Mährisches Tagblatt. Nr. 230, Olmütz, 06.10.1884.[Spaltenumbruch]
Politische Nachrichten. Oesterreich-Ungarn. (Im galizischen Landtage) ist gestern (Ein falsches Citat.) Das "Salzburger "In einem Artikel über die kirchliche Censur Zu unserer lebhaften Befriedigung dürfen Lokales und Provinzielles. Olmütz, 6. October. (Personales.) In dem Befinden des er- (Kirchenfest.) Wie bereits gemeldet, feierte (Rückzug oder Wahlmanöver?) In ei- Für heute noch Eins. Unsere Gegner rufen in (Aus dem Stadtverordneten-Collegium.) Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des (Die Lehrbefähigungsprüfungen) für [Spaltenumbruch] dürfnisse steckt auch das Geheimniß ihrer Pros- Es ist überhaupt ziemlich einerlei, was in Ein wirklich gutes und gehaltvolles Buch hat so [Spaltenumbruch]
Politiſche Nachrichten. Oeſterreich-Ungarn. (Im galiziſchen Landtage) iſt geſtern (Ein falſches Citat.) Das „Salzburger „In einem Artikel über die kirchliche Cenſur Zu unſerer lebhaften Befriedigung dürfen Lokales und Provinzielles. Olmütz, 6. October. (Perſonales.) In dem Befinden des er- (Kirchenfeſt.) Wie bereits gemeldet, feierte (Rückzug oder Wahlmanöver?) In ei- Für heute noch Eins. Unſere Gegner rufen in (Aus dem Stadtverordneten-Collegium.) Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des (Die Lehrbefähigungsprüfungen) für [Spaltenumbruch] dürfniſſe ſteckt auch das Geheimniß ihrer Pros- Es iſt überhaupt ziemlich einerlei, was in Ein wirklich gutes und gehaltvolles Buch hat ſo <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="[3]"/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Politiſche Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Oeſterreich-Ungarn.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">(Im galiziſchen Landtage)</hi> </head> <p>iſt geſtern<lb/> eine äußerſt verſöhnliche Rede gehalten worden.<lb/> Der ſie gehalten hat, heißt Romanczuck und iſt<lb/> ein überaus gemäßigter Führer der Ruthenen.<lb/> Zweck der Rede war die polniſche Majorität<lb/> dafür zu gewinnen, daß ſie das Landesgeſetz<lb/> über die Vortragsſprache in den galiziſchen Volks-<lb/> und Mittelſchulen in einer Weiſe abändere,<lb/> welche es ermöglicht, daß den ſtaatsgrundgeſetz-<lb/> lich garantirten Rechten der Ruthenen wenigſtens<lb/> theilweiſe entſprochen werde. Redner entwirft<lb/> ein geradezu haarſträubendes Bild von der<lb/> „Gleichberechtigung“, wie ſie die Polen üben und<lb/> ſchließt auf die in der That über die Maßen<lb/> beſcheidenen Forderungen ſeines Antrags hin-<lb/> weiſend, mit den Worten: „Vorderhand wollen<lb/> die Ruthenen ihren polniſchen Landesgenoſſeu<lb/> Gelegenheit bieten, in practiſcher Weiſe ihre<lb/> Verſöhnlichkeit und Gerechtigkeitsliebe darzuthun,<lb/> für welche ſie ſich an anderen Orten unter dem<lb/> Hohn ihrer Gegner zu ... begeiſtern pflegen.