Mährisches Tagblatt. Nr. 6, Olmütz, 10.01.1887.[Spaltenumbruch]
rufen und unterzieht hier die schwelgerische Küche (Brandcatastrophe in Wadras.) Aus (Speisezettel der Volksküche.) Morgen Telegramme. Paris, 9. Jänner. (Orig.-Tel. d. "Mähr- Tagbl.") Minister Flourens empfing heute Vor- Linz, [9]. Jänner. (Original-Telegramm des (Getreide-Preise) in der königl. Hauptstadt [irrelevantes Material]
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rufen und unterzieht hier die ſchwelgeriſche Küche (Brandcataſtrophe in Wadras.) Aus (Speiſezettel der Volksküche.) Morgen Telegramme. Paris, 9. Jänner. (Orig.-Tel. d. „Mähr- Tagbl.“) Miniſter Flourens empfing heute Vor- Linz, [9]. Jänner. (Original-Telegramm des (Getreide-Preiſe) in der königl. Hauptſtadt [irrelevantes Material]
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rufen und unterzieht hier die ſchwelgeriſche Küche
des Vaticans einer durchgreifenden Reforma-
tion. Endlich gelingt es den fortgeſetzten In-
triguen des Bedienten- und Hofperſonals, ihn zu
entfernen, und er verläßt Rom gerade in dem
Augenblick, als der heilige Vater ſich daran zu
gewöhnen anfängt, nichts mehr zu eſſen. „Wenn
er bei ſeinem Biſchof zum Mittageſſen gebeten
war, ſo ſetzte ſich der fromme Geiſtliche an den
Tiſch und plauderte während der ganzen Mahl-
zeit, ohne ſelbſt etwas zu ſich zu nehmen. Kam
er alsdann wieder heim, ſo klagte er ſeiner
Haushälterin über Magenſchmerzen, die ihm
der Duft der an ſeiner Naſe vorübergetra-
genen Gerichte verurſacht hätte.“ Wir überlaſſen
— ſo bemerkte der obengenannte Gelehrte hierzu
— der Legende das Wort, um das Ende des
gottesfürchtigen Paters zu melden: „Er war
endlich ſo abgemagert, ſo ausgetrocknet und ein-
geſchrumpft, daß, als er im Winter eines ſchönen
Abends über den Kirchhof ging, um bei einem
ſeiner Genoſſen in ſeiner Weiſe die Abendmahl-
zeit einzunehmen, der heftige Sturm, der an die-
ſen Plätzen gewöhnlich vorhanden iſt, ihn plötzlich
aufhob, im Wirbel um ſeine eigene Achſe drehte
und — ihn davontrug.“ — Möge der Himmel
ſeine Nacheiferer Succi und Merlatti vor einem
gleichen Schickſale bewahren!
(Brandcataſtrophe in Wadras.) Aus
Bombay wird über eine furchtbare Brandcataſtrophe,
die ſich am 31. December in Madras bei einem
Jahrmarkte ereignete und bei der mehr als 300
Menſchen ums Leben kamen, Folgendes gemeldet:
Das Feuer brach an zwei Stellen zugleich aus, als
der weite eingezäumte Platz, wo die Feſtlichkeiten
ſtattfanden, dicht mit Menſchen gefüllt war. Die
Buden, welche außerordentlich leicht gebaut waren,
brannten wie Papier, und die weite Fläche bildete
bald ein großes Flammenmeer. Eine grenzenloſe
Panique ergriff die Menge. Alles ſtürzte den Ein-
gängen zu, die bald verſtopft waren. Zahlreiche
Menſchen wurden erdrückt und zertreten, und noch
mehr erſtickten in den mit Blitzesſchnelle um ſich
greifenden Flammen. Das Feuer war in etwa einer
Viertelſtunde ausgebrannt und nur der Boden noch
bedeckt mit glimmender Aſche. Der Oberbefehlsha-
ber General Arbuthnot war zur Zeit des Unglücks
auf dem Jahrmarkte, ſtellte ſich ſogleich an die Spitze
einer Abtheilung britiſcher Soldaten und begann
mit ihnen die Rettungsarbeiten.
(Speiſezettel der Volksküche.) Morgen
Dienſtag: Reibgerſtelſuppe, Rindfleiſch, Erdäpfel-
Sauce, Aepfelreis.
Telegramme.
Paris, 9. Jänner. (Orig.-Tel. d. „Mähr-
Tagbl.“) Miniſter Flourens empfing heute Vor-
mittags die bulgariſchen Delegirten. Die
Unterredung, welcher der Director der politiſchen
Angelegenheiten im Miniſterium des Aeußern,
Mr. Charmes, beiwohnte, dauerte eine Stunde
Die Delegirten ſagten: Die bulgariſche Regie-
rung wünſche den Frieden in Europa und
habe deshalb auf die Candidatur des Fürſten
Alexander verzichtet; allein könne man nicht
zwiſchen dieſem und dem Prinzen von Mingrelien
eine andere Combination ausfindig machen,
und könnten nicht die an der Frage unbe-
theiligten Mächte behilflich ſein, eine ſolche
zu finden? Miniſter Flourens erwiederte,
daß keine Macht, die Türkei ausgenommen, die
Eignung hiezu beſitze. Frankreich habe keine
beſondere Rolle in dieſer Frage zu ſpielen und
könne nur jene Löſungen ermuthigen, welche am
geeignetſten ſind, von dem Hauptintereſſenten an-
genommen zu werden. Sein einziger Zweck iſt
die Aufrechthaltung des Friedens. — Die Dele-
girten verabſchiedeten ſich hierauf in der verbind-
lichſten Weiſe von dem Miniſter.
Linz, 9. Jänner. (Original-Telegramm des
Mähr. Tagblattes.) Der Mörder der Tabakerafi-
kantin Katharine Hochſtätter wurde noch geſtern,
alsbald nach der That, in der Perſon des Unter-
pioniers Andreas Schäffer eruirt. Der geraubte Betrag
etwas über 4 Gulden, wurde bei ihm vorgefunden.
(Getreide-Preiſe) in der königl. Hauptſtadt
Olmütz am Wochenmarkt den 8. Jänner 1887.
Weizen pr. Hectoliter 6.62, 7.18, 7.60, Korn
5.20, 5.63, 5.94, Gerſte 4.58, 5 43, 5.99,
Hafer —.—, 2 96, —.—, Proſſo —.—, 5 20,
—.—, Erbſen —.—, 7.60, —.—, Linſen —.—,
14.80, —.—, Wicken —.—, —.—, —.—, Hauf-
ſamen —.—, —.—, —.—, Leinſamen —.—, 7.38,
—.—, Mohn —.—, 19 43, —.—, Heu, 100
Kilo 3.80, 3. —, 4.—, Stroh, ein Schock
—.—, —.—, —.—, Stroh, 100 Kilo 2.55,
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