Das Heller-Blatt. Nr. 40. Breslau, 4. Oktober 1834.Das Heller=Blatt. [Beginn Spaltensatz]
die Hauptstadt der niedern Grafschaft Katzenellbogen.Sie hat eine katholische Kirche, 180 Häuser und 1300 Ein- wohner, auch ist das Kreis=Amt und ein Friedensgericht da. Die Lederfabrikation, die Baumwollenspinnerei, der Lachsfang und die Schifffahrt beschäftigen und er- nähren die Bewohner. Die Stadt hat ihren Na[m]en einem im Jahr 517 aus Aquitanien kommenden Prie- ster Namens Goar zu verdanken, der hier eine Kapelle errichtete, um die nach und nach die nach ihm benannte Stadt entstand. Jn uralter Zeit hieß die Umgegend Trichorium, später Trichen oder Trachau. Auf einem hohen Felsen über der Stadt liegt die im Jahre 1795 von den Franzosen zerstörte Festung Rheinfels, ihre Trümmer gewähren dem Reisenden einen malerischen Anblick. Oberhalb Goar hat der Rhein einen bekann- ten Wirbel, gefährlich für die Schifffahrt br[e]chen sich hier seine Wellen an verborgenen Klippen, welche den Namen St. Goa[r]bank führen. Das Bild gewährt eine Ansicht von St. Goar. Krustenthiere und Jnsekten. Jn Brasilien ißt man die Larve eines Holzbocks Ein Jnsekten=Erzeugniß, das ein Gegenstand der Woche. 8. Oktober 1789. Eroberung Belgrads von Laudon. 9. Oktober 1708. Die Russen unter Peter I. siegen 10. Oktober 1784. Die Polen unter Kosciusko wer- - Oktober 1806. Prinz Louis von Preußen fällt Naturhistorische Merkwürdigkeit. Bei St. Valery an der Somme, im französischen Die Früchte dieses Baumes, welche auf solche Das Heller=Blatt. [Beginn Spaltensatz]
die Hauptstadt der niedern Grafschaft Katzenellbogen.Sie hat eine katholische Kirche, 180 Häuser und 1300 Ein- wohner, auch ist das Kreis=Amt und ein Friedensgericht da. Die Lederfabrikation, die Baumwollenspinnerei, der Lachsfang und die Schifffahrt beschäftigen und er- nähren die Bewohner. Die Stadt hat ihren Na[m]en einem im Jahr 517 aus Aquitanien kommenden Prie- ster Namens Goar zu verdanken, der hier eine Kapelle errichtete, um die nach und nach die nach ihm benannte Stadt entstand. Jn uralter Zeit hieß die Umgegend Trichorium, später Trichen oder Trachau. Auf einem hohen Felsen über der Stadt liegt die im Jahre 1795 von den Franzosen zerstörte Festung Rheinfels, ihre Trümmer gewähren dem Reisenden einen malerischen Anblick. Oberhalb Goar hat der Rhein einen bekann- ten Wirbel, gefährlich für die Schifffahrt br[e]chen sich hier seine Wellen an verborgenen Klippen, welche den Namen St. Goa[r]bank führen. Das Bild gewährt eine Ansicht von St. Goar. Krustenthiere und Jnsekten. Jn Brasilien ißt man die Larve eines Holzbocks Ein Jnsekten=Erzeugniß, das ein Gegenstand der Woche. 8. Oktober 1789. Eroberung Belgrads von Laudon. 9. Oktober 1708. Die Russen unter Peter I. siegen 10. Oktober 1784. Die Polen unter Kosciusko wer- – Oktober 1806. Prinz Louis von Preußen fällt Naturhistorische Merkwürdigkeit. Bei St. Valery an der Somme, im französischen Die Früchte dieses Baumes, welche auf solche <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <p><pb facs="#f0002" n="314"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Das Heller=Blatt.</hi></fw><cb type="start"/> die Hauptstadt der niedern Grafschaft Katzenellbogen.