Mährisches Tagblatt. Nr. 167, Olmütz, 24.07.1889.[Spaltenumbruch]
Wir im katholischen Oesterreich waren alle- Politische Nachrichten. (Der jungtschechische Wahlsieg) läßt die (Die Politik Deutschlands.) Die "Pol. (Die Lage auf Kreta) wird eine (Die Boulangisten.) In Frankreich geht Locales und Provinzielles. Olmütz, 24. Juli. (Persenales) Se. Eminenz der Cardinal- (Militärisches.) Durch telegrafische Ordre (Zur Stadterweiterung.) Wie wir gestern [Spaltenumbruch] -- Sehen Sie Freundchen, flüsterte Goltz Ich hatte eine abscheuliche Nacht hinter mir -- Ist das Wirklichkeit? oder treibt der -- Sind Sie nicht aus Thorn? fragte ich. -- Nein, aus Neidenburg! antwortete sie. -- Ist es Zufall, der Sie in das Schrö- -- Nein, meine Mutter war schon bei Frau -- War es nöthig, daß Sie aus dem El- -- Das wohl nicht: meine Eltern aber -- Sagen Sie nur, ich käme. Kaum war Die Einladung, die ich empfangen hatte, Die Gesellschaft war belebt; ich kümmerte -- Sie finden Magda hübsch, sagte sie. -- Das eine schließt das andere nicht aus. -- Sie stammt aus einer anständigen Fa- -- Ich zweifle nicht daran. -- Also brechen wir ab. Der Wink war nicht mißzuverstehen, ich kam Schon nach einigen Tagen sollte ich durch -- Werther Freund, Sie müssen mir so- -- Selbstverständlich, wenn es im Bereich [Spaltenumbruch] -- Sie haben das hübsche Stubenmädchen -- Warum haben Sie ihm nicht die Wege -- Lieber Freund, ich sagte schon, der Kerl -- Desto eher werden Sie bei der Polizei -- Ich will nichts mit der Polizei und dem -- Ich bin zu Ihren Diensten. In einer Noch an dem Vormittag trat ich die Fahrt In der Nacht erreichte ich das Grenzstädt- [Spaltenumbruch]
Wir im katholiſchen Oeſterreich waren alle- Politiſche Nachrichten. (Der jungtſchechiſche Wahlſieg) läßt die (Die Politik Deutſchlands.) Die „Pol. (Die Lage auf Kreta) wird eine (Die Boulangiſten.) In Frankreich geht Locales und Provinzielles. Olmütz, 24. Juli. (Perſenales) Se. Eminenz der Cardinal- (Militäriſches.) Durch telegrafiſche Ordre (Zur Stadterweiterung.) Wie wir geſtern [Spaltenumbruch] — Sehen Sie Freundchen, flüſterte Goltz Ich hatte eine abſcheuliche Nacht hinter mir — Iſt das Wirklichkeit? oder treibt der — Sind Sie nicht aus Thorn? fragte ich. — Nein, aus Neidenburg! antwortete ſie. — Iſt es Zufall, der Sie in das Schrö- — Nein, meine Mutter war ſchon bei Frau — War es nöthig, daß Sie aus dem El- — Das wohl nicht: meine Eltern aber — Sagen Sie nur, ich käme. Kaum war Die Einladung, die ich empfangen hatte, Die Geſellſchaft war belebt; ich kümmerte — Sie finden Magda hübſch, ſagte ſie. — Das eine ſchließt das andere nicht aus. — Sie ſtammt aus einer anſtändigen Fa- — Ich zweifle nicht daran. — Alſo brechen wir ab. Der Wink war nicht mißzuverſtehen, ich kam Schon nach einigen Tagen ſollte ich durch — Werther Freund, Sie müſſen mir ſo- — Selbſtverſtändlich, wenn es im Bereich [Spaltenumbruch] — Sie haben das hübſche Stubenmädchen — Warum haben Sie ihm nicht die Wege — Lieber Freund, ich ſagte ſchon, der Kerl — Deſto eher werden Sie bei der Polizei — Ich will nichts mit der Polizei und dem — Ich bin zu Ihren Dienſten. In einer Noch an dem Vormittag trat ich die Fahrt In der Nacht erreichte ich das Grenzſtädt- <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0002" n="[2]"/> <cb/> <div type="jVarious" n="1"> <div xml:id="klostermauern2" prev="#klostermauern1" type="jArticle" n="2"> <p>Wir im katholiſchen Oeſterreich waren alle-<lb/> zeit an Klöſter gewöhnt und es gibt hier ſolche<lb/> Anſtalten, welche auch im Lichte der Oeffentlichkeit<lb/> und der allgemeinen Achtung gedeihen. Aber die<lb/> Einrichtung droht nun zum Fluche zu werden.