“<lb/> Die polniſche Majorität war höflich genug, den<lb/> Antrag des Ruthenenführers jenem Ausſchuſſe<lb/> zuzuweiſen, welchen dieſer gewünſcht hatte. Nicht<lb/> überall befleißigen ſich ſlaviſche Majoritäten eines<lb/> höflichen Umgangs. 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Ob<lb/> wir in dieſer Erklärung einen von dem Bewußt-<lb/> ſein der eigenen Schwäche dictirten Rückzug, oder<lb/> ein Wahlmanöver zu erblicken haben, welches<lb/> darauf berechnet iſt, die deutſche Wählerfchaft<lb/> einzulullen, werden die nächſten Tage lehren.<lb/> Wir werden die tſchechiſche Erklärung morgen<lb/> eingehend beſprechen, müſſen jedoch heute ſchon<lb/> poſitiv es ausſprechen, daß die deutſche Wähler-<lb/> ſchaft unter allen Umſtänden ſich nicht abhalten<lb/> laſſen darf ihr Wahlrecht auszuüben. In Zeiten<lb/> politiſcher Kämpfe hat jede Partei die Pflicht<lb/> mit aller Vorſicht vorzugehen. Ueberdies ſoll bei<lb/><cb/> den Wahlen auch der deutſche Character unſerer<lb/> Stadt kräftig zum Ausdrucke gebracht werden<lb/> und dazu iſt nothwendig, daß die Wähler in<lb/> impoſauter Zahl erſcheinen, auch wenn die Geg-<lb/> ner in Wahrheit von der Aufſtellung eigener<lb/> Candidaten abſehen ſollten.</p><lb/> <p>Für heute noch Eins. Unſere Gegner rufen in<lb/> ihrer Erklärung uns zu: „Wir wollen nicht<lb/> Kampf, nicht Zwietracht“. Sehr ſchön! Auch wir<lb/> wollen dieß nicht. Allein wenn dieſer Ausruf mehr<lb/> ſein ſoll als bloße Phraſe, wenn die Deutſchen<lb/> von Olmütz daran glauben ſollen, dann müßte<lb/> zuerſt die Sprache der hieſigen tſchechiſchen Blät-<lb/> ter gegen unſere Stadt, gegen nnſere Vertreter,<lb/> kurz gegen Alles, was deutſch iſt, anders werden.<lb/> So lange man das Deutſchthum in den hieſigen<lb/> tſchechiſchen Blättern in ſo perſider Weiſe bekämpft<lb/> und beſchimpft wie bisher, ſo lange bleibt der<lb/> Ruf „Wir wollen keinen Kampf“ eine Heuchelei,<lb/> ein auf Täuſchung berechnetes Manöver. Laßt<lb/> uns Thaten des Friedens und der Liebe zum Frie-<lb/> den ſehen. 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Scharf um Bewilligung einer Zulage. —<lb/> Bauämtlicher Vorſchlag über die Zuweiſung eines<lb/> Kanzlei- und Conferrenzzimmers für die Mäd-<lb/> chen-Volksſchule. — Geſuch des Unterlehrers<lb/> Schindler um die Verleihung des Organiſten-<lb/> Poſtens. — Geſuch der Herren Fab riksbeſitzer<lb/> A. und H. May in Hatſchein um Zuſtimmung<lb/> zu einer grundbücherlichen Verfügung. — Bericht<lb/> über die bauämtliche Eingabe zur Regelung der<lb/> Hochwäſſer in der March und Mittelmarch. —<lb/> Bericht der 3. Section über das Geſuch des<lb/> F. Wenzel um Aufnahme in das Vertragsver-<lb/> hältniß mit den Pächtern Vinc. und Barbara<lb/> Silny. — Bericht der 3. Section über ein Ge-<lb/> ſuch um das Heimatsrecht. — Bericht der 3. Sec-<lb/> tion über das Geſuch der Wachmannswitwe Anna<lb/> Inger um eine Gnadengabe.