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Märkische Blätter. Nr. 35. Hattingen, 30. April 1851.

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Politische Rundschau.
Deutschland.

Berlin, 25. April. Wie es scheint, ist man endlich von
Seiten Oesterreichs und Preußens müde, die Effronterie und
die Anmaßung des kleinen Dänemarks ruhig anzusehen. Es
sind in diesen Tagen zwei, nicht sehr erfreuliche Noten nach
Kopenhagen abgegangen, welche Dänemark daran mahnen, nach-
dem von Seiten Oesterreichs und Preußens Alles gethan, um
seinen begründeten Beschwerden Abhülfe zu thun und den sta-
tus quo ante
1848 herzustellen, es auch seinerseits daran den-
ken möge, in dem seinen Händen anvertrauten Schleswig den
status quo ante so schleunig als möglich einzurichten. Es
wird in diesen Noten nicht minder auf die von Dänemark sicht-
lich betriebene Danasirung als auch auf die neuesten provo-
zirenden Maßregeln wie die Verlegung der Zollgrenze, die neu
angelegten Befestigungen hingewiesen. Zugleich ist es deutlich
ausgesprochen, daß beiden Mächte von Bundeswegen Holstein
so lange besetzt halten werden, als Dänemark die im Frieden
getroffenen Verabredungen nicht erfüllt habe.

-- Zwischen Kopenhagen, Wien und Berlin findet jetzt
ein lebhafter Notenwechsel in Betreff der Ordnung der schles-
wigholsteinischen Angelegenheiten Statt. So viel man hört,
sind die Großmächte in keiner Weise gesonnen, den Verband
der beiden Herzogthümer aufheben zu lassen und sie der bekann-
ten Manier, zu danisiren, Preis zu geben.

-- Das Preßgesetz wird im Laufe der künftigen Woche in
der zweiten Kammer zur Verhandlung kommen.

-- Wie verlautet, sind von Seiten der preußischen und
der österreichischen Regierung zwei fast gleichlautenden Noten
an das dänische Gouvernement abgegangen, die sich gegen die
überspannten Prätentionen des letzteren in der schleswig=hol-
steinischen Frage sehr energisch aussprechen.

Kassel, 26. April. Das Erkenntniß des Generalaudito-
riats in Sachen des Polizeivorstandes, Bürgermeister Henkel,
und des Polizei=Bommissars Hornstein ist heute den Betheilig-
ten eröffnet worden und hat allgemeine Befriedigung und Freude
erregt. Das kurfürstliche permanente Kriegsgericht hat dadurch
eine neue Niederlage erlitten, denn jenes Erkenntniß lautet durch-
aus freisprechend.

-- Herr Hassenpflug betreibt die Niederschlagung seines
Greifswalder Prozesses sehr angelegentlich.

Köln, 26. April. Der hiesige Gemeinderath hat in
seiner heutigen Sitzung beschlossen, an das hohe Staatsministerium
eine energische Eingabe in Betreff der neuen Steuergesetzgebung
zu rechten.

Dresden, 26. April. Der Gesandte Frankreichs, von
Salignac=Fenelon, hat in einer Audienz dem Könige sein Be-
glaubigungsschreiben überreicht.

Hamburg, 26. April. Wir können nicht umhin, eines
hier stark verbreiteten, jedoch bis jetzt unglaubwürdigen Ge-
rüchtes zu erwähnen, demzufolge am 23. d. M. durch eine
preußisch=österreichische Note an den Senat dessen weiteres Vor-
gehen in der Einführung der Neuner=Verfassung untersagt wor-
den sei. Daß eine Beschwerdeschrift der fanatischen Anhänger
unserer alten Grundgesetze nach Frankfurt an die B.=Vers.
abgegangen, ist bekannt.

Frankreich.

Paris, 26. April. Soeben verbreitet sich das Gerücht
und wurde mir auch in den Bureaux eines ministeriellen Abend-
Journals versichert, daß das Gouvernement durch den Tele-
graphen von einer blutigen Emente benachrichtigt worden, welche
in Lyon ausgebrochen sei.

