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Märkische Blätter. Nr. 29. Hattingen, 9. April 1851.

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Märkische Blätter.

Erscheinen Mittwoch und Sonnabend. Preis vierteljährlich 9 Sgr. Anzeigen per Petitzeile 1 Sgr. Briefe werden franco erbeten.



ro 29.Hattingen, Mittwoch, den 9. April 1851.


[Beginn Spaltensatz]
Politische Rundschau.
Deutschland.

Berlin, 4. April. Es wird nun allseitig bestätiget, daß
Preußen zur Beschickung des Bundestages aufgefordert hat
und daß der Aufforderung durch die zurückhaltenden Regierun-
gen wird genügt werden. Es währen jedoch die Unterhandlun-
gen über die Excutive fort, und es ist noch immer zweifelhaft,
ob der einfache Bundestag erobert werden wird.

-- Jn der heutigen Sitzung der ersten Kammer wurde
über das Ganze des Gesetzes wegen Einführung einer Classen-
und classificirten Einkommensteuer namentlich abgestimmt und
das Gesetz mit 83 gegen 46 Stimmen angenommen.

-- Jn Frankfurt soll der Wiederzusammentritt des Bun-
destages schon notificirt sein. -- Man hört hier, daß das
österreichische Gouvernement mit dem Projecte einer großen
Staats=Anleihe zur Arrangirung seiner Finanz=Verhältnisse jetzt
Ernst mache. Ein alleiniger Abschluß der in Rede stehenden
Anleihe mit dem Hause Rothschild soll nicht zu Stande ge-
kommen sein und demnächst Versuche zur Realisirung des Pro-
jectes in Amsterdam gemacht werden.

-- Die Aenderungen, welche das Unterrichtsgesetz, wie es
gegenwärtig im Entwurfe vorliegt, erleiden dürfte, möchten gerade
darin bestehen, daß das Verhältniß der Kirche zur Schule mehr
ins Auge gefaßt wird und die Rechte der Kirche mit größerer
Bestimmtheit festgestellt werden.

Hannover, 5. April. Die Posteinigung Hannovers
mit der preußischen und der Turn= und Taxis'schen Postver-
waltung ist, wie ich zu melden im Stande bin, nunmehr
abgeschlossen. Hannover wird einige pecuniäre Einbuße
erleiden, indem es künftig von Preußen nur 10,000 und
von Taris nur 14,000 Thlr. erhalten soll. Jndessen wird
dieses Opfer von Seiten des Landes gewiß gern im deutschen
Gesammt=Jnteresse gebracht werden.

Kassel, 6. April. Der Sohn des bekannten Ober=Apel-
lationsrathes Elvers, eines streng kirchlich conservativ, aber
zugleich patriotisch gesinnten Mannes, eines geborenen Schles-
wigers, hatte mit Einwilligung seines Vaters den hessischen
Vorbereitungsdienst verlassen, war als Freiwilliger in das schles-
wig=holsteinische Heer eingetreten und hat die Feldzüge seit
1848 mit Ehren mitgemacht. Jetzt nach Hessen zurückgekehrt,
bittet er in guter Zuversicht Hassenpflug um Wiederanstellung
als Referendar, erhält aber, glaubwürdigen Nachrichten zufolge,
die Antwort: er, der Minister achte zwar des Bittstellers Cha-
rakters, doch dürfe derselbe nie auf Wiederanstellung im hessi-
schen Staatsdienste rechnen, "weil er der Revolution gedient
habe."

Hamburg, 5. April. Zwischen Soldaten des in Rends-
burg stehenden österreichischen Regiments Wellington -- aus
Ungarn, vielfach assentirte Honveds, gebildet -- und den Preu-
ßen vom 8. Jnfanterie=Regiment ist es leider auch zu
Straßen=Scharmützeln a la Kassel gekommen. Dieselben nah-
men am vorigen Sonntag ihren Anfang, und da erhebliche
Verwundungen vorfielen, so ist zu Rendsburg das Patrouilli-
ren starker Militär=Abtheilungen in den Abendstunden nöthig
geworden: dieses Mittel scheint von gutem Erfolge gewesen zu
sein.

