Mährisches Tagblatt. Nr. 204, Olmütz, 05.09.1888.[Spaltenumbruch]
Bagant Gustav Raschke, welcher am 26. v. M. (Kreuzbandsendungen.) Aus Anlaß der so (Die Kartoffelernte) soll, wie uns die (Die deutsche Schule in Paulowitz.) Wer (Vom Wetter.) Gestern hatten wir einen (Gefunden.) Beim städt. Polizeiamte er- (Fest in Nimlau.) Bekanntlich wurde das (Die mährischen Schützen beim Kaiser- Jubiläums-Schützenfest in Wien.) Die Schieß- (Bezirksrichter Pell.) Das Oberlandes- (Besitzwechsel.) Der Baumeister August [Spaltenumbruch] (Firma-Protokollirungen.) Bei dem k. k. (Anangenehm.) Wie ein Brünner Blatt zu Vom Tage. (Drei Königstöchter.) Eine reizende Idylle [Spaltenumbruch] Die Grafen von Dürrenstein. (Nachdruck verboten.) 128 Der Verwundete, welcher mittlerweile wieder Der Geistliche beugte sich liebevoll über ihn Nach einer Viertelstunde schon war die Villa Er ritt täglich hinüber nach der Villa, um Baron Egbert war allerdings zum Leben, 26. Kapitel. Bruder Urbanus hatte die Depesche an den Er erwog in seinem Innern das tragische Der Geheimrath konnte trotz des Testaments, Wo war dieser Erbe? Sollte er wirklich Diese Fragen beschäftigten ihn unablässig Vielleicht hatte der jetzige Graf und Ma- Was wußte der junge Graf von Reginas Der Geheimrath athmete tief und schwer bei die- "Bah, warten wir die Sachen ab," murmelte Es traf sich, daß der Prinz Arnold gerade "Sie ahnen es nicht, lieber Geheimrath, wer "Habe in der That keine Ahnung, Durch- (Fortsetzung folgt.) [Spaltenumbruch]
Bagant Guſtav Raſchke, welcher am 26. v. M. (Kreuzbandſendungen.) Aus Anlaß der ſo (Die Kartoffelernte) ſoll, wie uns die (Die deutſche Schule in Paulowitz.) Wer (Vom Wetter.) Geſtern hatten wir einen (Gefunden.) Beim ſtädt. Polizeiamte er- (Feſt in Nimlau.) Bekanntlich wurde das (Die mähriſchen Schützen beim Kaiſer- Jubiläums-Schützenfeſt in Wien.) Die Schieß- (Bezirksrichter Pell.) Das Oberlandes- (Beſitzwechſel.) Der Baumeiſter Auguſt [Spaltenumbruch] (Firma-Protokollirungen.) Bei dem k. k. (Anangenehm.) Wie ein Brünner Blatt zu Vom Tage. (Drei Königstöchter.) Eine reizende Idylle [Spaltenumbruch] Die Grafen von Dürrenſtein. (Nachdruck verboten.) 128 Der Verwundete, welcher mittlerweile wieder Der Geiſtliche beugte ſich liebevoll über ihn Nach einer Viertelſtunde ſchon war die Villa Er ritt täglich hinüber nach der Villa, um Baron Egbert war allerdings zum Leben, 26. Kapitel. Bruder Urbanus hatte die Depeſche an den Er erwog in ſeinem Innern das tragiſche Der Geheimrath konnte trotz des Teſtaments, Wo war dieſer Erbe? Sollte er wirklich Dieſe Fragen beſchäftigten ihn unabläſſig Vielleicht hatte der jetzige Graf und Ma- Was wußte der junge Graf von Reginas Der Geheimrath athmete tief und ſchwer bei die- „Bah, warten wir die Sachen ab,“ murmelte Es traf ſich, daß der Prinz Arnold gerade „Sie ahnen es nicht, lieber Geheimrath, wer „Habe in der That keine Ahnung, Durch- (Fortſetzung folgt.) <TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0005" n="[5]"/><cb/> Bagant Guſtav Raſchke, welcher am 26. v. M.<lb/> in Nezamyslitz vom Schube entwichen iſt und<lb/> welchem Krakowsky nachſetzte. Der Brünner Poli-<lb/> zei iſt es nun gelungen, den flüchtigen Guſtav<lb/> Raſchke, welcher aus Moletein gebürtig iſt, in<lb/> Brünn zu verhaften. Raſchke wurde dem Straf-<lb/> gerichte eingeliefert. Die eingeleitete Unterſuchung<lb/> wird wohl klarſtellen, ob der Verhaftete der Mör-<lb/> der Krakowsky’s iſt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Kreuzbandſendungen.)</hi> </head> <p>Aus Anlaß der ſo<lb/> häufig vorkommenden Fälle, daß Briefe kleineren<lb/> Formates, Kartenbriefe und Correſpondenzkarten ſich<lb/> in die mit denſelben gemeinſam in den Briefſam-<lb/> melkäſten hinterlegten Kreuzbandſendungen einſchie-<lb/> ben und hierdurch vielfach Verluſte und ſonſtige An-<lb/> ſtände entſtehen, hat das Handelsminiſterium ſchon<lb/> vor Jahren die abgeſonderte Aufgabe der Kreuz-<lb/> bandſendungen als nothwendig erachtet und durch<lb/> die Poſtämter dahin gewirkt, daß Kreuzbandſendun-<lb/> gen nicht in die Briefkäſten eingelegt, ſondern in das<lb/> Poſtamtslocale überbracht werden ſollten. Es wurde<lb/> ferner die Anordnung getroffen, daß Kreuzbandſendun-<lb/> gen insbeſondere dann, wenn deren Inhalt aus mehre-<lb/> ren Druckbogen beſteht, zuerſt mittelſt eines kreuzweiſe ge-<lb/> ſchlungenen Fadens gebunden und dann erſt mit der<lb/> Adceßſchleife verſehen werden ſollen, um ſo das Ver-<lb/> ſchliefen von Briefen zu verhindern. Da im Laufe<lb/> der Zeit dieſe Beſtimmungen wieder mehr und mehr<lb/> außer Acht gelaſſen wurden und die hieraus erwach-<lb/> ſenen unangenehmen Folgen neuerlich zu Beſchwerden<lb/> Grund gaben, wurde die angeführte Anordnung den<lb/> Poſtämtern zur Aufrechthaltung abermals in Erin-<lb/> nerung gebracht. Es iſt gewiß im Intereſſe des<lb/> Publicums ſelbſt gelegen, derſelben genau nachzu-<lb/> kommen. —</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Die Kartoffelernte)</hi> </head> <p>ſoll, wie uns die<lb/> Oekonomen unſeres Landbezirkes mittheilen, heuer<lb/> zwar eine ſehr reichliche, aber durchaus keine<lb/> günſtige ſein. In Folge der andauernden Näſſe<lb/> beginnen nämlich die Kartoffel in vielen Gemein-<lb/> den zu faulen, ſo daß es kaum möglich ſein wird<lb/> große Vorräthe davon einzulagern. Hie und da<lb/> ſucht man ſich dadurch zu helfen, daß man mit<lb/> den Kartoffeln das Borſtenvieh füttert. In vielen<lb/> Gemeinden hat man die Kartoffeln gar nicht<lb/> geerntet, ſondern, weil ſie bereits dem Fäulniß-<lb/> proceß verfallen waren, im Boden belaſſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Die deutſche Schule in Paulowitz.)</hi> </head> <p>Wer<lb/> hätte, als vor wenigen Jahren die deutſche Volks-<lb/> ſchule in Paulowitz durch den deutſchen Schul-<lb/> verein gegründet wurde, und ſich in Folge der<lb/> maßloſen tſchechiſchen Agitation bei den Einſchrei-<lb/> bungen für dieſe Schule nur wenige Eltern mel-<lb/> deten, um ihren Kindern deutſchen Unterricht an-<lb/> gedeihen zu laſſen, geahnt, daß dieſe Schule, welche<lb/> ſich übrigens einer ausgezeichneten Leitung erfreut,<lb/> ſchon in verhältnißmäßig kurzer Zeit, einen ſol-<lb/> chen Aufſchwung nehmen werde, wie wir ihn<lb/> geſtern conſtatirten? Nicht weniger als 342<lb/><hi rendition="#g">Schüler</hi> haben ſich im heurigen Jahre zur<lb/><cb/> Aufnahme in dieſe Schule gemeldet, darunter die<lb/> Kinder zahlreicher ſlaviſcher Eltern, welche nicht<lb/> die Anſicht des Herrn Profeſſors Demel ver-<lb/> treten, daß man mit der deutſchen Sprache nur<lb/> bis Kožuſchan kommt. Mit ſtolzer Befriedi-<lb/> gung kann der deutſche Schulverein auf ſein<lb/> ſchönes Werk, die Gründung der deutſchen<lb/> Schule in Paulowitz zurückblicken. Ehre und<lb/> Preis den wackeren Männern, welche dieſe Grün-<lb/> dung und deren Gedeihen ermöglichten, nicht min-<lb/> der der deutſchen Bevölkerung von Olmütz, welche<lb/> die deutſche Schule in Paulowitz in ihr Herz ge-<lb/> ſchloſſen hat und ſie jederzeit, namentlich zu den<lb/> Weihnachtsfeiertagen fördert und unterſtützt. Wir<lb/> wünſchen der deutſchen Schule in Paulowitz auch<lb/> ferner das beſte Gedeihen.</p> </div> </div><lb/> <div type="jWeatherReports" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Vom Wetter.)</hi> </head> <p>Geſtern hatten wir einen<lb/> prächtigen und ſonnigen Tag zu verzeichnen,<lb/> heute iſt der Himmel abermals bewölkt und hat<lb/> es den Anſchein, als ob das Regenwetter, welches<lb/> in den letzten Tagen der vorigen Woche herrſchte,<lb/> wieder zurückkehren ſollte. Die meteorologiſche<lb/> Centralanſtalt iſt weniger peſſimiſtiſch geſtimmt,<lb/> denn ſie verkündet für die nächſte Zeit folgende<lb/> Prognoſe: Vorwiegend heiteres Wetter bei ſtei-<lb/> gender Temparatur vorausſichtlich.</p> </div> </div><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Gefunden.)</hi> </head> <p>Beim ſtädt. Polizeiamte er-<lb/> liegt ein ſilbernes Anhängſel (Vorhängſchloß),<lb/> welches vor einigen Tagen am Oberringe gefun-<lb/> den worden iſt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Feſt in Nimlau.)</hi> </head> <p>Bekanntlich wurde das<lb/> Feuerwehrgründungsfeſt der Nimlauer Feuerwehr<lb/> in Folge des am letzten Sonntag eingetretenen<lb/> Regenwetters ſtark geſchädigt und mußte das pro-<lb/> jectirte Feſt auf der Nimlauer Haide gänzlich<lb/> fallen gelaſſen werden. Wie nun verlautet, ſoll<lb/> dennoch ein Wieſenfeſt in Nimlau veran-<lb/> ſtaltet werden und hat man hiezu den näch-<lb/> ſten Samſtag (Feiertag) in Ausſicht genommen.<lb/> Näheres über die Veranſtaltung dieſes Feſtes<lb/> werden wir noch mittheilen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Die mähriſchen Schützen beim Kaiſer-<lb/> Jubiläums-Schützenfeſt in Wien.)</hi> </head> <p>Die Schieß-<lb/> reſultate der Schützen aus Mähren ſind bisher:<lb/> Standſcheibe (200 Schritte): Ed. Zwieřina aus<lb/> Mähr.-Oſtrau 24 Theiler. Feld-Ringſcheibe (400<lb/> Schritte): Jellinek (Brünn) 50, Hiller (Brünn)<lb/> 40 Kreiſe. Feſtſcheibe „Kaiſer“ (400 Schritte):<lb/> Dr. Meiſter (Znaim) 35, Carl Schwank (Mähr.-<lb/> Schönbcrg) 28 Kreiſe. Hirſch- und Sau-Schei-<lb/> ben: Bannert (Brünn) 38 Kreiſe.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Bezirksrichter Pell.)</hi> </head> <p>Das Oberlandes-<lb/> gericht B<supplied>r</supplied>ünn verwarf die Berufung des vom<lb/> Schwurgerichte, wie wir ſeinerzeit berichtet haben,<lb/> wegen Amtsveruntreuung zu 7½ Jahren ver-<lb/> urtheilten Bezirksrichtes in Blansko, Dr. L. Pell.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Beſitzwechſel.)</hi> </head> <p>Der Baumeiſter Auguſt<lb/> Bartel hat das landtäfliche Gut Meltſch (Bezirk<lb/> Wigſtadtl) an Graf und Gräfin Razumowsky,<lb/> Beſitzer des Nachbargutes Wigſtein verkauft.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Firma-Protokollirungen.)</hi> </head> <p>Bei dem k. k.<lb/> Kreis- als Handelsgerichte in Olmütz wurde in<lb/> das Handelsregiſter eingetragen: Am 28. Auguſt<lb/> 1888: Die Einzelnfirma: F. <hi rendition="#g">Adam,</hi> zum Be-<lb/> triebe der Eſſig-Erzeugung der Franziska Adam<lb/> in Sternberg. Am 28. Auguſt 1888: Die Ein-<lb/> zelnfirma: J. C. <hi rendition="#g">Lubich,</hi> zum Betriebe der<lb/> Gemiſchtwaaren-Handlung in Mähr.-Rothwaſſer.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Anangenehm.)</hi> </head> <p>Wie ein Brünner Blatt zu<lb/> erzählen weiß, iſt einem „verdienſtvollen jugendlichen<lb/> Mitgliede“ der Brünner Bühne dieſer Tage eine<lb/> kleine Unanehmlichkeit paſſirt. Das verdienſtvolle<lb/> jugendliche Mitglied iſt nämlich eine Sängerin, der<lb/> an ihrem Benefice-Abend (ſchon im Februar dieſes<lb/> Jahres) unter anderen weniger werthvollen vegetabi-<lb/> liſchen Anerkennungszeichen auch ein ſchöner Ring<lb/> geſchenkt wurde. Der Spender war ein junger Mann,<lb/> deſſen Begeiſterung ſich in ſolidem Geſchmeide Luft<lb/> gemacht hatte. Da wäre weiter nichts dabei; aber<lb/> leider ſtellt ſich jetzt heraus, daß der junge Mann<lb/> den Ring nicht baar bezahlt hatte und daß er das<lb/> auch bis heute nicht gethan hat. Der Sängerin wird<lb/> nun ſowohl von dem Vater des jungen Mannes als<lb/> auch von dem Vater des Ringes, nämlich dem Ju-<lb/> welier, ziemlich eindringlich nahegelegt, daß ſie den<lb/> Ring zurückgeben müſſe.