Mährisches Tagblatt. Nr. 204, Olmütz, 06.09.1895.[Spaltenumbruch]
Königgrätz, Lichtenwald, Lieben, Mähr.-Budwitz, Vom Tage. (Auf Schloß Bernstorff bei Kopenhagen) ist jetzt wieder der Kreis fürstlicher Gäste, die (Eine schwer heimgesuchte Stadt.) In (Zum Attentat auf den Baron Rothschild.) Baron Eduard Rothschild, der in Kopenhagen (Ein Hauseinsturz.) Wie aus Fünfkirchen (Ein weit verbreiteter Irrthum ist es), anzunehmen, daß Liebig's Fleischextract nur mit (Der Streit um den Verlobungsring.) Vor dem Richter in Sheffield spielte sich, wie (Eine drollige Sedan-Erinnerung,) die Geschlagen war bei Sedan die Schlacht Und der Frankenkaiser des Thrones quitt. Auf Todte und Sterbende sank die Nacht, Als Bismarck einsam durch Donchery schritt. Da trat sein Neffe auf ihn zu Und bot ihm die Flasche voll feuriger Fluth; Heut' hatte es keiner so heiß wie Du -- Erfrische Dich, Oheim! Der Cognac ist gut." Der Kanzler verlor nicht mit Danken die Zeit Er segnete schweigend auch hierin sein Glück. Er sprach nur: "Auf Deutschlands Einigkeit!" Trank tief aus der Flasche und gab sie zurück Stumm prüfte der Neffe. Dann sprach er: "Es blieb Kein Tropfen darin, Dir zu trinken Bescheid!" Der Kanzler lächelte schalkhaft: "Vergieb! Ich konnte nichts seh'n bei der Dunkelheit!" Der Tieftrunk des Helden bleibe uns werth Als leuchtendes Vorbild für alle Zeit! Bis zur Nagelprobe die Humpen geleert Auf den Schöpfer der deutschen Einigkeit! (Nenes Verbandmittel.) In medicinischen (Ein theueres Wort.) Aus New-York, 23. Telegramme des "Mährischen Tagblattes". (Vom Correspondenz-Bureau.) Stettin, 6. September. Der König von Budapest, 5. September. Das ungarische Berlin, 5. September. Wie die "Nordd. Paris, 5. September. Kriegsminister Brüssel, 5. September. Dem "National" Brüssel, 5. September. Das "Journal de Budapest, 6. September. Der "Nemzet" Budapest, 6. September. Wie ein hiefiges Prag, 6. September. Gestern fand unter [Spaltenumbruch]
Königgrätz, Lichtenwald, Lieben, Mähr.-Budwitz, Vom Tage. (Auf Schloß Bernſtorff bei Kopenhagen) iſt jetzt wieder der Kreis fürſtlicher Gäſte, die (Eine ſchwer heimgeſuchte Stadt.) In (Zum Attentat auf den Baron Rothſchild.) Baron Eduard Rothſchild, der in Kopenhagen (Ein Hauseinſturz.) Wie aus Fünfkirchen (Ein weit verbreiteter Irrthum iſt es), anzunehmen, daß Liebig’s Fleiſchextract nur mit (Der Streit um den Verlobungsring.) Vor dem Richter in Sheffield ſpielte ſich, wie (Eine drollige Sedan-Erinnerung,) die Geſchlagen war bei Sedan die Schlacht Und der Frankenkaiſer des Thrones quitt. Auf Todte und Sterbende ſank die Nacht, Als Bismarck einſam durch Donchery ſchritt. Da trat ſein Neffe auf ihn zu Und bot ihm die Flaſche voll feuriger Fluth; Heut’ hatte es keiner ſo heiß wie Du — Erfriſche Dich, Oheim! Der Cognac iſt gut.“ Der Kanzler verlor nicht mit Danken die Zeit Er ſegnete ſchweigend auch hierin ſein Glück. Er ſprach nur: „Auf Deutſchlands Einigkeit!“ Trank tief aus der Flaſche und gab ſie zurück Stumm prüfte der Neffe. Dann ſprach er: „Es blieb Kein Tropfen darin, Dir zu trinken Beſcheid!“ Der Kanzler lächelte ſchalkhaft: „Vergieb! Ich konnte nichts ſeh’n bei der Dunkelheit!