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Märkische Blätter. Jahrgang 3, Nr. 61. Hattingen, 30. Juli 1851.

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Märkische Blätter.

Erscheinen Mittwoch und Sonnabend. Preis vierteljährlich 9 Sgr. Anzeigen per Petitzeile 1 Sgr. Briefe werden franco erbeten.



ro 61.Hattingen, Mittwoch, den 30. Juli 1851.


[Beginn Spaltensatz]
v. Auerswald und v. Kleist-Retzow.

Die N. Bremerzeitung, bekanntlich zum Hauptorgan der kon-
servativen Parthei in jüngster Zeit erhoben, läßt sich über den
von seinen Posten tretenden Oberpräsidenten der Rheinprovinz
v. Auerswald und seinem Nachfolger v. Kleist=Retzow
folgendermaßen vornehmen. Nachdem sie dem edlen Charakter
v. Auerswald die größten Lobsprüche ertheilt, fährt sie weiter:
"Aber welche Bürgschaften der unverbrüchlichen Treue auch sein
ganzer Charakter gibt, so ist doch die Thatsache nicht zu ver-
kennen, daß unter seiner Verwaltung die Zügel am Rhein nicht
nut der Festigkeit geführt worden sind, die unumgänglich er-
forderlich war, um den aufgeblähten Hochmuth im Zaume zu
halten, der, blind gegen alle Lehren der Erfahrung, von neuem
dem Abgrunde zutaumelt, dem er vor wenigen Jahren nur
durch die kräftigen Arme des von den "Junkern" geführten
preußischen Heeres entrissen worden ist.

Es bedurfte, -- wir stehen nicht an, dies deutsch heraus-
zusagen -- nachdem man die Zügel einmal fallen gelassen, eines
eisernen Armes, um sie wieder zu ergreifen; und darauf möge
man sich gefaßt machen, einen eisernen Arm, wie einen eisernen
Charakter hat Herr v. Kleist=Retzow, der Landrath des Bel-
gardter Kreises in Hinterpommern. Man scheint am Rhein
die Pommern nicht zu kennen. auf die der alderne Dünkel der
"Eigentlichen" mit volkssouverainer Verachtung herabsieht, weil
sie von den Segnungen des den Franzosen abgeborgten und
von den Franzosen selbst seiner Unbrauchbarkeit wegen wegge-
worfenen falschen Constitutionalismus nichts wissen wollen.

Nun wollen wir nur noch etwas über die Familie Kleist-
Retzow erzählen. Friedrich der Große besuchte Pommern, um
sich durch den Augenschein zu überzeugen, was die Maßregeln
gefruchtet hatten, die ergriffen, um dem furchtbar verheerten
Lande wieder empor zu helfen. An der Grenze jedes Kreises
empfing ihn der Landrath und begleitete ihn zu Pferde, um
auf jede Frage sogleich Rede und Antwort zu stehen. Jn ei-
nem Kreise von Hinterpommern, wir wissen im Augenblicke
nicht, ob in dem Belgarder oder einen andern, war der Land-
rath ein Herr v. Kleist. Bei dem ersten Dorf, in dem von
der Landstraße aus ein herrschaftlicher Sitz sichtbar wurde,
fragte der König: "Wem gehört das Gut?" -- "Dem Hrn.
v. Kleist auf --" Bei dem zweiten Gute erfolgte die gleiche
Antwort: "Dem Hrn. v. Kleist So und so"! und ebenso bei
dem dritten vierten und fünften. Endlich wurde der alte Fritz
ungeduldig, daß er immer dieselbe Antwort erhielt, und er rief
aus: "Sitzt denn hier in jedem Busche ein Kleist?" -- "Ja,
Ew Majestät," entgegnete der Landrath, "das hätten Sie vor
dem Kriege wohl sagen können, aber im Kriege sind ihrer 57
geblieben!" So hatten die pommerschen Junker das Wort
eingelös't, das die pommerschen Soldaten vor der Schlacht bei
Leuthen ihrem Könige gegeben hatten.

Aus dieser Art der pommerschen Junker ist der Herr
v. Kleist=Retzow, der bisher Landrath des Belgard-
ter Kreises
war, und jetzt zum Oberpräsidenten der
Rheinprovinz ernannt ist. Wir sollten meinen, daß die Rhein-
länder bei allem ihrem Selbstgefühle sich gerade nicht zu schä-
men brauchten, einen Mann von solcher Art an die Spitze der
Verwaltung des schönen Rheinlandes gestellt zu sehen. Er ist
[Spaltenumbruch] ein Mann von scharfem staatsmännischen Blicke, der den Vor-
theil vor den Staatsmännern der Schule hat, daß er seine
Einsicht nicht aus den Acten, sondern aus dem Leben geschöpft
hat; und er ist vor Allem ein Mann von wahrer Frömmig-
keit und Gottesfurcht, bei dem man gewiß sein kann, daß er
sich weder durch vorgefaßte Meinungen noch durch Scheu vor
den Menschen oder Gunst je bestimmen lassen wird, auch nur
um die Breite eines Haares von dem Wege der Pflicht und
der Gerechtigkeit abzuweichen.



Deutschland.

Berlin, 26. Juli. Die strengen Vorschriften wegen
der Sonntagsfeier, die unsere Gewerbtreibenden nicht wenig
beunruhigten, sind bereits wieder gemildert worden. Allen La-
denbesitzern, welche Bedürfnisse des Lebens zum Verkauf führen,
ist angezeigt worden, daß sie wieder wie sonst, ihre Läden geöff-
net halten können, nur die Schaufenster zu verhängen hätten.
Dies bezieht sich auch auf die Gastwirthschaften. Uebrigens ist
man im Königl. Polizei=Präsidium mit Ausarbeitung einer
Jnstruktion für die Exekutivbeamten wegen Ueberwachung der
Sonntagsfeier beschäftigt.

-- Es ist neuerdings wiederholt mitgetheilt worden, daß
die Regierung damit umginge, mehrere Appellations=Gerichte
gänzlich aufzuheben und deren Sprengel mit anderen zu verbin-
den. Wir können der Nachricht in dieser Form auf das Be-
stimmteste widersprechen, und darüber folgendes Genauere
mittheilen: Es ist allerdings bereits vor längerer Zeit im Ju-
stizministerium ein Gesetzentwurf über Aufhebung entbehrlich ge-
wordener Appelations=Gerichte ausgearbeitet worden, wobei man
vornehmlich die Aufhebung des Justiz=Senats zu Ehrenbreit-
stein und der Appellationsgerichte zu Greifswald, Halberstadt und
Hamm im Auge hatte. Gegenwärtig ist nun aber beschlossen
worden, diesen Gesetzentwurf gänzlich zurückzulegen, da die Ko-
sten der Justizverwaltung sich durch diese Aufhebung nicht we-
sentlich vermindern würden, und sich überdem kein dringendes
Bedürfniß für diese Maßregel herausgestellt habe.

Kassel, 25. Juli. Mit dem baldigen Abmarsch der Bun-
destruppen wird es Ernst. Gestern Abend ist das sog. Bun-
deslazareth, soweit darin Oesterreicher aufgenommen waren ge-
räumt worden. Die Kranken wurden auf Leiterwagen wahr-
scheinlich nach Mainz transportirt.

Flensburg, 23. Juli. Der "Freien Presse" wird in
einer Correspondenz unter vorstehendem Datum Folgendes be-
richtet: Bekanntlich wird das dänische Musikkorps bei dem zwei
Mal wöchentlich ausgeführten Zapfenstreich von einer zahlreichen
Volksmenge durch die Straßen begleitet. Als nun am vorigen
Sonnabend die Musikanten vor dem Hause eines angesehenen
und allgemein geachteten Kaufmanns und Rheders ankamen,
welcher am Tage vorher in Geschäften verreist war, machte
sich die Stimmung der versammelten Menge, welche, da die
Deutschen sich nicht an öffentlichen Umzügen und dgl. zu be-
theiligen wagen dürfen, zumeist aus dem seither dän sch fanatisirten
Volke bestand, plötzlich in einigen Lebehochs auf die "Deutschen
und Schleswig=Holsteiner Luft. Dieser unwillkürliche Ausbruch
der aufrichtigen Volksmeinung wurde jedoch von der Amtsbe-
hörde übel vermerkt. Polizeileute und Soldaten hieben sofort
auf die Menge ein.

[Ende Spaltensatz]
Märkische Blätter.

Erscheinen Mittwoch und Sonnabend. Preis vierteljährlich 9 Sgr. Anzeigen per Petitzeile 1 Sgr. Briefe werden franco erbeten.



ro 61.Hattingen, Mittwoch, den 30. Juli 1851.


[Beginn Spaltensatz]
v. Auerswald und v. Kleist-Retzow.