-- Je näher der 4. Mai kommt, desto größer wird die
Besorgniß, die sich der Gemüther bemächtigt. Dennoch ist kaum
zu glauben, daß an dem bezeichneten Tage Unruhen ausbrechen,
denn die Regierung ist auf ihrer Hut und Vorsichtsmaßregeln
aller Art sind getroffen, um jede Ueberraschung verhindern zu
können. Nach Berichten der Unterbehörden soll der Geist in
den Provinzen allgemein ein revoutionärer sein.

[Spaltenumbruch]
Amerika.

Nachrichten aus Hayti vom 20. März melden, daß in
Folge der angeblichen Entdeckung einer Verschwörung mehrere
Personen, darunter der frühere Oberrichter und drei Cabinets-
Minister, verhaftet und kriegsgerichtlich zum Tode verurtheilt
worden waren. Das Urtheil war jedoch umgestoßen und die
Wiederaufnahme des Prozesses befohlen worden. Ueber den
Ausfall des neuen Urtheils war noch nichts bekannt geworden.
Die Angeklagten sind Schwarze. Dem Bernehmen nach hat-
ten sie es auf die Vernichtung der Weißen und Mulatten ab-
gesehen. Die Bemühungen der Vereinigten Staaten, Englands
und Frankreichs, ein gutes Einvernehmen zwischen dem Kaiser
Soulouque und seinen republikanischen Nachbarn herzustellen,
werden als ziemlich fruchtlos geschildert. Doch sollte die ge-
setzgebende Versammlung am 25. zusammentreten, um das Ver-
mittlungs=Anerbieten in Erwägung zu ziehen.



Lynchjustiz in Californien.

Ein betrunkener Engländer -- erzählt das "Newyork
Journal of Commerci" in einer Correspondenz aus Nevada im
Goldland -- Namens Divine, ermordete sein Weib mit em-
pörender Grausamkeit. Während der ganzen Zeit ihres Auf-
enthaltes in Georgetown hatte sie ihn und ihre Kinder durch
ihrer Händearbeit erhalten. Eines Sonntag Morgens verlangte
er von ihr Geld, um zu spielen, aber sie hieß ihn warten, bis
er seinen Rausch ausgeschlafen habe. Da stürzte er nach der
Wand, um ein geladenes Pistol herabzulangen; aber sie kam
ihm zuvor und warf das Pistol in einen Eimer voll Wasser.
Darauf sprang er in die Straße hinab, riß einem Vorübergehen-
den die Büchse von der Schulter, kehrte damit zurück und jagte
ihr eine Kugel durch's Herz. Es war Sonntag und, wie ge-
wöhnlich, waren alle öffentlichen Plätze und Häuser vollgedrängt
mit Goldgräbern, die den Feiertag regelmäßig in der Stadt
verbringen. Ein Flintenschuß auf der Gasse ist nichts Unge-
wöhnliches, aber die Nachricht flog, wie nur das Gerücht
fliegen kann, und in fünf Minuten war das Haus voll Men-
schen. Jn einem Land, wie das unsere, und unter Umstän-
den, wie die geschilderten, ist man mit der That schneller fertig
als mit dem Worte. Ein benachbartes "rundes Zelt" ( unsere
Spielhäuser werden oft ihrer Größe wegen zu Gerichtshöfen
gebraucht ) wurde zum Prozeß=Saale ausgewählt. Man führte
den Gefangenen hinein und, ehe ein Wort weiter gesprochen
wurde, brachte Jemand den Leichnam der Frau mit dem aus
der Brustwunde quellenden Blute in's Zelt und legte sie auf
einen großen Tisch, neben welchem ihr Mann stand. Dieser
Anblick stachelte das Volk zu wahnsinniger Wuth auf. Nie-
mand dachte mehr an Wortverschwendung oder Verhör, sondern
eilig schleppte man den Verbrecher nach einem kleinen, das Dorf
überblickenden Hügel, wo eine Halsschlinge bedeutungsvoll von
einem Baum niederflatterte. Gerade im entscheidenden Augen-
blick vermochte ein einflußreicher Mann das Volk, die Aus-
führung des Todesurtheils aufzuschieben, bis eine Todtenschau
über den Leichnam und ein summarisches Verhör, aber doch
ein Verhör, des Verbrechers gehalten worden. Nachdem der
Aufschub mit Mühe erlangt worden war, wurde ein Expresser
nach Eoluma zu dem Todtenbeschauer gesandt und eine Ge-
schwornenwahl sogleich vorgenommen, denn länger als bis 4
Uhr Nachmittags wollte das Volk die Frist nicht ausdehnen.
Die Geschwornen mußten im Zelt mit der Leiche und dem
Mörder sitzen bleiben. Die Volkshaufen wachten draußen,
blieben aber nicht unthätig. Man grub ein tiefes Loch am
Fuße des Baumes und bereitete all den feierlichen Begräbniß-
Apparat vor. Wie es auf 4 Uhr ging, wurde die bange
Stille unter dem Haufen durch tiefes Murmeln unterbrochen.
Büchsen, Pistolen und Messer begannen zu blinken, und die
Geschwornen fingen an, für ihre eigene Haut zu zittern. End-
lich, als die Sonne tief im Westen stand, wollte der Haufe
nicht länger warten, sondern riß die Seitenwände des Zeltes
auf und stürzte hinein, im rechten Augenblick, um den letzten
Geschworenen entspringen zu sehen. Ohne ein Wort gingen
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Politische Rundschau.
Deutschland.

