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Märkische Blätter. Nr. 39. Hattingen, 15. Mai 1850.

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[Beginn Spaltensatz] der Gedanke daran wurde durch das bald Folgende schnell
verbannt.

Um die Schrecknisse zu vermehren, gerieth auch das
bisher ruhige Gewässer in plötzliche Bewegung und trat
über den Bord des Kanoe's, welches mit schrecklicher
Gewalt im Wirbel auf und nieder geschleudert wurde.
Selbst die Jndianerin verrieth jetzt ihren Schrecken durch
einen leichten Schrei, der ihren Lippen entschlüpfte. Die
Die Aufregung des Wassers dauerte indessen nicht gar
zu lange, aber sie konnte wieder eintreten und die dichte
Finsterniß, welche Alles umgab, war noch schrecklicher
als bisher. Endlich ließ der Pirat mit seinen Anstren-
gungen, das Boot vor dem Umschlagen zu bewahren,
nach, und gab sich ganz der Verzweiflung hin. Da saßen
zwei menschliche Wesen in einer schwachen Barke, umge-
ben von ihnen unbekannten Gefahren. Der Pirat wurde
jedoch durch die Stimme der Jndianerin aus seiner Be-
täubung auferweckt.     ( Schluß f. )



Tagesbegebenheiten.

Berlin, den 11. Mai, Abends. Von zuverläsiger
Seite habe ich erfahren, daß Preußen sich für die pure
Annahme der revidirten Unions=Verfassung erklärt hat.
Sämmtliche in der Conferenz vertretenen Staaten traten
bei, Baden und Lippe=Schaumburg mit Vorbehalt, Has-
senpflug wollte sich nicht erklären.

Berlin, 13. Mai. Jn der vorgestrigen Conferenz
nahmen Baden und Genossen ( Lippe=Schaumburg ) ihre
Vorbehalte zurück. Dagegen behielt sich Kurhessen seine
Erklärung bis nach Constituirung der definitiven Bun-
des=Behörde in Frankfurt vor.

Preußen machte Vorlagen über die Constituirung des
"Fürsten=Collegiums" und des Unions=Ministeriums. Die
Anwesenden nahmen die Propositionen ad referendum --
und heute wird über dieselben berathen.

Bezüglich der Bundes=Revision proponirt Preußen
Theilnahme an einem Congresse, aber unter einem Pro-
teste der gesammten Union nach Maßgabe des preußi-
schen Protestes vom 3. Mai ( nicht 4. Mai, wie früher
das Datum irrig angegeben wurde ) , und mit der ferne-
ren Verwahrung, daß keine definitive Gestaltung des
weiteren Bundes zugegeben werde, in welcher nicht die
Anerkennung der Unton als Gliedes derselben enthal-
ten sei.

