Mährisches Tagblatt. Nr. 204, Olmütz, 06.09.1895.[Spaltenumbruch]
frage, Mutineum, Harnack, Reichstagswahl im (Die Lösung der armenischen Frage.) In informirten Kreisen circulirt seit zwei Tagen (Das Madagassische Abenteuer.) Die Locales und Provinzielles. Olmütz, 6. September. (Se. kais. Hoheit, der Herr Erzherzog Josef Ferdinand) trifft in den nächsten Tagen (Scheiden.) Die Nachricht, daß Se. kais. (Der Statthalter in Hohenstadt.) Ge- (Ehrenbürgerrecht-Verleihung.) Die Ge- (Personalnachricht.) Der Commandant (Personales.) Herr Stadphysicus Dr. Hans (Die Demonstrationen gegen den Statt- halter.) In den tschechischen Kreisen unsere[r] Nach- (Lewinsky's 60. Geburtstag.) Am 20. d. (Die Heimkehr der Truppen vom Ma- növerfeld.) Sonntag treffen die ersten heimkeh- (Die Olmützer Gartenbau - Ausstellung) des hiesigen Vereines "Hortolonia" wird morgen [Spaltenumbruch] und -- schnaps! lagen wir um. Bis an die [Spaltenumbruch] Da -- ich hatte soeben wieder eine Kopfnuß Windelweich geprügelt kamen wir längseit. Zehn Jahre später war der also Verspottete Das will freilich nicht viel heißen, denn in Da sieht er ein rundliches, in hellen Kattun "Mon cher ... Mon cher capitaine", "Was ist's mit der Negerin? Eine neue Da naht ein zweites, ein weißes Weib mit Der Gefeierte hat seine einstige Tänzerin 2. September 188* [Spaltenumbruch]
frage, Mutineum, Harnack, Reichstagswahl im (Die Löſung der armeniſchen Frage.) In informirten Kreiſen circulirt ſeit zwei Tagen (Das Madagaſſiſche Abenteuer.) Die Locales und Provinzielles. Olmütz, 6. September. (Se. kaiſ. Hoheit, der Herr Erzherzog Joſef Ferdinand) trifft in den nächſten Tagen (Scheiden.) Die Nachricht, daß Se. kaiſ. (Der Statthalter in Hohenſtadt.) Ge- (Ehrenbürgerrecht-Verleihung.) Die Ge- (Perſonalnachricht.) Der Commandant (Perſonales.) Herr Stadphyſicus Dr. Hans (Die Demonſtrationen gegen den Statt- halter.) In den tſchechiſchen Kreiſen unſere[r] Nach- (Lewinsky’s 60. Geburtstag.) Am 20. d. (Die Heimkehr der Truppen vom Ma- növerfeld.) Sonntag treffen die erſten heimkeh- (Die Olmützer Gartenbau - Ausſtellung) des hieſigen Vereines „Hortolonia“ wird morgen [Spaltenumbruch] und — ſchnaps! lagen wir um. Bis an die [Spaltenumbruch] Da — ich hatte ſoeben wieder eine Kopfnuß Windelweich geprügelt kamen wir längſeit. Zehn Jahre ſpäter war der alſo Verſpottete Das will freilich nicht viel heißen, denn in Da ſieht er ein rundliches, in hellen Kattun „Mon cher ... Mon cher capitaine“, „Was iſt’s mit der Negerin? Eine neue Da naht ein zweites, ein weißes Weib mit Der Gefeierte hat ſeine einſtige Tänzerin 2. September 188* <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0004" n="[4]"/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="brief2" prev="#brief1" type="jArticle" n="2"> <p>frage, Mutineum, Harnack, Reichstagswahl im<lb/> ſechſten Wahlkreiſe, die gewiß mit einem Fiasco<lb/> der anti-ſocialdemokratiſchen Elemente ſchließt,<lb/> muß man, ohne B. zu nennen, in der allerſchärf-<lb/> ſten Weiſe benützen, um dem Kaiſer den Eindruck<lb/> zu machen, daß er in dieſer Angelegenheit nicht<lb/> gut berathen iſt, und ihm den Schluß auf B.