Märkische Blätter. Nr. 35. Hattingen, 1. Mai 1850.Märkische Blätter. Wochenblatt für belehrende und angenehme Unterhaltung. ro 35.Hattingen, Mittowch, den 1. Mai 1850. [Beginn Spaltensatz]
Karl Rudolph Bromme. Karl Rudolph Bromme, geboren am 10. September Märkische Blätter. Wochenblatt für belehrende und angenehme Unterhaltung. ro 35.Hattingen, Mittowch, den 1. Mai 1850. [Beginn Spaltensatz]
Karl Rudolph Bromme. Karl Rudolph Bromme, geboren am 10. September <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001"/> <titlePage type="heading"> <docTitle> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b #c #fr">Märkische Blätter.</hi> </titlePart><lb/> <titlePart type="sub"> <hi rendition="#b #c #g">Wochenblatt</hi><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <hi rendition="#c">für belehrende und angenehme Unterhaltung.</hi> </titlePart> </docTitle><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <docImprint> <hi rendition="#b"><hi rendition="#sup">ro</hi> 35.</hi> <pubPlace> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Hattingen,</hi> </hi> </pubPlace> <docDate> Mittowch, den 1. Mai <hi rendition="#b #fr #right">1850.</hi></docDate> </docImprint> </titlePage><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </front> <body> <cb type="start"/> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#fr">Karl Rudolph Bromme.</hi> </head><lb/> <p>Karl Rudolph Bromme, geboren am 10. September<lb/> 1804 in Anger bei Leipzig ist der erste deutsche Admiral<lb/> seit den Zeiten der Hansa. Obgleich in einem Binnen-<lb/> lande geboren, in einer Gegend, die trotz ihres viel ver-<lb/> sch <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="8"/>lungenen Netzes von Flüßen kein größeres Gewässer<lb/> aufzuweisen hat, faßte er frühzeitig eine Neigung für das<lb/> Seewesen. Seine Familie konnte nicht fassen, wie sich Je-<lb/> mand von dem sichern Boden des Pleißethales auf das<lb/> gefährliche Element begeben könne, er besiegte aber den<lb/> Widerstand, der ihm von dieser Seite entgegengesetzt wurde,<lb/> und ging 1817 nach Hamburg, um dort nautischen Un-<lb/> terricht bei den Lehrern zu genießen, mit denen wenige Jahre<lb/> später die Navigationsschule errichtet wurde. Es fand sich Ge-<lb/> legenheit, daß er durch einige Reisen nach Westindien seine<lb/> Kenntnisse praktisch erweitern konnte, dann machte er es,<lb/> wie so viele strebende Jünglinge, denen die traurigen<lb/> Verhältnisse des Vaterlandes keinen genügenden Spiel-<lb/> raum für ihre Kräfte bieten, und wanderte nach den<lb/> Vereinigten Staaten aus. Die rasche Entfaltung der ame-<lb/> rikanischen Marine gab ihm Alles, was er suchte. See-<lb/> reisen nach Westindien, der Westküste von Amerika, nach<lb/> Afrika und China machten ihn mit den Meeren bekannt<lb/> die im Welthandel die größte Wichtigkeit behaupten. Auf<lb/> einer Reise nach Kanton starb der Schiffer, Bromme<lb/> als der nächste im Komando übernahm die Führung und<lb/> entledigte sich seines Amts so gut, daß er in der Han-<lb/> delsmarine Ruf erhielt. Jn den zum Theil unsicheren<lb/> Meeren, die er beschiffte, mußten seine Fahrzeuge Kano-<lb/> nen führen, er selbst mit dem militärischen Theile der<lb/> Nautik vertraut sein. Diese Stellung als Schiffer eines<lb/> bewaffneten Fahrzeugs vermittelte seinen Uebertritt in die<lb/> Kriegsmarine. Jn England und Nordamerika wurden eben<lb/> Schiffe ausgerüstet, die man dem um seine Freiheit käm-<lb/> pfenden Griechenland zu Hülfe schicken wollte, Bromme<lb/> meldete sich zum Eintritt in den Dienst und wurde an-<lb/> genommen. 1827 kam er nach Griechenland und stellte<lb/> sich dem Lord <hi rendition="#g">Cochrane</hi> vor der ihn als ersten Lieute-<lb/> nant auf der Hellas anstellte einer prächtigen Fregatte<lb/> von 64 Kanonen. Die „Hellas“ war sehr thätig, Ge-<lb/> fechte gegen Schiffe und gegen Batterien und Küstenbefe-<lb/> stigungen wechselten mit einander ab. Noch im Laufe<lb/> des Jahres 1827 wurde ein türkisches Geschwader, dar-<lb/> unter eine Korvette von 28 Kanonen weggenommen,<lb/> mehrmals eine Landung an den asiatischen Küsten ge-<lb/> macht, mit den befestigten Klöstern auf der Küste von<lb/><cb n="2"/> Attika Kugeln gewechselt. An der Expedition gegen Ale-<lb/> xandrien, die bekanntlich mißglückte, nahm Bromme auf<lb/> der „Hellas“ ebenfalls Antheil. Als zweiter Kommandant<lb/> auf der Korvette „Hydra“ versetzt, wurde er mit dieser<lb/> zur Zerstörung von Piraten, zur Wegnahme von türki-<lb/> schen Fahrzeugen und zur Belagerung von Chios wie<lb/> zur Blokade von Navarino verwendet. Jm Juni 1828<lb/> übernahm er von Lord Cochrane empfohlen, als Kapitän<lb/> das Dampfschiff „Untern hmung“ von acht 68 Pfündern<lb/> und erhielt das Kommando der Flotille, die im Septem-<lb/> ber desselben Jahres Prevesa beschoß und blokirte. Seine<lb/> letzten Waffenthaten im Unabhängigkeitskrieg waren die<lb/> Beschießung von Antirhion und Lepanto, die Wegnahme<lb/> eines türkischen Schooners im Golfe von Talanti und<lb/> die Zerstörung mehrerer Piratenfahrzeuge. Nach der Been-<lb/> digung des Kampfes diente er wieder einige Zeit auf der<lb/> Hellas, dann als Kommandant auf der Korvette Jpsara,<lb/> mit der er von Kandien die auswandernden Griechen<lb/> abholte. Graf Capo d'Jstria berief ihn in das Marine-<lb/> ministerium, wo er eben an einen Plan zur Organisation<lb/> der Marine arbeitete, als der Bürgerlrieg ausbrach. Von<lb/> russischen Kriegsschiffen bedrängt, verbrannte Miaulis den<lb/> weit größten Theil der griechischen Flotte, leider auch die<lb/> prachtvolle Fregatte Hellas, an der Bromme's Herz mit<lb/> der Liebe eines echten Seemanns hing. Er konnte keine<lb/> Dienste mehr leisten und zog sich aus den öffentlichen<lb/> Diensten zurück, um sich durch eine wissenschaftliche Reise<lb/> nach England und Frankreich noch weiter auszubilden.<lb/> Auch seiner Heimath machte er einen Besuch, in seinem<lb/> ganzen Wesen so deutsch, als zuvor, doch mit einer Tra-<lb/> vestirung seines Namens aus Bromme in Brommy —<lb/> eine traurige Konzession, die dem Auslande selbst von<lb/> unsern besten Männern, und dazu gehört Bromme unbe-<lb/> dingt, so lange gemacht werden wird, als Deutschland<lb/> nichts ist als ein leerer Name, dem in der Fremde Alles<lb/> fehlt, vorzüglich das Nationalbewußtsein der Deutschen<lb/> und die Repräsentation durch eine sichtbare Macht. Jn<lb/> der Muße seiner Zurückgezogenheit beschäftigte sich Brom-<lb/> me mit schriftstellerischen Arbeiten, die theils dem nauti-<lb/> schen und mathematischen, theils dem belletristischen Fach<lb/> angehören. Nachdem die Mächte sich dahin geeinigt hat-<lb/> ten, die griechische Dornenkrone auf das sehr jugendliche<lb/> Haupt des Prinzen Otto von Baiern zu setzen, und eine<lb/> Wiederkehr geordneter Zustände erwartet werden konnte,<lb/> begab sich Bromme nach München und stellte sich den<lb/> Vormündern und Rathgebern seines künftigen Souveräns<lb/> vor. Einen so geprüften Mann durfte man nicht über-<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [0001]
Märkische Blätter.
Wochenblatt
für belehrende und angenehme Unterhaltung.
ro 35.Hattingen, Mittowch, den 1. Mai 1850.
Karl Rudolph Bromme.