-- 11. Mai. Gestern um6 1 / 2 Uhr Abends versam-
melten sich sämmtliche verantwortliche Minister der Uni-
onsstaaten im Palais des Staats=Ministeriums zur er-
sten Conferenz. Von preußischer Seite waren der Mini-
ster=Präsident Graf Brandenburg und der Minister des
Aeußeren Frhr. v. Schleinitz zugegen. Betheiligt waren
außerdem auf ausdrücklichen Wunsch der Fürsten die
Mitglieder des Verwaltungsrathes. Auf der Tagesord-
nung war nach dem Programme die Berathung über
den Abschluß der in Erfurt revidirten Verfassung. Beim
Beginne desselben bemerkte man, daß Hr. v. Hassenpflug
fehlte. Derselbe erschien erst eine Stunde später von ei-
nem Diner bei Hrn. v. Prokesch. Sein Erscheinen und
sein ganzes Auftreten soll von der Art sein, daß es zu-
nächst nur stille, aber sehr allgemeine Mißbilligung fand.
Jn dem verspäteten Erscheinen und dessen bekannter Ver-
anlassung fand man eine in keiner Weise zu entschuldi-
gende Ostentation. Bei der Umfrage über den Gegen-
stand der Berathung erklärte sich Preußen -- für die
unbedingte Annahme der in Erfurt revidirten Unions-
[Spaltenumbruch] Verfassung. Es traten sämmtliche in der Conferenz ver-
tretene Staaten bei. Baden und Lippe=Schaumburg je-
doch mit Vorbehalt, in so fern nach der Landes=Verfassung
einige förmliche Bedenken zu erledigen wären. Für Kur-
hessen bemerkt Herr v. Hassenpflug, daß er keine Erklä-
rung abzugeben habe, da sich viele Persone unter den
Anwesenden befänden, welche er nur als müßige Zuschauer
betrachten könne. Er meinte den Verwaltungsrath. Hier-
auf erhob sich Liebe aus Braunschweig, und indem er das
Verhalten Hassenpflug's beim rechten Namen nannte,
beantragte er vor Allem, daß in dem Protocolle Act von
demselben genommen werde. Ueber die Anwesenheit des
Verwaltungsrathes aber bemerkte er Einigs mit Hin-
weisung auf die wiener Congreß=Verhandlungen, an wel-
chen ebenfalls den Fürsten gestattet worden wäre, außer
ihren Ministern besondere Räthe zuzuziehen. Es wäre
selbst von diesem Gesichtspuncte aus nichts dagegen zu
erinnern. Hassenpflug's Benehmen scheint noch besonders
in einer gewissen Gereiztheit seinen Grund zu haben, weil
er fast von allen hier anwesenden Staatsmännern --
Hrn. von Prokesch etwa ausgenommen -- mit einer ge-
wissen Kälte und Zurückhaltung behandelt werden soll.
Daß Kurhessen entschiedene Antheilnahme und Ausspruch
der Gesinnung weigern würde, war wohl Niemand
zweifelhaft.

Detmold, 11. Mai. Dem Vernehmen nach hat
die hiesige Regierung nun auch mit Preußen Unter-
handlungen wegen einer Militär=Convention angeknüpft
zu welchem Behuf bereits zwei hiesige Officiere nach Ber-
lin abgereis't sein sollen, von deren intimen Verhältnisse
mit hohen und einflußreichen Personen daselbst man viel-
leicht die möglichst günstigsten Bedingungen für das hie-
sige Land zu erlangen hofft.

Paris, 11. Mai. Mittheilungen, welche ich heute
aus zuverlässiger Quelle über die Plane derjenigen Par-
tei erhalten, die in der "Voir du Peuple" und den ge-
heimen Sectionen ihren Ausdruck hat, lassen mich fürch-
ten, daß ein entscheidendes Ereigniß "trotz alledem" be-
vorsteht; ich werde heute Abends noch besser unterrichtet
sein und dann nicht verfehlen, Jhnen davon Nachricht
zu geben. Die Regierung ist übrigens auf Alles gefaßt
und hat die großartigsten Vorbereitungen getroffen; bis
morgen sollen in Paris und der Bannlinie 150,000
Mann Truppen concentrirt sein. -- Wie problematisch
es übrigens mit dem in der Armee herrschenden Geiste
aussehen muß, mögen Sie daraus entnehmen, daß mir
gestern ein Mitglied der Majorität, ein Stock=Conserva-
tiver offen gestand: "Jch bin überzeugt, eine einzige Pro-
clamation Cavaignac's und Lamoriciere 's an die Garni-
sonvon Paris, und L. Napoleon und Changarnier wür-
den auf ihren Ruf keine 1000 Mann um ihre Fahne
sammeln können."



Bekanntmachungen.
Bekanntmachung.

Der diesjährige Frühjahrs=Appell für
sämmtliche Wehrmänner des I. und II. Aufgebots
und Reservisten des Amts Hattingen findet in
nachstehender Art statt:

1. Für die Mannschaften des II. Aufgebots am
22. Mai d. J. Morgens 9 Uhr an der
Brücke zu Hattingen.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] der Gedanke daran wurde durch das bald Folgende schnell
verbannt.