Die N. Bremerzeitung, bekanntlich zum Hauptorgan der kon-
servativen Parthei in jüngster Zeit erhoben, läßt sich über den
von seinen Posten tretenden Oberpräsidenten der Rheinprovinz
v. Auerswald und seinem Nachfolger v. Kleist=Retzow
folgendermaßen vornehmen. Nachdem sie dem edlen Charakter
v. Auerswald die größten Lobsprüche ertheilt, fährt sie weiter:
„Aber welche Bürgschaften der unverbrüchlichen Treue auch sein
ganzer Charakter gibt, so ist doch die Thatsache nicht zu ver-
kennen, daß unter seiner Verwaltung die Zügel am Rhein nicht
nut der Festigkeit geführt worden sind, die unumgänglich er-
forderlich war, um den aufgeblähten Hochmuth im Zaume zu
halten, der, blind gegen alle Lehren der Erfahrung, von neuem
dem Abgrunde zutaumelt, dem er vor wenigen Jahren nur
durch die kräftigen Arme des von den „Junkern“ geführten
preußischen Heeres entrissen worden ist.

Es bedurfte, — wir stehen nicht an, dies deutsch heraus-
zusagen — nachdem man die Zügel einmal fallen gelassen, eines
eisernen Armes, um sie wieder zu ergreifen; und darauf möge
man sich gefaßt machen, einen eisernen Arm, wie einen eisernen
Charakter hat Herr v. Kleist=Retzow, der Landrath des Bel-
gardter Kreises in Hinterpommern. Man scheint am Rhein
die Pommern nicht zu kennen. auf die der alderne Dünkel der
„Eigentlichen“ mit volkssouverainer Verachtung herabsieht, weil
sie von den Segnungen des den Franzosen abgeborgten und
von den Franzosen selbst seiner Unbrauchbarkeit wegen wegge-
worfenen falschen Constitutionalismus nichts wissen wollen.

Nun wollen wir nur noch etwas über die Familie Kleist-
Retzow erzählen. Friedrich der Große besuchte Pommern, um
sich durch den Augenschein zu überzeugen, was die Maßregeln
gefruchtet hatten, die ergriffen, um dem furchtbar verheerten
Lande wieder empor zu helfen. An der Grenze jedes Kreises
empfing ihn der Landrath und begleitete ihn zu Pferde, um
auf jede Frage sogleich Rede und Antwort zu stehen. Jn ei-
nem Kreise von Hinterpommern, wir wissen im Augenblicke
nicht, ob in dem Belgarder oder einen andern, war der Land-
rath ein Herr v. Kleist. Bei dem ersten Dorf, in dem von
der Landstraße aus ein herrschaftlicher Sitz sichtbar wurde,
fragte der König: „Wem gehört das Gut?“ — „Dem Hrn.
v. Kleist auf —“ Bei dem zweiten Gute erfolgte die gleiche
Antwort: „Dem Hrn. v. Kleist So und so“! und ebenso bei
dem dritten vierten und fünften. Endlich wurde der alte Fritz
ungeduldig, daß er immer dieselbe Antwort erhielt, und er rief
aus: „Sitzt denn hier in jedem Busche ein Kleist?“ — „Ja,
Ew Majestät,“ entgegnete der Landrath, „das hätten Sie vor
dem Kriege wohl sagen können, aber im Kriege sind ihrer 57
geblieben!“ So hatten die pommerschen Junker das Wort
eingelös't, das die pommerschen Soldaten vor der Schlacht bei
Leuthen ihrem Könige gegeben hatten.

Aus dieser Art der pommerschen Junker ist der Herr
v. Kleist=Retzow, der bisher Landrath des Belgard-
ter Kreises
war, und jetzt zum Oberpräsidenten der
Rheinprovinz ernannt ist. Wir sollten meinen, daß die Rhein-
länder bei allem ihrem Selbstgefühle sich gerade nicht zu schä-
men brauchten, einen Mann von solcher Art an die Spitze der
Verwaltung des schönen Rheinlandes gestellt zu sehen. Er ist
[Spaltenumbruch] ein Mann von scharfem staatsmännischen Blicke, der den Vor-
theil vor den Staatsmännern der Schule hat, daß er seine
Einsicht nicht aus den Acten, sondern aus dem Leben geschöpft
hat; und er ist vor Allem ein Mann von wahrer Frömmig-
keit und Gottesfurcht, bei dem man gewiß sein kann, daß er
sich weder durch vorgefaßte Meinungen noch durch Scheu vor
den Menschen oder Gunst je bestimmen lassen wird, auch nur
um die Breite eines Haares von dem Wege der Pflicht und
der Gerechtigkeit abzuweichen.



Deutschland.

Berlin, 26. Juli. Die strengen Vorschriften wegen
der Sonntagsfeier, die unsere Gewerbtreibenden nicht wenig
beunruhigten, sind bereits wieder gemildert worden. Allen La-
denbesitzern, welche Bedürfnisse des Lebens zum Verkauf führen,
ist angezeigt worden, daß sie wieder wie sonst, ihre Läden geöff-
net halten können, nur die Schaufenster zu verhängen hätten.
Dies bezieht sich auch auf die Gastwirthschaften. Uebrigens ist
man im Königl. Polizei=Präsidium mit Ausarbeitung einer
Jnstruktion für die Exekutivbeamten wegen Ueberwachung der
Sonntagsfeier beschäftigt.

— Es ist neuerdings wiederholt mitgetheilt worden, daß
die Regierung damit umginge, mehrere Appellations=Gerichte
gänzlich aufzuheben und deren Sprengel mit anderen zu verbin-
den. Wir können der Nachricht in dieser Form auf das Be-
stimmteste widersprechen, und darüber folgendes Genauere
mittheilen: Es ist allerdings bereits vor längerer Zeit im Ju-
stizministerium ein Gesetzentwurf über Aufhebung entbehrlich ge-
wordener Appelations=Gerichte ausgearbeitet worden, wobei man
vornehmlich die Aufhebung des Justiz=Senats zu Ehrenbreit-
stein und der Appellationsgerichte zu Greifswald, Halberstadt und
Hamm im Auge hatte. Gegenwärtig ist nun aber beschlossen
worden, diesen Gesetzentwurf gänzlich zurückzulegen, da die Ko-
sten der Justizverwaltung sich durch diese Aufhebung nicht we-
sentlich vermindern würden, und sich überdem kein dringendes
Bedürfniß für diese Maßregel herausgestellt habe.

Kassel, 25. Juli. Mit dem baldigen Abmarsch der Bun-
destruppen wird es Ernst. Gestern Abend ist das sog. Bun-
deslazareth, soweit darin Oesterreicher aufgenommen waren ge-
räumt worden. Die Kranken wurden auf Leiterwagen wahr-
scheinlich nach Mainz transportirt.

Flensburg, 23. Juli. Der „Freien Presse“ wird in
einer Correspondenz unter vorstehendem Datum Folgendes be-
richtet: Bekanntlich wird das dänische Musikkorps bei dem zwei
Mal wöchentlich ausgeführten Zapfenstreich von einer zahlreichen
Volksmenge durch die Straßen begleitet. Als nun am vorigen
Sonnabend die Musikanten vor dem Hause eines angesehenen
und allgemein geachteten Kaufmanns und Rheders ankamen,
welcher am Tage vorher in Geschäften verreist war, machte
sich die Stimmung der versammelten Menge, welche, da die
Deutschen sich nicht an öffentlichen Umzügen und dgl. zu be-
theiligen wagen dürfen, zumeist aus dem seither dän sch fanatisirten
Volke bestand, plötzlich in einigen Lebehochs auf die „Deutschen
und Schleswig=Holsteiner Luft. Dieser unwillkürliche Ausbruch
der aufrichtigen Volksmeinung wurde jedoch von der Amtsbe-
hörde übel vermerkt. Polizeileute und Soldaten hieben sofort
auf die Menge ein.

[Ende Spaltensatz]
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Bei dem ersten Dorf, in dem von der Landstraße aus ein herrschaftlicher Sitz sichtbar wurde, fragte der König: „Wem gehört das Gut?“ — „Dem Hrn. v. Kleist auf —“ Bei dem zweiten Gute erfolgte die gleiche Antwort: „Dem Hrn. v. Kleist So und so“! und ebenso bei dem dritten vierten und fünften. Endlich wurde der alte Fritz ungeduldig, daß er immer dieselbe Antwort erhielt, und er rief aus: „Sitzt denn hier in jedem Busche ein Kleist?“ — „Ja, Ew Majestät,“ entgegnete der Landrath, „das hätten Sie vor dem Kriege wohl sagen können, aber im Kriege sind ihrer 57 geblieben!“ So hatten die pommerschen Junker das Wort eingelös't, das die pommerschen Soldaten vor der Schlacht bei Leuthen ihrem Könige gegeben hatten. Aus dieser Art der pommerschen Junker ist der Herr v. Kleist=Retzow, der bisher Landrath des Belgard- ter Kreises war, und jetzt zum Oberpräsidenten der Rheinprovinz ernannt ist. Wir sollten meinen, daß die Rhein- länder bei allem ihrem Selbstgefühle sich gerade nicht zu schä- men brauchten, einen Mann von solcher Art an die Spitze der Verwaltung des schönen Rheinlandes gestellt zu sehen. Er ist ein Mann von scharfem staatsmännischen Blicke, der den Vor- theil vor den Staatsmännern der Schule hat, daß er seine Einsicht nicht aus den Acten, sondern aus dem Leben geschöpft hat; und er ist vor Allem ein Mann von wahrer Frömmig- keit und Gottesfurcht, bei dem man gewiß sein kann, daß er sich weder durch vorgefaßte Meinungen noch durch Scheu vor den Menschen oder Gunst je bestimmen lassen wird, auch nur um die Breite eines Haares von dem Wege der Pflicht und der Gerechtigkeit abzuweichen. Deutschland. Berlin, 26. Juli. Die strengen Vorschriften wegen der Sonntagsfeier, die unsere Gewerbtreibenden nicht wenig beunruhigten, sind bereits wieder gemildert worden. Allen La- denbesitzern, welche Bedürfnisse des Lebens zum Verkauf führen, ist angezeigt worden, daß sie wieder wie sonst, ihre Läden geöff- net halten können, nur die Schaufenster zu verhängen hätten. Dies bezieht sich auch auf die Gastwirthschaften. Uebrigens ist man im Königl. Polizei=Präsidium mit Ausarbeitung einer Jnstruktion für die Exekutivbeamten wegen Ueberwachung der Sonntagsfeier beschäftigt. — Es ist neuerdings wiederholt mitgetheilt worden, daß die Regierung damit umginge, mehrere Appellations=Gerichte gänzlich aufzuheben und deren Sprengel mit anderen zu verbin- den. Wir können der Nachricht in dieser Form auf das Be- stimmteste widersprechen, und darüber folgendes Genauere mittheilen: Es ist allerdings bereits vor längerer Zeit im Ju- stizministerium ein Gesetzentwurf über Aufhebung entbehrlich ge- wordener Appelations=Gerichte ausgearbeitet worden, wobei man vornehmlich die Aufhebung des Justiz=Senats zu Ehrenbreit- stein und der Appellationsgerichte zu Greifswald, Halberstadt und Hamm im Auge hatte. Gegenwärtig ist nun aber beschlossen worden, diesen Gesetzentwurf gänzlich zurückzulegen, da die Ko- sten der Justizverwaltung sich durch diese Aufhebung nicht we- sentlich vermindern würden, und sich überdem kein dringendes Bedürfniß für diese Maßregel herausgestellt habe. Kassel, 25. Juli. Mit dem baldigen Abmarsch der Bun- destruppen wird es Ernst. Gestern Abend ist das sog. Bun- deslazareth, soweit darin Oesterreicher aufgenommen waren ge- räumt worden. Die Kranken wurden auf Leiterwagen wahr- scheinlich nach Mainz transportirt. Flensburg, 23. Juli. Der „Freien Presse“ wird in einer Correspondenz unter vorstehendem Datum Folgendes be- richtet: Bekanntlich wird das dänische Musikkorps bei dem zwei Mal wöchentlich ausgeführten Zapfenstreich von einer zahlreichen Volksmenge durch die Straßen begleitet. Als nun am vorigen Sonnabend die Musikanten vor dem Hause eines angesehenen und allgemein geachteten Kaufmanns und Rheders ankamen, welcher am Tage vorher in Geschäften verreist war, machte sich die Stimmung der versammelten Menge, welche, da die Deutschen sich nicht an öffentlichen Umzügen und dgl. zu be- theiligen wagen dürfen, zumeist aus dem seither dän sch fanatisirten Volke bestand, plötzlich in einigen Lebehochs auf die „Deutschen und Schleswig=Holsteiner Luft. Dieser unwillkürliche Ausbruch der aufrichtigen Volksmeinung wurde jedoch von der Amtsbe- hörde übel vermerkt. Polizeileute und Soldaten hieben sofort auf die Menge ein.

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Zitationshilfe: Märkische Blätter. Jahrgang 3, Nr. 61. Hattingen, 30. Juli 1851, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische061_1851/1>, abgerufen am 21.11.2024.