“ Der Tieftrunk des Helden bleibe uns werth Als leuchtendes Vorbild für alle Zeit! Bis zur Nagelprobe die Humpen geleert Auf den Schöpfer der deutſchen Einigkeit! (Nenes Verbandmittel.) In mediciniſchen (Ein theueres Wort.) Aus New-York, 23. Telegramme des „Mähriſchen Tagblattes“. (Vom Correſpondenz-Bureau.) Stettin, 6. September. Der König von Budapeſt, 5. September. Das ungariſche Berlin, 5. September. Wie die „Nordd. Paris, 5. September. Kriegsminiſter Brüſſel, 5. September. Dem „National“ Brüſſel, 5. September. Das „Journal de Budapeſt, 6. September. Der „Nemzet“ Budapeſt, 6. September. Wie ein hiefiges Prag, 6. September. Geſtern fand unter <TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0006" n="[6]"/><cb/> Königgrätz, Lichtenwald, Lieben, Mähr.-Budwitz,<lb/> Puteletz, Köſcha und Stecken zur Erledigung.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Vom Tage.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Auf Schloß Bernſtorff bei Kopenhagen)</hi> </head><lb/> <p>iſt jetzt wieder der Kreis fürſtlicher Gäſte, die<lb/> alljährlich das däniſche Herrſcherpaar umgeben,<lb/> ſehr zahlreich. Es weilen gegenwärtig dort: die<lb/> Kaiſerin-Witwe von Rußland, der König und<lb/> die Königin von Griechenland, der Prinz und<lb/> die Prinzeſſin Waldemar, die Prinzeſſin von<lb/> Wales und ihre Töchter Victoria von Maud,<lb/> der Großfürſt-Thronfolger, die Großfürſtin Xenia,<lb/> Großfürſt Michael, Großfürſtin Olga, die Prin-<lb/> zen Georg und Andreas von Griechenland und<lb/> Prinz Hans von Glücksburg. In Kurzem wird<lb/> auch die Herzogin von Cumberland erwartet.<lb/> Die illuſtre Geſellſchaft wird bis Ende nächſten<lb/> Monats zuſammenbleiben, da die Hochzeit der<lb/> Prinzeſſin Louiſe von Dänemark und des Prin-<lb/> zen Friedrich von Schaumburg-Lippe zu dieſer<lb/> Zeit in Kopenhagen ſtattfindet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Eine ſchwer heimgeſuchte Stadt.)</hi> </head> <p>In<lb/> der Nacht des 2. 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Sie wenden ſich<lb/> an edle Menſchenfreunde, ihre Noth zu lin-<lb/> dern und es ihnen zu ermöglichen, wieder eine<lb/> Stätte für ihre Familien zu gründen. Milde<lb/> Spenden nimmt das Bürgermeiſter-Amt Lauter-<lb/> bach bei Karlsbad entgegen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Zum Attentat auf den Baron Rothſchild.)</hi> </head><lb/> <p>Baron Eduard <hi rendition="#g">Rothſchild,</hi> der in Kopenhagen<lb/> weilt, erklärte einem Interwiever gegenüber, das<lb/> Attentat gegen ſeinen Bruder <hi rendition="#g">Alphons</hi> ſei<lb/> nicht anarchiſtiſcher Natur geweſen, ſondern der<lb/> Attentäter ſei entweder ein unglücklicher Börſen-<lb/> ſpieler oder ein abgewieſener Supplicant.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Ein Hauseinſturz.)</hi> </head> <p>Wie aus Fünfkirchen<lb/> berichtet wird, iſt dort das im Umbau begriffene<lb/> Haus des Advocaten Dr. Michael Kereki in der<lb/> Franziskanergaſſe eingeſtürzt und begrub vierund-<lb/> dreißig Arbeiter unter ſeinen Trümmern. Bei<lb/> den Räumungsarbeiten konnten bisher im Gan-<lb/> zen vier Leichen geborgen werden. 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Da dieſer Ring ihr<lb/> von dem Angeklagten, dem Handelsbefliſſenen<lb/> Iſaak Friend, ſelbſt als Brautgeſchenk gegeben<lb/> worden war, hatte der Richter die heikle recht-<lb/> liche Frage zu entſcheiden, ob der Bräutigam<lb/> dazu berechtigt iſt, den Brautring nach Aufhebung<lb/> der Verlohung zurückzufordern; denn daß Miß<lb/> Nellie gewillt war, ihren Liebhaber fahren zu<lb/><cb/> laſſen, aber den werthvollen Ring zu behalten,<lb/> gab ſie vor Gericht ſelbſt zu. Wie dieſer Gegen-<lb/> ſtand wieder ſeinen Weg in die Taſche des ſchmach-<lb/> tenden Jünglings gefunden, darüber gab jede<lb/> Partei