Märkische Blätter. Jahrgang 3, Nr. 63. Hattingen, 6. August 1851.[Beginn Spaltensatz]
war voll Korn, sein Keller voll Wein, sein [unleserliches Material - 5 Zeichen fehlen]Kastn voll Geld Nun lebte in der Nachbarschaft ein alter Ritter, ein armer Der Bauer war außer sich vor Freuden über eine solche Voll von diesem guten Vorsatze, verlangt er sein Frühstück, Umsonst fragt sich das arme Weib, womit sie eine solche Als er am Abend nach Hause kam, warf er sich ihr zu Während die gute Frau über ihr Unglückverzweifelte kamen "Das weiß Gott," erwiderten sie, "aber wir suchen einen "O" -- erwiderte die Frau -- "wenn das ist so dürft "Himmel, wäre es möglich! Redet Jhr im Ernst?" "Jn vollem Ernste. Aber der Arzt den ich meine, ist ein "O, wenn es darauf nur ankommt, daran soll es nicht Die Frau bezeichnete ihnen hierauf das Feld, wo er eben Sie fanden den Bauer bei seinem Pfluge, grüßten ihn von "Und warum das?" fragte der Bauer und wunderte sich "Liebe Herren, kann ich dem Herrn Herzog worin dienen, "Wie ich sehe," flüsterte hier der eine Ritter dem andern Also stiegen sie von den Pferden und hieben auf den Bauer Die baldige Rückkunft der Couriere gab dem verzweifelnden "Ein seltener Arzt in Wahrheit!" erwiderte der Herzog; Bekanntmachungen. Vom 1. künftigen Mts. ab, wird die tägliche zweimalige Arnsberg, im Juli 1851. Königl. Ober=Post=Direction. Bekanntmachung. Zur Verdingung der Reparaturbauten an der oberen Mühlen- Geeignete Unternehmer werden daher eingeladen, ihre wohl- "Submission auf Schlachtreparaturbau- Saarn, den 25. Juli 1851. Königl. Gewehr-Revisions-Commission. [Beginn Spaltensatz]
war voll Korn, sein Keller voll Wein, sein [unleserliches Material – 5 Zeichen fehlen]Kastn voll Geld Nun lebte in der Nachbarschaft ein alter Ritter, ein armer Der Bauer war außer sich vor Freuden über eine solche Voll von diesem guten Vorsatze, verlangt er sein Frühstück, Umsonst fragt sich das arme Weib, womit sie eine solche Als er am Abend nach Hause kam, warf er sich ihr zu Während die gute Frau über ihr Unglückverzweifelte kamen „Das weiß Gott,“ erwiderten sie, „aber wir suchen einen „O“ — erwiderte die Frau — „wenn das ist so dürft „Himmel, wäre es möglich! Redet Jhr im Ernst?“ „Jn vollem Ernste. Aber der Arzt den ich meine, ist ein „O, wenn es darauf nur ankommt, daran soll es nicht Die Frau bezeichnete ihnen hierauf das Feld, wo er eben Sie fanden den Bauer bei seinem Pfluge, grüßten ihn von „Und warum das?“ fragte der Bauer und wunderte sich „Liebe Herren, kann ich dem Herrn Herzog worin dienen, „Wie ich sehe,“ flüsterte hier der eine Ritter dem andern Also stiegen sie von den Pferden und hieben auf den Bauer Die baldige Rückkunft der Couriere gab dem verzweifelnden „Ein seltener Arzt in Wahrheit!“ erwiderte der Herzog; Bekanntmachungen. Vom 1. künftigen Mts. ab, wird die tägliche zweimalige Arnsberg, im Juli 1851. Königl. Ober=Post=Direction. Bekanntmachung. Zur Verdingung der Reparaturbauten an der oberen Mühlen- Geeignete Unternehmer werden daher eingeladen, ihre wohl- „Submission auf Schlachtreparaturbau- Saarn, den 25. Juli 1851. Königl. Gewehr-Revisions-Commission. <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <p><pb facs="#f0003"/><cb type="start"/> war voll Korn, sein Keller voll Wein, sein <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="5"/>Kastn voll Geld<lb/> und seine Ställe voll von Pferden und Ochsen. — Nicht<lb/> Alle, die es könnten, haben eben Lust zu heirathen. So war<lb/> es mit unserm Bauern auch beschaffen. Seine Entschuldigung,<lb/> wenn Freunde und Nachbarn ihm hierüber Vorwürfe machten,<lb/> war immer, daß ihm bis jetzt noch keine gute Frau vorge-<lb/> kommen sei. Endlich übernahmen diese es selbst, ihm eine Person<lb/> zu suchen, mit der er in jeder Hinsicht zufrieden sein würde.