<lb/> Der Staat hat in früheren Zeiten darauf geſe-<lb/> hen, daß die Klöſter in keinem ſchreienden Miß-<lb/> verhältniſſe zu der anderen menſchlichen Geſell-<lb/> ſchaft ſtehen. Heute ſcheint dies anders geworden.<lb/> Es ſcheint der Grundſatz zu gelten, daß es nicht<lb/> genug Klöſter geben könne, daß ſie nicht groß,<lb/> zahlreich bevölkert und nicht genug mit irdiſchem<lb/> Beſitz ausgeſtattet ſein können. Das wird ſich<lb/> bitter rächen. In den Frauenklöſtern werden In-<lb/> duſtrieen betrieben, — über die Strafhäuſer, in<lb/> denen gearbeitet wird, iſt das Geſchrei groß, die<lb/> Concurrenz der vielen Klöſter, von denen einige<lb/> ſogar Land- oder Milchwirthſchaft betreiben, wird<lb/> überſehen. Gerade im Kirchenſtaate der Päpſte<lb/> kam es zu allererſt zu Amortiſationsgeſetzen der<lb/> Kloſtergüter. In allen katholiſchen Staaten ſah<lb/> man ſich veranlaßt, den Erwerbsgeiſt der Klöſter<lb/> einzuſchränken, weil ſie mit reißender Geſchwin-<lb/> digkeit alles bewegliche und unbewegliche Vermö<supplied>-</supplied><lb/> gen an ſich brachten. Man ſah ſich genöthigt, die<lb/> Erben, die Familien gegen die Habſucht der Klö-<lb/> ſter zu ſchützen. Das Kloſterweſen, wie es bei<lb/> uns jetzt überhanb nimmt, iſt undeutſch, iſt ein<lb/> Tropfen des Orients im germaniſchen Blute. Es<lb/> wird und muß dagegen ernſthaft Stellung ge-<lb/> nommen und wenigſtens wieder auf ein halbwegs<lb/> erträgliches Maß zurückgeführt werden, ſonſt wird<lb/> das Kloſterweſen nicht nur den Bürger arm<lb/> machen, ſondern auch den Staat.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Politiſche Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Der jungtſchechiſche Wahlſieg)</hi> </head> <p>läßt die<lb/> Regierungsparteien noch immer nicht zur Ruhe<lb/> kommen. Neuerdings verlautet wieder, allerdings<lb/> von jungtſchechiſcher Seite, Fürſt Liechtenſtein ſei<lb/> in großem Zwieſpalt mit den Mitgliedern ſeines<lb/> Clubs gerathen und wolle ſich in Folge deſſen<lb/> ſogar von der parlamentariſchen Thätigkeit zurück-<lb/> ziehen. Dieſe Nachricht wird aber wohl kaum ſo<lb/> ernſt aufzufaſſen ſein. 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Es widerſpräche allen<lb/> Traditionen der deutſchen Regierung, wie wir ſie<lb/> ſeit 30 Jahren kennen, daß irgend ein hoher<lb/> Beamter oder hervorragender Diener des Staa-<lb/> tes den Verſuch machen ſollte, die Politik des<lb/> Kaiſers, wie ſie durch ſeinen oberſten Reichsbe-<lb/> amten gehandhabt wird, zu durchkreuzen. Der<lb/> Gedanke an die Möglichkeit eines ſolchen Vor-<lb/> habens wird von jedem Sachverſtändigen als<lb/> vollſtändig ausgeſchloſſen bezeichnet werden. Da-<lb/> mit wird aber jene Erklärung hinfällig, wornach<lb/> an leitender Stelle Zwieſpältigkeiten beſtehen ſoll-<lb/> ten, welche durch ſich widerſprechende Kundge-<lb/> bungen vor die Oeffentlichkeit gezogen würden.<lb/> Vollends der zweite Erklärungsverſuch, wornach<lb/> die deutſche Reichsregierung ihre Anſichten über<lb/> Dieſes oder Jenes von heute auf morgen ändere,<lb/> wird wohl von Niemandem ernſtlich unternom-<lb/> men werden. 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Hat<lb/> es doch faſt den Anſchein, als ob gewiſſe Mächte<lb/> ihr dabei in den Arm fallen wollten. Jedenfalls<lb/> iſt die Lage jetzt, wo die Athener Preſſe offen<lb/> für die Kretenſer Partei nimmt, eine ſehr kriti-<lb/> ſche geworden und man darf auf Ueberraſchun-<lb/> gen gefaßt ſein.