eine andere Verſion ab. Miß Schmeltzer<lb/> erzählte, daß ihr Anbeter, über Geldſtreitigkeiten<lb/> mit ihrem Vater erzürnt, ſich wieder in den Beſitz<lb/> des Juwels zu ſetzen ſuchte. Während eines<lb/> Spazierganges im Norſolk-Park äußerte er<lb/> wie zufällig, daß ſie das Symbol ſeiner ſelbſtlo-<lb/> ſen Liebe am unrichtigen Finger trage. Arglos<lb/> zog Miß Schmeltzer den Ring ab, worauf ihr<lb/> verrätheriſcher Geliebter ſeinen Vortheil wahr-<lb/> nahm, ihr den Ring aus der Hand riß und<lb/> fortrannte. In der Folge benachrichtigte er die<lb/> troſtloſe Nellie, daß er den Ring behalten werde,<lb/> bis ihr Vater ihm die Auszahlung von — 400 M.<lb/> „Verlobungskoſten“ verſpreche! Der junge Friend<lb/> dagegen behauptete, ſeine Braut habe gegen ſei-<lb/> nen Willen verſchiedene Bälle beſucht und auch<lb/> ſonſt ſich kühl ihm gegenüber benommen, worauf<lb/> er ihr ihr Betragen vorgehalten habe. Sie habe<lb/> dann den bewußten Ring vom Finger gezogen<lb/> und ihn mit den Worten: „Hier iſt Ihr Ring“<lb/> zurückgegeben. Dann habe ſie ihren Entſchluß<lb/> bereut und den Ring wieder haben wollen. —<lb/> Der Richter entſchied, daß der Beklagte den Ring<lb/> zurückgeben müſſe; doch wurde die Klägerin an-<lb/> gehalten, ihre eigenen Proceßkoſten zu bezahlen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Eine drollige Sedan-Erinnerung,)</hi> </head> <p>die<lb/> der amerikaniſche General She<supplied>r</supplied>idan in ſeinem<lb/> Buche <hi rendition="#aq">„From Gravelotte to Sedan“</hi> mit Humor<lb/> und als getreue Wiedergabe eines von ihm ſelbſt<lb/> beobachteten Vorganges niedergeſchrieben, hat Otto<lb/> Franz Genſichen mit der ihm eigenen Gewandt-<lb/> heit in deutſche Versformen gekleidet:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Geſchlagen war bei Sedan die Schlacht</l><lb/> <l>Und der Frankenkaiſer des Thrones quitt.</l><lb/> <l>Auf Todte und Sterbende ſank die Nacht,</l><lb/> <l>Als Bismarck einſam durch Donchery ſchritt.</l><lb/> <l>Da trat ſein Neffe auf ihn zu</l><lb/> <l>Und bot ihm die Flaſche voll feuriger Fluth;</l><lb/> <l>Heut’ hatte es keiner ſo heiß wie Du —</l><lb/> <l>Erfriſche Dich, Oheim! 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Nach<lb/> entſprechender Reinigung der Wunde wurde<lb/> dieſelbe mit einem mit ſolcher Aſche gefüllten<lb/> Säckchen aus Sublimatgaze oder Leinwand<lb/> bedeckt und dieſes durch den Verband fixirt.<lb/> Die Aſche wirkte vorzüglich antiſeptiſch und<lb/> erwies ſich weſentlich billiger als jedes<lb/> andere Verbandmittel. Die antiſepliſche Wirk-<lb/> ſamkeit der Aſche beruht vornehmlich auf ihrem<lb/> ſtarken Gehalt an kohlenſaurem Kali, das<lb/> ein ziemlich kräftiges Antiſepticum iſt. Es wirkt<lb/> außerdem ſtark waſſerentziehend und mag daher<lb/> zur Trocknung der Wunden beitragen. Ob das<lb/> Mittel gerade ſchmerzlos iſt, möchten wir be-<lb/> zweifeln.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Ein theueres Wort.)</hi> </head> <p>Aus New-York, 23.<lb/> Aug., berichtet der „Herald“, daß der Millionär<lb/> George Law von Miß Joſefine Mack, einer frü-<lb/> heren Schülerin des Pariſer Conſervatoriums,<lb/> wegen Bruch des Eheverſprechens auf 150,000<lb/> Dollars verklagt worden iſt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Telegramme<lb/> des „Mähriſchen Tagblattes“.</hi> </head><lb/> <bibl> <hi rendition="#b">(Vom Correſpondenz-Bureau.)</hi> </bibl><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Stettin,</hi> 6. September.