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Mainzer Journal. Nr. 96. Mainz, 26. September 1848.

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[Beginn Spaltensatz] lust, nicht Beute des Ehrgeizes, nicht Beute des Auslandes, stark,
sicher, Achtung gebietend, gerecht und erhaben.

Noch Eines ist hier zu erinnern.

Es ist der Boden der helvetischen Neutralität, von wo aus
das Raubgesindel den badischen Staatskassen und dem Privat-
eigenthume gefährlich wird. Möchte die Centralgewalt die
Schweiz für künftige, freundnachbarliche Verhinderung ähnlicher
Unternehmungen und für die dadurch etwa entstehenden Kriegs-
kosten verantwortlich machen. Lieber offenen Krieg, wenn es seyn
muß auch mit Frankreich, als Hohn und Verrätherei. Zertrete
man der Schlange das Haupt, wenn sie nicht aufhören will, nach
den Marken des deutschen Reiches zu züngeln!



Deutschland.

Wien 21. September. ( B. H. ) Ein gestern Abends an das
hiesige ungarische Ministerium des Aeußern eingetroffener Courier
soll die Nachricht von der Einnahme des verschanzten Lagers der
Serben bei St. Thomas überbracht haben. Heutigen Gerüchten
zufolge soll sich jedoch jene Nachricht nicht bestätigen. Eben so
wenig verdient das seit gestern hier verbreitete Gerücht Glauben,
daß die ungarische und croatische Armee bereits bei Weßprim
zusammengestoßen sey, indem zuverläßigen Berichten zufolge der
Banus Jellachich sich noch immer in Kis=Komaran befindet. Die
neuesten Nachrichten aus Pesth melden folgende Zusammensetzung
des neuen ungarischen Ministeriums, welche freilich noch keine
königl. Sanction von Sr. Majestät erhalten hat, nämlich:
Batthyany, Conseilpräsident. Alexander Erdödy Aeußeres
( für Wien ) . Ghiczy Coloman, Finanzen. St. Kiraly, öf-
fentliche Arbeiten. Eotvös, Cultus. Baron Dyonis Kemeny
( aus Siebenbürgen ) Jnneres. Baron Vay Handel und Mes-
s aros
Krieg. -- Die Feuersbrunst in Komorn, einer Stadt von
über 500 Häusern, die, wie schon berichtet, bis auf 200 Häuser
abgebrannt ist, soll, wie Privatberichte melden, durch die Unvor-
sichtigkeit einer alten Frau entstanden seyn. -- So eben verbreitet
sich die Nachricht, daß die beiden Cavallerieregimenter Kreß und
Hardegg=Cuirassiere, welche in Ungarn stehen, zu Jellachich über-
gegangen sind.

Wien 22. September. ( Fr. J. ) So eben läuft die Nach-
richt ein von einem großen Siege der Magyaren. Aus
einem verläßlichen Privatschreiben entnehmen wir Folgendes:
Der Banus Jellacie rückte am 18. September mit 24,000 Mann
in vier Colonnen gegen Szala=Egerszegh vor, welcher Ort von
3 Mobilgarde= und einem Szekler=Bataillon, unter dem Ober-
befehle des ungarischen Majors Vöhar, besetzt war. Unweit
von Berend stand das ungarische Hauptlager unter Commando
des tapferen Grafen Terek, ungefähr 18,000 Mann stark. Gene-
ral Terek rückte mit der Gesammtmacht gegen die feindlichen
Truppen in bester Schlachtordnung vor. Die Magyaren griffen
mit größter Kampflust und mit solchem Ungestüme den Feind an,
daß die Croaten die Flucht ergreifen mußten. Von den Croaten
blieben 1000 Mann auf dem Platze und 12 Geschütze fielen in die
Hände der Ungarn. Von Seite der Ungarn blieben 120 Mann
auf dem Felde. Die Freude der hier ansässigen Ungarn über
diesen Sieg ist unbeschreiblich. [ Der Bericht ist wahrscheinlich,
wie alle seitherigen ungarischen Bulletins, von dem Freiherrn
von Münchhausen geschrieben, und wir werden vielleicht schon
morgen das Gegentheil melden müssen. ]

Jn Berlin war am 23., weiter gehen die Berichte noch nicht,
die Ruhe nirgends gestört worden. Die Linke, welche seither
über 150 Stimmen verfügte, liegt sich in den Haaren und es sind
75 Stimmen von ihr abfällig geworden.

Köln 25. September, Mittags. ( K. Z. ) Seit heute früh
ist die Stadt in ziemlich lebhafter Bewegung. Jm Auftrage der
gerichtlichen Behörden sollten mehrere Verhaftungen, angeblich
wegen Theilnahme an einem Complotte, vorgenommen werden.
Drei Personen wurden auch in ihrer Wohnung ergriffen, zwei
derselben jedoch den Polizeibeamten auf der Straße entrissen.
( Sie sollen auf flüchtigem Fuße seyn. ) Wohl nur in Folge
der Aufregung, welche dadurch natürlich in den betreffen-
den Stadttheilen entstand, versuchten Knaben in der Nähe
des Zeughauses, wo gerade die Straße umgepflastert wird,
die Pflastersteine zu einer Art Barricade zusammen zu legen.
Als die in der Nähe befindliche Wache sie stören wollte, wurde
diese verhöhnt und mit Steinen geworfen. Da nun der
wachthabende Lieutenant hierauf Angesichtes des Volkes scharf
laden ließ und sich immer mehr Volk sammelte, so daß es zu
ernstlichen Reibereien zu kommen drohte, ließ der Bannerführer
des Bezirks sein Banner allarmiren. Ein Theil der Mannschaft
trat zusammen, doch war unterdessen die Ruhe hergestellt. --
Jnzwischen war durch Placate eine Volksversammlung auf heute
Mittag 1 Uhr auf dem Altenmarkte zusammenberufen; es erschien
[Spaltenumbruch] jedoch sofort eine Bekanntmachung des interimistischen Polizeidirec-
tors wodurch dieselbe mit Bezug auf den Paragraphen 4. der Ver-
ordnung vom 6. April dieses Jahres verboten und vor der Theil-
nahme an derselben gewarnt wurde. Wohl in Folge dieses Ver-
botes sammelte sich gegen halb 12 Uhr ein kleiner Haufe Volkes
vor dem Gebäude der Polizei=Direction in der Glockengasse und
zertrümmerte mit schweren Steinen den größten Theil der Fenster,
hatte sich jedoch bereits wieder entfernt, als eine Abtheilung der
Bürgerwehr heranrückte. Diese ward sofort insgesammt allar-
mirt zur Wiederherstellung der Ruhe und um nöthigen Falls das
verkündete Verbot aufrecht zu erhalten; die verschiedenen Banner
finden sich bereits auf ihren Sammelplätzen ein. Hoffentlich wer-
den die Behörden den Augenblick gekommen erachten, um die nur
zu sehr geschwächte Achtung vor dem Gesetze wieder herzustellen!

Leipzig 22. September. Der "Deutsche Verein" hat die nach-
folgende Adresse an das Reichsministerium in Frankfurt erlassen:
"Jn Betracht, daß alle Bestrebungen, die darauf gerichtet sind,
das Ansehen der Nationalversammlung zu vernichten, welchen
Vorwand sie auch gebrauchen mögen, die wahre Freiheit ge-
fährden, die gesetzliche Ordnung untergraben, die Einheit und
Eintracht Deutschlands verhindern und uns unvermeidlich der
Reaction zuführen; in Betracht, daß es unter den gegenwärtigen
Umständen die erste Pflicht aller wahren Freunde der Freiheit und
des Volkes wird, mit Entschiedenheit und Entschlossenheit allen
Bestrebungen entgegenzutreten, welche direct oder indirect auf den
Umsturz der constituirten Staatsgewalten hinarbeiten, erklärt der
Deutsche Verein zu Leipzig seinen tiefsten Abscheu gegen das Trei-
ben einer Partei, die bald keck und offen, bald mit heuchlerischer
Hinterlist gewaltsame und unheilvolle Conflicte hervorruft, spricht
dem Reichsministerium seinen Dank aus für die zur Unterdrückung
des Aufstandes in Frankfurt ergriffenen energischen Maßregeln und
empfiehlt das bedrohte Vaterland seiner Obhut und Wachsamkeit.
Leipzig, den 21. Sept. 1848. Der Deutsche Verein. "