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Die Boulangiſten.)</hi> </head> <p>In Frankreich geht<lb/> gegenwärtig der gerichtliche und politiſche Kampf<lb/> gegen den General Boulanger und ſeinen Anhang<lb/> allem Anderen an Intereſſe vor. Der General<lb/> hat bekanntlich die am nächſten Sonntag ſtatt-<lb/><cb/> findenden Wahlen der Generalräthe der Depar-<lb/> tements auserſehen, um der Regierung und dem<lb/> Lande einen Beweis von der Macht feines Na-<lb/> mens zu geben. Er wollte ſich in 80 Bezirken<lb/> zum Generalrathe wählen laſſen und einer großen<lb/> Anzahl anderer Bezirke die Candidaten unter<lb/> ſeinen Anhängern bezeichnen. Und nun ſoll, wie<lb/> die „République Françaiſe“ angezeigt, eine ge-<lb/> richtliche Ordonnanz ergehen, welche Boulan-<lb/> ger, Rochefort und Dillon noch am Tage vor<lb/> der Wahl die Wahlfähigkeit und ihre ſonſtigen<lb/> politiſchen und bürgerlichen Rechte entzieht. Es<lb/> iſt nur abzuwarten, welchen Erfolg dieſe Maß-<lb/> regeln auf die Wählerſchaften haben werden. —<lb/> Der Pariſer Correſpondent der „Köln. Ztg.“<lb/> ſchreibt über dieſe Angelegenheit: „Selbſt Dieje-<lb/> nigen, die geneigt ſein ſollten, die Anklagen<lb/> Quesnay de Beaurepaire’s gegen Boulanger ohne<lb/> Weiteres für unanfechtbar zu halten, werden nicht<lb/> in Abrede ſtellen können, daß ein ſehr bedeuten-<lb/> der Theil der Nation dieſen überzeugenden Ein-<lb/> druck nicht erhalten hat; vor Allem aber werden<lb/> ſie ſich ſagen müſſen, daß die Boulangiſten durch<lb/> die Anklageſchrift nicht im mindeſten entmuthigt<lb/> ſind, da ſie ſich nicht ſcheuen, offen zum Angriffe<lb/> vorzugehen. Die Abſicht Boulangers, bei achtzig<lb/> Generalrathswahlen als Candidat aufzutreten, iſt<lb/> ſicher kein Beweis der Entmuthigung, ſondern<lb/> zeugt viel eher von großem Vertrauen in ſeinen<lb/> Einfluß und ſeine Kraft, denn es liegt auf der<lb/> Hand, daß ein Mißerfolg bei dieſem „Plebiscit“<lb/> ſehr ungünſtige Folgen für die allgemeinen<lb/> Wahlen haben würde. Das wiſſen die Boulan-<lb/> giſten ſo gut wie Andere, und wenn ſie daher<lb/> jetzt eine Generalprobe wagen, ſo thun ſie es<lb/> nur, weil ſie des Erfolges ſicher zu ſein glauben.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Locales und Provinzielles.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Olmütz,</hi> 24. Juli.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Perſenales)</hi> </head> <p>Se. Eminenz der Cardinal-<lb/> Fürſterzdiſchof Landgraf Fürſtenberg wird ſich<lb/> am nächſten Freitag, den 26. d. 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Vojnovits kommen Ge-<lb/> neralmajor Guſtas iſt ein geborener Olmützer.</p> </div><lb/> <div xml:id="stadterweiterung1" next="#stadterweiterung2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Zur Stadterweiterung.)</hi> </head> <p>Wie wir geſtern<lb/> meldeten, hat das Stadtverordneten-Collegium in<lb/> ſeiner letzten Sitzung beſchloſſen eine Immediat-</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div next="#schwärzer3" xml:id="schwärzer2" prev="#schwärzer1" type="jArticle" n="2"> <p>— Sehen Sie Freundchen, flüſterte Goltz<lb/> mir zu, das iſt die Folge Ihrer Neugier. Wa-<lb/> rum miſchen Sie ſich in andere Angelegenheiten?!