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Das Heller-Blatt. Nr. 34. Breslau, 23. August 1834.

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Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] Reihe Logen und noch eine Gallerie, der Himmel ist
sein Dach. Jm Sommer, wo in Rom kein Schauspiel
statt findet, werden in August's Mausoleum Stierge-
fechte gehalten und Jlluminationen veranstaltet. Vor
alten Zeiten umgab ein Lustwald dieses Mausoleum, in
dem Jedermann zu spazieren vergönnt war; jetzt ist
keine Spur mehr davon vorhanden.

Octavianus Augustus war der erste römische Kai-
ser. Er befleckte vor Befestigung seiner Herrschaft sei-
nen Ruhm durch Proscriptionen und Grausamkeiten,
aber er entsagte diesem allen, als seine Regierung be-
festigt war, wo er leutselig und ein wahrer Vater des
Volks wurde. Er herrschte 41 Jahre über Rom und
machte den Römern den Verlust ihrer Freiheit durch die
Sorgfalt, welche er auf ihre materielle Wohlfahrt rich-
tete, vergessen. Als er fühlte, daß sein Ende heran-
nahte, machte er sein Testament und übergab es den
Vestalischen Jungfrauen in Verwahrung. Hierauf
feierte er den Census, oder die Zahl des Volkes von
Rom, dessen Anzahl sich auf 4,137,000 belief, welches
zeigt, daß Rom die größten Städte der neuern Zeit
übertroffen hat.



Von den Bestandtheilen und der
Nahrung der Pflanzen
.

Alle Pflanzen bestehen aus festen und flüssigen
Theilen; die festen sind Häute, Röhren und Blasen;
die flüssigen aber der Saft und die Luft. Die Häute
bedecken die andern Theile der Pflanzen und sind mit
kleinen Oeffnungen versehen, welche statt der Schweiß-
löcher dienen, um den überflüssigen Feuchtigkeiten den
Ausgang zu verschaffen. Die Röhren sind von man-
nichfaltiger Gestalt und unterscheiden sich in Luft= und
Saftröhren. Die Haarröhrchen oder kleine Fasern der
Wurzeln der Pflanzen, sind gleichsam der Mund, wo-
durch die Pflanzen den Nahrungssaft an sich ziehen,
der sie ausdehnt, und ihren Wachsthum nach der Länge,
Breite und Dicke bewirkt. Die kleinen Bläschen aber,
womit alle Pflanzen unter den Häuten versehen sind,
dienen zur Absonderung des Nahrungssaftes, und zu
seiner Zubereitung auf verschiedene Art von der Luft
und Sonne.

Daß im Oel das Vermögen liegt, zur größten
Fruchtbarkeit mitzuwirken, beweist der Saamen der
Pflanzen; untersucht man ihn genau, so findet man,
daß er im Keimen die künftige Pflanze, in ihrer gan-
zen Grundlage, eingeschlossen enthält, und daß sowohl
der männliche als weibliche Saamen der Pflanzen ölich-
ter Natur, folglich dem jungen Keim zu seiner ersten
Nahrung eine ölichte Feuchtigkeit bestimmt ist.

Der Nutzen, bestimmt zu wissen, was der wahre
Stoff der Fruchtbarkeit sei, ist für die Landwirthschaft
von Wichtigkeit. Man wird sich zwar nicht irren,
wenn man die Fruchtbarkeit hauptsächlich im Oel sucht,
[Spaltenumbruch] und daher denjenigen Acker für den tragbarsten erklärt,
der entweder schon das meiste Oel enthält, oder wo es
in Menge hingebracht wird. Allein, so unbezweifelt
das Oel der Hauptstoff der Fruchtbarkeit ist, so ist es
doch, so lange es in dieser Gestalt bleibt, an sich nicht
fruchtbar, denn es kann nicht in die Gefäße der Pflan-
zen eintreten, sich darin bewegen, und zur Nahrung
verwendet werden; sobald es aber das Vermögen be-
kommt, sich mit dem Wasser zu vermischen, so wird es
im höchsten Grade fruchtbar. Und dieses bewirken die
Salze, vorzüglich die laugenhaften. Diese geben dem
Oele die Eigenschaft, sich mit dem Wasser auf das ge-
naueste zu vereinigen, es wird dadurch in unendlich
feine Theile verdünnt und in den Stand gesetzt, in die
feinsten Gefäße der Pflanzen einzudringen und daselbst
zur Nahrung verwendet zu werden.

