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Märkische Blätter. Nr. 8. Hattingen, 26. Januar 1850.

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[Beginn Spaltensatz] ihren Abtheilungen an verschiedenen Orten die Hammock
anzugreifen, und der Cavallerie, sich zurückzuziehen. Mit
Sturmschritt und gefälltem Gewehre ging's gegen das tod-
sprühende Gebüsch, und so rasch war der Angriff, daß die
im Grase verborgenen Krieger keine Zeit für eine zweite
Salve hatten. Sie verließen diese Schlupfwinkel, um sie
gegen andere in der Hammock zu vertauschen. Das fünfte
Regiment war das erste, welches dieselbe betrat; aber
theuer mußte es diese Ehre büßen. Von vorn, von den
Seiten und von oben wurde es beschossen. Die ersten
Schüsse der Jndianer waren, wie dies meistens der Fall
ist, tödtlich, besonders diejenigen, welche von oben herab
gefeuert wurden. Das vierte und das siebente Regiment
traten mittlerweile auch in die Hammock, aber das fünfte
hatte die ganze Wucht des ersten Angriffs aushalten müs-
sen, und so übel wurde diesem Regimente mitgespielt, daß
die Hälfte der Leute todt oder verwundet auf den sumpfi-
gen Boden gestreckt worden war. Da der Kampf jetzt von
beiden Seiten in der Hammock geführt wurde, so befanden
sich die amerikanischen Truppen nicht mehr in solchem
Nachtheile, als im Anfange des Gefechts, wo sie der
tödtlichen Salve ohne Schutz von Bäumen und Gebüschen
ausgesetzt waren. Die Vortheile derselben wurden jetzt von
beiden Seiten benutzt. Durch den energischen Angriff der
verschiedenen Regimenter ließen sich auch die Jndianer
etwas entmuthigen, und ihre Schüsse waren nicht mehr so
unfehlbar; dazu kam noch, daß die Amerikaner ihre Mus-
keten nicht mit Kugeln luden, sondern mit dickem Hirsch-
posten, welcher sich ausbreitete, nnd auf diese Art gewiß
jeder Schuß, wenn auch nur von ungefähr auf einen Busch
abgefeuert, irgend einen darin verborgenen Jndianer treffen
mußte. -- Der Angriff der Weißen war so rasch von
Statten gegangen, daß nur wenige von den in den Bäumen
verborgenen Kriegern Zeit gehabt hatten, herunterzuklettern,
um sich zurückzuziehen, und es wurde ihnen nun durch den
Hirschschrot der Gegner übel mitgespielt. Alleck Tushca-
nobee saß noch auf dem Baume, von wo er das Zeichen
zum Angriff gegeben hatte. Aengstlich schaute er sich nach
den Kriegern des Sam Jones um; dieser aber lag ruhig
von den Seinen umgeben, und freute sich des Vortheils,
der sich jetzt auf die Seite der Weißen hinneigte. Die
Jndianer fochten verzweifelt. Von ihrem sonstigen Kriegs-
system Gebrauch zu machen, schienen sie an diesem Tage,
an welchem das bedeutendste Treffen seit dem Anfange
des Krieges geleistet wurde, zu verschmähen, ja es schien, als
wenn sie es den Weißen an Unerschrockenheit zuvorthun
wollten. Es waren ihrer aber nur vierhundert, die ame-
rikanischen Truppen dagegen ihnen an Zahl bei weitem
überlegen, und obgleich die Weißen im Anfange bedeuten-
den Verlust erlitten hatten, so war das Gleichgewicht doch
noch keineswegs hergestellt. An dem Baume, auf welchem
Alleck Tushcanobee mit einigen seiner besten Krieger sich