Berlin, 25. April. Wie es scheint, ist man endlich von
Seiten Oesterreichs und Preußens müde, die Effronterie und
die Anmaßung des kleinen Dänemarks ruhig anzusehen. Es
sind in diesen Tagen zwei, nicht sehr erfreuliche Noten nach
Kopenhagen abgegangen, welche Dänemark daran mahnen, nach-
dem von Seiten Oesterreichs und Preußens Alles gethan, um
seinen begründeten Beschwerden Abhülfe zu thun und den sta-
tus quo ante
1848 herzustellen, es auch seinerseits daran den-
ken möge, in dem seinen Händen anvertrauten Schleswig den
status quo ante so schleunig als möglich einzurichten. Es
wird in diesen Noten nicht minder auf die von Dänemark sicht-
lich betriebene Danasirung als auch auf die neuesten provo-
zirenden Maßregeln wie die Verlegung der Zollgrenze, die neu
angelegten Befestigungen hingewiesen. Zugleich ist es deutlich
ausgesprochen, daß beiden Mächte von Bundeswegen Holstein
so lange besetzt halten werden, als Dänemark die im Frieden
getroffenen Verabredungen nicht erfüllt habe.

— Zwischen Kopenhagen, Wien und Berlin findet jetzt
ein lebhafter Notenwechsel in Betreff der Ordnung der schles-
wigholsteinischen Angelegenheiten Statt. So viel man hört,
sind die Großmächte in keiner Weise gesonnen, den Verband
der beiden Herzogthümer aufheben zu lassen und sie der bekann-
ten Manier, zu danisiren, Preis zu geben.

— Das Preßgesetz wird im Laufe der künftigen Woche in
der zweiten Kammer zur Verhandlung kommen.

— Wie verlautet, sind von Seiten der preußischen und
der österreichischen Regierung zwei fast gleichlautenden Noten
an das dänische Gouvernement abgegangen, die sich gegen die
überspannten Prätentionen des letzteren in der schleswig=hol-
steinischen Frage sehr energisch aussprechen.

Kassel, 26. April. Das Erkenntniß des Generalaudito-
riats in Sachen des Polizeivorstandes, Bürgermeister Henkel,
und des Polizei=Bommissars Hornstein ist heute den Betheilig-
ten eröffnet worden und hat allgemeine Befriedigung und Freude
erregt. Das kurfürstliche permanente Kriegsgericht hat dadurch
eine neue Niederlage erlitten, denn jenes Erkenntniß lautet durch-
aus freisprechend.