<lb/> überlaſſen. Man muß alſo rings um das poli-<lb/> tiſche Centrum, reſpective das Cartell Scheiter-<lb/> haufen anzünden und ſie hell auflodern laſſen,<lb/> den herrſchenden Opportunismus in die Flammen<lb/> werfen und dadurch die Lage beleuchten. Merkt<lb/> der Kaiſer, daß man zwiſchen ihn und B. Zwie-<lb/> tracht ſäen will, ſo ſtößt man ihn zurück Nährt<lb/> man in Dingen, wo er inſtinctiv auf unſerer<lb/> Seite ſteht, ſeine Unzufriedenheit, ſo ſtärkt man<lb/> ihn principiell, ohne ihn perſönlich zu reizen. Er<lb/> hat kürzlich geſagt: Sechs Monate will ich den<lb/> alten B. verſchnaufen laſſen, dann regiere ich<lb/> ſelbſt. B. ſelbſt hat gemeint, daß er den Kaiſer<lb/> nicht in der Hand behält. 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In der Reſidenz des kaiſerlichen Prinzen,<lb/> welcher bekanntlich nach Wien überſiedelt, woſelbſt<lb/> er die Kriegsſchule abſolviren wird, werden be-<lb/> reits die Vorbereitungen zu deſſen Ueberſiedlung<lb/> getroffen und wird das Meublement bereits in<lb/> den nächſten Tagen nach Wien geſchafft werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Scheiden.)</hi> </head> <p>Die Nachricht, daß Se. kaiſ.<lb/> Hoheit Erzherzog <hi rendition="#g">Joſef Ferdinand</hi> aus<lb/><cb/> unſerer Stadt ſcheidet, wird von unſerer geſamm-<lb/> ten Bevölkerung nur mit Bedauern gehört wer-<lb/> den. Dieſelbe brachte dem kaiſ. Prinzen die<lb/> herzlichſten Sympathien entgegen. Sein liebens-<lb/> würdiges, von ſteifem Ceremoniell freies Weſen,<lb/> ſein freundliches Benehmen hatten ihm hier<lb/> raſch die Herzen gewonnen, und Niemand möchte<lb/> gerne an das Scheiden denken. Aber der kaiſer-<lb/> liche Dienſt ruft, und der junge Erzherzog folgt<lb/> dieſem Rufe nach Wien. Wir wollen hoffen, daß<lb/> es ihm hier behagte, und daß er beim Scheiden<lb/> von Olmütz durchaus freundliche Erinnerungen<lb/> in die Reſidenz mitnehmen wird, aus welcher<lb/> ihn vielleicht der „Dienſt“ wieder einmal nach<lb/> Olmütz beruft, von wo ihn beim Scheiden die<lb/> beſten Wünſche geleiten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Der Statthalter in Hohenſtadt.)</hi> </head> <p>Ge-<lb/> ſtern Früh erfolgte die Abfahrt Seiner Excellenz<lb/> des Statthalters von Littau über Schwarzbach<lb/> nach Hohenſtadt, woſelbſt im Bahnhofe ein<lb/> Empfang durch den Bezirkshauptmann Ritter v.<lb/> Kundratitz, die Gemeindevertretungen der umlie-<lb/> genden Orte und an der Stadtgrenze durch den<lb/> an der Spitze der Gemeindevertretung erſchienenen<lb/> Bürgermeiſter <hi rendition="#g">Stalzer</hi> ſtattfand. 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Majeſtät der <hi rendition="#g">Kaiſer</hi><lb/> durch Verleihung des Ordens der eiſernen Krone<lb/> dritter Claſſe ausgezeichnet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Perſonales.)</hi> </head> <p>Herr Stadphyſicus Dr. Hans<lb/><hi rendition="#g">Cantor</hi> iſt von ſeiner Urlaubsreiſe wieder in<lb/> Olmütz eingetroffen und hat die Leitung des<lb/> Stadtphýſicates übernommen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Die Demonſtrationen gegen den Statt-<lb/> halter.)</hi> </head> <p>In den tſchechiſchen Kreiſen unſere<supplied>r</supplied> Nach-<lb/> barbezirke herrſcht arge Verſtimmung. Ein großer<lb/> Theil derſelben iſt unzufrieden mit den Führern,<lb/> welche die Demonſtrationen gegen die Perſon des<lb/> Statthalters inſcenirten und die ſlaviſche Bevöl-<lb/> kerung auf dieſe Weiſe verhinderten, ihre Wünſche<lb/> und Beſchwerden auf dem ſo wirkſamen Wege des<lb/> directen mündlichen Verkehrs mit dem Vertreter<lb/> des Kaiſers im Lande zu Gehör zu bringen. Als<lb/> Symptom dieſer Verſtimmung darf es wohl<lb/> gelten, daß die elericalen und alttſchechiſchen<lb/> Organe ſich über dieſe Demonſtration gründlich<lb/><cb/> ausſchweigen, während die jungtſchechiſchen Blätter<lb/> ihre Genugthuung darüber äußern. Es iſt auch<lb/> nicht ohne Intereſſe zu conſtatiren, daß der<lb/> Clerus im Gegenſatze zu den tſchechiſchen Füh-<lb/> rern, die ſich ferne hielten, überall an der Spitze<lb/> derer ſtand, die an der feſtlichen Begrüßung des<lb/> Statthalters theilnahmen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Lewinsky’s 60. Geburtstag.)