</p><lb/> <p>Ich hatte eine abſcheuliche Nacht hinter mir<lb/> und war demnach mißvergnügt. Die Arbeit<lb/> wollte mir nicht munden, und ich bereitete mich<lb/> ſchon zum Ausgang, als gegen 10 Uhr nach mir<lb/> gefragt wurde. Ich öffnete die Thür und war<lb/> erſtaunt, Magda vor mir zu ſehen.</p><lb/> <p>— Iſt das Wirklichkeit? oder treibt der<lb/> Traumdämon noch ſein Spiel mit mir? fragte<lb/> ich mich. Doch nein, es war Wirklichleit; denn<lb/> Magda brachte mir eine Einladung einer befreun-<lb/> deten Familie, bei der ſie als Stubenmädchen im<lb/> Dienſt ſtand. Ich benutzte die Gelegenheit, um<lb/> mit dem ſchönen Mädchen ein Geſpräch anzu-<lb/> knüpfen.</p><lb/> <p>— Sind Sie nicht aus Thorn? fragte ich.</p><lb/> <p>— Nein, aus Neidenburg! antwortete ſie.</p><lb/> <p>— Iſt es Zufall, der Sie in das Schrö-<lb/> der’ſche Haus geführt hat?</p><lb/> <p>— Nein, meine Mutter war ſchon bei Frau<lb/> Schröder im Dienſt.</p><lb/> <p>— War es nöthig, daß Sie aus dem El-<lb/> ternhauſe in die Fremde mußten?</p><lb/> <p>— Das wohl nicht: meine Eltern aber<lb/> wünſchten, daß ich mich außerhalb umthun ſollte,<lb/> antwortete ſie: Darf ich mir jedoch die Antwort<lb/> auf den Brief, denn ich Ihnen überbracht habe,<lb/> erbitten? Ich habe Eile.</p><lb/> <p>— Sagen Sie nur, ich käme. Kaum war<lb/> die Antwort gegeben, ſo hatte Magda auch den<lb/> Rückweg angetreten.</p><lb/> <p>Die Einladung, die ich empfangen hatte,<lb/> trug die Bemerkung: „Umſtände werden nicht<lb/> gemacht.“ Das war keine Phraſe. Man plauderte<lb/> ungezwungen, aß und trank, wann man wollte<lb/> und was das reiche Büffet des hochangeſehenen<lb/><cb/> Kaufmannshauſes darbot. Hin und wieder wurde<lb/> muſicirt, jedenfalls genirte ſich Niemand. Dieſe<lb/> zwangloſen Verſammlungen in dem Schröder’ſchen<lb/> Hauſe hatten einen großen Ruf in der alten<lb/> weſtpreußiſchen Stadt Thorn. Ich wäre aber auch<lb/> erſchienen, wenn der Aufenthalt dort über jedes<lb/> Maß langweilig geweſen wäre, denn mich trieb die<lb/> Neugier, etwas über Magda zu vernehmen.</p><lb/> <p>Die Geſellſchaft war belebt; ich kümmerte<lb/> mich um ſie wenig, ſondern ſuchte nur der Haus-<lb/> frau auf einige Minuten nahe zu kommen. Es<lb/> gelang mir auch, und nach einigen Einleitungs-<lb/> worten fragte ich ſie, wie ſie zu dem hübſchen<lb/> Mädchen gekommen ſei, das ſie mit der Einla-<lb/> dung zu mir geſchickt habe. Frau Schröder ſah<lb/> mich erſtaunt an.</p><lb/> <p>— Sie finden Magda hübſch, ſagte ſie.<lb/> Nun ja, ſie iſt es, aber auch anſtändig.</p><lb/> <p>— Das eine ſchließt das andere nicht aus.</p><lb/> <p>— Sie ſtammt aus einer anſtändigen Fa-<lb/> milie, fuhr Frau Schröder in ernſtem Tone fort.</p><lb/> <p>— Ich zweifle nicht daran.</p><lb/> <p>— Alſo brechen wir ab.</p><lb/> <p>Der Wink war nicht mißzuverſtehen, ich kam<lb/> ihm nach. Noch einige Höflichkeitsredensarten,<lb/> dann wandte ich mich der Geſellſchaft zu und<lb/> ſchob mich in die Nähe des Hausherrn. Dieſer<lb/> ſtand mir jedoch noch weniger Rede, und miß-<lb/> vergnügt, meinen Zweck nicht erreicht zu haben,<lb/> verließ ich das Haus des reichen Kaufherrn.</p><lb/> <p>Schon nach einigen Tagen ſollte ich durch<lb/> ihn ſelbſt zu einer Reiſe nach Soldau veranlaßt<lb/> werden. Es war an einem Freitag Morgen, als<lb/> Schröder in mein Zimmer trat.</p><lb/> <p>— Werther Freund, Sie müſſen mir ſo-<lb/> gleich einen Gefallen erweiſen.</p><lb/> <p>— Selbſtverſtändlich, wenn es im Bereich<lb/> der Möglichkeit liegt, war meine Antwort.