[Spaltenumbruch]

Wien, 4. April. Zwischen der österreichischen und der
baierischen Regierung wurde am 15. März ein Vertrag abge-
schlossen, welcher die Vergütung der beträchtlichen Verpflegungs-
kosten für die seit dem Monat November 1850 in Baiern ein-
gerückten österreichischen Truppen herbeiführt, so wie auch die
Kosten für den Transport auf den bairischen Staatsbahnen
anordnet. Zur Einrichtung der Transportkosten ist bereits von
Seiten der kaiserl. Regierung ein Baarbetrag von 115,694
Fl. angewiesen.

Frankreich.

Paris, 4. April. Jn Bezug auf das neue Ministerium
sieht man deutlich, daß der Präsident der Republik sich so
lange als möglich die Hand frei halten will, um im entschei-
denden Augenblicke, d. h. in acht Wochen allenfalls, einen
Griff in die gemäßigte Linke thun zu können. Dies fürchten
auch die Parteien der Majorität am meisten, und eben deßhalb
lassen sie so eindringliche Klagen über die Fortdauer des mi-
nisteriellen Jnterregnums hören. Dem Präsidenten scheint da-
gegen nichts mehr zuwider zu sein, als der Gedanke, von den
parlamentarischen Häuptlingen am Gängelbande herumgeführt
zu werden und zuletzt einem Prätendenten als Steigbügel zu
dienen.

Jtalien.

Turin, 4. April. Leider habe ich Jhnen abermals von
einer Ruhestörung zu Genua zu berichten, die indeß jedes po-
litischen Charakters entbehrt. Vorgestern nämlich -- am 2.
April -- geriethen mehrere Soldaten ( Bersaglieri ) auf einer
der belebtesten Straßen Genuas am hellen Tage mit müßigen
Arbeitern in einen Streit, da beide Theile eben eine Weinschenke
in welcher sie sich des Guten zu viel gethan, verlassen hatten,
so wurde dieser Streit bald hitzig und artete in Rauferei aus.
Von den Neugierigen, die sich in größerer Anzahl versammelten
nahmen mehrere gegen das Militär Partei, das seinerseits mü-
ßige Cameraden aus der Nachbarschaft zu seiner Verstärkung
aufbot. Auf beiden Seiten sind Verwundungen vorgekommen.

Schweiz.

Chiasso, ( Canton Tessi, ) 25. März. Es scheint, als
ob die österreichischen Truppen an unserer Gränze sich förm-
lich etabliren wollen; es werden nämlich von 160 zu 160
Schritten Schilderhäuser errichtet, ein Zeichen, daß der Cordon
auf eine längere Zeit bestehen soll. Daß diese Maßregel bloß
des Schmuggels halber getroffen werde, glaubt man hier nicht.
Viele meinen, es sei darauf abgesehen, sobald in Frankreich et-
was losbreche, den Canton Tessin schleunigst zu besetzen und
sich des Gotthardts= und St. Bernhardts=Passes zu bemäch-
tigen.

Türkei.

Zara, 27. März. Die Jnsurgenten der Kraina haben
das Pfarrhaus von Banjaluka geplündert. Dabei sollen fünf
Mönche gemordet worden sein, Auch die Ortschaften Krezlug
wurden geplündert und in Brand gesteckt.

Agram, 31. März. Die bosnischen Jnsurgenten sam-
meln ihre letzten Kräfte beim Dorfe Mataruga, eine halbe
Stunde von Pridor. Am 27. rückten Arnauten in Banjaluka
ein, Omer Pascha wurde am 29. dort erwartet und gab den
regierungsfreundlichen Mutteselinos Auftrag zur Aprovisionirung
der Armee. Bei Pridor dürfte es zu einem letzten Kampfe kommen.

[Ende Spaltensatz]
Märkische Blätter.

Erscheinen Mittwoch und Sonnabend. Preis vierteljährlich 9 Sgr. Anzeigen per Petitzeile 1 Sgr. Briefe werden franco erbeten.



ro 29.Hattingen, Mittwoch, den 9. April 1851.


[Beginn Spaltensatz]
Politische Rundschau.
Deutschland.

Berlin, 4. April. Es wird nun allseitig bestätiget, daß
Preußen zur Beschickung des Bundestages aufgefordert hat
und daß der Aufforderung durch die zurückhaltenden Regierun-
gen wird genügt werden. Es währen jedoch die Unterhandlun-
gen über die Excutive fort, und es ist noch immer zweifelhaft,
ob der einfache Bundestag erobert werden wird.

