[N. N.]: Kurtze Lebens- und Uebelthats-Beschreibung Dorotheen Louysen Höltznerin. [s. l.], 1739.Es ist aber das Urtheil von Jhro Königl. Majest. in Preussen aus Der grosse und barmhertzige GOtt, lasse das unschuldig vergoßne Es iſt aber das Urtheil von Jhro Koͤnigl. Majeſt. in Preuſſen aus Der groſſe und barmhertzige GOtt, laſſe das unſchuldig vergoßne <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0008"/> <p>Es iſt aber das Urtheil von Jhro Koͤnigl. Majeſt. in Preuſſen aus<lb/> hoͤchſt gerechten und weiſen Urſachen, ſonderlich in Betrachtung, daß<lb/> in wenig Jahren drey dergleichen Meuchel-Mordthaten an unſchuldi-<lb/> gen Kindern allhier begangen worden, wegen der Meuchel-Moͤrderin<lb/> dahin bekraͤfftiget und geſchaͤrffet worden, daß dieſe <hi rendition="#fr">Dorothea Loui-<lb/> ſa Hoͤltznerin</hi> andern zum Abſcheu, und ihr ſelber zur wohlverdienten<lb/> Straffe, von oben herab mit dem Rade zerſtoſſen, und alſo vom Leben<lb/> zum Tode gebracht, auch der Coͤrper hiernechſt aufs Rath geflochten<lb/> werden ſolle. Ueber welches Urthel die Meuchel-Moͤrderin bey deſſen<lb/> Eroͤffnung ſehr hefftig erſchrocken, und faſt ungeberdig ſich geſtellet,<lb/> endlich aber doch GOttes Gerechtigkeit und Barmhertzigkeit erkandt<lb/> hat, und ſich mit aller Gelaſſenheit und Geduld zum Tode bereiten laſ-<lb/> ſen, und ihr boͤſes Gemuͤth und Verderben ſo wohl eingeſehen, daß ſie<lb/> es vor eine beſondere Gnade GOttes geachtet, daß ſie der Obrigkeit bey<lb/> Zeiten in ihr Straf-Schwerdt gefallen, weil ſie ſonſt noch viele groſſe<lb/> Suͤnden und Ungluͤck in der Welt veruͤbet haben wuͤrde, wie ſie denn<lb/> auch ihren Tod geduldig, und unter hertzlicher Bereuung ihrer Suͤnde<lb/> Vormittags am 17. April 1739. nachdem vorher von E. Hoch E. <hi rendition="#aq">Magi-<lb/> strat</hi> das hochpeinliche Halsgerichte vor dem Rathhauſe uͤber ſie gehe-<lb/> get worden, auf den Alten-Marckt in der Stadt, Jnhalts des Urtheils,<lb/> erlitten, und der Coͤrper nachgehends vor das Thor neben dem Galgen<lb/> auf das Rad geflochten worden. Woher noch dieſer Umſtand wegen<lb/> ihres Seelen-Zuſtandes anzumercken, daß ſie zwar anfaͤnglich waͤhren-<lb/> der die <hi rendition="#aq">Acta</hi> zum Urtheil verſchicket worden, von den Evangeliſchen Pre-<lb/> diger hieſiges Orts ſich zum Tode vorbereiten laſſen, nach aber und kurtz<lb/> vor Eroͤfnung des Urthels, auf vermuthliches Zureden ihrer Mutter<lb/> ſich zur Roͤmiſch-Catholiſchen Religion bekandt, und daher zuletzt von<lb/> den Roͤmiſch-Catholiſchen Prediger <hi rendition="#fr">Muͤnchen,</hi> zum Tode bereitet<lb/> und gefuͤhret worden.</p><lb/> <p>Der groſſe und barmhertzige GOtt, laſſe das unſchuldig vergoßne<lb/> Blut durch dieſes nach ſeinen Befehl rechtmaͤßig vergoßne Blut gero-<lb/> chen und von Stadt und Lande vertilget ſeyn, und da die arme Suͤnde-<lb/> rin durch ihren Lebens-Wandel nicht viel erbauet, ſo laſſe er ihren Tod<lb/> noch zu vieler Erbauung und Abſcheu vor dergleichen unmenſchlichen<lb/> Mordthaten gereichen, daß ſolche von uns nicht ferner alhier erlebet<lb/> werden moͤgen: wir wollen inzwiſchen ſo wol GOttes Gerechtigkeit<lb/><hi rendition="#c">als Barmhertzigkeit preiſen, und ausruffen: <hi rendition="#fr">HErr, du biſt<lb/> gerecht, und deine Gerichte ſind wahrhaftig<lb/> und unerforſchlich.</hi></hi></p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [0008]
Es iſt aber das Urtheil von Jhro Koͤnigl. Majeſt. in Preuſſen aus
hoͤchſt gerechten und weiſen Urſachen, ſonderlich in Betrachtung, daß
in wenig Jahren drey dergleichen Meuchel-Mordthaten an unſchuldi-
gen Kindern allhier begangen worden, wegen der Meuchel-Moͤrderin
dahin bekraͤfftiget und geſchaͤrffet worden, daß dieſe Dorothea Loui-
ſa Hoͤltznerin andern zum Abſcheu, und ihr ſelber zur wohlverdienten
Straffe, von oben herab mit dem Rade zerſtoſſen, und alſo vom Leben
zum Tode gebracht, auch der Coͤrper hiernechſt aufs Rath geflochten
werden ſolle. Ueber welches Urthel die Meuchel-Moͤrderin bey deſſen
Eroͤffnung ſehr hefftig erſchrocken, und faſt ungeberdig ſich geſtellet,
endlich aber doch GOttes Gerechtigkeit und Barmhertzigkeit erkandt
hat, und ſich mit aller Gelaſſenheit und Geduld zum Tode bereiten laſ-
ſen, und ihr boͤſes Gemuͤth und Verderben ſo wohl eingeſehen, daß ſie
es vor eine beſondere Gnade GOttes geachtet, daß ſie der Obrigkeit bey
Zeiten in ihr Straf-Schwerdt gefallen, weil ſie ſonſt noch viele groſſe
Suͤnden und Ungluͤck in der Welt veruͤbet haben wuͤrde, wie ſie denn
auch ihren Tod geduldig, und unter hertzlicher Bereuung ihrer Suͤnde
Vormittags am 17. April 1739. nachdem vorher von E. Hoch E. Magi-
strat das hochpeinliche Halsgerichte vor dem Rathhauſe uͤber ſie gehe-
get worden, auf den Alten-Marckt in der Stadt, Jnhalts des Urtheils,
erlitten, und der Coͤrper nachgehends vor das Thor neben dem Galgen
auf das Rad geflochten worden. Woher noch dieſer Umſtand wegen
ihres Seelen-Zuſtandes anzumercken, daß ſie zwar anfaͤnglich waͤhren-
der die Acta zum Urtheil verſchicket worden, von den Evangeliſchen Pre-
diger hieſiges Orts ſich zum Tode vorbereiten laſſen, nach aber und kurtz
vor Eroͤfnung des Urthels, auf vermuthliches Zureden ihrer Mutter
ſich zur Roͤmiſch-Catholiſchen Religion bekandt, und daher zuletzt von
den Roͤmiſch-Catholiſchen Prediger Muͤnchen, zum Tode bereitet
und gefuͤhret worden.
Der groſſe und barmhertzige GOtt, laſſe das unſchuldig vergoßne
Blut durch dieſes nach ſeinen Befehl rechtmaͤßig vergoßne Blut gero-
chen und von Stadt und Lande vertilget ſeyn, und da die arme Suͤnde-
rin durch ihren Lebens-Wandel nicht viel erbauet, ſo laſſe er ihren Tod
noch zu vieler Erbauung und Abſcheu vor dergleichen unmenſchlichen
Mordthaten gereichen, daß ſolche von uns nicht ferner alhier erlebet
werden moͤgen: wir wollen inzwiſchen ſo wol GOttes Gerechtigkeit
als Barmhertzigkeit preiſen, und ausruffen: HErr, du biſt
gerecht, und deine Gerichte ſind wahrhaftig
und unerforſchlich.
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