<lb/> Sie hat eine katholische Kirche, 180 Häuser und 1300 Ein-<lb/> wohner, auch ist das Kreis=Amt und ein Friedensgericht<lb/> da. Die Lederfabrikation, die Baumwollenspinnerei,<lb/> der Lachsfang und die Schifffahrt beschäftigen und er-<lb/> nähren die Bewohner. Die Stadt hat ihren Na<supplied cert="high">m</supplied>en<lb/> einem im Jahr 517 aus Aquitanien kommenden Prie-<lb/> ster Namens Goar zu verdanken, der hier eine Kapelle<lb/> errichtete, um die nach und nach die nach ihm benannte<lb/> Stadt entstand. Jn uralter Zeit hieß die Umgegend<lb/> Trichorium, später Trichen oder Trachau. Auf einem<lb/> hohen Felsen über der Stadt liegt die im Jahre 1795<lb/> von den Franzosen zerstörte Festung Rheinfels, ihre<lb/> Trümmer gewähren dem Reisenden einen malerischen<lb/> Anblick. Oberhalb Goar hat der Rhein einen bekann-<lb/> ten Wirbel, gefährlich für die Schifffahrt br<supplied cert="high">e</supplied>chen sich<lb/> hier seine Wellen an verborgenen Klippen, welche den<lb/> Namen St. Goa<supplied cert="high">r</supplied>bank führen. 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La-<lb/> billardi <hi rendition="#aq">é</hi>re erzählt von den N<supplied cert="high">e</supplied>u=Kataloniern, daß sie<lb/> Zoll lange Spinnen auf und über dem Feuer rösten.<lb/> Fast aus allen Ländern Europas hat man Beispiele,<lb/> daß einzelne Personen Kreuzspinnen ohne Schaden v<supplied cert="high">e</supplied>r-<lb/> zehrten, so oft sie deren habhaft werden konnten. Kir-<lb/> by und Spenie erzählen davon viele Fälle, wovon ich<lb/> nur anführe, daß der berühmte Astronom Lalande, nach<lb/> Latreil's Erzählung, sehr versessen auf diese Leckerbissen<lb/> war, und daß unser Landsmann Rösel von einem Mann<lb/> in Nürnberg erzählt, welcher nicht nur einzelne Spin-<lb/> nen, sondern auch manchmal als Laxirmittel eine ganze<lb/> Handvoll Spinnen von allerlei Arten auf Brod gestri-<lb/> chen zu sich nimmt. –</p><lb/> <p>Ein Jnsekten=Erzeugniß, das ein Gegenstand der<lb/> medizinischen Polizei auch bei uns seyn sollte, ist der<lb/> Honig, dessen Genuß zuweilen schädliche Folgen hat. –<lb/> Kirby kannte ein Frauenzimmer, auf welches der Ho-<lb/> nig wie Gift wirkte, und er hörte von vielen Fällen, in<lb/> denen der Tod die Folge war. Wenn Bienen den Ho-<lb/> nig aus Giftpflanzen sogen, fand man solche Folgen<lb/> nicht blos auf Jndividuen von einer besondern Beschaf-<lb/><cb n="2"/> fenheit oder Körper=Anlage beschränkt. Eine merkwür-<lb/> dige Probe hiervon giebt Dr. Barton folgendermaßen:<lb/> „Jm Herbst und Winter des Jahres 1790 war eine<lb/> sehr ausgebreitete Sterblichkeit eingerissen unter denen,<lb/> welche von dem in der Nähe von Philadelphia gesam-<lb/> melten Honig genossen hatten. Die Aufmerksamkeit<lb/> der amerikanischen Regierung wurde durch das allge-<lb/> meine Uebel aufgeregt, eine genaue Untersuchung über<lb/> die Ursache der Sterblichkeit erfolgte; und man über-<lb/> zeugte sich, daß der Honig vorzüglich von den Blumen<lb/> der <hi rendition="#aq">calmia latiſolia</hi> ausgesogen worden war.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Woche</hi>.</hi> </head><lb/> <p>8. Oktober 1789. Eroberung Belgrads von Laudon.</p><lb/> <p>9. Oktober 1708. Die Russen unter Peter <hi rendition="#aq">I</hi>. siegen<lb/> über die Schweden unter Löwenhaupt bei Liesna.</p><lb/> <p>10. Oktober 1784. Die Polen unter Kosciusko wer-<lb/> den entscheidend von den Russen unter Fersen bei<lb/> Matschiewieze besiegt.</p><lb/> <p>– Oktober 1806. Prinz Louis von Preußen fällt<lb/> kämpfend bei Saalfeld.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Naturhistorische Merkwürdigkeit</hi>.