— Herr Hassenpflug betreibt die Niederschlagung seines
Greifswalder Prozesses sehr angelegentlich.

Köln, 26. April. Der hiesige Gemeinderath hat in
seiner heutigen Sitzung beschlossen, an das hohe Staatsministerium
eine energische Eingabe in Betreff der neuen Steuergesetzgebung
zu rechten.

Dresden, 26. April. Der Gesandte Frankreichs, von
Salignac=Fenélon, hat in einer Audienz dem Könige sein Be-
glaubigungsschreiben überreicht.

Hamburg, 26. April. Wir können nicht umhin, eines
hier stark verbreiteten, jedoch bis jetzt unglaubwürdigen Ge-
rüchtes zu erwähnen, demzufolge am 23. d. M. durch eine
preußisch=österreichische Note an den Senat dessen weiteres Vor-
gehen in der Einführung der Neuner=Verfassung untersagt wor-
den sei. Daß eine Beschwerdeschrift der fanatischen Anhänger
unserer alten Grundgesetze nach Frankfurt an die B.=Vers.
abgegangen, ist bekannt.

Frankreich.

Paris, 26. April. Soeben verbreitet sich das Gerücht
und wurde mir auch in den Bureaux eines ministeriellen Abend-
Journals versichert, daß das Gouvernement durch den Tele-
graphen von einer blutigen Emente benachrichtigt worden, welche
in Lyon ausgebrochen sei.

— Je näher der 4. Mai kommt, desto größer wird die
Besorgniß, die sich der Gemüther bemächtigt. Dennoch ist kaum
zu glauben, daß an dem bezeichneten Tage Unruhen ausbrechen,
denn die Regierung ist auf ihrer Hut und Vorsichtsmaßregeln
aller Art sind getroffen, um jede Ueberraschung verhindern zu
können. Nach Berichten der Unterbehörden soll der Geist in
den Provinzen allgemein ein revoutionärer sein.

[Spaltenumbruch]
Amerika.

Nachrichten aus Hayti vom 20. März melden, daß in
Folge der angeblichen Entdeckung einer Verschwörung mehrere
Personen, darunter der frühere Oberrichter und drei Cabinets-
Minister, verhaftet und kriegsgerichtlich zum Tode verurtheilt
worden waren. Das Urtheil war jedoch umgestoßen und die
Wiederaufnahme des Prozesses befohlen worden. Ueber den
Ausfall des neuen Urtheils war noch nichts bekannt geworden.
Die Angeklagten sind Schwarze. Dem Bernehmen nach hat-
ten sie es auf die Vernichtung der Weißen und Mulatten ab-
gesehen. Die Bemühungen der Vereinigten Staaten, Englands
und Frankreichs, ein gutes Einvernehmen zwischen dem Kaiser
Soulouque und seinen republikanischen Nachbarn herzustellen,
werden als ziemlich fruchtlos geschildert. Doch sollte die ge-
setzgebende Versammlung am 25. zusammentreten, um das Ver-
mittlungs=Anerbieten in Erwägung zu ziehen.



Lynchjustiz in Californien.

Ein betrunkener Engländer — erzählt das „Newyork
Journal of Commerci“ in einer Correspondenz aus Nevada im
Goldland — Namens Divine, ermordete sein Weib mit em-
pörender Grausamkeit. Während der ganzen Zeit ihres Auf-
enthaltes in Georgetown hatte sie ihn und ihre Kinder durch
ihrer Händearbeit erhalten. Eines Sonntag Morgens verlangte
er von ihr Geld, um zu spielen, aber sie hieß ihn warten, bis
er seinen Rausch ausgeschlafen habe. Da stürzte er nach der
Wand, um ein geladenes Pistol herabzulangen; aber sie kam
ihm zuvor und warf das Pistol in einen Eimer voll Wasser.
Darauf sprang er in die Straße hinab, riß einem Vorübergehen-
den die Büchse von der Schulter, kehrte damit zurück und jagte
ihr eine Kugel durch's Herz. Es war Sonntag und, wie ge-
wöhnlich, waren alle öffentlichen Plätze und Häuser vollgedrängt
mit Goldgräbern, die den Feiertag regelmäßig in der Stadt
verbringen. Ein Flintenschuß auf der Gasse ist nichts Unge-
wöhnliches, aber die Nachricht flog, wie nur das Gerücht
fliegen kann, und in fünf Minuten war das Haus voll Men-
schen. Jn einem Land, wie das unsere, und unter Umstän-
den, wie die geschilderten, ist man mit der That schneller fertig
als mit dem Worte. Ein benachbartes „rundes Zelt“ ( unsere
Spielhäuser werden oft ihrer Größe wegen zu Gerichtshöfen
gebraucht ) wurde zum Prozeß=Saale ausgewählt. Man führte
den Gefangenen hinein und, ehe ein Wort weiter gesprochen
wurde, brachte Jemand den Leichnam der Frau mit dem aus
der Brustwunde quellenden Blute in's Zelt und legte sie auf
einen großen Tisch, neben welchem ihr Mann stand. Dieser
Anblick stachelte das Volk zu wahnsinniger Wuth auf. Nie-
mand dachte mehr an Wortverschwendung oder Verhör, sondern
eilig schleppte man den Verbrecher nach einem kleinen, das Dorf
überblickenden Hügel, wo eine Halsschlinge bedeutungsvoll von
einem Baum niederflatterte. Gerade im entscheidenden Augen-
blick vermochte ein einflußreicher Mann das Volk, die Aus-
führung des Todesurtheils aufzuschieben, bis eine Todtenschau
über den Leichnam und ein summarisches Verhör, aber doch
ein Verhör, des Verbrechers gehalten worden. Nachdem der
Aufschub mit Mühe erlangt worden war, wurde ein Expresser
nach Eoluma zu dem Todtenbeschauer gesandt und eine Ge-
schwornenwahl sogleich vorgenommen, denn länger als bis 4
Uhr Nachmittags wollte das Volk die Frist nicht ausdehnen.
Die Geschwornen mußten im Zelt mit der Leiche und dem
Mörder sitzen bleiben. Die Volkshaufen wachten draußen,
blieben aber nicht unthätig. Man grub ein tiefes Loch am
Fuße des Baumes und bereitete all den feierlichen Begräbniß-
Apparat vor. Wie es auf 4 Uhr ging, wurde die bange
Stille unter dem Haufen durch tiefes Murmeln unterbrochen.
Büchsen, Pistolen und Messer begannen zu blinken, und die
Geschwornen fingen an, für ihre eigene Haut zu zittern. End-
lich, als die Sonne tief im Westen stand, wollte der Haufe
nicht länger warten, sondern riß die Seitenwände des Zeltes
auf und stürzte hinein, im rechten Augenblick, um den letzten
Geschworenen entspringen zu sehen. Ohne ein Wort gingen
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[0002] Politische Rundschau. Deutschland. Berlin, 25. April. Wie es scheint, ist man endlich von Seiten Oesterreichs und Preußens müde, die Effronterie und die Anmaßung des kleinen Dänemarks ruhig anzusehen. Es sind in diesen Tagen zwei, nicht sehr erfreuliche Noten nach Kopenhagen abgegangen, welche Dänemark daran mahnen, nach- dem von Seiten Oesterreichs und Preußens Alles gethan, um seinen begründeten Beschwerden Abhülfe zu thun und den sta- tus quo ante 1848 herzustellen, es auch seinerseits daran den- ken möge, in dem seinen Händen anvertrauten Schleswig den status quo ante so schleunig als möglich einzurichten. Es wird in diesen Noten nicht minder auf die von Dänemark sicht- lich betriebene Danasirung als auch auf die neuesten provo- zirenden Maßregeln wie die Verlegung der Zollgrenze, die neu angelegten Befestigungen hingewiesen. Zugleich ist es deutlich ausgesprochen, daß beiden Mächte von Bundeswegen Holstein so lange besetzt halten werden, als Dänemark die im Frieden getroffenen Verabredungen nicht erfüllt habe. — Zwischen Kopenhagen, Wien und Berlin findet jetzt ein lebhafter Notenwechsel in Betreff der Ordnung der schles- wigholsteinischen Angelegenheiten Statt. So viel man hört, sind die Großmächte in keiner Weise gesonnen, den Verband der beiden Herzogthümer aufheben zu lassen und sie der bekann- ten Manier, zu danisiren, Preis zu geben. — Das Preßgesetz wird im Laufe der künftigen Woche in der zweiten Kammer zur Verhandlung kommen. — Wie verlautet, sind von Seiten der preußischen und der österreichischen Regierung zwei fast gleichlautenden Noten an das dänische Gouvernement abgegangen, die sich gegen die überspannten Prätentionen des letzteren in der schleswig=hol- steinischen Frage sehr energisch aussprechen. Kassel, 26. April. Das Erkenntniß des Generalaudito- riats in Sachen des Polizeivorstandes, Bürgermeister Henkel, und des Polizei=Bommissars Hornstein ist heute den Betheilig- ten eröffnet worden und hat allgemeine Befriedigung und Freude erregt. Das kurfürstliche permanente Kriegsgericht hat dadurch eine neue Niederlage erlitten, denn jenes Erkenntniß lautet durch- aus freisprechend. — Herr Hassenpflug betreibt die Niederschlagung seines Greifswalder Prozesses sehr angelegentlich. Köln, 26. April. Der hiesige Gemeinderath hat in seiner heutigen Sitzung beschlossen, an das hohe Staatsministerium eine energische Eingabe in Betreff der neuen Steuergesetzgebung zu rechten. Dresden, 26. April. Der Gesandte Frankreichs, von Salignac=Fenélon, hat in einer Audienz dem Könige sein Be- glaubigungsschreiben überreicht. Hamburg, 26. April. Wir können nicht umhin, eines hier stark verbreiteten, jedoch bis jetzt unglaubwürdigen Ge- rüchtes zu erwähnen, demzufolge am 23. d. M. durch eine preußisch=österreichische Note an den Senat dessen weiteres Vor- gehen in der Einführung der Neuner=Verfassung untersagt wor- den sei. Daß eine Beschwerdeschrift der fanatischen Anhänger unserer alten Grundgesetze nach Frankfurt an die B.=Vers. abgegangen, ist bekannt. Frankreich. Paris, 26. April. Soeben verbreitet sich das Gerücht und wurde mir auch in den Bureaux eines ministeriellen Abend- Journals versichert, daß das Gouvernement durch den Tele- graphen von einer blutigen Emente benachrichtigt worden, welche in Lyon ausgebrochen sei. — Je näher der 4. Mai kommt, desto größer wird die Besorgniß, die sich der Gemüther bemächtigt. Dennoch ist kaum zu glauben, daß an dem bezeichneten Tage Unruhen ausbrechen, denn die Regierung ist auf ihrer Hut und Vorsichtsmaßregeln aller Art sind getroffen, um jede Ueberraschung verhindern zu können. Nach Berichten der Unterbehörden soll der Geist in den Provinzen allgemein ein revoutionärer sein. Amerika. Nachrichten aus Hayti vom 20. März melden, daß in Folge der angeblichen Entdeckung einer Verschwörung mehrere Personen, darunter der frühere Oberrichter und drei Cabinets- Minister, verhaftet und kriegsgerichtlich zum Tode verurtheilt worden waren. Das Urtheil war jedoch umgestoßen und die Wiederaufnahme des Prozesses befohlen worden. Ueber den Ausfall des neuen Urtheils war noch nichts bekannt geworden. Die Angeklagten sind Schwarze. Dem Bernehmen nach hat- ten sie es auf die Vernichtung der Weißen