</dateline> <p>Der König von<lb/> Sachſen wird gemeinſchaftlich mit Kaiſer <hi rendition="#g">Franz<lb/><cb/> Joſef</hi> am 9. September die Fahrt von Berlin<lb/> nach Stettin unternehmen, wo die beiden Mo-<lb/> narchen um 4 Uhr Nachmittags eintreffen und<lb/> an der Ehrenpforte vom Kaiſer Wilhelm und der<lb/> Stadtvertretung empfangen werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Budapeſt,</hi> 5. September.</dateline> <p>Das ungariſche<lb/> Telegraphen-Correſpondenz-Bureau meldet: Der<lb/> Zuſtand Sr. kaiſ. Hoheit des Herrn Erzherzogs<lb/><hi rendition="#g">Ladislaus</hi> iſt ein den Umſtänden angemeſſener<lb/> und kann als gut bezeichnet werden. Nach einer<lb/> größtentheils ſchlaflos verbrachten Nacht konnte<lb/> der hohe Patient heute Vormittags Schlaf finden.<lb/> Als Sr. k. Hoheit erwacht war, wurde der Ver-<lb/> band von den Aerzten erneuert. Ihre k. Hoheit<lb/> Frau Erzherzogin Clotilde weilte ununterbrochen<lb/> an dem Krankenbette. Heute Morgens trafen<lb/> Ihre k. Hoheiten die Herren Erzherzog <hi rendition="#g">Joſef</hi><lb/> und <hi rendition="#g">Joſef Auguſtin</hi> und Ihre k. Hoheit die<lb/> Frau Erzherzogin <hi rendition="#g">Maria Dorothea</hi> hier<lb/> ein, welche ſich ſofort in das Spital begaben und<lb/> den ganzen Vormittag daſelbſt verblieben. Se. k.<lb/> Hoheit der Herr Erzherzog Ladislaus nahm gegen<lb/> Mittag ein wenig Fleiſch zu ſich. In das Spital<lb/> wird niemand eingelaſſen. Infolge Verfügung<lb/> der erzherzoglichen Familie werden vorläufig auch<lb/> weiterhin keine Bulletins ausgegeben. Die erz-<lb/> herzogliche Familie wird alle zwei Stunden über<lb/> den Zuſtand des hohen Kranken in Kenntniß<lb/> geſetzt. (S. Teleph.)</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 5. September.</dateline> <p>Wie die „Nordd.<lb/> Allg. Ztg“ erfährt, hat der Reichskanzler das<lb/> Schloß Worki verlaſſen und verweilt gegenwärtig<lb/> auf ſeiner Beſitzung bei Minsk. Derſelbe be-<lb/> abſichtigt vor ſeiner Rückkehr nach Deutſchland<lb/> einen kurzen Aufenthalt in Petersburg zu nehmen.<lb/> Die Rückkehr des Reichskanzlers nach Berlin<lb/> wird für den 15. d. M. erwartet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 5. September.</dateline> <p>Kriegsminiſter<lb/> General Zurlinden veranſtaltete heute ein Diner<lb/> zu Ehren des ruſſiſchen Generals Dragomirow<lb/> und der anderen Officiere der ruſſiſchen Miſſion.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Brüſſel,</hi> 5. September.</dateline> <p>Dem „National“<lb/> zufolge ſoll der bisherige italieniſche Geſandte in<lb/> Brüſſel, Baron de Renzis di Montanaro, dem-<lb/> nächſt zum Geſandten in Madrid ernannt werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Brüſſel,</hi> 5. September.</dateline> <p>Das „Journal de<lb/> Bruxelles“ erklärt die Meldung, daß die letzten<lb/> Ereigniſſe die Regierung veranlaßt hätten, ihre<lb/> Abſichten betreffs der Congofrage zu ändern, und<lb/> daß in der nächſten Zeit eine Enquête über<lb/> Afrika ſtattfinden ſolle, für unbegründet. Dasſelbe<lb/> Blatt hält es für unmöglich, daß im Laufe der<lb/> nächſten Parlaments-Seſſion die Frage der<lb/> Angliederung des Congoſtaates an Belgien<lb/> erörtert werden würde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Budapeſt,</hi> 6. September.