[N. N.]: Ausführliche und sicherste Nachricht, des entsetzlichen Erdbebens/ der Stadt Lissabon. [s. l.], 1755.mehr als 2000. Menschen, die hier zusammen geflüchtet waren, haben im 24. Aus Sardinien hat man, daß die Haupt-Stadt Cagliari den 1. No- mehr als 2000. Menſchen, die hier zuſammen gefluͤchtet waren, haben im 24. Aus Sardinien hat man, daß die Haupt-Stadt Cagliari den 1. No- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0004"/> mehr als 2000. Menſchen, die hier zuſammen gefluͤchtet waren, haben im 24.<lb/> Stunden keinen Biſſen Brodt gehabt. Der Koͤnig von Spanien hat ſogleich,<lb/> da er von dieſem Ungluͤcke und dem Mangel die Nachricht erhalten, ſeinem Un-<lb/> terthanen befohlen, nach dem Orte, wo Liſſabon geſtanden, ohne Entgeld Le-<lb/> bens-Mittel zu ſenden. Durch den hefftigen Schrecken und den erlittenen<lb/> Hunger, fielen viele Menſchen in Ohnmacht. Da man die Wagen und<lb/> Fahrzeuge mit Lebens-Mitteln ankommen ſahe, fiel jedermann dieſelben mit<lb/> der groͤßten Hungers-Begierde an, und man hielt ſie fuͤr ein ſichtbares Ge-<lb/> ſchencke vom Himmel. Einige unerſchrockene Perſonen haben es gewagt, ſich<lb/> nach den Ruinen dieſer ungluͤcklichen Stadt zu begeben, allwo ſie noch das<lb/> Winſeln von Maͤnnern, Frauen und Kindern, die halb erſtickt geweſen, hoͤ-<lb/> ren muͤſſen. Jn einer Zeit von 10. Stunden, hat man das Erdbeben zu ver-<lb/> ſchiedenenmahlen noch gefuͤhlet. Die ſtaͤrckſten Erſchuͤtterungen aber ſind in<lb/> den 10. erſten Minuten geweſen. Jn den Haͤuſern die noch ſtehen geblieben,<lb/> iſt ein Brand entſtanden, dem man mit Loͤſchen nicht hat zu Huͤlffe kommen<lb/> koͤnnen.</p><lb/> <p>Aus Sardinien hat man, daß die Haupt-Stadt Cagliari den 1. No-<lb/> vember, nebſt den umliegenden Laͤndern, auf 7. Jtalieniſche Meilen weit, durch<lb/> eine hefftige Aufwallung des Waſſers, in einer Zeit von 6. Minuten, uͤberſtroͤ-<lb/> met, und daß dadurch ein groſſer Schade verurſacht worden. Alle Corallen-<lb/> Fiſcher an den Kuͤſten ſind mit ihren Weibern und Kindern umgekommen.<lb/> Der Graf de Bachi d’Aubigne, Geſandter des Koͤnigs zu Liſſabon, berichtet,<lb/> daß er mit der groͤßten Lebens-Gefahr mit ſeiner Gemahlin dem nahen Tode<lb/> entronnen waͤre; daß 3. von ſeinen Bedienten das Leben eingebuͤſſet, da ſie den<lb/> Sohn des ungluͤcklichen Grafen von Perelada, des Spaniſchen Geſandtem, ge-<lb/> rettet; daß er alle ſeine Meublen, den groͤßten Theil ſeiner Eqvipage, und unter<lb/> andern 3. von ſeinen Einzugs-Karoſſen, welche ihm 300000. Livres gekoſtet,<lb/> verlohren haͤtte, und daß man ihm nichts, als ſein Silber-Service und 23.<lb/><hi rendition="#c">Pferde, von 50. ſo er in ſeinem Stalle gehabt, in Sicherheit<lb/> bringen koͤnnen.</hi></p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [0004]
mehr als 2000. Menſchen, die hier zuſammen gefluͤchtet waren, haben im 24.
Stunden keinen Biſſen Brodt gehabt. Der Koͤnig von Spanien hat ſogleich,
da er von dieſem Ungluͤcke und dem Mangel die Nachricht erhalten, ſeinem Un-
terthanen befohlen, nach dem Orte, wo Liſſabon geſtanden, ohne Entgeld Le-
bens-Mittel zu ſenden. Durch den hefftigen Schrecken und den erlittenen
Hunger, fielen viele Menſchen in Ohnmacht. Da man die Wagen und
Fahrzeuge mit Lebens-Mitteln ankommen ſahe, fiel jedermann dieſelben mit
der groͤßten Hungers-Begierde an, und man hielt ſie fuͤr ein ſichtbares Ge-
ſchencke vom Himmel. Einige unerſchrockene Perſonen haben es gewagt, ſich
nach den Ruinen dieſer ungluͤcklichen Stadt zu begeben, allwo ſie noch das
Winſeln von Maͤnnern, Frauen und Kindern, die halb erſtickt geweſen, hoͤ-
ren muͤſſen. Jn einer Zeit von 10. Stunden, hat man das Erdbeben zu ver-
ſchiedenenmahlen noch gefuͤhlet. Die ſtaͤrckſten Erſchuͤtterungen aber ſind in
den 10. erſten Minuten geweſen. Jn den Haͤuſern die noch ſtehen geblieben,
iſt ein Brand entſtanden, dem man mit Loͤſchen nicht hat zu Huͤlffe kommen
koͤnnen.
Aus Sardinien hat man, daß die Haupt-Stadt Cagliari den 1. No-
vember, nebſt den umliegenden Laͤndern, auf 7. Jtalieniſche Meilen weit, durch
eine hefftige Aufwallung des Waſſers, in einer Zeit von 6. Minuten, uͤberſtroͤ-
met, und daß dadurch ein groſſer Schade verurſacht worden. Alle Corallen-
Fiſcher an den Kuͤſten ſind mit ihren Weibern und Kindern umgekommen.
Der Graf de Bachi d’Aubigne, Geſandter des Koͤnigs zu Liſſabon, berichtet,
daß er mit der groͤßten Lebens-Gefahr mit ſeiner Gemahlin dem nahen Tode
entronnen waͤre; daß 3. von ſeinen Bedienten das Leben eingebuͤſſet, da ſie den
Sohn des ungluͤcklichen Grafen von Perelada, des Spaniſchen Geſandtem, ge-
rettet; daß er alle ſeine Meublen, den groͤßten Theil ſeiner Eqvipage, und unter
andern 3. von ſeinen Einzugs-Karoſſen, welche ihm 300000. Livres gekoſtet,
verlohren haͤtte, und daß man ihm nichts, als ſein Silber-Service und 23.
Pferde, von 50. ſo er in ſeinem Stalle gehabt, in Sicherheit
bringen koͤnnen.
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