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Mährisches Tagblatt. Nr. 119, Olmütz, 24.05.1895.

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[Spaltenumbruch] liebtes Buluwayo nicht mehr erkennen, wo er noch
vor zwei Jahren in ungestörter schwarzer Maje-
stät herrschte."

(Das neue Dampf-Trycicle.)

Der Motor,
dieses von den Herren Hildebrand und Wolf-
müller in New-York construirten Fahrrades be-
steht, wie uns das Patentbureau J. Fischer in
Wien mittheilt, aus zwei Cylindern, von welchen
aus die Bewegung auf die beiden großen Hinter-
räder mittelst Gliederkette und Zahnrad über-
tragen wird. Der Kessel selbst befindet sich hinter
diesen Cylindern, ist von sphäroidischer Form und
aus Stahl construirt. Er ist vollkommen mit
Asbest oder anderem nicht entzündlichen Material
in einer Lage von 1/2 Zoll Dicke bedeckt. Das
Asbest ist mit imprägnirender Flüssigkeit getränkt.
Wenn die Maschine in Betrieb gesetzt werden
soll, wird das flüssige Feuerungsmaterial ent-
zündet. Nach Ablauf von 15 Minuten ist der
Druck im Kessel groß genug, um den Motor in
Bewegung zu setzen. Der hiezu nöthige Mindest-
druck erfordert 60 Pfund Dampf. Der Kessel ist
jedoch auf 180 Pfund geprüft, so daß der Druck
vermehrt werden kann, wenn eine größere Ge-
schwindigkeit erforderlich ist.




Telegramme
des "Mährischen Tagblattes".
(Vom Correspondenz-Burean.)

Der Samstag stattfin-
dende Ministerrath wird über die zur Errichtung
des Monumentes für die im Jahre 1870 ge-
falleuen Soldaten bestimmten Credite beschließen
und zugleich das genaue Programm der Grund-
steinlegung festsetzen, die in feierlichster Weise in
Gegenwart aller öffentlichen Functionöre und der
Vertreter der Armee und Marine demnächst vor
sich gehen wird.

Wie "Reuter's Office"
aus Shanghai vom Gestrigen erfährt, herrscht
daselbst das Gerücht, daß die chinesische Regierung
sich weigere, für die Zurückgabe von Liao-tung
irgend eine Zuschlagsumme zur Kriegsentschägigung
zu zahlen.

Cardinal Fürst Ruffo
Scilla, der frühere Nuntius in München,
liegt in Sterben.

Crispi's Programmrede.

Ministerpräsident Crispi
hielt heute im Teatro argentino eine Rode, in
welcher er zunächst der Verhältnisse gedachte,
unter denen er im Jahre 1893 die Regierung
übernahm.

Immerhin hatte es anfangs den Anschein,
als ob das Gute sich Platz machen würde, sobald
man nur von Resultat sah. In der That begann
Italien, das sich fähig gezeigt hatte, sich noch
eine Regierung zu geben, und welches die Regic-
rung unterstützt von der Sympathie des Landes,
an ein überaus ernstes Werk Hand anlegen sah,
wieder aufzuleben. Man war auf den guten
Weg zurückgekehrt. Aber als wir nabe dem Ziele
waren, wollte eine mißgünstige Coalition das
Parlament vom rechten Wege abbringen und das
Land jählings wieder in sein Unglück zurück-
schleudern. Die nationale Tribüne wurde zur
einer Kanzel für Verleumdung, die parlamen-
tarische Immunität zu einer Immunität für
Beleidigungen. Der persönliche Kampf, oder viel-
mehr der Kampf gegen die Person, trat an
Stelle sachlicher Gegnerschaft. Die Verleumdung
ist keine neue Waffe in der Politik. Sie hat in
democratischen Ländern den Dolch und das Gift
des Mittelalters ersetzt. Umso mehr nahm man
zu ihr Zuflucht, als der von irgend einem fal-
schen David geschleuderte Stein und die von
einem fanatischen Mörder abgesandte Kugel fehl-
gegangen waren. Niemals war die Verleumdung
so lärmend, so gewaltthätig und gleichzeitig so
hinterlistig, scharf, umfassend und geschickt aufge-
baut, wie jetzt. Man rechnete darauf, daß ein
derartiger Kampf einen Mann, der am Ende
einer langen, ermüdenden Laufbahn angelangt,
vor allem den Frieden ersehnen mußte, anwidern
würde.

Wenig hätte gefehlt, fuhr Crispi fort, und
ich wäre vor dem neuem System, durch Ver-
leumdung Ministerkrisen hervorzurufen, zurückge-
wichen, und das Land hätte die schmachvolle Be-
kehrung zu einem neuen Hosanna erfahren. Aber
nicht von heute habe ich gelernt, für die Erfül-
[Spaltenumbruch] lung meiner Pflichten zu leiden. Demnach leistete
ich Widerstand, da es außerhalb der Regierung
mehr als jemals politischen Nihilismus gab, und
da der Kampf nicht so sehr gegen den Menschen
als gegen das System gerichtet war, das er
vertrat.

Crispi erwähnt sodann die Vertagung der
Kammern und preist die Erhaltung des
Friedens.

Unsere Diplomatie hat es zu zeigen ver-
standen, daß unsere Interessen überall Hand in
Hand gehen mit unserem nationalen Ideal, von
Marocco bis zum äußersten Osten, von einem
Ende Amerika's bis zum an[d]eren.