befand, wurde der Kampf sehr hartnäckig geführt. Die
Jndianer suchten diesen Platz zu behaupten und ihrem An-
führer zur Flucht behülflich zu sein, aber dem Bayonnett-
Angriffe der Weißen konnten sie nicht wiederstehen. Sie
zogen sich auch hier zurück, und nun richteten dreißig bis
vierzig Soldaten die Mündungen ihrer mit Schrot gela-
denen Musketen auf die alte Lebenseiche. -- Alleck hatte
mit dem linken Arme einen der Aeste umklammert und
mit der andern richtete er seine Büchse auf die eindrin-
gen Weißen. Da traf eine Ladung Schrot seine Hand,
mit welcher er sich hielt, er stürzte herunter nnd fiel in
die Hände der Weißen. Der Fall hatte ihn im Uebrigen
nicht beschädigt, er raffte sich wieder auf, doch die Kolben
der Weißen stießen ihn nieder. Gebunden wurde er den
Reitern zur Bewachung überliefert. Diese hatten dem
Kampfe nicht beigewohnt, indem die Hammock für Caval-
lerie nicht zugänglich war, und hatten außer Schußweite
derselben, ungefähr vier= bis fünfhundert Schritte von dem
[Spaltenumbruch] Orte, wo der Häuptling Sam Jones mit seinem Trupp
lagerte, gehalten. Die Nähe dieses berüchtigten Häupt-
lings ahnten sie jedoch nicht.

Als nun einer seiner Krieger dem alten Sam Jones
anzeigte, daß ein Jndianer, der, nach seinem Kopfputze zu
urtheilen ein Häuptling sein müsse, gebunden herangebracht
werde, konnte er sich der Freude nicht erwehren, er sprang
auf den nächsten Baum, um den wonnigen Anblick zu ge-
nießen, und als er sich nun überzeugt hatte, daß der Ge-
fangene Alleck Tushcanobee sei, stieß er ein gellendes Hohn-
gelächter aus Alleck hörte es und sein geübtes Auge er-
kannte gleich die Gestalt seines Rivalen. Bis hierher
hatte er den Muth noch nicht verloren, er glaubte noch
immer Sam Jones werde angreifen, jetzt wurden ihm aber
die Worte des alten Häuptlings, "Sam Jones kenne sei-
nen Feind und werde sich rächen," klar.     ( Schluß f. )



Der spanische Abdel=Kader.

Der berüchtigste ( in Spanien sagt man unbedingt:
der berühmteste ) Räuber, der seit den Tagen Jose Ma-
rias in Spanien aufgestanden, ist ein gewisser Navarro,
der seiner außerordentlichen Rührigkeit und Unermüdlich-
keit wegen der spanische Abdel Kader genannt wird. Der
Held ist indeß nichts weniger als ein Maure, sondern
ein ächter Spanier, der nur Geld und Geldeswerth sucht,
deshalb hauptsächlich reiche Leute entführt und sie so lange
gefangen hält, bis sie ein gewisses Lösegeld herbeischaffen,
auch ihnen von Zeit zu Zeit die Bastonade geben läßt,
wenn die Gefangenen nicht bereitwillig in seine Forderun-
gen eingehen. Man behauptet, daß er im vorigen Herbst
in den Bergen an der portugiesischen Grenze lauerte, um
die Königin von Portugal zu entführen und daß sein
Plan nur deßhalb scheiterte, weil die Bedeckung Donna
Marias verdoppelt worden war. Er stand damals an
der Spitze von 400 Getreuen. Einmal hatte er den Post-
wagen angefallen und ihm 5000 Dollar abgenommen;
aber dies genügte ihm nicht, er nahm auch einen reichen
Arzt mit sich, der im Wagen saß und von dem er ein
Lösegeld von nicht weniger als 20,000 Dollars verlangte.