</p><lb/> <p>Nun lebte in der Nachbarschaft ein alter Ritter, ein armer<lb/> Mann und seit zehn Jahren Wittwer; dieser hatte eine einzige,<lb/> wohlerzogene und sehr schöne Tochter. Sie war bereits in das<lb/> mannbare Alter getreten, doch hatte sich noch Niemand um sie<lb/> beworben, weil es ihr an Vermögen fehlte. Jetzt erschienen<lb/> die Freunde des Bauers, hielten für ihn bei ihrem Vater um<lb/> sie an, und bekamen ohne Umstände das Jawort. Das Fräu-<lb/> lein sträubte sich freilich nicht wenig gegen eine solche Miß-<lb/> heirath; aber sie mußte ihre Abneigung dem Willen ihres Va-<lb/> ters aufopfern.</p><lb/> <p>Der Bauer war außer sich vor Freuden über eine solche<lb/> vornehme Verbindung, und konnte die Hochzeit nicht genug be-<lb/> schleunigen. Kaum aber war es geschehen, als ihm allerlei<lb/> Bedenklichteiten zu Kopfe stiegen, deren Ende war, daß er klar<lb/> einsah, er habe sich sehr übel vorgesehen. — Was wird sie zu<lb/> Hause anfangen, während er draußen auf dem Felde arbeitet?<lb/> Kochen, Butter und Käse zu machen hat sie nicht gelernt. —<lb/> Der Junker, für den alle Tage Sonntag ist, wird ihr die Zeit<lb/> vertreiben; er wird sie heute, er wird sie morgen besuchen; und<lb/> dann behüte Gott die Ehre des armen Mannes! — Wie ist<lb/> dem zu helfen? — Vortrefflich! — Eh' ich des Morgens in's<lb/> Feld gehe, will ich sie schlagen; sie wird darüber weinen und<lb/> so lange sie weint wird sie an keine böse Streiche denken. Des<lb/> Abends mach' ich wieder Alles gut, ich bitte sie um Verge-<lb/> bung — o, ich weiß schon, wie ich mich zu benehmen habe,<lb/> um sie wieder zu besänftigen!</p><lb/> <p>Voll von diesem guten Vorsatze, verlangt er sein Frühstück,<lb/> tritt, mit dem letzten Bissen im Munde, zu ihr, versetzt ihr<lb/> mit seiner plumpen, schweren Hand einige derbe Ohrfeigen, und<lb/> geht, ohne weiter ein Wort zu verlieren, auf's Feld.</p><lb/> <p>Umsonst fragt sich das arme Weib, womit sie eine solche<lb/> Behandlung verschuldet habe. „Ach, mein Vater!“ rief sie aus,<lb/> warum hast Du mich einem so groben Manne preisgegeben?<lb/> Hattest Du denn kein Brod mehr für mich? Und warum war<lb/> ich schwach genug in diese Heirath zu willigen? — O meine<lb/> Mutter, hätte der Tod mich Deiner nicht beraubt, ich wäre<lb/> jetzt nicht so unglücklich. Was soll nun mit mir werden!“<lb/> Und so weinte und jammerte sie den ganzen Tag, wie es ihr<lb/> Mann vorhergesehen hatte.</p><lb/> <p>Als er am Abend nach Hause kam, warf er sich ihr zu<lb/> Füßen, schob sein unrechtes Verfahren dem leidigen Satan in<lb/> die Schuhe, und betheuerte ihr seine Reue darüber auf eine so<lb/> nachdrückliche Weise, daß sie nicht umhin konnte ihm zu ver-<lb/> zeihen. Man aß hierauf in bester Eintracht Abendbrod und<lb/> legte sich schlafen. Erfreut über die gute Wirkung seines Mittels<lb/> beschloß er öftern Gebrauch davon zu machen. Gleich am<lb/> andern Morgen beim Aufstehen suchte er Streit mit seiner<lb/> Frau, schlug und verließ sie wie gestern.</p><lb/> <p>Während die gute Frau über ihr Unglückverzweifelte kamen<lb/> zwei herzogliche Couriere auf weißen Pferden vor ihr Haus<lb/> geritten, grüßten sie von Seiten des Herzogs und baten sie um<lb/> etwas Essen. Sogleich setzte sie ihnen ihre ganze kalte Küche<lb/> vor, und fragte sie bei ihrem Aufstehen, wohin denn ihre Reise<lb/> gehen solle?</p><lb/> <p>„Das weiß Gott,“ erwiderten sie, „aber wir suchen einen<lb/> geschickten Arzt, und werden darnach wenn es sein muß, bis<lb/> nach England jagen. Fräulein Adelheid die Tochter des Her-<lb/> zogs ist krank. Sie aß vor acht Tagen Fische und da blieb<lb/> ihr eine Gräte im Halse stecken. Alle Mühe, sie davon zu<lb/> befreien, ist bis jetzt vergebens gewesen. Sie kann weder essen<lb/> noch schlafen, und leidet große Schmerzen. Der Herzog ist<lb/> darüber trostlos, und stirbt sie, so grämt er sich zu Tode.</p><lb/> <p>„O“ — erwiderte die Frau — „wenn das ist so dürft<lb/> ihr nicht weiter reiten! Jch weiß den Mann, der Euch Noth<lb/><cb n="2"/> thut, einen großen Physikus, der in der Heilkunst erfahrener<lb/> als Hippokrates ist,“</p><lb/> <p>„Himmel, wäre es möglich! Redet Jhr im Ernst?“</p><lb/> <p>„Jn vollem Ernste. Aber der Arzt den ich meine, ist ein<lb/> Narr; er hat den wunderlichen Eigensinn, sein Talent nicht<lb/> gebrauchen zu wollen. Ohne eine tüchtige Tracht Schläge ist<lb/> kein Wort aus ihm herauszuziehen.</p><lb/> <p>„O, wenn es darauf nur ankommt, daran soll es nicht<lb/> fehlen, da ist er in guten Händen! Sagt uns nur, wo wir<lb/> den Meister finden können.“</p><lb/> <p>Die Frau bezeichnete ihnen hierauf das Feld, wo er eben<lb/> pflügte, und empfahl ihnen nochmals das höchst wirksame<lb/> Mittel, wodurch er allein zu dem Erwünschten gebracht werden<lb/> könne — Sie dankten ihr höflich, versahen sich mit ziemlichen<lb/> Stöcken und ritten zu dem ihnen angewiesenen Felde.</p><lb/> <p>Sie fanden den Bauer bei seinem Pfluge, grüßten ihn von<lb/> Seiten des Herzogs und baten ihn, sie zu begleiten.</p><lb/> <p>„Und warum das?“ fragte der Bauer und wunderte sich<lb/> sehr. Die Tochter des Herzogs zu kurieren wurde ihm zur Antwort.</p><lb/> <p>„Liebe Herren, kann ich dem Herrn Herzog worin dienen,<lb/> mit Freuden! Was aber das Kuriren anlangt, das geht nicht;<lb/> denn Gott weiß, ich verstehe weniger als nichts davon.“</p><lb/> <p>„Wie ich sehe,“ flüsterte hier der eine Ritter dem andern<lb/> ins Ohr, kommen wir mit Komplimenten nicht aus; er will<lb/> seine gehörige Tracht Schläge haben.“</p><lb/> <p>Also stiegen sie von den Pferden und hieben auf den Bauer<lb/> los. Dieser tobte und fluchte anfänglich über ein so gewalt-<lb/> sames Verfahren, zog aber gelindere Seiten auf, sobald er ein-<lb/> sah, daß sein Zorn hier am unrechten Orte sei, flehte demüthig<lb/> um Gnade und versprach alles zu thun, was sie von ihm ver-<lb/> langten. Er mußte hierauf ein Pferd ausspannen, sich darauf<lb/> setzen und sie nach Hofe begleiten.</p><lb/> <p>Die baldige Rückkunft der Couriere gab dem verzweifelnden<lb/> Herzoge wieder einige Hoffnung. Er ließ sie sogleich zu sich rufen<lb/> Sie erzählten ihm ihr Abenteuer und priesen den wunderlichen<lb/> Mann, den sie mitgebracht hätten.