Mährisches Tagblatt. Nr. 100, Olmütz, 02.05.1892.[Spaltenumbruch]
Vom Tage. (Berline Gabillon +.) Die k. k. Hofschau- (Verurtheilung eines Revolver-Jour- nalisien.) Der Wiener Revolver-Journalist Adolf Nachtrag. FML. Ludwig Sembratowicz. &20202; Olmütz, 2. Mai. Nach hier eingelangten Privatnachrichten ist Sprechsaal. Danksagung. Die Gefertigten sehen sich verpflichtet dem Nebotein am 1. Mai. Telegramme des "Mährischen Tagblattes." Anarchistisches aus Frankreich. Paris, 1. Mai (Priv.-Tel. d. "M. T.") In Saint-Ouen fand man gestern zwei Dyna- Paris, 2. Mai. (Priv.-T. des "M. T.") Bei der Maifeier ergab sich kein Zwischenfall Explosion in einer Kirche. Lüttich, 2. Mai (Priv.-Tel. d. "M. T.") Heute Nachts 10 Uhr erfolgte in der Kirche Brüssel, 1. Mai. (Privattelegr. d. "Mähr. Tagbl.") Die Maitresse des durchgegangenen Wien, 2. Mai. (Priv-Tel. d. "M. T.") Die Maifeier wurde durch keinen Zwischen- Wien, 2. Mai. (Priv.Tel. des "M. T.") Hier verlautet, daß Graf Ferdinand Kinsky, (Vom Correspondenz-Burean.) Potsdam, 1. Mai. Der Kaiser ist gestern Petersburg, 1. Mai. Das Befinden des Sophia, 1. Mai. Die bulgarische Regie- Budapest, 1. Mai. Die Maschinenfabrik Der 1. Mai. Der 1. Mai in Frankreich. Paris, 1. Mai. Um 6 Morgens bietet Paris, 1. Mai. (3 Uhr Nachmittags.) Paris, 1. Mai. Die Stadt bietet das ge- Der 1. Mai in Italien. Rom, 1. Mai. Die Behörde verbot die Rom, 1. Mai. Gestern Abend platzte in Der 1. Mai in Deutschland. Berlin, 1. Mai. (Mittags.) Die sociali- Der 1. Mai in Spanien. Madrid, 1. Mai. Die Stadt bietet den Der 1. Mai in Oesterreich-Ungarn. Budapest, 1. Mai. Aus verschiedenen Agram, 1. Mai. Die hiesige Arbeiterschaft Budapest, 1. Mai. 10 Uhr Vorm. In Budapest, 1. Mai. Die für heute von den [Spaltenumbruch]
Vom Tage. (Berline Gabillon †.) Die k. k. Hofſchau- (Verurtheilung eines Revolver-Jour- naliſien.) Der Wiener Revolver-Journaliſt Adolf Nachtrag. FML. Ludwig Sembratowicz. &20202; Olmütz, 2. Mai. Nach hier eingelangten Privatnachrichten iſt Sprechſaal. Dankſagung. Die Gefertigten ſehen ſich verpflichtet dem Nebotein am 1. Mai. Telegramme des „Mähriſchen Tagblattes.“ Anarchiſtiſches aus Frankreich. Paris, 1. Mai (Priv.-Tel. d. „M. T.“) In Saint-Ouen fand man geſtern zwei Dyna- Paris, 2. Mai. (Priv.-T. des „M. T.“) Bei der Maifeier ergab ſich kein Zwiſchenfall Exploſion in einer Kirche. Lüttich, 2. Mai (Priv.-Tel. d. „M. T.“) Heute Nachts 10 Uhr erfolgte in der Kirche Brüſſel, 1. Mai. (Privattelegr. d. „Mähr. Tagbl.“) Die Maitreſſe des durchgegangenen Wien, 2. Mai. (Priv-Tel. d. „M. T.“) Die Maifeier wurde durch keinen Zwiſchen- Wien, 2. Mai. (Priv.Tel. des „M. T.“) Hier verlautet, daß Graf Ferdinand Kinsky, (Vom Correſpondenz-Burean.) Potsdam, 1. Mai. Der Kaiſer iſt geſtern Petersburg, 1. Mai. Das Befinden des Sophia, 1. Mai. Die bulgariſche Regie- Budapeſt, 1. Mai. Die Maſchinenfabrik Der 1. Mai. Der 1. Mai in Frankreich. Paris, 1. Mai. Um 6 Morgens bietet Paris, 1. Mai. (3 Uhr Nachmittags.) Paris, 1. Mai. Die Stadt bietet das ge- Der 1. Mai in Italien. Rom, 1. Mai. Die Behörde verbot die Rom, 1. Mai. Geſtern Abend platzte in Der 1. Mai in Deutſchland. Berlin, 1. Mai. (Mittags.) Die ſociali- Der 1. Mai in Spanien. Madrid, 1. Mai. Die Stadt bietet den Der 1. Mai in Oeſterreich-Ungarn. Budapeſt, 1. Mai. Aus verſchiedenen Agram, 1. Mai. Die hieſige Arbeiterſchaft Budapeſt, 1. Mai. 10 Uhr Vorm. In Budapeſt, 1. Mai. Die für heute von den <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0006" n="[6]"/> <cb/> </div> </div> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Vom Tage.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Berline Gabillon †.)