So wurde auch die andere Legende, daß
unsere Politik ein: Politik der Herausforderung
sei, zerstört. Das, was die Regierung in diesem
Puncte gethan hat, war durch Thatsachen ge-
rechtfertigt. Die Regierung verhehlt sich übrigens
keineswegs, welch' schwere, dringliche Abhilfe er-
heischende Formen das sociale Problem in Italien
angenommen hat.

Crispi richtet sodann eine warme Mahnung
an die Wähler, sich für die Regierung oder für
die Gegner zn entscheiden, welch' Letztere ver-
kappte Verschwörer sind, die zerstören wollen und
eine Coalition von Anarchisten, Monarchisten,
Radicalen, Plebiscitären, Republikanern, Förde-
ralisten, Socialisten und Pseudoconservativen
bilden. Selbst wenn diese Gegner triumphiren
sollten, würde es ihnen nicht gelingen, irgend
eine Regierung zu bilden; aber sie werden nicht
siegen. Das Dilemma, vor welches die Wähler
gestellt sind, ist ein einfaches und ernstes; es ist
das Dilemma zwischen der nationalen Monarchie
und der socialen, moralischen und politischen
Anarchie. Diese Anarchisten jeder Gattung zu be-
kämpfen und dieselben vom Parlament auszu-
schließen, ist die Aufgabe, welche heute allen
guten Bürgern obliegt. Ich werde auf die Re-
gierung an dem Tage gerne verzichten, an dem
es mir gegönnt sein wird, dies ohne Feigheit
und ohne Beunruhigung für die Sicherheit der
Institution und für das Wohl des Landes thun
zu können. Schaaren wir uns um den König
und lenken wir unsere Blicke auf das Kreuz von
Savoyen, das uns von der nationalen Fahne
entgegenstrahlt, und stimmen auch wir in den
Ruf ein: "In hoc signo vinces!" (Stür-
mischer Beifall.)




Neueste Nachrichten.


Der Festcommers des Deutschen
Schulvereins.

Den Reigen der Tischreden bei dem gestrigen
äußerst animirten und überaus zahlreich besuchten
Commers im Concertsaale des Thiergartens im
Wiener Prater eröffnete das Mitglied des Central-
Ausschusses des Deutschen Schulvereines, Dr.
Wolfhardt. Er feierte in seiner, mit großem
Beifall aufgenommenen Rede den Frieden und
die Eintracht als die mächtigsten Förderer einer
segensreichen Arbeit. Redner schloß mit einem
stürmisch acclamirten Hoch auf die deutschen Gäste
aus Oesterreich und dem Deutschen Reiche. -- Dr.
Vogt sagte: Die großen Culturaufgaben der Deut-
schen enden keineswegs an den Grenzen [d]eutschen
Reiches, überall wo Deutsche und ihre Sprache
bedroht erscheinen, können sie auf die Sympathie
ihrer Brüder im Reiche rechnen, auf die Sym-
pathie der Stammesbrüder desjenigen Staates,
den treue Waffenbrüderschaft und tausendjähriges
freundschaftliches Zusammenleben mit den Deut-
schen in Oesterreich innig verbündet. (Stürmische
Prositrufe.) Unsere großen Dichter und Denker
sind auch die Ihrigen und die Ihrigen sind auch
die unsrigen. (Großer Beifall.) Und sie werden
es bleiben, so lange wir unsere theure deutsche
Muttersprache hochhalten und da schützen, wo
sie gefährdet ist. Ihrem herrlichen Vereine,
der sich diesen Schutz zur Lebensaufgabe gestellt,
gilt mein Spruch: Hoch der Deutsche Schulverein!
(Minutenlanger Beifall und Hochrufe.)

Obmann Dr. Weitlof sagte: Kräftige
Töne brauchen wir in Oesterreich und junges
kräftiges, frisches Leben in unserem Verein! Die
männliche und weibliche Jugend, die ich heute
hier versammelt sehe, zeigt, daß auch der Nach-
wuchs in unsere Fußstapfen treten wird. Ich
erhebe mein Glas auf die Einmüthigkeit
[Spaltenumbruch] in unserem Verein, auf die unserer Ceutralleitung
am Herzen liegeuden wackeren Ortsgruppen, ins-
besondere aber auf unsere Frauenortsgruppen!

Frau Ohnesorg, Gattin des um den
Deutschen Schulverein hochverdienten Bürger-
meisters aus Aussig, feierte, wiederholt von rau-
schendem Beifall unterbrochen, die deutsche Mut-
tersprache. Um Mitternacht hatte der Festabend den
Höhepunct noch nicht überschritten. Auch eine
große Anzahl eingelangter Telegramme aus allen
deutschen Gauen des Kaiserreiches gelangten zur
Verlesung.

Feuer in der Prager Ausstellung.

Auf dem Ausstellungsplatze in Prag brach
gestern gegen 1/210 Uhr Abends Feuer aus, zu
einer Zeit, wo die Hauptmasse der Besucher sich
bereits entfernt hatte. Plötzlich verlöschten die
electrischen Bogenlampen und eine Feuersäule
stieg aus dem Maschinenraume empor. Unter den
Anwesenden entstand eine große Panik. Der
Maschinenraum, ein langgestreckter, mit Dachpappe
gedeckter Holzbau, war zerstört und auch die
Maschinen hatten erheblichen Schaden genommen.
Wie das Feuer entstanden, ist vorläufig noch
nicht eruirt; man vermuthet jedoch, daß ein
Fehler in der electrischen Anlage die Ursache sei.