Die eigentliche Nahrung der Pflanzen besteht also
in einem aufgelöster Seife ähnlichen Saft, der aus
Wasser, ölichten und salzigen Theilen besteht, wozu
noch sehr zarte Erdtheile, welche besonders das Regen-
wasser mit sich führt, kommen, und die mehr oder min-
der vollkommene, seifenartige Materie ist es, die von
den Haarröhrchen der Wurzeln der Pflanzen eingesogen,
sofort in diesen auf mannichfaltige Art vermischt, ge-
kocht und zubereitet, oder in den Nahrungssaft verwan-
delt wird.

Sehr viele Landleute glauben, die Erde ernähre
die Pflanzen; diese wäre aber viel zu ungeschickt, von
den Haarröhrchen eingesogen zu werden, und in die
übrigen Saftröhren zu dringen, sich aufzulösen, den
nährenden Theil in den Pflanzen abzulegen und den
übrigen auszudünsten. Die rohe Erde kann zum
Wachsthum der Pflanzen nichts weiter beitragen, als
daß sie denselben zum Standort dient, worinnen sich
ihre Wurzeln ausbreiten, um festzustehen, und wo der
Nahrungssaft für sie zubereitet wird.

Die unendliche Verschiedenheit der Pflanzen und
deren Früchte, da eine Spargelstange, ein Rettig, eine
Zwiebel, die mit einander ernährt und gewachsen,
gleichwohl in Gebrauch und Geschmack sehr weit von
einander entfernt sind, würde allerdings unbegreiflich
sein, wenn alle Haarröhrchen einerlei Gestalt hätten,
oder nichts als Röhren in den Pflanzen zu finden wä-
ren. Allein der Schöpfer hat den Röhren verschiedene
Gestalten gegeben, und die Pflanzen unter der Haut
mit kleinen Bläschen versehen, in denen, wie bereits
bemerkt worden ist, der Saft abgesondert, von Luft
und Sonne auf verschiedene Art zubereitet, und zu sei-
nem Endzwecke geschickt gemacht wird.

Erde, welche tief ausgegraben wird, erscheint todt,
weil die Sonne, die Luft und das Wasser die düngen-
den ölichten Bestandtheile in derseben noch nicht be-
fruchten konnten, und nur wenn dies geschehen, wird
sie tragbar.



[Ende Spaltensatz]

Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] Reihe Logen und noch eine Gallerie, der Himmel ist
sein Dach. Jm Sommer, wo in Rom kein Schauspiel
statt findet, werden in August's Mausoleum Stierge-
fechte gehalten und Jlluminationen veranstaltet. Vor
alten Zeiten umgab ein Lustwald dieses Mausoleum, in
dem Jedermann zu spazieren vergönnt war; jetzt ist
keine Spur mehr davon vorhanden.

Octavianus Augustus war der erste römische Kai-
ser. Er befleckte vor Befestigung seiner Herrschaft sei-
nen Ruhm durch Proscriptionen und Grausamkeiten,
aber er entsagte diesem allen, als seine Regierung be-
festigt war, wo er leutselig und ein wahrer Vater des
Volks wurde. Er herrschte 41 Jahre über Rom und
machte den Römern den Verlust ihrer Freiheit durch die
Sorgfalt, welche er auf ihre materielle Wohlfahrt rich-
tete, vergessen. Als er fühlte, daß sein Ende heran-
nahte, machte er sein Testament und übergab es den
Vestalischen Jungfrauen in Verwahrung. Hierauf
feierte er den Census, oder die Zahl des Volkes von
Rom, dessen Anzahl sich auf 4,137,000 belief, welches
zeigt, daß Rom die größten Städte der neuern Zeit
übertroffen hat.



Von den Bestandtheilen und der
Nahrung der Pflanzen
.

Alle Pflanzen bestehen aus festen und flüssigen
Theilen; die festen sind Häute, Röhren und Blasen;
die flüssigen aber der Saft und die Luft. Die Häute
bedecken die andern Theile der Pflanzen und sind mit
kleinen Oeffnungen versehen, welche statt der Schweiß-
löcher dienen, um den überflüssigen Feuchtigkeiten den
Ausgang zu verschaffen. Die Röhren sind von man-
nichfaltiger Gestalt und unterscheiden sich in Luft= und
Saftröhren. Die Haarröhrchen oder kleine Fasern der
Wurzeln der Pflanzen, sind gleichsam der Mund, wo-
durch die Pflanzen den Nahrungssaft an sich ziehen,
der sie ausdehnt, und ihren Wachsthum nach der Länge,
Breite und Dicke bewirkt. Die kleinen Bläschen aber,
womit alle Pflanzen unter den Häuten versehen sind,
dienen zur Absonderung des Nahrungssaftes, und zu
seiner Zubereitung auf verschiedene Art von der Luft
und Sonne.