</p><lb/> <cb/> <p>— Sie haben das hübſche Stubenmädchen<lb/> meiner Frau bemerkt. Sie war die Braut eines<lb/> Schwärzers, des vorwegenſten Kerls unter dem<lb/> Himmel. Magda’s Eltern wünſchten dieſe Ver-<lb/> bindung nicht und ſchickten das Mädchen deshalb zu<lb/> mir in das Haus. Die Mutter war früher bei<lb/> meiner Frau Zofe geweſen. Der Bräutigam, Stefan<lb/> Petrowsky, hat ihren Aufenthaltsort erſpäht, er<lb/> iſt hiehergekommen und hat mir eine Szene<lb/> geſpielt.</p><lb/> <p>— Warum haben Sie ihm nicht die Wege<lb/> gewieſen?</p><lb/> <p>— Lieber Freund, ich ſagte ſchon, der Kerl<lb/> ſei verwegen wie kein Zweiter, er iſt ein Schwär-<lb/> zer von der ſchlimmſten Art.</p><lb/> <p>— Deſto eher werden Sie bei der Polizei<lb/> Beiſtand finden.</p><lb/> <p>— Ich will nichts mit der Polizei und dem<lb/> Schwärzer zu ſchaffen haben. Wollen Sie mir<lb/> alſo die Freundſchaft erweiſen und nach Soldau<lb/> reiſen, um dem Papa Friedrichſtein verſtehen zu<lb/> geben, er thäte am beſten, ſeine Tochter fortzu-<lb/> nehmen und ſie wo anders hinzuthun? Ich würde<lb/> die Sache brieflich verhandeln; aber das macht<lb/> ſich mündlich beſſer. Nicht, Sie treten die Reiſe an?</p><lb/> <p>— Ich bin zu Ihren Dienſten. In einer<lb/> Stunde bin ich reiſefertig.</p><lb/> <p>Noch an dem Vormittag trat ich die Fahrt<lb/> mit der Extrapoſt an. Ich ſagte mir übrigens,<lb/> daß Schröder noch durch einen anderen Grund<lb/> beſtimmt werde, mit Magda’s Vater nicht ſchrift-<lb/> lich zu verhandeln, doch hatte ich abſichtlich nicht<lb/> weiter danach geforſcht, um nicht Mißtrauen zu<lb/> erregen.</p><lb/> <p>In der Nacht erreichte ich das Grenzſtädt-<lb/> chen Soldau und ſuchte am folgenden Morgen<lb/> Magda’s Eltern auf. Es waren prächtige Leute,<lb/> der Vater ein Fünfziger und ſeit Jahren inva-</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [[2]/0002]
Wir im katholiſchen Oeſterreich waren alle-
zeit an Klöſter gewöhnt und es gibt hier ſolche
Anſtalten, welche auch im Lichte der Oeffentlichkeit
und der allgemeinen Achtung gedeihen. Aber die
Einrichtung droht nun zum Fluche zu werden.
Der Staat hat in früheren Zeiten darauf geſe-
hen, daß die Klöſter in keinem ſchreienden Miß-
verhältniſſe zu der anderen menſchlichen Geſell-
ſchaft ſtehen. Heute ſcheint dies anders geworden.
Es ſcheint der Grundſatz zu gelten, daß es nicht
genug Klöſter geben könne, daß ſie nicht groß,
zahlreich bevölkert und nicht genug mit irdiſchem
Beſitz ausgeſtattet ſein können. Das wird ſich
bitter rächen. In den Frauenklöſtern werden In-
duſtrieen betrieben, — über die Strafhäuſer, in
denen gearbeitet wird, iſt das Geſchrei groß, die
Concurrenz der vielen Klöſter, von denen einige
ſogar Land- oder Milchwirthſchaft betreiben, wird
überſehen. Gerade im Kirchenſtaate der Päpſte
kam es zu allererſt zu Amortiſationsgeſetzen der
Kloſtergüter. In allen katholiſchen Staaten ſah
man ſich veranlaßt, den Erwerbsgeiſt der Klöſter
einzuſchränken, weil ſie mit reißender Geſchwin-
digkeit alles bewegliche und unbewegliche Vermö-
gen an ſich brachten. Man ſah ſich genöthigt, die
Erben, die Familien gegen die Habſucht der Klö-
ſter zu ſchützen. Das Kloſterweſen, wie es bei
uns jetzt überhanb nimmt, iſt undeutſch, iſt ein
Tropfen des Orients im germaniſchen Blute. Es
wird und muß dagegen ernſthaft Stellung ge-
nommen und wenigſtens wieder auf ein halbwegs
erträgliches Maß zurückgeführt werden, ſonſt wird
das Kloſterweſen nicht nur den Bürger arm
machen, ſondern auch den Staat.