</hi> </head> <p>Am 20. d.<lb/> feiert der k. u. k. Hofſchauſpieler Joſef Lewinsky<lb/> ſeinen 60. Geburtstag. Er wurde in Wien 1835<lb/> geboren. Als 1851 ſeine Eltern in Roth geriethen,<lb/> mußte er das Studiren am Wiener Schotten-<lb/> Gymnaſium aufgeben und wandte ſich der Buch-<lb/> haltung zu. Aber ſchon im Frühjahr 1853 bat<lb/> er den Comparſerie-Inſpicienten des Burgtheaters,<lb/> Wilhelm Juſt, ihn als Schüler aufzunehmen.<lb/> Aber Juſt ſagte: „Was wollen Sie mit einer<lb/> ſolchen Figur? Zum Liebhaber ſind Sie weder<lb/> groß noch ſchön genug und für Character-Rollen<lb/> zu unbedeutend ...“ — Endlich gab Juſt nach.<lb/> Lewinsky trat auf Wiener Bühnen anfänglich<lb/> als Statiſt auf, wurde ſpäter Aushilfsſtatiſt im<lb/> Burgtheater. Am 17. Jänner 1855 trat er in<lb/> Halm’s „Fechter von Ravenna“ als „Ein<lb/> Journaliſt“ zum erſten Male im Theater an der<lb/> Wien auf. Nach ſieben Monaten wurde dem<lb/> „Talentloſen“ gekündigt und er ging nach<lb/> Troppau, von hier nach Bielitz, wo er ein erſtes<lb/> Rollenfach mit 36 fl. Monatsgage übernahm.<lb/> Von hier ging er nach Brünn. Am 4. Mai 1858<lb/> trat Lewinsky zum erſten Male im Burgtheater<lb/> auf; er ſpielte den Franz Moor“ und wurde<lb/> als erſter Characterdarſteller engagirt. Seit<lb/> 22. Jänner 1865 iſt er wirklicher Hofſchauſpieler,<lb/> deſſen Repertoire über 200 Rollen umfaßt. Auf<lb/> der hieſigen Bühne hat Lewinsky wiederholt<lb/> gaſtirt, und wiederholt lernten wir ihn hier auch<lb/> als Vorleſer kennen und bewundern.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Die Heimkehr der Truppen vom Ma-<lb/> növerfeld.)</hi> </head> <p>Sonntag treffen die erſten heimkeh-<lb/> renden Truppen vom Manöverfeld wieder in Ol-<lb/> mütz ein u. zw. ſind dies die Reſerviſten des 54.<lb/> Inf.-Rgts., welche als die erſten abrüſten und<lb/> zum heimatlichen Herde zurückk<supplied>e</supplied>hren. Am Dien-<lb/> ſtag rückt ſodann die übrige Garniſon in ihre<lb/> Dislocationen wieder ein. Mit der Hcimkehr<lb/> der Truppen werden ſodann die Straßen der<lb/> Stadt, welche jetzt ſehr leer ſind, wieder ein be-<lb/> wegtes Bild erhalten.</p> </div><lb/> <div xml:id="ausstellung1" next="#ausstellung2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Die Olmützer Gartenbau - Ausſtellung)</hi> </head><lb/> <p>des hieſigen Vereines „Hortolonia“ wird morgen<lb/> um 10 Uhr Früh feierlich eröffnet. Es iſt das<lb/> erſte Unternehmen d<supplied>i</supplied>eſer Art in Olmütz und<lb/> man darf alſo erwarten, daß der Beſuch der<lb/> Ausſtellung ſeitens des Publicums ein ſehr reger<lb/> ſein wird. Dieſe Erwartung iſt umſo begründeter,<lb/> als die Ausſtellung viel des Schönen und Sehens-<lb/> werthen bieten wird. Dieſelbe findet in der<lb/> Wilhelmshalle unſeres herrlichen Stadtparkes<lb/> ſtatt, alſo im ſchönſten Rahmen, der einer Aus-</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="afrika3" prev="#afrika2" type="jArticle" n="2"> <p>und — ſchnaps! lagen wir um. Bis an die<lb/> Hüften im Waſſer watend, traten wir den Rück-<lb/> zug an und achteten natürlich nicht darauf, daß<lb/> das eigenthümliche Geheul immer näher kam.