— Jn der heutigen Sitzung der ersten Kammer wurde
über das Ganze des Gesetzes wegen Einführung einer Classen-
und classificirten Einkommensteuer namentlich abgestimmt und
das Gesetz mit 83 gegen 46 Stimmen angenommen.

— Jn Frankfurt soll der Wiederzusammentritt des Bun-
destages schon notificirt sein. — Man hört hier, daß das
österreichische Gouvernement mit dem Projecte einer großen
Staats=Anleihe zur Arrangirung seiner Finanz=Verhältnisse jetzt
Ernst mache. Ein alleiniger Abschluß der in Rede stehenden
Anleihe mit dem Hause Rothschild soll nicht zu Stande ge-
kommen sein und demnächst Versuche zur Realisirung des Pro-
jectes in Amsterdam gemacht werden.

— Die Aenderungen, welche das Unterrichtsgesetz, wie es
gegenwärtig im Entwurfe vorliegt, erleiden dürfte, möchten gerade
darin bestehen, daß das Verhältniß der Kirche zur Schule mehr
ins Auge gefaßt wird und die Rechte der Kirche mit größerer
Bestimmtheit festgestellt werden.

Hannover, 5. April. Die Posteinigung Hannovers
mit der preußischen und der Turn= und Taxis'schen Postver-
waltung ist, wie ich zu melden im Stande bin, nunmehr
abgeschlossen. Hannover wird einige pecuniäre Einbuße
erleiden, indem es künftig von Preußen nur 10,000 und
von Taris nur 14,000 Thlr. erhalten soll. Jndessen wird
dieses Opfer von Seiten des Landes gewiß gern im deutschen
Gesammt=Jnteresse gebracht werden.

Kassel, 6. April. Der Sohn des bekannten Ober=Apel-
lationsrathes Elvers, eines streng kirchlich conservativ, aber
zugleich patriotisch gesinnten Mannes, eines geborenen Schles-
wigers, hatte mit Einwilligung seines Vaters den hessischen
Vorbereitungsdienst verlassen, war als Freiwilliger in das schles-
wig=holsteinische Heer eingetreten und hat die Feldzüge seit
1848 mit Ehren mitgemacht. Jetzt nach Hessen zurückgekehrt,
bittet er in guter Zuversicht Hassenpflug um Wiederanstellung
als Referendar, erhält aber, glaubwürdigen Nachrichten zufolge,
die Antwort: er, der Minister achte zwar des Bittstellers Cha-
rakters, doch dürfe derselbe nie auf Wiederanstellung im hessi-
schen Staatsdienste rechnen, „weil er der Revolution gedient
habe.“

Hamburg, 5. April. Zwischen Soldaten des in Rends-
burg stehenden österreichischen Regiments Wellington — aus
Ungarn, vielfach assentirte Honveds, gebildet — und den Preu-
ßen vom 8. Jnfanterie=Regiment ist es leider auch zu
Straßen=Scharmützeln à la Kassel gekommen. Dieselben nah-
men am vorigen Sonntag ihren Anfang, und da erhebliche
Verwundungen vorfielen, so ist zu Rendsburg das Patrouilli-
ren starker Militär=Abtheilungen in den Abendstunden nöthig
geworden: dieses Mittel scheint von gutem Erfolge gewesen zu
sein.

[Spaltenumbruch]

Wien, 4. April. Zwischen der österreichischen und der
baierischen Regierung wurde am 15. März ein Vertrag abge-
schlossen, welcher die Vergütung der beträchtlichen Verpflegungs-
kosten für die seit dem Monat November 1850 in Baiern ein-
gerückten österreichischen Truppen herbeiführt, so wie auch die
Kosten für den Transport auf den bairischen Staatsbahnen
anordnet. Zur Einrichtung der Transportkosten ist bereits von
Seiten der kaiserl. Regierung ein Baarbetrag von 115,694
Fl. angewiesen.

Frankreich.