Freiburg 24. Sept., Nachmittags 5 Uhr. ( O. P. A. Z. )
So eben sind 1600 Mann hessisches Militär hier eingerückt. Von
2 bis gegen 3 Uhr hörte man in der Richtung von Staufen eine
starke Kanonade. Jetzt vernimmt man, die Aufständischen hätten
heute früh diese Stadt besetzt, seyen Nachmittags aber von Seiten
der Reichstruppen angegriffen und nach heftigem Kampfe in wilde
Flucht geschlagen worden. Dagegen heißt es, nähert sich eine
andere Abtheilung der Freischaaren unserer Stadt. -- 6 Uhr
Abends. So eben werden von Seiten des Magistrats Vorsichts-
maßregeln für den Fall eines Angriffs auf die hiesige Stadt von
Seiten der Aufrührer angeordnet. -- 9 Uhr Abends. Jn diesem
Augenblick wird für 1000 Mann preußisches Militär, das in eini-
gen Stunden eintreffen soll Quartier bestellt. Seit einigen Stun-
den werden Vertheidigungsmaßregeln ergriffen; es wird Material
zum Bau von Barrikaden herbeigeführt. Man scheint ernstlich
einen Angriff zu befürchten. Der Bahnhof ist immerwährend mit
Neugierigen angefüllt, welche die Bahnzüge erwarten, um Nach-
richten zu vernehmen. Die Zahl der Freischaaren wird sehr ver-
schieden angegeben. Gutunterrichtete versichern, daß sie nicht 2000
bis 3000 Mann übersteige.

Mannheim 25. Sept. ( Fr. J. ) Heute Mittag sind endlich
aus dem Oberland sichere Nachrichten eingetroffen, welche einen
blutigen Zusammenstoß der Struve'schen Freischaar mit dem Mi-
litär melden. Derselbe hatte in Staufen, circa 4 Stunden von
Freiburg, statt. Anfangs beschoß das Militär das von den Jn-
surgenten besetzte Städtchen mit Kugeln, bis der hartnäckige Wi-
derstand zur Anwendung von Shrapnels führte. Zweiunddreißig
Schüsse mit ihrem furchtbaren Kugelregen endeten den Kampf und
zwangen die Jnsurgenten zur Flucht; zugleich aber hatte die Ca-
vallerie während des Bombardements die Stadt nach der Seite
der Ebene umgangen und den Flüchtlingen, welche ihr Leben be-
reits gerettet glaubten, blieb keine andere Wahl, als den ungleichen
Kampf auch mit diesem neuen Feinde aufzunehmen. Die meisten
Derer, welche die Kugeln verschont hatten, bluteten unter dem
Säbel der Dragoner, die keinen Pardon gaben. Die Anzahl
der Gefallenen ist noch nicht bestimmt anzugeben, der Rest hat
sich in wilder Flucht nach Müllheim geworfen,
wo,
wie man sagt, ein ungleich bedeutenderer Haufen den Kampf mit
dem Militär von Neuem aufnehmen will. Staufen soll durch das
Bombardement außerordentlich gelitten haben, viele Häuser
wurden in Asche gelegt, und noch mehr vollgefüllte Scheuern
wurden ein Raub der Flammen. Die armen Bauern dort werden
noch lange an den "rothen Hahn" der Republik denken! Das
Schicksal Müllheims, und später Lörrachs und Schlien-
gens
dürfte ein noch ungleich bemitleidenswertheres seyn; denn
während die tapferen Bauern von Krotzingen sich mit Löwen-
muth gegen das republikanische Gesindel Struve's wehrten, fand
dasselbe leider! bei den verblendeten Bewohnern der genannten
Orte einen nur allzu bereitwilligen Willkomm. Daß General
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] lust, nicht Beute des Ehrgeizes, nicht Beute des Auslandes, stark,
sicher, Achtung gebietend, gerecht und erhaben.

Noch Eines ist hier zu erinnern.

Es ist der Boden der helvetischen Neutralität, von wo aus
das Raubgesindel den badischen Staatskassen und dem Privat-
eigenthume gefährlich wird. Möchte die Centralgewalt die
Schweiz für künftige, freundnachbarliche Verhinderung ähnlicher
Unternehmungen und für die dadurch etwa entstehenden Kriegs-
kosten verantwortlich machen. Lieber offenen Krieg, wenn es seyn
muß auch mit Frankreich, als Hohn und Verrätherei. Zertrete
man der Schlange das Haupt, wenn sie nicht aufhören will, nach
den Marken des deutschen Reiches zu züngeln!



Deutschland.