Allmälig setzte er seine Forderungen auf 5000 Dollars
herab, aber nichts konnte den Arzt vermögen, in die Be-
zahlung derselben zu willigen. Der Abdel Kader ließ also
ein halbes Dutzend Rohrstöckchen abschneiden und seine
Leute erhielten den Befehl, den geizigen Arzt damit zu
behandeln; vergebens; Don Namon ( so hieß er ) blieb
unerschütterlich. Jn der Nacht wurde das Mittel zum
zweiten Mal angewendet, aber ebenfalls ohne Erfolg,
eben so am zweiten Tage. Da Don Namon jedoch da-
bei auch hungern mußte, so wurde sein Starrsinn endlich
gebeugt und er willigte in die Bezahlung des Lösegeldes,
das auch bald ankam. Don Namon erhielt darauf sofort
seine Freiheit und er entfernte sich, von Rachedurst durch-
glüht. Er bot allen seinen Einfluß und einen Theil sei-
nes Vermögens auf, um seine Rache zu befriedigen; er
rüstete selbst ein Streifcorps aus, mit dem er auf die
Verfolgung seines Gegners auszog, er gewann die Be-
wohner der Dörfer durch seine Beredsamkeit und sein
Geld und die Mitglieder der Bande Abdel Kaders, die
in seine Hände fielen, wurden ohne Weiteres und zwar
auf grausame Weise vom Leben zum Tode gebracht. Nur
Abdel Kader selbst entging ihm fortwährend und er setzt
seine Heldenthaten noch immer fort; er scheint ungreifbar
zu sein. Merkwürdig und für Spanien charakteristisch ist
auch der Umstand, daß Abdel Kader stets einen Priester
bei sich hat, welcher die Beichte derer hören muß, welche
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] ihren Abtheilungen an verschiedenen Orten die Hammock
anzugreifen, und der Cavallerie, sich zurückzuziehen. Mit
Sturmschritt und gefälltem Gewehre ging's gegen das tod-
sprühende Gebüsch, und so rasch war der Angriff, daß die
im Grase verborgenen Krieger keine Zeit für eine zweite
Salve hatten. Sie verließen diese Schlupfwinkel, um sie
gegen andere in der Hammock zu vertauschen. Das fünfte
Regiment war das erste, welches dieselbe betrat; aber
theuer mußte es diese Ehre büßen. Von vorn, von den
Seiten und von oben wurde es beschossen. Die ersten
Schüsse der Jndianer waren, wie dies meistens der Fall
ist, tödtlich, besonders diejenigen, welche von oben herab
gefeuert wurden. Das vierte und das siebente Regiment
traten mittlerweile auch in die Hammock, aber das fünfte
hatte die ganze Wucht des ersten Angriffs aushalten müs-
sen, und so übel wurde diesem Regimente mitgespielt, daß
die Hälfte der Leute todt oder verwundet auf den sumpfi-
gen Boden gestreckt worden war. Da der Kampf jetzt von
beiden Seiten in der Hammock geführt wurde, so befanden
sich die amerikanischen Truppen nicht mehr in solchem
Nachtheile, als im Anfange des Gefechts, wo sie der
tödtlichen Salve ohne Schutz von Bäumen und Gebüschen
ausgesetzt waren. Die Vortheile derselben wurden jetzt von
beiden Seiten benutzt. Durch den energischen Angriff der
verschiedenen Regimenter ließen sich auch die Jndianer
etwas entmuthigen, und ihre Schüsse waren nicht mehr so
unfehlbar; dazu kam noch, daß die Amerikaner ihre Mus-
keten nicht mit Kugeln luden, sondern mit dickem Hirsch-
posten, welcher sich ausbreitete, nnd auf diese Art gewiß
jeder Schuß, wenn auch nur von ungefähr auf einen Busch