</dateline> <p>Der „Nemzet“<lb/> meldet: Die Oppoſitionsblätter bringen in der<lb/> letzteren Zeit verſchiedene finanzielle Nachrichten,<lb/> welche unbegründete Ausſtreuungen über den un-<lb/> gariſchen Staatshaushalt beweiſen ſollen. Manche<lb/> dieſer Nachrichten ſprechen über das Sinken der<lb/> Staatseinnahmen, manche conſtatiren ziffermäßig<lb/> die außerordentliche Erhöhung der Ausgaben des<lb/> Budgets für das Jahr 1896, eine Zeitung bringt<lb/> ſogar den Inhalt des Expoſés des Finanzmini-<lb/> ſters. Ohne dieſe Märchen detaillirt zu demen-<lb/> tiren, bemerken wir im Allgemeinen, daß dieſe<lb/> Ausſtreuungen keine poſitive Grundlage haben<lb/> und aus der Luft gegriffen ſind.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Budapeſt,</hi> 6. September.</dateline> <p>Wie ein hiefiges<lb/> Blatt meldet, hat Finanzminiſter Lukacs das<lb/> von Wekerle herſtammende Project eines Spiri-<lb/> tusverkaufsmonopols angeſichts der maſſenhaften<lb/> Proteſte aus Kreiſen der Induſtrie und des<lb/> Handels endgiltig fallen gelaſſen und die betref-<lb/> fende Section angewieſen, ein neues Project der<lb/> ergiebigeren Ausnützung der Schankſteuer auszu-<lb/> arbeiten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Prag,</hi> 6. September.</dateline> <p>Geſtern fand unter<lb/> Betheiligung von Abgeordneten aus allen Kron-<lb/> ländern die 33. Jahresverſammlung des öſterr.<lb/> Hauptvereines der evang. Guſtav Adolf. Stiftung<lb/> in Prag ſtatt. Es wurden über 14.000 fl. an<lb/> nothleidende Gemeinden vertheilt. Die Haupt-<lb/> liebesgabe enthielt N<supplied cert="high">i</supplied>koltſchitz bei Selowitz in<lb/> Mähren. Vom Vorſtande waren anweſend: Ober-<lb/> kirchenräthe Dr. Witz und Schur, Rogge, Schrei-<lb/> ber und Hupfeld. Auf ein Huldigungstelegramm<lb/> der Verſammlung an das A. h. Hoflager nach<lb/> Budweis war ſofort folgende Antwort angelan<supplied>gt:</supplied><lb/> Se. k. u. k. apoſt. Majeſtät danken huldvollſt<lb/> für die dargebrachte Loyalitätskundgebung.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[6]/0006]
Königgrätz, Lichtenwald, Lieben, Mähr.-Budwitz,
Puteletz, Köſcha und Stecken zur Erledigung.
Vom Tage.
(Auf Schloß Bernſtorff bei Kopenhagen)
iſt jetzt wieder der Kreis fürſtlicher Gäſte, die
alljährlich das däniſche Herrſcherpaar umgeben,
ſehr zahlreich. Es weilen gegenwärtig dort: die
Kaiſerin-Witwe von Rußland, der König und
die Königin von Griechenland, der Prinz und
die Prinzeſſin Waldemar, die Prinzeſſin von
Wales und ihre Töchter Victoria von Maud,
der Großfürſt-Thronfolger, die Großfürſtin Xenia,
Großfürſt Michael, Großfürſtin Olga, die Prin-
zen Georg und Andreas von Griechenland und
Prinz Hans von Glücksburg. In Kurzem wird
auch die Herzogin von Cumberland erwartet.
Die illuſtre Geſellſchaft wird bis Ende nächſten
Monats zuſammenbleiben, da die Hochzeit der
Prinzeſſin Louiſe von Dänemark und des Prin-
zen Friedrich von Schaumburg-Lippe zu dieſer
Zeit in Kopenhagen ſtattfindet.
(Eine ſchwer heimgeſuchte Stadt.) In
der Nacht des 2. September wurde das kleine
Städtchen Lauterbach, bei Karlsbad gelegen,
von einem ſchweren Brandunglücke heimgeſucht.
Dreißig Häuſer fielen den Flammen zum Raube,
fünfzig Familien ſind heute obdachlos. Der
Schaden iſt vom Bürgermeiſteramte auf 70 000 fl.
geſchätzt, denen eine geringe Entſchädigung gegen-
überſteht, da viele Häuſler gar nicht verſichert
waren. Viele konnten bei dem ungeheuer raſchen
Umſichgreifen der Flammen nur das nackte Leben
retten. Die Frucht mühſamer Sommerarbeit, das
eingefechſte Heu, welches ihren ganzen Reichthum,
ihr weniges Vieh erhalten ſollte, iſt vernichtet.