Telephonische Nachrichten des "Mähr.
Tagblattes".
Erzherzog Eugen.

Der Hoch- und Deutsch-
meister Erzherzog Eugen besichtigte gestern
mehrere dem deutschen Ritterorden gehörige
Schlösser, welche einer Renovirung zu unterziehen
sind. Heute ist Erzherzog Eugen von Bozen nach
Klagenfurt abgereist.

Sectionschef Bictor Ritter von
Chlumecky +.

Der Präsideut des österr.
Abgeordnetenhauses Freiherr v. Chlumecky hat
einen schweren Verlust erlitten. Gestern verstarb
nämlich in Purkersdorf dessen Bruder Victor
Ritter v. Chlumecky, Sectionschef im k. k.
Landes-Vertheidigungsministerium. Der Verblichene
hat sich durch hervorragende Fortisicationsarbeiten
verdient gemacht.

Abg. Josef Neuwirth +.

In der heutigen Sitzung
des Clubs der Vereinigten deutschen Linken wid-
mete Obmann Graf Kuenburg dem verstor-
benen Abg. Josef Neuwirth einen warmen Nach-
ruf. Durch Neuwirths Hinscheiden habe die Partei
abermals ein verdienstvolles hervorragendes Mit-
glied verloren. An dem heute stattfindenden
Leichenbegängisse Neuwirths wird sich der Ob-
mann des Clubs der Vereinigten deutschen Linken
und zahlreiche Mitglieder desselben betheiligten.

Die Vorgänge in Saybusch.

Die hiefige Statt-
halterei hat den Hofrath Grafen Losch nach
Saybusch entsendet, um dort Erhebungen
über die bereits bekannten Ausschreitungen
gegen die Juden zu pflegen,
ins-
besondere in der Angelegenheit des
Advocaturs-Candidaten Dr. Sigmund
Leser.
Die Bewohner von Saybusch berufen
sich auf ein Gubernial-Decret vom Jahre
1809, nach welchem den Juden der
Aufenthalt in Saybusch nicht ge-
stattet sein soll.




(Getreide-Preise der königl. Haup[t-]
stadt Olmütz)
am Wochenmarkt, den 22. Mai
1895.) Weizen per Hectoliter --.--, 6.37, --.--,
Korn --.--, 5.17, --.--, Gerste --.--, 4.90,
--.--, Hafer --.--, 3.26, --.--, Prosso --.--,
--.--, --.--, Erbsen --.--, --.--, --.--.
Linsen --.--, --.--, --.--, Wicken --.--,
--.--, --.--, Hanfsamen --.--, --.--, --.--,
Leinsamen --.--, --.--, --.--, Mohn --.--,
--.--, --.--, Heu 100 Kilo 4.--, 4.60,
5.20, Stroh 100 Kilo --.--, 2.10, --.--.

[irrelevantes Material]

[Spaltenumbruch] liebtes Buluwayo nicht mehr erkennen, wo er noch
vor zwei Jahren in ungeſtörter ſchwarzer Maje-
ſtät herrſchte.“

(Das neue Dampf-Trycicle.)

Der Motor,
dieſes von den Herren Hildebrand und Wolf-
müller in New-York conſtruirten Fahrrades be-
ſteht, wie uns das Patentbureau J. Fiſcher in
Wien mittheilt, aus zwei Cylindern, von welchen
aus die Bewegung auf die beiden großen Hinter-
räder mittelſt Gliederkette und Zahnrad über-
tragen wird. Der Keſſel ſelbſt befindet ſich hinter
dieſen Cylindern, iſt von ſphäroidiſcher Form und
aus Stahl conſtruirt. Er iſt vollkommen mit
Asbeſt oder anderem nicht entzündlichen Material
in einer Lage von ½ Zoll Dicke bedeckt. Das
Asbeſt iſt mit imprägnirender Flüſſigkeit getränkt.
Wenn die Maſchine in Betrieb geſetzt werden
ſoll, wird das flüſſige Feuerungsmaterial ent-
zündet. Nach Ablauf von 15 Minuten iſt der
Druck im Keſſel groß genug, um den Motor in
Bewegung zu ſetzen. Der hiezu nöthige Mindeſt-
druck erfordert 60 Pfund Dampf. Der Keſſel iſt
jedoch auf 180 Pfund geprüft, ſo daß der Druck
vermehrt werden kann, wenn eine größere Ge-
ſchwindigkeit erforderlich iſt.




Telegramme
des „Mähriſchen Tagblattes“.
(Vom Correſpondenz-Burean.)

Der Samſtag ſtattfin-
dende Miniſterrath wird über die zur Errichtung
des Monumentes für die im Jahre 1870 ge-
falleuen Soldaten beſtimmten Credite beſchließen
und zugleich das genaue Programm der Grund-
ſteinlegung feſtſetzen, die in feierlichſter Weiſe in
Gegenwart aller öffentlichen Functionöre und der
Vertreter der Armee und Marine demnächſt vor
ſich gehen wird.