<lb/> Wer beſchreibt daher unſeren Schrecken, als wir<lb/> uns plötzlich nicht einer, ſondern einer ganzen<lb/> Heerde Tigerkatzen gegenüberſahen, die uns wuth-<lb/> fauchend am Strande empfingen! Unſere Tänze-<lb/> rinnen waren es und Rache wollten ſie an uns<lb/> nehmen, weil Madame Pecqueur ſie an die Luft<lb/> geſetzt hatte. Bis an die Zähne mit faulen<lb/> Früchten bewaffnet, drangen ſie auf uns ein;<lb/> weiß der Himmel wo ſie alle die vordorbenen<lb/> Bananen, Limonen und Orangen ſo ſchnell<lb/> aufgetrieben hatten, die uns um die Ohren<lb/> ſauſten! Antoinette ſtand in der vorderſten<lb/> Gefechtsreihe; dank dem hellen Mondſchein er-<lb/> kannte ich ſie deutlich, und als ſie mich erkannte,<lb/> widmete ſie mir ihr ſchwerſtes Wurfgeſchoß, eine<lb/> halbverfaulte Ananas, die auf meinem Kopfe<lb/> explodirte, daß es nur ſo quatſchte. Dann wurde<lb/> mir der Hut herunter geriſſen und dem Weltmeere<lb/> anvertraut, Männer, die der exmittirte Fiſcher<lb/> herbeigerufen, griffen ins Gefecht ein, und nun<lb/> regnete es neben allerlei Südfrüchten auch noch<lb/> Hiebe. Wehren konnten wir uns nicht, denn wir<lb/> waren vor dem Artilleriefeuer der Amazonen ſo<lb/> weit zurückgewichen, daß wir bis unter die<lb/> Arme im Waſſer ſtanden. Wie die ſchwarzen<lb/> Racker mit Rudern und langen Bambusknüppeln<lb/> auf uns losdroſchen! Ging das ſo fort, dann<lb/> ſchlugen ſie uns alleſammt mauſetodt.</p><lb/> <cb/> <p>Da — ich hatte ſoeben wieder eine Kopfnuß<lb/> bekommen, die mir die größte Hochachtung vor<lb/> der Haltbarkeit menſchlicher Verſtandeskaſten ab-<lb/> zwang — krachte hinter uns ein Gewehrſchuß<lb/> und entſetzt ſtoben unſere Bedränger auseinander.<lb/> Unſer Capitän hatte von Bord aus durch das<lb/> Nachtglas beobachtet, wie wir gewalkt wurden,<lb/> und uns endlich ein Boot zu Hilfe geſchickt,<lb/> deſſen Führer mit einem blinden Schuß der<lb/> Schlacht ein Ende machte.</p><lb/> <p>Windelweich geprügelt kamen wir längſeit.<lb/> Der Capitän ſaß auf der Verſchanzung, und<lb/> während ich mich die Fallreepstreppe hinauf-<lb/> ſchleppte, rief er mir zu: „Na, war’s recht ro-<lb/> mantiſch in Afrika, junger Held?“ —</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Zehn Jahre ſpäter war der alſo Verſpottete<lb/> in Libreville wirklich der Held des Tages.</p><lb/> <p>Das will freilich nicht viel heißen, denn in<lb/> kleinen Tropenſtädten greifen die Europäer<lb/> gierig nach jeder Gelegenheit einen der Ihrigen<lb/> zu feiern, ſchon um den ſchwarzen „Brüdern“<lb/> die Ueberlegenheit der weißen Raſſe <supplied>d</supplied>arzuthun.<lb/> Aus dieſem Grunde durften denn auch hier die<lb/> Eingeborenen aus angemeſſener Entfernung Zeu-<lb/> gen ſein, wie Pater Lebrun, der Vorſteher der<lb/> franzöſiſchen Miſſionsanſtalt, bei einem Gartenfeſte<lb/> eine Rede auf den jungen deutſchen Capitän<lb/> ſchwang, der einen der Miſſionsbrüder am Cap<lb/> Lopez den Händen der Urungu-Neger entwunden<lb/> und hierher geflüchtet hatte. Iſt das ein großes<lb/> Thier! dachten offenbar die farbigen Zuſchauer,<lb/><cb/> als der Gefeierte nach dem Schluß der Rede<lb/> von den geladenen Officieren und Kaufleuten<lb/> glückwünſchend umdrängt wurde. Und er warf<lb/> ſich nicht ſchlecht in die Bruſt. Hätte er vielleicht<lb/> beſcheiden abwehren ſollen? Fiel ihm gar nicht ein.