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Märkische Blätter. Nr. 12. Hattingen, 8. Februar 1851.

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[Beginn Spaltensatz] werden konnte hörte man deutlich ein dumpfes, schauerliches
Knarren des Kiels, und im nächsten Augenblicke kam ein Krach
der die tobenden Elemente laut überschallte. Die schweren
Masten sanken zusammen und trieben wirbelnd leewärts fort,
in wenigen Minuten gefolgt von großen Massen der Trümmer
und Ladung des unglücklichen Schiffes. Schrei auf Schrei
rang sich empor von der mit drm Tode ringenden Mannschaft
Aber sie war in dem Bereiche einer Macht, die kein Erbarmen
kennt. Der Sturmkönig nahm sie Alle zur Beute!

Am nächsten Morgen stieg ein kleines Häufchen Wrekkers
an den Felsen herab und ging am Strande hin. Er war
mit Trümmern des Wrackes bedeckt, und hie und da lagen die
verletzten und verstümmelten Leichen der Mannschaft. Unter
dem Häufchen befand sich auch Robert Kintock, der begierig
die durch den Tod verzerrten Züge der Leichen prüfte, als gäbe
es eine unter ihnen, die er zn finden wünschte.

Endlich blieb er stehen und beugte sich über eine, an deren
Schulter ein goldenes Epaulette prangte. Es war der Kapi-
tain der Brig -- der Mörder seines Vaters! Der Knabe
stellte seinen Fuß auf den hingestreckten Körper, -- seine Au-
gen funkelten befremdend, -- ein Schauer suhr über sein Ge-
sicht, -- er stammelte:

"Vater, du bist furchtbar gerächt."

Der Knabe sprach die Wahrheit. Furchtbar in ihrem
Plane und furchtbar in ihrer Ausführung war die Rache des
Lootsen.



Paris, 2. Febr. Herr Mortimer=Ternaur hat vorge-
stern der Kammer die erbaulige Geschichte von der freien Asso-
ciation der Schneider zu Clichy erzählt, welche unter dem un-
mittelbaren Patronate des Herrn Louis Blanc ins Leben trat
und das Prinzip der gleichen Löhne in ihr Programm auf-
nahm. Die Stadt Paris bestellte bei den emancipirten Schnei-
dern fogleich 100,000 [unleserliches Material - 11 Zeichen fehlen]Waffenröcke und 100,000 Beinkleider
für die Nationalgarde, lieferte ihnen das Tuch, schoß ihnen
Geld vor und gab ihnen die Säle des leerstehenden Schuld-
gefängnisses zu Clichy als Werkstatte. Unter so günstigen
Vorbedingnngen hat schwerlich je ein Privatschneider gearbeitet.
Was war drr Erfolg? Als am ersten Lieferungstermine die
ausbedungenen 60,000 Waffenröcke abgeholt werden sollten,
waren erst 21,000 Stück fertig, und die Stadt mußte mit ei-
nem baaren Verluste von 30,000 Fr. ihren Contrakt mit den
saumseligen Schneidern rückgängig machen. Von dem gelie-
ferten Tuche fehlten 16,000 Ellen, die nie wieder zum Vor-
schein gekommen sind. Außerdem lagen die Genossen der Asso-
ciation fortwährend einander in den Haaren; die Fleißigen ha-
derten mit den Faulen; die Nähenden mit den Zuschneidern;
die einzelnen Arbeiter mit den Geschäftsführern, denen man
Saumseligkeit, Unredlichkeit und Eigennutz vorwarf. Das Ende
war, daß die ganze Association auseinanderlief und daß die
Fleißigen zu den Meistern zurückkehrten, während die Faulen
den Schwarm der socialistischen Clubisten vermehrten. ( W. Z. )



