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Mainzer Journal. Nr. 42. Mainz, 27. Juli 1848.

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[Beginn Spaltensatz] Punkte stehen für mich unbedingt fest, daß die Ehre und Si-
cherheit Deutschlands für alle Zeiten gewahrt sey, und daß
die bisherigen Zustände Posens nicht fortbestehen können.
Das einzige gesetzmäßige Organ hat sich gegen die Aufnahme
erklärt. Wer jetzt dabei betheiligt ist, daß die Trennung jetzt
schon vorgenommen, daß der Status quo gesichert werde,
zeigt die Cabinetsordre von 1833 sehr klar. Nicht bloß in Po-
sen, auch in den übrigen Provinzen hat unter dem frühern
System Preußen auf alle Weise dahin gewirkt, die Deutschen im
Preußenthum aufgehen zu lassen. Fragen Sie in den Rhein-
provinzen, wie man preußische Beamte dahin warf, wie man
die katholische Kirche zurücksetzte. Wenn dies in den Rheinpro-
vinzen, in der Nähe Belgiens und Frankreichs geschah, so ist
darnach das Verfahren in Posen zu beurtheilen. Es wird sich
fragen, ob gerade die Stimmen jener Deutschen in Posen für
die Stimme des Volkes gelten dürfen. Jch glaube, daß es neben
der Alternative des Herrn v. Radowitz noch ein Mittel gibt,
nämlich die vorläufige Einverleibung des ganzen Posener Groß-
herzogthums. Die Reorganisation, das heißt, die Beschützung
der polnischen Nationalität müßte ohnedies auch in den einver-
leibten Theilen geschehen. Die Einverleibung des ganzen würde
unter dem Vorbehalt einer entsprechenden Gebietstrennung bei
Wiederherstellung von Polen zu geschehen haben." Von den
übrigen Rednern war noch Lichnowsky bemerkenswerth.
"Die allgemeinen Sympathien für Polen vom Jahr 1831
sind nicht mehr vorhanden; der Grund liegt darin, weil, wo ir-
gend eine Revolution war, Polen dabei betheiligt erschienen. Die
Sympathien für Polen in Frankreich werden dadurch nicht gestie-
gen seyn, daß unter dem Vorwande derselben das einzige gesetz-
liche Organ, die Nationalversammlung, angegriffen worden ist.
Jch frage, da Jnterpellationen Mode sind, den Minister des Aus-
wärtigen, ob nicht von Frankreich an eine deutsche Regierung eine
Depesche gekommen ist, in welcher man sich die Wiederkehr der
ausgezogenen Polen verbittet, da sie Unruhen beabsichtigen? Jch
beantrage, daß von der preußischen Regierung eine bestimmte Er-
klärung verlangt werde, daß dieselbe unter allen Umstän-
den
die Deutschen in dem polnischen Theil von Posen in ihrer
Nationalität schützen werde. Die von dem Ausschuß erwählte
Form läßt scheinen, als ob den Polen Hoffnung gemacht werden
solle. Es wäre aber nicht würdig, eine Hoffnung zu nähren, die
zu erfüllen wir nicht die Kraft haben."

Wien 20. Juli. ( A. Z. ) Uebermorgen, so Gott will, soll
feierliche Eröffnung des Reichstags stattfinden. Es hat nun da-
mit Eile, da der Erzherzog=Reichsverweser kaum mehr lange in
unsrer Mitte verweilen kann. Und was dann? Wir schweben in
dieser Hinsicht in der peinlichsten Ungewißheit über die nächste Zu-
kunft. Gibt es gleich solche, die an eine baldige Rückkehr des Kai-
sers glauben und von mannichfachen dießfälligen Vorbereitungen
wissen wollen, so scheint die weitaus größere Zahl darauf zu ver-
zichten und die gehässigsten Jnterpretationen gewinnen hier Spiel-
raum. Und doch gäbe es kaum einen besseren und passenderen Zeit-
punkt zur Rückkehr des Monarchen, als den gegenwärtigen; aber
Jnnsbruck scheint tausend Meilen von uns entrückt zu seyn. --
Wie steht es mit dem Sicherheitsausschuß? Er hat heute neuer-
dings über Seyn oder Nichtseyn berathen. Ach, das Scheiden
ist so schwer und die Macht so süß! Der Gemeindeausschuß hat
mit dem Sicherheitsausschuß entschieden gebrochen und der Ver-
waltungsrath der Nationalgarde grollt bitter. Dr. Fischhof schei-
det vom Präsidium des Sicherheitsausschusses. Den in den
Märztagen Gefallenen wird ein Monument und eine Leichenfeier
votirt.

Wien 21. Juli. ( Br. Z. ) Unsere Nationalgarde hat ver-
gangene Nacht ihre Hand zur Aufhebung des demokratischen
Clubbs gereicht. Es wurde in dieser Versammlung eben die Re-
publik mit wildem Geschrei angerührt, als die Garde einschritt
und die Versammlung aufhob. Der bekannte Jurist Böhm ist
unter den Arretirten. Viele Mitglieder dieses Clubbs wurden von
dem herbeigelaufenen Volk thätlich mißhandelt. [ Zum Minister
der auswärtigen Angelegenheiten an des kranken Wessenbergs
Stelle soll General Prokesch in Aussicht genommen seyn. ]

[ Kriegsschauplatz vom 18. Juli. ] Seit zwei Tagen
läuft das Gerücht von einem Siege, den die Oesterreicher
bei Villafranca über die piemontesische Armee davonge-
tragen haben sollen, wobei 2000 Feinde gefallen und 4000 Mann
in Gefangenschaft gerathen wären. Dadurch, sowie durch das
Vordringen des Feldmarschall=Lieutenants Welden jenseits des
Po, sey Karl Albert gezwungen worden, jene furchtbaren Ver-
schanzungen zu verlassen und der Weg in die Lombardei nunmehr
offen. Daß Baron Welden Ferrara neu verproviantirt und Mo-
dena
eingenommen habe, wird durch viele Briefe aus jenen Ge-
[Spaltenumbruch] genden bestätigt und soll die Vorhut dieses Corps bereits in
Reggio eingerückt seyn, von wo nur wenige Meilen bis Par-
ma
sind. Die Ansicht wird allgemein getheilt, daß demnächst die
Lombardei der Schauplatz des Krieges seyn werde.

Wien 22. Juli. Erzherzog Johann hat den österreichie
schen Reichstag heute mit folgender Thronrede eröffnet:" Von
Sr. Majestät beauftragt, den Reichstag zu eröffnen, er-
fülle ich hiermit die erfreuliche Pflicht, und begrüße aus voller
Seele Sie, meine Herren, die Sie berufen sind, das Werk der
Wiedergeburt des Vaterlandes zu vollbringen. Die Befestigung
der erworbenen Freiheit für uns und unsere Zukunft erheischt
Jhr offenes, unabhängiges Zusammenwirken zur Feststellung der
Verfassung. Alle Nationalitäten der österreichischen Monarchie
stehen dem Herzen Sr. Majestät gleich nahe, und in der freien
Verbrüderung derselben, in der vollen Gleichberechtigung aller,
sowie in dem innigen Verbande mit Deutschland finden
alle Jnteressen eine feste Grundlage. Mit Schmerz erfüllt das
Herz Sr. Mjestät, daß nicht zugleich die Fülle aller Segnungen
eintreten konnte, welche freie Jnstitutionen in weisem Gebrauche
den Völkern zu sichern pflegen. Se. Majestät theilen im regen
Mitgefühle die Bedrängnisse ihrer Völker. Jn Beziehung auf
Ungarn und seine Nebenländer läßt sich in dem Rechtlichkeitsge-
fühle der edelmüthigen Bevölkerung eine friedliche, befriedigende
Ausgleichung der noch schwebenden Fragen erwarten. Der Krieg
in Jtalien ist nicht gegen die Freiheitsbestrebungen der italienischen
Völker gerichtet; er hat den ernsten Zweck, unter vollständiger
Anerkennung der Nationalität, die Ehre der österreichischen
Waffen den italienischen Mächten gegenüber zu behaupten und
die wichtigsten Jnteressen des Staates zu wahren. Nachdem
die wohlwollenden Absichten, die unseligen Zerwürfnisse fried-
lich beizulegen, ohne Erfolg blieben, so wird es die Aufgabe
unserer tapferen Armee, einen ehrenvollen Frieden zu erkämpfen.
Die freundschaftlichen Beziehungen Oesterreichs mit allen andern
Mächten sind nicht verändert worden. Das durch lange Zeit un-
terbrochene Verhältniß mit Spanien ist wieder hergestellt. Durch
die Folge früherer Finanzoperationen und durch das Zusammen-
treffen außerordentlicher Umstände sind die finanziellen Verhält-
nisse des Staates in einen Zustand versetzt worden, der außeror-
dentliche Maßregeln erheischt, und schon in nächster Zukunft die
Minister veranlassen wird, die erforderlichen Entwürfe sammt
allen Nachweisungen vorzulegen. Jn der Berufung der Volks-
vertreter zu eigener Berathung allgemeiner Jnteressen ruht die
sichere Gewähr der geistigen und materiellen Entwicklung Oester-
reichs. Se. Majestät läßt Jhnen daher, meine Herren, und der
ganzen Nation seinen kaiserlichen Gruß und die Versicherung sei-
nes herzlichsten Wohlwollens entbieten. Hiermit ist der constitui-
rende Reichstag eröffnet.

Bayern. Am 21. Juli fand im Ministerium des Jn-
nern eine Sitzung der Commission zur Berathung der Ge-
werbs- und Arbeiterverhältnisse statt, welcher Sr. Maj. der Kö-
nig beiwohnte. Es wurde in dieser Sitzung die Bildung
besonderer Gewerbsgremien
genehmigt, welche dem Mi-
nisterium und den Regierungen in ähnlicher Weise an die Seite
gestellt werden sollen, wie in Handelsangelenheiten die Handels-
kammern.

* * Darmstadt 24. Juli. Unser neuer Minister Jaup soll
schon wieder unmöglich gemacht sein. Bereits am Samstag
rüsteten sich viele Mitglieder der Kammer zur Heimreise, um
nicht mehr zurückzukehren. Nur die Mittheilung, daß heute Seitens
des Ministers Eröffnungen über den Stand der Auflösungsfrage
gegeben würden, hielt die Kammermitglieder zurück. Heute er-
schien auch Jaup, bewegte sich jedoch in allgemeinen Sätzen;
man möge sich gedulden, bis die Nationalversammlung zu Frank-
furt über diesen Gegenstand beschossen u. d. gl., eine con-
sttuirende hessische Kammer könne ohne neues Wahlgesetz nicht
berufen werden, die noch bestehenden Kammern müßten dieses erst
berathen. Die Kammer ist aber nicht damit zufrieden, sondern
will sich, dem Vernehmen nach, direct an den Großherzog wen-
den, mit der Bitte, die Kammer anfzulösen

^ Zwingenberg 25. Juli. Gestern und heute fanden dahier
in Folge der Abhaltung des Forstgerichts arge Unruhen statt. Die
ausgesprochenen Strafen sollen sich bei Einzelnen bis auf 200 fl.
belaufen haben. Der Revierförster von Auerbach soll schwer miß-
handelt, der Forstinspektor Vanderhang in Jagenheim aus der
Stadt verjagt worden seyn. Wahrscheinlich in Folge der Er-
regtheit sind einige Häuser angezündet worden. Eine Scheuer,
nahe beim Bahnhofe brennt jetzt noch im Augenblick, wo der Zug
vorüberfährt, der Jhnen diese Nachricht bringt. Das von Bens-
heim schnell herbei gezogene Militär wird solchem verabscheuungs-
würdigen Unfuge ein Ende gemacht haben.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Punkte stehen für mich unbedingt fest, daß die Ehre und Si-
cherheit Deutschlands für alle Zeiten gewahrt sey, und daß
die bisherigen Zustände Posens nicht fortbestehen können.
Das einzige gesetzmäßige Organ hat sich gegen die Aufnahme
erklärt. Wer jetzt dabei betheiligt ist, daß die Trennung jetzt
schon vorgenommen, daß der Status quo gesichert werde,
zeigt die Cabinetsordre von 1833 sehr klar. Nicht bloß in Po-
sen, auch in den übrigen Provinzen hat unter dem frühern
System Preußen auf alle Weise dahin gewirkt, die Deutschen im
Preußenthum aufgehen zu lassen. Fragen Sie in den Rhein-
provinzen, wie man preußische Beamte dahin warf, wie man
die katholische Kirche zurücksetzte. Wenn dies in den Rheinpro-
vinzen, in der Nähe Belgiens und Frankreichs geschah, so ist
darnach das Verfahren in Posen zu beurtheilen. Es wird sich
fragen, ob gerade die Stimmen jener Deutschen in Posen für
die Stimme des Volkes gelten dürfen. Jch glaube, daß es neben
der Alternative des Herrn v. Radowitz noch ein Mittel gibt,
nämlich die vorläufige Einverleibung des ganzen Posener Groß-
herzogthums. Die Reorganisation, das heißt, die Beschützung
der polnischen Nationalität müßte ohnedies auch in den einver-
leibten Theilen geschehen. Die Einverleibung des ganzen würde
unter dem Vorbehalt einer entsprechenden Gebietstrennung bei
Wiederherstellung von Polen zu geschehen haben.“ Von den
übrigen Rednern war noch Lichnowsky bemerkenswerth.
„Die allgemeinen Sympathien für Polen vom Jahr 1831
sind nicht mehr vorhanden; der Grund liegt darin, weil, wo ir-
gend eine Revolution war, Polen dabei betheiligt erschienen. Die
Sympathien für Polen in Frankreich werden dadurch nicht gestie-
gen seyn, daß unter dem Vorwande derselben das einzige gesetz-
liche Organ, die Nationalversammlung, angegriffen worden ist.
Jch frage, da Jnterpellationen Mode sind, den Minister des Aus-
wärtigen, ob nicht von Frankreich an eine deutsche Regierung eine
Depesche gekommen ist, in welcher man sich die Wiederkehr der
ausgezogenen Polen verbittet, da sie Unruhen beabsichtigen? Jch
beantrage, daß von der preußischen Regierung eine bestimmte Er-
klärung verlangt werde, daß dieselbe unter allen Umstän-
den
die Deutschen in dem polnischen Theil von Posen in ihrer
Nationalität schützen werde. Die von dem Ausschuß erwählte
Form läßt scheinen, als ob den Polen Hoffnung gemacht werden
solle. Es wäre aber nicht würdig, eine Hoffnung zu nähren, die
zu erfüllen wir nicht die Kraft haben.“

Wien 20. Juli. ( A. Z. ) Uebermorgen, so Gott will, soll
feierliche Eröffnung des Reichstags stattfinden. Es hat nun da-
mit Eile, da der Erzherzog=Reichsverweser kaum mehr lange in
unsrer Mitte verweilen kann. Und was dann? Wir schweben in
dieser Hinsicht in der peinlichsten Ungewißheit über die nächste Zu-
kunft. Gibt es gleich solche, die an eine baldige Rückkehr des Kai-
sers glauben und von mannichfachen dießfälligen Vorbereitungen
wissen wollen, so scheint die weitaus größere Zahl darauf zu ver-
zichten und die gehässigsten Jnterpretationen gewinnen hier Spiel-
raum. Und doch gäbe es kaum einen besseren und passenderen Zeit-
punkt zur Rückkehr des Monarchen, als den gegenwärtigen; aber
Jnnsbruck scheint tausend Meilen von uns entrückt zu seyn. —
Wie steht es mit dem Sicherheitsausschuß? Er hat heute neuer-
dings über Seyn oder Nichtseyn berathen. Ach, das Scheiden
ist so schwer und die Macht so süß! Der Gemeindeausschuß hat
mit dem Sicherheitsausschuß entschieden gebrochen und der Ver-
waltungsrath der Nationalgarde grollt bitter. Dr. Fischhof schei-
det vom Präsidium des Sicherheitsausschusses. Den in den
Märztagen Gefallenen wird ein Monument und eine Leichenfeier
votirt.

Wien 21. Juli. ( Br. Z. ) Unsere Nationalgarde hat ver-
gangene Nacht ihre Hand zur Aufhebung des demokratischen
Clubbs gereicht. Es wurde in dieser Versammlung eben die Re-
publik mit wildem Geschrei angerührt, als die Garde einschritt
und die Versammlung aufhob. Der bekannte Jurist Böhm ist
unter den Arretirten. Viele Mitglieder dieses Clubbs wurden von
dem herbeigelaufenen Volk thätlich mißhandelt. [ Zum Minister
der auswärtigen Angelegenheiten an des kranken Wessenbergs
Stelle soll General Prokesch in Aussicht genommen seyn. ]

[ Kriegsschauplatz vom 18. Juli. ] Seit zwei Tagen
läuft das Gerücht von einem Siege, den die Oesterreicher
bei Villafranca über die piemontesische Armee davonge-
tragen haben sollen, wobei 2000 Feinde gefallen und 4000 Mann
in Gefangenschaft gerathen wären. Dadurch, sowie durch das
Vordringen des Feldmarschall=Lieutenants Welden jenseits des
Po, sey Karl Albert gezwungen worden, jene furchtbaren Ver-
schanzungen zu verlassen und der Weg in die Lombardei nunmehr
offen. Daß Baron Welden Ferrara neu verproviantirt und Mo-
dena
eingenommen habe, wird durch viele Briefe aus jenen Ge-
[Spaltenumbruch] genden bestätigt und soll die Vorhut dieses Corps bereits in
Reggio eingerückt seyn, von wo nur wenige Meilen bis Par-
ma
sind. Die Ansicht wird allgemein getheilt, daß demnächst die
Lombardei der Schauplatz des Krieges seyn werde.

Wien 22. Juli. Erzherzog Johann hat den österreichie
schen Reichstag heute mit folgender Thronrede eröffnet:„ Von
Sr. Majestät beauftragt, den Reichstag zu eröffnen, er-
fülle ich hiermit die erfreuliche Pflicht, und begrüße aus voller
Seele Sie, meine Herren, die Sie berufen sind, das Werk der
Wiedergeburt des Vaterlandes zu vollbringen. Die Befestigung
der erworbenen Freiheit für uns und unsere Zukunft erheischt
Jhr offenes, unabhängiges Zusammenwirken zur Feststellung der
Verfassung. Alle Nationalitäten der österreichischen Monarchie
stehen dem Herzen Sr. Majestät gleich nahe, und in der freien
Verbrüderung derselben, in der vollen Gleichberechtigung aller,
sowie in dem innigen Verbande mit Deutschland finden
alle Jnteressen eine feste Grundlage. Mit Schmerz erfüllt das
Herz Sr. Mjestät, daß nicht zugleich die Fülle aller Segnungen
eintreten konnte, welche freie Jnstitutionen in weisem Gebrauche
den Völkern zu sichern pflegen. Se. Majestät theilen im regen
Mitgefühle die Bedrängnisse ihrer Völker. Jn Beziehung auf
Ungarn und seine Nebenländer läßt sich in dem Rechtlichkeitsge-
fühle der edelmüthigen Bevölkerung eine friedliche, befriedigende
Ausgleichung der noch schwebenden Fragen erwarten. Der Krieg
in Jtalien ist nicht gegen die Freiheitsbestrebungen der italienischen
Völker gerichtet; er hat den ernsten Zweck, unter vollständiger
Anerkennung der Nationalität, die Ehre der österreichischen
Waffen den italienischen Mächten gegenüber zu behaupten und
die wichtigsten Jnteressen des Staates zu wahren. Nachdem
die wohlwollenden Absichten, die unseligen Zerwürfnisse fried-
lich beizulegen, ohne Erfolg blieben, so wird es die Aufgabe
unserer tapferen Armee, einen ehrenvollen Frieden zu erkämpfen.
Die freundschaftlichen Beziehungen Oesterreichs mit allen andern
Mächten sind nicht verändert worden. Das durch lange Zeit un-
terbrochene Verhältniß mit Spanien ist wieder hergestellt. Durch
die Folge früherer Finanzoperationen und durch das Zusammen-
treffen außerordentlicher Umstände sind die finanziellen Verhält-
nisse des Staates in einen Zustand versetzt worden, der außeror-
dentliche Maßregeln erheischt, und schon in nächster Zukunft die
Minister veranlassen wird, die erforderlichen Entwürfe sammt
allen Nachweisungen vorzulegen. Jn der Berufung der Volks-
vertreter zu eigener Berathung allgemeiner Jnteressen ruht die
sichere Gewähr der geistigen und materiellen Entwicklung Oester-
reichs. Se. Majestät läßt Jhnen daher, meine Herren, und der
ganzen Nation seinen kaiserlichen Gruß und die Versicherung sei-
nes herzlichsten Wohlwollens entbieten. Hiermit ist der constitui-
rende Reichstag eröffnet.

Bayern. Am 21. Juli fand im Ministerium des Jn-
nern eine Sitzung der Commission zur Berathung der Ge-
werbs- und Arbeiterverhältnisse statt, welcher Sr. Maj. der Kö-
nig beiwohnte. Es wurde in dieser Sitzung die Bildung
besonderer Gewerbsgremien
genehmigt, welche dem Mi-
nisterium und den Regierungen in ähnlicher Weise an die Seite
gestellt werden sollen, wie in Handelsangelenheiten die Handels-
kammern.

* * Darmstadt 24. Juli. Unser neuer Minister Jaup soll
schon wieder unmöglich gemacht sein. Bereits am Samstag
rüsteten sich viele Mitglieder der Kammer zur Heimreise, um
nicht mehr zurückzukehren. Nur die Mittheilung, daß heute Seitens
des Ministers Eröffnungen über den Stand der Auflösungsfrage
gegeben würden, hielt die Kammermitglieder zurück. Heute er-
schien auch Jaup, bewegte sich jedoch in allgemeinen Sätzen;
man möge sich gedulden, bis die Nationalversammlung zu Frank-
furt über diesen Gegenstand beschossen u. d. gl., eine con-
sttuirende hessische Kammer könne ohne neues Wahlgesetz nicht
berufen werden, die noch bestehenden Kammern müßten dieses erst
berathen. Die Kammer ist aber nicht damit zufrieden, sondern
will sich, dem Vernehmen nach, direct an den Großherzog wen-
den, mit der Bitte, die Kammer anfzulösen

△ Zwingenberg 25. Juli. Gestern und heute fanden dahier
in Folge der Abhaltung des Forstgerichts arge Unruhen statt. Die
ausgesprochenen Strafen sollen sich bei Einzelnen bis auf 200 fl.
belaufen haben. Der Revierförster von Auerbach soll schwer miß-
handelt, der Forstinspektor Vanderhang in Jagenheim aus der
Stadt verjagt worden seyn. Wahrscheinlich in Folge der Er-
regtheit sind einige Häuser angezündet worden. Eine Scheuer,
nahe beim Bahnhofe brennt jetzt noch im Augenblick, wo der Zug
vorüberfährt, der Jhnen diese Nachricht bringt. Das von Bens-
heim schnell herbei gezogene Militär wird solchem verabscheuungs-
würdigen Unfuge ein Ende gemacht haben.

[Ende Spaltensatz]
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[0003] Punkte stehen für mich unbedingt fest, daß die Ehre und Si- cherheit Deutschlands für alle Zeiten gewahrt sey, und daß die bisherigen Zustände Posens nicht fortbestehen können. Das einzige gesetzmäßige Organ hat sich gegen die Aufnahme erklärt. Wer jetzt dabei betheiligt ist, daß die Trennung jetzt schon vorgenommen, daß der Status quo gesichert werde, zeigt die Cabinetsordre von 1833 sehr klar. Nicht bloß in Po- sen, auch in den übrigen Provinzen hat unter dem frühern System Preußen auf alle Weise dahin gewirkt, die Deutschen im Preußenthum aufgehen zu lassen. Fragen Sie in den Rhein- provinzen, wie man preußische Beamte dahin warf, wie man die katholische Kirche zurücksetzte. Wenn dies in den Rheinpro- vinzen, in der Nähe Belgiens und Frankreichs geschah, so ist darnach das Verfahren in Posen zu beurtheilen. Es wird sich fragen, ob gerade die Stimmen jener Deutschen in Posen für die Stimme des Volkes gelten dürfen. Jch glaube, daß es neben der Alternative des Herrn v. Radowitz noch ein Mittel gibt, nämlich die vorläufige Einverleibung des ganzen Posener Groß- herzogthums. Die Reorganisation, das heißt, die Beschützung der polnischen Nationalität müßte ohnedies auch in den einver- leibten Theilen geschehen. Die Einverleibung des ganzen würde unter dem Vorbehalt einer entsprechenden Gebietstrennung bei Wiederherstellung von Polen zu geschehen haben.“ Von den übrigen Rednern war noch Lichnowsky bemerkenswerth. „Die allgemeinen Sympathien für Polen vom Jahr 1831 sind nicht mehr vorhanden; der Grund liegt darin, weil, wo ir- gend eine Revolution war, Polen dabei betheiligt erschienen. Die Sympathien für Polen in Frankreich werden dadurch nicht gestie- gen seyn, daß unter dem Vorwande derselben das einzige gesetz- liche Organ, die Nationalversammlung, angegriffen worden ist. Jch frage, da Jnterpellationen Mode sind, den Minister des Aus- wärtigen, ob nicht von Frankreich an eine deutsche Regierung eine Depesche gekommen ist, in welcher man sich die Wiederkehr der ausgezogenen Polen verbittet, da sie Unruhen beabsichtigen? Jch beantrage, daß von der preußischen Regierung eine bestimmte Er- klärung verlangt werde, daß dieselbe unter allen Umstän- den die Deutschen in dem polnischen Theil von Posen in ihrer Nationalität schützen werde. Die von dem Ausschuß erwählte Form läßt scheinen, als ob den Polen Hoffnung gemacht werden solle. Es wäre aber nicht würdig, eine Hoffnung zu nähren, die zu erfüllen wir nicht die Kraft haben.“ Wien 20. Juli. ( A. Z. ) Uebermorgen, so Gott will, soll feierliche Eröffnung des Reichstags stattfinden. Es hat nun da- mit Eile, da der Erzherzog=Reichsverweser kaum mehr lange in unsrer Mitte verweilen kann. Und was dann? Wir schweben in dieser Hinsicht in der peinlichsten Ungewißheit über die nächste Zu- kunft. Gibt es gleich solche, die an eine baldige Rückkehr des Kai- sers glauben und von mannichfachen dießfälligen Vorbereitungen wissen wollen, so scheint die weitaus größere Zahl darauf zu ver- zichten und die gehässigsten Jnterpretationen gewinnen hier Spiel- raum. Und doch gäbe es kaum einen besseren und passenderen Zeit- punkt zur Rückkehr des Monarchen, als den gegenwärtigen; aber Jnnsbruck scheint tausend Meilen von uns entrückt zu seyn. — Wie steht es mit dem Sicherheitsausschuß? Er hat heute neuer- dings über Seyn oder Nichtseyn berathen. Ach, das Scheiden ist so schwer und die Macht so süß! Der Gemeindeausschuß hat mit dem Sicherheitsausschuß entschieden gebrochen und der Ver- waltungsrath der Nationalgarde grollt bitter. Dr. Fischhof schei- det vom Präsidium des Sicherheitsausschusses. Den in den Märztagen Gefallenen wird ein Monument und eine Leichenfeier votirt. Wien 21. Juli. ( Br. Z. ) Unsere Nationalgarde hat ver- gangene Nacht ihre Hand zur Aufhebung des demokratischen Clubbs gereicht. Es wurde in dieser Versammlung eben die Re- publik mit wildem Geschrei angerührt, als die Garde einschritt und die Versammlung aufhob. Der bekannte Jurist Böhm ist unter den Arretirten. Viele Mitglieder dieses Clubbs wurden von dem herbeigelaufenen Volk thätlich mißhandelt. [ Zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten an des kranken Wessenbergs Stelle soll General Prokesch in Aussicht genommen seyn. ] [ Kriegsschauplatz vom 18. Juli. ] Seit zwei Tagen läuft das Gerücht von einem Siege, den die Oesterreicher bei Villafranca über die piemontesische Armee davonge- tragen haben sollen, wobei 2000 Feinde gefallen und 4000 Mann in Gefangenschaft gerathen wären. Dadurch, sowie durch das Vordringen des Feldmarschall=Lieutenants Welden jenseits des Po, sey Karl Albert gezwungen worden, jene furchtbaren Ver- schanzungen zu verlassen und der Weg in die Lombardei nunmehr offen. Daß Baron Welden Ferrara neu verproviantirt und Mo- dena eingenommen habe, wird durch viele Briefe aus jenen Ge- genden bestätigt und soll die Vorhut dieses Corps bereits in Reggio eingerückt seyn, von wo nur wenige Meilen bis Par- ma sind. Die Ansicht wird allgemein getheilt, daß demnächst die Lombardei der Schauplatz des Krieges seyn werde. Wien 22. Juli. Erzherzog Johann hat den österreichie schen Reichstag heute mit folgender Thronrede eröffnet:„ Von Sr. Majestät beauftragt, den Reichstag zu eröffnen, er- fülle ich hiermit die erfreuliche Pflicht, und begrüße aus voller Seele Sie, meine Herren, die Sie berufen sind, das Werk der Wiedergeburt des Vaterlandes zu vollbringen. Die Befestigung der erworbenen Freiheit für uns und unsere Zukunft erheischt Jhr offenes, unabhängiges Zusammenwirken zur Feststellung der Verfassung. Alle Nationalitäten der österreichischen Monarchie stehen dem Herzen Sr. Majestät gleich nahe, und in der freien Verbrüderung derselben, in der vollen Gleichberechtigung aller, sowie in dem innigen Verbande mit Deutschland finden alle Jnteressen eine feste Grundlage. Mit Schmerz erfüllt das Herz Sr. Mjestät, daß nicht zugleich die Fülle aller Segnungen eintreten konnte, welche freie Jnstitutionen in weisem Gebrauche den Völkern zu sichern pflegen. Se. Majestät theilen im regen Mitgefühle die Bedrängnisse ihrer Völker. Jn Beziehung auf Ungarn und seine Nebenländer läßt sich in dem Rechtlichkeitsge- fühle der edelmüthigen Bevölkerung eine friedliche, befriedigende Ausgleichung der noch schwebenden Fragen erwarten. Der Krieg in Jtalien ist nicht gegen die Freiheitsbestrebungen der italienischen Völker gerichtet; er hat den ernsten Zweck, unter vollständiger Anerkennung der Nationalität, die Ehre der österreichischen Waffen den italienischen Mächten gegenüber zu behaupten und die wichtigsten Jnteressen des Staates zu wahren. Nachdem die wohlwollenden Absichten, die unseligen Zerwürfnisse fried- lich beizulegen, ohne Erfolg blieben, so wird es die Aufgabe unserer tapferen Armee, einen ehrenvollen Frieden zu erkämpfen. Die freundschaftlichen Beziehungen Oesterreichs mit allen andern Mächten sind nicht verändert worden. Das durch lange Zeit un- terbrochene Verhältniß mit Spanien ist wieder hergestellt. Durch die Folge früherer Finanzoperationen und durch das Zusammen- treffen außerordentlicher Umstände sind die finanziellen Verhält- nisse des Staates in einen Zustand versetzt worden, der außeror- dentliche Maßregeln erheischt, und schon in nächster Zukunft die Minister veranlassen wird, die erforderlichen Entwürfe sammt allen Nachweisungen vorzulegen. Jn der Berufung der Volks- vertreter zu eigener Berathung allgemeiner Jnteressen ruht die sichere Gewähr der geistigen und materiellen Entwicklung Oester- reichs. Se. Majestät läßt Jhnen daher, meine Herren, und der ganzen Nation seinen kaiserlichen Gruß und die Versicherung sei- nes herzlichsten Wohlwollens entbieten. Hiermit ist der constitui- rende Reichstag eröffnet. Bayern. Am 21. Juli fand im Ministerium des Jn- nern eine Sitzung der Commission zur Berathung der Ge- werbs- und Arbeiterverhältnisse statt, welcher Sr. Maj. der Kö- nig beiwohnte. Es wurde in dieser Sitzung die Bildung besonderer Gewerbsgremien genehmigt, welche dem Mi- nisterium und den Regierungen in ähnlicher Weise an die Seite gestellt werden sollen, wie in Handelsangelenheiten die Handels- kammern. * * Darmstadt 24. Juli. Unser neuer Minister Jaup soll schon wieder unmöglich gemacht sein. Bereits am Samstag rüsteten sich viele Mitglieder der Kammer zur Heimreise, um nicht mehr zurückzukehren. Nur die Mittheilung, daß heute Seitens des Ministers Eröffnungen über den Stand der Auflösungsfrage gegeben würden, hielt die Kammermitglieder zurück. Heute er- schien auch Jaup, bewegte sich jedoch in allgemeinen Sätzen; man möge sich gedulden, bis die Nationalversammlung zu Frank- furt über diesen Gegenstand beschossen u. d. gl., eine con- sttuirende hessische Kammer könne ohne neues Wahlgesetz nicht berufen werden, die noch bestehenden Kammern müßten dieses erst berathen. Die Kammer ist aber nicht damit zufrieden, sondern will sich, dem Vernehmen nach, direct an den Großherzog wen- den, mit der Bitte, die Kammer anfzulösen △ Zwingenberg 25. Juli. Gestern und heute fanden dahier in Folge der Abhaltung des Forstgerichts arge Unruhen statt. Die ausgesprochenen Strafen sollen sich bei Einzelnen bis auf 200 fl. belaufen haben. Der Revierförster von Auerbach soll schwer miß- handelt, der Forstinspektor Vanderhang in Jagenheim aus der Stadt verjagt worden seyn. Wahrscheinlich in Folge der Er- regtheit sind einige Häuser angezündet worden. Eine Scheuer, nahe beim Bahnhofe brennt jetzt noch im Augenblick, wo der Zug vorüberfährt, der Jhnen diese Nachricht bringt. Das von Bens- heim schnell herbei gezogene Militär wird solchem verabscheuungs- würdigen Unfuge ein Ende gemacht haben.

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 42. Mainz, 27. Juli 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal042_1848/3>, abgerufen am 21.11.2024.