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Mährisches Tagblatt. Nr. 17, Olmütz, 22.01.1894.

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[Spaltenumbruch] und mehrere Gruppen von Dominos, von
welchen jenen in Gelb und Schwarz mit hohen
Kapuzen wol die Palme gebührt. Nebenbei gab
es noch einige hübsche Charactermasken. Die
reizenden Gruppen fanden vielen Beifall. Von
den Balltoiletten seien erwähnt eine himmelblaue
Seidentoilette mit prächtigem Spitzen-Jaquet, eine
Toilette in Weiß und Rosa, eine gelbe Seiden-
toilette, eine Rosa-Toilette. Doch ist es un-
möglich jede einzelne der farbenprächtigen Toilet-
ten herauszuheben. Zahlreiche Damen hatten
die Larven vorgenommen und intriguirten, ge-
schützt durch die ihnen hiedurch gewährte Imu-
nität, die Herrenwelt in der lustigsten Weise.
Se. kais. Hoheit Herr Erzherzog Eugen, der
während der Einzug stattfand, in der Mitte des
Saales Aufstellung genommen hatte schien
an dem bunten Maskentreiben lebhaften Ge-
fallen zu finden und converfirte mit einzelnen
Ballbesuchern in liebenswürdigster Weise. Nach
ungefähr zweistündigem Aufenthalte verließ der
Herr Erzherzog das Fest, indem er nochmals seiner
hohen Befriedigung über das Gelingen des-
selben Ausdruck gab. Dem Tanze, zu wel-
chem die städt. Musikcapelle unter Leitung des
Herrn Tschauner in unermüdlichster Weise
aufspielte, wurde da an reizenden Tänzerinnen und
flotten Tänzern kein Mangel war, mit der größten
Hingebung gehuldigt. Unter den Ballbesuchern, zu
welchen auch diesmal unsere wackere Garnison das
größte Contingent stellte, bemerkten wir Herrn
Bürgermeister v. Engel, Herrn Vicebürgermeister
Brandhuber, Herrn Gymnasial-Director
Seyß, mebrere Herren Gemeinderäthe und
Stadtverordnete, sämmtliche Herren Regiments-
commandanten zahlreiche andere militärische Wür-
denträger und mehrer Bühnenmitglieder etc. Dem Co-
mite und der unermüdlichen Präsidentin des Frauen-
vereines sei für das schöne Arrangement des Balles die
vollste Anerkennung gezollt. Leider fand der Ball
gegen 2 Uhr Nachts einen ganz unerwarteten
Abschluß, indem sich die aus Papier gefertigte
Umhüllung des Lusters entzündete. Obgleich der
Brand sofort gelöscht wurde und die Tänzer sich
eben anschickten zu neuem Tanze, wurde der Ball
von dem Comite für beendet erklärt. Ueber die
nähere Ursache der Störung berichten wir an
anderer Stelle. Hier sei noch der schönen mit
dem Bilde des hohen Protectors geschmückten
Tanzordnungen gedacht, zu denen Herr Wasservogel
die Bildnisse des Herrn Erzherzogs in liebens-
würdigster Weise beigestellt hatte. Das Er-
trägniß des Ballfestes, welches durch reiche
Spenden Seiner kais. Hoheit des Herrn Erz-
herzogs Eugen und des hochw. Fürsterzbischofs
Dr. Kohn namhaft erhöht wurde, wird hoffent-
lich ein schönes sein, so daß die Armen sich des
Festes ebenso freuen dürfen, wie die Ballbesucher.

(Wohlthätigkeits-Spenden.)

Für den
Zweck der Bespeisung armer Schulkinder während
der Winterszeit sind der Leitung der fünfclassigen
Knabenvolksschule folgende Beträge übergeben
[Spaltenumbruch] worden: durch den Herrn Redacteur Wilhelm
Seethaler zweimal je 1 fl. 50 kr., von dem
Herrn Wilh. Redlich, Hausbesitzer in Olmütz,
und dem Herrn Moriz Scholz, Gutsbesitzer in
Knönitz, je 5 fl., von den P. T. Herren Eltern
der Schüler der 5. Classe, Edgar Müller und
Otto Schwöder, je 2 fl. und von jenen der
Schüler Franz Vymetal und Roman Zaple-
tal
je 1 fl. Die Schulleitung erfüllt eine ange-
nehme Pflicht, indem sie die oben angeführten
Spenden zur öffentlichen Kenntniß bringt und im
Namen der armen Schuljugend hiefür den innig-
sten Dank ausspricht. Insbesondere aber fühlt sich
dieselbe gedrungen, dem langjährigen Wohlthäter
der hierortigen armen Schulkinder, dem Herrn
Gemeinderath und Primarius Med. Dr. E. Mick,
für die alljährlich wiederkehrende Spende von 25 fl.
aus innig bewegtem Herzen den wärmsten Dank
hochachtungsvollst abzustatten. Zufolge der gütigen
Zuwendung dieses namhaften Betrages wurde
die Schulleitung in die erfreuliche Lage versetzt,
den bedürftigsten Schülern dieser Anstalt
wenigstens einige Wochen hindurch anstatt der
bisherigen 25 Mittagessen pro Woche die dop-
pelte Anzahl solcher in derselben Zeit verab-
reichen lassen zu können. Wer da weiß, daß eine
große Zahl meist recht strebsamer Kinder der
Aermsten der Olmützer Bevölkerung gerade wäh-
rend der kältesten Jahreszeit einer hinreichenden
Nahrung entbehren muß, weil in dieser Zeit
den betreffenden Eltern oft die Gelegenheit
mangelt für sich und ihre Angehörigen die
Mittel zur Befriedigung der unumgänglichsten
Lebensbedürfnisse zu erwerben, der wird
einerseits zu ermessen vermögen, welch' große
Wohlthat der armen Schuljugend durch die
Darbietung einer kräftigen Kost zutheil wird;
andererseits wird in Würdigung dieser Wohl-
that jedermann dankbarst anerkennen, daß alle
jene Menschenfreunde, welche nach dem Maße
ihrer Vermögensverhältnisse sich an dem guten
Werke betheiligen, ein großes Verdienst um die
körperliche Entwicklung unserer heranwachsenden,
armen Jugend sich erwerben; denn von ihnen
muß man sagen, sie wirken im edelsten Sinne
und in geeignetester Weise der Aufforderung ge-
mäß, die auf Grund weiser Erkenntniß an die
erste Stelle in der Reihe der leiblichen Werke
der Barmherzigkeit gesetzt ist und die da lautet:
"Die Hungrigen speisen!"

(Vom Theater.)

Am letzten Samstag wurden
die beiden Einacter "Meister Fortunio und sein
Liebeslied" und "Die Vorlesung bei der Haus-
meisterin" bei recht gut besuchtem Hause aufge-
führt. In der Operette boten Fräulein Kollin,
und Fräulein Perlinger, welch letztere trotz
ihrer merklichen Indisposition ihren Humor
nicht verloren hatte, sowie Herr Adam bei-
fälligst aufgenommene Leistungen. Auch die
Damenchöre hielten sich recht brav. Herr
Capellmeister Korolanyi dirigirte die Operette in
gewohnter trefflicher Weise. Die Posse: "Eine
[Spaltenumbruch] Vorlesung bei der Hausmeisterin" erregte stür[-]
mische Lachsalven. Die Herren Augustin, Adam
und Binder präsentirten sich ihren Verkleidungs-
rollen ganz famos und wurden bei ihrem Er-
scheinen auf der Bühne mit Jubel begrüßt. Das
Tempo, in welchem die Posse gespielt wurde, hätte
etwas rascher sein können. -- Nach der jüngsten
Ablehnung einer französischen Posse versuchte es unsere
Bühnenleitung gestern mit einer englischen Farce,
welche zwar auch nicht an übermäßigem Witz
leidet, aber dennoch, wenn man sich einmal mit
den Unwahrscheinlichkeiten derselben abgefunden
hat, viel Heiterkeit weckt. Es ist eigentlich ein
Studentenulk, der uns unter dem Titel: "Char-
leys Tante"
aufgetischt wird. Die Tante
Charleys wird von diesem und einem Colle-
gen erwartet und soll die Gardedame sein
bei einem Souper, das die beiden lebens-
lustigen Studenten ihren Herzallerliebsten geben
wollen, um ihnen bei dieser Gelegenheit ihre
Liebe zu gestehen. Um durch die Tante in
solcher Situation nicht allzusehr gestört zu werden,
laden sie einen Collegen, Lord Babberley ein,
dessen Bestimmung es ist, die Tante zu unter-
halten. Im letzten Momente langt statt Charleys
Tante ein Telegramm ein, welches deren Ankunft
erst mit einem späteren Zuge ankündigt. Da wird
nun seine Lordschaft als Charleys Tante angekleidet
und übernimmt die Pflichten der Repräsentation. Die
heiteren Verwicklungen, die daraus entstehen bis die
wirkliche Tante eintrifft und auch eine Braut für
die falsche Tante mitbringt, bilden den Inhalt
des Stückes, das gestern auf unserer Bühne
überaus flott gespielt, Beifallsstürme entfesselte.
Die falsche Tante spielte Herr Augustin mit
dem vollen Aufgebote seines gutmüthigen Humors,
der stets des Beifalls sicher ist, auch wenn es
gilt über heikle Situationen, an denen es in
"Charles Tante" nicht fehlt, hinwegzukommen.
Die beiden studentischen Brautpaare fanden in
den Damen Wally und Sorger und den
Herren Andresen und Brandt gute Ver-
treter. Neben diesen wirkten Frl. Marion, Fr.
Seyfferth, Herr Steinar, Herr Popp und
Herr Binder aufs Beste zusammen, um den
Gedanken an die dramatische Bedeutungslosigkeit
des Stückes nicht aufkommen zu lassen. Man
lachte ununterbrochen. Dafür darf auch die
Regie des Herrn Steinar ein lobend Wort in
Anspruch nehmen. Der Vorstellung wohnten ihre
kais. Hoheiten Erzherzog Eugen und Erzherzog
Josef Ferdinand bis zum Schlusse bei.

(Aus dem Stadtverordneten-Collegium.)

Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des
Stadtverordneten-Collegiums ist folgende: Gesuch
der beiden städt. Wachführer um Remunerirung
ihrer stellvertretenden Dienste während der Erle-
digung des Inspectorpostens. -- Gesuch der Marie
Mikschik, Wärterin im städt. Kindergarten, um Er-
höhung ihrer Bezüge. -- Eingabe des Curatoriums
der städt. Pfandleihanstalt mit der Jahresrechnung
pro 1893. -- Gesuch um Verleihung eines aus-




[Spaltenumbruch]
Das verlassene Gasthaus.
Roman von A. K. Green.
(16. Fortsetzung.)
Viertes Capitel.
Fragen und Antworten.

Als ich wieder zur Besinnung kam, war
mein erster Gedanke, welches Glück es sei, daß
ich sowohl die Ereignisse jenes 28. Januar
vor sechzehn Jahren als auch den Argwohn, der
mich während der verhängnißvollen Nacht ge-
quält, zu Papier gebracht hatte. Der Besitz
dieses Schriftstückes setzte mich in den Stand,
jeden Verdacht, der sich etwa erheben sollte, zu
entkräftigen. Mir fiel eine schwere Last vom
Herzen und ich vermochtr hinfort während
jener ganzen Unglückszeit soviel Würde und
Fassung zu bewahren, daß die beiden Herren
sichtlich davon überrascht wurden.