Paris, 1. Febr. Die Entdeckung eines grauenvollen Ver-
brechens bildet heute das Stadtgespräch. Jn der Rue St.
Honore Nr. 224 wohnte ein Bronzenfabrikant, Herr Poirier
D'staines, ein wohlhabender Mann. Am 1. Januar hatte er
einen neuen Bedienten angenommen, einen jungen Mnnn[unleserliches Material] von
23 Jahren, dessen Anstelligkeit und Gewandheit er nicht genug
rühmen konnte. Früh Morgens am 7. Januar holte der Be-
diente zwei Commissäre ins Haus, um drei schwere Koffer auf
die Eisenbahn zu schaffen, indem er gleichzeitig dem Portier des
Hauses angab, sein Herr sei schon voraufgegangen und werde
mehrere Tage ausbleiben, da er eine nothwendige Reise zu ma-
chen habe. Mehrere Tage lang ward die Sache nicht weiter
beachtet, obwohl es den Freunden des Herrn Poirier auffallend
erschien, daß derselbe gerade in der lebhaftesten Geschäftszeit
ohne jemandem etwas davon zu sagen, plötzlich abreisen sollte.
[Spaltenumbruch] Als aber zwei Wochen vergingen, ohne daß der Verreiste etwas
von sich hören ließ, schöpfte man Argwohn und machte An-
zeige bei der Polizei. Merkwürdiger Weise hatte diese kurz zu-
vor Nachricht erhalten, daß per Eisenbahn am 9. Januar in
einer kleinen Provinzialstadt ein Koffer aus Paris angekommen
sei, welcher nach einigen Tagen, da ee einen starken Leichenge-
ruch verbreitete, geöffnet ward und den entsetzten Behörden den
Anblick eines furchtbar zerstückten Leichnams mii abgehacktem
Kopfe darbot. Der Koffer mit der Leiche ward eilends nach
Paris transportirt und es gelang sehr bald in dem Ermorde-
ten den Herrn [unleserliches Material - 7 Zeichen fehlen]Poirier zu erkennen. Die Commissare welche
die Koffer nach der Eisenbahn geschafft hatten ausfindig zu ma-
chen hielt nicht schwer; dieselben sagten aus daß der Bediente
die beiden anderen Koffer, welche wahrscheinlich geraubte Werth-
gegenstärde enthielten, nach der Südbahn habe bringen lassen,
und man vermuthet daß er mit seiner Beute nach Spanien
geflüchtet sei. Vorgestern ward in der Rue St. Honore Haus-
suchung angestellt; man fand das Schlafzimmer und das Bett
des Ermordeten in bester Ordnung, aber es schien als sei der
Boden vor dem Bette und der Vorhang sorgfältig abgewaschen
ein Beweis daß der Mörder, welcher ohne Frage sein Opfer
im Schlafe überfallen hat, sich die Mühe nahm die Spuren
des Verbrechens möglichst zu vertilgen. Jm Closet und in ei-
nem Winkel des Schlafzimmers fand man blutgetränktes Lei-
nenzeug versteckt, die Werkzeuge des Mordes aber hat man
nicht entdecken können. Der Telegraph hat natürlich sofort nach
allen Grenzen hin das Signalement des Flüchtlings hinbeför-
dert; allein es ist nicht glaublich daß derselbe nicht bereiis
Frantreich verlaffen haben sollte. Heute geht gas Gerücht, die
Polizei habe eine Concubine des Bedienten und bei derselben
einen Brief desselben mit dem Poststempel "Haag" entdeckt.

    ( Wes. Ztg. )



Oberhausen, 30. Jan. Gegen zwei Uhr heute Nach-
mittags erhob sich hier und in der ganzen Umgegend ein
furchtbarer Orkan, wie wir ihn noch nie erlebt haben. Ein
unbespannter Postwagen, vor der Posterpedition stehend, wurde
von dem Sturme ergriffen und mit weggeschleudert. Der auf
dem Wagen stehende und mit dem Einpacken beschäftigte Kon-
dukteur blieb unbeschädigt, da der Wagen nicht umschlug. Wie
wir vernehmen soll sich um dieselbe Zeit, nach Westphalen hin,
über Dortmund, Hamm, Soest und Paderborn ein starkes Ge-
witter eutladen haben.



( Was die Lind werth ist. ) Ein reicher Kaufmann in San
Francisko schrieb dem Theaterdirector Barnum in New=York
und bat ihn, mit seiner Nachtigall nach Californien zu kommen,
indem er jede von Barnum verlaugte Zahlung zu leisten be-
reit sei. Der Mann welcher die Lind "gepachtet" hat, ant-
wortete darauf: "Sire verwandeln Sie gefälligst die Stadt
San Francisko in einen soliden Diamant und legen Sie ihn
mir zu Füßen, dann will ich mir die Sache überlegen."