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Vom Tage.</hi> </head><lb/> <div xml:id="königstöchter1" next="#königstöchter2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Drei Königstöchter.)</hi> </head> <p>Eine reizende Idylle<lb/> aus dem Leben dreier Fürſtinnen iſt es, welche der<lb/> Pariſer „Figaro“ Montag ſchilderte. Das franzöſiſche<lb/> Blatt erzählt: Es waren drei Mädchen, drei kleine<lb/> Mädchen, welche vor nun fü<supplied>n</supplied>fundzwanzig Jahren<lb/> auf der Straße von Jugenheim ſpielten; ſie waren<lb/> ſehr heiter, die kleinen Mädchen mit ihrem langen,<lb/> offenen Haar, und alle Bewohner der guten Stadt<lb/> Frankfurt am Main kannten ſie wohl; die Diplo-<lb/> maten grüßten ſie ehrfurchtsvoll — es gab damals<lb/> in Frankfurt noch Diplomaten — und dachten, was<lb/> wohl nach dem Succeſſionsgeſetze aus den kleinen<lb/> Mädchen werden wird! allein die Mädchen in dem<lb/> kleinen Hauſe von Jugenheim achteten nicht auf die-<lb/> ſelben: ſie machten ihre Kleider ſelbſt und Maria<lb/> Sophie, die zweite, ſchnitt ſich dieſelben eigenhändig<lb/> zu, und mit den fünfzehn Francs monatlich, welche<lb/> man Jeder von ihnen für ihre Toilette gab, waren<lb/> ſie reizend zum Anbeißen und ihr einziger Kummer<lb/> war, daß die Schuhe zu raſch zerriſſen. Die kleinen<lb/> Mädchen aber waren die Töchter des Herzogs von<lb/> Schleswig-Holſtein-Sonderburg-Glücksburg, der, um<lb/> ſein beſcheidenes Einkommen zu vergrößern, Lectionen<lb/> im Zeichnen gab, während er auf die Krone von<lb/> Dänemark wartete. Und eines Tages kam dieſe Krone<lb/> und man ſah die kleinen Mädchen nicht mehr auf<lb/> der Straße von Jugenheim; man hörte zur Zeit<lb/> des Abendeſſens nicht mehr rufen: „Alexandra,<lb/> Dagmar, Thyra, kommt raſch, der Vater iſt da!“<lb/> Sie waren auch keine kleine Mädchen mehr, ſondern<lb/> Hoheiten. Allein das war erſt der Anfang. Alexandra</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Grafen von Dürrenſtein.</hi> </head><lb/> <byline>Original-Roman von <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Emilie Heinrich.</hi></hi> </byline><lb/> <p><hi rendition="#c">(Nachdruck verboten.)</hi><space dim="horizontal"/> 128</p><lb/> <p>Der Verwundete, welcher mittlerweile wieder<lb/> das Bewußtſein verloren zu haben ſchien, ſtöhnte<lb/> laut und ſchmerzlich.</p><lb/> <p>Der Geiſtliche beugte ſich liebevoll über ihn<lb/> und gab dem wunden Kopf eine andere Lage.</p><lb/> <p>Nach einer Viertelſtunde ſchon war die Villa<lb/> erreicht. Der alte würdige Kaſtellan und ſeine<lb/> Frau richteten ſchnell einige Zimmer her und als<lb/> der Verunglückte aufs ſorgfältigſte gebettet und<lb/> neu verbunden war, ſchrieb Urbanus einige Zeilen<lb/> an ſeinen Vorgeſetzten, um ſich Urlaub für die<lb/> Pflege des Verwundeten zu erbitten, welchen Brief<lb/> der Prinz mit nach Waldenburg nahm und den-<lb/> ſelben ſogleich durch einen Courier nach der Eiſen-<lb/> bahnſtation befördern ließ.</p><lb/> <p>Er ritt täglich hinüber nach der Villa, um<lb/> nach dem Kranken zu ſehen, nahm auch den fürſt-<lb/> lichen Leibarzt mit, welcher indeſſen die Anord-<lb/> nungen des Geiſtlichen in vornehmer Weiſe für<lb/> genügend erklärte.