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Das Heller-Blatt. Nr. 38. Breslau, 20. September 1834.

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Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] aber der erstere, spielt bei den Chinesen eine große
Rolle, und manches Sprichwort ist ihm zu Ehren aus-
geprägt worden, z. B. "Der Wein ist die beste Arz-
nei ", "Nichts verscheucht die Pein so gut als Wein
Der erste Erfinder des Dsieu lebte, wie die Geschichte
erzählt, 2000 Jahre vor Christo, unter Yü dem
[Spaltenumbruch] Großen.
Man sagt, daß dieser Monarch, als man
ihm das neuerfundene Getränk zu kosten gab, dasselbe
zwar vortrefflich fand, aber in Erwägung alles Jam-
mers, den dieses süße Gift über sein Reich bringen
könnte, den Erfinder auf Lebenszeit ins Exil schickte.



[Ende Spaltensatz] [Abbildung]

Das Haus der Jungfrau von Orleans.


[Beginn Spaltensatz]
Das Haus der Jungfrau von Orleans.

Unter vielen edlen wenn auch nicht Prachtgebäuden
zeichnet sich wohl das schlichte Haus zu Domremy,
im französischen Departement der Vogesen, durch die
Erinnerung an das heldenmüthige Mädchen, gewöhn-
lich die Jungfrau von Orleans genannt, aus, und der
Reisende wird gewiß nicht ohne Bewegung über die
Schwelle der Hütte treten, in welcher die Retterin
Frankreichs geboren wurde. Domremy ist übrigens ein
kleines Dorf an den Ufern der Maas, und hat außer
dem Häuschen der Jungfrau, das hier abgebildet wor-
den, nichts Bemerkenswerthes. Dasselbe ist noch wohl-
erhalten, und liegt in der Nähe der dem heiligen Remi-
gius geweihten Kirche des Dorfes, worin Johanna
getauft war und in welcher noch ein von zwei Engeln
[Spaltenumbruch] getragener und mit dem Wappen der Familie du Lys
( diesen Namen erhielt die Familie der Jungfrau ) ge-
zierter Taufstein zu sehen ist. Jn dem Hause befindet
sich eine alterthümliche Statue, die Jungfrau knieend,
mit dem Schilde in der Hand und in voller Rüstung,
darstellend. Dieselbe ist im Ganzen ziemlich gut gear-
beitet, aber unglücklicher Weise verstümmelt.

Die Existenz des Hauses der Jungfrau war in
Frankreich fast vergessen, als die Alliirten im Jahre
1814 in Frankreich einrückten. Hunderte von Deutschen
wallfahrteten nach Domremy, was der unsterbliche
Schiller in ihrer Phantasie geheiligt hatte, während
Voltaire das fromme Mädchen in den Augen der
Franzosen zur Metze herabgewürdigt. - Später kaufte
die französische Regierung das Häuschen an sich und
ließ es restauriren.

[Ende Spaltensatz]

Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] aber der erstere, spielt bei den Chinesen eine große
Rolle, und manches Sprichwort ist ihm zu Ehren aus-
geprägt worden, z. B. „Der Wein ist die beste Arz-
nei “, „Nichts verscheucht die Pein so gut als Wein
Der erste Erfinder des Dsieu lebte, wie die Geschichte
erzählt, 2000 Jahre vor Christo, unter Yü dem
[Spaltenumbruch] Großen.
Man sagt, daß dieser Monarch, als man
ihm das neuerfundene Getränk zu kosten gab, dasselbe
zwar vortrefflich fand, aber in Erwägung alles Jam-
mers, den dieses süße Gift über sein Reich bringen
könnte, den Erfinder auf Lebenszeit ins Exil schickte.



[Ende Spaltensatz] [Abbildung]

Das Haus der Jungfrau von Orleans.


[Beginn Spaltensatz]
Das Haus der Jungfrau von Orleans.

Unter vielen edlen wenn auch nicht Prachtgebäuden
zeichnet sich wohl das schlichte Haus zu Domremy,
im französischen Departement der Vogesen, durch die
Erinnerung an das heldenmüthige Mädchen, gewöhn-
lich die Jungfrau von Orleans genannt, aus, und der
Reisende wird gewiß nicht ohne Bewegung über die
Schwelle der Hütte treten, in welcher die Retterin
Frankreichs geboren wurde. Domremy ist übrigens ein
kleines Dorf an den Ufern der Maas, und hat außer
dem Häuschen der Jungfrau, das hier abgebildet wor-
den, nichts Bemerkenswerthes. Dasselbe ist noch wohl-
erhalten, und liegt in der Nähe der dem heiligen Remi-
gius geweihten Kirche des Dorfes, worin Johanna
getauft war und in welcher noch ein von zwei Engeln
[Spaltenumbruch] getragener und mit dem Wappen der Familie du Lys
( diesen Namen erhielt die Familie der Jungfrau ) ge-
zierter Taufstein zu sehen ist. Jn dem Hause befindet
sich eine alterthümliche Statue, die Jungfrau knieend,
mit dem Schilde in der Hand und in voller Rüstung,
darstellend. Dieselbe ist im Ganzen ziemlich gut gear-
beitet, aber unglücklicher Weise verstümmelt.

Die Existenz des Hauses der Jungfrau war in
Frankreich fast vergessen, als die Alliirten im Jahre
1814 in Frankreich einrückten. Hunderte von Deutschen
wallfahrteten nach Domremy, was der unsterbliche
Schiller in ihrer Phantasie geheiligt hatte, während
Voltaire das fromme Mädchen in den Augen der
Franzosen zur Metze herabgewürdigt. – Später kaufte
die französische Regierung das Häuschen an sich und
ließ es restauriren.

[Ende Spaltensatz]

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[304/0008] Das Heller=Blatt. aber der erstere, spielt bei den Chinesen eine große Rolle, und manches Sprichwort ist ihm zu Ehren aus- geprägt worden, z. B. „Der Wein ist die beste Arz- nei “, „Nichts verscheucht die Pein so gut als Wein Der erste Erfinder des Dsieu lebte, wie die Geschichte erzählt, 2000 Jahre vor Christo, unter Yü dem Großen. Man sagt, daß dieser Monarch, als man ihm das neuerfundene Getränk zu kosten gab, dasselbe zwar vortrefflich fand, aber in Erwägung alles Jam- mers, den dieses süße Gift über sein Reich bringen könnte, den Erfinder auf Lebenszeit ins Exil schickte. [Abbildung Das Haus der Jungfrau von Orleans. ] Das Haus der Jungfrau von Orleans. Unter vielen edlen wenn auch nicht Prachtgebäuden zeichnet sich wohl das schlichte Haus zu Domremy, im französischen Departement der Vogesen, durch die Erinnerung an das heldenmüthige Mädchen, gewöhn- lich die Jungfrau von Orleans genannt, aus, und der Reisende wird gewiß nicht ohne Bewegung über die Schwelle der Hütte treten, in welcher die Retterin Frankreichs geboren wurde. Domremy ist übrigens ein kleines Dorf an den Ufern der Maas, und hat außer dem Häuschen der Jungfrau, das hier abgebildet wor- den, nichts Bemerkenswerthes. Dasselbe ist noch wohl- erhalten, und liegt in der Nähe der dem heiligen Remi- gius geweihten Kirche des Dorfes, worin Johanna getauft war und in welcher noch ein von zwei Engeln getragener und mit dem Wappen der Familie du Lys ( diesen Namen erhielt die Familie der Jungfrau ) ge- zierter Taufstein zu sehen ist. Jn dem Hause befindet sich eine alterthümliche Statue, die Jungfrau knieend, mit dem Schilde in der Hand und in voller Rüstung, darstellend. Dieselbe ist im Ganzen ziemlich gut gear- beitet, aber unglücklicher Weise verstümmelt. Die Existenz des Hauses der Jungfrau war in Frankreich fast vergessen, als die Alliirten im Jahre 1814 in Frankreich einrückten. Hunderte von Deutschen wallfahrteten nach Domremy, was der unsterbliche Schiller in ihrer Phantasie geheiligt hatte, während Voltaire das fromme Mädchen in den Augen der Franzosen zur Metze herabgewürdigt. – Später kaufte die französische Regierung das Häuschen an sich und ließ es restauriren.

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Zitationshilfe: Das Heller-Blatt. Nr. 38. Breslau, 20. September 1834, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_heller38_1834/8>, abgerufen am 17.09.2024.