( Weibliche Postbeamte. ) Das Postbureau zu St. Mande
( Frankreich ) wird durch zwei hochbejahrte Damen dirigirt, de-
ren
ältere bereits 1789 ihre jüngere Gehülfin wählte. Die
Hauptdirectrice ist unlängst gestorben und erreichte ein Alter von
107 Jahren, eine Tochter von 80 Jahren hinterlassend. Die
verstorbene Dictrice en chef, 1743 geboren, hat in diesem
Zeitraume nicht wenigtr als 15 verschiedenen Regierungen ge-
dient.



[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] werden konnte hörte man deutlich ein dumpfes, schauerliches
Knarren des Kiels, und im nächsten Augenblicke kam ein Krach
der die tobenden Elemente laut überschallte. Die schweren
Masten sanken zusammen und trieben wirbelnd leewärts fort,
in wenigen Minuten gefolgt von großen Massen der Trümmer
und Ladung des unglücklichen Schiffes. Schrei auf Schrei
rang sich empor von der mit drm Tode ringenden Mannschaft
Aber sie war in dem Bereiche einer Macht, die kein Erbarmen
kennt. Der Sturmkönig nahm sie Alle zur Beute!

Am nächsten Morgen stieg ein kleines Häufchen Wrekkers
an den Felsen herab und ging am Strande hin. Er war
mit Trümmern des Wrackes bedeckt, und hie und da lagen die
verletzten und verstümmelten Leichen der Mannschaft. Unter
dem Häufchen befand sich auch Robert Kintock, der begierig
die durch den Tod verzerrten Züge der Leichen prüfte, als gäbe
es eine unter ihnen, die er zn finden wünschte.

Endlich blieb er stehen und beugte sich über eine, an deren
Schulter ein goldenes Epaulette prangte. Es war der Kapi-
tain der Brig — der Mörder seines Vaters! Der Knabe
stellte seinen Fuß auf den hingestreckten Körper, — seine Au-
gen funkelten befremdend, — ein Schauer suhr über sein Ge-
sicht, — er stammelte:

„Vater, du bist furchtbar gerächt.“

Der Knabe sprach die Wahrheit. Furchtbar in ihrem
Plane und furchtbar in ihrer Ausführung war die Rache des
Lootsen.



Paris, 2. Febr. Herr Mortimer=Ternaur hat vorge-
stern der Kammer die erbaulige Geschichte von der freien Asso-
ciation der Schneider zu Clichy erzählt, welche unter dem un-
mittelbaren Patronate des Herrn Louis Blanc ins Leben trat
und das Prinzip der gleichen Löhne in ihr Programm auf-
nahm. Die Stadt Paris bestellte bei den emancipirten Schnei-
dern fogleich 100,000 [unleserliches Material – 11 Zeichen fehlen]Waffenröcke und 100,000 Beinkleider
für die Nationalgarde, lieferte ihnen das Tuch, schoß ihnen
Geld vor und gab ihnen die Säle des leerstehenden Schuld-
gefängnisses zu Clichy als Werkstatte. Unter so günstigen
Vorbedingnngen hat schwerlich je ein Privatschneider gearbeitet.
Was war drr Erfolg? Als am ersten Lieferungstermine die
ausbedungenen 60,000 Waffenröcke abgeholt werden sollten,
waren erst 21,000 Stück fertig, und die Stadt mußte mit ei-
nem baaren Verluste von 30,000 Fr. ihren Contrakt mit den
saumseligen Schneidern rückgängig machen. Von dem gelie-
ferten Tuche fehlten 16,000 Ellen, die nie wieder zum Vor-
schein gekommen sind. Außerdem lagen die Genossen der Asso-
ciation fortwährend einander in den Haaren; die Fleißigen ha-
derten mit den Faulen; die Nähenden mit den Zuschneidern;
die einzelnen Arbeiter mit den Geschäftsführern, denen man
Saumseligkeit, Unredlichkeit und Eigennutz vorwarf. Das Ende
war, daß die ganze Association auseinanderlief und daß die
Fleißigen zu den Meistern zurückkehrten, während die Faulen
den Schwarm der socialistischen Clubisten vermehrten. ( W. Z. )