</p><lb/> <p>Da ſieht er ein rundliches, in hellen Kattun<lb/> gekleidetes Negerweib heranwatſcheln.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">„Mon cher ... Mon cher capitaine“,</hi><lb/> flüſtern ihre minniglichen Polſterlippen und dann<lb/> noch etwas von Antoinette und Verzeihung und<lb/> ewigem Lieben.</p><lb/> <p>„Was iſt’s mit der Negerin? Eine neue<lb/> Huldigung?“ fragen die Gäſte.</p><lb/> <p>Da naht ein zweites, ein weißes Weib mit<lb/> einem ſtattlichen Schnurrbart und ein zuſammen-<lb/> gefaltetes Blatt Papier in der Hand haltend —<lb/> aha! eine Glückwunſch-Adreſſe. „Madame Pec-<lb/> queur,“ ſagt einer der umſtehenden Herren, und<lb/> männiglich harrt geſpannt der Dinge, die da<lb/> kommen ſollen.</p><lb/> <p>Der Gefeierte hat ſeine einſtige Tänzerin<lb/> und Gegnerin wieder erkannt, — er erkennt auch<lb/> Madame Pecqueur wieder, aber ihm ahnt nichts<lb/> Gutes von dieſem Wiederſehen. Dennoch bewahrt<lb/> er ſeine Würde, während er die Adreſſe ent-<lb/> gegennimmt und vor den Augen ſeiner weißen<lb/> Brüder entfaltet. Alle recken die Hälſe und leſen<lb/> mit ihm:</p><lb/> <p><hi rendition="#et">2. September 188*</hi><lb/> 3 <hi rendition="#aq">bout. de Cognac ... á 10 fr<supplied cert="low">s</supplied>.</hi> .. 30. —<lb/> Tableau!! —</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [[4]/0004]
frage, Mutineum, Harnack, Reichstagswahl im
ſechſten Wahlkreiſe, die gewiß mit einem Fiasco
der anti-ſocialdemokratiſchen Elemente ſchließt,
muß man, ohne B. zu nennen, in der allerſchärf-
ſten Weiſe benützen, um dem Kaiſer den Eindruck
zu machen, daß er in dieſer Angelegenheit nicht
gut berathen iſt, und ihm den Schluß auf B.
überlaſſen. Man muß alſo rings um das poli-
tiſche Centrum, reſpective das Cartell Scheiter-
haufen anzünden und ſie hell auflodern laſſen,
den herrſchenden Opportunismus in die Flammen
werfen und dadurch die Lage beleuchten. Merkt
der Kaiſer, daß man zwiſchen ihn und B. Zwie-
tracht ſäen will, ſo ſtößt man ihn zurück Nährt
man in Dingen, wo er inſtinctiv auf unſerer
Seite ſteht, ſeine Unzufriedenheit, ſo ſtärkt man
ihn principiell, ohne ihn perſönlich zu reizen. Er
hat kürzlich geſagt: Sechs Monate will ich den
alten B. verſchnaufen laſſen, dann regiere ich
ſelbſt. B. ſelbſt hat gemeint, daß er den Kaiſer
nicht in der Hand behält. Wir müſſen alſo, ohne
uns etwas zu vergeben, doch behutſam ſein.
(Die Löſung der armeniſchen Frage.)
In informirten Kreiſen circulirt ſeit zwei Tagen
die Verſion, daß der Sultan in die Annahme
der von den Großmächten bezüglich Armeniens
geſtellten Bedingungen eingewilligt hätte. Be-
ſtätigt ſich dieſe Angabe, dann wäre endlich Aus-
ſicht vorhanden, daß die armeniſche Frage einer
befriedigenden Löſung entgegengeführt wird. Im
Hinblicke auf die Darſtellung, als ob ſich die
Dreibundmächte gegenüber den Schritten Englands,
Rußlands und Frankreichs bei der Pforte ablehnend
verhalten hätten, iſt es nicht ohne Intereſſe, zu
conſtatiren, daß das „Fremdenblatt“ in einem
anſcheinend inſpirirten Artikel der Pforte ent-
ſchieden zur Nachgiebigkeit räth.
(Das Madagaſſiſche Abenteuer.) Die
Franzoſen koſtet der Kampf mit den Howas in
Madagaskar bereits mehr Opfer an Geld und Sol-
daten, als ſie ſich anfangs vorſtellten. Die fran-
zöſiſche Regierung begehrt für die Expedition auf
Madagaskar einen neuen Fünfzig-Millionen-
Credit, nachdem die erſten fünfundſechzig Millionen
bereits verbraucht ſind.
