.
( Heinrich Richter. )



Verantwortlicher Redacteur: Theodor Brand.



Steindruck von Wilhelm Steinmetz.     Buchdruck von Heinrich Richter.

Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] und zwar unter unmittelbarer Leitung seiner talentvol-
len trefflichen Mutter. Jn seiner Jugend verrieth er
blos einiges Talent zum Landschaftszeichnen, sonst
ward der Genius, der in ihm schlief, nicht bemerkbar,
ja man bezweifelte sogar sein schnelles Fassungs=Ver-
mögen. Doch hatte der verstorbene Hugh Blair
Scharfsinn genug, die künftige Auszeichnung des
Knaben vorherzusagen, als der Schulmeister sich
über seinen Stumpfsinn beklagte. Nachdem Wal-
ter Scott seine klassischen Studien und die Univer-
sitäts=Jahre beendigt hatte, ward er 21 Jahr alt,
als Anwalt von den schottischen Gerichtshöfen auf-
genommen. Bald darauf ward er zum Sherif der
Grafschaft Selkirk, und 1806 zu einem der ersten Pro-
tokollführer in den Sitzungen der höchsten gerichtlichen
[Spaltenumbruch] Behörde von Schottland ernannt. Befreit von den
lästigen Arbeiten der Advokatur, beglückt durch den
Besitz zweier einträglichen Stellen und eines erheblichen
Vermögens, war Scort in den Stand gesetzt, nach Ge-
fallen den Musen zu huldigen. Das erste, was von
ihm gedruckt erschien, waren Uebersetzungen aus dem
Deutschen, und zwar zu einer Zeit, als die Erschei-
nung von Bürgers „Lenore“ die Aufmerksamkeit der
britischen Lesewelt auf sich zog. Bald darauf übersetzte
er Göthes Götz von Berlichingen, und 1802 erschien
sein erstes größeres Originalwerk: „Die Minnesänger
an Schottlands Gestaden,“ einer prachtvollen Ausgabe.
Diese Sammlung von Poesien erregte sogleich allge-
meine Aufmerksamkeit, denn obwohl die Stücke, woraus
sie besteht, von ungleichem Werth sind, so war doch
[Ende Spaltensatz] [Abbildung]

Walter Scott.


[Beginn Spaltensatz] der hohe Aufschwung des Dichtergenius im ganzen
Werke unverkennbar. Sein nächstes Werk war: „Sir
Tristram,“ ein metrischer Roman aus dem 13ten
Jahrhundert ( 1804 ) . Seit jener Zeit stieg sein Ruf
und Ruhm von Jahr zu Jahr. Auf seinem an der
Twede liegenden alterthümlichen Schlosse lebte Sir
Walter Scott, umgeben von einer geliebten Gattin
und vier Kindern, in patriarchalischer Ruhe, sich immer
mehr und mehr den Musen weihend, und beschenkte
das lesende Publikum in reißender Schnelle mit seinen
[Spaltenumbruch] Romanen, die mit Begier, nicht blos in England,
sondern fast in allen Ländern und in allen Sprachen
gelesen wurden. Er war und reich und berühmt, aber
ein Unstern zog ihn am Abend seines Lebens in den
Bankerut großer Buchhändler, für die er gut gesagt
hatte, und als er starb, gehörte ihm sogar sein vielge-
liebter Landsitz, Abbotsford, nicht mehr. Nur durch
eine Sammlung in den Jnselreichen wurde es möglich,
dies theure Erbe den Seinen zu erhalten. Das Bild
zeigt uns die Gesichtszüge des berühmten Mannes.

[Ende Spaltensatz]

Expedition des Heller=Blattes zu Breslau, Ring Nr. 51.
( Heinrich Richter. )



Verantwortlicher Redacteur: Theodor Brand.



Steindruck von Wilhelm Steinmetz.     Buchdruck von Heinrich Richter.

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Zitationshilfe: Das Heller-Blatt. Nr. 15. Breslau, 12. April 1834, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_heller15_1834/8>, abgerufen am 24.11.2024.