Paris, 1. Febr. Die Entdeckung eines grauenvollen Ver-
brechens bildet heute das Stadtgespräch. Jn der Rue St.
Honore Nr. 224 wohnte ein Bronzenfabrikant, Herr Poirier
D'staines, ein wohlhabender Mann. Am 1. Januar hatte er
einen neuen Bedienten angenommen, einen jungen Mnnn[unleserliches Material] von
23 Jahren, dessen Anstelligkeit und Gewandheit er nicht genug
rühmen konnte. Früh Morgens am 7. Januar holte der Be-
diente zwei Commissäre ins Haus, um drei schwere Koffer auf
die Eisenbahn zu schaffen, indem er gleichzeitig dem Portier des
Hauses angab, sein Herr sei schon voraufgegangen und werde
mehrere Tage ausbleiben, da er eine nothwendige Reise zu ma-
chen habe. Mehrere Tage lang ward die Sache nicht weiter
beachtet, obwohl es den Freunden des Herrn Poirier auffallend
erschien, daß derselbe gerade in der lebhaftesten Geschäftszeit
ohne jemandem etwas davon zu sagen, plötzlich abreisen sollte.
[Spaltenumbruch] Als aber zwei Wochen vergingen, ohne daß der Verreiste etwas
von sich hören ließ, schöpfte man Argwohn und machte An-
zeige bei der Polizei. Merkwürdiger Weise hatte diese kurz zu-
vor Nachricht erhalten, daß per Eisenbahn am 9. Januar in
einer kleinen Provinzialstadt ein Koffer aus Paris angekommen
sei, welcher nach einigen Tagen, da ee einen starken Leichenge-
ruch verbreitete, geöffnet ward und den entsetzten Behörden den
Anblick eines furchtbar zerstückten Leichnams mii abgehacktem
Kopfe darbot. Der Koffer mit der Leiche ward eilends nach
Paris transportirt und es gelang sehr bald in dem Ermorde-
ten den Herrn [unleserliches Material – 7 Zeichen fehlen]Poirier zu erkennen. Die Commissare welche
die Koffer nach der Eisenbahn geschafft hatten ausfindig zu ma-
chen hielt nicht schwer; dieselben sagten aus daß der Bediente
die beiden anderen Koffer, welche wahrscheinlich geraubte Werth-
gegenstärde enthielten, nach der Südbahn habe bringen lassen,
und man vermuthet daß er mit seiner Beute nach Spanien
geflüchtet sei. Vorgestern ward in der Rue St. Honore Haus-
suchung angestellt; man fand das Schlafzimmer und das Bett
des Ermordeten in bester Ordnung, aber es schien als sei der
Boden vor dem Bette und der Vorhang sorgfältig abgewaschen
ein Beweis daß der Mörder, welcher ohne Frage sein Opfer
im Schlafe überfallen hat, sich die Mühe nahm die Spuren
des Verbrechens möglichst zu vertilgen. Jm Closet und in ei-
nem Winkel des Schlafzimmers fand man blutgetränktes Lei-
nenzeug versteckt, die Werkzeuge des Mordes aber hat man
nicht entdecken können. Der Telegraph hat natürlich sofort nach
allen Grenzen hin das Signalement des Flüchtlings hinbeför-
dert; allein es ist nicht glaublich daß derselbe nicht bereiis
Frantreich verlaffen haben sollte. Heute geht gas Gerücht, die
Polizei habe eine Concubine des Bedienten und bei derselben
einen Brief desselben mit dem Poststempel „Haag“ entdeckt.

    ( Wes. Ztg. )



Oberhausen, 30. Jan. Gegen zwei Uhr heute Nach-
mittags erhob sich hier und in der ganzen Umgegend ein
furchtbarer Orkan, wie wir ihn noch nie erlebt haben. Ein
unbespannter Postwagen, vor der Posterpedition stehend, wurde
von dem Sturme ergriffen und mit weggeschleudert. Der auf
dem Wagen stehende und mit dem Einpacken beschäftigte Kon-
dukteur blieb unbeschädigt, da der Wagen nicht umschlug. Wie
wir vernehmen soll sich um dieselbe Zeit, nach Westphalen hin,
über Dortmund, Hamm, Soest und Paderborn ein starkes Ge-
witter eutladen haben.