Wien 21. September. ( B. H. ) Ein gestern Abends an das
hiesige ungarische Ministerium des Aeußern eingetroffener Courier
soll die Nachricht von der Einnahme des verschanzten Lagers der
Serben bei St. Thomas überbracht haben. Heutigen Gerüchten
zufolge soll sich jedoch jene Nachricht nicht bestätigen. Eben so
wenig verdient das seit gestern hier verbreitete Gerücht Glauben,
daß die ungarische und croatische Armee bereits bei Weßprim
zusammengestoßen sey, indem zuverläßigen Berichten zufolge der
Banus Jellachich sich noch immer in Kis=Komaran befindet. Die
neuesten Nachrichten aus Pesth melden folgende Zusammensetzung
des neuen ungarischen Ministeriums, welche freilich noch keine
königl. Sanction von Sr. Majestät erhalten hat, nämlich:
Batthyany, Conseilpräsident. Alexander Erdödy Aeußeres
( für Wien ) . Ghiczy Coloman, Finanzen. St. Kiraly, öf-
fentliche Arbeiten. Eotvös, Cultus. Baron Dyonis Kemény
( aus Siebenbürgen ) Jnneres. Baron Vay Handel und Mes-
s áros
Krieg. — Die Feuersbrunst in Komorn, einer Stadt von
über 500 Häusern, die, wie schon berichtet, bis auf 200 Häuser
abgebrannt ist, soll, wie Privatberichte melden, durch die Unvor-
sichtigkeit einer alten Frau entstanden seyn. — So eben verbreitet
sich die Nachricht, daß die beiden Cavallerieregimenter Kreß und
Hardegg=Cuirassiere, welche in Ungarn stehen, zu Jellachich über-
gegangen sind.

Wien 22. September. ( Fr. J. ) So eben läuft die Nach-
richt ein von einem großen Siege der Magyaren. Aus
einem verläßlichen Privatschreiben entnehmen wir Folgendes:
Der Banus Jellacie rückte am 18. September mit 24,000 Mann
in vier Colonnen gegen Szala=Egerszegh vor, welcher Ort von
3 Mobilgarde= und einem Szekler=Bataillon, unter dem Ober-
befehle des ungarischen Majors Vöhar, besetzt war. Unweit
von Berend stand das ungarische Hauptlager unter Commando
des tapferen Grafen Terek, ungefähr 18,000 Mann stark. Gene-
ral Terek rückte mit der Gesammtmacht gegen die feindlichen
Truppen in bester Schlachtordnung vor. Die Magyaren griffen
mit größter Kampflust und mit solchem Ungestüme den Feind an,
daß die Croaten die Flucht ergreifen mußten. Von den Croaten
blieben 1000 Mann auf dem Platze und 12 Geschütze fielen in die
Hände der Ungarn. Von Seite der Ungarn blieben 120 Mann
auf dem Felde. Die Freude der hier ansässigen Ungarn über
diesen Sieg ist unbeschreiblich. [ Der Bericht ist wahrscheinlich,
wie alle seitherigen ungarischen Bulletins, von dem Freiherrn
von Münchhausen geschrieben, und wir werden vielleicht schon
morgen das Gegentheil melden müssen. ]

Jn Berlin war am 23., weiter gehen die Berichte noch nicht,
die Ruhe nirgends gestört worden. Die Linke, welche seither
über 150 Stimmen verfügte, liegt sich in den Haaren und es sind
75 Stimmen von ihr abfällig geworden.

Köln 25. September, Mittags. ( K. Z. ) Seit heute früh
ist die Stadt in ziemlich lebhafter Bewegung. Jm Auftrage der
gerichtlichen Behörden sollten mehrere Verhaftungen, angeblich
wegen Theilnahme an einem Complotte, vorgenommen werden.
Drei Personen wurden auch in ihrer Wohnung ergriffen, zwei
derselben jedoch den Polizeibeamten auf der Straße entrissen.
( Sie sollen auf flüchtigem Fuße seyn. ) Wohl nur in Folge
der Aufregung, welche dadurch natürlich in den betreffen-
den Stadttheilen entstand, versuchten Knaben in der Nähe
des Zeughauses, wo gerade die Straße umgepflastert wird,
die Pflastersteine zu einer Art Barricade zusammen zu legen.
Als die in der Nähe befindliche Wache sie stören wollte, wurde
diese verhöhnt und mit Steinen geworfen. Da nun der
wachthabende Lieutenant hierauf Angesichtes des Volkes scharf
laden ließ und sich immer mehr Volk sammelte, so daß es zu
ernstlichen Reibereien zu kommen drohte, ließ der Bannerführer
des Bezirks sein Banner allarmiren. Ein Theil der Mannschaft
trat zusammen, doch war unterdessen die Ruhe hergestellt. —
Jnzwischen war durch Placate eine Volksversammlung auf heute
Mittag 1 Uhr auf dem Altenmarkte zusammenberufen; es erschien
[Spaltenumbruch] jedoch sofort eine Bekanntmachung des interimistischen Polizeidirec-
tors wodurch dieselbe mit Bezug auf den Paragraphen 4. der Ver-
ordnung vom 6. April dieses Jahres verboten und vor der Theil-
nahme an derselben gewarnt wurde. Wohl in Folge dieses Ver-
botes sammelte sich gegen halb 12 Uhr ein kleiner Haufe Volkes
vor dem Gebäude der Polizei=Direction in der Glockengasse und
zertrümmerte mit schweren Steinen den größten Theil der Fenster,
hatte sich jedoch bereits wieder entfernt, als eine Abtheilung der
Bürgerwehr heranrückte. Diese ward sofort insgesammt allar-
mirt zur Wiederherstellung der Ruhe und um nöthigen Falls das
verkündete Verbot aufrecht zu erhalten; die verschiedenen Banner
finden sich bereits auf ihren Sammelplätzen ein. Hoffentlich wer-
den die Behörden den Augenblick gekommen erachten, um die nur
zu sehr geschwächte Achtung vor dem Gesetze wieder herzustellen!