Politiſche Nachrichten.
(Der jungtſchechiſche Wahlſieg) läßt die
Regierungsparteien noch immer nicht zur Ruhe
kommen. Neuerdings verlautet wieder, allerdings
von jungtſchechiſcher Seite, Fürſt Liechtenſtein ſei
in großem Zwieſpalt mit den Mitgliedern ſeines
Clubs gerathen und wolle ſich in Folge deſſen
ſogar von der parlamentariſchen Thätigkeit zurück-
ziehen. Dieſe Nachricht wird aber wohl kaum ſo
ernſt aufzufaſſen ſein. Dagegen werden die Cle-
ricalen ihren Wünſchen nach der confeſſionellen
Schule große Zurückhaltung auferlegen müſſen,
wenn ſie nicht den anderen Mehrheitsparteien und
der Regierung gefährliche Hinderniſſe in den Weg
legen wollen.
(Die Politik Deutſchlands.) Die „Pol.
Corr.“ befaßt ſich in einer Berliner Cor-
reſpondenz mit den verſchiedenen Kundgebun-
gen der Blätter über die angeblichen mili-
täriſchen Unterſtrömungen und erörtert eingehend
den Begriff „officiös“, nachdem bald dieſes, bald
jenes Blatt ſo bezeichnet werde. Dann heißt es
weiter: „Es gibt in Deutſchland nur eine Poli-
tik, die des Kaiſers, welcher die Leitung derſel-
ben einem langjährig bewährten Vertrauensmann,
der ſich in vollſter Uebereinſtimmung mit ihm
befindet, überlaſſen hat. Es widerſpräche allen
Traditionen der deutſchen Regierung, wie wir ſie
ſeit 30 Jahren kennen, daß irgend ein hoher
Beamter oder hervorragender Diener des Staa-
tes den Verſuch machen ſollte, die Politik des
Kaiſers, wie ſie durch ſeinen oberſten Reichsbe-
amten gehandhabt wird, zu durchkreuzen. Der
Gedanke an die Möglichkeit eines ſolchen Vor-
habens wird von jedem Sachverſtändigen als
vollſtändig ausgeſchloſſen bezeichnet werden. Da-
mit wird aber jene Erklärung hinfällig, wornach
an leitender Stelle Zwieſpältigkeiten beſtehen ſoll-
ten, welche durch ſich widerſprechende Kundge-
bungen vor die Oeffentlichkeit gezogen würden.
Vollends der zweite Erklärungsverſuch, wornach
die deutſche Reichsregierung ihre Anſichten über
Dieſes oder Jenes von heute auf morgen ändere,
wird wohl von Niemandem ernſtlich unternom-
men werden. Wenn je die Politik eines großen
Landes als eine „zielbewußte“ bezeichnet werden
durfte, kann dies ſicherlich auf die deutſche Re-
gierung angewandt werden.“
(Die Lage auf Kreta) wird eine
ernſte. Heute wird ſchon officiell von Inſurgen-
ten geſprochen, welche die Behörden in Vamos
und Cidonia vertrieben, welche Archive plünder-
ten und verbrannten. Ein revolutionärer Aus-
ſchuß ſitzt in Buzamaria und die Conſuln der
Mächte ſuchen ſich mit demſelben ins Einverneh-
men zu ſetzen. Offen wird jetzt die Annexion
durch Griechenland verlangt. Daß die eigenthüm-
liche Rede Lord Salisbury’s zu dem Entflam-
men der Bewegung weſentlich beiträgt, ſteht feſt
und die Pforte wird ihre liebe Noth haben, mit
Truppen die entfeſſelten Geiſter zu bannen. Hat
es doch faſt den Anſchein, als ob gewiſſe Mächte
ihr dabei in den Arm fallen wollten. Jedenfalls
iſt die Lage jetzt, wo die Athener Preſſe offen
für die Kretenſer Partei nimmt, eine ſehr kriti-
ſche geworden und man darf auf Ueberraſchun-
gen gefaßt ſein.