</hi> </head> <p>Die k. k. Hofſchau-<lb/> ſpielerin Frau Zerline Gabillon iſt Samſtag in<lb/> Meran geſtorben, wo die Leidende ſich ſeit einiger<lb/> Zeit befunden hatte. Sie wurde am 18. Auguſt<lb/> 1835 zu Güſtrow in Mecklenburg-Schwerin ge-<lb/> boren. Fünfzehn Jahre alt, betrat Zerline Würz-<lb/> burg in Hamburg als Parthenia im „Sohn der<lb/> Wildniß“ die Bühne und wurde ſofort engagirt.<lb/> Nach Ablauf ihres Hamburger Contractes gaſtirte<lb/> Zerline Würzburg an dem Dresdner Hoftheater.<lb/> Anfangs November d. J. ſpielte ſie in Wien im<lb/> Burgtheater als Gaſt die Parthenia, die Jung-<lb/> frau von Orleans und Donna Diana und er-<lb/> zielte Erfolg. Die Folge des Gaſtſpieles war ein<lb/> Engagement an der Wierer Hofbühne, der ſie<lb/> von da ab bis zum Tode angehörte. Drei Jahre<lb/> nach ihrem Engagement am Burgtheater heiratete<lb/> ſie Herrn Ludwig Gabillon. Allmälig ging die<lb/> Schauſpielerin vom Fache der Liebhaberinnen<lb/> und Heroinen in das Characterfach über. Ihre<lb/> Begabung verwies ſie namentlich auf die ränke-<lb/> vollen Frauen und Salondamen der neueren<lb/> franzöſiſchen Bühnendichtung: die Herzogin von<lb/> Marlborough in „Ein Glas Waſſer“, die Vir-<lb/> ginia in „Lady Tartuffe“, die Loiſe in „Die<lb/> Feſſeln“, die Camille in „Flatterſucht“, die<lb/> Herzogin in „Die Welt“ in der man ſich lang-<lb/> weilt“. Frau Gabillon war Meiſterin ſcharf<lb/> pointirter Rede, feinkomiſcher Characteriſtik. Außer<lb/> ihrem Gatten hinterläßt ſie zwei Töchter, von<lb/> denen die ältere mit dem Schrifſteller Dr. Anton<lb/> Bettelheim, die jüngere mit dem Profeſſor Dr.<lb/> Fonrnier verheiratet iſt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Verurtheilung eines Revolver-Jour-<lb/> naliſien.)</hi> </head> <p>Der Wiener Revolver-Journaliſt Adolf<lb/><hi rendition="#g">Deymel,</hi> welcher den <hi rendition="#g">„Oeſterreichiſchen<lb/> Phönix“</hi> in einer Brochure und in mebreren<lb/> Artikeln der „Fabrikanten-Zeitung“ auf das Hef-<lb/> tigſte angegriffen hatte, wurde deshalb <hi rendition="#g">am</hi> 30.<lb/> April l. J. vom Schwurgerichte in Wien ein-<lb/> ſtimmig ſchuldig erkannt und zu 6 Monaten<lb/> ſchweren Kerkers verurtheilt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="1"> <head><hi rendition="#b">Nachtrag.</hi><lb/> FML. Ludwig Sembratowicz. &20202;</head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Olmütz,</hi> 2. Mai.</dateline><lb/> <p>Nach hier eingelangten Privatnachrichten iſt<lb/> der Commandant der 12. Infanterie-Truppen-<lb/> Diviſion F. M. Lt. <hi rendition="#g">Ludwig Sembrato-<lb/> wicz heute Nachts</hi> in Krakau an einer<lb/><hi rendition="#g">Lungen-Entzündung verſtorben.</hi> Nä-<lb/> here Nachrichten fehlen noch.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Sprechſaal.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Dankſagung.</hi> </head><lb/> <p>Die Gefertigten ſehen ſich verpflichtet dem<lb/> löblichen deutſchen Vorſchußvereine in Nebotein<lb/> für die namhafte Spende von 100 fl. 50 kr. ö. W.,<lb/> welche derſelbe der hieſigen deutſchen Volksſchule<lb/> zur Anſchaffung von Lehrmitteln und zur Bei-<lb/> ſtellung von Schulrequiſiten für arme Schüler<lb/> widmete, den verbindlichſten Dank auszuſprechen.</p><lb/> <p>Nebotein am 1. Mai.</p><lb/> <byline><hi rendition="#g">Iſidor Krček, Andreas Kreuzer,</hi><lb/> Oberlehrer. Obmann des Ortsſchulrathes.</byline> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Telegramme<lb/> des „Mähriſchen Tagblattes.“</hi> </head><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Anarchiſtiſches aus Frankreich.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 1. Mai</dateline> </div> </div> </div><lb/> <div n="1"> <bibl>(Priv.-Tel. d. „M. T.“)</bibl><lb/> <p>In Saint-Ouen fand man geſtern zwei Dyna-<lb/> mit-Patronen im Sitzungsſaale des Gemeinde-<lb/> rathes. — In Raincy, nächſt Paris wurde ge-<lb/> ſtern ein Anarchiſt verhaftet, der einen <hi rendition="#g">Poli-<lb/> ziſten</hi> mit dem Rufe: <hi rendition="#g">„Es lebe die Anar-<lb/> chie!