und Mulatten ab- gesehen. Die Bemühungen der Vereinigten Staaten, Englands und Frankreichs, ein gutes Einvernehmen zwischen dem Kaiser Soulouque und seinen republikanischen Nachbarn herzustellen, werden als ziemlich fruchtlos geschildert. Doch sollte die ge- setzgebende Versammlung am 25. zusammentreten, um das Ver- mittlungs=Anerbieten in Erwägung zu ziehen. Lynchjustiz in Californien. Ein betrunkener Engländer — erzählt das „Newyork Journal of Commerci“ in einer Correspondenz aus Nevada im Goldland — Namens Divine, ermordete sein Weib mit em- pörender Grausamkeit. Während der ganzen Zeit ihres Auf- enthaltes in Georgetown hatte sie ihn und ihre Kinder durch ihrer Händearbeit erhalten. Eines Sonntag Morgens verlangte er von ihr Geld, um zu spielen, aber sie hieß ihn warten, bis er seinen Rausch ausgeschlafen habe. Da stürzte er nach der Wand, um ein geladenes Pistol herabzulangen; aber sie kam ihm zuvor und warf das Pistol in einen Eimer voll Wasser. Darauf sprang er in die Straße hinab, riß einem Vorübergehen- den die Büchse von der Schulter, kehrte damit zurück und jagte ihr eine Kugel durch's Herz. Es war Sonntag und, wie ge- wöhnlich, waren alle öffentlichen Plätze und Häuser vollgedrängt mit Goldgräbern, die den Feiertag regelmäßig in der Stadt verbringen. Ein Flintenschuß auf der Gasse ist nichts Unge- wöhnliches, aber die Nachricht flog, wie nur das Gerücht fliegen kann, und in fünf Minuten war das Haus voll Men- schen. Jn einem Land, wie das unsere, und unter Umstän- den, wie die geschilderten, ist man mit der That schneller fertig als mit dem Worte. Ein benachbartes „rundes Zelt“ ( unsere Spielhäuser werden oft ihrer Größe wegen zu Gerichtshöfen gebraucht ) wurde zum Prozeß=Saale ausgewählt. Man führte den Gefangenen hinein und, ehe ein Wort weiter gesprochen wurde, brachte Jemand den Leichnam der Frau mit dem aus der Brustwunde quellenden Blute in's Zelt und legte sie auf einen großen Tisch, neben welchem ihr Mann stand. Dieser Anblick stachelte das Volk zu wahnsinniger Wuth auf. Nie- mand dachte mehr an Wortverschwendung oder Verhör, sondern eilig schleppte man den Verbrecher nach einem kleinen, das Dorf überblickenden Hügel, wo eine Halsschlinge bedeutungsvoll von einem Baum niederflatterte. Gerade im entscheidenden Augen- blick vermochte ein einflußreicher Mann das Volk, die Aus- führung des Todesurtheils aufzuschieben, bis eine Todtenschau über den Leichnam und ein summarisches Verhör, aber doch ein Verhör, des Verbrechers gehalten worden. Nachdem der Aufschub mit Mühe erlangt worden war, wurde ein Expresser nach Eoluma zu dem Todtenbeschauer gesandt und eine Ge- schwornenwahl sogleich vorgenommen, denn länger als bis 4 Uhr Nachmittags wollte das Volk die Frist nicht ausdehnen. Die Geschwornen mußten im Zelt mit der Leiche und dem Mörder sitzen bleiben. Die Volkshaufen wachten draußen, blieben aber nicht unthätig. Man grub ein tiefes Loch am Fuße des Baumes und bereitete all den feierlichen Begräbniß- Apparat vor. Wie es auf 4 Uhr ging, wurde die bange Stille unter dem Haufen durch tiefes Murmeln unterbrochen. Büchsen, Pistolen und Messer begannen zu blinken, und die Geschwornen fingen an, für ihre eigene Haut zu zittern. End- lich, als die Sonne tief im Westen stand, wollte der Haufe nicht länger warten, sondern riß die Seitenwände des Zeltes auf und stürzte hinein, im rechten Augenblick, um den letzten Geschworenen entspringen zu sehen. Ohne ein Wort gingen

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Zitationshilfe: Märkische Blätter. Nr. 35. Hattingen, 30. April 1851, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische035_1851/2>, abgerufen am 21.11.2024.