Sobald ich die nöthige Kraft gesammelt
hatte, verließen wir das entsetzliche Zimmer mit
seinem Grabeshauch.

"Sie scheinen mir über das Vorgefallene
weit mehr entrüstet als erstaunt," war Herrn
Tamworths erste Bemerkung, als wir die lich-
teren Räume betraten und wieder freier auf-
athmeten.


[Spaltenumbruch]

"Das kommt wohl daher," erwiderte ich,
"weil durch diese Entdeckung ein Geheimniß,
das mich jahrelang beunruhigt hat, seiner
Aufklärung entgegengeht. Ich wußte, es war
etwas auf meinem Grund und Boden zurück-
gelassen worden, doch hatte ich keine Ahnung,
ob es ein Gegenstand des Schreckens sei, oder
vielleicht kostbare Schätze. Am allerwenigsten
vermuthete ich freilich, daß der Versteck sich in-
nerhalb der Wände meines Hauses befinden
könne, da ich alle Räume, alle Ecken und Winkel
desselben so genau zu kennen glaubte, wie meine
Gartenwege."

"Sie sprechen in Räthseln," nahm Dr.
Kenyon das Wort. "Ahnten Sie denn, daß hier
etwas verborgen sei?"

"Ja, irgendwo auf dem Grundstück, nur
nicht im Hause, wo sich meiner Meinung
nach unmöglich ein Platz dazu vorfinden
konnte."

"So wußten Sie, daß ein Mord verübt
worden war?"

"Nein, ich wußte nichts," entgegnete ich
mit einer Ruhe, die mich selbst Wunder nahm,
denn tausend Erinnerungen stürmten auf mich
ein und was lag alles in der Zukunft vor
mir -- "selbst jetzt, nach unserer heutigen Ent-
deckung, vermag ich mir noch nicht zu erklären,
was damals vor sechzehn Jahren in meinem
Hause vorgegangen sein kann."


[Spaltenumbruch]

Nach wenigen hastigen Worten berichtete
ich nun von dem geheimnißvollen Ehepaar, das
am 27. Januar 1775 das getäfelte Zimmer be-
wohnt hatte.

Die Herren hörten mir zu, als ob ich
ein Märchen erzählte. Ich konnte recht wohl
bemerken, wie Dr. Kenyon seine nur allzu na-
türlichen Zweifel hinter einer theilnahmsvollen
Miene zu verbergen strebte. Doppelt froh war
ich daher, daß ich niemals der Regung gefolgt
war, die mich trieb, niederzuschreiben, was
mir einen so tiefen Eindruck hinterlassen hatte.

"Sie glauben, dies alles sei nur ein Spiel
meiner Einbildung," sagte ich ruhig, als die
Erzählung zu Ende war und meine Zuhörer
schwiegen.

"Bewahre," versicherte der Doctor rasch;
"aber die einzelnen Thatsachen, die Sie mitthei-
len, sind so fragwürdiger Natur, und die Schlüsse,
welche sie aus denselben herleiten, so schwerwie-
gend, daß ich schon um Ihre[t]willen wünschte,
Sie hätten die Urquharts früher einmal er-
wähnt, mitsamt dem Zweifel und Argwohn, der
damals in Ihnen aufgestiegen war. Daß wir
erst jetzt etwas davon erfhhren, in dem Augen-
blick einer Entdeckung, die auf ein verübtes Ver-
brechen hinzudeuten scheint, ist ein recht mißlicher
Umstand. -- Sie sehen, ich spreche mich ganz
offen aus, Frau Truax."

(Fortsetzung folgt.)


[Spaltenumbruch] und mehrere Gruppen von Dominos, von
welchen jenen in Gelb und Schwarz mit hohen
Kapuzen wol die Palme gebührt. Nebenbei gab
es noch einige hübſche Charactermasken. Die
reizenden Gruppen fanden vielen Beifall. Von
den Balltoiletten ſeien erwähnt eine himmelblaue
Seidentoilette mit prächtigem Spitzen-Jaquet, eine
Toilette in Weiß und Roſa, eine gelbe Seiden-
toilette, eine Roſa-Toilette. Doch iſt es un-
möglich jede einzelne der farbenprächtigen Toilet-
ten herauszuheben. Zahlreiche Damen hatten
die Larven vorgenommen und intriguirten, ge-
ſchützt durch die ihnen hiedurch gewährte Imu-
nität, die Herrenwelt in der luſtigſten Weiſe.
Se. kaiſ. Hoheit Herr Erzherzog Eugen, der
während der Einzug ſtattfand, in der Mitte des
Saales Aufſtellung genommen hatte ſchien
an dem bunten Maskentreiben lebhaften Ge-
fallen zu finden und converfirte mit einzelnen
Ballbeſuchern in liebenswürdigſter Weiſe. Nach
ungefähr zweiſtündigem Aufenthalte verließ der
Herr Erzherzog das Feſt, indem er nochmals ſeiner
hohen Befriedigung über das Gelingen des-
ſelben Ausdruck gab. Dem Tanze, zu wel-
chem die ſtädt. Muſikcapelle unter Leitung des
Herrn Tſchauner in unermüdlichſter Weiſe
aufſpielte, wurde da an reizenden Tänzerinnen und
flotten Tänzern kein Mangel war, mit der größten
Hingebung gehuldigt. Unter den Ballbeſuchern, zu
welchen auch diesmal unſere wackere Garniſon das
größte Contingent ſtellte, bemerkten wir Herrn
Bürgermeiſter v. Engel, Herrn Vicebürgermeiſter
Brandhuber, Herrn Gymnaſial-Director
Seyß, mebrere Herren Gemeinderäthe und
Stadtverordnete, ſämmtliche Herren Regiments-
commandanten zahlreiche andere militäriſche Wür-
denträger und mehrer Bühnenmitglieder ꝛc. Dem Co-
mité und der unermüdlichen Präſidentin des Frauen-
vereines ſei für das ſchöne Arrangement des Balles die
vollſte Anerkennung gezollt. Leider fand der Ball
gegen 2 Uhr Nachts einen ganz unerwarteten
Abſchluß, indem ſich die aus Papier gefertigte
Umhüllung des Luſters entzündete. Obgleich der
Brand ſofort gelöſcht wurde und die Tänzer ſich
eben anſchickten zu neuem Tanze, wurde der Ball
von dem Comité für beendet erklärt. Ueber die
nähere Urſache der Störung berichten wir an
anderer Stelle. Hier ſei noch der ſchönen mit
dem Bilde des hohen Protectors geſchmückten
Tanzordnungen gedacht, zu denen Herr Waſſervogel
die Bildniſſe des Herrn Erzherzogs in liebens-
würdigſter Weiſe beigeſtellt hatte. Das Er-
trägniß des Ballfeſtes, welches durch reiche
Spenden Seiner kaiſ. Hoheit des Herrn Erz-
herzogs Eugen und des hochw. Fürſterzbiſchofs
Dr. Kohn namhaft erhöht wurde, wird hoffent-
lich ein ſchönes ſein, ſo daß die Armen ſich des
Feſtes ebenſo freuen dürfen, wie die Ballbeſucher.

(Wohlthätigkeits-Spenden.)

Für den
Zweck der Beſpeiſung armer Schulkinder während
der Winterszeit ſind der Leitung der fünfclaſſigen
Knabenvolksſchule folgende Beträge übergeben
[Spaltenumbruch] worden: durch den Herrn Redacteur Wilhelm
Seethaler zweimal je 1 fl. 50 kr., von dem
Herrn Wilh. Redlich, Hausbeſitzer in Olmütz,
und dem Herrn Moriz Scholz, Gutsbeſitzer in
Knönitz, je 5 fl., von den P. T. Herren Eltern
der Schüler der 5. Claſſe, Edgar Müller und
Otto Schwöder, je 2 fl. und von jenen der
Schüler Franz Vymětal und Roman Zaple-
tal
je 1 fl. Die Schulleitung erfüllt eine ange-
nehme Pflicht, indem ſie die oben angeführten
Spenden zur öffentlichen Kenntniß bringt und im
Namen der armen Schuljugend hiefür den innig-
ſten Dank ausſpricht. Insbeſondere aber fühlt ſich
dieſelbe gedrungen, dem langjährigen Wohlthäter
der hierortigen armen Schulkinder, dem Herrn
Gemeinderath und Primarius Med. Dr. E. Mick,
für die alljährlich wiederkehrende Spende von 25 fl.
aus innig bewegtem Herzen den wärmſten Dank
hochachtungsvollſt abzuſtatten. Zufolge der gütigen
Zuwendung dieſes namhaften Betrages wurde
die Schulleitung in die erfreuliche Lage verſetzt,
den bedürftigſten Schülern dieſer Anſtalt
wenigſtens einige Wochen hindurch anſtatt der
bisherigen 25 Mittageſſen pro Woche die dop-
pelte Anzahl ſolcher in derſelben Zeit verab-
reichen laſſen zu können. Wer da weiß, daß eine
große Zahl meiſt recht ſtrebſamer Kinder der
Aermſten der Olmützer Bevölkerung gerade wäh-
rend der kälteſten Jahreszeit einer hinreichenden
Nahrung entbehren muß, weil in dieſer Zeit
den betreffenden Eltern oft die Gelegenheit
mangelt für ſich und ihre Angehörigen die
Mittel zur Befriedigung der unumgänglichſten
Lebensbedürfniſſe zu erwerben, der wird
einerſeits zu ermeſſen vermögen, welch’ große
Wohlthat der armen Schuljugend durch die
Darbietung einer kräftigen Koſt zutheil wird;
andererſeits wird in Würdigung dieſer Wohl-
that jedermann dankbarſt anerkennen, daß alle
jene Menſchenfreunde, welche nach dem Maße
ihrer Vermögensverhältniſſe ſich an dem guten
Werke betheiligen, ein großes Verdienſt um die
körperliche Entwicklung unſerer heranwachſenden,
armen Jugend ſich erwerben; denn von ihnen
muß man ſagen, ſie wirken im edelſten Sinne
und in geeigneteſter Weiſe der Aufforderung ge-
mäß, die auf Grund weiſer Erkenntniß an die
erſte Stelle in der Reihe der leiblichen Werke
der Barmherzigkeit geſetzt iſt und die da lautet:
„Die Hungrigen ſpeiſen!“

(Vom Theater.)

Am letzten Samſtag wurden
die beiden Einacter „Meiſter Fortunio und ſein
Liebeslied“ und „Die Vorleſung bei der Haus-
meiſterin“ bei recht gut beſuchtem Hauſe aufge-
führt. In der Operette boten Fräulein Kollin,
und Fräulein Perlinger, welch letztere trotz
ihrer merklichen Indispoſition ihren Humor
nicht verloren hatte, ſowie Herr Adam bei-
fälligſt aufgenommene Leiſtungen. Auch die
Damenchöre hielten ſich recht brav. Herr
Capellmeiſter Korolanyi dirigirte die Operette in
gewohnter trefflicher Weiſe. Die Poſſe: „Eine
[Spaltenumbruch] Vorleſung bei der Hausmeiſterin“ erregte ſtür[-]
miſche Lachſalven. Die Herren Auguſtin, Adam
und Binder präſentirten ſich ihren Verkleidungs-
rollen ganz famos und wurden bei ihrem Er-
ſcheinen auf der Bühne mit Jubel begrüßt. Das
Tempo, in welchem die Poſſe geſpielt wurde, hätte
etwas raſcher ſein können. — Nach der jüngſten
Ablehnung einer franzöſiſchen Poſſe verſuchte es unſere
Bühnenleitung geſtern mit einer engliſchen Farce,
welche zwar auch nicht an übermäßigem Witz
leidet, aber dennoch, wenn man ſich einmal mit
den Unwahrſcheinlichkeiten derſelben abgefunden
hat, viel Heiterkeit weckt. Es iſt eigentlich ein
Studentenulk, der uns unter dem Titel: „Char-
leys Tante“
aufgetiſcht wird. Die Tante
Charleys wird von dieſem und einem Colle-
gen erwartet und ſoll die Gardedame ſein
bei einem Souper, das die beiden lebens-
luſtigen Studenten ihren Herzallerliebſten geben
wollen, um ihnen bei dieſer Gelegenheit ihre
Liebe zu geſtehen. Um durch die Tante in
ſolcher Situation nicht allzuſehr geſtört zu werden,
laden ſie einen Collegen, Lord Babberley ein,
deſſen Beſtimmung es iſt, die Tante zu unter-
halten. Im letzten Momente langt ſtatt Charleys
Tante ein Telegramm ein, welches deren Ankunft
erſt mit einem ſpäteren Zuge ankündigt. Da wird
nun ſeine Lordſchaft als Charleys Tante angekleidet
und übernimmt die Pflichten der Repräſentation. Die
heiteren Verwicklungen, die daraus entſtehen bis die
wirkliche Tante eintrifft und auch eine Braut für
die falſche Tante mitbringt, bilden den Inhalt
des Stückes, das geſtern auf unſerer Bühne
überaus flott geſpielt, Beifallsſtürme entfeſſelte.
Die falſche Tante ſpielte Herr Auguſtin mit
dem vollen Aufgebote ſeines gutmüthigen Humors,
der ſtets des Beifalls ſicher iſt, auch wenn es
gilt über heikle Situationen, an denen es in
„Charles Tante“ nicht fehlt, hinwegzukommen.
Die beiden ſtudentiſchen Brautpaare fanden in
den Damen Wally und Sorger und den
Herren Andreſen und Brandt gute Ver-
treter. Neben dieſen wirkten Frl. Marion, Fr.
Seyfferth, Herr Steinar, Herr Popp und
Herr Binder aufs Beſte zuſammen, um den
Gedanken an die dramatiſche Bedeutungsloſigkeit
des Stückes nicht aufkommen zu laſſen. Man
lachte ununterbrochen. Dafür darf auch die
Regie des Herrn Steinar ein lobend Wort in
Anſpruch nehmen. Der Vorſtellung wohnten ihre
kaiſ. Hoheiten Erzherzog Eugen und Erzherzog
Joſef Ferdinand bis zum Schluſſe bei.

(Aus dem Stadtverordneten-Collegium.)

Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des
Stadtverordneten-Collegiums iſt folgende: Geſuch
der beiden ſtädt. Wachführer um Remunerirung
ihrer ſtellvertretenden Dienſte während der Erle-
digung des Inſpectorpoſtens. — Geſuch der Marie
Mikſchik, Wärterin im ſtädt. Kindergarten, um Er-
höhung ihrer Bezüge. — Eingabe des Curatoriums
der ſtädt. Pfandleihanſtalt mit der Jahresrechnung
pro 1893. — Geſuch um Verleihung eines aus-




[Spaltenumbruch]
Das verlaſſene Gaſthaus.
Roman von A. K. Green.
(16. Fortſetzung.)
Viertes Capitel.
Fragen und Antworten.

Als ich wieder zur Beſinnung kam, war
mein erſter Gedanke, welches Glück es ſei, daß
ich ſowohl die Ereigniſſe jenes 28. Januar
vor ſechzehn Jahren als auch den Argwohn, der
mich während der verhängnißvollen Nacht ge-
quält, zu Papier gebracht hatte. Der Beſitz
dieſes Schriftſtückes ſetzte mich in den Stand,
jeden Verdacht, der ſich etwa erheben ſollte, zu
entkräftigen. Mir fiel eine ſchwere Laſt vom
Herzen und ich vermochtr hinfort während
jener ganzen Unglückszeit ſoviel Würde und
Faſſung zu bewahren, daß die beiden Herren
ſichtlich davon überraſcht wurden.

Sobald ich die nöthige Kraft geſammelt
hatte, verließen wir das entſetzliche Zimmer mit
ſeinem Grabeshauch.

„Sie ſcheinen mir über das Vorgefallene
weit mehr entrüſtet als erſtaunt,“ war Herrn
Tamworths erſte Bemerkung, als wir die lich-
teren Räume betraten und wieder freier auf-
athmeten.


[Spaltenumbruch]

„Das kommt wohl daher,“ erwiderte ich,
„weil durch dieſe Entdeckung ein Geheimniß,
das mich jahrelang beunruhigt hat, ſeiner
Aufklärung entgegengeht. Ich wußte, es war
etwas auf meinem Grund und Boden zurück-
gelaſſen worden, doch hatte ich keine Ahnung,
ob es ein Gegenſtand des Schreckens ſei, oder
vielleicht koſtbare Schätze. Am allerwenigſten
vermuthete ich freilich, daß der Verſteck ſich in-
nerhalb der Wände meines Hauſes befinden
könne, da ich alle Räume, alle Ecken und Winkel
desſelben ſo genau zu kennen glaubte, wie meine
Gartenwege.“

„Sie ſprechen in Räthſeln,“ nahm Dr.
Kenyon das Wort. „Ahnten Sie denn, daß hier
etwas verborgen ſei?“

„Ja, irgendwo auf dem Grundſtück, nur
nicht im Hauſe, wo ſich meiner Meinung
nach unmöglich ein Platz dazu vorfinden
konnte.“

„So wußten Sie, daß ein Mord verübt
worden war?“

„Nein, ich wußte nichts,“ entgegnete ich
mit einer Ruhe, die mich ſelbſt Wunder nahm,
denn tauſend Erinnerungen ſtürmten auf mich
ein und was lag alles in der Zukunft vor
mir — „ſelbſt jetzt, nach unſerer heutigen Ent-
deckung, vermag ich mir noch nicht zu erklären,
was damals vor ſechzehn Jahren in meinem
Hauſe vorgegangen ſein kann.“


[Spaltenumbruch]

Nach wenigen haſtigen Worten berichtete
ich nun von dem geheimnißvollen Ehepaar, das
am 27. Januar 1775 das getäfelte Zimmer be-
wohnt hatte.

Die Herren hörten mir zu, als ob ich
ein Märchen erzählte. Ich konnte recht wohl
bemerken, wie Dr. Kenyon ſeine nur allzu na-
türlichen Zweifel hinter einer theilnahmsvollen
Miene zu verbergen ſtrebte. Doppelt froh war
ich daher, daß ich niemals der Regung gefolgt
war, die mich trieb, niederzuſchreiben, was
mir einen ſo tiefen Eindruck hinterlaſſen hatte.

„Sie glauben, dies alles ſei nur ein Spiel
meiner Einbildung,“ ſagte ich ruhig, als die
Erzählung zu Ende war und meine Zuhörer
ſchwiegen.

„Bewahre,“ verſicherte der Doctor raſch;
„aber die einzelnen Thatſachen, die Sie mitthei-
len, ſind ſo fragwürdiger Natur, und die Schlüſſe,
welche ſie aus denſelben herleiten, ſo ſchwerwie-
gend, daß ich ſchon um Ihre[t]willen wünſchte,
Sie hätten die Urquharts früher einmal er-
wähnt, mitſamt dem Zweifel und Argwohn, der
damals in Ihnen aufgeſtiegen war. Daß wir
erſt jetzt etwas davon erfhhren, in dem Augen-
blick einer Entdeckung, die auf ein verübtes Ver-
brechen hinzudeuten ſcheint, iſt ein recht mißlicher
Umſtand. — Sie ſehen, ich ſpreche mich ganz
offen aus, Frau Truax.“

(Fortſetzung folgt.)


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[[4]/0004] und mehrere Gruppen von Dominos, von welchen jenen in Gelb und Schwarz mit hohen Kapuzen wol die Palme gebührt. Nebenbei gab es noch einige hübſche Charactermasken. Die reizenden Gruppen fanden vielen Beifall. Von den Balltoiletten ſeien erwähnt eine himmelblaue Seidentoilette mit prächtigem Spitzen-Jaquet, eine Toilette in Weiß und Roſa, eine gelbe Seiden- toilette, eine Roſa-Toilette. Doch iſt es un- möglich jede einzelne der farbenprächtigen Toilet- ten herauszuheben. Zahlreiche Damen hatten die Larven vorgenommen und intriguirten, ge- ſchützt durch die ihnen hiedurch gewährte Imu- nität, die Herrenwelt in der luſtigſten Weiſe. Se. kaiſ. Hoheit Herr Erzherzog Eugen, der während der Einzug ſtattfand, in der Mitte des Saales Aufſtellung genommen hatte ſchien an dem bunten Maskentreiben lebhaften Ge- fallen zu finden und converfirte mit einzelnen Ballbeſuchern in liebenswürdigſter Weiſe. Nach ungefähr zweiſtündigem Aufenthalte verließ der Herr Erzherzog das Feſt, indem er nochmals ſeiner hohen Befriedigung über das Gelingen des- ſelben Ausdruck gab. Dem Tanze, zu wel- chem die ſtädt. Muſikcapelle unter Leitung des Herrn Tſchauner in unermüdlichſter Weiſe aufſpielte, wurde da an reizenden Tänzerinnen und flotten Tänzern kein Mangel war, mit der größten Hingebung gehuldigt. Unter den Ballbeſuchern, zu welchen auch diesmal unſere wackere Garniſon das größte Contingent ſtellte, bemerkten wir Herrn Bürgermeiſter v. Engel, Herrn Vicebürgermeiſter Brandhuber, Herrn Gymnaſial-Director Seyß, mebrere Herren Gemeinderäthe und Stadtverordnete, ſämmtliche Herren Regiments- commandanten zahlreiche andere militäriſche Wür- denträger und mehrer Bühnenmitglieder ꝛc. Dem Co- mité und der unermüdlichen Präſidentin des Frauen- vereines ſei für das ſchöne Arrangement des Balles die vollſte Anerkennung gezollt. Leider fand der Ball gegen 2 Uhr Nachts einen ganz unerwarteten Abſchluß, indem ſich die aus Papier gefertigte Umhüllung des Luſters entzündete. Obgleich der Brand ſofort gelöſcht wurde und die Tänzer ſich eben anſchickten zu neuem Tanze, wurde der Ball von dem Comité für beendet erklärt. Ueber die nähere Urſache der Störung berichten wir an anderer Stelle. Hier ſei noch der ſchönen mit dem Bilde des hohen Protectors geſchmückten Tanzordnungen gedacht, zu denen Herr Waſſervogel die Bildniſſe des Herrn Erzherzogs in liebens- würdigſter Weiſe beigeſtellt hatte. Das Er- trägniß des Ballfeſtes, welches durch reiche Spenden Seiner kaiſ. Hoheit des Herrn Erz- herzogs Eugen und des hochw. Fürſterzbiſchofs Dr. Kohn namhaft erhöht wurde, wird hoffent- lich ein ſchönes ſein, ſo daß die Armen ſich des Feſtes ebenſo freuen dürfen, wie die Ballbeſucher. (Wohlthätigkeits-Spenden.) Für den Zweck der Beſpeiſung armer Schulkinder während der Winterszeit ſind der Leitung der fünfclaſſigen Knabenvolksſchule folgende Beträge übergeben worden: durch den Herrn Redacteur Wilhelm Seethaler zweimal je 1 fl. 50 kr., von dem Herrn Wilh. Redlich, Hausbeſitzer in Olmütz, und dem Herrn Moriz Scholz, Gutsbeſitzer in Knönitz, je 5 fl., von den P. T. Herren Eltern der Schüler der 5. Claſſe, Edgar Müller und Otto Schwöder, je 2 fl. und von jenen der Schüler Franz Vymětal und Roman Zaple- tal je 1 fl. Die Schulleitung erfüllt eine ange- nehme Pflicht, indem ſie die oben angeführten Spenden zur öffentlichen Kenntniß bringt und im Namen der armen Schuljugend hiefür den innig- ſten Dank ausſpricht. Insbeſondere aber fühlt ſich dieſelbe gedrungen, dem langjährigen Wohlthäter der hierortigen armen Schulkinder, dem Herrn Gemeinderath und Primarius Med. Dr. E. Mick, für die alljährlich wiederkehrende Spende von 25 fl. aus innig bewegtem Herzen den wärmſten Dank hochachtungsvollſt abzuſtatten. Zufolge der gütigen Zuwendung dieſes namhaften Betrages wurde die Schulleitung in die erfreuliche Lage verſetzt, den bedürftigſten Schülern dieſer Anſtalt wenigſtens einige Wochen hindurch anſtatt der bisherigen 25 Mittageſſen pro Woche die dop- pelte Anzahl ſolcher in derſelben Zeit verab- reichen laſſen zu können. Wer da weiß, daß eine große Zahl meiſt recht ſtrebſamer Kinder der Aermſten der Olmützer Bevölkerung gerade wäh- rend der kälteſten Jahreszeit einer hinreichenden Nahrung entbehren muß, weil in dieſer Zeit den betreffenden Eltern oft die Gelegenheit mangelt für ſich und ihre Angehörigen die Mittel zur Befriedigung der unumgänglichſten Lebensbedürfniſſe zu erwerben, der wird einerſeits zu ermeſſen vermögen, welch’ große Wohlthat der armen Schuljugend durch die Darbietung einer kräftigen Koſt zutheil wird; andererſeits wird in Würdigung dieſer Wohl- that jedermann dankbarſt anerkennen, daß alle jene Menſchenfreunde, welche nach dem Maße ihrer Vermögensverhältniſſe ſich an dem guten Werke betheiligen, ein großes Verdienſt um die körperliche Entwicklung unſerer heranwachſenden, armen Jugend ſich erwerben; denn von ihnen muß man ſagen, ſie wirken im edelſten Sinne und in geeigneteſter Weiſe der Aufforderung ge- mäß, die auf Grund weiſer Erkenntniß an die erſte Stelle in der Reihe der leiblichen Werke der Barmherzigkeit geſetzt iſt und die da lautet: „Die Hungrigen ſpeiſen!“ (Vom Theater.) Am letzten Samſtag wurden die beiden Einacter „Meiſter Fortunio und ſein Liebeslied“ und „Die Vorleſung bei der Haus- meiſterin“ bei recht gut beſuchtem Hauſe aufge- führt. In der Operette boten Fräulein Kollin, und Fräulein Perlinger, welch letztere trotz ihrer merklichen Indispoſition ihren Humor nicht verloren hatte, ſowie Herr Adam bei- fälligſt aufgenommene Leiſtungen. Auch die Damenchöre hielten ſich recht brav. Herr Capellmeiſter Korolanyi dirigirte die Operette in gewohnter trefflicher Weiſe. Die Poſſe: „Eine Vorleſung bei der Hausmeiſterin“ erregte ſtür- miſche Lachſalven. Die Herren Auguſtin, Adam und Binder präſentirten ſich ihren Verkleidungs- rollen ganz famos und wurden bei ihrem Er- ſcheinen auf der Bühne mit Jubel begrüßt. Das Tempo, in welchem die Poſſe geſpielt wurde, hätte etwas raſcher ſein können. — Nach der jüngſten Ablehnung einer franzöſiſchen Poſſe verſuchte es unſere Bühnenleitung geſtern mit einer engliſchen Farce, welche zwar auch nicht an übermäßigem Witz leidet, aber dennoch, wenn man ſich einmal mit den Unwahrſcheinlichkeiten derſelben abgefunden hat, viel Heiterkeit weckt. Es iſt eigentlich ein Studentenulk, der uns unter dem Titel: „Char- leys Tante“ aufgetiſcht wird. Die Tante Charleys wird von dieſem und einem Colle- gen erwartet und ſoll die Gardedame ſein bei einem Souper, das die beiden lebens- luſtigen Studenten ihren Herzallerliebſten geben wollen, um ihnen bei dieſer Gelegenheit ihre Liebe zu geſtehen. Um durch die Tante in ſolcher Situation nicht allzuſehr geſtört zu werden, laden ſie einen Collegen, Lord Babberley ein, deſſen Beſtimmung es iſt, die Tante zu unter- halten. Im letzten Momente langt ſtatt Charleys Tante ein Telegramm ein, welches deren Ankunft erſt mit einem ſpäteren Zuge ankündigt. Da wird nun ſeine Lordſchaft als Charleys Tante angekleidet und übernimmt die Pflichten der Repräſentation. Die heiteren Verwicklungen, die daraus entſtehen bis die wirkliche Tante eintrifft und auch eine Braut für die falſche Tante mitbringt, bilden den Inhalt des Stückes, das geſtern auf unſerer Bühne überaus flott geſpielt, Beifallsſtürme entfeſſelte. Die falſche Tante ſpielte Herr Auguſtin mit dem vollen Aufgebote ſeines gutmüthigen Humors, der ſtets des Beifalls ſicher iſt, auch wenn es gilt über heikle Situationen, an denen es in „Charles Tante“ nicht fehlt, hinwegzukommen. Die beiden ſtudentiſchen Brautpaare fanden in den Damen Wally und Sorger und den Herren Andreſen und Brandt gute Ver- treter. Neben dieſen wirkten Frl. Marion, Fr. Seyfferth, Herr Steinar, Herr Popp und Herr Binder aufs Beſte zuſammen, um den Gedanken an die dramatiſche Bedeutungsloſigkeit des Stückes nicht aufkommen zu laſſen. Man lachte ununterbrochen. Dafür darf auch die Regie des Herrn Steinar ein lobend Wort in Anſpruch nehmen. Der Vorſtellung wohnten ihre kaiſ. Hoheiten Erzherzog Eugen und Erzherzog Joſef Ferdinand bis zum Schluſſe bei. (Aus dem Stadtverordneten-Collegium.) Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des Stadtverordneten-Collegiums iſt folgende: Geſuch der beiden ſtädt. Wachführer um Remunerirung ihrer ſtellvertretenden Dienſte während der Erle- digung des Inſpectorpoſtens. — Geſuch der Marie Mikſchik, Wärterin im ſtädt. Kindergarten, um Er- höhung ihrer Bezüge. — Eingabe des Curatoriums der ſtädt. Pfandleihanſtalt mit der Jahresrechnung pro 1893. — Geſuch um Verleihung eines aus- Das verlaſſene Gaſthaus. Roman von A. K. Green. (16. Fortſetzung.) Viertes Capitel. Fragen und Antworten. Als ich wieder zur Beſinnung kam, war mein erſter Gedanke, welches Glück es ſei, daß ich ſowohl die Ereigniſſe jenes 28. Januar vor ſechzehn Jahren als auch den Argwohn, der mich während der verhängnißvollen Nacht ge- quält, zu Papier gebracht hatte. Der Beſitz dieſes Schriftſtückes ſetzte mich in den Stand, jeden Verdacht, der ſich etwa erheben ſollte, zu entkräftigen. Mir fiel eine ſchwere Laſt vom Herzen und ich vermochtr hinfort während jener ganzen Unglückszeit ſoviel Würde und Faſſung zu bewahren, daß die beiden Herren ſichtlich davon überraſcht wurden. Sobald ich die nöthige Kraft geſammelt hatte, verließen wir das entſetzliche Zimmer mit ſeinem Grabeshauch. „Sie ſcheinen mir über das Vorgefallene weit mehr entrüſtet als erſtaunt,“ war Herrn Tamworths erſte Bemerkung, als wir die lich- teren Räume betraten und wieder freier auf- athmeten. „Das kommt wohl daher,“ erwiderte ich, „weil durch dieſe Entdeckung ein Geheimniß, das mich jahrelang beunruhigt hat, ſeiner Aufklärung entgegengeht. Ich wußte, es war etwas auf meinem Grund und Boden zurück- gelaſſen worden, doch hatte ich keine Ahnung, ob es ein Gegenſtand des Schreckens ſei, oder vielleicht koſtbare Schätze. Am allerwenigſten vermuthete ich freilich, daß der Verſteck ſich in- nerhalb der Wände meines Hauſes befinden könne, da ich alle Räume, alle Ecken und Winkel desſelben ſo genau zu kennen glaubte, wie meine Gartenwege.“ „Sie ſprechen in Räthſeln,“ nahm Dr. Kenyon das Wort. „Ahnten Sie denn, daß hier etwas verborgen ſei?“ „Ja, irgendwo auf dem Grundſtück, nur nicht im Hauſe, wo ſich meiner Meinung nach unmöglich ein Platz dazu vorfinden konnte.“ „So wußten Sie, daß ein Mord verübt worden war?“ „Nein, ich wußte nichts,“ entgegnete ich mit einer Ruhe, die mich ſelbſt Wunder nahm, denn tauſend Erinnerungen ſtürmten auf mich ein und was lag alles in der Zukunft vor mir — „ſelbſt jetzt, nach unſerer heutigen Ent- deckung, vermag ich mir noch nicht zu erklären, was damals vor ſechzehn Jahren in meinem Hauſe vorgegangen ſein kann.“ Nach wenigen haſtigen Worten berichtete ich nun von dem geheimnißvollen Ehepaar, das am 27. Januar 1775 das getäfelte Zimmer be- wohnt hatte. Die Herren hörten mir zu, als ob ich ein Märchen erzählte. Ich konnte recht wohl bemerken, wie Dr. Kenyon ſeine nur allzu na- türlichen Zweifel hinter einer theilnahmsvollen Miene zu verbergen ſtrebte. Doppelt froh war ich daher, daß ich niemals der Regung gefolgt war, die mich trieb, niederzuſchreiben, was mir einen ſo tiefen Eindruck hinterlaſſen hatte. „Sie glauben, dies alles ſei nur ein Spiel meiner Einbildung,“ ſagte ich ruhig, als die Erzählung zu Ende war und meine Zuhörer ſchwiegen. „Bewahre,“ verſicherte der Doctor raſch; „aber die einzelnen Thatſachen, die Sie mitthei- len, ſind ſo fragwürdiger Natur, und die Schlüſſe, welche ſie aus denſelben herleiten, ſo ſchwerwie- gend, daß ich ſchon um Ihretwillen wünſchte, Sie hätten die Urquharts früher einmal er- wähnt, mitſamt dem Zweifel und Argwohn, der damals in Ihnen aufgeſtiegen war. Daß wir erſt jetzt etwas davon erfhhren, in dem Augen- blick einer Entdeckung, die auf ein verübtes Ver- brechen hinzudeuten ſcheint, iſt ein recht mißlicher Umſtand. — Sie ſehen, ich ſpreche mich ganz offen aus, Frau Truax.“ (Fortſetzung folgt.)

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 17, Olmütz, 22.01.1894, S. [4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches17_1894/4>, abgerufen am 03.12.2024.