“</hi> niedergeſtochen hatte. — In den Provin-<lb/> zen dauern die Anarchiſten-Verhaftungen fort.<lb/> — Auf den Gruben von Montrambert bei<lb/> St. Etienne drohten die Arbeiter die<lb/> Grube zu ſprengen, wenn fünf deutſche Ar-<lb/> beiter nicht entlaſſen werden. — Bei der<lb/><cb/> Polizei ſind <hi rendition="#g">fünfhundert Drohbriefe</hi><lb/> eingelaufen. Auch Präſident <hi rendition="#g">Carnot</hi> erhielt<lb/> Drohbriefe. Die Zugänge zum Elyſée ſind ſtark<lb/> bewacht. Die Familie des deutſchen Grafen<lb/> Keßler empfing einen Brief, worin es heißt:<lb/> „Wir lieben aus Gründen keine Spione.<lb/> In kurzer Friſt werden Sie und Ihr Haus<lb/> in die Luft fliegen.“ — Der Maire von<lb/><hi rendition="#g">Argenteuil</hi> erhielt vor einigen Tagen einen<lb/> Drohbrief, daß die Mairie in die Luft geſprengt<lb/> werden wird. Geſtern warf ein Paſſant, der bis<lb/> jetzt unentdeckt geblieben iſt, in den Saal der<lb/> Mairie eine große <hi rendition="#g">Bombe.</hi> Die in dem Saale<lb/> befindlichen Kanzleidiener ſtürzten ſich ſofort auf<lb/> die Höllenmaſchine und löſchten noch rechtzeitig<lb/> die brennende Lunte ehe die Bombe explodirte.</p><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 2. Mai.</dateline> </div> </div><lb/> <div n="1"> <bibl>(Priv.-T. des „M. T.“)</bibl><lb/> <p>Bei der Maifeier ergab ſich kein Zwiſchenfall<lb/> und wurde die Ruhe nirgends geſtört Um 9 Uhr<lb/> Abends rückte das Militär in die Kaſernen ab.</p><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Exploſion in einer Kirche.</hi> </head> <dateline><hi rendition="#b">Lüttich,</hi> 2. Mai</dateline> </div> </div><lb/> <div n="1"> <bibl>(Priv.-Tel. d. „M. T.“)</bibl><lb/> <p>Heute Nachts 10 Uhr erfolgte in der Kirche<lb/> St. Martin eine <hi rendition="#g">furchtbare Exploſion.<lb/> Glasmalereien</hi> im Werthe von 100.000<lb/> Frc. wurden <hi rendition="#g">vernichtet.</hi> In der Umgebung<lb/> der Kirche wurden in den Häuſern Hunderte von<lb/> Fenſterſcheiben zertrümmert. Man befürchtet neue<lb/> Exploſionen. Die <hi rendition="#g">Panik,</hi> welche dieſes Attentat<lb/><hi rendition="#g">hervorrief, iſt unbeſchreiblich.</hi> </p><lb/> <div n="2"> <head/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Brüſſel,</hi> 1. Mai.</dateline> </div> </div> </div><lb/> <div n="1"> <bibl>(Privattelegr. d. „Mähr.<lb/> Tagbl.“)</bibl> <p>Die Maitreſſe des durchgegangenen<lb/> Rothſchildſchen Caſſiers Jäger wurde hier ver-<lb/> haftet.</p><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 2. Mai.</dateline> </div> </div><lb/> <div n="1"> <bibl>(Priv-Tel. d. „M. T.“)</bibl><lb/> <p>Die Maifeier wurde durch <hi rendition="#g">keinen Zwiſchen-<lb/> fall geſtört. Auch die Nacht iſt ruhig<lb/> verlaufen.</hi> Die Arbeiter begaben ſich ruhig<lb/> nach Hauſe.</p><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 2. Mai.</dateline> </div> </div><lb/> <div n="1"> <bibl>(Priv.Tel. des „M. T.“)</bibl><lb/> <p>Hier verlautet, daß Graf Ferdinand <hi rendition="#g">Kinsky,</hi><lb/> der jüngſte Sohn des Fürſten Ferd. Kinsky ſich<lb/> geſtern mit der Jugendgeſpielin der Frau Erz-<lb/> herzogin Marie Valerie, der Prinzeſſin <hi rendition="#g">Aglaja<lb/> Auersperg</hi> verlobt habe.</p><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Vom Correſpondenz-Burean.)</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Potsdam,</hi> 1. Mai.</dateline> <p>Der Kaiſer iſt geſtern<lb/> Abends um 10 Uhr hier eingetroffen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Petersburg,</hi> 1. Mai.</dateline> <p>Das Befinden des<lb/> Großfürſten Georg Alexandrowitſch hatte ſich<lb/> durch das Eintreten eines ſtarken Bluthuſtens<lb/> derart verſchlimmert, daß die Reiſe des Kaiſers<lb/> nach Kopenhagen fraglich erſchien. In den letzten<lb/> Tagen iſt indeſſen eine berechtigte Ausſicht zur<lb/> Beſſerung eingetreten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Sophia,</hi> 1. Mai.