</p><lb/> <p>Baron Egbert war allerdings zum Leben,<lb/> aber nicht zum Bewußtſein erwacht, und als nach<lb/> mehreren Tagen das Fieber ein ſo hochgefähr-<lb/> liches Stadium erreichte, daß Urbanus einen zwei-<lb/> ten Arzt außer jenem fürſtlich Waldenburg’ſchen<lb/> Leibarzt verlangte, telegraphirte Prinz Arnold<lb/> an ſeinen Vater, um die Sendung des Geheim-<lb/><cb/> rathes Berg, welcher ſoeben von ſeiner vergeb-<lb/> lichen Reiſe zurückgekehrt, im Grunde keine rechte<lb/> Luſt zu dieſer Fahrt haben mochte, es aber doch<lb/> nicht wagte, dem fürſtlichen Wunſche ſich zu wider-<lb/> ſetzen. —</p><lb/> <p> <hi rendition="#c">26. Kapitel.<lb/><hi rendition="#g">Einſchwerer Kampf.</hi> </hi> </p><lb/> <p>Bruder Urbanus hatte die Depeſche an den<lb/> Fürſten im Namen des Prinzen aufgeſetzt, und<lb/> die Nennung des Verunglückten, als unweſentlich<lb/> unterlaſſen, weshalb der Geheimrath, ganz erfüllt<lb/> noch von dem Grauen der letzten Tage und dem<lb/> Gedanken an Regina, keine Ahnung haben konnte,<lb/> von der Ueberraſchung, welche ſeiner in der Villa<lb/> Eliſabeth harrte.</p><lb/> <p>Er erwog in ſeinem Innern das tragiſche<lb/> Geſchick, welches alle Hauptperſonen in dem<lb/> Dürrenſtein’ſchen Drama theils vernichtet, theils<lb/> aufs Krankenlager geworfen, während der letzte<lb/> Erbe fern von der Heimat weilte, unbekannt mit<lb/> den Ereigniſſen, welche zu ſeinen Gunſten ſtatt-<lb/> gefunden.</p><lb/> <p>Der Geheimrath konnte trotz des Teſtaments,<lb/> das er wohlgeborgen bei ſich trug, jene That-<lb/> ſache nicht mehr hindern. Baron Egbert war<lb/> Majoratsherr von Dürrenſtein.</p><lb/> <p>Wo war dieſer Erbe? Sollte er wirklich<lb/> jemals zurückkehren?</p><lb/> <p>Dieſe Fragen beſchäftigten ihn unabläſſig<lb/> während der Fahrt.</p><lb/> <p>Vielleicht hatte der jetzige Graf und Ma-<lb/><cb/> joratsherr draußen in der Welt andere Bande<lb/> geſchloſſen und brachte die neue Schloßherrin mit<lb/> heim. Das wäre allerdings die beſte und ein-<lb/> fachſte Löſung.</p><lb/> <p>Was wußte der junge Graf von Reginas<lb/> ſchwärmeriſcher Liebe? War ſie doch damals, als<lb/> er ſie in Italien geſehen, faſt ein Kind noch ge-<lb/> weſen. Und mußte das Gerücht bei ſeiner Heim-<lb/> kehr nicht raſch genug die ſonderbare Entfüh-<lb/> rungsgeſchichte ihm zutragen? — Konnte der<lb/> reichſte und angeſehenſte Edelmann des Landes<lb/> eine ſolche Gemahlin ſich erwählen, deren Vor-<lb/> geſchichte einen derartigen Beigeſchmack hatte.</p><lb/> <p>Der Geheimrath athmete tief und ſchwer bei die-<lb/> ſem Gedanken. Der alte Frank würde ſicherlich,<lb/> wie er ſich ſagen mußte, dem neuen Majorats-<lb/> herrn Mittheilung von dem letzten Willen ſeines<lb/> Vorgängers und den Verbleiben deſſelben machen.<lb/> Und dann?</p><lb/> <p>„Bah, warten wir die Sachen ab,“ murmelte<lb/> er, als er auf der letzten Station dem Coupé<lb/> entſtieg und auf den fürſtlichen Wagen zuſchritt,<lb/> welcher bereits ſeiner harrte.</p><lb/> <p>Es traf ſich, daß der Prinz Arnold gerade<lb/> in der Villa Eliſabeth war, als der Geheim-<lb/> rath dort ankam und von jenem freudig empfan-<lb/> gen wurde.</p><lb/> <p>„Sie ahnen es nicht, lieber Geheimrath, wer<lb/> der Verwundete iſt, wie?“</p><lb/> <p>„Habe in der That keine Ahnung, Durch-<lb/> laucht verſetzte Berg, ihn forſchend anblickend.</p><lb/> <p> <ref> <hi rendition="#c">(Fortſetzung folgt.)</hi> </ref> </p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[5]/0005]
Bagant Guſtav Raſchke, welcher am 26. v. M.
in Nezamyslitz vom Schube entwichen iſt und
welchem Krakowsky nachſetzte. Der Brünner Poli-
zei iſt es nun gelungen, den flüchtigen Guſtav
Raſchke, welcher aus Moletein gebürtig iſt, in
Brünn zu verhaften. Raſchke wurde dem Straf-
gerichte eingeliefert. Die eingeleitete Unterſuchung
wird wohl klarſtellen, ob der Verhaftete der Mör-
der Krakowsky’s iſt.