</p><lb/> <p>„Ein seltener Arzt in Wahrheit!“ erwiderte der Herzog;<lb/> „indessen da er einmal diese Laune hat, gut! Man lasse zwei<lb/> Diener mit angemessenen Stöcken kommen!“ Er rief hierauf<lb/> den Baner vor sich und sprach zu ihm: „Meister hier ist<lb/> meine Tochter, heile sie!“</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <head> <hi rendition="#fr">Bekanntmachungen.</hi> </head><lb/> <div type="jAn" n="2"> <p>Vom 1. künftigen Mts. ab, wird die tägliche zweimalige<lb/> Personenpost nach Bochum, und die tägliche zweimalige Perso-<lb/> nenpost nach Langenberg von Herne jedes Mal gleich nach An-<lb/> kunft der betreffenden Eisenbahn=Züge abgefertigt werden</p><lb/> <p>Arnsberg, im Juli 1851.</p><lb/> <p> <space dim="horizontal"/> <hi rendition="#g">Königl. Ober=Post=Direction.</hi> </p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAn" n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Bekanntmachung.</hi> </head><lb/> <p>Zur Verdingung der Reparaturbauten an der oberen Mühlen-<lb/> schlacht vor der Königl. Bohrmühle zu Hattingen an den<lb/> Mindestfordernden, welche zu 829 Thlr. 26 Sgr. 8 Pf. ver-<lb/> anschlagt sind, ist ein Termin auf<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr #b"><hi rendition="#g">den</hi> 20. <hi rendition="#g">August</hi> d. J.</hi><lb/> Vormittags 10 Uhr</hi><lb/> im Geschäftszimmer des Königl. Gewehr=Fabrik=Etablissements<lb/> angesetzt, woselbst sowohl der betreffende Kostenanschlag als auch<lb/> die dem Termine zu Grunde gelegten Bedingungen während<lb/> der gewöhnlichen Amtsstunden eingesehen werden können.</p><lb/> <p>Geeignete Unternehmer werden daher eingeladen, ihre wohl-<lb/> versiegelten und mit der Aufschrift:</p><lb/> <p><hi rendition="#c #b">„Submission auf Schlachtreparaturbau-<lb/> Ausführung “</hi><lb/> versehenen Offerten an den in Hattingen stationirten Lieutenant<lb/> Krampff vom Königl. 7. Artillerie=Regiment portofrei einzu-<lb/> reichen und im Termine persönlich zu erscheinen.</p><lb/> <p>Saarn, den 25. Juli 1851.</p><lb/> <p><space dim="horizontal"/> Königl. Gewehr-Revisions-Commission.</p> </div><lb/> <cb type="end"/> </div> </body> </text> </TEI> [0003]
war voll Korn, sein Keller voll Wein, sein _____Kastn voll Geld
und seine Ställe voll von Pferden und Ochsen. — Nicht
Alle, die es könnten, haben eben Lust zu heirathen. So war
es mit unserm Bauern auch beschaffen. Seine Entschuldigung,
wenn Freunde und Nachbarn ihm hierüber Vorwürfe machten,
war immer, daß ihm bis jetzt noch keine gute Frau vorge-
kommen sei. Endlich übernahmen diese es selbst, ihm eine Person
zu suchen, mit der er in jeder Hinsicht zufrieden sein würde.
Nun lebte in der Nachbarschaft ein alter Ritter, ein armer
Mann und seit zehn Jahren Wittwer; dieser hatte eine einzige,
wohlerzogene und sehr schöne Tochter. Sie war bereits in das
mannbare Alter getreten, doch hatte sich noch Niemand um sie
beworben, weil es ihr an Vermögen fehlte. Jetzt erschienen
die Freunde des Bauers, hielten für ihn bei ihrem Vater um
sie an, und bekamen ohne Umstände das Jawort. Das Fräu-
lein sträubte sich freilich nicht wenig gegen eine solche Miß-
heirath; aber sie mußte ihre Abneigung dem Willen ihres Va-
ters aufopfern.