</dateline> <p>Die bulgariſche Regie-<lb/> rung hat bisher von der Pforte keinerlei Ant-<lb/> wort bezüglich der von Rußland verlangten Aus-<lb/> lieferung der der Theilnahme an der Ermordung<lb/> des bulgariſchen Agenten Vulkovitſch verdächtigen<lb/> Brüder Tufektſchieff erhalten. — Die Unter-<lb/> ſuchung in der Ruſtſchuker Dynamitangelegenheit<lb/> hat ergeben, daß 36 Bomben von dort nach<lb/> Conſtantinopel geſchickt wurden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Budapeſt,</hi> 1. Mai.</dateline> <p>Die Maſchinenfabrik<lb/> Nicholſon iſt heute Nachmittag gänzlich abge-<lb/> brannt.</p> </div> </div> </div><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Der 1. Mai.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der 1. Mai in Frankreich.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 1. Mai.</dateline> <p>Um 6 Morgens bietet<lb/> Paris den gewöhnlichen Anblick. Die Journale<lb/> fahren fort, der Anſicht Ausdruck zu geben, daß<lb/> der heutige Tag ohne ernſten Zwiſchenfall ver-<lb/> laufen werde. Nur an jenen Punkten der Stadt,<lb/> auf welchen ſich die Corporationen etwa verſam-<lb/> meln ſollten, um ſich zu dem Meeting in der<lb/> Salle de Pavie zu begeben, dürfte es möglicher-<lb/> weiſe zu unbedeutenden Schlägereien kommen, da<lb/> die Polizei Befehl hat, die Formirung eines<lb/> Zuges nicht zu dulden. Auch die letzten Nachrich-<lb/> ten aus den Departements laſſen erwarten, daß<lb/> keine ernſten Ordnungsſtörungen vorfallen wer-<lb/> den. Man hegt jedoch die Beſorgniß, daß es in<lb/> den Umgbungen von Paris, wo die Polizei über<lb/> geringere Kräfte verfügt, zu Ausſchreitung en<lb/> kommen könnte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 1. Mai.</dateline> <p>(3 Uhr Nachmittags.)<lb/> Die Straßen ſind jetzt noch weniger belebt als<lb/> Vormittags. Wagen und Fußgänger ſind nur ſelten<lb/> zu ſehen. Depeſchen aus Lyon, St. Etienne,<lb/><cb/> Marſeille und Lille beſagen, daß in dieſen Städ-<lb/> ten vollſtändige Ruhe herrſche. — In Tours iſt<lb/> in der vergangenen Nacht auf einem Anſtands-<lb/> orte eine Bombe geplatzt; der Urheber des Atten-<lb/> tates wurde ſchwer verletzt. — In Chartres<lb/> explodirte heute in der Kathedrale während der<lb/> Meſſe eine Petarde, wodurch eine Panik entſtand;<lb/> ein Unfall iſt jedoch nicht zu verzeichnen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 1. Mai.</dateline> <p>Die Stadt bietet das ge-<lb/> wohnte Sonntagsbild. Die Straßen ſind wenig<lb/> belebt. Die Omnibuſſe und Miethwagen verkehren<lb/> wie gewöhnlich. Wie an jedem Sonntage ziehen<lb/> die Pariſer auch heute aufs Land. Man bemerkt<lb/> keinerlei Aufgebot von Polizei oder Truppen. —<lb/> Kammerpräſident Floquet iſt ungeachtet der<lb/> Parlamentsferien nach Paris zurückgehrt, um im<lb/> Palais Bourbon Arbeiterabordnungen, falls ſich<lb/> ſolche vorſtellen ſollten, zu empfangen.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der 1. Mai in Italien.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Rom,</hi> 1. Mai.</dateline> <p>Die Behörde verbot die<lb/> Conferenz. welche der Deputirte Barzilai im<lb/> Locale der Bäckergenoſſenſchaft, deren Ehrenprä-<lb/> ſident er iſt, heute Früh abhalten ſollte. Dem<lb/> „Folchetto“ zufolge habe Barzilai deshalb an<lb/> den Kammerpräſidenten ein Interpellations-Ver-<lb/> langen geſtellt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Rom,</hi> 1. Mai.</dateline> <p>Geſtern Abend platzte in<lb/> Forli (Romagna) vor dem Gefängniſſe eine<lb/> Petarde. Die Gefängnißwache trat heraus und<lb/> gab Feuer. Es wurde niemand verletzt.