Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mainzer Journal. Nr. 47. Mainz, 1. August 1848.

Bild:
<< vorherige Seite

[Beginn Spaltensatz] des bedeutend größer als die unsrigen, und der Tag endigte mit
Aussichten auf einen vollständigen Sieg für den nächsten Tag.
Aber am Dienstag, während unsere Artillerie von den Höhen
von Sommacampagna herabdonnerte, kam ein neues feind-
liches Corps,
das unter Radetzky's Anführung von Verona,
wo es sich von Legnago und Vicenza aus gesammelt hatte, auf-
gebrochen war, hinzu und fiel den Unsrigen in den
Rücken.
Nach einem für den Feind mörderischen Widerstande
erkannte man es als gefährlich, diese so blosgestellten und aus-
gedehnten Stellungen zu behaupten, und das Heer zog sich
nach Villafranca zurück,
von wo es in der Nacht, 2500
Gefangene mit sich führend, ohne daß der Feind es zu verfolgen
wagte, sich auf Goito zurückzog, um sich von den außer-
ordentlichen Anstrengungen dieses dreitägigen Kampfes zu erholen
und sich mit den Reservecorps auf der Linie des Mincio wieder
zu vereinigen. Peschiera wird von dem linken Flügel des Heeres
unter dem Befehl des General Sonnaz tapfer vertheidigt. Die
Einzelnheiten der Schlacht sind im Hauptquatier noch nicht zu-
sammengestellt."

Verona 25. Juli. ( A. Z. ) Während das Gros des öster-
reichischen Heeres gegen das Centrum und den linken Flügel der
piemontesischen Armee operirt, gegen Peschiera und den Mincio
vorrückte, widmete es dem rechten Flügel der letzteren keine Be-
achtung. Von dieser Seite aus wurde gestern die Brigade Liech-
tenstein bei Sta. Lucia und Umgegend überfallen -- und völlig
unvorbereitet -- gänzlich versprengt, niedergemacht oder getödtet.
Das Jnfanterieregiment Nugent hat besonders gelitten. Die
Leute liefen auseinander wie sie waren, da ihnen keine andere Aus-
wahl blieb. Auch drei Kanonen gingen verloren. Die Piemon-
tesen, welche die Verschanzungen und Kanonen als ihre vorzüg-
liche Kriegsweise sich erwählten, so daß man sagt, sie schössen
auch nach Sperlingen mit Kononen, sind hier ebenfalls wieder
mit grobem Geschütz besonders thätig gewesen. Ueber Tirol
werden sie bereits Nachricht haben, daß die Straße von hier nach
Tirol über Rivoli wieder frei sey; ebenso davon was die Be-
hauptung dieses Terrains gekostet hat. Es langen seit zwei Ta-
gen immerfort in größeren und keineren Abtheilungen Gefangene
hier an.

Jn Rom ist die Ruhe, wie sich nach den letzten Nachrich-
ten befürchten ließ, nicht gestört worden. Am 20. überreichte die
Commission der Deputirtenkammer dem Papst die bereits er-
wähnte Adresse. Se. Heiligkeit antwortete: Es sey immer seine
Sorge gewesen, die Rechte seiner weltlichen Besitzungen zu ver-
theidigen. Auf den früheren Protest wegen Ferrara's sey ihm
volles Recht geworden, indem der Status quo wiederhergestellt
wurde; Gleiches hoffe er auch diesmal, obwohl die Umstände
wesentlich verschieden seyen. Jnzwischen seyen Nachrichten
eingetroffen, daß die österreichischen Truppen Ferrara bereits
wieder geräumt. Jedenfalls sey es ihm angenehm, die Depu-
tation zu versichern, daß er entschlossen sey, alle Befehle
zu ertheilen, welche nothwendig seyen, um das Recht der
Vertheidigung
zu wahren, auf welches er niemals zu
verzichten gemeint gewesen. Der Papst schloß mit dem
Wunsche, Gott möge die Gemüther der Jtaliener über
ihre wahren Jnteressen einigen und Religion und Frieden, die
einzigen Quellen wahren Glückes, in Jtalien erblühen lassen.
Darauf unterhielt sich der heilige Vater noch eine gute Stunde mit
den Deputirten; nach dem Berichte, welchen der Präsident Se-
reni in der Sitzung der Kammer vom 20. über die geführten Ge-
spräche gab, soll der Papst wiederholt den Entschluß geäußert
haben: 1 ) durch das Ministerium für alle Vertheidigungsmittel,
so groß sie auch seyen, Vorsorge treffen zu lassen, und 2 ) die
Unterhandlungen wegen Abschlusses des italienischen Bundes
( lega italiana ) schleunig wieder aufzunehmen und fortzusetzen.
Diese Eröffnungen wurden in der Kammer mit großem Jubel
aufgenommen.

Frankreich.

* * * Paris 29. Juli. Das Gesetz über, oder besser gesagt,
gegen die Clubs wurde endlich gestern nach einem hartnäckigen
Kampf, in welchem die Opposition noch einmal alle ihre Streitkräfte
in das Feuer führte, von der Kammer mit 629 Stimmen gegen 100
ganz im Geiste des Ministeriums angenommen. Ein von Antony
Thouret eingebrachtes Amendement, das ganze Gesetz nur für ein
provisorisches zu erklären und eine Revision desselben später vor-
zunehmen, fiel durch. Wie Sie wissen, stehen uns für Montag
Jnterpellationen über die auswärtigen Angelegenheiten bevor;
die über die inneren Angelegenheiten kommen jetzt ganz unerwartet
noch etwas früher, denn heute wird Herr Latouche das Ministe-
[Spaltenumbruch] rium wegen seiner Eingriffe in die Preßfreiheit und namentlich
wegen Unterdrückung des Blattes von Girardin interpelliren.

Die mit der Vorbereitung des Gesetzes über den Primärun-
terricht beauftragte Commission hat "die unbedingte Freiheit
ohne Controlle des Staates" abgelehnt.

Börse vom 28. Juli. An der heutigen Börse waren
die Curse wenig verändert, doch blieben die französische Renten
matt. 5% anfangs Frs. 73. 50. fielen auf Frs. 72. 25. und schlos-
sen mit Frs. 72. 50; 3% gingen auf Frs. 45. 50 zurück und
blieben Frs. 45. 75. Bankactien Frs. 10 höher. Schatzscheine
17% Verlust. Da das Anlehen für die Orleanser Eisenbahn ganz
gezeichnet seyn soll, so waren deren Actien sehr gesucht und gingen
um Frs. 22. 50. höher.

Großbritannien.

London 27. Juli. Der Präsident des Minister=Rathes
Lord Lansdowne, erklärte in der heutigen Sitzung des Oberhau-
ses, daß er Ursache habe, die heute hier verbreiteten
Nachrichten von einem Aufstande in Jrland für
ganz ungegründet zu halten.
Die Depeschen, welche der
Lord=Statthalter Mittwoch Nachmittags um drei Uhr an die Re-
gierung schrieb, melden nichts davon; andere Briefe, die gestern
um sieben Uhr Abends abgingen, schweigen ebenfalls. Auf die-
selbe Weise sprach sich im Unterhause der Minister des Jnnern,
Sir Charles Grey, aus. Doch ist die Lage Jrlands jedenfalls
sehr bedenklich. Jung=Jrlands Führer wissen, daß sie dem Arme
der Gerechtigkeit nicht mehr entgehen können, und suchen das
Volk zu Mitschuldigen zu machen.

Die Nachricht des "Standard," daß die Clubs in Dublin
sich aufgelös't, hat sich nicht bestätigt; sie beharren auf ihrer
drohenden Sprache. Jnzwischen trifft die Regierung ihre Maß-
regeln. Neue Truppen ziehen nach Liverpool zu dem dortigen
Lager, und Napier's Geschwader werden neue Schiffe nachge-
schickt. Jn Liverpool, wo zahlreiche Flüchtlinge aus Jrland an-
gekommen, in Manchester, Birmingham und allen Städten, wo
die Jrländer in großer Anzahl leben, trifft man Sicherheits-
Maßregeln.

London 28. Juli. Jn Jrland ist bis jetzt kein Blut geflossen,
als das eines armen Policeidieners in Dublin, welcher drei be-
waffnete Clubbisten verhaften wollte. Sie brachten ihm mehrere
Wunden bei; er aber packte zwei von ihnen so fest, daß sie sich
nicht loswinden konnten und in's Gefängniß abgeführt wurden.
Die Aufregung ist übrigens in Cork, Cashel und Dublin, über-
haupt in dem ganzen Süden und Westen sehr groß.

Dänemark.

Kopenhagen 26. Juli. ( B. H. ) Am 24. Juli mag man
wohl schon in Kopenhagen gewußt haben, daß man dort auf
keine mildere Bedingungen, als von vorne herein angeboten,
den Frieden wolle. Der König war an dem Tage nach Malmö
gegangen und am Abende zurückgekehrt. Die schwedischen Trup-
pen ( ca. 12,000 Mann ) hatten sich in engere Cantonnements um
Malmö herum concentrirt, nachdem sie vor den Königen von
Schweden und Dänemark die Revue passirt waren. Die dänische
Armee hielt am 22. Juli Revue eine halbe Meile nördlich von
Veile, und jede Brigade wurde von ihrem Generale angeredet,
wobei den Truppen die Anerkennung ihres Muthes und ihrer
Ausdauer und sie aufgefordert wurden, ferner dabei auszuharren.
Die Stimmung bei Untergebenen wie Befehlshabern, so auch
bei den Einwohnern, die zahlreich herbeigeströmt waren, soll
eine sehr jubelnde und zufriedene gewesen seyn, worüber General
Hedemann in einem Tagsbefehl vom 23. Juli seine volle Zufrie-
denheit zu erkennen gegeben hat.

Es wird davon gesprochen, eine Adresse an das fran-
zösische Volk
zu erlassen. Jn der zum Vorschlag gebrachten
Fassung findet sich folgende Stelle: "Alle Nationen schulden
Frankreich Dankbarkeit und Bewunderung. Das haben auch
wir gefühlt, die wir, obwohl durch Flüsse und große Landstrecken
von Euch getrennt, die letzten Eurer Alliirten waren, welche im
Kampfe gegen das übrige Europa treu Euren Fahnen folgten
u. s. w." Wie armselig!

( L. K. ) Gleich nach dem Eingange der Nachricht von Abbruch
der Waffenstillstandsunterhandlungen, am Sonntage, ging Herr
von Harbou, Adjutant unseres Kriegsministers und mehrjähriger
Waffengefährte des Generals Cavaignac in den algierischen Krie-
gen, mit dem Dampfschiffe "Rob Roy" über London nach Paris.
Ueber die ihm gewordenen Aufträge verlautet nichts.

[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. -- Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. -- Druck von Florian Kupferberg.

[Beginn Spaltensatz] des bedeutend größer als die unsrigen, und der Tag endigte mit
Aussichten auf einen vollständigen Sieg für den nächsten Tag.
Aber am Dienstag, während unsere Artillerie von den Höhen
von Sommacampagna herabdonnerte, kam ein neues feind-
liches Corps,
das unter Radetzky's Anführung von Verona,
wo es sich von Legnago und Vicenza aus gesammelt hatte, auf-
gebrochen war, hinzu und fiel den Unsrigen in den
Rücken.
Nach einem für den Feind mörderischen Widerstande
erkannte man es als gefährlich, diese so blosgestellten und aus-
gedehnten Stellungen zu behaupten, und das Heer zog sich
nach Villafranca zurück,
von wo es in der Nacht, 2500
Gefangene mit sich führend, ohne daß der Feind es zu verfolgen
wagte, sich auf Goito zurückzog, um sich von den außer-
ordentlichen Anstrengungen dieses dreitägigen Kampfes zu erholen
und sich mit den Reservecorps auf der Linie des Mincio wieder
zu vereinigen. Peschiera wird von dem linken Flügel des Heeres
unter dem Befehl des General Sonnaz tapfer vertheidigt. Die
Einzelnheiten der Schlacht sind im Hauptquatier noch nicht zu-
sammengestellt.“

Verona 25. Juli. ( A. Z. ) Während das Gros des öster-
reichischen Heeres gegen das Centrum und den linken Flügel der
piemontesischen Armee operirt, gegen Peschiera und den Mincio
vorrückte, widmete es dem rechten Flügel der letzteren keine Be-
achtung. Von dieser Seite aus wurde gestern die Brigade Liech-
tenstein bei Sta. Lucia und Umgegend überfallen — und völlig
unvorbereitet — gänzlich versprengt, niedergemacht oder getödtet.
Das Jnfanterieregiment Nugent hat besonders gelitten. Die
Leute liefen auseinander wie sie waren, da ihnen keine andere Aus-
wahl blieb. Auch drei Kanonen gingen verloren. Die Piemon-
tesen, welche die Verschanzungen und Kanonen als ihre vorzüg-
liche Kriegsweise sich erwählten, so daß man sagt, sie schössen
auch nach Sperlingen mit Kononen, sind hier ebenfalls wieder
mit grobem Geschütz besonders thätig gewesen. Ueber Tirol
werden sie bereits Nachricht haben, daß die Straße von hier nach
Tirol über Rivoli wieder frei sey; ebenso davon was die Be-
hauptung dieses Terrains gekostet hat. Es langen seit zwei Ta-
gen immerfort in größeren und keineren Abtheilungen Gefangene
hier an.

Jn Rom ist die Ruhe, wie sich nach den letzten Nachrich-
ten befürchten ließ, nicht gestört worden. Am 20. überreichte die
Commission der Deputirtenkammer dem Papst die bereits er-
wähnte Adresse. Se. Heiligkeit antwortete: Es sey immer seine
Sorge gewesen, die Rechte seiner weltlichen Besitzungen zu ver-
theidigen. Auf den früheren Protest wegen Ferrara's sey ihm
volles Recht geworden, indem der Status quo wiederhergestellt
wurde; Gleiches hoffe er auch diesmal, obwohl die Umstände
wesentlich verschieden seyen. Jnzwischen seyen Nachrichten
eingetroffen, daß die österreichischen Truppen Ferrara bereits
wieder geräumt. Jedenfalls sey es ihm angenehm, die Depu-
tation zu versichern, daß er entschlossen sey, alle Befehle
zu ertheilen, welche nothwendig seyen, um das Recht der
Vertheidigung
zu wahren, auf welches er niemals zu
verzichten gemeint gewesen. Der Papst schloß mit dem
Wunsche, Gott möge die Gemüther der Jtaliener über
ihre wahren Jnteressen einigen und Religion und Frieden, die
einzigen Quellen wahren Glückes, in Jtalien erblühen lassen.
Darauf unterhielt sich der heilige Vater noch eine gute Stunde mit
den Deputirten; nach dem Berichte, welchen der Präsident Se-
reni in der Sitzung der Kammer vom 20. über die geführten Ge-
spräche gab, soll der Papst wiederholt den Entschluß geäußert
haben: 1 ) durch das Ministerium für alle Vertheidigungsmittel,
so groß sie auch seyen, Vorsorge treffen zu lassen, und 2 ) die
Unterhandlungen wegen Abschlusses des italienischen Bundes
( lega italiana ) schleunig wieder aufzunehmen und fortzusetzen.
Diese Eröffnungen wurden in der Kammer mit großem Jubel
aufgenommen.

Frankreich.

* * * Paris 29. Juli. Das Gesetz über, oder besser gesagt,
gegen die Clubs wurde endlich gestern nach einem hartnäckigen
Kampf, in welchem die Opposition noch einmal alle ihre Streitkräfte
in das Feuer führte, von der Kammer mit 629 Stimmen gegen 100
ganz im Geiste des Ministeriums angenommen. Ein von Antony
Thouret eingebrachtes Amendement, das ganze Gesetz nur für ein
provisorisches zu erklären und eine Revision desselben später vor-
zunehmen, fiel durch. Wie Sie wissen, stehen uns für Montag
Jnterpellationen über die auswärtigen Angelegenheiten bevor;
die über die inneren Angelegenheiten kommen jetzt ganz unerwartet
noch etwas früher, denn heute wird Herr Latouche das Ministe-
[Spaltenumbruch] rium wegen seiner Eingriffe in die Preßfreiheit und namentlich
wegen Unterdrückung des Blattes von Girardin interpelliren.

Die mit der Vorbereitung des Gesetzes über den Primärun-
terricht beauftragte Commission hat „die unbedingte Freiheit
ohne Controlle des Staates“ abgelehnt.

Börse vom 28. Juli. An der heutigen Börse waren
die Curse wenig verändert, doch blieben die französische Renten
matt. 5% anfangs Frs. 73. 50. fielen auf Frs. 72. 25. und schlos-
sen mit Frs. 72. 50; 3% gingen auf Frs. 45. 50 zurück und
blieben Frs. 45. 75. Bankactien Frs. 10 höher. Schatzscheine
17% Verlust. Da das Anlehen für die Orleanser Eisenbahn ganz
gezeichnet seyn soll, so waren deren Actien sehr gesucht und gingen
um Frs. 22. 50. höher.

Großbritannien.

London 27. Juli. Der Präsident des Minister=Rathes
Lord Lansdowne, erklärte in der heutigen Sitzung des Oberhau-
ses, daß er Ursache habe, die heute hier verbreiteten
Nachrichten von einem Aufstande in Jrland für
ganz ungegründet zu halten.
Die Depeschen, welche der
Lord=Statthalter Mittwoch Nachmittags um drei Uhr an die Re-
gierung schrieb, melden nichts davon; andere Briefe, die gestern
um sieben Uhr Abends abgingen, schweigen ebenfalls. Auf die-
selbe Weise sprach sich im Unterhause der Minister des Jnnern,
Sir Charles Grey, aus. Doch ist die Lage Jrlands jedenfalls
sehr bedenklich. Jung=Jrlands Führer wissen, daß sie dem Arme
der Gerechtigkeit nicht mehr entgehen können, und suchen das
Volk zu Mitschuldigen zu machen.

Die Nachricht des „Standard,“ daß die Clubs in Dublin
sich aufgelös't, hat sich nicht bestätigt; sie beharren auf ihrer
drohenden Sprache. Jnzwischen trifft die Regierung ihre Maß-
regeln. Neue Truppen ziehen nach Liverpool zu dem dortigen
Lager, und Napier's Geschwader werden neue Schiffe nachge-
schickt. Jn Liverpool, wo zahlreiche Flüchtlinge aus Jrland an-
gekommen, in Manchester, Birmingham und allen Städten, wo
die Jrländer in großer Anzahl leben, trifft man Sicherheits-
Maßregeln.

London 28. Juli. Jn Jrland ist bis jetzt kein Blut geflossen,
als das eines armen Policeidieners in Dublin, welcher drei be-
waffnete Clubbisten verhaften wollte. Sie brachten ihm mehrere
Wunden bei; er aber packte zwei von ihnen so fest, daß sie sich
nicht loswinden konnten und in's Gefängniß abgeführt wurden.
Die Aufregung ist übrigens in Cork, Cashel und Dublin, über-
haupt in dem ganzen Süden und Westen sehr groß.

Dänemark.

Kopenhagen 26. Juli. ( B. H. ) Am 24. Juli mag man
wohl schon in Kopenhagen gewußt haben, daß man dort auf
keine mildere Bedingungen, als von vorne herein angeboten,
den Frieden wolle. Der König war an dem Tage nach Malmö
gegangen und am Abende zurückgekehrt. Die schwedischen Trup-
pen ( ca. 12,000 Mann ) hatten sich in engere Cantonnements um
Malmö herum concentrirt, nachdem sie vor den Königen von
Schweden und Dänemark die Revue passirt waren. Die dänische
Armee hielt am 22. Juli Revue eine halbe Meile nördlich von
Veile, und jede Brigade wurde von ihrem Generale angeredet,
wobei den Truppen die Anerkennung ihres Muthes und ihrer
Ausdauer und sie aufgefordert wurden, ferner dabei auszuharren.
Die Stimmung bei Untergebenen wie Befehlshabern, so auch
bei den Einwohnern, die zahlreich herbeigeströmt waren, soll
eine sehr jubelnde und zufriedene gewesen seyn, worüber General
Hedemann in einem Tagsbefehl vom 23. Juli seine volle Zufrie-
denheit zu erkennen gegeben hat.

Es wird davon gesprochen, eine Adresse an das fran-
zösische Volk
zu erlassen. Jn der zum Vorschlag gebrachten
Fassung findet sich folgende Stelle: „Alle Nationen schulden
Frankreich Dankbarkeit und Bewunderung. Das haben auch
wir gefühlt, die wir, obwohl durch Flüsse und große Landstrecken
von Euch getrennt, die letzten Eurer Alliirten waren, welche im
Kampfe gegen das übrige Europa treu Euren Fahnen folgten
u. s. w.“ Wie armselig!

( L. K. ) Gleich nach dem Eingange der Nachricht von Abbruch
der Waffenstillstandsunterhandlungen, am Sonntage, ging Herr
von Harbou, Adjutant unseres Kriegsministers und mehrjähriger
Waffengefährte des Generals Cavaignac in den algierischen Krie-
gen, mit dem Dampfschiffe „Rob Roy“ über London nach Paris.
Ueber die ihm gewordenen Aufträge verlautet nichts.

[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jPoliticalNews" n="1">
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><pb facs="#f0004"/><cb type="start"/>
des bedeutend größer als die unsrigen, und der Tag endigte mit<lb/>
Aussichten auf einen vollständigen Sieg für den nächsten Tag.<lb/><hi rendition="#g">Aber am Dienstag,</hi> während unsere Artillerie von den Höhen<lb/>
von Sommacampagna herabdonnerte, <hi rendition="#g">kam ein neues feind-<lb/>
liches Corps,</hi> das unter Radetzky's Anführung von Verona,<lb/>
wo es sich von Legnago und Vicenza aus gesammelt hatte, auf-<lb/>
gebrochen war, hinzu <hi rendition="#g">und fiel den Unsrigen in den<lb/>
Rücken.</hi> Nach einem für den Feind mörderischen Widerstande<lb/>
erkannte man es als gefährlich, diese so blosgestellten und aus-<lb/>
gedehnten Stellungen zu behaupten, <hi rendition="#g">und das Heer zog sich<lb/>
nach Villafranca zurück,</hi> von wo es in der Nacht, 2500<lb/>
Gefangene mit sich führend, ohne daß der Feind es zu verfolgen<lb/>
wagte, <hi rendition="#g">sich auf Goito zurückzog,</hi> um sich von den außer-<lb/>
ordentlichen Anstrengungen dieses dreitägigen Kampfes zu erholen<lb/>
und sich mit den Reservecorps auf der Linie des Mincio wieder<lb/>
zu vereinigen. Peschiera wird von dem linken Flügel des Heeres<lb/>
unter dem Befehl des General Sonnaz tapfer vertheidigt. Die<lb/>
Einzelnheiten der Schlacht sind im Hauptquatier noch nicht zu-<lb/>
sammengestellt.&#x201C;</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>Verona 25. Juli. ( A. Z. ) Während das Gros des öster-<lb/>
reichischen Heeres gegen das Centrum und den linken Flügel der<lb/>
piemontesischen Armee operirt, gegen Peschiera und den Mincio<lb/>
vorrückte, widmete es dem rechten Flügel der letzteren keine Be-<lb/>
achtung. Von dieser Seite aus wurde gestern die Brigade Liech-<lb/>
tenstein bei Sta. Lucia und Umgegend überfallen &#x2014; und völlig<lb/>
unvorbereitet &#x2014; gänzlich versprengt, niedergemacht oder getödtet.<lb/>
Das Jnfanterieregiment Nugent hat besonders gelitten. Die<lb/>
Leute liefen auseinander wie sie waren, da ihnen keine andere Aus-<lb/>
wahl blieb. Auch drei Kanonen gingen verloren. Die Piemon-<lb/>
tesen, welche die Verschanzungen und Kanonen als ihre vorzüg-<lb/>
liche Kriegsweise sich erwählten, so daß man sagt, sie schössen<lb/>
auch nach Sperlingen mit Kononen, sind hier ebenfalls wieder<lb/>
mit grobem Geschütz besonders thätig gewesen. Ueber Tirol<lb/>
werden sie bereits Nachricht haben, daß die Straße von hier nach<lb/>
Tirol über Rivoli wieder frei sey; ebenso davon was die Be-<lb/>
hauptung dieses Terrains gekostet hat. Es langen seit zwei Ta-<lb/>
gen immerfort in größeren und keineren Abtheilungen Gefangene<lb/>
hier an.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>Jn Rom ist die Ruhe, wie sich nach den letzten Nachrich-<lb/>
ten befürchten ließ, nicht gestört worden. Am 20. überreichte die<lb/>
Commission der Deputirtenkammer dem Papst die bereits er-<lb/>
wähnte Adresse. Se. Heiligkeit antwortete: Es sey immer seine<lb/>
Sorge gewesen, die Rechte seiner weltlichen Besitzungen zu ver-<lb/>
theidigen. Auf den früheren Protest wegen Ferrara's sey ihm<lb/>
volles Recht geworden, indem der <hi rendition="#aq">Status quo</hi> wiederhergestellt<lb/>
wurde; Gleiches hoffe er auch diesmal, obwohl die Umstände<lb/>
wesentlich verschieden seyen. Jnzwischen seyen Nachrichten<lb/>
eingetroffen, daß die österreichischen Truppen Ferrara bereits<lb/>
wieder geräumt. Jedenfalls sey es ihm angenehm, die Depu-<lb/>
tation zu versichern, daß er entschlossen sey, alle Befehle<lb/>
zu ertheilen, welche nothwendig seyen, um <hi rendition="#g">das Recht der<lb/>
Vertheidigung</hi> zu wahren, auf welches er niemals zu<lb/>
verzichten gemeint gewesen. Der Papst schloß mit dem<lb/>
Wunsche, Gott möge die Gemüther der Jtaliener über<lb/>
ihre wahren Jnteressen einigen und Religion und Frieden, die<lb/>
einzigen Quellen wahren Glückes, in Jtalien erblühen lassen.<lb/>
Darauf unterhielt sich der heilige Vater noch eine gute Stunde mit<lb/>
den Deputirten; nach dem Berichte, welchen der Präsident Se-<lb/>
reni in der Sitzung der Kammer vom 20. über die geführten Ge-<lb/>
spräche gab, soll der Papst wiederholt den Entschluß geäußert<lb/>
haben: 1 ) durch das Ministerium für alle Vertheidigungsmittel,<lb/>
so groß sie auch seyen, Vorsorge treffen zu lassen, und 2 ) die<lb/>
Unterhandlungen wegen Abschlusses des italienischen Bundes<lb/>
( <hi rendition="#aq">lega italiana</hi> ) schleunig wieder aufzunehmen und fortzusetzen.<lb/>
Diese Eröffnungen wurden in der Kammer mit großem Jubel<lb/>
aufgenommen.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="jPoliticalNews" n="1">
        <head> <hi rendition="#g">Frankreich.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><hi rendition="#sup">* * *</hi> Paris 29. Juli. Das Gesetz über, oder besser gesagt,<lb/>
gegen die Clubs wurde endlich gestern nach einem hartnäckigen<lb/>
Kampf, in welchem die Opposition noch einmal alle ihre Streitkräfte<lb/>
in das Feuer führte, von der Kammer mit 629 Stimmen gegen 100<lb/>
ganz im Geiste des Ministeriums angenommen. Ein von Antony<lb/>
Thouret eingebrachtes Amendement, das ganze Gesetz nur für ein<lb/>
provisorisches zu erklären und eine Revision desselben später vor-<lb/>
zunehmen, fiel durch. Wie Sie wissen, stehen uns für Montag<lb/>
Jnterpellationen über die auswärtigen Angelegenheiten bevor;<lb/>
die über die inneren Angelegenheiten kommen jetzt ganz unerwartet<lb/>
noch etwas früher, denn heute wird Herr Latouche das Ministe-<lb/><cb n="2"/>
rium wegen seiner Eingriffe in die Preßfreiheit und namentlich<lb/>
wegen Unterdrückung des Blattes von Girardin interpelliren.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>Die mit der Vorbereitung des Gesetzes über den Primärun-<lb/>
terricht beauftragte Commission hat &#x201E;die unbedingte Freiheit<lb/>
ohne Controlle des Staates&#x201C; abgelehnt.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><hi rendition="#g">Börse vom 28. Juli.</hi> An der heutigen Börse waren<lb/>
die Curse wenig verändert, doch blieben die französische Renten<lb/>
matt. 5% anfangs Frs. 73. 50. fielen auf Frs. 72. 25. und schlos-<lb/>
sen mit Frs. 72. 50; 3% gingen auf Frs. 45. 50 zurück und<lb/>
blieben Frs. 45. 75. Bankactien Frs. 10 höher. Schatzscheine<lb/>
17% Verlust. Da das Anlehen für die Orleanser Eisenbahn ganz<lb/>
gezeichnet seyn soll, so waren deren Actien sehr gesucht und gingen<lb/>
um Frs. 22. 50. höher.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="jPoliticalNews" n="1">
        <head> <hi rendition="#g">Großbritannien.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>London 27. Juli. Der Präsident des Minister=Rathes<lb/>
Lord Lansdowne, erklärte in der heutigen Sitzung des Oberhau-<lb/>
ses, daß er Ursache habe, <hi rendition="#g">die heute hier verbreiteten<lb/>
Nachrichten von einem Aufstande in Jrland für<lb/>
ganz ungegründet zu halten.</hi> Die Depeschen, welche der<lb/>
Lord=Statthalter Mittwoch Nachmittags um drei Uhr an die Re-<lb/>
gierung schrieb, melden nichts davon; andere Briefe, die gestern<lb/>
um sieben Uhr Abends abgingen, schweigen ebenfalls. Auf die-<lb/>
selbe Weise sprach sich im Unterhause der Minister des Jnnern,<lb/>
Sir Charles Grey, aus. Doch ist die Lage Jrlands jedenfalls<lb/>
sehr bedenklich. Jung=Jrlands Führer wissen, daß sie dem Arme<lb/>
der Gerechtigkeit nicht mehr entgehen können, und suchen das<lb/>
Volk zu Mitschuldigen zu machen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>Die Nachricht des &#x201E;Standard,&#x201C; daß die Clubs in Dublin<lb/>
sich aufgelös't, hat sich nicht bestätigt; sie beharren auf ihrer<lb/>
drohenden Sprache. Jnzwischen trifft die Regierung ihre Maß-<lb/>
regeln. Neue Truppen ziehen nach Liverpool zu dem dortigen<lb/>
Lager, und Napier's Geschwader werden neue Schiffe nachge-<lb/>
schickt. Jn Liverpool, wo zahlreiche Flüchtlinge aus Jrland an-<lb/>
gekommen, in Manchester, Birmingham und allen Städten, wo<lb/>
die Jrländer in großer Anzahl leben, trifft man Sicherheits-<lb/>
Maßregeln.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>London 28. Juli. Jn Jrland ist bis jetzt kein Blut geflossen,<lb/>
als das eines armen Policeidieners in Dublin, welcher drei be-<lb/>
waffnete Clubbisten verhaften wollte. Sie brachten ihm mehrere<lb/>
Wunden bei; er aber packte zwei von ihnen so fest, daß sie sich<lb/>
nicht loswinden konnten und in's Gefängniß abgeführt wurden.<lb/>
Die Aufregung ist übrigens in Cork, Cashel und Dublin, über-<lb/>
haupt in dem ganzen Süden und Westen sehr groß.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="jPoliticalNews" n="1">
        <head> <hi rendition="#g">Dänemark.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>Kopenhagen 26. Juli. ( B. H. ) Am 24. Juli mag man<lb/>
wohl schon in Kopenhagen gewußt haben, daß man dort auf<lb/>
keine mildere Bedingungen, als von vorne herein angeboten,<lb/>
den Frieden wolle. Der König war an dem Tage nach Malmö<lb/>
gegangen und am Abende zurückgekehrt. Die schwedischen Trup-<lb/>
pen ( ca. 12,000 Mann ) hatten sich in engere Cantonnements um<lb/>
Malmö herum concentrirt, nachdem sie vor den Königen von<lb/>
Schweden und Dänemark die Revue passirt waren. Die dänische<lb/>
Armee hielt am 22. Juli Revue eine halbe Meile nördlich von<lb/>
Veile, und jede Brigade wurde von ihrem Generale angeredet,<lb/>
wobei den Truppen die Anerkennung ihres Muthes und ihrer<lb/>
Ausdauer und sie aufgefordert wurden, ferner dabei auszuharren.<lb/>
Die Stimmung bei Untergebenen wie Befehlshabern, so auch<lb/>
bei den Einwohnern, die zahlreich herbeigeströmt waren, soll<lb/>
eine sehr jubelnde und zufriedene gewesen seyn, worüber General<lb/>
Hedemann in einem Tagsbefehl vom 23. Juli seine volle Zufrie-<lb/>
denheit zu erkennen gegeben hat.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>Es wird davon gesprochen, <hi rendition="#g">eine Adresse an das fran-<lb/>
zösische Volk</hi> zu erlassen. Jn der zum Vorschlag gebrachten<lb/>
Fassung findet sich folgende Stelle: &#x201E;Alle Nationen schulden<lb/>
Frankreich Dankbarkeit und Bewunderung. Das haben auch<lb/>
wir gefühlt, die wir, obwohl durch Flüsse und große Landstrecken<lb/>
von Euch getrennt, die letzten Eurer Alliirten waren, welche im<lb/>
Kampfe gegen das übrige Europa treu Euren Fahnen folgten<lb/>
u. s. w.&#x201C; Wie armselig!</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>( L. K. ) Gleich nach dem Eingange der Nachricht von Abbruch<lb/>
der Waffenstillstandsunterhandlungen, am Sonntage, ging Herr<lb/>
von Harbou, Adjutant unseres Kriegsministers und mehrjähriger<lb/>
Waffengefährte des Generals Cavaignac in den algierischen Krie-<lb/>
gen, mit dem Dampfschiffe &#x201E;Rob Roy&#x201C; über London nach Paris.<lb/>
Ueber die ihm gewordenen Aufträge verlautet nichts.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <cb type="end"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </body>
    <back>
      <div type="imprint" n="1">
        <p>Redacteur: Franz Sausen. &#x2014; Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. &#x2014; Druck von Florian Kupferberg.</p>
      </div><lb/>
    </back>
  </text>
</TEI>
[0004] des bedeutend größer als die unsrigen, und der Tag endigte mit Aussichten auf einen vollständigen Sieg für den nächsten Tag. Aber am Dienstag, während unsere Artillerie von den Höhen von Sommacampagna herabdonnerte, kam ein neues feind- liches Corps, das unter Radetzky's Anführung von Verona, wo es sich von Legnago und Vicenza aus gesammelt hatte, auf- gebrochen war, hinzu und fiel den Unsrigen in den Rücken. Nach einem für den Feind mörderischen Widerstande erkannte man es als gefährlich, diese so blosgestellten und aus- gedehnten Stellungen zu behaupten, und das Heer zog sich nach Villafranca zurück, von wo es in der Nacht, 2500 Gefangene mit sich führend, ohne daß der Feind es zu verfolgen wagte, sich auf Goito zurückzog, um sich von den außer- ordentlichen Anstrengungen dieses dreitägigen Kampfes zu erholen und sich mit den Reservecorps auf der Linie des Mincio wieder zu vereinigen. Peschiera wird von dem linken Flügel des Heeres unter dem Befehl des General Sonnaz tapfer vertheidigt. Die Einzelnheiten der Schlacht sind im Hauptquatier noch nicht zu- sammengestellt.“ Verona 25. Juli. ( A. Z. ) Während das Gros des öster- reichischen Heeres gegen das Centrum und den linken Flügel der piemontesischen Armee operirt, gegen Peschiera und den Mincio vorrückte, widmete es dem rechten Flügel der letzteren keine Be- achtung. Von dieser Seite aus wurde gestern die Brigade Liech- tenstein bei Sta. Lucia und Umgegend überfallen — und völlig unvorbereitet — gänzlich versprengt, niedergemacht oder getödtet. Das Jnfanterieregiment Nugent hat besonders gelitten. Die Leute liefen auseinander wie sie waren, da ihnen keine andere Aus- wahl blieb. Auch drei Kanonen gingen verloren. Die Piemon- tesen, welche die Verschanzungen und Kanonen als ihre vorzüg- liche Kriegsweise sich erwählten, so daß man sagt, sie schössen auch nach Sperlingen mit Kononen, sind hier ebenfalls wieder mit grobem Geschütz besonders thätig gewesen. Ueber Tirol werden sie bereits Nachricht haben, daß die Straße von hier nach Tirol über Rivoli wieder frei sey; ebenso davon was die Be- hauptung dieses Terrains gekostet hat. Es langen seit zwei Ta- gen immerfort in größeren und keineren Abtheilungen Gefangene hier an. Jn Rom ist die Ruhe, wie sich nach den letzten Nachrich- ten befürchten ließ, nicht gestört worden. Am 20. überreichte die Commission der Deputirtenkammer dem Papst die bereits er- wähnte Adresse. Se. Heiligkeit antwortete: Es sey immer seine Sorge gewesen, die Rechte seiner weltlichen Besitzungen zu ver- theidigen. Auf den früheren Protest wegen Ferrara's sey ihm volles Recht geworden, indem der Status quo wiederhergestellt wurde; Gleiches hoffe er auch diesmal, obwohl die Umstände wesentlich verschieden seyen. Jnzwischen seyen Nachrichten eingetroffen, daß die österreichischen Truppen Ferrara bereits wieder geräumt. Jedenfalls sey es ihm angenehm, die Depu- tation zu versichern, daß er entschlossen sey, alle Befehle zu ertheilen, welche nothwendig seyen, um das Recht der Vertheidigung zu wahren, auf welches er niemals zu verzichten gemeint gewesen. Der Papst schloß mit dem Wunsche, Gott möge die Gemüther der Jtaliener über ihre wahren Jnteressen einigen und Religion und Frieden, die einzigen Quellen wahren Glückes, in Jtalien erblühen lassen. Darauf unterhielt sich der heilige Vater noch eine gute Stunde mit den Deputirten; nach dem Berichte, welchen der Präsident Se- reni in der Sitzung der Kammer vom 20. über die geführten Ge- spräche gab, soll der Papst wiederholt den Entschluß geäußert haben: 1 ) durch das Ministerium für alle Vertheidigungsmittel, so groß sie auch seyen, Vorsorge treffen zu lassen, und 2 ) die Unterhandlungen wegen Abschlusses des italienischen Bundes ( lega italiana ) schleunig wieder aufzunehmen und fortzusetzen. Diese Eröffnungen wurden in der Kammer mit großem Jubel aufgenommen. Frankreich. * * * Paris 29. Juli. Das Gesetz über, oder besser gesagt, gegen die Clubs wurde endlich gestern nach einem hartnäckigen Kampf, in welchem die Opposition noch einmal alle ihre Streitkräfte in das Feuer führte, von der Kammer mit 629 Stimmen gegen 100 ganz im Geiste des Ministeriums angenommen. Ein von Antony Thouret eingebrachtes Amendement, das ganze Gesetz nur für ein provisorisches zu erklären und eine Revision desselben später vor- zunehmen, fiel durch. Wie Sie wissen, stehen uns für Montag Jnterpellationen über die auswärtigen Angelegenheiten bevor; die über die inneren Angelegenheiten kommen jetzt ganz unerwartet noch etwas früher, denn heute wird Herr Latouche das Ministe- rium wegen seiner Eingriffe in die Preßfreiheit und namentlich wegen Unterdrückung des Blattes von Girardin interpelliren. Die mit der Vorbereitung des Gesetzes über den Primärun- terricht beauftragte Commission hat „die unbedingte Freiheit ohne Controlle des Staates“ abgelehnt. Börse vom 28. Juli. An der heutigen Börse waren die Curse wenig verändert, doch blieben die französische Renten matt. 5% anfangs Frs. 73. 50. fielen auf Frs. 72. 25. und schlos- sen mit Frs. 72. 50; 3% gingen auf Frs. 45. 50 zurück und blieben Frs. 45. 75. Bankactien Frs. 10 höher. Schatzscheine 17% Verlust. Da das Anlehen für die Orleanser Eisenbahn ganz gezeichnet seyn soll, so waren deren Actien sehr gesucht und gingen um Frs. 22. 50. höher. Großbritannien. London 27. Juli. Der Präsident des Minister=Rathes Lord Lansdowne, erklärte in der heutigen Sitzung des Oberhau- ses, daß er Ursache habe, die heute hier verbreiteten Nachrichten von einem Aufstande in Jrland für ganz ungegründet zu halten. Die Depeschen, welche der Lord=Statthalter Mittwoch Nachmittags um drei Uhr an die Re- gierung schrieb, melden nichts davon; andere Briefe, die gestern um sieben Uhr Abends abgingen, schweigen ebenfalls. Auf die- selbe Weise sprach sich im Unterhause der Minister des Jnnern, Sir Charles Grey, aus. Doch ist die Lage Jrlands jedenfalls sehr bedenklich. Jung=Jrlands Führer wissen, daß sie dem Arme der Gerechtigkeit nicht mehr entgehen können, und suchen das Volk zu Mitschuldigen zu machen. Die Nachricht des „Standard,“ daß die Clubs in Dublin sich aufgelös't, hat sich nicht bestätigt; sie beharren auf ihrer drohenden Sprache. Jnzwischen trifft die Regierung ihre Maß- regeln. Neue Truppen ziehen nach Liverpool zu dem dortigen Lager, und Napier's Geschwader werden neue Schiffe nachge- schickt. Jn Liverpool, wo zahlreiche Flüchtlinge aus Jrland an- gekommen, in Manchester, Birmingham und allen Städten, wo die Jrländer in großer Anzahl leben, trifft man Sicherheits- Maßregeln. London 28. Juli. Jn Jrland ist bis jetzt kein Blut geflossen, als das eines armen Policeidieners in Dublin, welcher drei be- waffnete Clubbisten verhaften wollte. Sie brachten ihm mehrere Wunden bei; er aber packte zwei von ihnen so fest, daß sie sich nicht loswinden konnten und in's Gefängniß abgeführt wurden. Die Aufregung ist übrigens in Cork, Cashel und Dublin, über- haupt in dem ganzen Süden und Westen sehr groß. Dänemark. Kopenhagen 26. Juli. ( B. H. ) Am 24. Juli mag man wohl schon in Kopenhagen gewußt haben, daß man dort auf keine mildere Bedingungen, als von vorne herein angeboten, den Frieden wolle. Der König war an dem Tage nach Malmö gegangen und am Abende zurückgekehrt. Die schwedischen Trup- pen ( ca. 12,000 Mann ) hatten sich in engere Cantonnements um Malmö herum concentrirt, nachdem sie vor den Königen von Schweden und Dänemark die Revue passirt waren. Die dänische Armee hielt am 22. Juli Revue eine halbe Meile nördlich von Veile, und jede Brigade wurde von ihrem Generale angeredet, wobei den Truppen die Anerkennung ihres Muthes und ihrer Ausdauer und sie aufgefordert wurden, ferner dabei auszuharren. Die Stimmung bei Untergebenen wie Befehlshabern, so auch bei den Einwohnern, die zahlreich herbeigeströmt waren, soll eine sehr jubelnde und zufriedene gewesen seyn, worüber General Hedemann in einem Tagsbefehl vom 23. Juli seine volle Zufrie- denheit zu erkennen gegeben hat. Es wird davon gesprochen, eine Adresse an das fran- zösische Volk zu erlassen. Jn der zum Vorschlag gebrachten Fassung findet sich folgende Stelle: „Alle Nationen schulden Frankreich Dankbarkeit und Bewunderung. Das haben auch wir gefühlt, die wir, obwohl durch Flüsse und große Landstrecken von Euch getrennt, die letzten Eurer Alliirten waren, welche im Kampfe gegen das übrige Europa treu Euren Fahnen folgten u. s. w.“ Wie armselig! ( L. K. ) Gleich nach dem Eingange der Nachricht von Abbruch der Waffenstillstandsunterhandlungen, am Sonntage, ging Herr von Harbou, Adjutant unseres Kriegsministers und mehrjähriger Waffengefährte des Generals Cavaignac in den algierischen Krie- gen, mit dem Dampfschiffe „Rob Roy“ über London nach Paris. Ueber die ihm gewordenen Aufträge verlautet nichts. Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal047_1848
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal047_1848/4
Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 47. Mainz, 1. August 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal047_1848/4>, abgerufen am 01.06.2024.