</hi> </head><lb/> <p>Bei St. Valery an der Somme, im französischen<lb/> Depart<supplied cert="high">e</supplied>ment Somme, steht ein Baum, dessen Herstam-<lb/> mung unbekannt ist. Der Baum etwa vierzig Jahr alt,<lb/> gleicht dem Aeußern nach, in der Gestalt der Blätter<lb/> und der Stellung der Blüthen, völlig dem gemeinen<lb/> Apfelbaum; man vermißt in den Blüthen jedoch Blu-<lb/> menblätter und Staubfäden; sie haben vierzehn Pistille<lb/> und einen Kelch, der aus zehn unten zusammen gewach-<lb/> senen Blättchen besteht. Diese Organisation muß<lb/> nothwendig die Unfruchtbarkeit des Baumes bedingen.<lb/> Einst rieth jedoch ein Arzt, die Blüthen des unfrucht-<lb/> baren Baumes mittelst Blumenstaubes von andern Ae-<lb/> pfelblüthen künstlich zu befruchten; es entwickelten sich<lb/> in der That vollkommene Früchte, und seit der Zeit ist<lb/> diese Operation in jedem Frühjahr ein kleines Fest für<lb/> die Frauen und Mädchen von St. Valery. Sie kom-<lb/> men um die Wette, jede mit einer vollkommenen Apfel-<lb/> blüthe, mit Blumenblättern und Staubfäden, die bei<lb/> trockenem Wetter von einem Apfelbaum in der Nähe ge-<lb/> brochen ist; man bringt sie auf einen Blüthenbüschel<lb/> des unfruchtbaren Baumes und läßt sie darauf, bis sie<lb/> nach vollendeter Befruchtung selbst abfällt; dann befe-<lb/> festigt man ein farbiges Band an dem befruchteten<lb/> Strauß, damit im kommenden Herbst jede die Früchte<lb/> selbst herausfinden kann, die ihr freundlicher Dienst ge-<lb/> schaffen hat.</p><lb/> <p>Die Früchte dieses Baumes, welche auf solche<lb/> Weise gewonnen werden, sind hinsichtlich der Größe,<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [314/0002]
Das Heller=Blatt.
die Hauptstadt der niedern Grafschaft Katzenellbogen.
Sie hat eine katholische Kirche, 180 Häuser und 1300 Ein-
wohner, auch ist das Kreis=Amt und ein Friedensgericht
da. Die Lederfabrikation, die Baumwollenspinnerei,
der Lachsfang und die Schifffahrt beschäftigen und er-
nähren die Bewohner. Die Stadt hat ihren Namen
einem im Jahr 517 aus Aquitanien kommenden Prie-
ster Namens Goar zu verdanken, der hier eine Kapelle
errichtete, um die nach und nach die nach ihm benannte
Stadt entstand. Jn uralter Zeit hieß die Umgegend
Trichorium, später Trichen oder Trachau. Auf einem
hohen Felsen über der Stadt liegt die im Jahre 1795
von den Franzosen zerstörte Festung Rheinfels, ihre
Trümmer gewähren dem Reisenden einen malerischen
Anblick. Oberhalb Goar hat der Rhein einen bekann-
ten Wirbel, gefährlich für die Schifffahrt brechen sich
hier seine Wellen an verborgenen Klippen, welche den
Namen St. Goarbank führen. Das Bild gewährt
eine Ansicht von St. Goar.
Krustenthiere und Jnsekten.
Jn Brasilien ißt man die Larve eines Holzbocks
und überhaupt werden die Larven der größern Arten
der Holzbockfamilie in vielen Ländern für sehr delikat
gehalten; die Heuschrecken dienen öfters ganzen Völker-
schaften, z. B. den Arabern und Hottentotten während
eines Theils des Jahres zur ausschließlichen Nahrung;
Schmetterlingsraupen werden, nach Sparrmann, von
den Buschmännern, auch auf Neuholland und in China
gegessen; dasselbe gilt an vielen Orten von den Stermi-
ten=Weibchen. Daß mehrere Völker das Ungeziefer
ihres Leibes ohne Schaden genießen, ist bekannt. La-
billardi ére erzählt von den Neu=Kataloniern, daß sie
Zoll lange Spinnen auf und über dem Feuer rösten.