</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der 1. Mai in Deutſchland.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 1. Mai.</dateline> <p>(Mittags.) Die ſociali-<lb/> ſtiſche Maifeier iſt äußerlich bisher kaum wahr-<lb/> zunehmen. Die Phyſiognomie der Stadt iſt in<lb/> Folge des kalten und regneriſchen Wetters we-<lb/> niger lebhaft als ſonſt. Die Socialiſten machen<lb/> mit den Familienmitglidern Ausflüge in die<lb/> Umgegend, die Männer mit einer rothen Tulpe<lb/> im Knopfloche, die Frauen und Kinder mit<lb/> rothen Bändern geſchmückt. Die Zahl der Aus-<lb/> flügler iſt eine erheblich geringere als in den<lb/> Vorjahren. Es hat keinerlei Anſammlung<lb/> ſtattgefunden, die Ruhe wurde nirgends geſtört.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der 1. Mai in Spanien.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Madrid,</hi> 1. Mai.</dateline> <p>Die Stadt bietet den<lb/> gewohnten Anblick. Die Truppen ſind conſignirt.<lb/> Weder in Madrid noch in den Provinzen hat<lb/> ſich ein Zwiſchenfall ereignet.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der 1. Mai in Oeſterreich-Ungarn.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Budapeſt,</hi> 1. Mai.</dateline> <p>Aus verſchiedenen<lb/> Städten des Landes wird gemeldet, daß die<lb/> Arbeiter überhaupt keine Maifeier veranſtalteten.<lb/> Wo eine ſolche ſtattgefunden hat, verlief dieſelbe<lb/> in vollſter Ordnung.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Agram,</hi> 1. Mai.</dateline> <p>Die hieſige Arbeiterſchaft<lb/> hielt um 9 Uhr Vormittags eine große Ver-<lb/> ſammlung mit folgendem Programm ab: 1. Der<lb/> 1. Mai und ſeine Bedeutung. 2. Die Lage der<lb/> croatiſchen Arbeiter. 3. Vortheil und Nothwen-<lb/> digkeit der Arbeiterpreſſe. 4. Die Wichtigkeit des<lb/> allgemeinen Staatsrechtes. Die Verſammlung<lb/> verlief ruhig. Die Arbeiter unternahmen um 2<lb/> Uhr Nachmittags einen gemeinſamen Ausflug in<lb/> die Umgebung. An demſelben betheiligten ſich<lb/> beiläufig 2000 Perſonen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Budapeſt,</hi> 1. Mai.</dateline> <p>10 Uhr Vorm. In<lb/> der Stadt herrſcht vollſtändige Ruhe. In den<lb/> Straßen ſieht man wenige Arbeiter, dagegen<lb/> finden in einzelnen Verſammlungslocalen und<lb/> Gaſthäuſern Anſammlungen der Arbeiter ſtatt.<lb/> Bisher wurde nirgends die Ruhe geſtört. Das<lb/> Wetter iſt regneriſch.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Budapeſt,</hi> 1. Mai.</dateline> <p>Die für heute von den<lb/> Führern der Socialdemocraten einberufenen 32<lb/> Verſammlungen wurden von der Polizei verboten.<lb/> Trotzdem erſchienen an den bezeichneten Orten<lb/> Arbeiter, jedoch in ſpärlicher Anzahl und be-<lb/> gaben ſich nach der Erklärung des Polizeibeamten,<lb/> daß die Verſammlungen nicht abgehalten werden<lb/> dürften, in die naheliegenden Wirthshäuſer, um<lb/> die Mittagsſtunde abzuwarten, wo ſie dann in<lb/> kleinen Gruppen nach dem außerhalb der Stadt<lb/> liegenden Nußdorfer Parke hinauszogen. Die<lb/> ſocialiſtiſchen Führer rechneten darauf, daß gegen<lb/> 15.000 Arbeiter im Nußdorfer Parke erſcheinen<lb/> würden. Thatſächlich erſchienen jedoch, vorwiegend<lb/> wegen des ſtrömenden Regens, die Arbeiter in<lb/> ſehr geringer Anzahl, und auch von dieſen ſchaarten<lb/> ſich die meiſten um die brennende Nicholſoniſche<lb/> Fabrik. Nachmittags war der Park beſuchter. In<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[6]/0006]
Vom Tage.
(Berline Gabillon †.) Die k. k. Hofſchau-
ſpielerin Frau Zerline Gabillon iſt Samſtag in
Meran geſtorben, wo die Leidende ſich ſeit einiger
Zeit befunden hatte. Sie wurde am 18. Auguſt
1835 zu Güſtrow in Mecklenburg-Schwerin ge-
boren. Fünfzehn Jahre alt, betrat Zerline Würz-
burg in Hamburg als Parthenia im „Sohn der
Wildniß“ die Bühne und wurde ſofort engagirt.