</p> </div><lb/> <div xml:id="prüfungen1" next="#prüfungen2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Die Lehrbefähigungsprüfungen)</hi> </head> <p>für<lb/> allgemeine Volks- und Bürgerſchulen begannen<lb/> bei der hieſigen Prüfungscommſſion heute den<lb/> 6. October für deutſche Candidaten und werden<lb/> am Montag den 13. October für ſlaviſche Can-<lb/> didaten fortgeſetzt. Zu derſelben haben ſich 66</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div next="#wort3" xml:id="wort2" prev="#wort1" type="jArticle" n="2"> <p>dürfniſſe ſteckt auch das Geheimniß ihrer Pros-<lb/> perität. Dieſem Bedürfniſſe zu genügen iſt nicht<lb/> allzuſchwer, das ſieht man denn auch den meiſten<lb/> dieſer prunkvollen Bücher an. Sie meinen, es<lb/> wäre Unrecht, mit einem ſo abſprechenden Urtheil<lb/> gleich generaliſiren zu wollen — überflüſſige<lb/> Sorge! Wenn ich nicht ſo ängſtlich bin, brau-<lb/> chen Sie es auch nicht zu ſein; denn ich hätte<lb/> wohl einige Urſache dazu. Habe ich doch ſelbſt<lb/> auf Beſtellung ein paar ſolcher gleißender, ge-<lb/> wichtiger Prachtwerke gemacht, allerdings nicht ge-<lb/> rade geographiſchen Inhaltes, und gebe unbedenk-<lb/> lich und ohne auch nur einen Augenblick zu zö-<lb/> gern, mich ſelbſt preis. Die Prachtwerk-Literatur<lb/> beißt in die Augen, ſie will blenden, das iſt aber auch<lb/> Alles; der tiefe Gehalt ſteht nicht auf ihrem<lb/> Programme.</p><lb/> <p>Es iſt überhaupt ziemlich einerlei, was in<lb/> einem ſolchen Prachtwerk ſteht, die Hauptſache iſt,<lb/> daß das Papier gut und der Einband effectvoll<lb/> ſei; Bild und Wort genügen dann bald. Ich<lb/> beſitze ſelbſt ein Prachtwerk, das wohl den Gipfel-<lb/> punct des auf dieſem Gebiete Erreichbaren vor-<lb/> ſtellt. Dreißig Lieder von Rudolf Baumbach, die<lb/> bequem und in ſplendidem Satz auf zwei bis<lb/> drei kleinen Druckbogen untergebracht werden<lb/> könnten, figuriren da in einem Bande, der größer<lb/> iſt als die Fläche eines gewöhnlichen Damen-<lb/> Schreibtiſches und der ein Gewicht hat, daß ihn<lb/> gewiß nicht jede Dame allein erſchleppen kann.<lb/> Jedem Liede iſt eine Landſchaft in Lichtdruck auf<lb/> ſchwerem Cartonpapier und ein mit Blumen<lb/> ornamentirtes Initial beigegeben — das iſt Alles.<lb/><cb/> In einer halben Stunde kann das ganze Buch<lb/> ausgeleſen und in ſeinem Bilderſchmucke vollkom-<lb/> men gewürdigt werden. Es gibt eine Geſammt-<lb/> Ausgabe von Shakeſpeare’s Werken in einem<lb/> Bande, der nicht das Zehntel von den Volumen<lb/> jener dreißig Lieder hat. Die dreißig Lieder ſind<lb/> auch, ich halte jede Wette, mindeſtens zehnmal ſo<lb/> ſchwer und koſten ungefähr dreißig Mal ſo viel.<lb/> Baumbach in allen Ehren, aber man ſollte mei-<lb/> nen, daß das Verhältniß doch nicht ein ganz<lb/> richtiges ſei: ein Baumbach’ſches Lied und Sha-<lb/> keſpeare’s ſämmtliche Werke. Wir geben zu, daß<lb/> man ſolche Verhältniſſe nicht ſtatuiren ſoll; es<lb/> muß auch Liebhaber-Ausgaben geben und es gibt<lb/> auch ſehr koſtſpielige Shakeſpeare Ausgaben, aber<lb/> in einer ſolchen ſteht doch auch etwas drin, wäh-<lb/> rend man mit den dreißig Liedern thatſächlich fer-<lb/> tig wird, während die Hausfrau noch raſch einen<lb/> Blick in den Spiegel wirft, bevor ſie den Gaſt<lb/> empfängt oder während der Zahnarzt einen un-<lb/> glückſeligen Vordermann abfertigt.