( Was die Lind werth ist. ) Ein reicher Kaufmann in San
Francisko schrieb dem Theaterdirector Barnum in New=York
und bat ihn, mit seiner Nachtigall nach Californien zu kommen,
indem er jede von Barnum verlaugte Zahlung zu leisten be-
reit sei. Der Mann welcher die Lind „gepachtet“ hat, ant-
wortete darauf: „Sire verwandeln Sie gefälligst die Stadt
San Francisko in einen soliden Diamant und legen Sie ihn
mir zu Füßen, dann will ich mir die Sache überlegen.“



( Weibliche Postbeamte. ) Das Postbureau zu St. Mande
( Frankreich ) wird durch zwei hochbejahrte Damen dirigirt, de-
ren
ältere bereits 1789 ihre jüngere Gehülfin wählte. Die
Hauptdirectrice ist unlängst gestorben und erreichte ein Alter von
107 Jahren, eine Tochter von 80 Jahren hinterlassend. Die
verstorbene Dictrice en chef, 1743 geboren, hat in diesem
Zeitraume nicht wenigtr als 15 verschiedenen Regierungen ge-
dient.



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Endlich blieb er stehen und beugte sich über eine, an deren Schulter ein goldenes Epaulette prangte. Es war der Kapi- tain der Brig — der Mörder seines Vaters! Der Knabe stellte seinen Fuß auf den hingestreckten Körper, — seine Au- gen funkelten befremdend, — ein Schauer suhr über sein Ge- sicht, — er stammelte: „Vater, du bist furchtbar gerächt.“ Der Knabe sprach die Wahrheit. Furchtbar in ihrem Plane und furchtbar in ihrer Ausführung war die Rache des Lootsen. Paris, 2. Febr. Herr Mortimer=Ternaur hat vorge- stern der Kammer die erbaulige Geschichte von der freien Asso- ciation der Schneider zu Clichy erzählt, welche unter dem un- mittelbaren Patronate des Herrn Louis Blanc ins Leben trat und das Prinzip der gleichen Löhne in ihr Programm auf- nahm. Die Stadt Paris bestellte bei den emancipirten Schnei- dern fogleich 100,000 ___________Waffenröcke und 100,000 Beinkleider für die Nationalgarde, lieferte ihnen das Tuch, schoß ihnen Geld vor und gab ihnen die Säle des leerstehenden Schuld- gefängnisses zu Clichy als Werkstatte. Unter so günstigen Vorbedingnngen hat schwerlich je ein Privatschneider gearbeitet. Was war drr Erfolg? Als am ersten Lieferungstermine die ausbedungenen 60,000 Waffenröcke abgeholt werden sollten, waren erst 21,000 Stück fertig, und die Stadt mußte mit ei- nem baaren Verluste von 30,000 Fr. ihren Contrakt mit den saumseligen Schneidern rückgängig machen. Von dem gelie- ferten Tuche fehlten 16,000 Ellen, die nie wieder zum Vor- schein gekommen sind. Außerdem lagen die Genossen der Asso- ciation fortwährend einander in den Haaren; die Fleißigen ha- derten mit den Faulen; die Nähenden mit den Zuschneidern; die einzelnen Arbeiter mit den Geschäftsführern, denen man Saumseligkeit, Unredlichkeit und Eigennutz vorwarf. Das Ende war, daß die ganze Association auseinanderlief und daß die Fleißigen zu den Meistern zurückkehrten, während die Faulen den Schwarm der socialistischen Clubisten vermehrten. ( W. Z. ) Paris, 1. Febr. Die Entdeckung eines grauenvollen Ver- brechens bildet heute das Stadtgespräch. Jn der Rue St. Honore Nr. 224 wohnte ein Bronzenfabrikant, Herr Poirier D'staines, ein wohlhabender Mann. Am 1. Januar hatte er einen neuen Bedienten angenommen, einen jungen Mnnn_ von 23 Jahren, dessen Anstelligkeit und Gewandheit er nicht genug rühmen konnte. Früh Morgens am 7. Januar holte der Be- diente zwei Commissäre ins Haus, um drei schwere Koffer auf die Eisenbahn zu schaffen, indem er gleichzeitig dem Portier des Hauses angab, sein Herr sei schon voraufgegangen und werde mehrere Tage ausbleiben, da er eine nothwendige Reise zu ma- chen habe. Mehrere Tage lang ward die Sache nicht weiter beachtet, obwohl es den Freunden des Herrn Poirier auffallend erschien, daß derselbe gerade in der lebhaftesten Geschäftszeit ohne jemandem etwas davon zu sagen, plötzlich abreisen sollte. Als aber zwei Wochen vergingen, ohne daß der Verreiste etwas von sich hören ließ, schöpfte man Argwohn und machte An- zeige bei der Polizei. Merkwürdiger Weise hatte diese kurz zu- vor Nachricht erhalten, daß per Eisenbahn am 9. Januar in einer kleinen Provinzialstadt ein Koffer aus Paris angekommen sei, welcher nach einigen Tagen, da ee einen starken Leichenge- ruch verbreitete, geöffnet ward und den entsetzten Behörden den Anblick eines furchtbar zerstückten Leichnams mii abgehacktem Kopfe darbot. Der Koffer mit der Leiche ward eilends nach Paris transportirt und es gelang sehr bald in dem Ermorde- ten den Herrn _______Poirier zu erkennen. Die Commissare welche die Koffer nach der Eisenbahn geschafft hatten ausfindig zu ma- chen hielt nicht schwer; dieselben sagten aus daß der Bediente die beiden anderen Koffer, welche wahrscheinlich geraubte Werth- gegenstärde enthielten, nach der Südbahn habe bringen lassen, und man vermuthet daß er mit seiner Beute nach Spanien geflüchtet sei. Vorgestern ward in der Rue St. Honore Haus- suchung angestellt; man fand das Schlafzimmer und das Bett des Ermordeten in bester Ordnung, aber es schien als sei der Boden vor dem Bette und der Vorhang sorgfältig abgewaschen ein Beweis daß der Mörder, welcher ohne Frage sein Opfer im Schlafe überfallen hat, sich die Mühe nahm die Spuren des Verbrechens möglichst zu vertilgen. Jm Closet und in ei- nem Winkel des Schlafzimmers fand man blutgetränktes Lei- nenzeug versteckt, die Werkzeuge des Mordes aber hat man nicht entdecken können. Der Telegraph hat natürlich sofort nach allen Grenzen hin das Signalement des Flüchtlings hinbeför- dert; allein es ist nicht glaublich daß derselbe nicht bereiis Frantreich verlaffen haben sollte. Heute geht gas Gerücht, die Polizei habe eine Concubine des Bedienten und bei derselben einen Brief desselben mit dem Poststempel „Haag“ entdeckt. ( Wes. Ztg. ) Oberhausen, 30. Jan. Gegen zwei Uhr heute Nach- mittags erhob sich hier und in der ganzen Umgegend ein furchtbarer Orkan, wie wir ihn noch nie erlebt haben. Ein unbespannter Postwagen, vor der Posterpedition stehend, wurde von dem Sturme ergriffen und mit weggeschleudert. Der auf dem Wagen stehende und mit dem Einpacken beschäftigte Kon- dukteur blieb unbeschädigt, da der Wagen nicht umschlug. Wie wir vernehmen soll sich um dieselbe Zeit, nach Westphalen hin, über Dortmund, Hamm, Soest und Paderborn ein starkes Ge- witter eutladen haben. ( Was die Lind werth ist. ) Ein reicher Kaufmann in San Francisko schrieb dem Theaterdirector Barnum in New=York und bat ihn, mit seiner Nachtigall nach Californien zu kommen, indem er jede von Barnum verlaugte Zahlung zu leisten be- reit sei. Der Mann welcher die Lind „gepachtet“ hat, ant- wortete darauf: „Sire verwandeln Sie gefälligst die Stadt San Francisko in einen soliden Diamant und legen Sie ihn mir zu Füßen, dann will ich mir die Sache überlegen.“ ( Weibliche Postbeamte. ) Das Postbureau zu St. Mande ( Frankreich ) wird durch zwei hochbejahrte Damen dirigirt, de- ren ältere bereits 1789 ihre jüngere Gehülfin wählte. Die Hauptdirectrice ist unlängst gestorben und erreichte ein Alter von 107 Jahren, eine Tochter von 80 Jahren hinterlassend. Die verstorbene Dictrice en chef, 1743 geboren, hat in diesem Zeitraume nicht wenigtr als 15 verschiedenen Regierungen ge- dient.

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Zitationshilfe: Märkische Blätter. Nr. 12. Hattingen, 8. Februar 1851, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische012_1851/3>, abgerufen am 21.11.2024.