Karl Rudolph Bromme, geboren am 10. September
1804 in Anger bei Leipzig ist der erste deutsche Admiral
seit den Zeiten der Hansa. Obgleich in einem Binnen-
lande geboren, in einer Gegend, die trotz ihres viel ver-
sch ________lungenen Netzes von Flüßen kein größeres Gewässer
aufzuweisen hat, faßte er frühzeitig eine Neigung für das
Seewesen. Seine Familie konnte nicht fassen, wie sich Je-
mand von dem sichern Boden des Pleißethales auf das
gefährliche Element begeben könne, er besiegte aber den
Widerstand, der ihm von dieser Seite entgegengesetzt wurde,
und ging 1817 nach Hamburg, um dort nautischen Un-
terricht bei den Lehrern zu genießen, mit denen wenige Jahre
später die Navigationsschule errichtet wurde. Es fand sich Ge-
legenheit, daß er durch einige Reisen nach Westindien seine
Kenntnisse praktisch erweitern konnte, dann machte er es,
wie so viele strebende Jünglinge, denen die traurigen
Verhältnisse des Vaterlandes keinen genügenden Spiel-
raum für ihre Kräfte bieten, und wanderte nach den
Vereinigten Staaten aus. Die rasche Entfaltung der ame-
rikanischen Marine gab ihm Alles, was er suchte. See-
reisen nach Westindien, der Westküste von Amerika, nach
Afrika und China machten ihn mit den Meeren bekannt
die im Welthandel die größte Wichtigkeit behaupten. Auf
einer Reise nach Kanton starb der Schiffer, Bromme
als der nächste im Komando übernahm die Führung und
entledigte sich seines Amts so gut, daß er in der Han-
delsmarine Ruf erhielt. Jn den zum Theil unsicheren
Meeren, die er beschiffte, mußten seine Fahrzeuge Kano-
nen führen, er selbst mit dem militärischen Theile der
Nautik vertraut sein. Diese Stellung als Schiffer eines
bewaffneten Fahrzeugs vermittelte seinen Uebertritt in die
Kriegsmarine. Jn England und Nordamerika wurden eben
Schiffe ausgerüstet, die man dem um seine Freiheit käm-
pfenden Griechenland zu Hülfe schicken wollte, Bromme
meldete sich zum Eintritt in den Dienst und wurde an-
genommen. 1827 kam er nach Griechenland und stellte
sich dem Lord Cochrane vor der ihn als ersten Lieute-
nant auf der Hellas anstellte einer prächtigen Fregatte
von 64 Kanonen. Die „Hellas“ war sehr thätig, Ge-
fechte gegen Schiffe und gegen Batterien und Küstenbefe-
stigungen wechselten mit einander ab. Noch im Laufe
des Jahres 1827 wurde ein türkisches Geschwader, dar-
unter eine Korvette von 28 Kanonen weggenommen,
mehrmals eine Landung an den asiatischen Küsten ge-
macht, mit den befestigten Klöstern auf der Küste von
Attika Kugeln gewechselt. An der Expedition gegen Ale-
xandrien, die bekanntlich mißglückte, nahm Bromme auf
der „Hellas“ ebenfalls Antheil. Als zweiter Kommandant
auf der Korvette „Hydra“ versetzt, wurde er mit dieser
zur Zerstörung von Piraten, zur Wegnahme von türki-
schen Fahrzeugen und zur Belagerung von Chios wie
zur Blokade von Navarino verwendet. Jm Juni 1828
übernahm er von Lord Cochrane empfohlen, als Kapitän
das Dampfschiff „Untern hmung“ von acht 68 Pfündern
und erhielt das Kommando der Flotille, die im Septem-
ber desselben Jahres Prevesa beschoß und blokirte. Seine
letzten Waffenthaten im Unabhängigkeitskrieg waren die
Beschießung von Antirhion und Lepanto, die Wegnahme
eines türkischen Schooners im Golfe von Talanti und
die Zerstörung mehrerer Piratenfahrzeuge. Nach der Been-
digung des Kampfes diente er wieder einige Zeit auf der
Hellas, dann als Kommandant auf der Korvette Jpsara,
mit der er von Kandien die auswandernden Griechen
abholte. Graf Capo d'Jstria berief ihn in das Marine-
ministerium, wo er eben an einen Plan zur Organisation
der Marine arbeitete, als der Bürgerlrieg ausbrach. Von
russischen Kriegsschiffen bedrängt, verbrannte Miaulis den
weit größten Theil der griechischen Flotte, leider auch die
prachtvolle Fregatte Hellas, an der Bromme's Herz mit
der Liebe eines echten Seemanns hing. Er konnte keine
Dienste mehr leisten und zog sich aus den öffentlichen
Diensten zurück, um sich durch eine wissenschaftliche Reise
nach England und Frankreich noch weiter auszubilden.
Auch seiner Heimath machte er einen Besuch, in seinem
ganzen Wesen so deutsch, als zuvor, doch mit einer Tra-
vestirung seines Namens aus Bromme in Brommy —
eine traurige Konzession, die dem Auslande selbst von
unsern besten Männern, und dazu gehört Bromme unbe-
dingt, so lange gemacht werden wird, als Deutschland
nichts ist als ein leerer Name, dem in der Fremde Alles
fehlt, vorzüglich das Nationalbewußtsein der Deutschen
und die Repräsentation durch eine sichtbare Macht. Jn
der Muße seiner Zurückgezogenheit beschäftigte sich Brom-
me mit schriftstellerischen Arbeiten, die theils dem nauti-
schen und mathematischen, theils dem belletristischen Fach
angehören. Nachdem die Mächte sich dahin geeinigt hat-
ten, die griechische Dornenkrone auf das sehr jugendliche
Haupt des Prinzen Otto von Baiern zu setzen, und eine
Wiederkehr geordneter Zustände erwartet werden konnte,
begab sich Bromme nach München und stellte sich den
Vormündern und Rathgebern seines künftigen Souveräns
vor. Einen so geprüften Mann durfte man nicht über-
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Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz, Benjamin Fiechter: Artikelstrukturierung
Weitere Informationen:Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.
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