Locales und Provinzielles.
Olmütz, 6. September.
(Se. kaiſ. Hoheit, der Herr Erzherzog
Joſef Ferdinand) trifft in den nächſten Tagen
in Olmütz ein, um ſich hier ſelbſt zu verabſchie-
den. In der Reſidenz des kaiſerlichen Prinzen,
welcher bekanntlich nach Wien überſiedelt, woſelbſt
er die Kriegsſchule abſolviren wird, werden be-
reits die Vorbereitungen zu deſſen Ueberſiedlung
getroffen und wird das Meublement bereits in
den nächſten Tagen nach Wien geſchafft werden.
(Scheiden.) Die Nachricht, daß Se. kaiſ.
Hoheit Erzherzog Joſef Ferdinand aus
unſerer Stadt ſcheidet, wird von unſerer geſamm-
ten Bevölkerung nur mit Bedauern gehört wer-
den. Dieſelbe brachte dem kaiſ. Prinzen die
herzlichſten Sympathien entgegen. Sein liebens-
würdiges, von ſteifem Ceremoniell freies Weſen,
ſein freundliches Benehmen hatten ihm hier
raſch die Herzen gewonnen, und Niemand möchte
gerne an das Scheiden denken. Aber der kaiſer-
liche Dienſt ruft, und der junge Erzherzog folgt
dieſem Rufe nach Wien. Wir wollen hoffen, daß
es ihm hier behagte, und daß er beim Scheiden
von Olmütz durchaus freundliche Erinnerungen
in die Reſidenz mitnehmen wird, aus welcher
ihn vielleicht der „Dienſt“ wieder einmal nach
Olmütz beruft, von wo ihn beim Scheiden die
beſten Wünſche geleiten.
(Der Statthalter in Hohenſtadt.) Ge-
ſtern Früh erfolgte die Abfahrt Seiner Excellenz
des Statthalters von Littau über Schwarzbach
nach Hohenſtadt, woſelbſt im Bahnhofe ein
Empfang durch den Bezirkshauptmann Ritter v.
Kundratitz, die Gemeindevertretungen der umlie-
genden Orte und an der Stadtgrenze durch den
an der Spitze der Gemeindevertretung erſchienenen
Bürgermeiſter Stalzer ſtattfand. Sämmtliche
deutſchen und böhmiſchen Vereine der Stadt
Hohenſtadt und Umgebung, ſowie die Schulkinder
bildeten bis zum Gebäude der Bezirkshauptmann-
ſchaft Spalier. Nach den Empfängen beſichtigte
Freiherr von Spens-Booden Nachmittags die
Kirche, die Schulen, das Fabriksetabliſſement
Braß und Söhne und die Mälzerei Klatſcher.
Abends fuhr Se. Excellenz nach M.-Schönberg.
(Ehrenbürgerrecht-Verleihung.) Die Ge-
meinde Boskowitz hat dem Landesgerichtsrath Dr.
Geißler das Ehrenbürgerrecht verliehen.
(Perſonalnachricht.) Der Commandant
des Infanterie-Regiments Nr. 8, Herr Oberſt
Carl Edler von Eiſenbauer, iſt auf ſein
Anſuchen in den Ruheſtand getreten. Aus dieſem
Anlaſſe hat denſelben Se. Majeſtät der Kaiſer
durch Verleihung des Ordens der eiſernen Krone
dritter Claſſe ausgezeichnet.
(Perſonales.) Herr Stadphyſicus Dr. Hans
Cantor iſt von ſeiner Urlaubsreiſe wieder in
Olmütz eingetroffen und hat die Leitung des
Stadtphýſicates übernommen.
(Die Demonſtrationen gegen den Statt-
halter.) In den tſchechiſchen Kreiſen unſerer Nach-
barbezirke herrſcht arge Verſtimmung. Ein großer
Theil derſelben iſt unzufrieden mit den Führern,
welche die Demonſtrationen gegen die Perſon des
Statthalters inſcenirten und die ſlaviſche Bevöl-
kerung auf dieſe Weiſe verhinderten, ihre Wünſche
und Beſchwerden auf dem ſo wirkſamen Wege des
directen mündlichen Verkehrs mit dem Vertreter
des Kaiſers im Lande zu Gehör zu bringen. Als
Symptom dieſer Verſtimmung darf es wohl
gelten, daß die elericalen und alttſchechiſchen
Organe ſich über dieſe Demonſtration gründlich
ausſchweigen, während die jungtſchechiſchen Blätter
ihre Genugthuung darüber äußern. Es iſt auch
nicht ohne Intereſſe zu conſtatiren, daß der
Clerus im Gegenſatze zu den tſchechiſchen Füh-
rern, die ſich ferne hielten, überall an der Spitze
derer ſtand, die an der feſtlichen Begrüßung des
Statthalters theilnahmen.