Der Bauer war außer sich vor Freuden über eine solche
vornehme Verbindung, und konnte die Hochzeit nicht genug be-
schleunigen. Kaum aber war es geschehen, als ihm allerlei
Bedenklichteiten zu Kopfe stiegen, deren Ende war, daß er klar
einsah, er habe sich sehr übel vorgesehen. — Was wird sie zu
Hause anfangen, während er draußen auf dem Felde arbeitet?
Kochen, Butter und Käse zu machen hat sie nicht gelernt. —
Der Junker, für den alle Tage Sonntag ist, wird ihr die Zeit
vertreiben; er wird sie heute, er wird sie morgen besuchen; und
dann behüte Gott die Ehre des armen Mannes! — Wie ist
dem zu helfen? — Vortrefflich! — Eh' ich des Morgens in's
Feld gehe, will ich sie schlagen; sie wird darüber weinen und
so lange sie weint wird sie an keine böse Streiche denken. Des
Abends mach' ich wieder Alles gut, ich bitte sie um Verge-
bung — o, ich weiß schon, wie ich mich zu benehmen habe,
um sie wieder zu besänftigen!
Voll von diesem guten Vorsatze, verlangt er sein Frühstück,
tritt, mit dem letzten Bissen im Munde, zu ihr, versetzt ihr
mit seiner plumpen, schweren Hand einige derbe Ohrfeigen, und
geht, ohne weiter ein Wort zu verlieren, auf's Feld.
Umsonst fragt sich das arme Weib, womit sie eine solche
Behandlung verschuldet habe. „Ach, mein Vater!“ rief sie aus,
warum hast Du mich einem so groben Manne preisgegeben?
Hattest Du denn kein Brod mehr für mich? Und warum war
ich schwach genug in diese Heirath zu willigen? — O meine
Mutter, hätte der Tod mich Deiner nicht beraubt, ich wäre
jetzt nicht so unglücklich. Was soll nun mit mir werden!“
Und so weinte und jammerte sie den ganzen Tag, wie es ihr
Mann vorhergesehen hatte.
Als er am Abend nach Hause kam, warf er sich ihr zu
Füßen, schob sein unrechtes Verfahren dem leidigen Satan in
die Schuhe, und betheuerte ihr seine Reue darüber auf eine so
nachdrückliche Weise, daß sie nicht umhin konnte ihm zu ver-
zeihen. Man aß hierauf in bester Eintracht Abendbrod und
legte sich schlafen. Erfreut über die gute Wirkung seines Mittels
beschloß er öftern Gebrauch davon zu machen. Gleich am
andern Morgen beim Aufstehen suchte er Streit mit seiner
Frau, schlug und verließ sie wie gestern.
Während die gute Frau über ihr Unglückverzweifelte kamen
zwei herzogliche Couriere auf weißen Pferden vor ihr Haus
geritten, grüßten sie von Seiten des Herzogs und baten sie um
etwas Essen. Sogleich setzte sie ihnen ihre ganze kalte Küche
vor, und fragte sie bei ihrem Aufstehen, wohin denn ihre Reise
gehen solle?
„Das weiß Gott,“ erwiderten sie, „aber wir suchen einen
geschickten Arzt, und werden darnach wenn es sein muß, bis
nach England jagen. Fräulein Adelheid die Tochter des Her-
zogs ist krank. Sie aß vor acht Tagen Fische und da blieb
ihr eine Gräte im Halse stecken. Alle Mühe, sie davon zu
befreien, ist bis jetzt vergebens gewesen. Sie kann weder essen
noch schlafen, und leidet große Schmerzen. Der Herzog ist
darüber trostlos, und stirbt sie, so grämt er sich zu Tode.
„O“ — erwiderte die Frau — „wenn das ist so dürft
ihr nicht weiter reiten! Jch weiß den Mann, der Euch Noth
thut, einen großen Physikus, der in der Heilkunst erfahrener
als Hippokrates ist,“
„Himmel, wäre es möglich! Redet Jhr im Ernst?“
„Jn vollem Ernste. Aber der Arzt den ich meine, ist ein
Narr; er hat den wunderlichen Eigensinn, sein Talent nicht
gebrauchen zu wollen. Ohne eine tüchtige Tracht Schläge ist
kein Wort aus ihm herauszuziehen.