</p><lb/> <p>Ein wirklich gutes und gehaltvolles Buch hat ſo<lb/> glanzvolle Ausſtattung nicht nöthig, ja noch mehr,<lb/> ich habe immer die Empfindung gehabt, daß es eine<lb/> ſolche überhaupt nicht verträgt. Das iſt ja auch ein-<lb/> leuchtend. Die Aufmerkſamkeit wird durch die glän-<lb/> zenden Aeußerlichkeiten abgelenkt, getheilt und zer-<lb/> ſtreut, und die Bilder vollends, die locken den Geiſt<lb/> womöglich ganz ab von dem Werke des Dichters,<lb/> und wo das nicht der Fall iſt, ſtören ſie doch<lb/> meiſt die Illuſion mehr, als daß ſie der Phan-<lb/> taſie erläuternd und ergänzend zu Hilfe kämen.<lb/> Wer ernſthaft und ehrlich ſeinen Goethe leſen<lb/><cb/> will, der wird ſich gewiß nicht an die illuſtrirte<lb/> Ausgabe halten. Sind auch die Zeichnungen gut,<lb/> die Schnitte vorzüglich, ſo muß ſich der Leſer<lb/> ihnen gegenüber doch unfrei und wie in einem<lb/> läſtigen Banne fühlen. Nicht Jeder findet ſich<lb/> leicht darein, daß ihm die Idealgeſtalten<lb/> aufoctroyirt werden. Man hat ſich mit Hilfe<lb/> der eigenen Phantaſie eigene Bilder geſchaf-<lb/> fen, durch eigene Kraft in reproductiver Thä-<lb/> tigkeit nach dem Worte des Dichters;<lb/> nun kommt ein beliebiger Zeichner, dem<lb/> hundert Bilder in Accord gegeben worden<lb/> ſind und commandirt unſer Vorſtellungs-<lb/> Vermögen nach eigenem Gutdünken. Du haſt Dir<lb/> das Klärchen ſo vorgeſtellt, falſch! Du haſt es<lb/> Dir ſo vorzuſtellen, wie ich es Dir zeige. Nun<lb/> arbeitet die Phantaſie — es iſt eine recht qual-<lb/> volle Arbeit — um ſich mit dem Bilde, das<lb/> jener fremde Menſch entworfen, abzufinden.<lb/> Wenige Seiten ſpäter zeigt uns derſelbe Künſtler<lb/> oder gar vielleicht ſchon ein Anderer wieder<lb/> wieder ein ganz anderes Bild von derſelben Ge-<lb/> ſtalt, und das geht ſo fort, bis der arme Leſer<lb/> ſich ganz darein ergibt und vollſtändig aufhört,<lb/> ſein eigenes Vorſtellungsvermögen zu ſtrapaziren.<lb/> Das iſt aber vom Uebel. Nicht genug da<supplied cert="low">mit</supplied>.<lb/> Vor einem Bilde fällt dem Beſchauer plötzlich<lb/> etwas auf: Der Ritter iſt ja verzeichnet; der<lb/> hat ja um zwei Kopflängen zu viel, ſo lange<lb/> Beine kann ja doch kein Ritter der Welt haben!<lb/> Oder man bemerkt etwas Anderes. Dieſer eine<lb/> Holzſchnitt iſt nicht ſo ſorgfältig ausgeführt, wie<lb/> alle übrigen. Wie mag ſich das nun erklären?</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [[3]/0003]
Politiſche Nachrichten.
Oeſterreich-Ungarn.
(Im galiziſchen Landtage) iſt geſtern
eine äußerſt verſöhnliche Rede gehalten worden.
Der ſie gehalten hat, heißt Romanczuck und iſt
ein überaus gemäßigter Führer der Ruthenen.