(Lewinsky’s 60. Geburtstag.) Am 20. d.
feiert der k. u. k. Hofſchauſpieler Joſef Lewinsky
ſeinen 60. Geburtstag. Er wurde in Wien 1835
geboren. Als 1851 ſeine Eltern in Roth geriethen,
mußte er das Studiren am Wiener Schotten-
Gymnaſium aufgeben und wandte ſich der Buch-
haltung zu. Aber ſchon im Frühjahr 1853 bat
er den Comparſerie-Inſpicienten des Burgtheaters,
Wilhelm Juſt, ihn als Schüler aufzunehmen.
Aber Juſt ſagte: „Was wollen Sie mit einer
ſolchen Figur? Zum Liebhaber ſind Sie weder
groß noch ſchön genug und für Character-Rollen
zu unbedeutend ...“ — Endlich gab Juſt nach.
Lewinsky trat auf Wiener Bühnen anfänglich
als Statiſt auf, wurde ſpäter Aushilfsſtatiſt im
Burgtheater. Am 17. Jänner 1855 trat er in
Halm’s „Fechter von Ravenna“ als „Ein
Journaliſt“ zum erſten Male im Theater an der
Wien auf. Nach ſieben Monaten wurde dem
„Talentloſen“ gekündigt und er ging nach
Troppau, von hier nach Bielitz, wo er ein erſtes
Rollenfach mit 36 fl. Monatsgage übernahm.
Von hier ging er nach Brünn. Am 4. Mai 1858
trat Lewinsky zum erſten Male im Burgtheater
auf; er ſpielte den Franz Moor“ und wurde
als erſter Characterdarſteller engagirt. Seit
22. Jänner 1865 iſt er wirklicher Hofſchauſpieler,
deſſen Repertoire über 200 Rollen umfaßt. Auf
der hieſigen Bühne hat Lewinsky wiederholt
gaſtirt, und wiederholt lernten wir ihn hier auch
als Vorleſer kennen und bewundern.
(Die Heimkehr der Truppen vom Ma-
növerfeld.) Sonntag treffen die erſten heimkeh-
renden Truppen vom Manöverfeld wieder in Ol-
mütz ein u. zw. ſind dies die Reſerviſten des 54.
Inf.-Rgts., welche als die erſten abrüſten und
zum heimatlichen Herde zurückkehren. Am Dien-
ſtag rückt ſodann die übrige Garniſon in ihre
Dislocationen wieder ein. Mit der Hcimkehr
der Truppen werden ſodann die Straßen der
Stadt, welche jetzt ſehr leer ſind, wieder ein be-
wegtes Bild erhalten.
(Die Olmützer Gartenbau - Ausſtellung)
des hieſigen Vereines „Hortolonia“ wird morgen
um 10 Uhr Früh feierlich eröffnet. Es iſt das
erſte Unternehmen dieſer Art in Olmütz und
man darf alſo erwarten, daß der Beſuch der
Ausſtellung ſeitens des Publicums ein ſehr reger
ſein wird. Dieſe Erwartung iſt umſo begründeter,
als die Ausſtellung viel des Schönen und Sehens-
werthen bieten wird. Dieſelbe findet in der
Wilhelmshalle unſeres herrlichen Stadtparkes
ſtatt, alſo im ſchönſten Rahmen, der einer Aus-
und — ſchnaps! lagen wir um. Bis an die
Hüften im Waſſer watend, traten wir den Rück-
zug an und achteten natürlich nicht darauf, daß
das eigenthümliche Geheul immer näher kam.