Leipzig 22. September. Der „Deutsche Verein“ hat die nach-
folgende Adresse an das Reichsministerium in Frankfurt erlassen:
„Jn Betracht, daß alle Bestrebungen, die darauf gerichtet sind,
das Ansehen der Nationalversammlung zu vernichten, welchen
Vorwand sie auch gebrauchen mögen, die wahre Freiheit ge-
fährden, die gesetzliche Ordnung untergraben, die Einheit und
Eintracht Deutschlands verhindern und uns unvermeidlich der
Reaction zuführen; in Betracht, daß es unter den gegenwärtigen
Umständen die erste Pflicht aller wahren Freunde der Freiheit und
des Volkes wird, mit Entschiedenheit und Entschlossenheit allen
Bestrebungen entgegenzutreten, welche direct oder indirect auf den
Umsturz der constituirten Staatsgewalten hinarbeiten, erklärt der
Deutsche Verein zu Leipzig seinen tiefsten Abscheu gegen das Trei-
ben einer Partei, die bald keck und offen, bald mit heuchlerischer
Hinterlist gewaltsame und unheilvolle Conflicte hervorruft, spricht
dem Reichsministerium seinen Dank aus für die zur Unterdrückung
des Aufstandes in Frankfurt ergriffenen energischen Maßregeln und
empfiehlt das bedrohte Vaterland seiner Obhut und Wachsamkeit.
Leipzig, den 21. Sept. 1848. Der Deutsche Verein.

Freiburg 24. Sept., Nachmittags 5 Uhr. ( O. P. A. Z. )
So eben sind 1600 Mann hessisches Militär hier eingerückt. Von
2 bis gegen 3 Uhr hörte man in der Richtung von Staufen eine
starke Kanonade. Jetzt vernimmt man, die Aufständischen hätten
heute früh diese Stadt besetzt, seyen Nachmittags aber von Seiten
der Reichstruppen angegriffen und nach heftigem Kampfe in wilde
Flucht geschlagen worden. Dagegen heißt es, nähert sich eine
andere Abtheilung der Freischaaren unserer Stadt. — 6 Uhr
Abends. So eben werden von Seiten des Magistrats Vorsichts-
maßregeln für den Fall eines Angriffs auf die hiesige Stadt von
Seiten der Aufrührer angeordnet. — 9 Uhr Abends. Jn diesem
Augenblick wird für 1000 Mann preußisches Militär, das in eini-
gen Stunden eintreffen soll Quartier bestellt. Seit einigen Stun-
den werden Vertheidigungsmaßregeln ergriffen; es wird Material
zum Bau von Barrikaden herbeigeführt. Man scheint ernstlich
einen Angriff zu befürchten. Der Bahnhof ist immerwährend mit
Neugierigen angefüllt, welche die Bahnzüge erwarten, um Nach-
richten zu vernehmen. Die Zahl der Freischaaren wird sehr ver-
schieden angegeben. Gutunterrichtete versichern, daß sie nicht 2000
bis 3000 Mann übersteige.

Mannheim 25. Sept. ( Fr. J. ) Heute Mittag sind endlich
aus dem Oberland sichere Nachrichten eingetroffen, welche einen
blutigen Zusammenstoß der Struve'schen Freischaar mit dem Mi-
litär melden. Derselbe hatte in Staufen, circa 4 Stunden von
Freiburg, statt. Anfangs beschoß das Militär das von den Jn-
surgenten besetzte Städtchen mit Kugeln, bis der hartnäckige Wi-
derstand zur Anwendung von Shrapnels führte. Zweiunddreißig
Schüsse mit ihrem furchtbaren Kugelregen endeten den Kampf und
zwangen die Jnsurgenten zur Flucht; zugleich aber hatte die Ca-
vallerie während des Bombardements die Stadt nach der Seite
der Ebene umgangen und den Flüchtlingen, welche ihr Leben be-
reits gerettet glaubten, blieb keine andere Wahl, als den ungleichen
Kampf auch mit diesem neuen Feinde aufzunehmen. Die meisten
Derer, welche die Kugeln verschont hatten, bluteten unter dem
Säbel der Dragoner, die keinen Pardon gaben. Die Anzahl
der Gefallenen ist noch nicht bestimmt anzugeben, der Rest hat
sich in wilder Flucht nach Müllheim geworfen,
wo,
wie man sagt, ein ungleich bedeutenderer Haufen den Kampf mit
dem Militär von Neuem aufnehmen will. Staufen soll durch das
Bombardement außerordentlich gelitten haben, viele Häuser
wurden in Asche gelegt, und noch mehr vollgefüllte Scheuern
wurden ein Raub der Flammen. Die armen Bauern dort werden
noch lange an den „rothen Hahn“ der Republik denken! Das
Schicksal Müllheims, und später Lörrachs und Schlien-
gens
dürfte ein noch ungleich bemitleidenswertheres seyn; denn
während die tapferen Bauern von Krotzingen sich mit Löwen-
muth gegen das republikanische Gesindel Struve's wehrten, fand
dasselbe leider! bei den verblendeten Bewohnern der genannten
Orte einen nur allzu bereitwilligen Willkomm. Daß General
[Ende Spaltensatz]

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[0002] lust, nicht Beute des Ehrgeizes, nicht Beute des Auslandes, stark, sicher, Achtung gebietend, gerecht und erhaben. Noch Eines ist hier zu erinnern. Es ist der Boden der helvetischen Neutralität, von wo aus das Raubgesindel den badischen Staatskassen und dem Privat- eigenthume gefährlich wird. Möchte die Centralgewalt die Schweiz für künftige, freundnachbarliche Verhinderung ähnlicher Unternehmungen und für die dadurch etwa entstehenden Kriegs- kosten verantwortlich machen. Lieber offenen Krieg, wenn es seyn muß auch mit Frankreich, als Hohn und Verrätherei. Zertrete man der Schlange das Haupt, wenn sie nicht aufhören will, nach den Marken des deutschen Reiches zu züngeln! Deutschland. Wien 21. September. ( B. H. ) Ein gestern Abends an das hiesige ungarische Ministerium des Aeußern eingetroffener Courier soll die Nachricht von der Einnahme des verschanzten Lagers der Serben bei St. Thomas überbracht haben. Heutigen Gerüchten zufolge soll sich jedoch jene Nachricht nicht bestätigen. Eben so wenig verdient das seit gestern hier verbreitete Gerücht Glauben, daß die ungarische und croatische Armee bereits bei Weßprim zusammengestoßen sey, indem zuverläßigen Berichten zufolge der Banus Jellachich sich noch immer in Kis=Komaran befindet. Die neuesten Nachrichten aus Pesth melden folgende Zusammensetzung des neuen ungarischen Ministeriums, welche freilich noch keine königl. Sanction von Sr. Majestät erhalten hat, nämlich: Batthyany, Conseilpräsident. Alexander Erdödy Aeußeres ( für Wien ) . Ghiczy Coloman, Finanzen. St. Kiraly, öf- fentliche Arbeiten. Eotvös, Cultus. Baron Dyonis Kemény ( aus Siebenbürgen ) Jnneres. Baron Vay Handel und Mes- s áros Krieg. — Die Feuersbrunst in Komorn, einer Stadt von über 500 Häusern, die, wie schon berichtet, bis auf 200 Häuser abgebrannt ist, soll, wie Privatberichte melden, durch die Unvor- sichtigkeit einer alten Frau entstanden seyn. — So eben verbreitet sich die Nachricht, daß die beiden Cavallerieregimenter Kreß und Hardegg=Cuirassiere, welche in Ungarn stehen, zu Jellachich über- gegangen sind. Wien 22. September. ( Fr. J. ) So eben läuft die Nach- richt ein von einem großen Siege der Magyaren. Aus einem verläßlichen Privatschreiben entnehmen wir Folgendes: Der Banus Jellacie rückte am 18. September mit 24,000 Mann in vier Colonnen gegen Szala=Egerszegh vor, welcher Ort von 3 Mobilgarde= und einem Szekler=Bataillon, unter dem Ober- befehle des ungarischen Majors Vöhar, besetzt war. Unweit von Berend stand das ungarische Hauptlager unter Commando des tapferen Grafen Terek, ungefähr 18,000 Mann stark. Gene- ral Terek rückte mit der Gesammtmacht gegen die feindlichen Truppen in bester Schlachtordnung vor. Die Magyaren griffen mit größter Kampflust und mit solchem Ungestüme den Feind an, daß die Croaten die Flucht ergreifen mußten. Von den Croaten blieben 1000 Mann auf dem Platze und 12 Geschütze fielen in die Hände der Ungarn. Von Seite der Ungarn blieben 120 Mann auf dem Felde. Die Freude der hier ansässigen Ungarn über diesen Sieg ist unbeschreiblich. [ Der Bericht ist wahrscheinlich, wie alle seitherigen ungarischen Bulletins, von dem Freiherrn von Münchhausen geschrieben, und wir werden vielleicht schon morgen das Gegentheil melden müssen. ] Jn Berlin war am 23., weiter gehen die Berichte noch nicht, die Ruhe nirgends gestört worden. Die Linke, welche seither über 150 Stimmen verfügte, liegt sich in den Haaren und es sind 75 Stimmen von ihr abfällig geworden. Köln 25. September, Mittags. ( K. Z. ) Seit heute früh ist die Stadt in ziemlich lebhafter Bewegung. Jm Auftrage der gerichtlichen Behörden sollten mehrere Verhaftungen, angeblich wegen Theilnahme an einem Complotte, vorgenommen werden. Drei Personen wurden auch in ihrer Wohnung ergriffen, zwei derselben jedoch den Polizeibeamten auf der Straße entrissen. ( Sie sollen auf flüchtigem Fuße seyn. ) Wohl nur in Folge der Aufregung, welche dadurch natürlich in den betreffen- den Stadttheilen entstand, versuchten Knaben in der Nähe des Zeughauses, wo gerade die Straße umgepflastert wird, die Pflastersteine zu einer Art Barricade zusammen zu legen. Als die in der Nähe befindliche Wache sie stören wollte, wurde diese verhöhnt und mit Steinen geworfen. Da nun der wachthabende Lieutenant hierauf Angesichtes des Volkes scharf laden ließ und sich immer mehr Volk sammelte, so daß es zu ernstlichen Reibereien zu kommen drohte, ließ der Bannerführer des Bezirks sein Banner allarmiren. Ein Theil der Mannschaft trat zusammen, doch war unterdessen die Ruhe hergestellt. — Jnzwischen war durch Placate eine Volksversammlung auf heute Mittag 1 Uhr auf dem Altenmarkte zusammenberufen; es erschien jedoch sofort eine Bekanntmachung des interimistischen Polizeidirec- tors wodurch dieselbe mit Bezug auf den Paragraphen 4. der Ver- ordnung vom 6. April dieses Jahres verboten und vor der Theil- nahme an derselben gewarnt wurde. Wohl in Folge dieses Ver- botes sammelte sich gegen halb 12 Uhr ein kleiner Haufe Volkes vor dem Gebäude der Polizei=Direction in der Glockengasse und zertrümmerte mit schweren Steinen den größten Theil der Fenster, hatte sich jedoch bereits wieder entfernt, als eine Abtheilung der Bürgerwehr heranrückte. Diese ward sofort insgesammt allar- mirt zur Wiederherstellung der Ruhe und um nöthigen Falls das verkündete Verbot aufrecht zu erhalten; die verschiedenen Banner finden sich bereits auf ihren Sammelplätzen ein. Hoffentlich wer- den die Behörden den Augenblick gekommen erachten, um die nur zu sehr geschwächte Achtung vor dem Gesetze wieder herzustellen! Leipzig 22. September. Der „Deutsche Verein“ hat die nach- folgende Adresse an das Reichsministerium in Frankfurt erlassen: „Jn Betracht, daß alle Bestrebungen, die darauf gerichtet sind, das Ansehen der Nationalversammlung zu vernichten, welchen Vorwand sie auch gebrauchen mögen, die wahre Freiheit ge- fährden, die gesetzliche Ordnung untergraben, die Einheit und Eintracht Deutschlands verhindern und uns unvermeidlich der Reaction zuführen; in Betracht, daß es unter den gegenwärtigen Umständen die erste Pflicht aller wahren Freunde der Freiheit und des Volkes wird, mit Entschiedenheit und Entschlossenheit allen Bestrebungen entgegenzutreten, welche direct oder indirect auf den Umsturz der constituirten Staatsgewalten hinarbeiten, erklärt der Deutsche Verein zu Leipzig seinen tiefsten Abscheu gegen das Trei- ben einer Partei, die bald keck und offen, bald mit heuchlerischer Hinterlist gewaltsame und unheilvolle Conflicte hervorruft, spricht dem Reichsministerium seinen Dank aus für die zur Unterdrückung des Aufstandes in Frankfurt ergriffenen energischen Maßregeln und empfiehlt das bedrohte Vaterland seiner Obhut und Wachsamkeit. Leipzig, den 21. Sept. 1848. Der Deutsche Verein. “ Freiburg 24. Sept., Nachmittags 5 Uhr. ( O. P. A. Z. ) So eben sind 1600 Mann hessisches Militär hier eingerückt. Von 2 bis gegen 3 Uhr hörte man in der Richtung von Staufen eine starke Kanonade. Jetzt vernimmt man, die Aufständischen hätten heute früh diese Stadt besetzt, seyen Nachmittags aber von Seiten der Reichstruppen angegriffen und nach heftigem Kampfe in wilde Flucht geschlagen worden. Dagegen heißt es, nähert sich eine andere Abtheilung der Freischaaren unserer Stadt. — 6 Uhr Abends. So eben werden von Seiten des Magistrats Vorsichts- maßregeln für den Fall eines Angriffs auf die hiesige Stadt von Seiten der Aufrührer angeordnet. — 9 Uhr Abends. Jn diesem Augenblick wird für 1000 Mann preußisches Militär, das in eini- gen Stunden eintreffen soll Quartier bestellt. Seit einigen Stun- den werden Vertheidigungsmaßregeln ergriffen; es wird Material zum Bau von Barrikaden herbeigeführt. Man scheint ernstlich einen Angriff zu befürchten. Der Bahnhof ist immerwährend mit Neugierigen angefüllt, welche die Bahnzüge erwarten, um Nach- richten zu vernehmen. Die Zahl der Freischaaren wird sehr ver- schieden angegeben. Gutunterrichtete versichern, daß sie nicht 2000 bis 3000 Mann übersteige. Mannheim 25. Sept. ( Fr. J. ) Heute Mittag sind endlich aus dem Oberland sichere Nachrichten eingetroffen, welche einen blutigen Zusammenstoß der Struve'schen Freischaar mit dem Mi- litär melden. Derselbe hatte in Staufen, circa 4 Stunden von Freiburg, statt. Anfangs beschoß das Militär das von den Jn- surgenten besetzte Städtchen mit Kugeln, bis der hartnäckige Wi- derstand zur Anwendung von Shrapnels führte. Zweiunddreißig Schüsse mit ihrem furchtbaren Kugelregen endeten den Kampf und zwangen die Jnsurgenten zur Flucht; zugleich aber hatte die Ca- vallerie während des Bombardements die Stadt nach der Seite der Ebene umgangen und den Flüchtlingen, welche ihr Leben be- reits gerettet glaubten, blieb keine andere Wahl, als den ungleichen Kampf auch mit diesem neuen Feinde aufzunehmen. Die meisten Derer, welche die Kugeln verschont hatten, bluteten unter dem Säbel der Dragoner, die keinen Pardon gaben. Die Anzahl der Gefallenen ist noch nicht bestimmt anzugeben, der Rest hat sich in wilder Flucht nach Müllheim geworfen, wo, wie man sagt, ein ungleich bedeutenderer Haufen den Kampf mit dem Militär von Neuem aufnehmen will. Staufen soll durch das Bombardement außerordentlich gelitten haben, viele Häuser wurden in Asche gelegt, und noch mehr vollgefüllte Scheuern wurden ein Raub der Flammen. Die armen Bauern dort werden noch lange an den „rothen Hahn“ der Republik denken! Das Schicksal Müllheims, und später Lörrachs und Schlien- gens dürfte ein noch ungleich bemitleidenswertheres seyn; denn während die tapferen Bauern von Krotzingen sich mit Löwen- muth gegen das republikanische Gesindel Struve's wehrten, fand dasselbe leider! bei den verblendeten Bewohnern der genannten Orte einen nur allzu bereitwilligen Willkomm. Daß General

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Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
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Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 96. Mainz, 26. September 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal096_1848/2>, abgerufen am 21.11.2024.