Zweck der Rede war die polniſche Majorität
dafür zu gewinnen, daß ſie das Landesgeſetz
über die Vortragsſprache in den galiziſchen Volks-
und Mittelſchulen in einer Weiſe abändere,
welche es ermöglicht, daß den ſtaatsgrundgeſetz-
lich garantirten Rechten der Ruthenen wenigſtens
theilweiſe entſprochen werde. Redner entwirft
ein geradezu haarſträubendes Bild von der
„Gleichberechtigung“, wie ſie die Polen üben und
ſchließt auf die in der That über die Maßen
beſcheidenen Forderungen ſeines Antrags hin-
weiſend, mit den Worten: „Vorderhand wollen
die Ruthenen ihren polniſchen Landesgenoſſeu
Gelegenheit bieten, in practiſcher Weiſe ihre
Verſöhnlichkeit und Gerechtigkeitsliebe darzuthun,
für welche ſie ſich an anderen Orten unter dem
Hohn ihrer Gegner zu ... begeiſtern pflegen.“
Die polniſche Majorität war höflich genug, den
Antrag des Ruthenenführers jenem Ausſchuſſe
zuzuweiſen, welchen dieſer gewünſcht hatte. Nicht
überall befleißigen ſich ſlaviſche Majoritäten eines
höflichen Umgangs. Sehr bemerkenswerth iſt die
folgende Aeußerung eines Geiſtlichen über das
Schulbudget. P. Sieczynski erklärte als bäuer-
licher Abgeordnete für das Schulbudget ohne
Reduction ſtimmen zu wollen, „weil das Land-
volk in Galizien ſich nach Bildung ſchut und
zur Gründung von Schulen ſehr gern beiſteuert.“
Allerdings das war ein rutheniſcher Geiſtlicher,
der von rutheniſchen Bauern ſprach. Wie deutſche
Geiſtliche von dem Bildungsbedürfniſſe des deut-
ſchen Landvolkes denken, hat die Capucinade des
Monſignore Knab gezeigt.
(Ein falſches Citat.) Das „Salzburger
Kirchenblatt“ hatte die Stirn, dem freiſinnigen
„Salzburger Volksblatt“ gegenüber die Behaup-
tung aufzuſtellen, Artikel 1 des Staatsgrundge-
ſetzes vom 21. Dezember 1867 ſchreibe alle Ge-
richtsbarkeit des Staates dem Staate zu. Da
tritt mit einem Male die amtliche „Salzburger
Zeitung“ in die Schranken und verſetzt dem kirch-
lichen Organ des Herrn Erzbiſchofs Eder eine
grauſe „Berichtigung“:
„In einem Artikel über die kirchliche Cenſur
des Lehrers Rohrweck durch den Biſchof Rudigier
in Linz behauptet das „Salzburger Kirchenblatt“
Nr. 40/1191, daß das Staatsgrundgeſetz über
die richterliche Gewalt den Wortlaut habe: „Alle
Gerichtsbarkeit des Staates wird im Namen
des Kaiſers ausgeübt.“ Wie ſich nun Jedermann
durch Einſicht des authentiſchen Textes im Ori-
ginal-Reichsgeſetzblatte vom 22. Dezember 1867
Stück LXI. ſelbſt überzeugen kann, entſpricht das
gerade Gegentheil dieſer Behauptung der Wahr-
heit und lautet das Seite 398 abgedruckte Geſetz
vom 21. Dezember 1867 Nr. 144 im wörtlichen
Texte des Artikels 1 folgendermaßen: „Alle Ge-
richtsbarkeit im Staate wird im Namen des
Kaiſers ausgeübt.“ Wir fühlen uns veranlaßt,
dies im Dienſte der Wahrheit zu con-
ſtatiren.“
Zu unſerer lebhaften Befriedigung dürfen
wir doch wohl hieraus ſchließen, daß die hohe
Regierung entſchloſſen ſei, das angerufene Geſetz
zu ſchützen; vorläufig allerdings nur vor falſcher
Citirung. Aber auch hiezu gehört heutzutage Muth.
Lokales und Provinzielles.
Olmütz, 6. October.
(Perſonales.) In dem Befinden des er-
krankten hochw. Domprälaten Baron Ehren-
burg iſt, wie wir hören, eine Verſchlimmerung
eingetreten, welche zu Befürchtungen Anlaß gibt.