Fast aus allen Ländern Europas hat man Beispiele,
daß einzelne Personen Kreuzspinnen ohne Schaden ver-
zehrten, so oft sie deren habhaft werden konnten. Kir-
by und Spenie erzählen davon viele Fälle, wovon ich
nur anführe, daß der berühmte Astronom Lalande, nach
Latreil's Erzählung, sehr versessen auf diese Leckerbissen
war, und daß unser Landsmann Rösel von einem Mann
in Nürnberg erzählt, welcher nicht nur einzelne Spin-
nen, sondern auch manchmal als Laxirmittel eine ganze
Handvoll Spinnen von allerlei Arten auf Brod gestri-
chen zu sich nimmt. –
Ein Jnsekten=Erzeugniß, das ein Gegenstand der
medizinischen Polizei auch bei uns seyn sollte, ist der
Honig, dessen Genuß zuweilen schädliche Folgen hat. –
Kirby kannte ein Frauenzimmer, auf welches der Ho-
nig wie Gift wirkte, und er hörte von vielen Fällen, in
denen der Tod die Folge war. Wenn Bienen den Ho-
nig aus Giftpflanzen sogen, fand man solche Folgen
nicht blos auf Jndividuen von einer besondern Beschaf-
fenheit oder Körper=Anlage beschränkt. Eine merkwür-
dige Probe hiervon giebt Dr. Barton folgendermaßen:
„Jm Herbst und Winter des Jahres 1790 war eine
sehr ausgebreitete Sterblichkeit eingerissen unter denen,
welche von dem in der Nähe von Philadelphia gesam-
melten Honig genossen hatten. Die Aufmerksamkeit
der amerikanischen Regierung wurde durch das allge-
meine Uebel aufgeregt, eine genaue Untersuchung über
die Ursache der Sterblichkeit erfolgte; und man über-
zeugte sich, daß der Honig vorzüglich von den Blumen
der calmia latiſolia ausgesogen worden war.
Woche.
8. Oktober 1789. Eroberung Belgrads von Laudon.
9. Oktober 1708. Die Russen unter Peter I. siegen
über die Schweden unter Löwenhaupt bei Liesna.
10. Oktober 1784. Die Polen unter Kosciusko wer-
den entscheidend von den Russen unter Fersen bei
Matschiewieze besiegt.
– Oktober 1806. Prinz Louis von Preußen fällt
kämpfend bei Saalfeld.
Naturhistorische Merkwürdigkeit.
Bei St. Valery an der Somme, im französischen
Departement Somme, steht ein Baum, dessen Herstam-
mung unbekannt ist. Der Baum etwa vierzig Jahr alt,
gleicht dem Aeußern nach, in der Gestalt der Blätter
und der Stellung der Blüthen, völlig dem gemeinen
Apfelbaum; man vermißt in den Blüthen jedoch Blu-
menblätter und Staubfäden; sie haben vierzehn Pistille
und einen Kelch, der aus zehn unten zusammen gewach-
senen Blättchen besteht. Diese Organisation muß
nothwendig die Unfruchtbarkeit des Baumes bedingen.
Einst rieth jedoch ein Arzt, die Blüthen des unfrucht-
baren Baumes mittelst Blumenstaubes von andern Ae-
pfelblüthen künstlich zu befruchten; es entwickelten sich
in der That vollkommene Früchte, und seit der Zeit ist
diese Operation in jedem Frühjahr ein kleines Fest für
die Frauen und Mädchen von St. Valery. Sie kom-
men um die Wette, jede mit einer vollkommenen Apfel-
blüthe, mit Blumenblättern und Staubfäden, die bei
trockenem Wetter von einem Apfelbaum in der Nähe ge-
brochen ist; man bringt sie auf einen Blüthenbüschel
des unfruchtbaren Baumes und läßt sie darauf, bis sie
nach vollendeter Befruchtung selbst abfällt; dann befe-
festigt man ein farbiges Band an dem befruchteten
Strauß, damit im kommenden Herbst jede die Früchte
selbst herausfinden kann, die ihr freundlicher Dienst ge-
schaffen hat.
Die Früchte dieses Baumes, welche auf solche
Weise gewonnen werden, sind hinsichtlich der Größe,
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