(Die Boulangiſten.) In Frankreich geht
gegenwärtig der gerichtliche und politiſche Kampf
gegen den General Boulanger und ſeinen Anhang
allem Anderen an Intereſſe vor. Der General
hat bekanntlich die am nächſten Sonntag ſtatt-
findenden Wahlen der Generalräthe der Depar-
tements auserſehen, um der Regierung und dem
Lande einen Beweis von der Macht feines Na-
mens zu geben. Er wollte ſich in 80 Bezirken
zum Generalrathe wählen laſſen und einer großen
Anzahl anderer Bezirke die Candidaten unter
ſeinen Anhängern bezeichnen. Und nun ſoll, wie
die „République Françaiſe“ angezeigt, eine ge-
richtliche Ordonnanz ergehen, welche Boulan-
ger, Rochefort und Dillon noch am Tage vor
der Wahl die Wahlfähigkeit und ihre ſonſtigen
politiſchen und bürgerlichen Rechte entzieht. Es
iſt nur abzuwarten, welchen Erfolg dieſe Maß-
regeln auf die Wählerſchaften haben werden. —
Der Pariſer Correſpondent der „Köln. Ztg.“
ſchreibt über dieſe Angelegenheit: „Selbſt Dieje-
nigen, die geneigt ſein ſollten, die Anklagen
Quesnay de Beaurepaire’s gegen Boulanger ohne
Weiteres für unanfechtbar zu halten, werden nicht
in Abrede ſtellen können, daß ein ſehr bedeuten-
der Theil der Nation dieſen überzeugenden Ein-
druck nicht erhalten hat; vor Allem aber werden
ſie ſich ſagen müſſen, daß die Boulangiſten durch
die Anklageſchrift nicht im mindeſten entmuthigt
ſind, da ſie ſich nicht ſcheuen, offen zum Angriffe
vorzugehen. Die Abſicht Boulangers, bei achtzig
Generalrathswahlen als Candidat aufzutreten, iſt
ſicher kein Beweis der Entmuthigung, ſondern
zeugt viel eher von großem Vertrauen in ſeinen
Einfluß und ſeine Kraft, denn es liegt auf der
Hand, daß ein Mißerfolg bei dieſem „Plebiscit“
ſehr ungünſtige Folgen für die allgemeinen
Wahlen haben würde. Das wiſſen die Boulan-
giſten ſo gut wie Andere, und wenn ſie daher
jetzt eine Generalprobe wagen, ſo thun ſie es
nur, weil ſie des Erfolges ſicher zu ſein glauben.
Locales und Provinzielles.
Olmütz, 24. Juli.
(Perſenales) Se. Eminenz der Cardinal-
Fürſterzdiſchof Landgraf Fürſtenberg wird ſich
am nächſten Freitag, den 26. d. M. zum Cur-
gebrauche nach Gaſtein begeben.
(Militäriſches.) Durch telegrafiſche Ordre
wurde der Generalmajor Leopold Guſtas, Com-
mandant der 27. Inſanterie-Brigade in Preßburg,
als Brigadier nach Banjaluka verſetzt. Auf
ſeinen Poſten ſoll GM. Vojnovits kommen Ge-
neralmajor Guſtas iſt ein geborener Olmützer.
(Zur Stadterweiterung.) Wie wir geſtern
meldeten, hat das Stadtverordneten-Collegium in
ſeiner letzten Sitzung beſchloſſen eine Immediat-
— Sehen Sie Freundchen, flüſterte Goltz
mir zu, das iſt die Folge Ihrer Neugier. Wa-
rum miſchen Sie ſich in andere Angelegenheiten?!
Ich hatte eine abſcheuliche Nacht hinter mir
und war demnach mißvergnügt. Die Arbeit
wollte mir nicht munden, und ich bereitete mich
ſchon zum Ausgang, als gegen 10 Uhr nach mir
gefragt wurde. Ich öffnete die Thür und war
erſtaunt, Magda vor mir zu ſehen.
— Iſt das Wirklichkeit? oder treibt der
Traumdämon noch ſein Spiel mit mir? fragte
ich mich. Doch nein, es war Wirklichleit; denn
Magda brachte mir eine Einladung einer befreun-
deten Familie, bei der ſie als Stubenmädchen im
Dienſt ſtand. Ich benutzte die Gelegenheit, um
mit dem ſchönen Mädchen ein Geſpräch anzu-
knüpfen.
— Sind Sie nicht aus Thorn? fragte ich.
— Nein, aus Neidenburg! antwortete ſie.
— Iſt es Zufall, der Sie in das Schrö-
der’ſche Haus geführt hat?
— Nein, meine Mutter war ſchon bei Frau
Schröder im Dienſt.
— War es nöthig, daß Sie aus dem El-
ternhauſe in die Fremde mußten?
— Das wohl nicht: meine Eltern aber
wünſchten, daß ich mich außerhalb umthun ſollte,
antwortete ſie: Darf ich mir jedoch die Antwort
auf den Brief, denn ich Ihnen überbracht habe,
erbitten? Ich habe Eile.
— Sagen Sie nur, ich käme. Kaum war
die Antwort gegeben, ſo hatte Magda auch den
Rückweg angetreten.