Wer beſchreibt daher unſeren Schrecken, als wir
uns plötzlich nicht einer, ſondern einer ganzen
Heerde Tigerkatzen gegenüberſahen, die uns wuth-
fauchend am Strande empfingen! Unſere Tänze-
rinnen waren es und Rache wollten ſie an uns
nehmen, weil Madame Pecqueur ſie an die Luft
geſetzt hatte. Bis an die Zähne mit faulen
Früchten bewaffnet, drangen ſie auf uns ein;
weiß der Himmel wo ſie alle die vordorbenen
Bananen, Limonen und Orangen ſo ſchnell
aufgetrieben hatten, die uns um die Ohren
ſauſten! Antoinette ſtand in der vorderſten
Gefechtsreihe; dank dem hellen Mondſchein er-
kannte ich ſie deutlich, und als ſie mich erkannte,
widmete ſie mir ihr ſchwerſtes Wurfgeſchoß, eine
halbverfaulte Ananas, die auf meinem Kopfe
explodirte, daß es nur ſo quatſchte. Dann wurde
mir der Hut herunter geriſſen und dem Weltmeere
anvertraut, Männer, die der exmittirte Fiſcher
herbeigerufen, griffen ins Gefecht ein, und nun
regnete es neben allerlei Südfrüchten auch noch
Hiebe. Wehren konnten wir uns nicht, denn wir
waren vor dem Artilleriefeuer der Amazonen ſo
weit zurückgewichen, daß wir bis unter die
Arme im Waſſer ſtanden. Wie die ſchwarzen
Racker mit Rudern und langen Bambusknüppeln
auf uns losdroſchen! Ging das ſo fort, dann
ſchlugen ſie uns alleſammt mauſetodt.
Da — ich hatte ſoeben wieder eine Kopfnuß
bekommen, die mir die größte Hochachtung vor
der Haltbarkeit menſchlicher Verſtandeskaſten ab-
zwang — krachte hinter uns ein Gewehrſchuß
und entſetzt ſtoben unſere Bedränger auseinander.
Unſer Capitän hatte von Bord aus durch das
Nachtglas beobachtet, wie wir gewalkt wurden,
und uns endlich ein Boot zu Hilfe geſchickt,
deſſen Führer mit einem blinden Schuß der
Schlacht ein Ende machte.
Windelweich geprügelt kamen wir längſeit.
Der Capitän ſaß auf der Verſchanzung, und
während ich mich die Fallreepstreppe hinauf-
ſchleppte, rief er mir zu: „Na, war’s recht ro-
mantiſch in Afrika, junger Held?“ —
Zehn Jahre ſpäter war der alſo Verſpottete
in Libreville wirklich der Held des Tages.
Das will freilich nicht viel heißen, denn in
kleinen Tropenſtädten greifen die Europäer
gierig nach jeder Gelegenheit einen der Ihrigen
zu feiern, ſchon um den ſchwarzen „Brüdern“
die Ueberlegenheit der weißen Raſſe darzuthun.
Aus dieſem Grunde durften denn auch hier die
Eingeborenen aus angemeſſener Entfernung Zeu-
gen ſein, wie Pater Lebrun, der Vorſteher der
franzöſiſchen Miſſionsanſtalt, bei einem Gartenfeſte
eine Rede auf den jungen deutſchen Capitän
ſchwang, der einen der Miſſionsbrüder am Cap
Lopez den Händen der Urungu-Neger entwunden
und hierher geflüchtet hatte. Iſt das ein großes
Thier! dachten offenbar die farbigen Zuſchauer,
als der Gefeierte nach dem Schluß der Rede
von den geladenen Officieren und Kaufleuten
glückwünſchend umdrängt wurde. Und er warf
ſich nicht ſchlecht in die Bruſt. Hätte er vielleicht
beſcheiden abwehren ſollen? Fiel ihm gar nicht ein.
Da ſieht er ein rundliches, in hellen Kattun
gekleidetes Negerweib heranwatſcheln.
„Mon cher ... Mon cher capitaine“,
flüſtern ihre minniglichen Polſterlippen und dann
noch etwas von Antoinette und Verzeihung und
ewigem Lieben.
„Was iſt’s mit der Negerin? Eine neue
Huldigung?“ fragen die Gäſte.
Da naht ein zweites, ein weißes Weib mit
einem ſtattlichen Schnurrbart und ein zuſammen-
gefaltetes Blatt Papier in der Hand haltend —
aha! eine Glückwunſch-Adreſſe. „Madame Pec-
queur,“ ſagt einer der umſtehenden Herren, und
männiglich harrt geſpannt der Dinge, die da
kommen ſollen.
Der Gefeierte hat ſeine einſtige Tänzerin
und Gegnerin wieder erkannt, — er erkennt auch
Madame Pecqueur wieder, aber ihm ahnt nichts
Gutes von dieſem Wiederſehen. Dennoch bewahrt
er ſeine Würde, während er die Adreſſe ent-
gegennimmt und vor den Augen ſeiner weißen
Brüder entfaltet. Alle recken die Hälſe und leſen
mit ihm:
2. September 188*
3 bout. de Cognac ... á 10 frs. .. 30. —
Tableau!! —
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