Eine Induſtrie fehlt gänzlich, und ſo ſehen
die armen Leute, den ohnehin ärmlichen und
engen Ort übervölkernd, mit Schrecken dem
Winter entgegen, der die Gebirgsgegend
oft ſo bald überfällt. Sie wenden ſich
an edle Menſchenfreunde, ihre Noth zu lin-
dern und es ihnen zu ermöglichen, wieder eine
Stätte für ihre Familien zu gründen. Milde
Spenden nimmt das Bürgermeiſter-Amt Lauter-
bach bei Karlsbad entgegen.
(Zum Attentat auf den Baron Rothſchild.)
Baron Eduard Rothſchild, der in Kopenhagen
weilt, erklärte einem Interwiever gegenüber, das
Attentat gegen ſeinen Bruder Alphons ſei
nicht anarchiſtiſcher Natur geweſen, ſondern der
Attentäter ſei entweder ein unglücklicher Börſen-
ſpieler oder ein abgewieſener Supplicant.
(Ein Hauseinſturz.) Wie aus Fünfkirchen
berichtet wird, iſt dort das im Umbau begriffene
Haus des Advocaten Dr. Michael Kereki in der
Franziskanergaſſe eingeſtürzt und begrub vierund-
dreißig Arbeiter unter ſeinen Trümmern. Bei
den Räumungsarbeiten konnten bisher im Gan-
zen vier Leichen geborgen werden. Auf dem Schau-
platze der Cataſtrophe ſpielten ſich erſchütternde
Scenen ab.
(Ein weit verbreiteter Irrthum iſt es),
anzunehmen, daß Liebig’s Fleiſchextract nur mit
Waſſer gelöſt, in der Form von Bouillon oder
Sauce zu genießen ſei. Seine nervenanregende
und kräftigende Wirkung übt es auch ungelöſt
in faſt gleicher Weiſe. Malern, die lange Zeit
im Freien arbeiten, ohne ſich ein warmes Mit-
tagsmahl verſchaffen zu können, Reiſenden, die
große Fahrſtrecken hintereinander zurückzulegen
haben, iſt deshalb nichts Beſſeres anzurathen,
als in einem der bekannten Töpfchen eine kleine
Quantität von Liebig’s Fleiſchextract mit ſich zu
führen. Eine Meſſerſpitze voll Extract auf
Butterbrod geſtrichen oder ohne weiteren Zuſatz
verſchluckt, genügt, um die Kräfte auf Stunden
hinaus zu beleben.
(Der Streit um den Verlobungsring.)
Vor dem Richter in Sheffield ſpielte ſich, wie
man der „Frankf. Ztg.“ ſchreibt, dieſer Tage
folgender Fall ab: Ein hübſches junges Mädchen
Namens Nellie Schmeltzer hatte ihren ehemaligen
Bräutigam vor Gericht angeklagt, ihren Diamant-
ring geſtohlen zu haben. Da dieſer Ring ihr
von dem Angeklagten, dem Handelsbefliſſenen
Iſaak Friend, ſelbſt als Brautgeſchenk gegeben
worden war, hatte der Richter die heikle recht-
liche Frage zu entſcheiden, ob der Bräutigam
dazu berechtigt iſt, den Brautring nach Aufhebung
der Verlohung zurückzufordern; denn daß Miß
Nellie gewillt war, ihren Liebhaber fahren zu
laſſen, aber den werthvollen Ring zu behalten,
gab ſie vor Gericht ſelbſt zu. Wie dieſer Gegen-
ſtand wieder ſeinen Weg in die Taſche des ſchmach-
tenden Jünglings gefunden, darüber gab jede
Partei eine andere Verſion ab. Miß Schmeltzer
erzählte, daß ihr Anbeter, über Geldſtreitigkeiten
mit ihrem Vater erzürnt, ſich wieder in den Beſitz
des Juwels zu ſetzen ſuchte. Während eines
Spazierganges im Norſolk-Park äußerte er
wie zufällig, daß ſie das Symbol ſeiner ſelbſtlo-
ſen Liebe am unrichtigen Finger trage. Arglos
zog Miß Schmeltzer den Ring ab, worauf ihr
verrätheriſcher Geliebter ſeinen Vortheil wahr-
nahm, ihr den Ring aus der Hand riß und
fortrannte. In der Folge benachrichtigte er die
troſtloſe Nellie, daß er den Ring behalten werde,
bis ihr Vater ihm die Auszahlung von — 400 M.
„Verlobungskoſten“ verſpreche! Der junge Friend
dagegen behauptete, ſeine Braut habe gegen ſei-
nen Willen verſchiedene Bälle beſucht und auch
ſonſt ſich kühl ihm gegenüber benommen, worauf
er ihr ihr Betragen vorgehalten habe. Sie habe
dann den bewußten Ring vom Finger gezogen
und ihn mit den Worten: „Hier iſt Ihr Ring“
zurückgegeben. Dann habe ſie ihren Entſchluß
bereut und den Ring wieder haben wollen. —
Der Richter entſchied, daß der Beklagte den Ring
zurückgeben müſſe; doch wurde die Klägerin an-
gehalten, ihre eigenen Proceßkoſten zu bezahlen.