(Kreuzbandſendungen.) Aus Anlaß der ſo
häufig vorkommenden Fälle, daß Briefe kleineren
Formates, Kartenbriefe und Correſpondenzkarten ſich
in die mit denſelben gemeinſam in den Briefſam-
melkäſten hinterlegten Kreuzbandſendungen einſchie-
ben und hierdurch vielfach Verluſte und ſonſtige An-
ſtände entſtehen, hat das Handelsminiſterium ſchon
vor Jahren die abgeſonderte Aufgabe der Kreuz-
bandſendungen als nothwendig erachtet und durch
die Poſtämter dahin gewirkt, daß Kreuzbandſendun-
gen nicht in die Briefkäſten eingelegt, ſondern in das
Poſtamtslocale überbracht werden ſollten. Es wurde
ferner die Anordnung getroffen, daß Kreuzbandſendun-
gen insbeſondere dann, wenn deren Inhalt aus mehre-
ren Druckbogen beſteht, zuerſt mittelſt eines kreuzweiſe ge-
ſchlungenen Fadens gebunden und dann erſt mit der
Adceßſchleife verſehen werden ſollen, um ſo das Ver-
ſchliefen von Briefen zu verhindern. Da im Laufe
der Zeit dieſe Beſtimmungen wieder mehr und mehr
außer Acht gelaſſen wurden und die hieraus erwach-
ſenen unangenehmen Folgen neuerlich zu Beſchwerden
Grund gaben, wurde die angeführte Anordnung den
Poſtämtern zur Aufrechthaltung abermals in Erin-
nerung gebracht. Es iſt gewiß im Intereſſe des
Publicums ſelbſt gelegen, derſelben genau nachzu-
kommen. —
(Die Kartoffelernte) ſoll, wie uns die
Oekonomen unſeres Landbezirkes mittheilen, heuer
zwar eine ſehr reichliche, aber durchaus keine
günſtige ſein. In Folge der andauernden Näſſe
beginnen nämlich die Kartoffel in vielen Gemein-
den zu faulen, ſo daß es kaum möglich ſein wird
große Vorräthe davon einzulagern. Hie und da
ſucht man ſich dadurch zu helfen, daß man mit
den Kartoffeln das Borſtenvieh füttert. In vielen
Gemeinden hat man die Kartoffeln gar nicht
geerntet, ſondern, weil ſie bereits dem Fäulniß-
proceß verfallen waren, im Boden belaſſen.
(Die deutſche Schule in Paulowitz.) Wer
hätte, als vor wenigen Jahren die deutſche Volks-
ſchule in Paulowitz durch den deutſchen Schul-
verein gegründet wurde, und ſich in Folge der
maßloſen tſchechiſchen Agitation bei den Einſchrei-
bungen für dieſe Schule nur wenige Eltern mel-
deten, um ihren Kindern deutſchen Unterricht an-
gedeihen zu laſſen, geahnt, daß dieſe Schule, welche
ſich übrigens einer ausgezeichneten Leitung erfreut,
ſchon in verhältnißmäßig kurzer Zeit, einen ſol-
chen Aufſchwung nehmen werde, wie wir ihn
geſtern conſtatirten? Nicht weniger als 342
Schüler haben ſich im heurigen Jahre zur
Aufnahme in dieſe Schule gemeldet, darunter die
Kinder zahlreicher ſlaviſcher Eltern, welche nicht
die Anſicht des Herrn Profeſſors Demel ver-
treten, daß man mit der deutſchen Sprache nur
bis Kožuſchan kommt. Mit ſtolzer Befriedi-
gung kann der deutſche Schulverein auf ſein
ſchönes Werk, die Gründung der deutſchen
Schule in Paulowitz zurückblicken. Ehre und
Preis den wackeren Männern, welche dieſe Grün-
dung und deren Gedeihen ermöglichten, nicht min-
der der deutſchen Bevölkerung von Olmütz, welche
die deutſche Schule in Paulowitz in ihr Herz ge-
ſchloſſen hat und ſie jederzeit, namentlich zu den
Weihnachtsfeiertagen fördert und unterſtützt. Wir
wünſchen der deutſchen Schule in Paulowitz auch
ferner das beſte Gedeihen.
(Vom Wetter.) Geſtern hatten wir einen
prächtigen und ſonnigen Tag zu verzeichnen,
heute iſt der Himmel abermals bewölkt und hat
es den Anſchein, als ob das Regenwetter, welches
in den letzten Tagen der vorigen Woche herrſchte,
wieder zurückkehren ſollte. Die meteorologiſche
Centralanſtalt iſt weniger peſſimiſtiſch geſtimmt,
denn ſie verkündet für die nächſte Zeit folgende
Prognoſe: Vorwiegend heiteres Wetter bei ſtei-
gender Temparatur vorausſichtlich.
(Gefunden.) Beim ſtädt. Polizeiamte er-
liegt ein ſilbernes Anhängſel (Vorhängſchloß),
welches vor einigen Tagen am Oberringe gefun-
den worden iſt.
(Feſt in Nimlau.) Bekanntlich wurde das
Feuerwehrgründungsfeſt der Nimlauer Feuerwehr
in Folge des am letzten Sonntag eingetretenen
Regenwetters ſtark geſchädigt und mußte das pro-
jectirte Feſt auf der Nimlauer Haide gänzlich
fallen gelaſſen werden. Wie nun verlautet, ſoll
dennoch ein Wieſenfeſt in Nimlau veran-
ſtaltet werden und hat man hiezu den näch-
ſten Samſtag (Feiertag) in Ausſicht genommen.
Näheres über die Veranſtaltung dieſes Feſtes
werden wir noch mittheilen.
(Die mähriſchen Schützen beim Kaiſer-
Jubiläums-Schützenfeſt in Wien.) Die Schieß-
reſultate der Schützen aus Mähren ſind bisher:
Standſcheibe (200 Schritte): Ed. Zwieřina aus
Mähr.-Oſtrau 24 Theiler. Feld-Ringſcheibe (400
Schritte): Jellinek (Brünn) 50, Hiller (Brünn)
40 Kreiſe. Feſtſcheibe „Kaiſer“ (400 Schritte):
Dr. Meiſter (Znaim) 35, Carl Schwank (Mähr.-
Schönbcrg) 28 Kreiſe. Hirſch- und Sau-Schei-
ben: Bannert (Brünn) 38 Kreiſe.
(Bezirksrichter Pell.) Das Oberlandes-
gericht Brünn verwarf die Berufung des vom
Schwurgerichte, wie wir ſeinerzeit berichtet haben,
wegen Amtsveruntreuung zu 7½ Jahren ver-
urtheilten Bezirksrichtes in Blansko, Dr. L. Pell.
(Beſitzwechſel.) Der Baumeiſter Auguſt
Bartel hat das landtäfliche Gut Meltſch (Bezirk
Wigſtadtl) an Graf und Gräfin Razumowsky,
Beſitzer des Nachbargutes Wigſtein verkauft.
(Firma-Protokollirungen.) Bei dem k. k.
Kreis- als Handelsgerichte in Olmütz wurde in
das Handelsregiſter eingetragen: Am 28. Auguſt
1888: Die Einzelnfirma: F. Adam, zum Be-
triebe der Eſſig-Erzeugung der Franziska Adam
in Sternberg. Am 28. Auguſt 1888: Die Ein-
zelnfirma: J. C. Lubich, zum Betriebe der
Gemiſchtwaaren-Handlung in Mähr.-Rothwaſſer.
(Anangenehm.) Wie ein Brünner Blatt zu
erzählen weiß, iſt einem „verdienſtvollen jugendlichen
Mitgliede“ der Brünner Bühne dieſer Tage eine
kleine Unanehmlichkeit paſſirt. Das verdienſtvolle
jugendliche Mitglied iſt nämlich eine Sängerin, der
an ihrem Benefice-Abend (ſchon im Februar dieſes
Jahres) unter anderen weniger werthvollen vegetabi-
liſchen Anerkennungszeichen auch ein ſchöner Ring
geſchenkt wurde. Der Spender war ein junger Mann,
deſſen Begeiſterung ſich in ſolidem Geſchmeide Luft
gemacht hatte. Da wäre weiter nichts dabei; aber
leider ſtellt ſich jetzt heraus, daß der junge Mann
den Ring nicht baar bezahlt hatte und daß er das
auch bis heute nicht gethan hat. Der Sängerin wird
nun ſowohl von dem Vater des jungen Mannes als
auch von dem Vater des Ringes, nämlich dem Ju-
welier, ziemlich eindringlich nahegelegt, daß ſie den
Ring zurückgeben müſſe.
Vom Tage.
(Drei Königstöchter.) Eine reizende Idylle
aus dem Leben dreier Fürſtinnen iſt es, welche der
Pariſer „Figaro“ Montag ſchilderte. Das franzöſiſche
Blatt erzählt: Es waren drei Mädchen, drei kleine
Mädchen, welche vor nun fünfundzwanzig Jahren
auf der Straße von Jugenheim ſpielten; ſie waren
ſehr heiter, die kleinen Mädchen mit ihrem langen,
offenen Haar, und alle Bewohner der guten Stadt
Frankfurt am Main kannten ſie wohl; die Diplo-
maten grüßten ſie ehrfurchtsvoll — es gab damals
in Frankfurt noch Diplomaten — und dachten, was
wohl nach dem Succeſſionsgeſetze aus den kleinen
Mädchen werden wird! allein die Mädchen in dem
kleinen Hauſe von Jugenheim achteten nicht auf die-
ſelben: ſie machten ihre Kleider ſelbſt und Maria
Sophie, die zweite, ſchnitt ſich dieſelben eigenhändig
zu, und mit den fünfzehn Francs monatlich, welche
man Jeder von ihnen für ihre Toilette gab, waren
ſie reizend zum Anbeißen und ihr einziger Kummer
war, daß die Schuhe zu raſch zerriſſen. Die kleinen
Mädchen aber waren die Töchter des Herzogs von
Schleswig-Holſtein-Sonderburg-Glücksburg, der, um
ſein beſcheidenes Einkommen zu vergrößern, Lectionen
im Zeichnen gab, während er auf die Krone von
Dänemark wartete. Und eines Tages kam dieſe Krone
und man ſah die kleinen Mädchen nicht mehr auf
der Straße von Jugenheim; man hörte zur Zeit
des Abendeſſens nicht mehr rufen: „Alexandra,
Dagmar, Thyra, kommt raſch, der Vater iſt da!“
Sie waren auch keine kleine Mädchen mehr, ſondern
Hoheiten. Allein das war erſt der Anfang. Alexandra
Die Grafen von Dürrenſtein.
Original-Roman von Emilie Heinrich.
(Nachdruck verboten.) 128
Der Verwundete, welcher mittlerweile wieder
das Bewußtſein verloren zu haben ſchien, ſtöhnte
laut und ſchmerzlich.
Der Geiſtliche beugte ſich liebevoll über ihn
und gab dem wunden Kopf eine andere Lage.
Nach einer Viertelſtunde ſchon war die Villa
erreicht. Der alte würdige Kaſtellan und ſeine
Frau richteten ſchnell einige Zimmer her und als
der Verunglückte aufs ſorgfältigſte gebettet und
neu verbunden war, ſchrieb Urbanus einige Zeilen
an ſeinen Vorgeſetzten, um ſich Urlaub für die
Pflege des Verwundeten zu erbitten, welchen Brief
der Prinz mit nach Waldenburg nahm und den-
ſelben ſogleich durch einen Courier nach der Eiſen-
bahnſtation befördern ließ.
Er ritt täglich hinüber nach der Villa, um
nach dem Kranken zu ſehen, nahm auch den fürſt-
lichen Leibarzt mit, welcher indeſſen die Anord-
nungen des Geiſtlichen in vornehmer Weiſe für
genügend erklärte.
Baron Egbert war allerdings zum Leben,
aber nicht zum Bewußtſein erwacht, und als nach
mehreren Tagen das Fieber ein ſo hochgefähr-
liches Stadium erreichte, daß Urbanus einen zwei-
ten Arzt außer jenem fürſtlich Waldenburg’ſchen
Leibarzt verlangte, telegraphirte Prinz Arnold
an ſeinen Vater, um die Sendung des Geheim-
rathes Berg, welcher ſoeben von ſeiner vergeb-
lichen Reiſe zurückgekehrt, im Grunde keine rechte
Luſt zu dieſer Fahrt haben mochte, es aber doch
nicht wagte, dem fürſtlichen Wunſche ſich zu wider-
ſetzen. —
26. Kapitel.
Einſchwerer Kampf.
Bruder Urbanus hatte die Depeſche an den
Fürſten im Namen des Prinzen aufgeſetzt, und
die Nennung des Verunglückten, als unweſentlich
unterlaſſen, weshalb der Geheimrath, ganz erfüllt
noch von dem Grauen der letzten Tage und dem
Gedanken an Regina, keine Ahnung haben konnte,
von der Ueberraſchung, welche ſeiner in der Villa
Eliſabeth harrte.
Er erwog in ſeinem Innern das tragiſche
Geſchick, welches alle Hauptperſonen in dem
Dürrenſtein’ſchen Drama theils vernichtet, theils
aufs Krankenlager geworfen, während der letzte
Erbe fern von der Heimat weilte, unbekannt mit
den Ereigniſſen, welche zu ſeinen Gunſten ſtatt-
gefunden.
Der Geheimrath konnte trotz des Teſtaments,
das er wohlgeborgen bei ſich trug, jene That-
ſache nicht mehr hindern. Baron Egbert war
Majoratsherr von Dürrenſtein.
Wo war dieſer Erbe? Sollte er wirklich
jemals zurückkehren?
Dieſe Fragen beſchäftigten ihn unabläſſig
während der Fahrt.
Vielleicht hatte der jetzige Graf und Ma-
joratsherr draußen in der Welt andere Bande
geſchloſſen und brachte die neue Schloßherrin mit
heim. Das wäre allerdings die beſte und ein-
fachſte Löſung.
Was wußte der junge Graf von Reginas
ſchwärmeriſcher Liebe? War ſie doch damals, als
er ſie in Italien geſehen, faſt ein Kind noch ge-
weſen. Und mußte das Gerücht bei ſeiner Heim-
kehr nicht raſch genug die ſonderbare Entfüh-
rungsgeſchichte ihm zutragen? — Konnte der
reichſte und angeſehenſte Edelmann des Landes
eine ſolche Gemahlin ſich erwählen, deren Vor-
geſchichte einen derartigen Beigeſchmack hatte.
Der Geheimrath athmete tief und ſchwer bei die-
ſem Gedanken. Der alte Frank würde ſicherlich,
wie er ſich ſagen mußte, dem neuen Majorats-
herrn Mittheilung von dem letzten Willen ſeines
Vorgängers und den Verbleiben deſſelben machen.
Und dann?
„Bah, warten wir die Sachen ab,“ murmelte
er, als er auf der letzten Station dem Coupé
entſtieg und auf den fürſtlichen Wagen zuſchritt,
welcher bereits ſeiner harrte.
Es traf ſich, daß der Prinz Arnold gerade
in der Villa Eliſabeth war, als der Geheim-
rath dort ankam und von jenem freudig empfan-
gen wurde.
„Sie ahnen es nicht, lieber Geheimrath, wer
der Verwundete iſt, wie?“
„Habe in der That keine Ahnung, Durch-
laucht verſetzte Berg, ihn forſchend anblickend.
(Fortſetzung folgt.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).
(2018-01-26T15:49:55Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T15:49:55Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T15:49:55Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |