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Mainzer Journal. Nr. 48. Mainz, 2. August 1848.

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[Beginn Spaltensatz] Lieutenant v. Schönhals und Oberstlieutenant v. Schlitter und
der gesammten Adjutantur, und jeder Waffengattung nur mit der
höchsten Anerkennung ihrer verdienstlichen Leistungen und persön-
lichen Aufopferungen für Kaiser und Vaterland erwähnen. Jch
gehe noch heute mit der Armee in zwei Colonnen, und zwar mit
dem ersten Armeecorps über Monzambano, mit dem Reserve-
corps aber über Salionze nach Pozzolengo, während das zweite
Armeecorps über Valleggio und Volta nach Guidizzolo marschirt.
Das weitere Resultat dieser Märsche werde ich die Ehre haben
baldigst anzuzeigen. Radetzky, m. p. Feldmarschall."

Mailand 27. Juli. Der Siegesjubel hat sich hier
in Bestürzung verwandelt!
Der 25. Juli war ein un-
glücklicher Schlachttag. Auf theilweise Vortheile hin waren Sie-
gesberichte abgegangen; man erwartete das Ende nicht ab. Was
in den weltberühmten Schlachten von Marengo und Waterloo
sich zutrug, daß vor Ende der Schlacht Siegesberichte ausgingen
von dem Heere, das am Ende die Schlacht verlor, scheint auch
in der letzten Schlacht am Mincio der Fall gewesen zu seyn.

Am 29. Juli in Zürich eingelaufene Handelsbriefe berichteten
von einer völligen Niederlage des italienischen
Heeres,
so daß die Oesterreicher bereits in Masse auf dem
rechten Mincioufer sich befinden und gegen Mailand vor-
rücken.
So wie aber die Siegesberichte vom 24. d. übertrieben
waren, so scheinen es auch die Niederlageberichte zu seyn. Jeden-
falls waren aber die letzten Tage für die Ehre und das Glück der
deutschen Waffen in Jtalien entscheidend und der Sardenkönig
wird sein Lebenlang an den Feldmarschall Radetzky denken. Dem
alten Herrn eine Lebehoch und dem Erzherzog Johann zum [6.]
August jetzt eine doppelt freudige Huldigung! Suum enique!

Frankreich.

* * * Paris 30. Juli. Der Zudrang in die Nationalver-
sammlung und auf die Gallerien war gestern sehr bedeutend,
weil alle Welt die angekündigten Jnterpellationen über die be-
drängte Preßfreiheit hören wollte. Zum großen Aerger aller
neugierigen Seelen war indessen eine der betheiligten Hauptper-
sonen, der Justizminister, wir wissen nicht ob absichtlich oder
zufällig, krank geworden und so mußten auch diese Jnterpella-
tionen bis Montag verschoben werden. Der übrige Theil der
Sitzung wurde fast ganz mit der Discussion des Gesetzes über die
Mobilgarde ausgefüllt, für welche die Nationalversammlung
die beantragten Fonds ( 5,600,000 Fr. ) genehmigte. Die Mobil-
garde zu Pferde fiel indessen von ihren Rossen herab, d. h. die
Kammer erklärte die Beibehaltung einer solchen städtischen Rei-
terei für überflüssig. Den Schluß der Sitzung bildete die Be-
rathung des Gesetzes über die von den Lebensversicherungsge-
sellschaften, von Gemeinden und öffentlichen Anstalten im Staats-
schatze niedergelegten Fonds, welche jetzt in fünfprozentige Ren-
ten umgewandelt werden sollen. Herr Cremieur hielt bei der
Gelegenheit eine Rede zur Vertheidigung der provisorischen Re-
gierung, die es in diesem wie in so manchem anderen Puncte
mit Geldsachen nicht sehr genau genommen hatte. Herr Cremieux
kommt indessen mit seiner Rede etwas zu spät, denn alle Welt
weiß heutzutage, wie viel die provisorische Regierung werth war
und Herr Cremieux selbst, früher ein wüthender Philippist, ist
auf eine viel zu eigenthümliche Weise in dieselbe hineingeschlüpft,
als daß wir seinen Worten noch ein besonderes Gewicht beizu-
legen vermöchten.

Die Ausschüsse der Nationalversammlung haben sich dafür
ausgesprochen, daß die Richter an den Handelsgerichten künftig
nicht mehr nach einer von den Präfecten entworfenen Liste, son-
dern frei von allen Handelsleuten gewählt werden sollen, welche
ihr Geschäft schon fünf Jahre lang treiben. Auch die bestehende
Gesetzgebung über das Civilpensionswesen soll einer Revision
unterworfen werden.

Auch der tapfere, schon auf dem Wege der Wiedergeneßung
begriffene General Damesme ist an seiner in den Junitagen
empfangenen Wunde gestorben. Nachdem er die Tröstungen der
Religion empfangen, fragte er seinen Arzt: "Doctor, darf ich
reden?" und als dieser es bejaht, sagte er: "Großer, allmächti-
ger Gott! auf dich vertraue ich und hoffe, daß du mich auf dieser
Erde noch belassen werdest, wo ich meinem Vaterlande noch die-
nen und mein Kind lehren möchte deinen heiligen Namen zu prei-
ßen, denn ich hoffe, daß du mir ein Kind schenken werdest." Des
Generals Gattin ist ihrer Niederkunft ganz nahe. Der Tod des
braven Mannes hat die Nationalversammlung wieder auf das
Schmerzlichste berührt.

Auch in Bezug auf Namen und Worte macht die Bekehrung
der Republik immer Fortschritte. So heißt ein neues in Cher-
bourg gebautes Linienschiff von hundert Kanonen "Henri Qua-
tre." Der Koloß soll im September vom Stapel gelassen werden.

[Spaltenumbruch]

Nach Berichten aus Rom vom 22., die in Paris auf
außerordentlichem Wege schon am 29. eingegangen waren, soll
es dem Papste nicht gelungen seyn ein Ministerium im Sinne der
von ihm gebieterisch geforderten Neutralität gegen Oestreich zu
bilden. Die Deputirtenkammer und das Volk -- wir
wissen, was hier unter Volk zu verstehen ist -- hätten darauf
eine provisorische Regierung eingesetzt!
Das Jour-
nal des Debats spricht ganz entschieden seine Misbilligung über
dieses elende Treiben aus und gibt dem Papste, der als gemein-
samer Vater aller Gläubigen mit keinem Volke Krieg anfangen
könne, in allen Stücken Recht. Man vergleiche damit das fol-
gende nicht ganz unwahrscheinliche Gerücht, das von einem Mor-
genblatte gemeldet wird.

General Oudinot, der in aller Eile nach dem Hauptquartier
der Alpenarmee geeilt, soll den Auftrag haben aus den zu Mou-
lins, Lyon und Grenoble stehenden Divisionen ein kleines Armee-
corps zu bilden und sich damit in Toulon nach Jtalien einzuschif-
fen. Jn Jtalien sollen dann die Franzosen eine Stadt in der
Nähe des Po besetzen, um den Papst, der seine Einwilligung
dazu gegeben habe, sowohl gegen die Oesterreicher als gegen seine
eigenen Unterthanen zu schützen. Bekanntlich braucht aber der
Papst keine Unterstützung gegen die Oesterreicher, die ihn nicht
angreifen, und ebensowenig gegen seine eigenen Unterthanen,
die ihn mit Ausnahme der Clubbisten verehren und lieben. Die
neuesten Siege der Oesterreicher in Jtalien waren übrigens zum
Theile in Paris schon bekannt.

Großbritannien.

London 29. Juli. Die Nachrichten aus Jrland reichen
bis gestern Abend: Dublin war ruhig. Die Nachrichten,
welche um 3 Uhr Nachmittags aus dem Süden von Carlow, Li-
merick, Cashel, Tipperary und Kilkenny eintrafen, besagten ein-
stimmig, daß die größte Ruhe im ganzen Lande herrsche. Die
Aufregung ist indeß sehr groß, und auf der Gränze zwischen
Tipperary und Kilkenny halten ängstliche Gemüther den Ausbruch
für ganz unvermeidlich; die Verbündeten bedienen sich bereits der
kriegerischen Ausdrücke, schreiben Briefe "aus dem Lager" u. s. w.
Am wüthendsten sprechen natürlich die Führer, welche das Volk
aufrufen für Jrlands Freiheit, worunter freilich zunächst ihre
eigene zu verstehen ist. Smith O'Brien zieht umher, wie ein
Häuptling gekleidet, mit Pike und Pistole, umgeben von Bewaff-
neten, mit Pfeifen und Trommeln. [ Der irische Struwelpeter! ]
Der Lord Statthalter hat so eben einen Preis von 500 Pf. St.
auf seine Ergreifung ausgesetzt, weil er in Waffen gegen die Kö-
nigin aufgestanden sey [ was vielleicht auf ein Zusammentreffen zu
deuten ist ] . Belohnungen von 300 Pf. sind für die Verhaftung von
Meagher, John Dillon und Doheny ausgeboten. Den jungen Me-
agher hat man in Waterford erblickt, verkleidet und niedergeschlagen.
Man glaubt, er suche zu entkommen. Jn Dublin und anderen
Orten sind mehrere Verhaftungen vorgenommen. Die Druckerei
der Zeitung "The Nation" in D'Olier=Street ist mit allen vor-
gefundenen Handschriften u. s. w. mit Beschlag belegt. Später
wurden auch alle Drucker derselben verhaftet. Die Polizei in
Dublin wird mit Hirschfängern und Pistolen versehen. Vor Tages-
anbruch, am 29., war die ganze Mannschaft auf den Beinen, um
an allen verdächtigen Orten, besonders in den Clubhäusern, nach
Waffen zu suchen. Allein die Waffen waren fast alle bei Seite
geschafft. Die Führer sind größentheils in die Provinzen ge-
flohen. Bis jetzt sind im Lande nur einzelne Mordthaten und
Mordversuche vorgekommen. Die Regierung trifft alle möglichen
kriegerischen Vorkehrungen. Jm Heere hört aller Urlaub auf.
Truppen marschiren durch London auf dem Wege nach Jrland.
Auch in Plymouth werden Truppen eingeschifft. Fortwährend
gehen Kriegsschiffe nach Jrland ab; andere liegen segelfertig im
Hafen.

Das feste Vertrauen der Engländer zu ihrer Sache geht am
besten daraus hervor, daß die Staatspapiere an der Börse sich
behaupten, ja, ein wenig gestiegen sind. Consols86 1 / 2. Die
Nichtunterzeichnung des Waffenstillstandes durch General Wran-
gel erregt in England lebhaften Verdruß, namentlich auf der
Börse.

Der preußische Gesandte, Hr. Bunsen, hat London in dieser
Woche verlassen [ ? ] ; wie das "Chronicle" von hoher Autorität
wissen will, hat der König von Preußen ihn berufen, um einen
wichtigen Posten im preuß. Cabinette einzunehmen.

[ Deutschland mag sich zu diesem eben so confusen als malitiösen
Pedanten gratuliren! ] Lord Palmerston soll beabsichtigen, einen
Botschafter ( Ambassador ) in der Person des Lords Cowley nach
Frankfurt zu schicken, um als Vermittler in der dänischen Ange-
legenheit aufzutreten und eine Beilegung der schwebenden Strei-
tigkeiten dringend zu empfehlen.

[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. -- Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. -- Druck von Florian Kupferberg.

[Beginn Spaltensatz] Lieutenant v. Schönhals und Oberstlieutenant v. Schlitter und
der gesammten Adjutantur, und jeder Waffengattung nur mit der
höchsten Anerkennung ihrer verdienstlichen Leistungen und persön-
lichen Aufopferungen für Kaiser und Vaterland erwähnen. Jch
gehe noch heute mit der Armee in zwei Colonnen, und zwar mit
dem ersten Armeecorps über Monzambano, mit dem Reserve-
corps aber über Salionze nach Pozzolengo, während das zweite
Armeecorps über Valleggio und Volta nach Guidizzolo marschirt.
Das weitere Resultat dieser Märsche werde ich die Ehre haben
baldigst anzuzeigen. Radetzky, m. p. Feldmarschall.“

Mailand 27. Juli. Der Siegesjubel hat sich hier
in Bestürzung verwandelt!
Der 25. Juli war ein un-
glücklicher Schlachttag. Auf theilweise Vortheile hin waren Sie-
gesberichte abgegangen; man erwartete das Ende nicht ab. Was
in den weltberühmten Schlachten von Marengo und Waterloo
sich zutrug, daß vor Ende der Schlacht Siegesberichte ausgingen
von dem Heere, das am Ende die Schlacht verlor, scheint auch
in der letzten Schlacht am Mincio der Fall gewesen zu seyn.

Am 29. Juli in Zürich eingelaufene Handelsbriefe berichteten
von einer völligen Niederlage des italienischen
Heeres,
so daß die Oesterreicher bereits in Masse auf dem
rechten Mincioufer sich befinden und gegen Mailand vor-
rücken.
So wie aber die Siegesberichte vom 24. d. übertrieben
waren, so scheinen es auch die Niederlageberichte zu seyn. Jeden-
falls waren aber die letzten Tage für die Ehre und das Glück der
deutschen Waffen in Jtalien entscheidend und der Sardenkönig
wird sein Lebenlang an den Feldmarschall Radetzky denken. Dem
alten Herrn eine Lebehoch und dem Erzherzog Johann zum [6.]
August jetzt eine doppelt freudige Huldigung! Suum enique!

Frankreich.

* * * Paris 30. Juli. Der Zudrang in die Nationalver-
sammlung und auf die Gallerien war gestern sehr bedeutend,
weil alle Welt die angekündigten Jnterpellationen über die be-
drängte Preßfreiheit hören wollte. Zum großen Aerger aller
neugierigen Seelen war indessen eine der betheiligten Hauptper-
sonen, der Justizminister, wir wissen nicht ob absichtlich oder
zufällig, krank geworden und so mußten auch diese Jnterpella-
tionen bis Montag verschoben werden. Der übrige Theil der
Sitzung wurde fast ganz mit der Discussion des Gesetzes über die
Mobilgarde ausgefüllt, für welche die Nationalversammlung
die beantragten Fonds ( 5,600,000 Fr. ) genehmigte. Die Mobil-
garde zu Pferde fiel indessen von ihren Rossen herab, d. h. die
Kammer erklärte die Beibehaltung einer solchen städtischen Rei-
terei für überflüssig. Den Schluß der Sitzung bildete die Be-
rathung des Gesetzes über die von den Lebensversicherungsge-
sellschaften, von Gemeinden und öffentlichen Anstalten im Staats-
schatze niedergelegten Fonds, welche jetzt in fünfprozentige Ren-
ten umgewandelt werden sollen. Herr Cremieur hielt bei der
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gierung, die es in diesem wie in so manchem anderen Puncte
mit Geldsachen nicht sehr genau genommen hatte. Herr Cremieux
kommt indessen mit seiner Rede etwas zu spät, denn alle Welt
weiß heutzutage, wie viel die provisorische Regierung werth war
und Herr Cremieux selbst, früher ein wüthender Philippist, ist
auf eine viel zu eigenthümliche Weise in dieselbe hineingeschlüpft,
als daß wir seinen Worten noch ein besonderes Gewicht beizu-
legen vermöchten.

Die Ausschüsse der Nationalversammlung haben sich dafür
ausgesprochen, daß die Richter an den Handelsgerichten künftig
nicht mehr nach einer von den Präfecten entworfenen Liste, son-
dern frei von allen Handelsleuten gewählt werden sollen, welche
ihr Geschäft schon fünf Jahre lang treiben. Auch die bestehende
Gesetzgebung über das Civilpensionswesen soll einer Revision
unterworfen werden.

Auch der tapfere, schon auf dem Wege der Wiedergeneßung
begriffene General Damesme ist an seiner in den Junitagen
empfangenen Wunde gestorben. Nachdem er die Tröstungen der
Religion empfangen, fragte er seinen Arzt: „Doctor, darf ich
reden?“ und als dieser es bejaht, sagte er: „Großer, allmächti-
ger Gott! auf dich vertraue ich und hoffe, daß du mich auf dieser
Erde noch belassen werdest, wo ich meinem Vaterlande noch die-
nen und mein Kind lehren möchte deinen heiligen Namen zu prei-
ßen, denn ich hoffe, daß du mir ein Kind schenken werdest.“ Des
Generals Gattin ist ihrer Niederkunft ganz nahe. Der Tod des
braven Mannes hat die Nationalversammlung wieder auf das
Schmerzlichste berührt.

Auch in Bezug auf Namen und Worte macht die Bekehrung
der Republik immer Fortschritte. So heißt ein neues in Cher-
bourg gebautes Linienschiff von hundert Kanonen „Henri Qua-
tre.“ Der Koloß soll im September vom Stapel gelassen werden.

[Spaltenumbruch]

☞ Nach Berichten aus Rom vom 22., die in Paris auf
außerordentlichem Wege schon am 29. eingegangen waren, soll
es dem Papste nicht gelungen seyn ein Ministerium im Sinne der
von ihm gebieterisch geforderten Neutralität gegen Oestreich zu
bilden. Die Deputirtenkammer und das Volk — wir
wissen, was hier unter Volk zu verstehen ist — hätten darauf
eine provisorische Regierung eingesetzt!
Das Jour-
nal des Debats spricht ganz entschieden seine Misbilligung über
dieses elende Treiben aus und gibt dem Papste, der als gemein-
samer Vater aller Gläubigen mit keinem Volke Krieg anfangen
könne, in allen Stücken Recht. Man vergleiche damit das fol-
gende nicht ganz unwahrscheinliche Gerücht, das von einem Mor-
genblatte gemeldet wird.

General Oudinot, der in aller Eile nach dem Hauptquartier
der Alpenarmee geeilt, soll den Auftrag haben aus den zu Mou-
lins, Lyon und Grenoble stehenden Divisionen ein kleines Armee-
corps zu bilden und sich damit in Toulon nach Jtalien einzuschif-
fen. Jn Jtalien sollen dann die Franzosen eine Stadt in der
Nähe des Po besetzen, um den Papst, der seine Einwilligung
dazu gegeben habe, sowohl gegen die Oesterreicher als gegen seine
eigenen Unterthanen zu schützen. Bekanntlich braucht aber der
Papst keine Unterstützung gegen die Oesterreicher, die ihn nicht
angreifen, und ebensowenig gegen seine eigenen Unterthanen,
die ihn mit Ausnahme der Clubbisten verehren und lieben. Die
neuesten Siege der Oesterreicher in Jtalien waren übrigens zum
Theile in Paris schon bekannt.

Großbritannien.

London 29. Juli. Die Nachrichten aus Jrland reichen
bis gestern Abend: Dublin war ruhig. Die Nachrichten,
welche um 3 Uhr Nachmittags aus dem Süden von Carlow, Li-
merick, Cashel, Tipperary und Kilkenny eintrafen, besagten ein-
stimmig, daß die größte Ruhe im ganzen Lande herrsche. Die
Aufregung ist indeß sehr groß, und auf der Gränze zwischen
Tipperary und Kilkenny halten ängstliche Gemüther den Ausbruch
für ganz unvermeidlich; die Verbündeten bedienen sich bereits der
kriegerischen Ausdrücke, schreiben Briefe „aus dem Lager“ u. s. w.
Am wüthendsten sprechen natürlich die Führer, welche das Volk
aufrufen für Jrlands Freiheit, worunter freilich zunächst ihre
eigene zu verstehen ist. Smith O'Brien zieht umher, wie ein
Häuptling gekleidet, mit Pike und Pistole, umgeben von Bewaff-
neten, mit Pfeifen und Trommeln. [ Der irische Struwelpeter! ]
Der Lord Statthalter hat so eben einen Preis von 500 Pf. St.
auf seine Ergreifung ausgesetzt, weil er in Waffen gegen die Kö-
nigin aufgestanden sey [ was vielleicht auf ein Zusammentreffen zu
deuten ist ] . Belohnungen von 300 Pf. sind für die Verhaftung von
Meagher, John Dillon und Doheny ausgeboten. Den jungen Me-
agher hat man in Waterford erblickt, verkleidet und niedergeschlagen.
Man glaubt, er suche zu entkommen. Jn Dublin und anderen
Orten sind mehrere Verhaftungen vorgenommen. Die Druckerei
der Zeitung „The Nation“ in D'Olier=Street ist mit allen vor-
gefundenen Handschriften u. s. w. mit Beschlag belegt. Später
wurden auch alle Drucker derselben verhaftet. Die Polizei in
Dublin wird mit Hirschfängern und Pistolen versehen. Vor Tages-
anbruch, am 29., war die ganze Mannschaft auf den Beinen, um
an allen verdächtigen Orten, besonders in den Clubhäusern, nach
Waffen zu suchen. Allein die Waffen waren fast alle bei Seite
geschafft. Die Führer sind größentheils in die Provinzen ge-
flohen. Bis jetzt sind im Lande nur einzelne Mordthaten und
Mordversuche vorgekommen. Die Regierung trifft alle möglichen
kriegerischen Vorkehrungen. Jm Heere hört aller Urlaub auf.
Truppen marschiren durch London auf dem Wege nach Jrland.
Auch in Plymouth werden Truppen eingeschifft. Fortwährend
gehen Kriegsschiffe nach Jrland ab; andere liegen segelfertig im
Hafen.

Das feste Vertrauen der Engländer zu ihrer Sache geht am
besten daraus hervor, daß die Staatspapiere an der Börse sich
behaupten, ja, ein wenig gestiegen sind. Consols86 1 / 2. Die
Nichtunterzeichnung des Waffenstillstandes durch General Wran-
gel erregt in England lebhaften Verdruß, namentlich auf der
Börse.

Der preußische Gesandte, Hr. Bunsen, hat London in dieser
Woche verlassen [ ? ] ; wie das „Chronicle“ von hoher Autorität
wissen will, hat der König von Preußen ihn berufen, um einen
wichtigen Posten im preuß. Cabinette einzunehmen.

[ Deutschland mag sich zu diesem eben so confusen als malitiösen
Pedanten gratuliren! ] Lord Palmerston soll beabsichtigen, einen
Botschafter ( Ambassador ) in der Person des Lords Cowley nach
Frankfurt zu schicken, um als Vermittler in der dänischen Ange-
legenheit aufzutreten und eine Beilegung der schwebenden Strei-
tigkeiten dringend zu empfehlen.

[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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[0004] Lieutenant v. Schönhals und Oberstlieutenant v. Schlitter und der gesammten Adjutantur, und jeder Waffengattung nur mit der höchsten Anerkennung ihrer verdienstlichen Leistungen und persön- lichen Aufopferungen für Kaiser und Vaterland erwähnen. Jch gehe noch heute mit der Armee in zwei Colonnen, und zwar mit dem ersten Armeecorps über Monzambano, mit dem Reserve- corps aber über Salionze nach Pozzolengo, während das zweite Armeecorps über Valleggio und Volta nach Guidizzolo marschirt. Das weitere Resultat dieser Märsche werde ich die Ehre haben baldigst anzuzeigen. Radetzky, m. p. Feldmarschall.“ Mailand 27. Juli. Der Siegesjubel hat sich hier in Bestürzung verwandelt! Der 25. Juli war ein un- glücklicher Schlachttag. Auf theilweise Vortheile hin waren Sie- gesberichte abgegangen; man erwartete das Ende nicht ab. Was in den weltberühmten Schlachten von Marengo und Waterloo sich zutrug, daß vor Ende der Schlacht Siegesberichte ausgingen von dem Heere, das am Ende die Schlacht verlor, scheint auch in der letzten Schlacht am Mincio der Fall gewesen zu seyn. Am 29. Juli in Zürich eingelaufene Handelsbriefe berichteten von einer völligen Niederlage des italienischen Heeres, so daß die Oesterreicher bereits in Masse auf dem rechten Mincioufer sich befinden und gegen Mailand vor- rücken. So wie aber die Siegesberichte vom 24. d. übertrieben waren, so scheinen es auch die Niederlageberichte zu seyn. Jeden- falls waren aber die letzten Tage für die Ehre und das Glück der deutschen Waffen in Jtalien entscheidend und der Sardenkönig wird sein Lebenlang an den Feldmarschall Radetzky denken. Dem alten Herrn eine Lebehoch und dem Erzherzog Johann zum 6. August jetzt eine doppelt freudige Huldigung! Suum enique! Frankreich. * * * Paris 30. Juli. Der Zudrang in die Nationalver- sammlung und auf die Gallerien war gestern sehr bedeutend, weil alle Welt die angekündigten Jnterpellationen über die be- drängte Preßfreiheit hören wollte. Zum großen Aerger aller neugierigen Seelen war indessen eine der betheiligten Hauptper- sonen, der Justizminister, wir wissen nicht ob absichtlich oder zufällig, krank geworden und so mußten auch diese Jnterpella- tionen bis Montag verschoben werden. Der übrige Theil der Sitzung wurde fast ganz mit der Discussion des Gesetzes über die Mobilgarde ausgefüllt, für welche die Nationalversammlung die beantragten Fonds ( 5,600,000 Fr. ) genehmigte. Die Mobil- garde zu Pferde fiel indessen von ihren Rossen herab, d. h. die Kammer erklärte die Beibehaltung einer solchen städtischen Rei- terei für überflüssig. Den Schluß der Sitzung bildete die Be- rathung des Gesetzes über die von den Lebensversicherungsge- sellschaften, von Gemeinden und öffentlichen Anstalten im Staats- schatze niedergelegten Fonds, welche jetzt in fünfprozentige Ren- ten umgewandelt werden sollen. Herr Cremieur hielt bei der Gelegenheit eine Rede zur Vertheidigung der provisorischen Re- gierung, die es in diesem wie in so manchem anderen Puncte mit Geldsachen nicht sehr genau genommen hatte. Herr Cremieux kommt indessen mit seiner Rede etwas zu spät, denn alle Welt weiß heutzutage, wie viel die provisorische Regierung werth war und Herr Cremieux selbst, früher ein wüthender Philippist, ist auf eine viel zu eigenthümliche Weise in dieselbe hineingeschlüpft, als daß wir seinen Worten noch ein besonderes Gewicht beizu- legen vermöchten. Die Ausschüsse der Nationalversammlung haben sich dafür ausgesprochen, daß die Richter an den Handelsgerichten künftig nicht mehr nach einer von den Präfecten entworfenen Liste, son- dern frei von allen Handelsleuten gewählt werden sollen, welche ihr Geschäft schon fünf Jahre lang treiben. Auch die bestehende Gesetzgebung über das Civilpensionswesen soll einer Revision unterworfen werden. Auch der tapfere, schon auf dem Wege der Wiedergeneßung begriffene General Damesme ist an seiner in den Junitagen empfangenen Wunde gestorben. Nachdem er die Tröstungen der Religion empfangen, fragte er seinen Arzt: „Doctor, darf ich reden?“ und als dieser es bejaht, sagte er: „Großer, allmächti- ger Gott! auf dich vertraue ich und hoffe, daß du mich auf dieser Erde noch belassen werdest, wo ich meinem Vaterlande noch die- nen und mein Kind lehren möchte deinen heiligen Namen zu prei- ßen, denn ich hoffe, daß du mir ein Kind schenken werdest.“ Des Generals Gattin ist ihrer Niederkunft ganz nahe. Der Tod des braven Mannes hat die Nationalversammlung wieder auf das Schmerzlichste berührt. Auch in Bezug auf Namen und Worte macht die Bekehrung der Republik immer Fortschritte. So heißt ein neues in Cher- bourg gebautes Linienschiff von hundert Kanonen „Henri Qua- tre.“ Der Koloß soll im September vom Stapel gelassen werden. ☞ Nach Berichten aus Rom vom 22., die in Paris auf außerordentlichem Wege schon am 29. eingegangen waren, soll es dem Papste nicht gelungen seyn ein Ministerium im Sinne der von ihm gebieterisch geforderten Neutralität gegen Oestreich zu bilden. Die Deputirtenkammer und das Volk — wir wissen, was hier unter Volk zu verstehen ist — hätten darauf eine provisorische Regierung eingesetzt! Das Jour- nal des Debats spricht ganz entschieden seine Misbilligung über dieses elende Treiben aus und gibt dem Papste, der als gemein- samer Vater aller Gläubigen mit keinem Volke Krieg anfangen könne, in allen Stücken Recht. Man vergleiche damit das fol- gende nicht ganz unwahrscheinliche Gerücht, das von einem Mor- genblatte gemeldet wird. General Oudinot, der in aller Eile nach dem Hauptquartier der Alpenarmee geeilt, soll den Auftrag haben aus den zu Mou- lins, Lyon und Grenoble stehenden Divisionen ein kleines Armee- corps zu bilden und sich damit in Toulon nach Jtalien einzuschif- fen. Jn Jtalien sollen dann die Franzosen eine Stadt in der Nähe des Po besetzen, um den Papst, der seine Einwilligung dazu gegeben habe, sowohl gegen die Oesterreicher als gegen seine eigenen Unterthanen zu schützen. Bekanntlich braucht aber der Papst keine Unterstützung gegen die Oesterreicher, die ihn nicht angreifen, und ebensowenig gegen seine eigenen Unterthanen, die ihn mit Ausnahme der Clubbisten verehren und lieben. Die neuesten Siege der Oesterreicher in Jtalien waren übrigens zum Theile in Paris schon bekannt. Großbritannien. London 29. Juli. Die Nachrichten aus Jrland reichen bis gestern Abend: Dublin war ruhig. Die Nachrichten, welche um 3 Uhr Nachmittags aus dem Süden von Carlow, Li- merick, Cashel, Tipperary und Kilkenny eintrafen, besagten ein- stimmig, daß die größte Ruhe im ganzen Lande herrsche. Die Aufregung ist indeß sehr groß, und auf der Gränze zwischen Tipperary und Kilkenny halten ängstliche Gemüther den Ausbruch für ganz unvermeidlich; die Verbündeten bedienen sich bereits der kriegerischen Ausdrücke, schreiben Briefe „aus dem Lager“ u. s. w. Am wüthendsten sprechen natürlich die Führer, welche das Volk aufrufen für Jrlands Freiheit, worunter freilich zunächst ihre eigene zu verstehen ist. Smith O'Brien zieht umher, wie ein Häuptling gekleidet, mit Pike und Pistole, umgeben von Bewaff- neten, mit Pfeifen und Trommeln. [ Der irische Struwelpeter! ] Der Lord Statthalter hat so eben einen Preis von 500 Pf. St. auf seine Ergreifung ausgesetzt, weil er in Waffen gegen die Kö- nigin aufgestanden sey [ was vielleicht auf ein Zusammentreffen zu deuten ist ] . Belohnungen von 300 Pf. sind für die Verhaftung von Meagher, John Dillon und Doheny ausgeboten. Den jungen Me- agher hat man in Waterford erblickt, verkleidet und niedergeschlagen. Man glaubt, er suche zu entkommen. Jn Dublin und anderen Orten sind mehrere Verhaftungen vorgenommen. Die Druckerei der Zeitung „The Nation“ in D'Olier=Street ist mit allen vor- gefundenen Handschriften u. s. w. mit Beschlag belegt. Später wurden auch alle Drucker derselben verhaftet. Die Polizei in Dublin wird mit Hirschfängern und Pistolen versehen. Vor Tages- anbruch, am 29., war die ganze Mannschaft auf den Beinen, um an allen verdächtigen Orten, besonders in den Clubhäusern, nach Waffen zu suchen. Allein die Waffen waren fast alle bei Seite geschafft. Die Führer sind größentheils in die Provinzen ge- flohen. Bis jetzt sind im Lande nur einzelne Mordthaten und Mordversuche vorgekommen. Die Regierung trifft alle möglichen kriegerischen Vorkehrungen. Jm Heere hört aller Urlaub auf. Truppen marschiren durch London auf dem Wege nach Jrland. Auch in Plymouth werden Truppen eingeschifft. Fortwährend gehen Kriegsschiffe nach Jrland ab; andere liegen segelfertig im Hafen. Das feste Vertrauen der Engländer zu ihrer Sache geht am besten daraus hervor, daß die Staatspapiere an der Börse sich behaupten, ja, ein wenig gestiegen sind. Consols86 1 / 2. Die Nichtunterzeichnung des Waffenstillstandes durch General Wran- gel erregt in England lebhaften Verdruß, namentlich auf der Börse. Der preußische Gesandte, Hr. Bunsen, hat London in dieser Woche verlassen [ ? ] ; wie das „Chronicle“ von hoher Autorität wissen will, hat der König von Preußen ihn berufen, um einen wichtigen Posten im preuß. Cabinette einzunehmen. [ Deutschland mag sich zu diesem eben so confusen als malitiösen Pedanten gratuliren! ] Lord Palmerston soll beabsichtigen, einen Botschafter ( Ambassador ) in der Person des Lords Cowley nach Frankfurt zu schicken, um als Vermittler in der dänischen Ange- legenheit aufzutreten und eine Beilegung der schwebenden Strei- tigkeiten dringend zu empfehlen. Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 48. Mainz, 2. August 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal048_1848/4>, abgerufen am 21.11.2024.