(Eine drollige Sedan-Erinnerung,) die
der amerikaniſche General Sheridan in ſeinem
Buche „From Gravelotte to Sedan“ mit Humor
und als getreue Wiedergabe eines von ihm ſelbſt
beobachteten Vorganges niedergeſchrieben, hat Otto
Franz Genſichen mit der ihm eigenen Gewandt-
heit in deutſche Versformen gekleidet:
Geſchlagen war bei Sedan die Schlacht
Und der Frankenkaiſer des Thrones quitt.
Auf Todte und Sterbende ſank die Nacht,
Als Bismarck einſam durch Donchery ſchritt.
Da trat ſein Neffe auf ihn zu
Und bot ihm die Flaſche voll feuriger Fluth;
Heut’ hatte es keiner ſo heiß wie Du —
Erfriſche Dich, Oheim! Der Cognac iſt gut.“
Der Kanzler verlor nicht mit Danken die Zeit
Er ſegnete ſchweigend auch hierin ſein Glück.
Er ſprach nur: „Auf Deutſchlands Einigkeit!“
Trank tief aus der Flaſche und gab ſie zurück
Stumm prüfte der Neffe. Dann ſprach
er: „Es blieb
Kein Tropfen darin, Dir zu trinken Beſcheid!“
Der Kanzler lächelte ſchalkhaft: „Vergieb!
Ich konnte nichts ſeh’n bei der Dunkelheit!“
Der Tieftrunk des Helden bleibe uns
werth
Als leuchtendes Vorbild für alle Zeit!
Bis zur Nagelprobe die Humpen geleert
Auf den Schöpfer der deutſchen Einigkeit!
(Nenes Verbandmittel.) In mediciniſchen
und militäriſchen Kreiſen ſchenkt man einem neuen
Verbandmittel, das ſich im chineſiſch-japaniſchen
Kriege gut bewährt hat, größere Beachtung. Die
japaniſchen Aerzte verwendeten nämlich als Ver-
band für Wunden die Aſche von Reisſtroh. Nach
entſprechender Reinigung der Wunde wurde
dieſelbe mit einem mit ſolcher Aſche gefüllten
Säckchen aus Sublimatgaze oder Leinwand
bedeckt und dieſes durch den Verband fixirt.
Die Aſche wirkte vorzüglich antiſeptiſch und
erwies ſich weſentlich billiger als jedes
andere Verbandmittel. Die antiſepliſche Wirk-
ſamkeit der Aſche beruht vornehmlich auf ihrem
ſtarken Gehalt an kohlenſaurem Kali, das
ein ziemlich kräftiges Antiſepticum iſt. Es wirkt
außerdem ſtark waſſerentziehend und mag daher
zur Trocknung der Wunden beitragen. Ob das
Mittel gerade ſchmerzlos iſt, möchten wir be-
zweifeln.
(Ein theueres Wort.) Aus New-York, 23.
Aug., berichtet der „Herald“, daß der Millionär
George Law von Miß Joſefine Mack, einer frü-
heren Schülerin des Pariſer Conſervatoriums,
wegen Bruch des Eheverſprechens auf 150,000
Dollars verklagt worden iſt.
Telegramme
des „Mähriſchen Tagblattes“.
(Vom Correſpondenz-Bureau.)
Stettin, 6. September. Der König von
Sachſen wird gemeinſchaftlich mit Kaiſer Franz
Joſef am 9. September die Fahrt von Berlin
nach Stettin unternehmen, wo die beiden Mo-
narchen um 4 Uhr Nachmittags eintreffen und
an der Ehrenpforte vom Kaiſer Wilhelm und der
Stadtvertretung empfangen werden.
Budapeſt, 5. September. Das ungariſche
Telegraphen-Correſpondenz-Bureau meldet: Der
Zuſtand Sr. kaiſ. Hoheit des Herrn Erzherzogs
Ladislaus iſt ein den Umſtänden angemeſſener
und kann als gut bezeichnet werden. Nach einer
größtentheils ſchlaflos verbrachten Nacht konnte
der hohe Patient heute Vormittags Schlaf finden.