Daß im Oel das Vermögen liegt, zur größten
Fruchtbarkeit mitzuwirken, beweist der Saamen der
Pflanzen; untersucht man ihn genau, so findet man,
daß er im Keimen die künftige Pflanze, in ihrer gan-
zen Grundlage, eingeschlossen enthält, und daß sowohl
der männliche als weibliche Saamen der Pflanzen ölich-
ter Natur, folglich dem jungen Keim zu seiner ersten
Nahrung eine ölichte Feuchtigkeit bestimmt ist.

Der Nutzen, bestimmt zu wissen, was der wahre
Stoff der Fruchtbarkeit sei, ist für die Landwirthschaft
von Wichtigkeit. Man wird sich zwar nicht irren,
wenn man die Fruchtbarkeit hauptsächlich im Oel sucht,
[Spaltenumbruch] und daher denjenigen Acker für den tragbarsten erklärt,
der entweder schon das meiste Oel enthält, oder wo es
in Menge hingebracht wird. Allein, so unbezweifelt
das Oel der Hauptstoff der Fruchtbarkeit ist, so ist es
doch, so lange es in dieser Gestalt bleibt, an sich nicht
fruchtbar, denn es kann nicht in die Gefäße der Pflan-
zen eintreten, sich darin bewegen, und zur Nahrung
verwendet werden; sobald es aber das Vermögen be-
kommt, sich mit dem Wasser zu vermischen, so wird es
im höchsten Grade fruchtbar. Und dieses bewirken die
Salze, vorzüglich die laugenhaften. Diese geben dem
Oele die Eigenschaft, sich mit dem Wasser auf das ge-
naueste zu vereinigen, es wird dadurch in unendlich
feine Theile verdünnt und in den Stand gesetzt, in die
feinsten Gefäße der Pflanzen einzudringen und daselbst
zur Nahrung verwendet zu werden.

Die eigentliche Nahrung der Pflanzen besteht also
in einem aufgelöster Seife ähnlichen Saft, der aus
Wasser, ölichten und salzigen Theilen besteht, wozu
noch sehr zarte Erdtheile, welche besonders das Regen-
wasser mit sich führt, kommen, und die mehr oder min-
der vollkommene, seifenartige Materie ist es, die von
den Haarröhrchen der Wurzeln der Pflanzen eingesogen,
sofort in diesen auf mannichfaltige Art vermischt, ge-
kocht und zubereitet, oder in den Nahrungssaft verwan-
delt wird.

Sehr viele Landleute glauben, die Erde ernähre
die Pflanzen; diese wäre aber viel zu ungeschickt, von
den Haarröhrchen eingesogen zu werden, und in die
übrigen Saftröhren zu dringen, sich aufzulösen, den
nährenden Theil in den Pflanzen abzulegen und den
übrigen auszudünsten. Die rohe Erde kann zum
Wachsthum der Pflanzen nichts weiter beitragen, als
daß sie denselben zum Standort dient, worinnen sich
ihre Wurzeln ausbreiten, um festzustehen, und wo der
Nahrungssaft für sie zubereitet wird.

Die unendliche Verschiedenheit der Pflanzen und
deren Früchte, da eine Spargelstange, ein Rettig, eine
Zwiebel, die mit einander ernährt und gewachsen,
gleichwohl in Gebrauch und Geschmack sehr weit von
einander entfernt sind, würde allerdings unbegreiflich
sein, wenn alle Haarröhrchen einerlei Gestalt hätten,
oder nichts als Röhren in den Pflanzen zu finden wä-
ren. Allein der Schöpfer hat den Röhren verschiedene
Gestalten gegeben, und die Pflanzen unter der Haut
mit kleinen Bläschen versehen, in denen, wie bereits
bemerkt worden ist, der Saft abgesondert, von Luft
und Sonne auf verschiedene Art zubereitet, und zu sei-
nem Endzwecke geschickt gemacht wird.

Erde, welche tief ausgegraben wird, erscheint todt,
weil die Sonne, die Luft und das Wasser die düngen-
den ölichten Bestandtheile in derseben noch nicht be-
fruchten konnten, und nur wenn dies geschehen, wird
sie tragbar.



[Ende Spaltensatz]
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Hierauf feierte er den Census, oder die Zahl des Volkes von Rom, dessen Anzahl sich auf 4,137,000 belief, welches zeigt, daß Rom die größten Städte der neuern Zeit übertroffen hat. Von den Bestandtheilen und der Nahrung der Pflanzen. Alle Pflanzen bestehen aus festen und flüssigen Theilen; die festen sind Häute, Röhren und Blasen; die flüssigen aber der Saft und die Luft. Die Häute bedecken die andern Theile der Pflanzen und sind mit kleinen Oeffnungen versehen, welche statt der Schweiß- löcher dienen, um den überflüssigen Feuchtigkeiten den Ausgang zu verschaffen. Die Röhren sind von man- nichfaltiger Gestalt und unterscheiden sich in Luft= und Saftröhren. Die Haarröhrchen oder kleine Fasern der Wurzeln der Pflanzen, sind gleichsam der Mund, wo- durch die Pflanzen den Nahrungssaft an sich ziehen, der sie ausdehnt, und ihren Wachsthum nach der Länge, Breite und Dicke bewirkt. Die kleinen Bläschen aber, womit alle Pflanzen unter den Häuten versehen sind, dienen zur Absonderung des Nahrungssaftes, und zu seiner Zubereitung auf verschiedene Art von der Luft und Sonne. Daß im Oel das Vermögen liegt, zur größten Fruchtbarkeit mitzuwirken, beweist der Saamen der Pflanzen; untersucht man ihn genau, so findet man, daß er im Keimen die künftige Pflanze, in ihrer gan- zen Grundlage, eingeschlossen enthält, und daß sowohl der männliche als weibliche Saamen der Pflanzen ölich- ter Natur, folglich dem jungen Keim zu seiner ersten Nahrung eine ölichte Feuchtigkeit bestimmt ist. Der Nutzen, bestimmt zu wissen, was der wahre Stoff der Fruchtbarkeit sei, ist für die Landwirthschaft von Wichtigkeit. Man wird sich zwar nicht irren, wenn man die Fruchtbarkeit hauptsächlich im Oel sucht, und daher denjenigen Acker für den tragbarsten erklärt, der entweder schon das meiste Oel enthält, oder wo es in Menge hingebracht wird. Allein, so unbezweifelt das Oel der Hauptstoff der Fruchtbarkeit ist, so ist es doch, so lange es in dieser Gestalt bleibt, an sich nicht fruchtbar, denn es kann nicht in die Gefäße der Pflan- zen eintreten, sich darin bewegen, und zur Nahrung verwendet werden; sobald es aber das Vermögen be- kommt, sich mit dem Wasser zu vermischen, so wird es im höchsten Grade fruchtbar. Und dieses bewirken die Salze, vorzüglich die laugenhaften. Diese geben dem Oele die Eigenschaft, sich mit dem Wasser auf das ge- naueste zu vereinigen, es wird dadurch in unendlich feine Theile verdünnt und in den Stand gesetzt, in die feinsten Gefäße der Pflanzen einzudringen und daselbst zur Nahrung verwendet zu werden. Die eigentliche Nahrung der Pflanzen besteht also in einem aufgelöster Seife ähnlichen Saft, der aus Wasser, ölichten und salzigen Theilen besteht, wozu noch sehr zarte Erdtheile, welche besonders das Regen- wasser mit sich führt, kommen, und die mehr oder min- der vollkommene, seifenartige Materie ist es, die von den Haarröhrchen der Wurzeln der Pflanzen eingesogen, sofort in diesen auf mannichfaltige Art vermischt, ge- kocht und zubereitet, oder in den Nahrungssaft verwan- delt wird. Sehr viele Landleute glauben, die Erde ernähre die Pflanzen; diese wäre aber viel zu ungeschickt, von den Haarröhrchen eingesogen zu werden, und in die übrigen Saftröhren zu dringen, sich aufzulösen, den nährenden Theil in den Pflanzen abzulegen und den übrigen auszudünsten. Die rohe Erde kann zum Wachsthum der Pflanzen nichts weiter beitragen, als daß sie denselben zum Standort dient, worinnen sich ihre Wurzeln ausbreiten, um festzustehen, und wo der Nahrungssaft für sie zubereitet wird. Die unendliche Verschiedenheit der Pflanzen und deren Früchte, da eine Spargelstange, ein Rettig, eine Zwiebel, die mit einander ernährt und gewachsen, gleichwohl in Gebrauch und Geschmack sehr weit von einander entfernt sind, würde allerdings unbegreiflich sein, wenn alle Haarröhrchen einerlei Gestalt hätten, oder nichts als Röhren in den Pflanzen zu finden wä- ren. Allein der Schöpfer hat den Röhren verschiedene Gestalten gegeben, und die Pflanzen unter der Haut mit kleinen Bläschen versehen, in denen, wie bereits bemerkt worden ist, der Saft abgesondert, von Luft und Sonne auf verschiedene Art zubereitet, und zu sei- nem Endzwecke geschickt gemacht wird. Erde, welche tief ausgegraben wird, erscheint todt, weil die Sonne, die Luft und das Wasser die düngen- den ölichten Bestandtheile in derseben noch nicht be- fruchten konnten, und nur wenn dies geschehen, wird sie tragbar.

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Zitationshilfe: Das Heller-Blatt. Nr. 34. Breslau, 23. August 1834, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_heller34_1834/2>, abgerufen am 01.06.2024.