Wie „Reuter’s Office“
aus Shanghai vom Geſtrigen erfährt, herrſcht
daſelbſt das Gerücht, daß die chineſiſche Regierung
ſich weigere, für die Zurückgabe von Liao-tung
irgend eine Zuſchlagſumme zur Kriegsentſchägigung
zu zahlen.

Cardinal Fürſt Ruffo
Scilla, der frühere Nuntius in München,
liegt in Sterben.

Crispi’s Programmrede.

Miniſterpräſident Crispi
hielt heute im Teatro argentino eine Rode, in
welcher er zunächſt der Verhältniſſe gedachte,
unter denen er im Jahre 1893 die Regierung
übernahm.

Immerhin hatte es anfangs den Anſchein,
als ob das Gute ſich Platz machen würde, ſobald
man nur von Reſultat ſah. In der That begann
Italien, das ſich fähig gezeigt hatte, ſich noch
eine Regierung zu geben, und welches die Regic-
rung unterſtützt von der Sympathie des Landes,
an ein überaus ernſtes Werk Hand anlegen ſah,
wieder aufzuleben. Man war auf den guten
Weg zurückgekehrt. Aber als wir nabe dem Ziele
waren, wollte eine mißgünſtige Coalition das
Parlament vom rechten Wege abbringen und das
Land jählings wieder in ſein Unglück zurück-
ſchleudern. Die nationale Tribüne wurde zur
einer Kanzel für Verleumdung, die parlamen-
tariſche Immunität zu einer Immunität für
Beleidigungen. Der perſönliche Kampf, oder viel-
mehr der Kampf gegen die Perſon, trat an
Stelle ſachlicher Gegnerſchaft. Die Verleumdung
iſt keine neue Waffe in der Politik. Sie hat in
democratiſchen Ländern den Dolch und das Gift
des Mittelalters erſetzt. Umſo mehr nahm man
zu ihr Zuflucht, als der von irgend einem fal-
ſchen David geſchleuderte Stein und die von
einem fanatiſchen Mörder abgeſandte Kugel fehl-
gegangen waren. Niemals war die Verleumdung
ſo lärmend, ſo gewaltthätig und gleichzeitig ſo
hinterliſtig, ſcharf, umfaſſend und geſchickt aufge-
baut, wie jetzt. Man rechnete darauf, daß ein
derartiger Kampf einen Mann, der am Ende
einer langen, ermüdenden Laufbahn angelangt,
vor allem den Frieden erſehnen mußte, anwidern
würde.

Wenig hätte gefehlt, fuhr Crispi fort, und
ich wäre vor dem neuem Syſtem, durch Ver-
leumdung Miniſterkriſen hervorzurufen, zurückge-
wichen, und das Land hätte die ſchmachvolle Be-
kehrung zu einem neuen Hoſanna erfahren. Aber
nicht von heute habe ich gelernt, für die Erfül-
[Spaltenumbruch] lung meiner Pflichten zu leiden. Demnach leiſtete
ich Widerſtand, da es außerhalb der Regierung
mehr als jemals politiſchen Nihilismus gab, und
da der Kampf nicht ſo ſehr gegen den Menſchen
als gegen das Syſtem gerichtet war, das er
vertrat.

Crispi erwähnt ſodann die Vertagung der
Kammern und preiſt die Erhaltung des
Friedens.

Unſere Diplomatie hat es zu zeigen ver-
ſtanden, daß unſere Intereſſen überall Hand in
Hand gehen mit unſerem nationalen Ideal, von
Marocco bis zum äußerſten Oſten, von einem
Ende Amerika’s bis zum an[d]eren.

So wurde auch die andere Legende, daß
unſere Politik ein: Politik der Herausforderung
ſei, zerſtört. Das, was die Regierung in dieſem
Puncte gethan hat, war durch Thatſachen ge-
rechtfertigt. Die Regierung verhehlt ſich übrigens
keineswegs, welch’ ſchwere, dringliche Abhilfe er-
heiſchende Formen das ſociale Problem in Italien
angenommen hat.

Crispi richtet ſodann eine warme Mahnung
an die Wähler, ſich für die Regierung oder für
die Gegner zn entſcheiden, welch’ Letztere ver-
kappte Verſchwörer ſind, die zerſtören wollen und
eine Coalition von Anarchiſten, Monarchiſten,
Radicalen, Plebiscitären, Republikanern, Förde-
raliſten, Socialiſten und Pſeudoconſervativen
bilden. Selbſt wenn dieſe Gegner triumphiren
ſollten, würde es ihnen nicht gelingen, irgend
eine Regierung zu bilden; aber ſie werden nicht
ſiegen. Das Dilemma, vor welches die Wähler
geſtellt ſind, iſt ein einfaches und ernſtes; es iſt
das Dilemma zwiſchen der nationalen Monarchie
und der ſocialen, moraliſchen und politiſchen
Anarchie. Dieſe Anarchiſten jeder Gattung zu be-
kämpfen und dieſelben vom Parlament auszu-
ſchließen, iſt die Aufgabe, welche heute allen
guten Bürgern obliegt. Ich werde auf die Re-
gierung an dem Tage gerne verzichten, an dem
es mir gegönnt ſein wird, dies ohne Feigheit
und ohne Beunruhigung für die Sicherheit der
Inſtitution und für das Wohl des Landes thun
zu können. Schaaren wir uns um den König
und lenken wir unſere Blicke auf das Kreuz von
Savoyen, das uns von der nationalen Fahne
entgegenſtrahlt, und ſtimmen auch wir in den
Ruf ein: „In hoc signo vinces!“ (Stür-
miſcher Beifall.)