Paris, 4. April. Jn Bezug auf das neue Ministerium
sieht man deutlich, daß der Präsident der Republik sich so
lange als möglich die Hand frei halten will, um im entschei-
denden Augenblicke, d. h. in acht Wochen allenfalls, einen
Griff in die gemäßigte Linke thun zu können. Dies fürchten
auch die Parteien der Majorität am meisten, und eben deßhalb
lassen sie so eindringliche Klagen über die Fortdauer des mi-
nisteriellen Jnterregnums hören. Dem Präsidenten scheint da-
gegen nichts mehr zuwider zu sein, als der Gedanke, von den
parlamentarischen Häuptlingen am Gängelbande herumgeführt
zu werden und zuletzt einem Prätendenten als Steigbügel zu
dienen.

Jtalien.

Turin, 4. April. Leider habe ich Jhnen abermals von
einer Ruhestörung zu Genua zu berichten, die indeß jedes po-
litischen Charakters entbehrt. Vorgestern nämlich — am 2.
April — geriethen mehrere Soldaten ( Bersaglieri ) auf einer
der belebtesten Straßen Genuas am hellen Tage mit müßigen
Arbeitern in einen Streit, da beide Theile eben eine Weinschenke
in welcher sie sich des Guten zu viel gethan, verlassen hatten,
so wurde dieser Streit bald hitzig und artete in Rauferei aus.
Von den Neugierigen, die sich in größerer Anzahl versammelten
nahmen mehrere gegen das Militär Partei, das seinerseits mü-
ßige Cameraden aus der Nachbarschaft zu seiner Verstärkung
aufbot. Auf beiden Seiten sind Verwundungen vorgekommen.

Schweiz.

Chiasso, ( Canton Tessi, ) 25. März. Es scheint, als
ob die österreichischen Truppen an unserer Gränze sich förm-
lich etabliren wollen; es werden nämlich von 160 zu 160
Schritten Schilderhäuser errichtet, ein Zeichen, daß der Cordon
auf eine längere Zeit bestehen soll. Daß diese Maßregel bloß
des Schmuggels halber getroffen werde, glaubt man hier nicht.
Viele meinen, es sei darauf abgesehen, sobald in Frankreich et-
was losbreche, den Canton Tessin schleunigst zu besetzen und
sich des Gotthardts= und St. Bernhardts=Passes zu bemäch-
tigen.

Türkei.

Zara, 27. März. Die Jnsurgenten der Kraina haben
das Pfarrhaus von Banjaluka geplündert. Dabei sollen fünf
Mönche gemordet worden sein, Auch die Ortschaften Krezlug
wurden geplündert und in Brand gesteckt.

Agram, 31. März. Die bosnischen Jnsurgenten sam-
meln ihre letzten Kräfte beim Dorfe Mataruga, eine halbe
Stunde von Pridor. Am 27. rückten Arnauten in Banjaluka
ein, Omer Pascha wurde am 29. dort erwartet und gab den
regierungsfreundlichen Mutteselinos Auftrag zur Aprovisionirung
der Armee. Bei Pridor dürfte es zu einem letzten Kampfe kommen.