Als Sr. k. Hoheit erwacht war, wurde der Ver-
band von den Aerzten erneuert. Ihre k. Hoheit
Frau Erzherzogin Clotilde weilte ununterbrochen
an dem Krankenbette. Heute Morgens trafen
Ihre k. Hoheiten die Herren Erzherzog Joſef
und Joſef Auguſtin und Ihre k. Hoheit die
Frau Erzherzogin Maria Dorothea hier
ein, welche ſich ſofort in das Spital begaben und
den ganzen Vormittag daſelbſt verblieben. Se. k.
Hoheit der Herr Erzherzog Ladislaus nahm gegen
Mittag ein wenig Fleiſch zu ſich. In das Spital
wird niemand eingelaſſen. Infolge Verfügung
der erzherzoglichen Familie werden vorläufig auch
weiterhin keine Bulletins ausgegeben. Die erz-
herzogliche Familie wird alle zwei Stunden über
den Zuſtand des hohen Kranken in Kenntniß
geſetzt. (S. Teleph.)
Berlin, 5. September. Wie die „Nordd.
Allg. Ztg“ erfährt, hat der Reichskanzler das
Schloß Worki verlaſſen und verweilt gegenwärtig
auf ſeiner Beſitzung bei Minsk. Derſelbe be-
abſichtigt vor ſeiner Rückkehr nach Deutſchland
einen kurzen Aufenthalt in Petersburg zu nehmen.
Die Rückkehr des Reichskanzlers nach Berlin
wird für den 15. d. M. erwartet.
Paris, 5. September. Kriegsminiſter
General Zurlinden veranſtaltete heute ein Diner
zu Ehren des ruſſiſchen Generals Dragomirow
und der anderen Officiere der ruſſiſchen Miſſion.
Brüſſel, 5. September. Dem „National“
zufolge ſoll der bisherige italieniſche Geſandte in
Brüſſel, Baron de Renzis di Montanaro, dem-
nächſt zum Geſandten in Madrid ernannt werden.
Brüſſel, 5. September. Das „Journal de
Bruxelles“ erklärt die Meldung, daß die letzten
Ereigniſſe die Regierung veranlaßt hätten, ihre
Abſichten betreffs der Congofrage zu ändern, und
daß in der nächſten Zeit eine Enquête über
Afrika ſtattfinden ſolle, für unbegründet. Dasſelbe
Blatt hält es für unmöglich, daß im Laufe der
nächſten Parlaments-Seſſion die Frage der
Angliederung des Congoſtaates an Belgien
erörtert werden würde.
Budapeſt, 6. September. Der „Nemzet“
meldet: Die Oppoſitionsblätter bringen in der
letzteren Zeit verſchiedene finanzielle Nachrichten,
welche unbegründete Ausſtreuungen über den un-
gariſchen Staatshaushalt beweiſen ſollen. Manche
dieſer Nachrichten ſprechen über das Sinken der
Staatseinnahmen, manche conſtatiren ziffermäßig
die außerordentliche Erhöhung der Ausgaben des
Budgets für das Jahr 1896, eine Zeitung bringt
ſogar den Inhalt des Expoſés des Finanzmini-
ſters. Ohne dieſe Märchen detaillirt zu demen-
tiren, bemerken wir im Allgemeinen, daß dieſe
Ausſtreuungen keine poſitive Grundlage haben
und aus der Luft gegriffen ſind.
Budapeſt, 6. September. Wie ein hiefiges
Blatt meldet, hat Finanzminiſter Lukacs das
von Wekerle herſtammende Project eines Spiri-
tusverkaufsmonopols angeſichts der maſſenhaften
Proteſte aus Kreiſen der Induſtrie und des
Handels endgiltig fallen gelaſſen und die betref-
fende Section angewieſen, ein neues Project der
ergiebigeren Ausnützung der Schankſteuer auszu-
arbeiten.
Prag, 6. September. Geſtern fand unter
Betheiligung von Abgeordneten aus allen Kron-
ländern die 33. Jahresverſammlung des öſterr.
Hauptvereines der evang. Guſtav Adolf. Stiftung
in Prag ſtatt. Es wurden über 14.000 fl. an
nothleidende Gemeinden vertheilt. Die Haupt-
liebesgabe enthielt Nikoltſchitz bei Selowitz in
Mähren. Vom Vorſtande waren anweſend: Ober-
kirchenräthe Dr. Witz und Schur, Rogge, Schrei-
ber und Hupfeld. Auf ein Huldigungstelegramm
der Verſammlung an das A. h. Hoflager nach
Budweis war ſofort folgende Antwort angelangt:
Se. k. u. k. apoſt. Majeſtät danken huldvollſt
für die dargebrachte Loyalitätskundgebung.
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