(Kirchenfeſt.) Wie bereits gemeldet, feierte
geſtern die Pfarrkirche zu Sct. Michael ihr
Patrociniumfeſt und zugleich ihren hundertjährigen
Beſtand. Aus dieſem Anlaſſe hielt der hochw.
Domcapitular Dr. Symersky um 10 Uhr
Vormittags eine Feſtpredigt, welcher ein feierliches
Pontifical-Hochamt folgte, das von dem hochw.
Herrn Weihbiſchof Graf Belrupt-Tyſtak
unter großer geiſtlicher Aſſiſtenz celebrirt wurde.
Demſelben wohnten bei: Herr Bürgermeiſter
Joſef von Engel, Mitglieder des Gemeinde-
rathes und des Stadtverordneten-Collegiums,
Canonicus Dr. Symersky, Dr. Haas, mehrere
Profeſſoren der Theologie und viele Andächtige.
Nach dem Hochamte fand in der Wohnung des
hochw. Herrn Pfarrers Dr. Panak ein Diner zu
20 Gedecken ſtatt. — Nachmittags fand ein feier-
licher Segen ſtatt.
(Rückzug oder Wahlmanöver?) In ei-
nem hieſigen tſchechiſchen Blatte finden wir eine
Art Manifeſt an die ſlaviſchen Wähler unter-
zeichnet von den hieſigen tſchechiſchen Advocaten
und Herrn Prof. Janis, in welchem erklärt wird,
daß ſie die Wahl der Stadtvertretung der Ma-
jorität der Bürgerſchaft überlaſſen wollen. Ob
wir in dieſer Erklärung einen von dem Bewußt-
ſein der eigenen Schwäche dictirten Rückzug, oder
ein Wahlmanöver zu erblicken haben, welches
darauf berechnet iſt, die deutſche Wählerfchaft
einzulullen, werden die nächſten Tage lehren.
Wir werden die tſchechiſche Erklärung morgen
eingehend beſprechen, müſſen jedoch heute ſchon
poſitiv es ausſprechen, daß die deutſche Wähler-
ſchaft unter allen Umſtänden ſich nicht abhalten
laſſen darf ihr Wahlrecht auszuüben. In Zeiten
politiſcher Kämpfe hat jede Partei die Pflicht
mit aller Vorſicht vorzugehen. Ueberdies ſoll bei
den Wahlen auch der deutſche Character unſerer
Stadt kräftig zum Ausdrucke gebracht werden
und dazu iſt nothwendig, daß die Wähler in
impoſauter Zahl erſcheinen, auch wenn die Geg-
ner in Wahrheit von der Aufſtellung eigener
Candidaten abſehen ſollten.
Für heute noch Eins. Unſere Gegner rufen in
ihrer Erklärung uns zu: „Wir wollen nicht
Kampf, nicht Zwietracht“. Sehr ſchön! Auch wir
wollen dieß nicht. Allein wenn dieſer Ausruf mehr
ſein ſoll als bloße Phraſe, wenn die Deutſchen
von Olmütz daran glauben ſollen, dann müßte
zuerſt die Sprache der hieſigen tſchechiſchen Blät-
ter gegen unſere Stadt, gegen nnſere Vertreter,
kurz gegen Alles, was deutſch iſt, anders werden.
So lange man das Deutſchthum in den hieſigen
tſchechiſchen Blättern in ſo perſider Weiſe bekämpft
und beſchimpft wie bisher, ſo lange bleibt der
Ruf „Wir wollen keinen Kampf“ eine Heuchelei,
ein auf Täuſchung berechnetes Manöver. Laßt
uns Thaten des Friedens und der Liebe zum Frie-
den ſehen. Mit Worten laſſen wir uns nicht mehr
blenden.
(Aus dem Stadtverordneten-Collegium.)
Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des
Stadtverordneten-Collegiums iſt folgende: Ein-
ſetzung der Commiſſion für die Siegel’ſche Mäd-
chenausſtattungs-Stiftung. — Geſuch um das
Heimatrecht. — Geſuch der Revierförſterswitwe
E. Konrady um ihrer Penſion. — Eingabe des
Organiſten A. Petyrek um Enthebung von ſeinem
Poſten. — Geſuch der Officialswitwe M. Eſtel
um Gewährung von Brennholz. — Geſuch der
Secretärswitwe H. Hrabal um Verlängerung
eines Erziehungsbeitrages. — Geſuch der Amts-
dienerswitwe A. Wagner um Gewährung von
Brennholz. — Geſuch des Quartieramtsdieners
J. Scharf um Bewilligung einer Zulage. —
Bauämtlicher Vorſchlag über die Zuweiſung eines
Kanzlei- und Conferrenzzimmers für die Mäd-
chen-Volksſchule. — Geſuch des Unterlehrers
Schindler um die Verleihung des Organiſten-
Poſtens. — Geſuch der Herren Fab riksbeſitzer
A. und H. May in Hatſchein um Zuſtimmung
zu einer grundbücherlichen Verfügung. — Bericht
über die bauämtliche Eingabe zur Regelung der
Hochwäſſer in der March und Mittelmarch. —
Bericht der 3. Section über das Geſuch des
F. Wenzel um Aufnahme in das Vertragsver-
hältniß mit den Pächtern Vinc. und Barbara
Silny. — Bericht der 3. Section über ein Ge-
ſuch um das Heimatsrecht. — Bericht der 3. Sec-
tion über das Geſuch der Wachmannswitwe Anna
Inger um eine Gnadengabe.
(Die Lehrbefähigungsprüfungen) für
allgemeine Volks- und Bürgerſchulen begannen
bei der hieſigen Prüfungscommſſion heute den
6. October für deutſche Candidaten und werden
am Montag den 13. October für ſlaviſche Can-
didaten fortgeſetzt. Zu derſelben haben ſich 66
dürfniſſe ſteckt auch das Geheimniß ihrer Pros-
perität. Dieſem Bedürfniſſe zu genügen iſt nicht
allzuſchwer, das ſieht man denn auch den meiſten
dieſer prunkvollen Bücher an. Sie meinen, es
wäre Unrecht, mit einem ſo abſprechenden Urtheil
gleich generaliſiren zu wollen — überflüſſige
Sorge! Wenn ich nicht ſo ängſtlich bin, brau-
chen Sie es auch nicht zu ſein; denn ich hätte
wohl einige Urſache dazu. Habe ich doch ſelbſt
auf Beſtellung ein paar ſolcher gleißender, ge-
wichtiger Prachtwerke gemacht, allerdings nicht ge-
rade geographiſchen Inhaltes, und gebe unbedenk-
lich und ohne auch nur einen Augenblick zu zö-
gern, mich ſelbſt preis. Die Prachtwerk-Literatur
beißt in die Augen, ſie will blenden, das iſt aber auch
Alles; der tiefe Gehalt ſteht nicht auf ihrem
Programme.
Es iſt überhaupt ziemlich einerlei, was in
einem ſolchen Prachtwerk ſteht, die Hauptſache iſt,
daß das Papier gut und der Einband effectvoll
ſei; Bild und Wort genügen dann bald. Ich
beſitze ſelbſt ein Prachtwerk, das wohl den Gipfel-
punct des auf dieſem Gebiete Erreichbaren vor-
ſtellt. Dreißig Lieder von Rudolf Baumbach, die
bequem und in ſplendidem Satz auf zwei bis
drei kleinen Druckbogen untergebracht werden
könnten, figuriren da in einem Bande, der größer
iſt als die Fläche eines gewöhnlichen Damen-
Schreibtiſches und der ein Gewicht hat, daß ihn
gewiß nicht jede Dame allein erſchleppen kann.
Jedem Liede iſt eine Landſchaft in Lichtdruck auf
ſchwerem Cartonpapier und ein mit Blumen
ornamentirtes Initial beigegeben — das iſt Alles.