Nach Ablauf ihres Hamburger Contractes gaſtirte
Zerline Würzburg an dem Dresdner Hoftheater.
Anfangs November d. J. ſpielte ſie in Wien im
Burgtheater als Gaſt die Parthenia, die Jung-
frau von Orleans und Donna Diana und er-
zielte Erfolg. Die Folge des Gaſtſpieles war ein
Engagement an der Wierer Hofbühne, der ſie
von da ab bis zum Tode angehörte. Drei Jahre
nach ihrem Engagement am Burgtheater heiratete
ſie Herrn Ludwig Gabillon. Allmälig ging die
Schauſpielerin vom Fache der Liebhaberinnen
und Heroinen in das Characterfach über. Ihre
Begabung verwies ſie namentlich auf die ränke-
vollen Frauen und Salondamen der neueren
franzöſiſchen Bühnendichtung: die Herzogin von
Marlborough in „Ein Glas Waſſer“, die Vir-
ginia in „Lady Tartuffe“, die Loiſe in „Die
Feſſeln“, die Camille in „Flatterſucht“, die
Herzogin in „Die Welt“ in der man ſich lang-
weilt“. Frau Gabillon war Meiſterin ſcharf
pointirter Rede, feinkomiſcher Characteriſtik. Außer
ihrem Gatten hinterläßt ſie zwei Töchter, von
denen die ältere mit dem Schrifſteller Dr. Anton
Bettelheim, die jüngere mit dem Profeſſor Dr.
Fonrnier verheiratet iſt.
(Verurtheilung eines Revolver-Jour-
naliſien.) Der Wiener Revolver-Journaliſt Adolf
Deymel, welcher den „Oeſterreichiſchen
Phönix“ in einer Brochure und in mebreren
Artikeln der „Fabrikanten-Zeitung“ auf das Hef-
tigſte angegriffen hatte, wurde deshalb am 30.
April l. J. vom Schwurgerichte in Wien ein-
ſtimmig ſchuldig erkannt und zu 6 Monaten
ſchweren Kerkers verurtheilt.
Nachtrag.
FML. Ludwig Sembratowicz. &20202;
Olmütz, 2. Mai.
Nach hier eingelangten Privatnachrichten iſt
der Commandant der 12. Infanterie-Truppen-
Diviſion F. M. Lt. Ludwig Sembrato-
wicz heute Nachts in Krakau an einer
Lungen-Entzündung verſtorben. Nä-
here Nachrichten fehlen noch.
Sprechſaal.
Dankſagung.
Die Gefertigten ſehen ſich verpflichtet dem
löblichen deutſchen Vorſchußvereine in Nebotein
für die namhafte Spende von 100 fl. 50 kr. ö. W.,
welche derſelbe der hieſigen deutſchen Volksſchule
zur Anſchaffung von Lehrmitteln und zur Bei-
ſtellung von Schulrequiſiten für arme Schüler
widmete, den verbindlichſten Dank auszuſprechen.
Nebotein am 1. Mai.
Iſidor Krček, Andreas Kreuzer,
Oberlehrer. Obmann des Ortsſchulrathes.
Telegramme
des „Mähriſchen Tagblattes.“
Anarchiſtiſches aus Frankreich.
Paris, 1. Mai
(Priv.-Tel. d. „M. T.“)
In Saint-Ouen fand man geſtern zwei Dyna-
mit-Patronen im Sitzungsſaale des Gemeinde-
rathes. — In Raincy, nächſt Paris wurde ge-
ſtern ein Anarchiſt verhaftet, der einen Poli-
ziſten mit dem Rufe: „Es lebe die Anar-
chie!“ niedergeſtochen hatte. — In den Provin-
zen dauern die Anarchiſten-Verhaftungen fort.
— Auf den Gruben von Montrambert bei
St. Etienne drohten die Arbeiter die
Grube zu ſprengen, wenn fünf deutſche Ar-
beiter nicht entlaſſen werden. — Bei der
Polizei ſind fünfhundert Drohbriefe
eingelaufen. Auch Präſident Carnot erhielt
Drohbriefe. Die Zugänge zum Elyſée ſind ſtark
bewacht. Die Familie des deutſchen Grafen
Keßler empfing einen Brief, worin es heißt:
„Wir lieben aus Gründen keine Spione.
In kurzer Friſt werden Sie und Ihr Haus
in die Luft fliegen.“ — Der Maire von
Argenteuil erhielt vor einigen Tagen einen
Drohbrief, daß die Mairie in die Luft geſprengt
werden wird. Geſtern warf ein Paſſant, der bis
jetzt unentdeckt geblieben iſt, in den Saal der
Mairie eine große Bombe. Die in dem Saale
befindlichen Kanzleidiener ſtürzten ſich ſofort auf
die Höllenmaſchine und löſchten noch rechtzeitig
die brennende Lunte ehe die Bombe explodirte.
