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Mainzer Journal. Nr. 63. Mainz, 18. August 1848.

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Mainzer Journal.


Das Mainzer Journal erscheint täglich ( mit Ausnahme der höchsten Festtage ) und zwar so, daß das Hauptblatt mit den "Rheinischen Unterhaltungs-
blättern " schon am Vorabende, die ständige Beilage am Vormittage des betreffenden Tages selbst ausgegeben wird. Bestellungen nehmen alle Postämter an;
für Mainz und die nächste Umgebung die Buchhandlung von Kirchheim, Schott und Thielmann am Leichhofe. Der Preiß des Blattes ist hier in Mainz
jährlich 8 fl. in vierteljährigen Vorausbezahlungen von 2 fl.; in dem gesammten Gebiete des Fürstlich Thurn= und Taxisschen Postbezirkes jährlich eben-
falls 8 fl. Jnserate aller Art werden aufgenommen und die dreispaltige Petitzeile oder deren Raum mit 3 kr. berechnet.



Nro 63. Freitag, den 18. August. 1848.


[Beginn Spaltensatz]
Deutschland.

Wien 12. August. ( Br. Z. ) Feldmarschalllieutenant Baron
Welden, der Bologna besetzte, hat bereits den Befehl
erhalten, die Legationen zu räumen,
denn derlei Ope-
rationen wären ganz geeignet, die Franzosen zur Besetzung An-
konas einzuladen, wo nicht gar einen europäischen Krieg zu ent-
zünden. Auch die Besetzung Modena's und Parma's
durch österreichische Truppen war ein Mißgriff und eine offene
Herausforderung der auswärtigen Mächte.

Wien 13. August. Die heutigen Berichte aus Mailand
v. 8. melden, daß der Feldmarschall Radetzky sein Hauptquar-
tier nächstens nach Monza verlegen werde. Es herrschte Ruhe.
Feldmarschalllieutenant Welden ist nach Verona beordert.
Piacenza wird besetzt bleiben. Karl Albert ist über Norma
nach Turin.

Wien 14. August. Weniger lakonisch als die Antwort des
Kaisers auf die Begrüßungsrede des Reichstagspräsidenten in
dem Salon von Schönbrunn, ist die Proclamation, welche heute
an die Bevölkerung Wiens gerichtet ist. Sie lautet: "An meine
getreuen Wiener! Der gestrige Tag, an welchem ich, in Eure
Mitte zurückkehrend, die schönsten Beweise Eurer alten unverän-
derlichen Liebe erntete, wird mir und allen Gliedern des kaiserli-
chen Hauses unvergeßlich bleiben. Möge er als feierlicher Ge-
dächtnißtag des neuen Bundes zwischen einem freien Volke und
seinem constitutionellen Kaiser in der Geschichte des Vaterlandes
ewig glänzen, möge auch ferner Friede, Eintracht, Ordnung und
Gesetzmäßigkeit herrschen, damit unter ihrem Schirme der Auf-
bau unseres neuen verfassungsmäßigen Staates zum Heil und
Segen aller Völker Oesterreichs gedeihe und sich kräftige. Jm
Vereine mit den selbstgewählten Vertretern derselben und unter-
stützt von meinen Räthen hoffe ich, die schwere von der Vor-
sehung mir beschiedene Aufgabe, die neue Constituirung des Va-
terlandes rühmlichst zu Ende zu führen. Wien 13. August 1848.
Ferdinand. "

Triest 12. August. ( A. Z. ) Albini soll sich in der größten
Verlegenheit befinden. Die Mannschaft verweigert zum Theil den
Gehorsam, die Nahrungsmittel gehen aus, an Geld fehlt es auch.
Dazu kommt noch die Furcht von der neapolitanischen Flottille,
die sich bereits im adriatischen Meere befindet, angegriffen zu
werden, und es ist nun eine Krise für ihn eingetreten, aus der
ihn vielleicht nur die Abberufung von Seite Karl Alberts retten
kann. -- Nach den neuesten Ereignissen ist nun auch zu erwarten,
daß Venedig sich nicht mehr lange halte, und die venezianischen
Schiffe wieder zu unserer Flotte zurückkehren werden, für welche
sich ein neues Feld der Thätigkeit darbieten könnte, wenn sie un-
seren bedrängten Brüdern im Norden zu Hülfe gesendet würden.
Heute früh hat Albini die Gewässer von Umago verlassen, und
ist mit frischem Wind in westlicher Richtung, d. i. gegen Vene-
dig
abgesegelt.

Berlin 12. August. ( W. Z. ) Jn dem Gefolge des Königs
nach Köln befindet sich auch der Wirkliche Geheimerath Bun-
sen,
von dem es nunmehr feststeht, daß er vorerst von dort nach
London zurückkehren wird. Derselbe hat freilich die Ansichten,
welche er früher in England in Bezug auf die deutschen Ange-
legenheiten auszusprechen mehrfach Gelegenheit nahm, völlig ge-
ändert, wie er sagt, "in Folge der eigenen Anschauung der Ver-
hältnisse." Dadurch wird seine Stellung in London, wo persön-
liche Consequenz und Consistenz der Meinungen vor Allem geachtet
wird, allerdings nur noch schwieriger. Wir können nicht umhin
hinzuzufügen, daß wir es von Männern der verschiedensten Par-
teien rügend hervorheben hörten, daß ein so notorischer Anhän-
ger des gefallenen Systems Preußen noch in England vertreten
[Spaltenumbruch] solle. Man erblickt hier allgemein in der Rückkehr desselben nach
London ein Opfer der Minister gegen den persönlichen Wunsch
des Königs. -- Es befand sich gestern der zum Unterstaatssecretär
im Reichsministerium der auswärtigen Angelegenheiten ernannte
Freiherr Max von Gagern auf der Durchreise hier anwesend,
und hatte wiederholentlich längere Unterredungen mit mehreren
hiesigen Staatsmännern. Derselbe geht von hier nach dem
Kriegsschauplatze in Schleswig=Holstein, um dort als Commissa-
rius der deutschen Centralgewalt bei den mit Dänemark neu zu
beginnenden Unterhandlungen wegen Herstellung des Friedens
zugegen zu seyn; er tritt an die Stelle des ursprünglich hierzu
bestimmten Heckscher, da dieser in seiner nunmehrigen Stellung
als Reichsminister der auswärtigen Angelegenheiten nicht füglich
persönlich dort auftreten kann. -- Wir können es bis jetzt nur
andeutungsweise melden, daß hier im auswärtigen Amte in die-
sen Tagen Depeschen aus Petersburg angekommen sind, welche
wesentliche Erleichterungen in den Handelsbeziehungen zu Ruß-
land und vornehmlich zum Königreich Polen in Aussicht stellen,
hoffen aber bereits in den nächsten Tagen genauere Details über
diese höchst wichtige Nachricht mittheilen zu dürfen. [ Entente
cordiale
, auf deutsch: Eine Hand wäscht die andere! ]

Köln 16. August. ( K. Z. ) Der von dem hiesigen Hand-
lungshause A. Schaaffhausen dessen Gläubigern proponirte Ge-
sellschaftsvertrag ist, nachdem für sämmtliche Forderungen vom
29. März dieses Jahres der Beitritt erfolgt war, perfect gewor-
den. Da die Genehmigung des Statutes Seitens der Regierung
keinem Zweifel unterliegt, so können die Geschäfte des Hauses
A. Schaaffhausen in kurzer Zeit wieder aufgenommen werden
und Alles berechtigt, zu unterstellen, daß der Handel und die
Jndustrie durch die jetzige Combination die kräftigste Unterstützung
erhalten werden.

== Köln 16. August. Ja! Köln ist eine schöne Stadt, die
herrliche Kapitale des Rheines, auf die wir Rheinländer in jeder
Beziehung stolz seyn können. Schön nenne ich sie ihrer stattlichen
Straßen, ihrer herrlichen Kirchen, des majestätischen Stro-
mes wegen, der ihre Mauern bespült. Schön nenne ich sie wegen
der Perle altdeutscher Baukunst, welche sie birgt, und die ihre
Vollendung vom neunzehnten Jahrhundert empfangen soll. Schön
ist sie durch den Geist ihres Volkes, der heiteren Kölner, der sich
in diesen festlichen Tagen wieder bewährt hat. Jede Stadt hat
ihre Eigenthümlichkeit. Köln eigenthümlich scheint es zu seyn, daß
ihre Bewohner bis zu den untersten Schichten herab sich gleich-
mäßig für die Jdee eines öffentlichen Festes, wie das gegenwär-
tige, begeistern können, und daß den Kölnern die Gabe verliehen
ist, ihrer Gesinnung den entsprechenden stattlichen Ausdruck zu ge-
ben. Wer den Feierlichkeiten des heutigen dritten Tages des Dom-
festes beigewohnt, hatte wiederholt Gelegenheit sich hiervon zu
überzeugen. Des Morgens acht Uhr war solennes Hochamt im
Dome. Der päpstliche Nuntius ertheilte den Segen. Sodann
folgte die Versammlung der Vereinsgenossen auf dem festlich ge-
schmückten Frankenplatze, der unterhalb des Domchores gelegen
ist. Für den Vorstand des Centraldombauvereines und die Depu-
tirten der auswärtigen Vereine war eine Tribüne errichtet, Fah-
nen und Wimpel zierten den weiten Platz. Der Festzug der Ver-
einsgenossen ging aus dem Dome durch die Trankgasse begleitet
von Bürgerwehr; die Dombauhütte zog voraus. Dann ward von
dem aufgestellten Männerchor die Hymne an Pius IX. von Maz-
zini gesungen, an welche sich ein stürmisches Hoch auf den heiligen
Vater anschloß, das bis zu dem Rheine hinab hallte. Möge der
ungeheuchelte Ausdruck der Liebe und Ehrerbietung Rhein auf-
wärts und über die Alpen dringen, um an den Pforten des Qui-
rinals Zeugniß zu geben von den Gesinnungen Deutschlands gegen
[Ende Spaltensatz]

Mainzer Journal.


Das Mainzer Journal erscheint täglich ( mit Ausnahme der höchsten Festtage ) und zwar so, daß das Hauptblatt mit den „Rheinischen Unterhaltungs-
blättern “ schon am Vorabende, die ständige Beilage am Vormittage des betreffenden Tages selbst ausgegeben wird. Bestellungen nehmen alle Postämter an;
für Mainz und die nächste Umgebung die Buchhandlung von Kirchheim, Schott und Thielmann am Leichhofe. Der Preiß des Blattes ist hier in Mainz
jährlich 8 fl. in vierteljährigen Vorausbezahlungen von 2 fl.; in dem gesammten Gebiete des Fürstlich Thurn= und Taxisschen Postbezirkes jährlich eben-
falls 8 fl. Jnserate aller Art werden aufgenommen und die dreispaltige Petitzeile oder deren Raum mit 3 kr. berechnet.



Nro 63. Freitag, den 18. August. 1848.


[Beginn Spaltensatz]
Deutschland.

Wien 12. August. ( Br. Z. ) Feldmarschalllieutenant Baron
Welden, der Bologna besetzte, hat bereits den Befehl
erhalten, die Legationen zu räumen,
denn derlei Ope-
rationen wären ganz geeignet, die Franzosen zur Besetzung An-
konas einzuladen, wo nicht gar einen europäischen Krieg zu ent-
zünden. Auch die Besetzung Modena's und Parma's
durch österreichische Truppen war ein Mißgriff und eine offene
Herausforderung der auswärtigen Mächte.

Wien 13. August. Die heutigen Berichte aus Mailand
v. 8. melden, daß der Feldmarschall Radetzky sein Hauptquar-
tier nächstens nach Monza verlegen werde. Es herrschte Ruhe.
Feldmarschalllieutenant Welden ist nach Verona beordert.
Piacenza wird besetzt bleiben. Karl Albert ist über Norma
nach Turin.

Wien 14. August. Weniger lakonisch als die Antwort des
Kaisers auf die Begrüßungsrede des Reichstagspräsidenten in
dem Salon von Schönbrunn, ist die Proclamation, welche heute
an die Bevölkerung Wiens gerichtet ist. Sie lautet: „An meine
getreuen Wiener! Der gestrige Tag, an welchem ich, in Eure
Mitte zurückkehrend, die schönsten Beweise Eurer alten unverän-
derlichen Liebe erntete, wird mir und allen Gliedern des kaiserli-
chen Hauses unvergeßlich bleiben. Möge er als feierlicher Ge-
dächtnißtag des neuen Bundes zwischen einem freien Volke und
seinem constitutionellen Kaiser in der Geschichte des Vaterlandes
ewig glänzen, möge auch ferner Friede, Eintracht, Ordnung und
Gesetzmäßigkeit herrschen, damit unter ihrem Schirme der Auf-
bau unseres neuen verfassungsmäßigen Staates zum Heil und
Segen aller Völker Oesterreichs gedeihe und sich kräftige. Jm
Vereine mit den selbstgewählten Vertretern derselben und unter-
stützt von meinen Räthen hoffe ich, die schwere von der Vor-
sehung mir beschiedene Aufgabe, die neue Constituirung des Va-
terlandes rühmlichst zu Ende zu führen. Wien 13. August 1848.
Ferdinand.

Triest 12. August. ( A. Z. ) Albini soll sich in der größten
Verlegenheit befinden. Die Mannschaft verweigert zum Theil den
Gehorsam, die Nahrungsmittel gehen aus, an Geld fehlt es auch.
Dazu kommt noch die Furcht von der neapolitanischen Flottille,
die sich bereits im adriatischen Meere befindet, angegriffen zu
werden, und es ist nun eine Krise für ihn eingetreten, aus der
ihn vielleicht nur die Abberufung von Seite Karl Alberts retten
kann. — Nach den neuesten Ereignissen ist nun auch zu erwarten,
daß Venedig sich nicht mehr lange halte, und die venezianischen
Schiffe wieder zu unserer Flotte zurückkehren werden, für welche
sich ein neues Feld der Thätigkeit darbieten könnte, wenn sie un-
seren bedrängten Brüdern im Norden zu Hülfe gesendet würden.
Heute früh hat Albini die Gewässer von Umago verlassen, und
ist mit frischem Wind in westlicher Richtung, d. i. gegen Vene-
dig
abgesegelt.

Berlin 12. August. ( W. Z. ) Jn dem Gefolge des Königs
nach Köln befindet sich auch der Wirkliche Geheimerath Bun-
sen,
von dem es nunmehr feststeht, daß er vorerst von dort nach
London zurückkehren wird. Derselbe hat freilich die Ansichten,
welche er früher in England in Bezug auf die deutschen Ange-
legenheiten auszusprechen mehrfach Gelegenheit nahm, völlig ge-
ändert, wie er sagt, „in Folge der eigenen Anschauung der Ver-
hältnisse.“ Dadurch wird seine Stellung in London, wo persön-
liche Consequenz und Consistenz der Meinungen vor Allem geachtet
wird, allerdings nur noch schwieriger. Wir können nicht umhin
hinzuzufügen, daß wir es von Männern der verschiedensten Par-
teien rügend hervorheben hörten, daß ein so notorischer Anhän-
ger des gefallenen Systems Preußen noch in England vertreten
[Spaltenumbruch] solle. Man erblickt hier allgemein in der Rückkehr desselben nach
London ein Opfer der Minister gegen den persönlichen Wunsch
des Königs. — Es befand sich gestern der zum Unterstaatssecretär
im Reichsministerium der auswärtigen Angelegenheiten ernannte
Freiherr Max von Gagern auf der Durchreise hier anwesend,
und hatte wiederholentlich längere Unterredungen mit mehreren
hiesigen Staatsmännern. Derselbe geht von hier nach dem
Kriegsschauplatze in Schleswig=Holstein, um dort als Commissa-
rius der deutschen Centralgewalt bei den mit Dänemark neu zu
beginnenden Unterhandlungen wegen Herstellung des Friedens
zugegen zu seyn; er tritt an die Stelle des ursprünglich hierzu
bestimmten Heckscher, da dieser in seiner nunmehrigen Stellung
als Reichsminister der auswärtigen Angelegenheiten nicht füglich
persönlich dort auftreten kann. — Wir können es bis jetzt nur
andeutungsweise melden, daß hier im auswärtigen Amte in die-
sen Tagen Depeschen aus Petersburg angekommen sind, welche
wesentliche Erleichterungen in den Handelsbeziehungen zu Ruß-
land und vornehmlich zum Königreich Polen in Aussicht stellen,
hoffen aber bereits in den nächsten Tagen genauere Details über
diese höchst wichtige Nachricht mittheilen zu dürfen. [ Entente
cordiale
, auf deutsch: Eine Hand wäscht die andere! ]

Köln 16. August. ( K. Z. ) Der von dem hiesigen Hand-
lungshause A. Schaaffhausen dessen Gläubigern proponirte Ge-
sellschaftsvertrag ist, nachdem für sämmtliche Forderungen vom
29. März dieses Jahres der Beitritt erfolgt war, perfect gewor-
den. Da die Genehmigung des Statutes Seitens der Regierung
keinem Zweifel unterliegt, so können die Geschäfte des Hauses
A. Schaaffhausen in kurzer Zeit wieder aufgenommen werden
und Alles berechtigt, zu unterstellen, daß der Handel und die
Jndustrie durch die jetzige Combination die kräftigste Unterstützung
erhalten werden.

== Köln 16. August. Ja! Köln ist eine schöne Stadt, die
herrliche Kapitale des Rheines, auf die wir Rheinländer in jeder
Beziehung stolz seyn können. Schön nenne ich sie ihrer stattlichen
Straßen, ihrer herrlichen Kirchen, des majestätischen Stro-
mes wegen, der ihre Mauern bespült. Schön nenne ich sie wegen
der Perle altdeutscher Baukunst, welche sie birgt, und die ihre
Vollendung vom neunzehnten Jahrhundert empfangen soll. Schön
ist sie durch den Geist ihres Volkes, der heiteren Kölner, der sich
in diesen festlichen Tagen wieder bewährt hat. Jede Stadt hat
ihre Eigenthümlichkeit. Köln eigenthümlich scheint es zu seyn, daß
ihre Bewohner bis zu den untersten Schichten herab sich gleich-
mäßig für die Jdee eines öffentlichen Festes, wie das gegenwär-
tige, begeistern können, und daß den Kölnern die Gabe verliehen
ist, ihrer Gesinnung den entsprechenden stattlichen Ausdruck zu ge-
ben. Wer den Feierlichkeiten des heutigen dritten Tages des Dom-
festes beigewohnt, hatte wiederholt Gelegenheit sich hiervon zu
überzeugen. Des Morgens acht Uhr war solennes Hochamt im
Dome. Der päpstliche Nuntius ertheilte den Segen. Sodann
folgte die Versammlung der Vereinsgenossen auf dem festlich ge-
schmückten Frankenplatze, der unterhalb des Domchores gelegen
ist. Für den Vorstand des Centraldombauvereines und die Depu-
tirten der auswärtigen Vereine war eine Tribüne errichtet, Fah-
nen und Wimpel zierten den weiten Platz. Der Festzug der Ver-
einsgenossen ging aus dem Dome durch die Trankgasse begleitet
von Bürgerwehr; die Dombauhütte zog voraus. Dann ward von
dem aufgestellten Männerchor die Hymne an Pius IX. von Maz-
zini gesungen, an welche sich ein stürmisches Hoch auf den heiligen
Vater anschloß, das bis zu dem Rheine hinab hallte. Möge der
ungeheuchelte Ausdruck der Liebe und Ehrerbietung Rhein auf-
wärts und über die Alpen dringen, um an den Pforten des Qui-
rinals Zeugniß zu geben von den Gesinnungen Deutschlands gegen
[Ende Spaltensatz]

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[0001] Mainzer Journal. Das Mainzer Journal erscheint täglich ( mit Ausnahme der höchsten Festtage ) und zwar so, daß das Hauptblatt mit den „Rheinischen Unterhaltungs- blättern “ schon am Vorabende, die ständige Beilage am Vormittage des betreffenden Tages selbst ausgegeben wird. Bestellungen nehmen alle Postämter an; für Mainz und die nächste Umgebung die Buchhandlung von Kirchheim, Schott und Thielmann am Leichhofe. Der Preiß des Blattes ist hier in Mainz jährlich 8 fl. in vierteljährigen Vorausbezahlungen von 2 fl.; in dem gesammten Gebiete des Fürstlich Thurn= und Taxisschen Postbezirkes jährlich eben- falls 8 fl. Jnserate aller Art werden aufgenommen und die dreispaltige Petitzeile oder deren Raum mit 3 kr. berechnet. Nro 63. Freitag, den 18. August. 1848. Deutschland. Wien 12. August. ( Br. Z. ) Feldmarschalllieutenant Baron Welden, der Bologna besetzte, hat bereits den Befehl erhalten, die Legationen zu räumen, denn derlei Ope- rationen wären ganz geeignet, die Franzosen zur Besetzung An- konas einzuladen, wo nicht gar einen europäischen Krieg zu ent- zünden. Auch die Besetzung Modena's und Parma's durch österreichische Truppen war ein Mißgriff und eine offene Herausforderung der auswärtigen Mächte. Wien 13. August. Die heutigen Berichte aus Mailand v. 8. melden, daß der Feldmarschall Radetzky sein Hauptquar- tier nächstens nach Monza verlegen werde. Es herrschte Ruhe. Feldmarschalllieutenant Welden ist nach Verona beordert. Piacenza wird besetzt bleiben. Karl Albert ist über Norma nach Turin. Wien 14. August. Weniger lakonisch als die Antwort des Kaisers auf die Begrüßungsrede des Reichstagspräsidenten in dem Salon von Schönbrunn, ist die Proclamation, welche heute an die Bevölkerung Wiens gerichtet ist. Sie lautet: „An meine getreuen Wiener! Der gestrige Tag, an welchem ich, in Eure Mitte zurückkehrend, die schönsten Beweise Eurer alten unverän- derlichen Liebe erntete, wird mir und allen Gliedern des kaiserli- chen Hauses unvergeßlich bleiben. Möge er als feierlicher Ge- dächtnißtag des neuen Bundes zwischen einem freien Volke und seinem constitutionellen Kaiser in der Geschichte des Vaterlandes ewig glänzen, möge auch ferner Friede, Eintracht, Ordnung und Gesetzmäßigkeit herrschen, damit unter ihrem Schirme der Auf- bau unseres neuen verfassungsmäßigen Staates zum Heil und Segen aller Völker Oesterreichs gedeihe und sich kräftige. Jm Vereine mit den selbstgewählten Vertretern derselben und unter- stützt von meinen Räthen hoffe ich, die schwere von der Vor- sehung mir beschiedene Aufgabe, die neue Constituirung des Va- terlandes rühmlichst zu Ende zu führen. Wien 13. August 1848. Ferdinand. “ Triest 12. August. ( A. Z. ) Albini soll sich in der größten Verlegenheit befinden. Die Mannschaft verweigert zum Theil den Gehorsam, die Nahrungsmittel gehen aus, an Geld fehlt es auch. Dazu kommt noch die Furcht von der neapolitanischen Flottille, die sich bereits im adriatischen Meere befindet, angegriffen zu werden, und es ist nun eine Krise für ihn eingetreten, aus der ihn vielleicht nur die Abberufung von Seite Karl Alberts retten kann. — Nach den neuesten Ereignissen ist nun auch zu erwarten, daß Venedig sich nicht mehr lange halte, und die venezianischen Schiffe wieder zu unserer Flotte zurückkehren werden, für welche sich ein neues Feld der Thätigkeit darbieten könnte, wenn sie un- seren bedrängten Brüdern im Norden zu Hülfe gesendet würden. Heute früh hat Albini die Gewässer von Umago verlassen, und ist mit frischem Wind in westlicher Richtung, d. i. gegen Vene- dig abgesegelt. Berlin 12. August. ( W. Z. ) Jn dem Gefolge des Königs nach Köln befindet sich auch der Wirkliche Geheimerath Bun- sen, von dem es nunmehr feststeht, daß er vorerst von dort nach London zurückkehren wird. Derselbe hat freilich die Ansichten, welche er früher in England in Bezug auf die deutschen Ange- legenheiten auszusprechen mehrfach Gelegenheit nahm, völlig ge- ändert, wie er sagt, „in Folge der eigenen Anschauung der Ver- hältnisse.“ Dadurch wird seine Stellung in London, wo persön- liche Consequenz und Consistenz der Meinungen vor Allem geachtet wird, allerdings nur noch schwieriger. Wir können nicht umhin hinzuzufügen, daß wir es von Männern der verschiedensten Par- teien rügend hervorheben hörten, daß ein so notorischer Anhän- ger des gefallenen Systems Preußen noch in England vertreten solle. Man erblickt hier allgemein in der Rückkehr desselben nach London ein Opfer der Minister gegen den persönlichen Wunsch des Königs. — Es befand sich gestern der zum Unterstaatssecretär im Reichsministerium der auswärtigen Angelegenheiten ernannte Freiherr Max von Gagern auf der Durchreise hier anwesend, und hatte wiederholentlich längere Unterredungen mit mehreren hiesigen Staatsmännern. Derselbe geht von hier nach dem Kriegsschauplatze in Schleswig=Holstein, um dort als Commissa- rius der deutschen Centralgewalt bei den mit Dänemark neu zu beginnenden Unterhandlungen wegen Herstellung des Friedens zugegen zu seyn; er tritt an die Stelle des ursprünglich hierzu bestimmten Heckscher, da dieser in seiner nunmehrigen Stellung als Reichsminister der auswärtigen Angelegenheiten nicht füglich persönlich dort auftreten kann. — Wir können es bis jetzt nur andeutungsweise melden, daß hier im auswärtigen Amte in die- sen Tagen Depeschen aus Petersburg angekommen sind, welche wesentliche Erleichterungen in den Handelsbeziehungen zu Ruß- land und vornehmlich zum Königreich Polen in Aussicht stellen, hoffen aber bereits in den nächsten Tagen genauere Details über diese höchst wichtige Nachricht mittheilen zu dürfen. [ Entente cordiale, auf deutsch: Eine Hand wäscht die andere! ] Köln 16. August. ( K. Z. ) Der von dem hiesigen Hand- lungshause A. Schaaffhausen dessen Gläubigern proponirte Ge- sellschaftsvertrag ist, nachdem für sämmtliche Forderungen vom 29. März dieses Jahres der Beitritt erfolgt war, perfect gewor- den. Da die Genehmigung des Statutes Seitens der Regierung keinem Zweifel unterliegt, so können die Geschäfte des Hauses A. Schaaffhausen in kurzer Zeit wieder aufgenommen werden und Alles berechtigt, zu unterstellen, daß der Handel und die Jndustrie durch die jetzige Combination die kräftigste Unterstützung erhalten werden. == Köln 16. August. Ja! Köln ist eine schöne Stadt, die herrliche Kapitale des Rheines, auf die wir Rheinländer in jeder Beziehung stolz seyn können. Schön nenne ich sie ihrer stattlichen Straßen, ihrer herrlichen Kirchen, des majestätischen Stro- mes wegen, der ihre Mauern bespült. Schön nenne ich sie wegen der Perle altdeutscher Baukunst, welche sie birgt, und die ihre Vollendung vom neunzehnten Jahrhundert empfangen soll. Schön ist sie durch den Geist ihres Volkes, der heiteren Kölner, der sich in diesen festlichen Tagen wieder bewährt hat. Jede Stadt hat ihre Eigenthümlichkeit. Köln eigenthümlich scheint es zu seyn, daß ihre Bewohner bis zu den untersten Schichten herab sich gleich- mäßig für die Jdee eines öffentlichen Festes, wie das gegenwär- tige, begeistern können, und daß den Kölnern die Gabe verliehen ist, ihrer Gesinnung den entsprechenden stattlichen Ausdruck zu ge- ben. Wer den Feierlichkeiten des heutigen dritten Tages des Dom- festes beigewohnt, hatte wiederholt Gelegenheit sich hiervon zu überzeugen. Des Morgens acht Uhr war solennes Hochamt im Dome. Der päpstliche Nuntius ertheilte den Segen. Sodann folgte die Versammlung der Vereinsgenossen auf dem festlich ge- schmückten Frankenplatze, der unterhalb des Domchores gelegen ist. Für den Vorstand des Centraldombauvereines und die Depu- tirten der auswärtigen Vereine war eine Tribüne errichtet, Fah- nen und Wimpel zierten den weiten Platz. Der Festzug der Ver- einsgenossen ging aus dem Dome durch die Trankgasse begleitet von Bürgerwehr; die Dombauhütte zog voraus. Dann ward von dem aufgestellten Männerchor die Hymne an Pius IX. von Maz- zini gesungen, an welche sich ein stürmisches Hoch auf den heiligen Vater anschloß, das bis zu dem Rheine hinab hallte. Möge der ungeheuchelte Ausdruck der Liebe und Ehrerbietung Rhein auf- wärts und über die Alpen dringen, um an den Pforten des Qui- rinals Zeugniß zu geben von den Gesinnungen Deutschlands gegen

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Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 63. Mainz, 18. August 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal063_1848/1>, abgerufen am 21.11.2024.