Die Einladung, die ich empfangen hatte,
trug die Bemerkung: „Umſtände werden nicht
gemacht.“ Das war keine Phraſe. Man plauderte
ungezwungen, aß und trank, wann man wollte
und was das reiche Büffet des hochangeſehenen
Kaufmannshauſes darbot. Hin und wieder wurde
muſicirt, jedenfalls genirte ſich Niemand. Dieſe
zwangloſen Verſammlungen in dem Schröder’ſchen
Hauſe hatten einen großen Ruf in der alten
weſtpreußiſchen Stadt Thorn. Ich wäre aber auch
erſchienen, wenn der Aufenthalt dort über jedes
Maß langweilig geweſen wäre, denn mich trieb die
Neugier, etwas über Magda zu vernehmen.
Die Geſellſchaft war belebt; ich kümmerte
mich um ſie wenig, ſondern ſuchte nur der Haus-
frau auf einige Minuten nahe zu kommen. Es
gelang mir auch, und nach einigen Einleitungs-
worten fragte ich ſie, wie ſie zu dem hübſchen
Mädchen gekommen ſei, das ſie mit der Einla-
dung zu mir geſchickt habe. Frau Schröder ſah
mich erſtaunt an.
— Sie finden Magda hübſch, ſagte ſie.
Nun ja, ſie iſt es, aber auch anſtändig.
— Das eine ſchließt das andere nicht aus.
— Sie ſtammt aus einer anſtändigen Fa-
milie, fuhr Frau Schröder in ernſtem Tone fort.
— Ich zweifle nicht daran.
— Alſo brechen wir ab.
Der Wink war nicht mißzuverſtehen, ich kam
ihm nach. Noch einige Höflichkeitsredensarten,
dann wandte ich mich der Geſellſchaft zu und
ſchob mich in die Nähe des Hausherrn. Dieſer
ſtand mir jedoch noch weniger Rede, und miß-
vergnügt, meinen Zweck nicht erreicht zu haben,
verließ ich das Haus des reichen Kaufherrn.
Schon nach einigen Tagen ſollte ich durch
ihn ſelbſt zu einer Reiſe nach Soldau veranlaßt
werden. Es war an einem Freitag Morgen, als
Schröder in mein Zimmer trat.
— Werther Freund, Sie müſſen mir ſo-
gleich einen Gefallen erweiſen.
— Selbſtverſtändlich, wenn es im Bereich
der Möglichkeit liegt, war meine Antwort.
— Sie haben das hübſche Stubenmädchen
meiner Frau bemerkt. Sie war die Braut eines
Schwärzers, des vorwegenſten Kerls unter dem
Himmel. Magda’s Eltern wünſchten dieſe Ver-
bindung nicht und ſchickten das Mädchen deshalb zu
mir in das Haus. Die Mutter war früher bei
meiner Frau Zofe geweſen. Der Bräutigam, Stefan
Petrowsky, hat ihren Aufenthaltsort erſpäht, er
iſt hiehergekommen und hat mir eine Szene
geſpielt.
— Warum haben Sie ihm nicht die Wege
gewieſen?
— Lieber Freund, ich ſagte ſchon, der Kerl
ſei verwegen wie kein Zweiter, er iſt ein Schwär-
zer von der ſchlimmſten Art.
— Deſto eher werden Sie bei der Polizei
Beiſtand finden.
— Ich will nichts mit der Polizei und dem
Schwärzer zu ſchaffen haben. Wollen Sie mir
alſo die Freundſchaft erweiſen und nach Soldau
reiſen, um dem Papa Friedrichſtein verſtehen zu
geben, er thäte am beſten, ſeine Tochter fortzu-
nehmen und ſie wo anders hinzuthun? Ich würde
die Sache brieflich verhandeln; aber das macht
ſich mündlich beſſer. Nicht, Sie treten die Reiſe an?
— Ich bin zu Ihren Dienſten. In einer
Stunde bin ich reiſefertig.
Noch an dem Vormittag trat ich die Fahrt
mit der Extrapoſt an. Ich ſagte mir übrigens,
daß Schröder noch durch einen anderen Grund
beſtimmt werde, mit Magda’s Vater nicht ſchrift-
lich zu verhandeln, doch hatte ich abſichtlich nicht
weiter danach geforſcht, um nicht Mißtrauen zu
erregen.
In der Nacht erreichte ich das Grenzſtädt-
chen Soldau und ſuchte am folgenden Morgen
Magda’s Eltern auf. Es waren prächtige Leute,
der Vater ein Fünfziger und ſeit Jahren inva-
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