abgefeuert, irgend einen darin verborgenen Jndianer treffen
mußte. — Der Angriff der Weißen war so rasch von
Statten gegangen, daß nur wenige von den in den Bäumen
verborgenen Kriegern Zeit gehabt hatten, herunterzuklettern,
um sich zurückzuziehen, und es wurde ihnen nun durch den
Hirschschrot der Gegner übel mitgespielt. Alleck Tushca-
nobee saß noch auf dem Baume, von wo er das Zeichen
zum Angriff gegeben hatte. Aengstlich schaute er sich nach
den Kriegern des Sam Jones um; dieser aber lag ruhig
von den Seinen umgeben, und freute sich des Vortheils,
der sich jetzt auf die Seite der Weißen hinneigte. Die
Jndianer fochten verzweifelt. Von ihrem sonstigen Kriegs-
system Gebrauch zu machen, schienen sie an diesem Tage,
an welchem das bedeutendste Treffen seit dem Anfange
des Krieges geleistet wurde, zu verschmähen, ja es schien, als
wenn sie es den Weißen an Unerschrockenheit zuvorthun
wollten. Es waren ihrer aber nur vierhundert, die ame-
rikanischen Truppen dagegen ihnen an Zahl bei weitem
überlegen, und obgleich die Weißen im Anfange bedeuten-
den Verlust erlitten hatten, so war das Gleichgewicht doch
noch keineswegs hergestellt. An dem Baume, auf welchem
Alleck Tushcanobee mit einigen seiner besten Krieger sich
befand, wurde der Kampf sehr hartnäckig geführt. Die
Jndianer suchten diesen Platz zu behaupten und ihrem An-
führer zur Flucht behülflich zu sein, aber dem Bayonnett-
Angriffe der Weißen konnten sie nicht wiederstehen. Sie
zogen sich auch hier zurück, und nun richteten dreißig bis
vierzig Soldaten die Mündungen ihrer mit Schrot gela-
denen Musketen auf die alte Lebenseiche. — Alleck hatte
mit dem linken Arme einen der Aeste umklammert und
mit der andern richtete er seine Büchse auf die eindrin-
gen Weißen. Da traf eine Ladung Schrot seine Hand,
mit welcher er sich hielt, er stürzte herunter nnd fiel in
die Hände der Weißen. Der Fall hatte ihn im Uebrigen
nicht beschädigt, er raffte sich wieder auf, doch die Kolben
der Weißen stießen ihn nieder. Gebunden wurde er den
Reitern zur Bewachung überliefert. Diese hatten dem
Kampfe nicht beigewohnt, indem die Hammock für Caval-
lerie nicht zugänglich war, und hatten außer Schußweite
derselben, ungefähr vier= bis fünfhundert Schritte von dem
[Spaltenumbruch] Orte, wo der Häuptling Sam Jones mit seinem Trupp
lagerte, gehalten. Die Nähe dieses berüchtigten Häupt-
lings ahnten sie jedoch nicht.

Als nun einer seiner Krieger dem alten Sam Jones
anzeigte, daß ein Jndianer, der, nach seinem Kopfputze zu
urtheilen ein Häuptling sein müsse, gebunden herangebracht
werde, konnte er sich der Freude nicht erwehren, er sprang
auf den nächsten Baum, um den wonnigen Anblick zu ge-
nießen, und als er sich nun überzeugt hatte, daß der Ge-
fangene Alleck Tushcanobee sei, stieß er ein gellendes Hohn-
gelächter aus Alleck hörte es und sein geübtes Auge er-
kannte gleich die Gestalt seines Rivalen. Bis hierher
hatte er den Muth noch nicht verloren, er glaubte noch
immer Sam Jones werde angreifen, jetzt wurden ihm aber
die Worte des alten Häuptlings, „Sam Jones kenne sei-
nen Feind und werde sich rächen,“ klar.     ( Schluß f. )



Der spanische Abdel=Kader.