Neueſte Nachrichten.


Der Feſtcommers des Deutſchen
Schulvereins.

Den Reigen der Tiſchreden bei dem geſtrigen
äußerſt animirten und überaus zahlreich beſuchten
Commers im Concertſaale des Thiergartens im
Wiener Prater eröffnete das Mitglied des Central-
Ausſchuſſes des Deutſchen Schulveréines, Dr.
Wolfhardt. Er feierte in ſeiner, mit großem
Beifall aufgenommenen Rede den Frieden und
die Eintracht als die mächtigſten Förderer einer
ſegensreichen Arbeit. Redner ſchloß mit einem
ſtürmiſch acclamirten Hoch auf die deutſchen Gäſte
aus Oeſterreich und dem Deutſchen Reiche. — Dr.
Vogt ſagte: Die großen Culturaufgaben der Deut-
ſchen enden keineswegs an den Grenzen [d]eutſchen
Reiches, überall wo Deutſche und ihre Sprache
bedroht erſcheinen, können ſie auf die Sympathie
ihrer Brüder im Reiche rechnen, auf die Sym-
pathie der Stammesbrüder desjenigen Staates,
den treue Waffenbrüderſchaft und tauſendjähriges
freundſchaftliches Zuſammenleben mit den Deut-
ſchen in Oeſterreich innig verbündet. (Stürmiſche
Proſitrufe.) Unſere großen Dichter und Denker
ſind auch die Ihrigen und die Ihrigen ſind auch
die unſrigen. (Großer Beifall.) Und ſie werden
es bleiben, ſo lange wir unſere theure deutſche
Mutterſprache hochhalten und da ſchützen, wo
ſie gefährdet iſt. Ihrem herrlichen Vereine,
der ſich dieſen Schutz zur Lebensaufgabe geſtellt,
gilt mein Spruch: Hoch der Deutſche Schulverein!
(Minutenlanger Beifall und Hochrufe.)

Obmann Dr. Weitlof ſagte: Kräftige
Töne brauchen wir in Oeſterreich und junges
kräftiges, friſches Leben in unſerem Verein! Die
männliche und weibliche Jugend, die ich heute
hier verſammelt ſehe, zeigt, daß auch der Nach-
wuchs in unſere Fußſtapfen treten wird. Ich
erhebe mein Glas auf die Einmüthigkeit
[Spaltenumbruch] in unſerem Verein, auf die unſerer Ceutralleitung
am Herzen liegeuden wackeren Ortsgruppen, ins-
beſondere aber auf unſere Frauenortsgruppen!

Frau Ohneſorg, Gattin des um den
Deutſchen Schulverein hochverdienten Bürger-
meiſters aus Auſſig, feierte, wiederholt von rau-
ſchendem Beifall unterbrochen, die deutſche Mut-
terſprache. Um Mitternacht hatte der Feſtabend den
Höhepunct noch nicht überſchritten. Auch eine
große Anzahl eingelangter Telegramme aus allen
deutſchen Gauen des Kaiſerreiches gelangten zur
Verleſung.

Feuer in der Prager Ausſtellung.

Auf dem Ausſtellungsplatze in Prag brach
geſtern gegen ½10 Uhr Abends Feuer aus, zu
einer Zeit, wo die Hauptmaſſe der Beſucher ſich
bereits entfernt hatte. Plötzlich verlöſchten die
electriſchen Bogenlampen und eine Feuerſäule
ſtieg aus dem Maſchinenraume empor. Unter den
Anweſenden entſtand eine große Panik. Der
Maſchinenraum, ein langgeſtreckter, mit Dachpappe
gedeckter Holzbau, war zerſtört und auch die
Maſchinen hatten erheblichen Schaden genommen.
Wie das Feuer entſtanden, iſt vorläufig noch
nicht eruirt; man vermuthet jedoch, daß ein
Fehler in der electriſchen Anlage die Urſache ſei.

Telephoniſche Nachrichten des „Mähr.
Tagblattes“.
Erzherzog Eugen.

Der Hoch- und Deutſch-
meiſter Erzherzog Eugen beſichtigte geſtern
mehrere dem deutſchen Ritterorden gehörige
Schlöſſer, welche einer Renovirung zu unterziehen
ſind. Heute iſt Erzherzog Eugen von Bozen nach
Klagenfurt abgereiſt.

Sectionschef Bictor Ritter von
Chlumecky †.

Der Präſideut des öſterr.
Abgeordnetenhauſes Freiherr v. Chlumecky hat
einen ſchweren Verluſt erlitten. Geſtern verſtarb
nämlich in Purkersdorf deſſen Bruder Victor
Ritter v. Chlumecky, Sectionschef im k. k.
Landes-Vertheidigungsminiſterium. Der Verblichene
hat ſich durch hervorragende Fortiſicationsarbeiten
verdient gemacht.

Abg. Joſef Neuwirth †.

In der heutigen Sitzung
des Clubs der Vereinigten deutſchen Linken wid-
mete Obmann Graf Kuenburg dem verſtor-
benen Abg. Joſef Neuwirth einen warmen Nach-
ruf. Durch Neuwirths Hinſcheiden habe die Partei
abermals ein verdienſtvolles hervorragendes Mit-
glied verloren. An dem heute ſtattfindenden
Leichenbegängiſſe Neuwirths wird ſich der Ob-
mann des Clubs der Vereinigten deutſchen Linken
und zahlreiche Mitglieder desſelben betheiligten.

Die Vorgänge in Saybuſch.

Die hiefige Statt-
halterei hat den Hofrath Grafen Loſch nach
Saybuſch entſendet, um dort Erhebungen
über die bereits bekannten Ausſchreitungen
gegen die Juden zu pflegen,
ins-
beſondere in der Angelegenheit des
Advocaturs-Candidaten Dr. Sigmund
Leſer.
Die Bewohner von Saybuſch berufen
ſich auf ein Gubernial-Decret vom Jahre
1809, nach welchem den Juden der
Aufenthalt in Saybuſch nicht ge-
ſtattet ſein ſoll.




(Getreide-Preiſe der königl. Haup[t-]
ſtadt Olmütz)
am Wochenmarkt, den 22. Mai
1895.) Weizen per Hectoliter —.—, 6.37, —.—,
Korn —.—, 5.17, —.—, Gerſte —.—, 4.90,
—.—, Hafer —.—, 3.26, —.—, Proſſo —.—,
—.—, —.—, Erbſen —.—, —.—, —.—.
Linſen —.—, —.—, —.—, Wicken —.—,
—.—, —.—, Hanfſamen —.—, —.—, —.—,
Leinſamen —.—, —.—, —.—, Mohn —.—,
—.—, —.—, Heu 100 Kilo 4.—, 4.60,
5.20, Stroh 100 Kilo —.—, 2.10, —.—.

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[[7]/0007] liebtes Buluwayo nicht mehr erkennen, wo er noch vor zwei Jahren in ungeſtörter ſchwarzer Maje- ſtät herrſchte.“ (Das neue Dampf-Trycicle.) Der Motor, dieſes von den Herren Hildebrand und Wolf- müller in New-York conſtruirten Fahrrades be- ſteht, wie uns das Patentbureau J. Fiſcher in Wien mittheilt, aus zwei Cylindern, von welchen aus die Bewegung auf die beiden großen Hinter- räder mittelſt Gliederkette und Zahnrad über- tragen wird. Der Keſſel ſelbſt befindet ſich hinter dieſen Cylindern, iſt von ſphäroidiſcher Form und aus Stahl conſtruirt. Er iſt vollkommen mit Asbeſt oder anderem nicht entzündlichen Material in einer Lage von ½ Zoll Dicke bedeckt. Das Asbeſt iſt mit imprägnirender Flüſſigkeit getränkt. Wenn die Maſchine in Betrieb geſetzt werden ſoll, wird das flüſſige Feuerungsmaterial ent- zündet. Nach Ablauf von 15 Minuten iſt der Druck im Keſſel groß genug, um den Motor in Bewegung zu ſetzen. Der hiezu nöthige Mindeſt- druck erfordert 60 Pfund Dampf. Der Keſſel iſt jedoch auf 180 Pfund geprüft, ſo daß der Druck vermehrt werden kann, wenn eine größere Ge- ſchwindigkeit erforderlich iſt. Telegramme des „Mähriſchen Tagblattes“. (Vom Correſpondenz-Burean.) Paris, 23. Mai. Der Samſtag ſtattfin- dende Miniſterrath wird über die zur Errichtung des Monumentes für die im Jahre 1870 ge- falleuen Soldaten beſtimmten Credite beſchließen und zugleich das genaue Programm der Grund- ſteinlegung feſtſetzen, die in feierlichſter Weiſe in Gegenwart aller öffentlichen Functionöre und der Vertreter der Armee und Marine demnächſt vor ſich gehen wird. London, 23. Mai. Wie „Reuter’s Office“ aus Shanghai vom Geſtrigen erfährt, herrſcht daſelbſt das Gerücht, daß die chineſiſche Regierung ſich weigere, für die Zurückgabe von Liao-tung irgend eine Zuſchlagſumme zur Kriegsentſchägigung zu zahlen. Rom, 23. Mai. Cardinal Fürſt Ruffo Scilla, der frühere Nuntius in München, liegt in Sterben. Crispi’s Programmrede. Rom, 23. Mai. Miniſterpräſident Crispi hielt heute im Teatro argentino eine Rode, in welcher er zunächſt der Verhältniſſe gedachte, unter denen er im Jahre 1893 die Regierung übernahm. Immerhin hatte es anfangs den Anſchein, als ob das Gute ſich Platz machen würde, ſobald man nur von Reſultat ſah. In der That begann Italien, das ſich fähig gezeigt hatte, ſich noch eine Regierung zu geben, und welches die Regic- rung unterſtützt von der Sympathie des Landes, an ein überaus ernſtes Werk Hand anlegen ſah, wieder aufzuleben. Man war auf den guten Weg zurückgekehrt. Aber als wir nabe dem Ziele waren, wollte eine mißgünſtige Coalition das Parlament vom rechten Wege abbringen und das Land jählings wieder in ſein Unglück zurück- ſchleudern. Die nationale Tribüne wurde zur einer Kanzel für Verleumdung, die parlamen- tariſche Immunität zu einer Immunität für Beleidigungen. Der perſönliche Kampf, oder viel- mehr der Kampf gegen die Perſon, trat an Stelle ſachlicher Gegnerſchaft. Die Verleumdung iſt keine neue Waffe in der Politik. Sie hat in democratiſchen Ländern den Dolch und das Gift des Mittelalters erſetzt. Umſo mehr nahm man zu ihr Zuflucht, als der von irgend einem fal- ſchen David geſchleuderte Stein und die von einem fanatiſchen Mörder abgeſandte Kugel fehl- gegangen waren. Niemals war die Verleumdung ſo lärmend, ſo gewaltthätig und gleichzeitig ſo hinterliſtig, ſcharf, umfaſſend und geſchickt aufge- baut, wie jetzt. Man rechnete darauf, daß ein derartiger Kampf einen Mann, der am Ende einer langen, ermüdenden Laufbahn angelangt, vor allem den Frieden erſehnen mußte, anwidern würde. Wenig hätte gefehlt, fuhr Crispi fort, und ich wäre vor dem neuem Syſtem, durch Ver- leumdung Miniſterkriſen hervorzurufen, zurückge- wichen, und das Land hätte die ſchmachvolle Be- kehrung zu einem neuen Hoſanna erfahren. Aber nicht von heute habe ich gelernt, für die Erfül- lung meiner Pflichten zu leiden. Demnach leiſtete ich Widerſtand, da es außerhalb der Regierung mehr als jemals politiſchen Nihilismus gab, und da der Kampf nicht ſo ſehr gegen den Menſchen als gegen das Syſtem gerichtet war, das er vertrat. Crispi erwähnt ſodann die Vertagung der Kammern und preiſt die Erhaltung des Friedens. Unſere Diplomatie hat es zu zeigen ver- ſtanden, daß unſere Intereſſen überall Hand in Hand gehen mit unſerem nationalen Ideal, von Marocco bis zum äußerſten Oſten, von einem Ende Amerika’s bis zum anderen. So wurde auch die andere Legende, daß unſere Politik ein: Politik der Herausforderung ſei, zerſtört. Das, was die Regierung in dieſem Puncte gethan hat, war durch Thatſachen ge- rechtfertigt. Die Regierung verhehlt ſich übrigens keineswegs, welch’ ſchwere, dringliche Abhilfe er- heiſchende Formen das ſociale Problem in Italien angenommen hat. Crispi richtet ſodann eine warme Mahnung an die Wähler, ſich für die Regierung oder für die Gegner zn entſcheiden, welch’ Letztere ver- kappte Verſchwörer ſind, die zerſtören wollen und eine Coalition von Anarchiſten, Monarchiſten, Radicalen, Plebiscitären, Republikanern, Förde- raliſten, Socialiſten und Pſeudoconſervativen bilden. Selbſt wenn dieſe Gegner triumphiren ſollten, würde es ihnen nicht gelingen, irgend eine Regierung zu bilden; aber ſie werden nicht ſiegen. Das Dilemma, vor welches die Wähler geſtellt ſind, iſt ein einfaches und ernſtes; es iſt das Dilemma zwiſchen der nationalen Monarchie und der ſocialen, moraliſchen und politiſchen Anarchie. Dieſe Anarchiſten jeder Gattung zu be- kämpfen und dieſelben vom Parlament auszu- ſchließen, iſt die Aufgabe, welche heute allen guten Bürgern obliegt. Ich werde auf die Re- gierung an dem Tage gerne verzichten, an dem es mir gegönnt ſein wird, dies ohne Feigheit und ohne Beunruhigung für die Sicherheit der Inſtitution und für das Wohl des Landes thun zu können. Schaaren wir uns um den König und lenken wir unſere Blicke auf das Kreuz von Savoyen, das uns von der nationalen Fahne entgegenſtrahlt, und ſtimmen auch wir in den Ruf ein: „In hoc signo vinces!