[Ende Spaltensatz]
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Es währen jedoch die Unterhandlun- gen über die Excutive fort, und es ist noch immer zweifelhaft, ob der einfache Bundestag erobert werden wird. — Jn der heutigen Sitzung der ersten Kammer wurde über das Ganze des Gesetzes wegen Einführung einer Classen- und classificirten Einkommensteuer namentlich abgestimmt und das Gesetz mit 83 gegen 46 Stimmen angenommen. — Jn Frankfurt soll der Wiederzusammentritt des Bun- destages schon notificirt sein. — Man hört hier, daß das österreichische Gouvernement mit dem Projecte einer großen Staats=Anleihe zur Arrangirung seiner Finanz=Verhältnisse jetzt Ernst mache. Ein alleiniger Abschluß der in Rede stehenden Anleihe mit dem Hause Rothschild soll nicht zu Stande ge- kommen sein und demnächst Versuche zur Realisirung des Pro- jectes in Amsterdam gemacht werden. — Die Aenderungen, welche das Unterrichtsgesetz, wie es gegenwärtig im Entwurfe vorliegt, erleiden dürfte, möchten gerade darin bestehen, daß das Verhältniß der Kirche zur Schule mehr ins Auge gefaßt wird und die Rechte der Kirche mit größerer Bestimmtheit festgestellt werden. Hannover, 5. April. Die Posteinigung Hannovers mit der preußischen und der Turn= und Taxis'schen Postver- waltung ist, wie ich zu melden im Stande bin, nunmehr abgeschlossen. Hannover wird einige pecuniäre Einbuße erleiden, indem es künftig von Preußen nur 10,000 und von Taris nur 14,000 Thlr. erhalten soll. Jndessen wird dieses Opfer von Seiten des Landes gewiß gern im deutschen Gesammt=Jnteresse gebracht werden. Kassel, 6. April. 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Dieselben nah- men am vorigen Sonntag ihren Anfang, und da erhebliche Verwundungen vorfielen, so ist zu Rendsburg das Patrouilli- ren starker Militär=Abtheilungen in den Abendstunden nöthig geworden: dieses Mittel scheint von gutem Erfolge gewesen zu sein. Wien, 4. April. Zwischen der österreichischen und der baierischen Regierung wurde am 15. März ein Vertrag abge- schlossen, welcher die Vergütung der beträchtlichen Verpflegungs- kosten für die seit dem Monat November 1850 in Baiern ein- gerückten österreichischen Truppen herbeiführt, so wie auch die Kosten für den Transport auf den bairischen Staatsbahnen anordnet. Zur Einrichtung der Transportkosten ist bereits von Seiten der kaiserl. Regierung ein Baarbetrag von 115,694 Fl. angewiesen. Frankreich. Paris, 4. April. Jn Bezug auf das neue Ministerium sieht man deutlich, daß der Präsident der Republik sich so lange als möglich die Hand frei halten will, um im entschei- denden Augenblicke, d. h. in acht Wochen allenfalls, einen Griff in die gemäßigte Linke thun zu können. Dies fürchten auch die Parteien der Majorität am meisten, und eben deßhalb lassen sie so eindringliche Klagen über die Fortdauer des mi- nisteriellen Jnterregnums hören. Dem Präsidenten scheint da- gegen nichts mehr zuwider zu sein, als der Gedanke, von den parlamentarischen Häuptlingen am Gängelbande herumgeführt zu werden und zuletzt einem Prätendenten als Steigbügel zu dienen. Jtalien. Turin, 4. April. Leider habe ich Jhnen abermals von einer Ruhestörung zu Genua zu berichten, die indeß jedes po- litischen Charakters entbehrt. Vorgestern nämlich — am 2. April — geriethen mehrere Soldaten ( Bersaglieri ) auf einer der belebtesten Straßen Genuas am hellen Tage mit müßigen Arbeitern in einen Streit, da beide Theile eben eine Weinschenke in welcher sie sich des Guten zu viel gethan, verlassen hatten, so wurde dieser Streit bald hitzig und artete in Rauferei aus. Von den Neugierigen, die sich in größerer Anzahl versammelten nahmen mehrere gegen das Militär Partei, das seinerseits mü- ßige Cameraden aus der Nachbarschaft zu seiner Verstärkung aufbot. Auf beiden Seiten sind Verwundungen vorgekommen. Schweiz. Chiasso, ( Canton Tessi, ) 25. März. Es scheint, als ob die österreichischen Truppen an unserer Gränze sich förm- lich etabliren wollen; es werden nämlich von 160 zu 160 Schritten Schilderhäuser errichtet, ein Zeichen, daß der Cordon auf eine längere Zeit bestehen soll. Daß diese Maßregel bloß des Schmuggels halber getroffen werde, glaubt man hier nicht. Viele meinen, es sei darauf abgesehen, sobald in Frankreich et- was losbreche, den Canton Tessin schleunigst zu besetzen und sich des Gotthardts= und St. Bernhardts=Passes zu bemäch- tigen. Türkei. Zara, 27. März. Die Jnsurgenten der Kraina haben das Pfarrhaus von Banjaluka geplündert. Dabei sollen fünf Mönche gemordet worden sein, Auch die Ortschaften Krezlug wurden geplündert und in Brand gesteckt. Agram, 31. März. Die bosnischen Jnsurgenten sam- meln ihre letzten Kräfte beim Dorfe Mataruga, eine halbe Stunde von Pridor. Am 27. rückten Arnauten in Banjaluka ein, Omer Pascha wurde am 29. dort erwartet und gab den regierungsfreundlichen Mutteselinos Auftrag zur Aprovisionirung der Armee. Bei Pridor dürfte es zu einem letzten Kampfe kommen.

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Zitationshilfe: Märkische Blätter. Nr. 29. Hattingen, 9. April 1851, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische029_1851/1>, abgerufen am 21.11.2024.