In einer halben Stunde kann das ganze Buch
ausgeleſen und in ſeinem Bilderſchmucke vollkom-
men gewürdigt werden. Es gibt eine Geſammt-
Ausgabe von Shakeſpeare’s Werken in einem
Bande, der nicht das Zehntel von den Volumen
jener dreißig Lieder hat. Die dreißig Lieder ſind
auch, ich halte jede Wette, mindeſtens zehnmal ſo
ſchwer und koſten ungefähr dreißig Mal ſo viel.
Baumbach in allen Ehren, aber man ſollte mei-
nen, daß das Verhältniß doch nicht ein ganz
richtiges ſei: ein Baumbach’ſches Lied und Sha-
keſpeare’s ſämmtliche Werke. Wir geben zu, daß
man ſolche Verhältniſſe nicht ſtatuiren ſoll; es
muß auch Liebhaber-Ausgaben geben und es gibt
auch ſehr koſtſpielige Shakeſpeare Ausgaben, aber
in einer ſolchen ſteht doch auch etwas drin, wäh-
rend man mit den dreißig Liedern thatſächlich fer-
tig wird, während die Hausfrau noch raſch einen
Blick in den Spiegel wirft, bevor ſie den Gaſt
empfängt oder während der Zahnarzt einen un-
glückſeligen Vordermann abfertigt.
Ein wirklich gutes und gehaltvolles Buch hat ſo
glanzvolle Ausſtattung nicht nöthig, ja noch mehr,
ich habe immer die Empfindung gehabt, daß es eine
ſolche überhaupt nicht verträgt. Das iſt ja auch ein-
leuchtend. Die Aufmerkſamkeit wird durch die glän-
zenden Aeußerlichkeiten abgelenkt, getheilt und zer-
ſtreut, und die Bilder vollends, die locken den Geiſt
womöglich ganz ab von dem Werke des Dichters,
und wo das nicht der Fall iſt, ſtören ſie doch
meiſt die Illuſion mehr, als daß ſie der Phan-
taſie erläuternd und ergänzend zu Hilfe kämen.
Wer ernſthaft und ehrlich ſeinen Goethe leſen
will, der wird ſich gewiß nicht an die illuſtrirte
Ausgabe halten. Sind auch die Zeichnungen gut,
die Schnitte vorzüglich, ſo muß ſich der Leſer
ihnen gegenüber doch unfrei und wie in einem
läſtigen Banne fühlen. Nicht Jeder findet ſich
leicht darein, daß ihm die Idealgeſtalten
aufoctroyirt werden. Man hat ſich mit Hilfe
der eigenen Phantaſie eigene Bilder geſchaf-
fen, durch eigene Kraft in reproductiver Thä-
tigkeit nach dem Worte des Dichters;
nun kommt ein beliebiger Zeichner, dem
hundert Bilder in Accord gegeben worden
ſind und commandirt unſer Vorſtellungs-
Vermögen nach eigenem Gutdünken. Du haſt Dir
das Klärchen ſo vorgeſtellt, falſch! Du haſt es
Dir ſo vorzuſtellen, wie ich es Dir zeige. Nun
arbeitet die Phantaſie — es iſt eine recht qual-
volle Arbeit — um ſich mit dem Bilde, das
jener fremde Menſch entworfen, abzufinden.
Wenige Seiten ſpäter zeigt uns derſelbe Künſtler
oder gar vielleicht ſchon ein Anderer wieder
wieder ein ganz anderes Bild von derſelben Ge-
ſtalt, und das geht ſo fort, bis der arme Leſer
ſich ganz darein ergibt und vollſtändig aufhört,
ſein eigenes Vorſtellungsvermögen zu ſtrapaziren.
Das iſt aber vom Uebel. Nicht genug damit.
Vor einem Bilde fällt dem Beſchauer plötzlich
etwas auf: Der Ritter iſt ja verzeichnet; der
hat ja um zwei Kopflängen zu viel, ſo lange
Beine kann ja doch kein Ritter der Welt haben!
Oder man bemerkt etwas Anderes. Dieſer eine
Holzſchnitt iſt nicht ſo ſorgfältig ausgeführt, wie
alle übrigen. Wie mag ſich das nun erklären?
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