“ (Stür- miſcher Beifall.) Neueſte Nachrichten. Olmütz, 24. Mai. Der Feſtcommers des Deutſchen Schulvereins. Den Reigen der Tiſchreden bei dem geſtrigen äußerſt animirten und überaus zahlreich beſuchten Commers im Concertſaale des Thiergartens im Wiener Prater eröffnete das Mitglied des Central- Ausſchuſſes des Deutſchen Schulveréines, Dr. Wolfhardt. Er feierte in ſeiner, mit großem Beifall aufgenommenen Rede den Frieden und die Eintracht als die mächtigſten Förderer einer ſegensreichen Arbeit. Redner ſchloß mit einem ſtürmiſch acclamirten Hoch auf die deutſchen Gäſte aus Oeſterreich und dem Deutſchen Reiche. — Dr. Vogt ſagte: Die großen Culturaufgaben der Deut- ſchen enden keineswegs an den Grenzen deutſchen Reiches, überall wo Deutſche und ihre Sprache bedroht erſcheinen, können ſie auf die Sympathie ihrer Brüder im Reiche rechnen, auf die Sym- pathie der Stammesbrüder desjenigen Staates, den treue Waffenbrüderſchaft und tauſendjähriges freundſchaftliches Zuſammenleben mit den Deut- ſchen in Oeſterreich innig verbündet. (Stürmiſche Proſitrufe.) Unſere großen Dichter und Denker ſind auch die Ihrigen und die Ihrigen ſind auch die unſrigen. (Großer Beifall.) Und ſie werden es bleiben, ſo lange wir unſere theure deutſche Mutterſprache hochhalten und da ſchützen, wo ſie gefährdet iſt. Ihrem herrlichen Vereine, der ſich dieſen Schutz zur Lebensaufgabe geſtellt, gilt mein Spruch: Hoch der Deutſche Schulverein! (Minutenlanger Beifall und Hochrufe.) Obmann Dr. Weitlof ſagte: Kräftige Töne brauchen wir in Oeſterreich und junges kräftiges, friſches Leben in unſerem Verein! Die männliche und weibliche Jugend, die ich heute hier verſammelt ſehe, zeigt, daß auch der Nach- wuchs in unſere Fußſtapfen treten wird. Ich erhebe mein Glas auf die Einmüthigkeit in unſerem Verein, auf die unſerer Ceutralleitung am Herzen liegeuden wackeren Ortsgruppen, ins- beſondere aber auf unſere Frauenortsgruppen! Frau Ohneſorg, Gattin des um den Deutſchen Schulverein hochverdienten Bürger- meiſters aus Auſſig, feierte, wiederholt von rau- ſchendem Beifall unterbrochen, die deutſche Mut- terſprache. Um Mitternacht hatte der Feſtabend den Höhepunct noch nicht überſchritten. Auch eine große Anzahl eingelangter Telegramme aus allen deutſchen Gauen des Kaiſerreiches gelangten zur Verleſung. Feuer in der Prager Ausſtellung. Auf dem Ausſtellungsplatze in Prag brach geſtern gegen ½10 Uhr Abends Feuer aus, zu einer Zeit, wo die Hauptmaſſe der Beſucher ſich bereits entfernt hatte. Plötzlich verlöſchten die electriſchen Bogenlampen und eine Feuerſäule ſtieg aus dem Maſchinenraume empor. Unter den Anweſenden entſtand eine große Panik. Der Maſchinenraum, ein langgeſtreckter, mit Dachpappe gedeckter Holzbau, war zerſtört und auch die Maſchinen hatten erheblichen Schaden genommen. Wie das Feuer entſtanden, iſt vorläufig noch nicht eruirt; man vermuthet jedoch, daß ein Fehler in der electriſchen Anlage die Urſache ſei. Telephoniſche Nachrichten des „Mähr. Tagblattes“. Erzherzog Eugen. Bozen, 24. Mai. Der Hoch- und Deutſch- meiſter Erzherzog Eugen beſichtigte geſtern mehrere dem deutſchen Ritterorden gehörige Schlöſſer, welche einer Renovirung zu unterziehen ſind. Heute iſt Erzherzog Eugen von Bozen nach Klagenfurt abgereiſt. Sectionschef Bictor Ritter von Chlumecky †. Wien, 24. Mai. Der Präſideut des öſterr. Abgeordnetenhauſes Freiherr v. Chlumecky hat einen ſchweren Verluſt erlitten. Geſtern verſtarb nämlich in Purkersdorf deſſen Bruder Victor Ritter v. Chlumecky, Sectionschef im k. k. Landes-Vertheidigungsminiſterium. Der Verblichene hat ſich durch hervorragende Fortiſicationsarbeiten verdient gemacht. Abg. Joſef Neuwirth †. Wien. 24. Mai. In der heutigen Sitzung des Clubs der Vereinigten deutſchen Linken wid- mete Obmann Graf Kuenburg dem verſtor- benen Abg. Joſef Neuwirth einen warmen Nach- ruf. Durch Neuwirths Hinſcheiden habe die Partei abermals ein verdienſtvolles hervorragendes Mit- glied verloren. An dem heute ſtattfindenden Leichenbegängiſſe Neuwirths wird ſich der Ob- mann des Clubs der Vereinigten deutſchen Linken und zahlreiche Mitglieder desſelben betheiligten. Die Vorgänge in Saybuſch. Lemberg, 24. Mai. Die hiefige Statt- halterei hat den Hofrath Grafen Loſch nach Saybuſch entſendet, um dort Erhebungen über die bereits bekannten Ausſchreitungen gegen die Juden zu pflegen, ins- beſondere in der Angelegenheit des Advocaturs-Candidaten Dr. Sigmund Leſer. Die Bewohner von Saybuſch berufen ſich auf ein Gubernial-Decret vom Jahre 1809, nach welchem den Juden der Aufenthalt in Saybuſch nicht ge- ſtattet ſein ſoll. (Getreide-Preiſe der königl. Haupt- ſtadt Olmütz) am Wochenmarkt, den 22. Mai 1895.) Weizen per Hectoliter —.—, 6.37, —.—, Korn —.—, 5.17, —.—, Gerſte —.—, 4.90, —.—, Hafer —.—, 3.26, —.—, Proſſo —.—, —.—, —.—, Erbſen —.—, —.—, —.—. Linſen —.—, —.—, —.—, Wicken —.—, —.—, —.—, Hanfſamen —.—, —.—, —.—, Leinſamen —.—, —.—, —.—, Mohn —.—, —.—, —.—, Heu 100 Kilo 4.—, 4.60, 5.20, Stroh 100 Kilo —.—, 2.10, —.—. _

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 119, Olmütz, 24.05.1895, S. [7]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches119_1895/7>, abgerufen am 03.12.2024.