Um die Schrecknisse zu vermehren, gerieth auch das
bisher ruhige Gewässer in plötzliche Bewegung und trat
über den Bord des Kanoe's, welches mit schrecklicher
Gewalt im Wirbel auf und nieder geschleudert wurde.
Selbst die Jndianerin verrieth jetzt ihren Schrecken durch
einen leichten Schrei, der ihren Lippen entschlüpfte. Die
Die Aufregung des Wassers dauerte indessen nicht gar
zu lange, aber sie konnte wieder eintreten und die dichte
Finsterniß, welche Alles umgab, war noch schrecklicher
als bisher. Endlich ließ der Pirat mit seinen Anstren-
gungen, das Boot vor dem Umschlagen zu bewahren,
nach, und gab sich ganz der Verzweiflung hin. Da saßen
zwei menschliche Wesen in einer schwachen Barke, umge-
ben von ihnen unbekannten Gefahren. Der Pirat wurde
jedoch durch die Stimme der Jndianerin aus seiner Be-
täubung auferweckt.     ( Schluß f. )



Tagesbegebenheiten.

Berlin, den 11. Mai, Abends. Von zuverläsiger
Seite habe ich erfahren, daß Preußen sich für die pure
Annahme der revidirten Unions=Verfassung erklärt hat.
Sämmtliche in der Conferenz vertretenen Staaten traten
bei, Baden und Lippe=Schaumburg mit Vorbehalt, Has-
senpflug wollte sich nicht erklären.

Berlin, 13. Mai. Jn der vorgestrigen Conferenz
nahmen Baden und Genossen ( Lippe=Schaumburg ) ihre
Vorbehalte zurück. Dagegen behielt sich Kurhessen seine
Erklärung bis nach Constituirung der definitiven Bun-
des=Behörde in Frankfurt vor.

Preußen machte Vorlagen über die Constituirung des
„Fürsten=Collegiums“ und des Unions=Ministeriums. Die
Anwesenden nahmen die Propositionen ad referendum
und heute wird über dieselben berathen.

Bezüglich der Bundes=Revision proponirt Preußen
Theilnahme an einem Congresse, aber unter einem Pro-
teste der gesammten Union nach Maßgabe des preußi-
schen Protestes vom 3. Mai ( nicht 4. Mai, wie früher
das Datum irrig angegeben wurde ) , und mit der ferne-
ren Verwahrung, daß keine definitive Gestaltung des
weiteren Bundes zugegeben werde, in welcher nicht die
Anerkennung der Unton als Gliedes derselben enthal-
ten sei.

— 11. Mai. Gestern um6 1 / 2 Uhr Abends versam-
melten sich sämmtliche verantwortliche Minister der Uni-
onsstaaten im Palais des Staats=Ministeriums zur er-
sten Conferenz. Von preußischer Seite waren der Mini-
ster=Präsident Graf Brandenburg und der Minister des
Aeußeren Frhr. v. Schleinitz zugegen. Betheiligt waren
außerdem auf ausdrücklichen Wunsch der Fürsten die
Mitglieder des Verwaltungsrathes. Auf der Tagesord-
nung war nach dem Programme die Berathung über
den Abschluß der in Erfurt revidirten Verfassung. Beim
Beginne desselben bemerkte man, daß Hr. v. Hassenpflug
fehlte. Derselbe erschien erst eine Stunde später von ei-
nem Diner bei Hrn. v. Prokesch. Sein Erscheinen und
sein ganzes Auftreten soll von der Art sein, daß es zu-
nächst nur stille, aber sehr allgemeine Mißbilligung fand.
Jn dem verspäteten Erscheinen und dessen bekannter Ver-
anlassung fand man eine in keiner Weise zu entschuldi-
gende Ostentation. Bei der Umfrage über den Gegen-
stand der Berathung erklärte sich Preußen — für die
unbedingte Annahme der in Erfurt revidirten Unions-
[Spaltenumbruch] Verfassung. Es traten sämmtliche in der Conferenz ver-
tretene Staaten bei. Baden und Lippe=Schaumburg je-
doch mit Vorbehalt, in so fern nach der Landes=Verfassung
einige förmliche Bedenken zu erledigen wären. Für Kur-
hessen bemerkt Herr v. Hassenpflug, daß er keine Erklä-
rung abzugeben habe, da sich viele Persone unter den
Anwesenden befänden, welche er nur als müßige Zuschauer
betrachten könne. Er meinte den Verwaltungsrath. Hier-
auf erhob sich Liebe aus Braunschweig, und indem er das
Verhalten Hassenpflug's beim rechten Namen nannte,
beantragte er vor Allem, daß in dem Protocolle Act von
demselben genommen werde. Ueber die Anwesenheit des
Verwaltungsrathes aber bemerkte er Einigs mit Hin-
weisung auf die wiener Congreß=Verhandlungen, an wel-
chen ebenfalls den Fürsten gestattet worden wäre, außer
ihren Ministern besondere Räthe zuzuziehen. Es wäre
selbst von diesem Gesichtspuncte aus nichts dagegen zu
erinnern. Hassenpflug's Benehmen scheint noch besonders
in einer gewissen Gereiztheit seinen Grund zu haben, weil
er fast von allen hier anwesenden Staatsmännern —
Hrn. von Prokesch etwa ausgenommen — mit einer ge-
wissen Kälte und Zurückhaltung behandelt werden soll.
Daß Kurhessen entschiedene Antheilnahme und Ausspruch
der Gesinnung weigern würde, war wohl Niemand
zweifelhaft.

Detmold, 11. Mai. Dem Vernehmen nach hat
die hiesige Regierung nun auch mit Preußen Unter-
handlungen wegen einer Militär=Convention angeknüpft
zu welchem Behuf bereits zwei hiesige Officiere nach Ber-
lin abgereis't sein sollen, von deren intimen Verhältnisse
mit hohen und einflußreichen Personen daselbst man viel-
leicht die möglichst günstigsten Bedingungen für das hie-
sige Land zu erlangen hofft.

Paris, 11. Mai. Mittheilungen, welche ich heute
aus zuverlässiger Quelle über die Plane derjenigen Par-
tei erhalten, die in der „Voir du Peuple“ und den ge-
heimen Sectionen ihren Ausdruck hat, lassen mich fürch-
ten, daß ein entscheidendes Ereigniß „trotz alledem“ be-
vorsteht; ich werde heute Abends noch besser unterrichtet
sein und dann nicht verfehlen, Jhnen davon Nachricht
zu geben. Die Regierung ist übrigens auf Alles gefaßt
und hat die großartigsten Vorbereitungen getroffen; bis
morgen sollen in Paris und der Bannlinie 150,000
Mann Truppen concentrirt sein. — Wie problematisch
es übrigens mit dem in der Armee herrschenden Geiste
aussehen muß, mögen Sie daraus entnehmen, daß mir
gestern ein Mitglied der Majorität, ein Stock=Conserva-
tiver offen gestand: „Jch bin überzeugt, eine einzige Pro-
clamation Cavaignac's und Lamoricière 's an die Garni-
sonvon Paris, und L. Napoleon und Changarnier wür-
den auf ihren Ruf keine 1000 Mann um ihre Fahne
sammeln können.“



Bekanntmachungen.
Bekanntmachung.

Der diesjährige Frühjahrs=Appell für
sämmtliche Wehrmänner des I. und II. Aufgebots
und Reservisten des Amts Hattingen findet in
nachstehender Art statt:

1. Für die Mannschaften des II. Aufgebots am
22. Mai d. J. Morgens 9 Uhr an der
Brücke zu Hattingen.

[Ende Spaltensatz]
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Die Regierung ist übrigens auf Alles gefaßt und hat die großartigsten Vorbereitungen getroffen; bis morgen sollen in Paris und der Bannlinie 150,000 Mann Truppen concentrirt sein. — Wie problematisch es übrigens mit dem in der Armee herrschenden Geiste aussehen muß, mögen Sie daraus entnehmen, daß mir gestern ein Mitglied der Majorität, ein Stock=Conserva- tiver offen gestand: „Jch bin überzeugt, eine einzige Pro- clamation Cavaignac's und Lamoricière 's an die Garni- sonvon Paris, und L. Napoleon und Changarnier wür- den auf ihren Ruf keine 1000 Mann um ihre Fahne sammeln können.“ Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Der diesjährige Frühjahrs=Appell für sämmtliche Wehrmänner des I. und II. Aufgebots und Reservisten des Amts Hattingen findet in nachstehender Art statt: 1. Für die Mannschaften des II. Aufgebots am 22. Mai d. J. Morgens 9 Uhr an der Brücke zu Hattingen.

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Rahel Hartz, Benjamin Fiechter: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

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Zitationshilfe: Märkische Blätter. Nr. 39. Hattingen, 15. Mai 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische039_1850/3>, abgerufen am 23.11.2024.