Der berüchtigste ( in Spanien sagt man unbedingt:
der berühmteste ) Räuber, der seit den Tagen Jose Ma-
rias in Spanien aufgestanden, ist ein gewisser Navarro,
der seiner außerordentlichen Rührigkeit und Unermüdlich-
keit wegen der spanische Abdel Kader genannt wird. Der
Held ist indeß nichts weniger als ein Maure, sondern
ein ächter Spanier, der nur Geld und Geldeswerth sucht,
deshalb hauptsächlich reiche Leute entführt und sie so lange
gefangen hält, bis sie ein gewisses Lösegeld herbeischaffen,
auch ihnen von Zeit zu Zeit die Bastonade geben läßt,
wenn die Gefangenen nicht bereitwillig in seine Forderun-
gen eingehen. Man behauptet, daß er im vorigen Herbst
in den Bergen an der portugiesischen Grenze lauerte, um
die Königin von Portugal zu entführen und daß sein
Plan nur deßhalb scheiterte, weil die Bedeckung Donna
Marias verdoppelt worden war. Er stand damals an
der Spitze von 400 Getreuen. Einmal hatte er den Post-
wagen angefallen und ihm 5000 Dollar abgenommen;
aber dies genügte ihm nicht, er nahm auch einen reichen
Arzt mit sich, der im Wagen saß und von dem er ein
Lösegeld von nicht weniger als 20,000 Dollars verlangte.
Allmälig setzte er seine Forderungen auf 5000 Dollars
herab, aber nichts konnte den Arzt vermögen, in die Be-
zahlung derselben zu willigen. Der Abdel Kader ließ also
ein halbes Dutzend Rohrstöckchen abschneiden und seine
Leute erhielten den Befehl, den geizigen Arzt damit zu
behandeln; vergebens; Don Namon ( so hieß er ) blieb
unerschütterlich. Jn der Nacht wurde das Mittel zum
zweiten Mal angewendet, aber ebenfalls ohne Erfolg,
eben so am zweiten Tage. Da Don Namon jedoch da-
bei auch hungern mußte, so wurde sein Starrsinn endlich
gebeugt und er willigte in die Bezahlung des Lösegeldes,
das auch bald ankam. Don Namon erhielt darauf sofort
seine Freiheit und er entfernte sich, von Rachedurst durch-
glüht. Er bot allen seinen Einfluß und einen Theil sei-
nes Vermögens auf, um seine Rache zu befriedigen; er
rüstete selbst ein Streifcorps aus, mit dem er auf die
Verfolgung seines Gegners auszog, er gewann die Be-
wohner der Dörfer durch seine Beredsamkeit und sein
Geld und die Mitglieder der Bande Abdel Kaders, die
in seine Hände fielen, wurden ohne Weiteres und zwar
auf grausame Weise vom Leben zum Tode gebracht. Nur
Abdel Kader selbst entging ihm fortwährend und er setzt
seine Heldenthaten noch immer fort; er scheint ungreifbar
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[Ende Spaltensatz]

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Sie zogen sich auch hier zurück, und nun richteten dreißig bis vierzig Soldaten die Mündungen ihrer mit Schrot gela- denen Musketen auf die alte Lebenseiche. — Alleck hatte mit dem linken Arme einen der Aeste umklammert und mit der andern richtete er seine Büchse auf die eindrin- gen Weißen. Da traf eine Ladung Schrot seine Hand, mit welcher er sich hielt, er stürzte herunter nnd fiel in die Hände der Weißen. Der Fall hatte ihn im Uebrigen nicht beschädigt, er raffte sich wieder auf, doch die Kolben der Weißen stießen ihn nieder. Gebunden wurde er den Reitern zur Bewachung überliefert. Diese hatten dem Kampfe nicht beigewohnt, indem die Hammock für Caval- lerie nicht zugänglich war, und hatten außer Schußweite derselben, ungefähr vier= bis fünfhundert Schritte von dem Orte, wo der Häuptling Sam Jones mit seinem Trupp lagerte, gehalten. Die Nähe dieses berüchtigten Häupt- lings ahnten sie jedoch nicht. Als nun einer seiner Krieger dem alten Sam Jones