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Mainzer Journal. Nr. 57. Mainz, 12. August 1848.

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[Beginn Spaltensatz] imponiren, Waffen, selbst Kanonen bekommen müßten und daß
man zu der Bedienung schon die erforderliche Anzahl Leute bereit
und im Solde habe; daß die Errichtung der Barrikaden bereits
eingeleitet, daß man mit Munition hinlänglich versehen sey, aber
noch nicht losschlagen könne, weil es noch nicht an der Zeit sey,
die Swornoster noch auf dem Lande seyen, um die Bauern ge-
hörig zu bearbeiten, sie aufzuwiegeln und zum Landsturme gegen
Prag zu bewegen Bis zu diesem Punkte waren die Verhand-
lungen der Untersuchungscommission gediehen, als das k. k. Mi-
nisterium sich veranlaßt fand, die weitere Untersuchung über die
auf dem Prager Schlosse in Folge der Juniereignisse Verhafteten
dem kompetenten ordentlichen Gerichte zu übertragen.

Berlin 6. August. ( Br. Z. ) Während heute das Volk über-
all in unbefangener Freude das Fest des vereinigten Deutschlands
begeht, spinnt die Diplomatie im Geheimen Jntriguen, die uns
möglicherweise um sämmtliche Errungenschaften bringen können.
Eine russische Note ist an das Berliner Kabinet gelangt,
welche aus dem Einmarsch preußischer ( deutscher ) Truppen in
Jütland einen casus belli macht und demgemäß mit einer Kriegs-
flotte auf der Ostsee als einer sofortigen Repressalie droht. Da
nun aber die Centralgewalt erklärt hat, den Krieg gegen Däne-
mark mit aller Energie fortsetzen zu wollen, und da sich auch be-
reits aus dem südlichen Deutschland Contingente zur Bundesarmee
in Bewegung setzen, so ist Preußen in der Lage, daß es sich ent-
weder ohne Rück= und Vorbehalt für Deutschland erklärt, trotz
der russischen Drohung, oder, dem Verlangen des Petersburger
Cabinets nachgebend, die deutsche Sache perhorreszirt. Wie wird
sich diese Verwickelung lösen?

Posen 5. August. ( K. Z. ) Jn Posen herrscht jetzt nicht nur
der Typhus, sondern am letzten Donnerstag erkrankte auch eine
Frau unter allen Symptomen der asiatischen Cholera, und
wurde nach dem für solche Kranke bestimmten Lazarethe gebracht.
Sie soll sich jedoch auf dem Wege der Besserung befinden.

Stettin. Placate, welche zu einem Volksfeste am 6. August
aufgefordert, brachten hier große Aufregung hervor. Die Preußen-
partei riß sie ab, bewarf sie mit Koth u. dgl. Zehn Personen,
zum Theil sehr vornehme Leute, ein Stabsoffizier wurden bei
diesem Sudelgeschäft betroffen. Am Abende des 6., ließ die
Menge auf den Straßen Deutschland hoch leben, zog darauf nach
dem Schlosse, verlangte nach dem Prinzen von Preußen und
sang: "Was ist des Deutschen Vaterland?" Darauf wurde den
Männern, die als der deutschen Sache ergeben bekannt sind,
Lebehoch's gebracht. Ebenso dem deutschen Feldherrn, General
Wrangel. Die Sache verlief ohne weitere Störungen.

Aus Nürnberg und Regensburg berichten die Zeitungen von
der am 6. August stattgehabten Huldigungsfeier für den Reichs-
verweser Seitens der Truppen, wie sie von der bayerischen Re-
gierung modificirt vorgeschrieben worden war. Von beiden Or-
ten wird übereinstimmend hervorgehoben, daß das Militär und
alle Anwesenden in das Hoch für den Reichsverweser und das
deutsche Vaterland besonders kräftig eingestimmt hätten. Die
Regensb. Ztg. sagt noch ausdrücklich: "Höchst auffallend wurde
es gefunden, daß dem Reichsverweser das zweite Hoch gebracht
wurde, da doch ihm und der deutschen Einheit Fest und Hul-
digung eigentlich und allein galt. Wir überlassen es den offiziel-
len Blättern das Kriegsministerium vor der öffentlichen Meinung
darob zu vertreten, sind aber der Ansicht, daß gerade in Bayern
eine solche Aenglichkeit überflüssig erscheint, und es Sache der
ministeriellen Klugheit wäre alle Mißdeutungen zu verhüten."

== Aus der Pfalz 10. August. Die Karlsruher Zeitung und
nach ihr die Rheinischen Blätter haben auf den "Plan zur Grün-
dung einer deutschen Kolonie in Nordamerika" aufmerksam ge-
macht, welcher im "Auswanderer" veröffentlicht wird. Wir rufen
solchem Projekte mit schwerem Herzen das verhängnißvolle: zu
spät
entgegen. Dreißig Jahre Frieden liegen hinter uns, wäh-
rend welcher man in großer Verblendung zuerst die Auswanderung
erschwerte, dann aber vor reiner Schreibseligkeit über die Er-
leichterung derselben keine Zeit fand, die Auswanderung wirklich
zu organisiren. Jetzt in diesen Zeiten der Unruhe nach Jnnen,
des drohenden Krieges nach Außen wird man bei dem Staate
selbst die Besonnenheit umsonst suchen, welche zur Ausführung
solcher Pläne nöthig ist, geschweige, daß er die Mittel: wenn
auch nur vorschußweise, aufzubringen vermöchte. Und bei Allem
dem wächst das Proletariat in diesen Zeitläuften aus natürlichen
Gründen in erschreckendem Maße. Fürwahr! was die düster
drohende Zukunft bringen mag, wir haben all das Verderben
selbst über uns herabbeschworen.

R Aus den Vogesen 9. August. Jn jüngster Zeit hört man
in unseren Bergen wieder viel von Brandstiftungen. So brach
in Homburg bei Zweibrücken am Abende des 5. August zu gleicher
Zeit in zwei getrennt liegenden Scheuren Feuer aus. Trotz der
[Spaltenumbruch] thatigsten Anstrengung ward man des Brandes erst Meister, nach-
dem fünf mit dem Segen der Aernte gefüllte Scheuren in Flam-
men aufgegangen waren. Es ist natürlich, daß solche Vorfälle
allenthalben tiefe Bestürzung erregen, und daß die Beunruhigung
um so größer ist, je weniger man bis jetzt die Urheber dieses of-
fenbar in verbrecherischer Weise angelegten Brandes auf die
Spur kommen konnte.

Leipzig 7. August. ( D. A. Z. ) Gestern hat hier eine Zusam-
menkunft höchster Staatsbeamten des Königreichs Sachsen und
der meisten thüringischen Staaten stattgefunden. Dem Vernehmen
nach ist der Zweck derselben und der gepflogenen Berathungen
nicht nur auf eine Einigung im Betreff der Ausführung von Art.
14. des Gesetzes über die provisorische Centralgewalt ( welches so
weit thunliches Einvernehmen derselben für Vollziehungsmaßre-
geln mit Bevollmächtigten der Landesregierungen verlangt ) nach
Maßgabe der gemeinsamen Jnteressen jener durch Stammver-
wandtschaft, Geschichte und Recht so eng verbundenen Lande,
sondern auch insbesondere auf ein aufrichtiges und deut-
sches Eingehen
in die kräftige Entwickelung der Centralgewalt
gerichtet gewesen.

Celle 6. August. ( B. H. ) Heute wurde die Ernennung des
Erzherzog Johann zum deutschen Reichsverweser und Oberbe-
fehlshaber sämmtlicher deutschen Wehrmannschaften durch ein
kirchliches Fest gefeiert. Wenn schon einige Hofkrämer und der-
gleichen in Hannover zu Adressen auffordern, was zu nichts nützen
kann, wenigstens nicht zur Einheit führt, so sieht man hier die
Sachen mit besseren Augen an; man zeigt dem Reichsverweser,
wie den Männern, welche nach Eid und Pflicht für das Wohl
Deutschlands zu handeln berufen sind, Vertrauen und lebt in der
gewissen Hoffnung, daß sowohl die Jnteressen unseres hannö-
verischen Landes, wie die des Königs berücksichtigt werden und
hält sich überzeugt, daß dies geschehen wird. Will man von Sei-
ten Hannovers etwas wirken, so sende man einen Gesandten, der
das Vertrauen des Königs und des Volks besitzt, nach Frankfurt
a. M., damit dieser die geeigneten Schritte auf eine würdige
Weise beim Reichsverweser und bei der Nationalversammlung
thun kann. Die auf heute angesetzte Huldigung des Reichsver-
wesers ist von Seiten des activen Militairs nicht erfolgt, dagegen
machten die Wehrmänner unserer Stadt und Vorstädte nach dem
Gottesdienste große Parade und huldigten dem hochgefeierten
Reichsverweser unter dem Geläute aller Glocken und dem Don-
ner der Kanonen durch ein dreimaliges kräftiges Hoch, in welches
auch alle die einstimmten, die der Wehrmannschaft nicht ange-
hören.

Stuttgart 9. August. Das Kriegsministerium hat so eben
die folgende Bekanntmachung veröffentlicht: "Jn Folge eines
Aufgebots des Erzherzogs Reichsverwesers soll eine Division des
achten deutschen Armeecorps, aus einer württembergischen und
einer badisch=hessischen Brigade bestehend, zur Verstärkung des
deutschen Heeres unverzüglich nach Schleswig abmarschiren.
Seine Majestät der König haben den Generallieutenant v. Mil-
ler
zum Commandanten dieser Division ernannt und dem General-
Major Grafen Wilhelm von Württemberg den Befehl der
württembergischen Brigade übertragen. Dieselbe besteht aus dem
6. und 8. Jnfanterieregiment, dem 2. Reiterregiment, der 3. rei-
tenden Batterie, einer Pionnier= und einer Feldjägerabtheilung.
Diese Truppen haben bis zum 16. August ihren vollen Kriegs-
stand anzunehmen und von dem genannten Tage an des Marsch-
befehls gewärtig zu seyn. Die Reservecolonnen werden vierzehn
Tage später ihre Marschbereitschaft erreichen. Gemäß dieser höch-
sten Verfügung haben alle Oberämter die Beurlaubten des 6. und
8. Jnfanterieregiments, des 2. Reiterregiments und der 3. reiten-
den Batterie, welche in ihren Bezirken sich befinden, anzuweisen,
in der kürzesten Zeit bei ihren Abtheilungen einzurücken.

# Mainz 11. August. Wie wir eben zu unserm Bedauern
vernehmen, wird der Erzherzog=Reichsverweser morgen auf sei-
ner Reise nach Köln Mainz nicht berühren, sondern direct
vom Eisenbahnhofe aus nach Biebrich abgehen.

Altona 8. August. ( B. H. ) Morgen sollen die ersten Trup-
pen aus dem Süden, die Frankfurter, 900 Mann stark, ein-
treffen. Zum 10. sind keine Truppen angekündigt; am 11., 12.
und 13. dagegen werden außer den nassauischen auch die badischen
Truppen hier erwartet. Dieselben werden so lange hier einquar-
tiert, bis die ganze Brigade angelangt ist und dann gemeinschaft-
lich nach dem Norden befördert wird.

Oesterreichische Monarchie.

Pesth 3. August. ( Br. Z. ) Heute war im Unterhause wieder
eine Sitzung von großer Wichtigkeit und von besonderem Jnteresse
für Deutschland. Das ganze Haus hat nämlich einstimmig erklärt,
daß es über die von unserem Ministerium angeknüpfte freund-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] imponiren, Waffen, selbst Kanonen bekommen müßten und daß
man zu der Bedienung schon die erforderliche Anzahl Leute bereit
und im Solde habe; daß die Errichtung der Barrikaden bereits
eingeleitet, daß man mit Munition hinlänglich versehen sey, aber
noch nicht losschlagen könne, weil es noch nicht an der Zeit sey,
die Swornoster noch auf dem Lande seyen, um die Bauern ge-
hörig zu bearbeiten, sie aufzuwiegeln und zum Landsturme gegen
Prag zu bewegen Bis zu diesem Punkte waren die Verhand-
lungen der Untersuchungscommission gediehen, als das k. k. Mi-
nisterium sich veranlaßt fand, die weitere Untersuchung über die
auf dem Prager Schlosse in Folge der Juniereignisse Verhafteten
dem kompetenten ordentlichen Gerichte zu übertragen.

Berlin 6. August. ( Br. Z. ) Während heute das Volk über-
all in unbefangener Freude das Fest des vereinigten Deutschlands
begeht, spinnt die Diplomatie im Geheimen Jntriguen, die uns
möglicherweise um sämmtliche Errungenschaften bringen können.
Eine russische Note ist an das Berliner Kabinet gelangt,
welche aus dem Einmarsch preußischer ( deutscher ) Truppen in
Jütland einen casus belli macht und demgemäß mit einer Kriegs-
flotte auf der Ostsee als einer sofortigen Repressalie droht. Da
nun aber die Centralgewalt erklärt hat, den Krieg gegen Däne-
mark mit aller Energie fortsetzen zu wollen, und da sich auch be-
reits aus dem südlichen Deutschland Contingente zur Bundesarmee
in Bewegung setzen, so ist Preußen in der Lage, daß es sich ent-
weder ohne Rück= und Vorbehalt für Deutschland erklärt, trotz
der russischen Drohung, oder, dem Verlangen des Petersburger
Cabinets nachgebend, die deutsche Sache perhorreszirt. Wie wird
sich diese Verwickelung lösen?

Posen 5. August. ( K. Z. ) Jn Posen herrscht jetzt nicht nur
der Typhus, sondern am letzten Donnerstag erkrankte auch eine
Frau unter allen Symptomen der asiatischen Cholera, und
wurde nach dem für solche Kranke bestimmten Lazarethe gebracht.
Sie soll sich jedoch auf dem Wege der Besserung befinden.

Stettin. Placate, welche zu einem Volksfeste am 6. August
aufgefordert, brachten hier große Aufregung hervor. Die Preußen-
partei riß sie ab, bewarf sie mit Koth u. dgl. Zehn Personen,
zum Theil sehr vornehme Leute, ein Stabsoffizier wurden bei
diesem Sudelgeschäft betroffen. Am Abende des 6., ließ die
Menge auf den Straßen Deutschland hoch leben, zog darauf nach
dem Schlosse, verlangte nach dem Prinzen von Preußen und
sang: „Was ist des Deutschen Vaterland?“ Darauf wurde den
Männern, die als der deutschen Sache ergeben bekannt sind,
Lebehoch's gebracht. Ebenso dem deutschen Feldherrn, General
Wrangel. Die Sache verlief ohne weitere Störungen.

Aus Nürnberg und Regensburg berichten die Zeitungen von
der am 6. August stattgehabten Huldigungsfeier für den Reichs-
verweser Seitens der Truppen, wie sie von der bayerischen Re-
gierung modificirt vorgeschrieben worden war. Von beiden Or-
ten wird übereinstimmend hervorgehoben, daß das Militär und
alle Anwesenden in das Hoch für den Reichsverweser und das
deutsche Vaterland besonders kräftig eingestimmt hätten. Die
Regensb. Ztg. sagt noch ausdrücklich: „Höchst auffallend wurde
es gefunden, daß dem Reichsverweser das zweite Hoch gebracht
wurde, da doch ihm und der deutschen Einheit Fest und Hul-
digung eigentlich und allein galt. Wir überlassen es den offiziel-
len Blättern das Kriegsministerium vor der öffentlichen Meinung
darob zu vertreten, sind aber der Ansicht, daß gerade in Bayern
eine solche Aenglichkeit überflüssig erscheint, und es Sache der
ministeriellen Klugheit wäre alle Mißdeutungen zu verhüten.“

== Aus der Pfalz 10. August. Die Karlsruher Zeitung und
nach ihr die Rheinischen Blätter haben auf den „Plan zur Grün-
dung einer deutschen Kolonie in Nordamerika“ aufmerksam ge-
macht, welcher im „Auswanderer“ veröffentlicht wird. Wir rufen
solchem Projekte mit schwerem Herzen das verhängnißvolle: zu
spät
entgegen. Dreißig Jahre Frieden liegen hinter uns, wäh-
rend welcher man in großer Verblendung zuerst die Auswanderung
erschwerte, dann aber vor reiner Schreibseligkeit über die Er-
leichterung derselben keine Zeit fand, die Auswanderung wirklich
zu organisiren. Jetzt in diesen Zeiten der Unruhe nach Jnnen,
des drohenden Krieges nach Außen wird man bei dem Staate
selbst die Besonnenheit umsonst suchen, welche zur Ausführung
solcher Pläne nöthig ist, geschweige, daß er die Mittel: wenn
auch nur vorschußweise, aufzubringen vermöchte. Und bei Allem
dem wächst das Proletariat in diesen Zeitläuften aus natürlichen
Gründen in erschreckendem Maße. Fürwahr! was die düster
drohende Zukunft bringen mag, wir haben all das Verderben
selbst über uns herabbeschworen.

R Aus den Vogesen 9. August. Jn jüngster Zeit hört man
in unseren Bergen wieder viel von Brandstiftungen. So brach
in Homburg bei Zweibrücken am Abende des 5. August zu gleicher
Zeit in zwei getrennt liegenden Scheuren Feuer aus. Trotz der
[Spaltenumbruch] thatigsten Anstrengung ward man des Brandes erst Meister, nach-
dem fünf mit dem Segen der Aernte gefüllte Scheuren in Flam-
men aufgegangen waren. Es ist natürlich, daß solche Vorfälle
allenthalben tiefe Bestürzung erregen, und daß die Beunruhigung
um so größer ist, je weniger man bis jetzt die Urheber dieses of-
fenbar in verbrecherischer Weise angelegten Brandes auf die
Spur kommen konnte.

Leipzig 7. August. ( D. A. Z. ) Gestern hat hier eine Zusam-
menkunft höchster Staatsbeamten des Königreichs Sachsen und
der meisten thüringischen Staaten stattgefunden. Dem Vernehmen
nach ist der Zweck derselben und der gepflogenen Berathungen
nicht nur auf eine Einigung im Betreff der Ausführung von Art.
14. des Gesetzes über die provisorische Centralgewalt ( welches so
weit thunliches Einvernehmen derselben für Vollziehungsmaßre-
geln mit Bevollmächtigten der Landesregierungen verlangt ) nach
Maßgabe der gemeinsamen Jnteressen jener durch Stammver-
wandtschaft, Geschichte und Recht so eng verbundenen Lande,
sondern auch insbesondere auf ein aufrichtiges und deut-
sches Eingehen
in die kräftige Entwickelung der Centralgewalt
gerichtet gewesen.

Celle 6. August. ( B. H. ) Heute wurde die Ernennung des
Erzherzog Johann zum deutschen Reichsverweser und Oberbe-
fehlshaber sämmtlicher deutschen Wehrmannschaften durch ein
kirchliches Fest gefeiert. Wenn schon einige Hofkrämer und der-
gleichen in Hannover zu Adressen auffordern, was zu nichts nützen
kann, wenigstens nicht zur Einheit führt, so sieht man hier die
Sachen mit besseren Augen an; man zeigt dem Reichsverweser,
wie den Männern, welche nach Eid und Pflicht für das Wohl
Deutschlands zu handeln berufen sind, Vertrauen und lebt in der
gewissen Hoffnung, daß sowohl die Jnteressen unseres hannö-
verischen Landes, wie die des Königs berücksichtigt werden und
hält sich überzeugt, daß dies geschehen wird. Will man von Sei-
ten Hannovers etwas wirken, so sende man einen Gesandten, der
das Vertrauen des Königs und des Volks besitzt, nach Frankfurt
a. M., damit dieser die geeigneten Schritte auf eine würdige
Weise beim Reichsverweser und bei der Nationalversammlung
thun kann. Die auf heute angesetzte Huldigung des Reichsver-
wesers ist von Seiten des activen Militairs nicht erfolgt, dagegen
machten die Wehrmänner unserer Stadt und Vorstädte nach dem
Gottesdienste große Parade und huldigten dem hochgefeierten
Reichsverweser unter dem Geläute aller Glocken und dem Don-
ner der Kanonen durch ein dreimaliges kräftiges Hoch, in welches
auch alle die einstimmten, die der Wehrmannschaft nicht ange-
hören.

Stuttgart 9. August. Das Kriegsministerium hat so eben
die folgende Bekanntmachung veröffentlicht: „Jn Folge eines
Aufgebots des Erzherzogs Reichsverwesers soll eine Division des
achten deutschen Armeecorps, aus einer württembergischen und
einer badisch=hessischen Brigade bestehend, zur Verstärkung des
deutschen Heeres unverzüglich nach Schleswig abmarschiren.
Seine Majestät der König haben den Generallieutenant v. Mil-
ler
zum Commandanten dieser Division ernannt und dem General-
Major Grafen Wilhelm von Württemberg den Befehl der
württembergischen Brigade übertragen. Dieselbe besteht aus dem
6. und 8. Jnfanterieregiment, dem 2. Reiterregiment, der 3. rei-
tenden Batterie, einer Pionnier= und einer Feldjägerabtheilung.
Diese Truppen haben bis zum 16. August ihren vollen Kriegs-
stand anzunehmen und von dem genannten Tage an des Marsch-
befehls gewärtig zu seyn. Die Reservecolonnen werden vierzehn
Tage später ihre Marschbereitschaft erreichen. Gemäß dieser höch-
sten Verfügung haben alle Oberämter die Beurlaubten des 6. und
8. Jnfanterieregiments, des 2. Reiterregiments und der 3. reiten-
den Batterie, welche in ihren Bezirken sich befinden, anzuweisen,
in der kürzesten Zeit bei ihren Abtheilungen einzurücken.

# Mainz 11. August. Wie wir eben zu unserm Bedauern
vernehmen, wird der Erzherzog=Reichsverweser morgen auf sei-
ner Reise nach Köln Mainz nicht berühren, sondern direct
vom Eisenbahnhofe aus nach Biebrich abgehen.

Altona 8. August. ( B. H. ) Morgen sollen die ersten Trup-
pen aus dem Süden, die Frankfurter, 900 Mann stark, ein-
treffen. Zum 10. sind keine Truppen angekündigt; am 11., 12.
und 13. dagegen werden außer den nassauischen auch die badischen
Truppen hier erwartet. Dieselben werden so lange hier einquar-
tiert, bis die ganze Brigade angelangt ist und dann gemeinschaft-
lich nach dem Norden befördert wird.

Oesterreichische Monarchie.

Pesth 3. August. ( Br. Z. ) Heute war im Unterhause wieder
eine Sitzung von großer Wichtigkeit und von besonderem Jnteresse
für Deutschland. Das ganze Haus hat nämlich einstimmig erklärt,
daß es über die von unserem Ministerium angeknüpfte freund-
[Ende Spaltensatz]

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[0003] imponiren, Waffen, selbst Kanonen bekommen müßten und daß man zu der Bedienung schon die erforderliche Anzahl Leute bereit und im Solde habe; daß die Errichtung der Barrikaden bereits eingeleitet, daß man mit Munition hinlänglich versehen sey, aber noch nicht losschlagen könne, weil es noch nicht an der Zeit sey, die Swornoster noch auf dem Lande seyen, um die Bauern ge- hörig zu bearbeiten, sie aufzuwiegeln und zum Landsturme gegen Prag zu bewegen Bis zu diesem Punkte waren die Verhand- lungen der Untersuchungscommission gediehen, als das k. k. Mi- nisterium sich veranlaßt fand, die weitere Untersuchung über die auf dem Prager Schlosse in Folge der Juniereignisse Verhafteten dem kompetenten ordentlichen Gerichte zu übertragen. Berlin 6. August. ( Br. Z. ) Während heute das Volk über- all in unbefangener Freude das Fest des vereinigten Deutschlands begeht, spinnt die Diplomatie im Geheimen Jntriguen, die uns möglicherweise um sämmtliche Errungenschaften bringen können. Eine russische Note ist an das Berliner Kabinet gelangt, welche aus dem Einmarsch preußischer ( deutscher ) Truppen in Jütland einen casus belli macht und demgemäß mit einer Kriegs- flotte auf der Ostsee als einer sofortigen Repressalie droht. Da nun aber die Centralgewalt erklärt hat, den Krieg gegen Däne- mark mit aller Energie fortsetzen zu wollen, und da sich auch be- reits aus dem südlichen Deutschland Contingente zur Bundesarmee in Bewegung setzen, so ist Preußen in der Lage, daß es sich ent- weder ohne Rück= und Vorbehalt für Deutschland erklärt, trotz der russischen Drohung, oder, dem Verlangen des Petersburger Cabinets nachgebend, die deutsche Sache perhorreszirt. Wie wird sich diese Verwickelung lösen? Posen 5. August. ( K. Z. ) Jn Posen herrscht jetzt nicht nur der Typhus, sondern am letzten Donnerstag erkrankte auch eine Frau unter allen Symptomen der asiatischen Cholera, und wurde nach dem für solche Kranke bestimmten Lazarethe gebracht. Sie soll sich jedoch auf dem Wege der Besserung befinden. Stettin. Placate, welche zu einem Volksfeste am 6. August aufgefordert, brachten hier große Aufregung hervor. Die Preußen- partei riß sie ab, bewarf sie mit Koth u. dgl. Zehn Personen, zum Theil sehr vornehme Leute, ein Stabsoffizier wurden bei diesem Sudelgeschäft betroffen. Am Abende des 6., ließ die Menge auf den Straßen Deutschland hoch leben, zog darauf nach dem Schlosse, verlangte nach dem Prinzen von Preußen und sang: „Was ist des Deutschen Vaterland?“ Darauf wurde den Männern, die als der deutschen Sache ergeben bekannt sind, Lebehoch's gebracht. Ebenso dem deutschen Feldherrn, General Wrangel. Die Sache verlief ohne weitere Störungen. Aus Nürnberg und Regensburg berichten die Zeitungen von der am 6. August stattgehabten Huldigungsfeier für den Reichs- verweser Seitens der Truppen, wie sie von der bayerischen Re- gierung modificirt vorgeschrieben worden war. Von beiden Or- ten wird übereinstimmend hervorgehoben, daß das Militär und alle Anwesenden in das Hoch für den Reichsverweser und das deutsche Vaterland besonders kräftig eingestimmt hätten. Die Regensb. Ztg. sagt noch ausdrücklich: „Höchst auffallend wurde es gefunden, daß dem Reichsverweser das zweite Hoch gebracht wurde, da doch ihm und der deutschen Einheit Fest und Hul- digung eigentlich und allein galt. Wir überlassen es den offiziel- len Blättern das Kriegsministerium vor der öffentlichen Meinung darob zu vertreten, sind aber der Ansicht, daß gerade in Bayern eine solche Aenglichkeit überflüssig erscheint, und es Sache der ministeriellen Klugheit wäre alle Mißdeutungen zu verhüten.“ == Aus der Pfalz 10. August. Die Karlsruher Zeitung und nach ihr die Rheinischen Blätter haben auf den „Plan zur Grün- dung einer deutschen Kolonie in Nordamerika“ aufmerksam ge- macht, welcher im „Auswanderer“ veröffentlicht wird. Wir rufen solchem Projekte mit schwerem Herzen das verhängnißvolle: zu spät entgegen. Dreißig Jahre Frieden liegen hinter uns, wäh- rend welcher man in großer Verblendung zuerst die Auswanderung erschwerte, dann aber vor reiner Schreibseligkeit über die Er- leichterung derselben keine Zeit fand, die Auswanderung wirklich zu organisiren. Jetzt in diesen Zeiten der Unruhe nach Jnnen, des drohenden Krieges nach Außen wird man bei dem Staate selbst die Besonnenheit umsonst suchen, welche zur Ausführung solcher Pläne nöthig ist, geschweige, daß er die Mittel: wenn auch nur vorschußweise, aufzubringen vermöchte. Und bei Allem dem wächst das Proletariat in diesen Zeitläuften aus natürlichen Gründen in erschreckendem Maße. Fürwahr! was die düster drohende Zukunft bringen mag, wir haben all das Verderben selbst über uns herabbeschworen. R Aus den Vogesen 9. August. Jn jüngster Zeit hört man in unseren Bergen wieder viel von Brandstiftungen. So brach in Homburg bei Zweibrücken am Abende des 5. August zu gleicher Zeit in zwei getrennt liegenden Scheuren Feuer aus. Trotz der thatigsten Anstrengung ward man des Brandes erst Meister, nach- dem fünf mit dem Segen der Aernte gefüllte Scheuren in Flam- men aufgegangen waren. Es ist natürlich, daß solche Vorfälle allenthalben tiefe Bestürzung erregen, und daß die Beunruhigung um so größer ist, je weniger man bis jetzt die Urheber dieses of- fenbar in verbrecherischer Weise angelegten Brandes auf die Spur kommen konnte. Leipzig 7. August. ( D. A. Z. ) Gestern hat hier eine Zusam- menkunft höchster Staatsbeamten des Königreichs Sachsen und der meisten thüringischen Staaten stattgefunden. Dem Vernehmen nach ist der Zweck derselben und der gepflogenen Berathungen nicht nur auf eine Einigung im Betreff der Ausführung von Art. 14. des Gesetzes über die provisorische Centralgewalt ( welches so weit thunliches Einvernehmen derselben für Vollziehungsmaßre- geln mit Bevollmächtigten der Landesregierungen verlangt ) nach Maßgabe der gemeinsamen Jnteressen jener durch Stammver- wandtschaft, Geschichte und Recht so eng verbundenen Lande, sondern auch insbesondere auf ein aufrichtiges und deut- sches Eingehen in die kräftige Entwickelung der Centralgewalt gerichtet gewesen. Celle 6. August. ( B. H. ) Heute wurde die Ernennung des Erzherzog Johann zum deutschen Reichsverweser und Oberbe- fehlshaber sämmtlicher deutschen Wehrmannschaften durch ein kirchliches Fest gefeiert. Wenn schon einige Hofkrämer und der- gleichen in Hannover zu Adressen auffordern, was zu nichts nützen kann, wenigstens nicht zur Einheit führt, so sieht man hier die Sachen mit besseren Augen an; man zeigt dem Reichsverweser, wie den Männern, welche nach Eid und Pflicht für das Wohl Deutschlands zu handeln berufen sind, Vertrauen und lebt in der gewissen Hoffnung, daß sowohl die Jnteressen unseres hannö- verischen Landes, wie die des Königs berücksichtigt werden und hält sich überzeugt, daß dies geschehen wird. Will man von Sei- ten Hannovers etwas wirken, so sende man einen Gesandten, der das Vertrauen des Königs und des Volks besitzt, nach Frankfurt a. M., damit dieser die geeigneten Schritte auf eine würdige Weise beim Reichsverweser und bei der Nationalversammlung thun kann. Die auf heute angesetzte Huldigung des Reichsver- wesers ist von Seiten des activen Militairs nicht erfolgt, dagegen machten die Wehrmänner unserer Stadt und Vorstädte nach dem Gottesdienste große Parade und huldigten dem hochgefeierten Reichsverweser unter dem Geläute aller Glocken und dem Don- ner der Kanonen durch ein dreimaliges kräftiges Hoch, in welches auch alle die einstimmten, die der Wehrmannschaft nicht ange- hören. Stuttgart 9. August. Das Kriegsministerium hat so eben die folgende Bekanntmachung veröffentlicht: „Jn Folge eines Aufgebots des Erzherzogs Reichsverwesers soll eine Division des achten deutschen Armeecorps, aus einer württembergischen und einer badisch=hessischen Brigade bestehend, zur Verstärkung des deutschen Heeres unverzüglich nach Schleswig abmarschiren. Seine Majestät der König haben den Generallieutenant v. Mil- ler zum Commandanten dieser Division ernannt und dem General- Major Grafen Wilhelm von Württemberg den Befehl der württembergischen Brigade übertragen. Dieselbe besteht aus dem 6. und 8. Jnfanterieregiment, dem 2. Reiterregiment, der 3. rei- tenden Batterie, einer Pionnier= und einer Feldjägerabtheilung. Diese Truppen haben bis zum 16. August ihren vollen Kriegs- stand anzunehmen und von dem genannten Tage an des Marsch- befehls gewärtig zu seyn. Die Reservecolonnen werden vierzehn Tage später ihre Marschbereitschaft erreichen. Gemäß dieser höch- sten Verfügung haben alle Oberämter die Beurlaubten des 6. und 8. Jnfanterieregiments, des 2. Reiterregiments und der 3. reiten- den Batterie, welche in ihren Bezirken sich befinden, anzuweisen, in der kürzesten Zeit bei ihren Abtheilungen einzurücken. # Mainz 11. August. Wie wir eben zu unserm Bedauern vernehmen, wird der Erzherzog=Reichsverweser morgen auf sei- ner Reise nach Köln Mainz nicht berühren, sondern direct vom Eisenbahnhofe aus nach Biebrich abgehen. Altona 8. August. ( B. H. ) Morgen sollen die ersten Trup- pen aus dem Süden, die Frankfurter, 900 Mann stark, ein- treffen. Zum 10. sind keine Truppen angekündigt; am 11., 12. und 13. dagegen werden außer den nassauischen auch die badischen Truppen hier erwartet. Dieselben werden so lange hier einquar- tiert, bis die ganze Brigade angelangt ist und dann gemeinschaft- lich nach dem Norden befördert wird. Oesterreichische Monarchie. Pesth 3. August. ( Br. Z. ) Heute war im Unterhause wieder eine Sitzung von großer Wichtigkeit und von besonderem Jnteresse für Deutschland. Das ganze Haus hat nämlich einstimmig erklärt, daß es über die von unserem Ministerium angeknüpfte freund-

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 57. Mainz, 12. August 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal057_1848/3>, abgerufen am 13.06.2024.