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Märkische Blätter. Jahrgang 4, Nr. 69. Hattingen, 29. August 1852.

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Märkische Blätter.
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Erscheinen Mittwoch und Sonnabend.
Preis vierteljährlich 10 Sgr.
[Spaltenumbruch] Dritter Jahrgang.
[Spaltenumbruch] Anzeigen per Petitzeile 1 Sgr.
Briefe werden franco erbeten.

[Ende Spaltensatz]

ro 69.Hattingen, Sonnabend, den 29. August 1852.


[Beginn Spaltensatz]
Rundschau.

Berlin. Die Propositions=Decrete für die einzelnen Provin-
zial=Landtage beschäftigen in diesem Augenblicke das Ministerium des
Jnnern aufs Lebhafteste. Nach der in den nächsten Tagen erfolgen-
den Ankunft des Ministers des Jnnern soll jedoch erst festgestellt
werden, ob der 5. oder der 12. September als Regel für die Eröff-
nung der Landtage angenommen werden soll.

-- Die Deklaration der coalirten Staaten vom 22. d. Mts.
wird wahrscheinlich erst gegen das Ende dieser Woche beantwortet
werden. Für ungenügend wird sie allerdings gehalten, indeß geht
doch die Ansicht, welche man zuerst äußern hört, dahin daß nicht
ein Abbrechen der Verhandlungen, sondern zunächst eine Erörterung
des Projectes A. innerhalb der Conferenzen die Folge sein werde. Es
fragt sich alsdann, ob die Coalition damit zufrieden ist, daß ihr
Preußen bestimmte Versicherungen über die für passend erachteten
Grundlagen eines Handelsvertrages mit Oesterreich giebt.

-- Die in der gestrigen Zeitung gemachte Mittheilung, daß der
General v. Wrangel bei einem Manöver gestürzt sei, wobei sich das
Pferd desselben das Genick gebrochen, ist dahin zu berichtigen, daß
genannter Unglücksfall nicht den General v. Wrangel, sondern seinen
Neffen, den Hauptmann v. Wrangel, vom großen Generalstabe, be-
troffen hat.

Frankfurt. Die Aussichten auf Erhaltung des Zollvereins
trüben sich so sehr, daß man sogar fürchtet, die so eben begonnene
Herbstmesse könne und werde darunter leiden. Wenigstens macht man
sich keine Hoffnungen auf eine gute Messe. Die Ansicht herrscht hier
vor, die Coalition könne und werde nicht so viel von ihren bereits
sehr gemilderten Forderungen nachgeben, daß Preußen ihnen willfah-
ren könnte, und andererseits könne Preußen nur in Punkten nachge-
ben, die die Prinzipienfrage nicht alteriren.

-- Jn politischen Kreisen verlautet, daß Oesterreich sich bereits
als vollkommen einverstanden mit der von den Darmstädter Verbün-
deten in Stuttgart beschlossene Antwort erklärt habe.

Stuttgart, den 24. August. Der "Staatsanzeiger" enthält
folgende telegraphische Depesche: "So eben ( 8 Uhr Morgens ) wird
aus Biberach gemeldet daß heute Nacht zu Erolzheim in Folge einer
starken Erschüiterung die Kirche und mehrere Gebäude eingestürzt seien.

Hamburg, 23. August. Heute Vormittag 12 Uhr entstand
in der Deichstraße -- derselben Straße, wo in der Nacht vom 4. --
5. Mai 1842 der große Brand seinen Anfang nahm -- ein heftiges
Feuer, welches noch bis zu diesem Augenblicke, 6 Uhr Abends, nicht
gelöscht ist, was bei der rasch hinzugeeilten Hülfe und der Vortreff-
lichkeit unferer Löschanstalten wahrlich etwas sagen will. Der ent-
standene Schaden wird bereits auf mehr als 100,000 Mark Bko.
veranschlagt. Nach der hintern Seite des Gebäudes zu scheint das
Feuer noch bedeutende Kraft zu haden. Es sollen im Ganzen 4
Böden ergriffen worden sein; ein weiteres Umsichgreifen dieses Bran-
des ist jedoch nicht zu besorgen. Was die Assecuranzen betrifft so
ist namentlich die Gothaer Bank betheiligt.

Paris, 24. August. Heute hat die Session der Gemeinde-
räthe in ganz Frankreich begonnen. Man versichert, daß die Regie-
rung bereits mehrere Depeschen erhalten, welche ihr günstige Adressen
melden. Der Generalrath der Seine Jnferieure hat in seiner Adresse
den Wunsch ausgesprochen, daß der Senat die Einführung des Kai-
serreichs beantrage.

[Spaltenumbruch]
Die Entführung.
( Schluß. )

"Meinen Sie, ich solle mich mit jenem Sohne in Beziehung
setzen und sein Schweigen erkaufen?"

"Nein, das wäre die größte Thorheit, die äußerste Tollheit.
Es giebt andere Mittel, diesen Knoten zu zerhauen; das von Jhnen
vorgeschlagene würde ihn nur fester knüpfen."

"Sie rathen mir also zum Meuchelmord?"

"Auch nicht. Man kann auf glimpflichere Weise sich eines
Menschen entledigen. Jch rathe Jhnen zu nichts. Aber gesetzt den
Fall, daß man ihn entführte, ohne ihm ein Leid zuzufügen, ihn
zum Beispiel nach Amerika schickte -- daß er mit dem Zwecke sowohl,
als den Urhebern dieser Maßregel unbekannt bliebe -- ferner ange-
nommen, daß er bloß neun Jahre außerhalb Frankreich zubrächte --
dann findet die Verjährung zu Jhren Gunsten statt, seine Ansprüche
sind vernichiet, und nichts kann Sie ferner in Jhrem Besitze beun-
ruhigen."

"Und Sie glauben, man könne so plötzlich, den Gesetzen zum
Trotze, jemanden verschwinden machen?"

"Das kann allerdings mit einiger Ueberlegung und Gewandt-
heit geschehen."

Wenn der Marquis in diesem Augenblicke am Rande eines
Abgrundes gestanden hätte, er wäre hineingesprungen.

"Mein Herr," sagte er endlich in einem Tone, aus welchem
sowohl Verachtung als Verzweiflung sprachen; "wer bürgt mir da-
für, daß Sie nicht ein Betrüger sind, der mit schurkischen Absichten
mich in ein Lügengewebe zu verstricken sucht?"

"Untersuchen Sie die verschiedenen Urkunden, deren Abschrift
Sie vorhin verbrannten. Wenn Sie entdecken, daß ich auch nur
eine Silbe Unwahrheit gesprochen, so mögen Sie mich verklagen und
auf die Galeeren schicken lassen."

"Jch will alles untersuchen!" war die Antwort.

9.

Es herrschte nun einige Augenblicke tiefe Stille. Endlich er-
griff der Advokat das Wort wieder:

"Hören Sie mich, Herr Marquis; ich bin ein Rechtsgelehrter,
ein Mann, der wohl weiß, was zu thun ist. Die Angelegenheit,
über welche wir uns besprochen, leidet keinen Aufschub. Sie können
leicht ermessen, daß ich alle Umstände sorgfältig erwogen habe. Es
steht hier für Sie in Frage: ob Sie die Herrschaft Lauzeray, welche
jährlich mehr als hundertzwanzigtausend Livres Einkünfte gewährt,
behalten oder in Armuth versinken wollen. Fassen Sie außerdem
wohl ins Auge, daß Sie verpflichtet sind, dem rechtmäßigen Besitzer
die Revenüen zu erstatten, welche Sie genossen haben, und die Jhnen
nicht zustanden. Diese Summe würden Sie nie zusammenzubringen
im Stande sein. Was würde dann aus Jhnen werden?"

Der Marquis war unfähig zu antworten. Er sah sich zu
Grunde gerichtet, beladen mit einer Schuld, die er nimmer zu tilgen
vermochte. Gräßliche Pläne flogen ihm durch den Kopf. Welch ein
Unterschied in seinem Zustande jetzt und vor einer Stunde!

"Jch habe nichts mehr zu sagen, Herr Marquis," begann
Brossard nach kurzem Schweigen wieder. "Es wäre schade für Sie
wenn ich Jhr Schloß verließe, ohne daß wir eine feste Uebereinkunft
getroffen hätten. Nur zwei Worte noch. Wollen Sie, daß ich die
Rechte jenes Sohnes geheim halte; wünschen Sie, daß ich Jhnen
[Ende Spaltensatz]

Märkische Blätter.
[Beginn Spaltensatz]

Erscheinen Mittwoch und Sonnabend.
Preis vierteljährlich 10 Sgr.
[Spaltenumbruch] Dritter Jahrgang.
[Spaltenumbruch] Anzeigen per Petitzeile 1 Sgr.
Briefe werden franco erbeten.

[Ende Spaltensatz]

ro 69.Hattingen, Sonnabend, den 29. August 1852.


[Beginn Spaltensatz]
Rundschau.

Berlin. Die Propositions=Decrete für die einzelnen Provin-
zial=Landtage beschäftigen in diesem Augenblicke das Ministerium des
Jnnern aufs Lebhafteste. Nach der in den nächsten Tagen erfolgen-
den Ankunft des Ministers des Jnnern soll jedoch erst festgestellt
werden, ob der 5. oder der 12. September als Regel für die Eröff-
nung der Landtage angenommen werden soll.

— Die Deklaration der coalirten Staaten vom 22. d. Mts.
wird wahrscheinlich erst gegen das Ende dieser Woche beantwortet
werden. Für ungenügend wird sie allerdings gehalten, indeß geht
doch die Ansicht, welche man zuerst äußern hört, dahin daß nicht
ein Abbrechen der Verhandlungen, sondern zunächst eine Erörterung
des Projectes A. innerhalb der Conferenzen die Folge sein werde. Es
fragt sich alsdann, ob die Coalition damit zufrieden ist, daß ihr
Preußen bestimmte Versicherungen über die für passend erachteten
Grundlagen eines Handelsvertrages mit Oesterreich giebt.

— Die in der gestrigen Zeitung gemachte Mittheilung, daß der
General v. Wrangel bei einem Manöver gestürzt sei, wobei sich das
Pferd desselben das Genick gebrochen, ist dahin zu berichtigen, daß
genannter Unglücksfall nicht den General v. Wrangel, sondern seinen
Neffen, den Hauptmann v. Wrangel, vom großen Generalstabe, be-
troffen hat.

Frankfurt. Die Aussichten auf Erhaltung des Zollvereins
trüben sich so sehr, daß man sogar fürchtet, die so eben begonnene
Herbstmesse könne und werde darunter leiden. Wenigstens macht man
sich keine Hoffnungen auf eine gute Messe. Die Ansicht herrscht hier
vor, die Coalition könne und werde nicht so viel von ihren bereits
sehr gemilderten Forderungen nachgeben, daß Preußen ihnen willfah-
ren könnte, und andererseits könne Preußen nur in Punkten nachge-
ben, die die Prinzipienfrage nicht alteriren.

— Jn politischen Kreisen verlautet, daß Oesterreich sich bereits
als vollkommen einverstanden mit der von den Darmstädter Verbün-
deten in Stuttgart beschlossene Antwort erklärt habe.

Stuttgart, den 24. August. Der „Staatsanzeiger“ enthält
folgende telegraphische Depesche: „So eben ( 8 Uhr Morgens ) wird
aus Biberach gemeldet daß heute Nacht zu Erolzheim in Folge einer
starken Erschüiterung die Kirche und mehrere Gebäude eingestürzt seien.

Hamburg, 23. August. Heute Vormittag 12 Uhr entstand
in der Deichstraße — derselben Straße, wo in der Nacht vom 4. —
5. Mai 1842 der große Brand seinen Anfang nahm — ein heftiges
Feuer, welches noch bis zu diesem Augenblicke, 6 Uhr Abends, nicht
gelöscht ist, was bei der rasch hinzugeeilten Hülfe und der Vortreff-
lichkeit unferer Löschanstalten wahrlich etwas sagen will. Der ent-
standene Schaden wird bereits auf mehr als 100,000 Mark Bko.
veranschlagt. Nach der hintern Seite des Gebäudes zu scheint das
Feuer noch bedeutende Kraft zu haden. Es sollen im Ganzen 4
Böden ergriffen worden sein; ein weiteres Umsichgreifen dieses Bran-
des ist jedoch nicht zu besorgen. Was die Assecuranzen betrifft so
ist namentlich die Gothaer Bank betheiligt.

Paris, 24. August. Heute hat die Session der Gemeinde-
räthe in ganz Frankreich begonnen. Man versichert, daß die Regie-
rung bereits mehrere Depeschen erhalten, welche ihr günstige Adressen
melden. Der Generalrath der Seine Jnferieure hat in seiner Adresse
den Wunsch ausgesprochen, daß der Senat die Einführung des Kai-
serreichs beantrage.

[Spaltenumbruch]
Die Entführung.
( Schluß. )

„Meinen Sie, ich solle mich mit jenem Sohne in Beziehung
setzen und sein Schweigen erkaufen?“

„Nein, das wäre die größte Thorheit, die äußerste Tollheit.
Es giebt andere Mittel, diesen Knoten zu zerhauen; das von Jhnen
vorgeschlagene würde ihn nur fester knüpfen.“

„Sie rathen mir also zum Meuchelmord?“

„Auch nicht. Man kann auf glimpflichere Weise sich eines
Menschen entledigen. Jch rathe Jhnen zu nichts. Aber gesetzt den
Fall, daß man ihn entführte, ohne ihm ein Leid zuzufügen, ihn
zum Beispiel nach Amerika schickte — daß er mit dem Zwecke sowohl,
als den Urhebern dieser Maßregel unbekannt bliebe — ferner ange-
nommen, daß er bloß neun Jahre außerhalb Frankreich zubrächte —
dann findet die Verjährung zu Jhren Gunsten statt, seine Ansprüche
sind vernichiet, und nichts kann Sie ferner in Jhrem Besitze beun-
ruhigen.“

„Und Sie glauben, man könne so plötzlich, den Gesetzen zum
Trotze, jemanden verschwinden machen?“

„Das kann allerdings mit einiger Ueberlegung und Gewandt-
heit geschehen.“

Wenn der Marquis in diesem Augenblicke am Rande eines
Abgrundes gestanden hätte, er wäre hineingesprungen.

„Mein Herr,“ sagte er endlich in einem Tone, aus welchem
sowohl Verachtung als Verzweiflung sprachen; „wer bürgt mir da-
für, daß Sie nicht ein Betrüger sind, der mit schurkischen Absichten
mich in ein Lügengewebe zu verstricken sucht?“

„Untersuchen Sie die verschiedenen Urkunden, deren Abschrift
Sie vorhin verbrannten. Wenn Sie entdecken, daß ich auch nur
eine Silbe Unwahrheit gesprochen, so mögen Sie mich verklagen und
auf die Galeeren schicken lassen.“

„Jch will alles untersuchen!“ war die Antwort.

9.

Es herrschte nun einige Augenblicke tiefe Stille. Endlich er-
griff der Advokat das Wort wieder:

„Hören Sie mich, Herr Marquis; ich bin ein Rechtsgelehrter,
ein Mann, der wohl weiß, was zu thun ist. Die Angelegenheit,
über welche wir uns besprochen, leidet keinen Aufschub. Sie können
leicht ermessen, daß ich alle Umstände sorgfältig erwogen habe. Es
steht hier für Sie in Frage: ob Sie die Herrschaft Lauzeray, welche
jährlich mehr als hundertzwanzigtausend Livres Einkünfte gewährt,
behalten oder in Armuth versinken wollen. Fassen Sie außerdem
wohl ins Auge, daß Sie verpflichtet sind, dem rechtmäßigen Besitzer
die Revenüen zu erstatten, welche Sie genossen haben, und die Jhnen
nicht zustanden. Diese Summe würden Sie nie zusammenzubringen
im Stande sein. Was würde dann aus Jhnen werden?“

Der Marquis war unfähig zu antworten. Er sah sich zu
Grunde gerichtet, beladen mit einer Schuld, die er nimmer zu tilgen
vermochte. Gräßliche Pläne flogen ihm durch den Kopf. Welch ein
Unterschied in seinem Zustande jetzt und vor einer Stunde!

„Jch habe nichts mehr zu sagen, Herr Marquis,“ begann
Brossard nach kurzem Schweigen wieder. „Es wäre schade für Sie
wenn ich Jhr Schloß verließe, ohne daß wir eine feste Uebereinkunft
getroffen hätten. Nur zwei Worte noch. Wollen Sie, daß ich die
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Die Ansicht herrscht hier vor, die Coalition könne und werde nicht so viel von ihren bereits sehr gemilderten Forderungen nachgeben, daß Preußen ihnen willfah- ren könnte, und andererseits könne Preußen nur in Punkten nachge- ben, die die Prinzipienfrage nicht alteriren. — Jn politischen Kreisen verlautet, daß Oesterreich sich bereits als vollkommen einverstanden mit der von den Darmstädter Verbün- deten in Stuttgart beschlossene Antwort erklärt habe. Stuttgart, den 24. August. Der „Staatsanzeiger“ enthält folgende telegraphische Depesche: „So eben ( 8 Uhr Morgens ) wird aus Biberach gemeldet daß heute Nacht zu Erolzheim in Folge einer starken Erschüiterung die Kirche und mehrere Gebäude eingestürzt seien. Hamburg, 23. August. Heute Vormittag 12 Uhr entstand in der Deichstraße — derselben Straße, wo in der Nacht vom 4. — 5. Mai 1842 der große Brand seinen Anfang nahm — ein heftiges Feuer, welches noch bis zu diesem Augenblicke, 6 Uhr Abends, nicht gelöscht ist, was bei der rasch hinzugeeilten Hülfe und der Vortreff- lichkeit unferer Löschanstalten wahrlich etwas sagen will. Der ent- standene Schaden wird bereits auf mehr als 100,000 Mark Bko. veranschlagt. Nach der hintern Seite des Gebäudes zu scheint das Feuer noch bedeutende Kraft zu haden. Es sollen im Ganzen 4 Böden ergriffen worden sein; ein weiteres Umsichgreifen dieses Bran- des ist jedoch nicht zu besorgen. Was die Assecuranzen betrifft so ist namentlich die Gothaer Bank betheiligt. Paris, 24. August. Heute hat die Session der Gemeinde- räthe in ganz Frankreich begonnen. Man versichert, daß die Regie- rung bereits mehrere Depeschen erhalten, welche ihr günstige Adressen melden. Der Generalrath der Seine Jnferieure hat in seiner Adresse den Wunsch ausgesprochen, daß der Senat die Einführung des Kai- serreichs beantrage. Die Entführung. ( Schluß. ) „Meinen Sie, ich solle mich mit jenem Sohne in Beziehung setzen und sein Schweigen erkaufen?“ „Nein, das wäre die größte Thorheit, die äußerste Tollheit. Es giebt andere Mittel, diesen Knoten zu zerhauen; das von Jhnen vorgeschlagene würde ihn nur fester knüpfen.“ „Sie rathen mir also zum Meuchelmord?“ „Auch nicht. Man kann auf glimpflichere Weise sich eines Menschen entledigen. Jch rathe Jhnen zu nichts. Aber gesetzt den Fall, daß man ihn entführte, ohne ihm ein Leid zuzufügen, ihn zum Beispiel nach Amerika schickte — daß er mit dem Zwecke sowohl, als den Urhebern dieser Maßregel unbekannt bliebe — ferner ange- nommen, daß er bloß neun Jahre außerhalb Frankreich zubrächte — dann findet die Verjährung zu Jhren Gunsten statt, seine Ansprüche sind vernichiet, und nichts kann Sie ferner in Jhrem Besitze beun- ruhigen.“ „Und Sie glauben, man könne so plötzlich, den Gesetzen zum Trotze, jemanden verschwinden machen?“ „Das kann allerdings mit einiger Ueberlegung und Gewandt- heit geschehen.“ Wenn der Marquis in diesem Augenblicke am Rande eines Abgrundes gestanden hätte, er wäre hineingesprungen. „Mein Herr,“ sagte er endlich in einem Tone, aus welchem sowohl Verachtung als Verzweiflung sprachen; „wer bürgt mir da- für, daß Sie nicht ein Betrüger sind, der mit schurkischen Absichten mich in ein Lügengewebe zu verstricken sucht?“ „Untersuchen Sie die verschiedenen Urkunden, deren Abschrift Sie vorhin verbrannten. Wenn Sie entdecken, daß ich auch nur eine Silbe Unwahrheit gesprochen, so mögen Sie mich verklagen und auf die Galeeren schicken lassen.“ „Jch will alles untersuchen!“ war die Antwort. 9. Es herrschte nun einige Augenblicke tiefe Stille. Endlich er- griff der Advokat das Wort wieder: „Hören Sie mich, Herr Marquis; ich bin ein Rechtsgelehrter, ein Mann, der wohl weiß, was zu thun ist. Die Angelegenheit, über welche wir uns besprochen, leidet keinen Aufschub. Sie können leicht ermessen, daß ich alle Umstände sorgfältig erwogen habe. Es steht hier für Sie in Frage: ob Sie die Herrschaft Lauzeray, welche jährlich mehr als hundertzwanzigtausend Livres Einkünfte gewährt, behalten oder in Armuth versinken wollen. Fassen Sie außerdem wohl ins Auge, daß Sie verpflichtet sind, dem rechtmäßigen Besitzer die Revenüen zu erstatten, welche Sie genossen haben, und die Jhnen nicht zustanden. Diese Summe würden Sie nie zusammenzubringen im Stande sein. Was würde dann aus Jhnen werden?“ Der Marquis war unfähig zu antworten. Er sah sich zu Grunde gerichtet, beladen mit einer Schuld, die er nimmer zu tilgen vermochte. Gräßliche Pläne flogen ihm durch den Kopf. Welch ein Unterschied in seinem Zustande jetzt und vor einer Stunde! „Jch habe nichts mehr zu sagen, Herr Marquis,“ begann Brossard nach kurzem Schweigen wieder. „Es wäre schade für Sie wenn ich Jhr Schloß verließe, ohne daß wir eine feste Uebereinkunft getroffen hätten. Nur zwei Worte noch. Wollen Sie, daß ich die Rechte jenes Sohnes geheim halte; wünschen Sie, daß ich Jhnen

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Zitationshilfe: Märkische Blätter. Jahrgang 4, Nr. 69. Hattingen, 29. August 1852, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische069_1852/1>, abgerufen am 21.11.2024.