Paris, 2. Mai.
(Priv.-T. des „M. T.“)
Bei der Maifeier ergab ſich kein Zwiſchenfall
und wurde die Ruhe nirgends geſtört Um 9 Uhr
Abends rückte das Militär in die Kaſernen ab.
Exploſion in einer Kirche. Lüttich, 2. Mai
(Priv.-Tel. d. „M. T.“)
Heute Nachts 10 Uhr erfolgte in der Kirche
St. Martin eine furchtbare Exploſion.
Glasmalereien im Werthe von 100.000
Frc. wurden vernichtet. In der Umgebung
der Kirche wurden in den Häuſern Hunderte von
Fenſterſcheiben zertrümmert. Man befürchtet neue
Exploſionen. Die Panik, welche dieſes Attentat
hervorrief, iſt unbeſchreiblich.
Brüſſel, 1. Mai.
(Privattelegr. d. „Mähr.
Tagbl.“) Die Maitreſſe des durchgegangenen
Rothſchildſchen Caſſiers Jäger wurde hier ver-
haftet.
Wien, 2. Mai.
(Priv-Tel. d. „M. T.“)
Die Maifeier wurde durch keinen Zwiſchen-
fall geſtört. Auch die Nacht iſt ruhig
verlaufen. Die Arbeiter begaben ſich ruhig
nach Hauſe.
Wien, 2. Mai.
(Priv.Tel. des „M. T.“)
Hier verlautet, daß Graf Ferdinand Kinsky,
der jüngſte Sohn des Fürſten Ferd. Kinsky ſich
geſtern mit der Jugendgeſpielin der Frau Erz-
herzogin Marie Valerie, der Prinzeſſin Aglaja
Auersperg verlobt habe.
(Vom Correſpondenz-Burean.)
Potsdam, 1. Mai. Der Kaiſer iſt geſtern
Abends um 10 Uhr hier eingetroffen.
Petersburg, 1. Mai. Das Befinden des
Großfürſten Georg Alexandrowitſch hatte ſich
durch das Eintreten eines ſtarken Bluthuſtens
derart verſchlimmert, daß die Reiſe des Kaiſers
nach Kopenhagen fraglich erſchien. In den letzten
Tagen iſt indeſſen eine berechtigte Ausſicht zur
Beſſerung eingetreten.
Sophia, 1. Mai. Die bulgariſche Regie-
rung hat bisher von der Pforte keinerlei Ant-
wort bezüglich der von Rußland verlangten Aus-
lieferung der der Theilnahme an der Ermordung
des bulgariſchen Agenten Vulkovitſch verdächtigen
Brüder Tufektſchieff erhalten. — Die Unter-
ſuchung in der Ruſtſchuker Dynamitangelegenheit
hat ergeben, daß 36 Bomben von dort nach
Conſtantinopel geſchickt wurden.
Budapeſt, 1. Mai. Die Maſchinenfabrik
Nicholſon iſt heute Nachmittag gänzlich abge-
brannt.
Der 1. Mai.
Der 1. Mai in Frankreich.
Paris, 1. Mai. Um 6 Morgens bietet
Paris den gewöhnlichen Anblick. Die Journale
fahren fort, der Anſicht Ausdruck zu geben, daß
der heutige Tag ohne ernſten Zwiſchenfall ver-
laufen werde. Nur an jenen Punkten der Stadt,
auf welchen ſich die Corporationen etwa verſam-
meln ſollten, um ſich zu dem Meeting in der
Salle de Pavie zu begeben, dürfte es möglicher-
weiſe zu unbedeutenden Schlägereien kommen, da
die Polizei Befehl hat, die Formirung eines
Zuges nicht zu dulden. Auch die letzten Nachrich-
ten aus den Departements laſſen erwarten, daß
keine ernſten Ordnungsſtörungen vorfallen wer-
den. Man hegt jedoch die Beſorgniß, daß es in
den Umgbungen von Paris, wo die Polizei über
geringere Kräfte verfügt, zu Ausſchreitung en
kommen könnte.
Paris, 1. Mai. (3 Uhr Nachmittags.)
Die Straßen ſind jetzt noch weniger belebt als
Vormittags. Wagen und Fußgänger ſind nur ſelten
zu ſehen. Depeſchen aus Lyon, St. Etienne,
Marſeille und Lille beſagen, daß in dieſen Städ-
ten vollſtändige Ruhe herrſche. — In Tours iſt
in der vergangenen Nacht auf einem Anſtands-
orte eine Bombe geplatzt; der Urheber des Atten-
tates wurde ſchwer verletzt. — In Chartres
explodirte heute in der Kathedrale während der
Meſſe eine Petarde, wodurch eine Panik entſtand;
ein Unfall iſt jedoch nicht zu verzeichnen.