anzeigte, daß ein Jndianer, der, nach seinem Kopfputze zu urtheilen ein Häuptling sein müsse, gebunden herangebracht werde, konnte er sich der Freude nicht erwehren, er sprang auf den nächsten Baum, um den wonnigen Anblick zu ge- nießen, und als er sich nun überzeugt hatte, daß der Ge- fangene Alleck Tushcanobee sei, stieß er ein gellendes Hohn- gelächter aus Alleck hörte es und sein geübtes Auge er- kannte gleich die Gestalt seines Rivalen. Bis hierher hatte er den Muth noch nicht verloren, er glaubte noch immer Sam Jones werde angreifen, jetzt wurden ihm aber die Worte des alten Häuptlings, „Sam Jones kenne sei- nen Feind und werde sich rächen,“ klar. ( Schluß f. ) Der spanische Abdel=Kader. Der berüchtigste ( in Spanien sagt man unbedingt: der berühmteste ) Räuber, der seit den Tagen Jose Ma- rias in Spanien aufgestanden, ist ein gewisser Navarro, der seiner außerordentlichen Rührigkeit und Unermüdlich- keit wegen der spanische Abdel Kader genannt wird. Der Held ist indeß nichts weniger als ein Maure, sondern ein ächter Spanier, der nur Geld und Geldeswerth sucht, deshalb hauptsächlich reiche Leute entführt und sie so lange gefangen hält, bis sie ein gewisses Lösegeld herbeischaffen, auch ihnen von Zeit zu Zeit die Bastonade geben läßt, wenn die Gefangenen nicht bereitwillig in seine Forderun- gen eingehen. Man behauptet, daß er im vorigen Herbst in den Bergen an der portugiesischen Grenze lauerte, um die Königin von Portugal zu entführen und daß sein Plan nur deßhalb scheiterte, weil die Bedeckung Donna Marias verdoppelt worden war. Er stand damals an der Spitze von 400 Getreuen. Einmal hatte er den Post- wagen angefallen und ihm 5000 Dollar abgenommen; aber dies genügte ihm nicht, er nahm auch einen reichen Arzt mit sich, der im Wagen saß und von dem er ein Lösegeld von nicht weniger als 20,000 Dollars verlangte. Allmälig setzte er seine Forderungen auf 5000 Dollars herab, aber nichts konnte den Arzt vermögen, in die Be- zahlung derselben zu willigen. Der Abdel Kader ließ also ein halbes Dutzend Rohrstöckchen abschneiden und seine Leute erhielten den Befehl, den geizigen Arzt damit zu behandeln; vergebens; Don Namon ( so hieß er ) blieb unerschütterlich. Jn der Nacht wurde das Mittel zum zweiten Mal angewendet, aber ebenfalls ohne Erfolg, eben so am zweiten Tage. Da Don Namon jedoch da- bei auch hungern mußte, so wurde sein Starrsinn endlich gebeugt und er willigte in die Bezahlung des Lösegeldes, das auch bald ankam. Don Namon erhielt darauf sofort seine Freiheit und er entfernte sich, von Rachedurst durch- glüht. Er bot allen seinen Einfluß und einen Theil sei- nes Vermögens auf, um seine Rache zu befriedigen; er rüstete selbst ein Streifcorps aus, mit dem er auf die Verfolgung seines Gegners auszog, er gewann die Be- wohner der Dörfer durch seine Beredsamkeit und sein Geld und die Mitglieder der Bande Abdel Kaders, die in seine Hände fielen, wurden ohne Weiteres und zwar auf grausame Weise vom Leben zum Tode gebracht. Nur Abdel Kader selbst entging ihm fortwährend und er setzt seine Heldenthaten noch immer fort; er scheint ungreifbar zu sein. Merkwürdig und für Spanien charakteristisch ist auch der Umstand, daß Abdel Kader stets einen Priester bei sich hat, welcher die Beichte derer hören muß, welche

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Zitationshilfe: Märkische Blätter. Nr. 8. Hattingen, 26. Januar 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische008_1850/2>, abgerufen am 21.11.2024.