„O, wenn es darauf nur ankommt, daran soll es nicht
fehlen, da ist er in guten Händen! Sagt uns nur, wo wir
den Meister finden können.“
Die Frau bezeichnete ihnen hierauf das Feld, wo er eben
pflügte, und empfahl ihnen nochmals das höchst wirksame
Mittel, wodurch er allein zu dem Erwünschten gebracht werden
könne — Sie dankten ihr höflich, versahen sich mit ziemlichen
Stöcken und ritten zu dem ihnen angewiesenen Felde.
Sie fanden den Bauer bei seinem Pfluge, grüßten ihn von
Seiten des Herzogs und baten ihn, sie zu begleiten.
„Und warum das?“ fragte der Bauer und wunderte sich
sehr. Die Tochter des Herzogs zu kurieren wurde ihm zur Antwort.
„Liebe Herren, kann ich dem Herrn Herzog worin dienen,
mit Freuden! Was aber das Kuriren anlangt, das geht nicht;
denn Gott weiß, ich verstehe weniger als nichts davon.“
„Wie ich sehe,“ flüsterte hier der eine Ritter dem andern
ins Ohr, kommen wir mit Komplimenten nicht aus; er will
seine gehörige Tracht Schläge haben.“
Also stiegen sie von den Pferden und hieben auf den Bauer
los. Dieser tobte und fluchte anfänglich über ein so gewalt-
sames Verfahren, zog aber gelindere Seiten auf, sobald er ein-
sah, daß sein Zorn hier am unrechten Orte sei, flehte demüthig
um Gnade und versprach alles zu thun, was sie von ihm ver-
langten. Er mußte hierauf ein Pferd ausspannen, sich darauf
setzen und sie nach Hofe begleiten.
Die baldige Rückkunft der Couriere gab dem verzweifelnden
Herzoge wieder einige Hoffnung. Er ließ sie sogleich zu sich rufen
Sie erzählten ihm ihr Abenteuer und priesen den wunderlichen
Mann, den sie mitgebracht hätten.
„Ein seltener Arzt in Wahrheit!“ erwiderte der Herzog;
„indessen da er einmal diese Laune hat, gut! Man lasse zwei
Diener mit angemessenen Stöcken kommen!“ Er rief hierauf
den Baner vor sich und sprach zu ihm: „Meister hier ist
meine Tochter, heile sie!“
Bekanntmachungen.
Vom 1. künftigen Mts. ab, wird die tägliche zweimalige
Personenpost nach Bochum, und die tägliche zweimalige Perso-
nenpost nach Langenberg von Herne jedes Mal gleich nach An-
kunft der betreffenden Eisenbahn=Züge abgefertigt werden
Arnsberg, im Juli 1851.
Königl. Ober=Post=Direction.
Bekanntmachung.
Zur Verdingung der Reparaturbauten an der oberen Mühlen-
schlacht vor der Königl. Bohrmühle zu Hattingen an den
Mindestfordernden, welche zu 829 Thlr. 26 Sgr. 8 Pf. ver-
anschlagt sind, ist ein Termin auf
den 20. August d. J.
Vormittags 10 Uhr
im Geschäftszimmer des Königl. Gewehr=Fabrik=Etablissements
angesetzt, woselbst sowohl der betreffende Kostenanschlag als auch
die dem Termine zu Grunde gelegten Bedingungen während
der gewöhnlichen Amtsstunden eingesehen werden können.
Geeignete Unternehmer werden daher eingeladen, ihre wohl-
versiegelten und mit der Aufschrift:
„Submission auf Schlachtreparaturbau-
Ausführung “
versehenen Offerten an den in Hattingen stationirten Lieutenant
Krampff vom Königl. 7. Artillerie=Regiment portofrei einzu-
reichen und im Termine persönlich zu erscheinen.
Saarn, den 25. Juli 1851.
Königl. Gewehr-Revisions-Commission.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz, Benjamin Fiechter: Artikelstrukturierung
Weitere Informationen:Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |