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Das Heller-Blatt. Nr. 16. Breslau, 19. April 1834.

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Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] aufzuhalten oder auseinander zu zwängen. Oft ist der
Unglückliche jedoch nur dadurch zu retten, daß man ihm
mit einem Beile sogleich den Finger, die Hand oder den
Arm abhaut, der von der Walze ergriffen ist. Man
glaubt allgemein, daß die Gefahr geringer ist, wenn die
Maschine durch Ochsen getrieben wird, als wenn man
Maulthiere dazu braucht, indem diese durch das Geschrei
der Neger scheu werden und die Maschine nur desto
schneller herumtreiben, während die Ochsen von selbst
stehn bleiben. Jn neuern Zeiten hat man auch in den
Zuckermühlen die Wasserkraft zu ihrer Bewegung ange-
wandt, wie die Abbildung zeigt. Durch eine sehr ein-
fache Vorrichtung kann man auch bei dieser Art den
Gang der Maschine aufhalten, um vorfallende Unglücks-
fälle zu verringern.



Ueber die zweckmäßigste Art von
Backöfen
.

Die bisherige Art unsrer Backöfen gehört sicher
noch zu den unvollkommensten und unzweckmäßigsten,
weil sie:

a ) einen ungeheuern Aufwand an Brennmaterial er-
fordern,

b ) nur in einem bestimmten Zeitraum eine gewisse
Quantität Brod gebacken werden kann, und
man den Ofen dann entweder kalt stehen lassen
oder neu erheizen muß, was in beiden Fällen
eine Brennmaterialien=Verschwendung herbei-
führt.

Alle diese Nachtheile können nicht nur recht leicht
beseitigt, sondern sogar neue Vortheile dabei angewen-
det, und das Backen dem Bäcker erleichtert und wohl-
feiler gemacht werden, wenn die alten Oefen neuen wei-
chen würden, wozu wir alle verständigen Bäcker auf-
fordern.

Bekanntlich sind die bisherigen Backöfen eiförmige,
gedrückte Gewölbe, von Backsteinen erbaut, aus wel-
cher letztern Ursache sie auch von innen geheizt werden
müssen, und woraus denn auch alle oben angedeuteten
Nachtheile entstehen. Die Ursache aber, warum man
in solchen Backstein=Gewölben Brod bäckt, ist wohl.
die, daß in jedem andern frei stehenden Raume, wie
z. B. ein blecherner oder gußeiserner Ofen ist, der von
unten geheizt wird, das Brod unten verbrennen würde,
dagegen es oben nicht einmal ausgebacken wäre, woge-
gen die erheizten Backsteine und das gedrückte Gewölbe
dieses verhindern. Sollte denn aber nicht der Zweck
des Backstein=Gewölbes eben sowohl erreicht werden
können? Wir glauben allerdings, und zwar auf fol-
gende Weise:

Man denke sich einen Kasten von starkem Eisenblech,
ganz in der gewölbten, gedrückten Form eines Back-
ofens, nur länglich statt oval, und über diesem Kasten
[Spaltenumbruch] ein Gehäuse, ebenfalls von starkem, ungefähr 1 / 2 Linie
dickem Eisenblech, welches ringsum einen Zoll Spiel-
raum hat, der mit trockenem Flugsand ausgefüllt
wird. Unter diesem Kasten, der ganz horizontal ge-
stellt ist, befindet sich ein gewöhnlicher Feuer= mit
Aschenheerd, so eingerichtet, daß das Feuer den Ofen
auf allen Seiten umspielen kann, und durch mehrere
Abzugskanäle über dem Kasten, den Rauch hart zum
Kamine zieht, so daß ein guter Zug unterhalten würde.
Man denke sich ferner, jener längliche Kasten habe hin-
ten und vorn eine Oeffnung, beide mit doppelten Thü-
ren verschlossen, nämlich einer einfachen Ofenthür im
innern Raum und einer wohlschließenden Kapsel ( bei
den Bäckern Tippel genannt ) von außen, so daß keine
Hitze des Ofens daraus entweichen kann. Die eine die-
ser Thüren soll in dem Zimmer des Bäckers sich befin-
den, um das Brod einzuschließen, nnd die andere im
Hausplatze, um das fertige Brod herauszunehmen.
Endlich denke man sich aus dem Jnnern des Ofens und
durch das Gehäuse eine Röhre gehend, um die Ausdün-
stung des Brodtes abzuführen, - und unser neuer
Backofen ist fertig; nur müßte im Jnnern des Ofens
ein Thermometer angebracht werden, um die Tempera-
tur auf rechter und gleichmäßiger Höhe von 300° Fah-
renheit ( 119° Reaumur ) zu halten.

Dieser Ofen würde nun folgende Vortheile haben:

1 ) Könnte man darin das Brod eben so gut und mit
derselben, ja mit noch mehr Sicherheit backen, als
es auf Backsteinen geschieht, weil die Sandfüllung
diese ganz ersetzt und man in jeder Minute Herr
über das Feuer ist.

2 ) Könnte man ohne Unterbrechung Tag und Nacht
daraus Brod backen, woraus von selbst hervorgeht,
daß der Ofen nicht die Hälfte, nicht ein Drittel so
groß zu seyn braucht, wie ein gewöhnlicher.

3 ) Da das Feuer nicht inner=, sondern außerhalb
des Ofens ist, so kann man darin eben sowohl mit
Torf und Steinkohlen, als mit Holz feuern.

4 ) Da dieser Ofen sehr leicht zu heizen ist, so erfor-
dert er äußerst wenig Brennmaterial, man mag
nun Holz, Torf oder Steinkohlen nehmen, und
es wird dadurch das Brodbacken um so viel wohl-
feiler werden.

5 ) Endlich ist unstreitig dieser Ofen für den Bäcker
der allerbequemste; denn er kann von seinem Zim-
mer ( der Backstube ) aus das Brod einschließen,
nach demselben sehen u. s. w.

Wenn noch überdies der Feuerheerd im Vorplatze
angebracht und gegen das Zimmer zu gerichtet ist, so
kann er im Zimmer, statt der Wand, eine gußeiserne
Platte erhalten, und wenn noch ferner die Rauchab-
zugs=Kanäle durch das Zimmer aufwärts geführt wer-
den, so wird dasselbe ( die Backstube ) selbst im Winter
hinlänglich erwärmt, um den Gährungsprozeß des
Sauerteigs und des Brodteigs zu befördern.

[Ende Spaltensatz]

Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] aufzuhalten oder auseinander zu zwängen. Oft ist der
Unglückliche jedoch nur dadurch zu retten, daß man ihm
mit einem Beile sogleich den Finger, die Hand oder den
Arm abhaut, der von der Walze ergriffen ist. Man
glaubt allgemein, daß die Gefahr geringer ist, wenn die
Maschine durch Ochsen getrieben wird, als wenn man
Maulthiere dazu braucht, indem diese durch das Geschrei
der Neger scheu werden und die Maschine nur desto
schneller herumtreiben, während die Ochsen von selbst
stehn bleiben. Jn neuern Zeiten hat man auch in den
Zuckermühlen die Wasserkraft zu ihrer Bewegung ange-
wandt, wie die Abbildung zeigt. Durch eine sehr ein-
fache Vorrichtung kann man auch bei dieser Art den
Gang der Maschine aufhalten, um vorfallende Unglücks-
fälle zu verringern.



Ueber die zweckmäßigste Art von
Backöfen
.

Die bisherige Art unsrer Backöfen gehört sicher
noch zu den unvollkommensten und unzweckmäßigsten,
weil sie:

a ) einen ungeheuern Aufwand an Brennmaterial er-
fordern,

b ) nur in einem bestimmten Zeitraum eine gewisse
Quantität Brod gebacken werden kann, und
man den Ofen dann entweder kalt stehen lassen
oder neu erheizen muß, was in beiden Fällen
eine Brennmaterialien=Verschwendung herbei-
führt.

Alle diese Nachtheile können nicht nur recht leicht
beseitigt, sondern sogar neue Vortheile dabei angewen-
det, und das Backen dem Bäcker erleichtert und wohl-
feiler gemacht werden, wenn die alten Oefen neuen wei-
chen würden, wozu wir alle verständigen Bäcker auf-
fordern.

Bekanntlich sind die bisherigen Backöfen eiförmige,
gedrückte Gewölbe, von Backsteinen erbaut, aus wel-
cher letztern Ursache sie auch von innen geheizt werden
müssen, und woraus denn auch alle oben angedeuteten
Nachtheile entstehen. Die Ursache aber, warum man
in solchen Backstein=Gewölben Brod bäckt, ist wohl.
die, daß in jedem andern frei stehenden Raume, wie
z. B. ein blecherner oder gußeiserner Ofen ist, der von
unten geheizt wird, das Brod unten verbrennen würde,
dagegen es oben nicht einmal ausgebacken wäre, woge-
gen die erheizten Backsteine und das gedrückte Gewölbe
dieses verhindern. Sollte denn aber nicht der Zweck
des Backstein=Gewölbes eben sowohl erreicht werden
können? Wir glauben allerdings, und zwar auf fol-
gende Weise:

Man denke sich einen Kasten von starkem Eisenblech,
ganz in der gewölbten, gedrückten Form eines Back-
ofens, nur länglich statt oval, und über diesem Kasten
[Spaltenumbruch] ein Gehäuse, ebenfalls von starkem, ungefähr 1 / 2 Linie
dickem Eisenblech, welches ringsum einen Zoll Spiel-
raum hat, der mit trockenem Flugsand ausgefüllt
wird. Unter diesem Kasten, der ganz horizontal ge-
stellt ist, befindet sich ein gewöhnlicher Feuer= mit
Aschenheerd, so eingerichtet, daß das Feuer den Ofen
auf allen Seiten umspielen kann, und durch mehrere
Abzugskanäle über dem Kasten, den Rauch hart zum
Kamine zieht, so daß ein guter Zug unterhalten würde.
Man denke sich ferner, jener längliche Kasten habe hin-
ten und vorn eine Oeffnung, beide mit doppelten Thü-
ren verschlossen, nämlich einer einfachen Ofenthür im
innern Raum und einer wohlschließenden Kapsel ( bei
den Bäckern Tippel genannt ) von außen, so daß keine
Hitze des Ofens daraus entweichen kann. Die eine die-
ser Thüren soll in dem Zimmer des Bäckers sich befin-
den, um das Brod einzuschließen, nnd die andere im
Hausplatze, um das fertige Brod herauszunehmen.
Endlich denke man sich aus dem Jnnern des Ofens und
durch das Gehäuse eine Röhre gehend, um die Ausdün-
stung des Brodtes abzuführen, – und unser neuer
Backofen ist fertig; nur müßte im Jnnern des Ofens
ein Thermometer angebracht werden, um die Tempera-
tur auf rechter und gleichmäßiger Höhe von 300° Fah-
renheit ( 119° Reaumur ) zu halten.

Dieser Ofen würde nun folgende Vortheile haben:

1 ) Könnte man darin das Brod eben so gut und mit
derselben, ja mit noch mehr Sicherheit backen, als
es auf Backsteinen geschieht, weil die Sandfüllung
diese ganz ersetzt und man in jeder Minute Herr
über das Feuer ist.

2 ) Könnte man ohne Unterbrechung Tag und Nacht
daraus Brod backen, woraus von selbst hervorgeht,
daß der Ofen nicht die Hälfte, nicht ein Drittel so
groß zu seyn braucht, wie ein gewöhnlicher.

3 ) Da das Feuer nicht inner=, sondern außerhalb
des Ofens ist, so kann man darin eben sowohl mit
Torf und Steinkohlen, als mit Holz feuern.

4 ) Da dieser Ofen sehr leicht zu heizen ist, so erfor-
dert er äußerst wenig Brennmaterial, man mag
nun Holz, Torf oder Steinkohlen nehmen, und
es wird dadurch das Brodbacken um so viel wohl-
feiler werden.

5 ) Endlich ist unstreitig dieser Ofen für den Bäcker
der allerbequemste; denn er kann von seinem Zim-
mer ( der Backstube ) aus das Brod einschließen,
nach demselben sehen u. s. w.

Wenn noch überdies der Feuerheerd im Vorplatze
angebracht und gegen das Zimmer zu gerichtet ist, so
kann er im Zimmer, statt der Wand, eine gußeiserne
Platte erhalten, und wenn noch ferner die Rauchab-
zugs=Kanäle durch das Zimmer aufwärts geführt wer-
den, so wird dasselbe ( die Backstube ) selbst im Winter
hinlänglich erwärmt, um den Gährungsprozeß des
Sauerteigs und des Brodteigs zu befördern.

[Ende Spaltensatz]
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Wenn noch überdies der Feuerheerd im Vorplatze angebracht und gegen das Zimmer zu gerichtet ist, so kann er im Zimmer, statt der Wand, eine gußeiserne Platte erhalten, und wenn noch ferner die Rauchab- zugs=Kanäle durch das Zimmer aufwärts geführt wer- den, so wird dasselbe ( die Backstube ) selbst im Winter hinlänglich erwärmt, um den Gährungsprozeß des Sauerteigs und des Brodteigs zu befördern.

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Zitationshilfe: Das Heller-Blatt. Nr. 16. Breslau, 19. April 1834, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_heller16_1834/2>, abgerufen am 13.06.2024.