Paris, 1. Mai. Die Stadt bietet das ge-
wohnte Sonntagsbild. Die Straßen ſind wenig
belebt. Die Omnibuſſe und Miethwagen verkehren
wie gewöhnlich. Wie an jedem Sonntage ziehen
die Pariſer auch heute aufs Land. Man bemerkt
keinerlei Aufgebot von Polizei oder Truppen. —
Kammerpräſident Floquet iſt ungeachtet der
Parlamentsferien nach Paris zurückgehrt, um im
Palais Bourbon Arbeiterabordnungen, falls ſich
ſolche vorſtellen ſollten, zu empfangen.
Der 1. Mai in Italien.
Rom, 1. Mai. Die Behörde verbot die
Conferenz. welche der Deputirte Barzilai im
Locale der Bäckergenoſſenſchaft, deren Ehrenprä-
ſident er iſt, heute Früh abhalten ſollte. Dem
„Folchetto“ zufolge habe Barzilai deshalb an
den Kammerpräſidenten ein Interpellations-Ver-
langen geſtellt.
Rom, 1. Mai. Geſtern Abend platzte in
Forli (Romagna) vor dem Gefängniſſe eine
Petarde. Die Gefängnißwache trat heraus und
gab Feuer. Es wurde niemand verletzt.
Der 1. Mai in Deutſchland.
Berlin, 1. Mai. (Mittags.) Die ſociali-
ſtiſche Maifeier iſt äußerlich bisher kaum wahr-
zunehmen. Die Phyſiognomie der Stadt iſt in
Folge des kalten und regneriſchen Wetters we-
niger lebhaft als ſonſt. Die Socialiſten machen
mit den Familienmitglidern Ausflüge in die
Umgegend, die Männer mit einer rothen Tulpe
im Knopfloche, die Frauen und Kinder mit
rothen Bändern geſchmückt. Die Zahl der Aus-
flügler iſt eine erheblich geringere als in den
Vorjahren. Es hat keinerlei Anſammlung
ſtattgefunden, die Ruhe wurde nirgends geſtört.
Der 1. Mai in Spanien.
Madrid, 1. Mai. Die Stadt bietet den
gewohnten Anblick. Die Truppen ſind conſignirt.
Weder in Madrid noch in den Provinzen hat
ſich ein Zwiſchenfall ereignet.
Der 1. Mai in Oeſterreich-Ungarn.
Budapeſt, 1. Mai. Aus verſchiedenen
Städten des Landes wird gemeldet, daß die
Arbeiter überhaupt keine Maifeier veranſtalteten.
Wo eine ſolche ſtattgefunden hat, verlief dieſelbe
in vollſter Ordnung.
Agram, 1. Mai. Die hieſige Arbeiterſchaft
hielt um 9 Uhr Vormittags eine große Ver-
ſammlung mit folgendem Programm ab: 1. Der
1. Mai und ſeine Bedeutung. 2. Die Lage der
croatiſchen Arbeiter. 3. Vortheil und Nothwen-
digkeit der Arbeiterpreſſe. 4. Die Wichtigkeit des
allgemeinen Staatsrechtes. Die Verſammlung
verlief ruhig. Die Arbeiter unternahmen um 2
Uhr Nachmittags einen gemeinſamen Ausflug in
die Umgebung. An demſelben betheiligten ſich
beiläufig 2000 Perſonen.
Budapeſt, 1. Mai. 10 Uhr Vorm. In
der Stadt herrſcht vollſtändige Ruhe. In den
Straßen ſieht man wenige Arbeiter, dagegen
finden in einzelnen Verſammlungslocalen und
Gaſthäuſern Anſammlungen der Arbeiter ſtatt.
Bisher wurde nirgends die Ruhe geſtört. Das
Wetter iſt regneriſch.
Budapeſt, 1. Mai. Die für heute von den
Führern der Socialdemocraten einberufenen 32
Verſammlungen wurden von der Polizei verboten.
Trotzdem erſchienen an den bezeichneten Orten
Arbeiter, jedoch in ſpärlicher Anzahl und be-
gaben ſich nach der Erklärung des Polizeibeamten,
daß die Verſammlungen nicht abgehalten werden
dürften, in die naheliegenden Wirthshäuſer, um
die Mittagsſtunde abzuwarten, wo ſie dann in
kleinen Gruppen nach dem außerhalb der Stadt
liegenden Nußdorfer Parke hinauszogen. Die
ſocialiſtiſchen Führer rechneten darauf, daß gegen
15.000 Arbeiter im Nußdorfer Parke erſcheinen
würden. Thatſächlich erſchienen jedoch, vorwiegend
wegen des ſtrömenden Regens, die Arbeiter in
ſehr geringer Anzahl, und auch von dieſen ſchaarten
ſich die meiſten um die brennende Nicholſoniſche
Fabrik. Nachmittags war der Park beſuchter. In
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).
(2018-01-26T15:49:55Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T15:49:55Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T15:49:55Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |