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Mainzer Journal. Nr. 81. Mainz, 8. September 1848.

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[Beginn Spaltensatz]

Berlin 5. September. ( W. Z. ) Es war gestern das Gerücht
hier verbreitet, daß in der Gegend von Magdeburg bedeu-
tende Unruhen ausgebrochen seyen, doch fehlt darüber noch jede
genauere Bestätigung; gewiß ist es, daß der Kammerbeschluß
vom 2. d. M. gerade in dieser Gegend eine große Aufregung her-
vorbringen wird, da viele der Rübenzuckerfabrikanten entschlossen
sind, ihre Arbeiten einzustellen, indem sie bei dem nunmehr ver-
doppelten Zoll mit Vortheil nicht mehr fortarbeiten können. Daß
die Provinz Sachsen in starker politischer Bewegung ist, läßt
sich gar nicht läugnen. Die Magdeburger Zeitung meldet aus
Halle, 2. September. Die Führer der Demokratenpartei ent-
wickelten eine bedeutende Thätigkeit und hielten fleißig Volksver-
sammlungen, so am 27. August, worin von 3--4000 Menschen
eine Erklärung an den Abgeordneten Brentano erlassen wurde,
daß er durch seine Aeußerung bezüglich des Prinzen von Preußen
das preußische Volk nicht beleidigt habe. Demokratische Vereine
bestehen in Erfurt, Naumburg, Merseburg, Eckards-
berga, Mücheln,
in deren Umgebungen selbst viele Landleute
sich an die Demokraten anschließen. Bei dem vor vierzehn Tagen
zu Naumburg stattgefundenen Verbrüderungsfeste der Repub-
likaner waren ganze Dorfgemeinden, ihre Schulzen an der Spitze,
zugegen. Auch der Bürgerverein für Merseburg hat sich offen
für die Republik ausgesprochen.

Köln 2. September. ( A. Z. ) Es soll sich jetzt herausgestellt
haben, daß die üble Aufnahme, welche der König in Düsseldorf
fand, zum Theil Werk einer bekannten Frau ( der Gräfin Hatz-
feld ) und ihres jüngsten Cicisbeo war, welche durch Geldaus-
theilungen den süßen Pöbel bearbeiteten. Düsseldorf ist übrigens
dadurch in eine üble Nachbarschaft mit dem ultraroyalistischen
Bergischen und der Mark gerathen. Jn dieser preußischen Ven-
d ee hat man nämlich die stille Künstlerstadt in Verruf erklärt,
bricht den Verkehr mit ihr ab und kein ächter Sohn der Mark
und des Landes der Berge übernachtet mehr in Düsseldorf. Der
Prinz Friederich wird sein Hoflager von dort verlegen. -- Unsere
Zeit bringt wunderbare Peripetien in den Geschicken der Jndivi-
duen hervor. Ein armer Cigarenhändler aus Köln ist deutscher
Gesandter in der Schweiz geworden, und noch ein ärmerer Teu-
fel, ein aus dem Officierstand entlassener Hr. Wülfing dahier
von ihm zum Legationssecretär erkoren. Man freut sich dessen
hier, auch das bloße Talent ohne Hoffähigkeit und Vetterschaften
in solche Stellungen einrücken zu sehen.

+ Darmstadt 8. September. Man beabsichtigt die churhessi-
schen Truppen aus Baden zurückzuziehen, und es sollen
zu diesem Zwecke bereits Unterhandlungen mit den betreffenden
Eisenbahnbehörden eingeleitet seyn.

# Frankfurt 8. September. Morgen wird der Betrieb
auf der Frankfurt=Hanauer Eisenbahn mit einigen festlichen Pro-
befahrten eröffnet werden. -- Wie man vernimmt, so sollen die
von Frankreich ausgegangenen Actenstücke
in der
Schleswig=Holstein'schen Sache vorzüglich dazu beigetragen ha-
ben den für uns so schmählichen Waffenstillstand herbeizuführen.
O französische "Bruderhand!" Man ist sehr begierig die Motivir-
ung der einzelnen Bedingungen zu erfahren. Die Minister haben
darüber gar wenig gesprochen und kaum eine Widerlegung der
vorgebrachten Einwände versucht. Heute Abend 5 Uhr sollen die
sämmtlichen Actenstücke gedruckt seyn und vertheilt werden, so daß
bis Morgen oder Montag eine Fortsetzung der Discussion erfol-
gen wird. Dahlmann soll trotz mehrseitiger Anforderungen
es hartnäckig ablehnen Minister zu werden. Er
dürfte aber auch seine Majorität nicht lange behalten. Uebri-
gens sind die Minister auch nicht auf Rosen gebettet, was Sie
daraus entnehmen mögen, daß dieselben zu der Sitzung,
in welcher wahrscheinlich der Rücktritt beschlossen worden, Mor-
gens zwischen drei und vier Uhr aus dem Schlafe berufen wur-
den. Die Beschlüsse der Nationalversammlung fangen jetzt an
gewichtig zu werden trotz allen Gegenbemühungen von Sei-
ten der Reactionäre und rothen Republikaner. Die Abstimmung
wegen der Sistirung der Maßregeln zur Ausführung des Waffen-
stillstandes hat hier ein momentanes bedeutendes Weichen der
Fonds zur Folge gehabt. Wir dürfen dieß als ein günstiges
Zeichen ansehen, und dadurch nur noch mehr in der Ansicht be-
stärkt werden, daß die Kräftigung der Nationalversammlung und
Centralgewalt der einzige Rettungsanker ist für die errungenen
Freiheiten. Schließlich erhalten Sie als Curiosum in der Anlage
aus dem dahier erscheinenden "Freistädter," redigirt von Hame-
ran, einen Artikel über die Monstredeputation und Petition von
Wien an die Linke zu Frankfurt. Da Herr Hameran seine Blät-
ser so demokratisch als möglich redigirt, so dürfte unter die-
ten Umständen die colossale Lächerlichkeit des ganzen Ereig-
[Spaltenumbruch] nisses Jedermann ersichtlich seyn. Nun lesen Sie: ( Die Wie-
ner Deputation. ) Nicht ohne Besorgniß sahen viele ruhe-
liebende Bürger dem an allen Straßenecken für den 25. August
angekündigten Eintreffen einer großen Wiener Deputation an
die äußerste Linke entgegen, weil man von der bei solchen Mani-
festationen unvermeidlichen Exaltation sich nichts Gutes verspre-
chen mochte. Der ergangenen Einladung Folge leistend, begaben
sich mehrere Tausende, meistens Freunde der Bewegung, vor das
Allerheiligenthor, um der gefeierten Vertreter der österreichischen
Hauptstadt zu harren und ihnen ihre Sympathien zu bethätigen.
Für alle bei solchen Gelegenheiten erforderliche Requisiten, als
Fahnen, Böller war hinlänglich gesorgt. Aber es wollte keine
Deputation erscheinen, wie heiß sie auch ersehnt wurde. Da die
herbeigeströmte Masse, bei der sich deutliche Zeichen der Ungeduld
tund gaben, nun einmal nicht um die Empfangsfeierlichkeiten
kommen wollte, so mußte schleunigst ein Surrogat für die nicht
erscheinende Deputation herbeigeschafft werden. Mit richtigem
Tacte wurde ein solider österreichischer Privatmann, der schon
vorher einen stillen Einzug in unsere Stadt gehalten hatte, dazu
ausersehen. Jn Begleitung von mehreren gesinnungstüchtigen
Einwohnern von hier, begab er sich schnell nach Hanau und
hielt von dieser Nachbarstadt aus, in Ermangelung einer wirk-
lichen Deputation, als Repräsentant [unleserliches Material - 10 Zeichen fehlen]sämmlicher Vereine Wiens,
seinen Einzug in unseren Mauern unter solchen Achtungsbezeug-
ungen, wie sie einer Monstre=Deputation nicht lebendiger hätten
dargebracht werden können. Geschützesdonner, Vivatrufen,
Reden und Toaste empfingen den vermeintlichen Vertreter der
österreichischen Metropole, dem es in seiner eigenthümlichen
Stellung fast unheimlich zu Muthe zu werden begann. Der
Hauptzweck, der harrenden Masse einen Anhalspunkt für ihre
Begeisterung zu geben, wurde indessen glücklich erreicht und selbst
einzelne Mitglieder der hohen Reichsversammlung ließen sich,
überwältigt von der Macht des Augenblicks, zu patriotischen
Ergießungen hinreißen, über die sie später, bei näherer Einsicht
der Sachlage, gewiß herzlich lachen mußten.

Homburg v. d. H. 8. September. Se. Durchlaucht unser
regierender Landgraf Gustav, gestern Abend von einem Nerven-
schlag getroffen, ist heute Vormittag um 11 Uhr verschieden. Des
Verstorbenen Bruder, Prinz Ferdinand, hat die Regierung
unmittelbar angetreten und zu solchem Zwecke eine Proclamation
erlassen.



Geld-und Wechselcourse.
Frankfurter Börse. Papier. Geld.am 8. Septb. 1848. Papier Geld.
Oestr. Met. Oblg. 5% 73 3 / 8 73 1 / 8 Amsterdam fl. 100 k. S. -- 100 5 / 8
" " " 4% 60 1 / 2 59 1 / 2     ditto " 2 M. 100 1 / 4 --
" " "2 1 / 2 % 38 1 / 2 38 1 / 4 Augsburg fl. 100 k. S. 119 3 / 4 --
" Bankactien 1210 1200     ditto " 2 M. -- --
" 250 fl. L. b. Roths. 82 81 Berlin Thlr. 60 k. S. -- 105 1 / 4
" 500 fl. " " 119 1 / 2 119     ditto " 2 M. -- --
"4 1 / 2 % Obl. b. Beth. 68 67 Bremen 50 Th. Ls. k. S. 99 1 / 4 --
" 4% " " 61 1 / 2 59 1 / 2     ditto " 2 M. -- --
Preuss.3 1 / 2 % Schulds. 75 3 / 4 75 1 / 4 Hamburg Mb. 100 k. S. 89 --
" Prämienscheine. 87 1 / 2 87     ditto " 2 M. -- 88 1 / 4
Bair.3 1 / 2 Obligation. 77 1 / 2 76 3 / 4 Leipzig Thlr. 60 k. S. -- 105 1 / 8
Hessen 50 fl. Loose. 62 1 / 2 --     ditto in der Messe -- --
" 25 fl. " 20 1 / 2 -- London Lst. 10 k. S. -- 120 1 / 4
"3 1 / 2 % Obl. 75 3 / 4 75 1 / 4     ditto " 3 M. -- 119 1 / 4
" 4% " 84 1 / 2 83 1 / 2 Lyon Frs. 200 k. S. 95 --
Baden Obligat.3 1 / 2 % 74 1 / 4 73 1 / 4     ditto " 2 M. -- --
" 50 fl. Loose 46 -- Mailand Lr. 250 k. S. -- 101
" 35 fl. " 25 3 / 8 25 1 / 8     ditto " 2 M. -- --
Würtemb.3 1 / 2 % Obl. 75 1 / 8 74 5 / 8 Paris Frs. 200 k. S. 94 7 / 8 --
" Neue4 1 / 2 % " 92 1 / 2 92     ditto " 3 M. -- --
Nassau3 1 / 2 % Obl. b. R. 80 1 / 2 80 Wien fl. 100 C. k. S. 109 3 / 4 109 1 / 4
" 25 fl. Loose. 20 1 / 4 --     ditto " 3 M. -- --
Frankfrt. Obligat. 3% 78 -- Disconto -- 2
    ditto v. 1839.3 1 / 2 % 90 1 / 2 90
    ditto v. 1846.3 1 / 2 %85 1 / 2 85 fl. kr.
Frankf. Taunusbahn 277 274 Pistolen 9 55
Holland.2 1 / 2 Integral. 45 44 1 / 2 Preus. Friedrichsd'or. 9 56
" Holländische 4% -- 68 1 / 2 Holl. fl. 10 Stücke 10 3
" Syndicats3 1 / 2 % -- 68 Rand-Ducaten 5 36
Spanien 5% Active -- -- 20 Franken-Stücke 9 37
" 3% Innere 18 1 / 8 17 7 / 8 Engl. Sovereigns 12 2
Portgl. Cons. a 12 fl. 3% -- -- Gold al Marco 382 --
Polen fl. 500 Lot. L. Rth. -- 92 Laubth., ganze 2 43 1 / 4
" Obl. de fl. 500 4% 67 66 1 / 2 Preussische Thaler 1 45
Russland i. R. 3 fl. 4% -- 76 1 / 2 5 Frankenthlr -- --
" b. Stieglitz 4% -- 76 1 / 2 Hochhaltig Silber 24 24

Gering u. mittelh.2418
[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. -- Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. -- Druck von Florian Kupferberg.

[Beginn Spaltensatz]

Berlin 5. September. ( W. Z. ) Es war gestern das Gerücht
hier verbreitet, daß in der Gegend von Magdeburg bedeu-
tende Unruhen ausgebrochen seyen, doch fehlt darüber noch jede
genauere Bestätigung; gewiß ist es, daß der Kammerbeschluß
vom 2. d. M. gerade in dieser Gegend eine große Aufregung her-
vorbringen wird, da viele der Rübenzuckerfabrikanten entschlossen
sind, ihre Arbeiten einzustellen, indem sie bei dem nunmehr ver-
doppelten Zoll mit Vortheil nicht mehr fortarbeiten können. Daß
die Provinz Sachsen in starker politischer Bewegung ist, läßt
sich gar nicht läugnen. Die Magdeburger Zeitung meldet aus
Halle, 2. September. Die Führer der Demokratenpartei ent-
wickelten eine bedeutende Thätigkeit und hielten fleißig Volksver-
sammlungen, so am 27. August, worin von 3—4000 Menschen
eine Erklärung an den Abgeordneten Brentano erlassen wurde,
daß er durch seine Aeußerung bezüglich des Prinzen von Preußen
das preußische Volk nicht beleidigt habe. Demokratische Vereine
bestehen in Erfurt, Naumburg, Merseburg, Eckards-
berga, Mücheln,
in deren Umgebungen selbst viele Landleute
sich an die Demokraten anschließen. Bei dem vor vierzehn Tagen
zu Naumburg stattgefundenen Verbrüderungsfeste der Repub-
likaner waren ganze Dorfgemeinden, ihre Schulzen an der Spitze,
zugegen. Auch der Bürgerverein für Merseburg hat sich offen
für die Republik ausgesprochen.

Köln 2. September. ( A. Z. ) Es soll sich jetzt herausgestellt
haben, daß die üble Aufnahme, welche der König in Düsseldorf
fand, zum Theil Werk einer bekannten Frau ( der Gräfin Hatz-
feld ) und ihres jüngsten Cicisbeo war, welche durch Geldaus-
theilungen den süßen Pöbel bearbeiteten. Düsseldorf ist übrigens
dadurch in eine üble Nachbarschaft mit dem ultraroyalistischen
Bergischen und der Mark gerathen. Jn dieser preußischen Ven-
d ée hat man nämlich die stille Künstlerstadt in Verruf erklärt,
bricht den Verkehr mit ihr ab und kein ächter Sohn der Mark
und des Landes der Berge übernachtet mehr in Düsseldorf. Der
Prinz Friederich wird sein Hoflager von dort verlegen. — Unsere
Zeit bringt wunderbare Peripetien in den Geschicken der Jndivi-
duen hervor. Ein armer Cigarenhändler aus Köln ist deutscher
Gesandter in der Schweiz geworden, und noch ein ärmerer Teu-
fel, ein aus dem Officierstand entlassener Hr. Wülfing dahier
von ihm zum Legationssecretär erkoren. Man freut sich dessen
hier, auch das bloße Talent ohne Hoffähigkeit und Vetterschaften
in solche Stellungen einrücken zu sehen.

† Darmstadt 8. September. Man beabsichtigt die churhessi-
schen Truppen aus Baden zurückzuziehen, und es sollen
zu diesem Zwecke bereits Unterhandlungen mit den betreffenden
Eisenbahnbehörden eingeleitet seyn.

□ Frankfurt 8. September. Morgen wird der Betrieb
auf der Frankfurt=Hanauer Eisenbahn mit einigen festlichen Pro-
befahrten eröffnet werden. — Wie man vernimmt, so sollen die
von Frankreich ausgegangenen Actenstücke
in der
Schleswig=Holstein'schen Sache vorzüglich dazu beigetragen ha-
ben den für uns so schmählichen Waffenstillstand herbeizuführen.
O französische „Bruderhand!“ Man ist sehr begierig die Motivir-
ung der einzelnen Bedingungen zu erfahren. Die Minister haben
darüber gar wenig gesprochen und kaum eine Widerlegung der
vorgebrachten Einwände versucht. Heute Abend 5 Uhr sollen die
sämmtlichen Actenstücke gedruckt seyn und vertheilt werden, so daß
bis Morgen oder Montag eine Fortsetzung der Discussion erfol-
gen wird. Dahlmann soll trotz mehrseitiger Anforderungen
es hartnäckig ablehnen Minister zu werden. Er
dürfte aber auch seine Majorität nicht lange behalten. Uebri-
gens sind die Minister auch nicht auf Rosen gebettet, was Sie
daraus entnehmen mögen, daß dieselben zu der Sitzung,
in welcher wahrscheinlich der Rücktritt beschlossen worden, Mor-
gens zwischen drei und vier Uhr aus dem Schlafe berufen wur-
den. Die Beschlüsse der Nationalversammlung fangen jetzt an
gewichtig zu werden trotz allen Gegenbemühungen von Sei-
ten der Reactionäre und rothen Republikaner. Die Abstimmung
wegen der Sistirung der Maßregeln zur Ausführung des Waffen-
stillstandes hat hier ein momentanes bedeutendes Weichen der
Fonds zur Folge gehabt. Wir dürfen dieß als ein günstiges
Zeichen ansehen, und dadurch nur noch mehr in der Ansicht be-
stärkt werden, daß die Kräftigung der Nationalversammlung und
Centralgewalt der einzige Rettungsanker ist für die errungenen
Freiheiten. Schließlich erhalten Sie als Curiosum in der Anlage
aus dem dahier erscheinenden „Freistädter,“ redigirt von Hame-
ran, einen Artikel über die Monstredeputation und Petition von
Wien an die Linke zu Frankfurt. Da Herr Hameran seine Blät-
ser so demokratisch als möglich redigirt, so dürfte unter die-
ten Umständen die colossale Lächerlichkeit des ganzen Ereig-
[Spaltenumbruch] nisses Jedermann ersichtlich seyn. Nun lesen Sie: ( Die Wie-
ner Deputation. ) Nicht ohne Besorgniß sahen viele ruhe-
liebende Bürger dem an allen Straßenecken für den 25. August
angekündigten Eintreffen einer großen Wiener Deputation an
die äußerste Linke entgegen, weil man von der bei solchen Mani-
festationen unvermeidlichen Exaltation sich nichts Gutes verspre-
chen mochte. Der ergangenen Einladung Folge leistend, begaben
sich mehrere Tausende, meistens Freunde der Bewegung, vor das
Allerheiligenthor, um der gefeierten Vertreter der österreichischen
Hauptstadt zu harren und ihnen ihre Sympathien zu bethätigen.
Für alle bei solchen Gelegenheiten erforderliche Requisiten, als
Fahnen, Böller war hinlänglich gesorgt. Aber es wollte keine
Deputation erscheinen, wie heiß sie auch ersehnt wurde. Da die
herbeigeströmte Masse, bei der sich deutliche Zeichen der Ungeduld
tund gaben, nun einmal nicht um die Empfangsfeierlichkeiten
kommen wollte, so mußte schleunigst ein Surrogat für die nicht
erscheinende Deputation herbeigeschafft werden. Mit richtigem
Tacte wurde ein solider österreichischer Privatmann, der schon
vorher einen stillen Einzug in unsere Stadt gehalten hatte, dazu
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Einwohnern von hier, begab er sich schnell nach Hanau und
hielt von dieser Nachbarstadt aus, in Ermangelung einer wirk-
lichen Deputation, als Repräsentant [unleserliches Material – 10 Zeichen fehlen]sämmlicher Vereine Wiens,
seinen Einzug in unseren Mauern unter solchen Achtungsbezeug-
ungen, wie sie einer Monstre=Deputation nicht lebendiger hätten
dargebracht werden können. Geschützesdonner, Vivatrufen,
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österreichischen Metropole, dem es in seiner eigenthümlichen
Stellung fast unheimlich zu Muthe zu werden begann. Der
Hauptzweck, der harrenden Masse einen Anhalspunkt für ihre
Begeisterung zu geben, wurde indessen glücklich erreicht und selbst
einzelne Mitglieder der hohen Reichsversammlung ließen sich,
überwältigt von der Macht des Augenblicks, zu patriotischen
Ergießungen hinreißen, über die sie später, bei näherer Einsicht
der Sachlage, gewiß herzlich lachen mußten.

Homburg v. d. H. 8. September. Se. Durchlaucht unser
regierender Landgraf Gustav, gestern Abend von einem Nerven-
schlag getroffen, ist heute Vormittag um 11 Uhr verschieden. Des
Verstorbenen Bruder, Prinz Ferdinand, hat die Regierung
unmittelbar angetreten und zu solchem Zwecke eine Proclamation
erlassen.



Geld-und Wechselcourse.
Frankfurter Börse. Papier. Geld.am 8. Septb. 1848. Papier Geld.
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„ b. Stieglitz 4% 76 1 / 2 Hochhaltig Silber 24 24

Gering u. mittelh.2418
[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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den. Die Beschlüsse der Nationalversammlung fangen jetzt an<lb/>
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Centralgewalt der einzige Rettungsanker ist für die errungenen<lb/>
Freiheiten. Schließlich erhalten Sie als Curiosum in der Anlage<lb/>
aus dem dahier erscheinenden &#x201E;Freistädter,&#x201C; redigirt von Hame-<lb/>
ran, einen Artikel über die Monstredeputation und Petition von<lb/>
Wien an die Linke zu Frankfurt. Da Herr Hameran seine Blät-<lb/>
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[0006] Berlin 5. September. ( W. Z. ) Es war gestern das Gerücht hier verbreitet, daß in der Gegend von Magdeburg bedeu- tende Unruhen ausgebrochen seyen, doch fehlt darüber noch jede genauere Bestätigung; gewiß ist es, daß der Kammerbeschluß vom 2. d. M. gerade in dieser Gegend eine große Aufregung her- vorbringen wird, da viele der Rübenzuckerfabrikanten entschlossen sind, ihre Arbeiten einzustellen, indem sie bei dem nunmehr ver- doppelten Zoll mit Vortheil nicht mehr fortarbeiten können. Daß die Provinz Sachsen in starker politischer Bewegung ist, läßt sich gar nicht läugnen. Die Magdeburger Zeitung meldet aus Halle, 2. September. Die Führer der Demokratenpartei ent- wickelten eine bedeutende Thätigkeit und hielten fleißig Volksver- sammlungen, so am 27. August, worin von 3—4000 Menschen eine Erklärung an den Abgeordneten Brentano erlassen wurde, daß er durch seine Aeußerung bezüglich des Prinzen von Preußen das preußische Volk nicht beleidigt habe. Demokratische Vereine bestehen in Erfurt, Naumburg, Merseburg, Eckards- berga, Mücheln, in deren Umgebungen selbst viele Landleute sich an die Demokraten anschließen. Bei dem vor vierzehn Tagen zu Naumburg stattgefundenen Verbrüderungsfeste der Repub- likaner waren ganze Dorfgemeinden, ihre Schulzen an der Spitze, zugegen. Auch der Bürgerverein für Merseburg hat sich offen für die Republik ausgesprochen. Köln 2. September. ( A. Z. ) Es soll sich jetzt herausgestellt haben, daß die üble Aufnahme, welche der König in Düsseldorf fand, zum Theil Werk einer bekannten Frau ( der Gräfin Hatz- feld ) und ihres jüngsten Cicisbeo war, welche durch Geldaus- theilungen den süßen Pöbel bearbeiteten. Düsseldorf ist übrigens dadurch in eine üble Nachbarschaft mit dem ultraroyalistischen Bergischen und der Mark gerathen. Jn dieser preußischen Ven- d ée hat man nämlich die stille Künstlerstadt in Verruf erklärt, bricht den Verkehr mit ihr ab und kein ächter Sohn der Mark und des Landes der Berge übernachtet mehr in Düsseldorf. Der Prinz Friederich wird sein Hoflager von dort verlegen. — Unsere Zeit bringt wunderbare Peripetien in den Geschicken der Jndivi- duen hervor. Ein armer Cigarenhändler aus Köln ist deutscher Gesandter in der Schweiz geworden, und noch ein ärmerer Teu- fel, ein aus dem Officierstand entlassener Hr. Wülfing dahier von ihm zum Legationssecretär erkoren. Man freut sich dessen hier, auch das bloße Talent ohne Hoffähigkeit und Vetterschaften in solche Stellungen einrücken zu sehen. † Darmstadt 8. September. Man beabsichtigt die churhessi- schen Truppen aus Baden zurückzuziehen, und es sollen zu diesem Zwecke bereits Unterhandlungen mit den betreffenden Eisenbahnbehörden eingeleitet seyn. □ Frankfurt 8. September. Morgen wird der Betrieb auf der Frankfurt=Hanauer Eisenbahn mit einigen festlichen Pro- befahrten eröffnet werden. — Wie man vernimmt, so sollen die von Frankreich ausgegangenen Actenstücke in der Schleswig=Holstein'schen Sache vorzüglich dazu beigetragen ha- ben den für uns so schmählichen Waffenstillstand herbeizuführen. O französische „Bruderhand!“ Man ist sehr begierig die Motivir- ung der einzelnen Bedingungen zu erfahren. Die Minister haben darüber gar wenig gesprochen und kaum eine Widerlegung der vorgebrachten Einwände versucht. Heute Abend 5 Uhr sollen die sämmtlichen Actenstücke gedruckt seyn und vertheilt werden, so daß bis Morgen oder Montag eine Fortsetzung der Discussion erfol- gen wird. Dahlmann soll trotz mehrseitiger Anforderungen es hartnäckig ablehnen Minister zu werden. Er dürfte aber auch seine Majorität nicht lange behalten. Uebri- gens sind die Minister auch nicht auf Rosen gebettet, was Sie daraus entnehmen mögen, daß dieselben zu der Sitzung, in welcher wahrscheinlich der Rücktritt beschlossen worden, Mor- gens zwischen drei und vier Uhr aus dem Schlafe berufen wur- den. Die Beschlüsse der Nationalversammlung fangen jetzt an gewichtig zu werden trotz allen Gegenbemühungen von Sei- ten der Reactionäre und rothen Republikaner. Die Abstimmung wegen der Sistirung der Maßregeln zur Ausführung des Waffen- stillstandes hat hier ein momentanes bedeutendes Weichen der Fonds zur Folge gehabt. Wir dürfen dieß als ein günstiges Zeichen ansehen, und dadurch nur noch mehr in der Ansicht be- stärkt werden, daß die Kräftigung der Nationalversammlung und Centralgewalt der einzige Rettungsanker ist für die errungenen Freiheiten. Schließlich erhalten Sie als Curiosum in der Anlage aus dem dahier erscheinenden „Freistädter,“ redigirt von Hame- ran, einen Artikel über die Monstredeputation und Petition von Wien an die Linke zu Frankfurt. Da Herr Hameran seine Blät- ser so demokratisch als möglich redigirt, so dürfte unter die- ten Umständen die colossale Lächerlichkeit des ganzen Ereig- nisses Jedermann ersichtlich seyn. Nun lesen Sie: ( Die Wie- ner Deputation. ) Nicht ohne Besorgniß sahen viele ruhe- liebende Bürger dem an allen Straßenecken für den 25. August angekündigten Eintreffen einer großen Wiener Deputation an die äußerste Linke entgegen, weil man von der bei solchen Mani- festationen unvermeidlichen Exaltation sich nichts Gutes verspre- chen mochte. Der ergangenen Einladung Folge leistend, begaben sich mehrere Tausende, meistens Freunde der Bewegung, vor das Allerheiligenthor, um der gefeierten Vertreter der österreichischen Hauptstadt zu harren und ihnen ihre Sympathien zu bethätigen. Für alle bei solchen Gelegenheiten erforderliche Requisiten, als Fahnen, Böller war hinlänglich gesorgt. Aber es wollte keine Deputation erscheinen, wie heiß sie auch ersehnt wurde. Da die herbeigeströmte Masse, bei der sich deutliche Zeichen der Ungeduld tund gaben, nun einmal nicht um die Empfangsfeierlichkeiten kommen wollte, so mußte schleunigst ein Surrogat für die nicht erscheinende Deputation herbeigeschafft werden. Mit richtigem Tacte wurde ein solider österreichischer Privatmann, der schon vorher einen stillen Einzug in unsere Stadt gehalten hatte, dazu ausersehen. Jn Begleitung von mehreren gesinnungstüchtigen Einwohnern von hier, begab er sich schnell nach Hanau und hielt von dieser Nachbarstadt aus, in Ermangelung einer wirk- lichen Deputation, als Repräsentant __________sämmlicher Vereine Wiens, seinen Einzug in unseren Mauern unter solchen Achtungsbezeug- ungen, wie sie einer Monstre=Deputation nicht lebendiger hätten dargebracht werden können. Geschützesdonner, Vivatrufen, Reden und Toaste empfingen den vermeintlichen Vertreter der österreichischen Metropole, dem es in seiner eigenthümlichen Stellung fast unheimlich zu Muthe zu werden begann. Der Hauptzweck, der harrenden Masse einen Anhalspunkt für ihre Begeisterung zu geben, wurde indessen glücklich erreicht und selbst einzelne Mitglieder der hohen Reichsversammlung ließen sich, überwältigt von der Macht des Augenblicks, zu patriotischen Ergießungen hinreißen, über die sie später, bei näherer Einsicht der Sachlage, gewiß herzlich lachen mußten. Homburg v. d. H. 8. September. Se. Durchlaucht unser regierender Landgraf Gustav, gestern Abend von einem Nerven- schlag getroffen, ist heute Vormittag um 11 Uhr verschieden. Des Verstorbenen Bruder, Prinz Ferdinand, hat die Regierung unmittelbar angetreten und zu solchem Zwecke eine Proclamation erlassen. Geld-und Wechselcourse. Frankfurter Börse. Papier. Geld. am 8. Septb. 1848. Papier Geld. Oestr. Met. Oblg. 5% 73 3 / 8 73 1 / 8 Amsterdam fl. 100 k. S. — 100 5 / 8 „ „ „ 4% 60 1 / 2 59 1 / 2 ditto „ 2 M. 100 1 / 4 — „ „ „2 1 / 2 % 38 1 / 2 38 1 / 4 Augsburg fl. 100 k. S. 119 3 / 4 — „ Bankactien 1210 1200 ditto „ 2 M. — — „ 250 fl. L. b. Roths. 82 81 Berlin Thlr. 60 k. S. — 105 1 / 4 „ 500 fl. „ „ 119 1 / 2 119 ditto „ 2 M. — — „4 1 / 2 % Obl. b. Beth. 68 67 Bremen 50 Th. Ls. k. S. 99 1 / 4 — „ 4% „ „ 61 1 / 2 59 1 / 2 ditto „ 2 M. — — Preuss.3 1 / 2 % Schulds. 75 3 / 4 75 1 / 4 Hamburg Mb. 100 k. S. 89 — „ Prämienscheine. 87 1 / 2 87 ditto „ 2 M. — 88 1 / 4 Bair.3 1 / 2 Obligation. 77 1 / 2 76 3 / 4 Leipzig Thlr. 60 k. S. — 105 1 / 8 Hessen 50 fl. Loose. 62 1 / 2 — ditto in der Messe — — „ 25 fl. „ 20 1 / 2 — London Lst. 10 k. S. — 120 1 / 4 „3 1 / 2 % Obl. 75 3 / 4 75 1 / 4 ditto „ 3 M. — 119 1 / 4 „ 4% „ 84 1 / 2 83 1 / 2 Lyon Frs. 200 k. S. 95 — Baden Obligat.3 1 / 2 % 74 1 / 4 73 1 / 4 ditto „ 2 M. — — „ 50 fl. Loose 46 — Mailand Lr. 250 k. 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Stieglitz 4% — 76 1 / 2 Hochhaltig Silber 24 24 Gering u. mittelh. 24 18 Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 81. Mainz, 8. September 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal081_1848/6>, abgerufen am 24.11.2024.