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Mainzer Journal. Nr. 110. Mainz, 12. Oktober 1848.

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[Beginn Spaltensatz] wegten Märztage in einem Grade sich erworben, wie kaum ein
anderer Civil= oder Militärbeamter. Deshalb ist auch bereits
heute eine Petition an den Kurfürsten entworfen worden, worin
die Bürger den Landesherrn um Belassung jenes Officiers in
ihrer Mitte bitten. Wir hoffen mit Zuversicht, daß dieses Gesuch
wird gewährt werden.

? Mainz 12. October. Nächsten Montag 16. October wird
die Sitzung des IV. Quartals des Assisenhofes der Provinz
Rheinhessen unter dem Präsidium des Herrn Obergerichtsrathes
Aull eröffnet werden. Die vorkommenden Sachen sind: A. Vor
dem Assisenhofe: 1 ) Montag 16. October. Sebastian Probst-
feld,
Schneidergeselle, und Simon Judas Kröninger, Tag-
löhner, beide aus Mainz, angeklagt mehrerer ausgezeichneten
Diebstähle, Vertheidiger [unleserliches Material - 7 Zeichen fehlen]Anwälte Henco und Bernays. 2 )
Dienstag 17. October. Andreas Flörks IV., Maurer zu Erbes-
büdesheim; Todschlag; Vertheidiger Anwalt Mayer. 3 ) Mitt-
woch 18. Heinrich Jos. Uhler, Küfer und Bierbrauergeselle in
Mainz; ausgezeichneter Diebstahl. Vertheidiger Anwalt Krä-
mer.
4 ) Donnerstag 19. Anton Scholl, Stukaturarbeiter, und
Friedrich Scholl, Dekorationsmaler, beide aus Köln; Erpress-
ungsversuch. Vertheidiger Anwälte Kirstein und Becker. 5 )
Freitag 20. Adam Antoni, ohne Gewerbe aus Kastel, ausge-
zeichneter Diebstahl. Vertheidiger Anwalt Aull. 6 ) An demselben
Tage. Anton Kunz, Gärtner von Hofheim; ausgezeichneter
Diebstahl. Vertheidiger Anwalt Görz. 7 ) Samstag 21. Jakob
Leonhard, Bäcker von Bingen, Gehülfenschaft bei einem Er-
pressu [unleserliches Material - 10 Zeichen fehlen]ngsversuch. Vertheidiger Anwalt Scheuer. B. Vor dem
Special Gerichtshofe: 1 ) Montag 23. Gabriel Frenzel, Tag-
löhner von Heidesheim, ausgezeichneter Diebstahl. Vertheidiger
Anwalt Scheuer. 2 ) Dienstag 24. Albrecht Hutmacher,
Zimmermaler von Höchst, und Valentin Schalk, Müller und
Bäcker in Königshofen, Falschmünzerei. Vertheidiger Anwälte
Müller und Glaubrech. Bei der [unleserliches Material - 11 Zeichen fehlen]Gelegenheit erlauben wir
uns eine Frage: Wie kommt es, daß noch immer ein Specialge-
richtshof in [unleserliches Material - 10 Zeichen fehlen]Rhinhessen existirt, während außer Rheinbaiern --
diese Ausnahmsgerichte schon seit 1815 in Frankreich und Rhein-
preu [unleserliches Material - 3 Zeichen fehlen]ßen verschwanden? Sagt mir Oerindar, hat eine Sylbe nur
irgend ein Verein oder eine Volksversammlung von diesen Gerichten
gesprochen und von mehr dergleichen? -- Warum besuchen keine
Juristen den Bürger= oder Demokraten=Verein?!

Frankfurt 9. October. ( D. Z. ) Wir sind in den Stand
gesetzt, die durch Berliner Zeitungen verbreitete Nachricht, als
habe Oesterreich erklärt, unter keinerlei Umständen sich dem
deutschen Zollverein anschließen zu können, weil es dadurch in
seinen Geldeinnahmen zu sehr beschränkt werde, fur völlig unbe-
gündet zu erklären. Die jetzigen Zolleinnahmen Oesterreichs,
einschließlich der Einnahme durch das Tabaksmonopol, betragen
auf den Kopf 33 Kreuzer C. M. Jm Zollverein beträgt die Ein-
nahme bekanntlich durchschnittlich 1 fl. 30 kr. rheinisch. Die Fi-
nanzen Oesterreichs würden daher durch einen Anschluß nur
bedeutend gewinnen können. Ebenso unwahr ist, wie wir aus
bester Quelle versichern können, die gleichfalls aus Berliner
Blättern stammende Nachricht, Preußen habe abgelehnt, seine
diplomatischen Vertreter im Auslande denen der Centralgewalt
unterzuordnen. Die Verhandlungen darüber sollen noch im
Zuge seyn.

Oesterreichische Monarchie.

Klagenfurt 1. October. ( A. Z. ) Bei der täglich weiter
greifenden Macht des slavischen Elements in Oesterreich werden
einige Andeutungen über die Stimmung der Bewohner slavischen
Stammes in den einzelnen Theilen des Kaiserstaates Jhnen viel-
leicht nicht unwillkommen seyn. Was ich in dieser Beziehung
habe in Kärnthen erfahren können, ist für Deutschland höchst er-
freulich. Die wendische Bevölkerung dieser wichtigen Provinz ist
der Gesinnung nach entschieden deutsch; die deutsche Sprache
macht von Jahr zu Jahr neue Eroberungen, die wendischen Bur-
sche, nachdem sie die deutsche Schule, was freilich nicht viel fruch-
ten soll, als Knaben besucht, verdingen sich, sowie sie nur ein
wenig heranwachsen, als Hirten in deutschen Orten um so deutsch
zu lernen, und die Eltern sprechen mit dem meisten Stolz von
denjenigen ihrer Kinder, die des Deutschen am mächtigsten sind.
So ward mir berichtet; was aber diesen Angaben eine fast amtliche
Bestätigung gibt, ist der berkenswerthe Umstand daß neulich, da die
Rede davon war die Verwaltung der deutschen und wendischen
Bezirke zu trennen, die beglaubigten Vertreter der wendischen Be-
völkerung gehörigen Orts die kräftigste Einsprache dagegen erho-
ben. Auf der anderen Seite lassen es auch die Deutschen für die
Slaven an einem gewissen Wohlwollen nicht fehlen, und wenn
auch diese Zuvorkommenheiten nicht als Bekenntnisse tieferer Sym-
pathie für die Nationalität der Slaven gedeutet werden dürften, so
[Spaltenumbruch] sprechen sie doch für eine momentane Uebereinstimmung der Rück-
sichten und Wünsche, die in einem so wechselvollen Jahr wie das heu-
rige schon einigen Werth hat. Jellachich ist hier der Held der besten
Kreise, jede Siegesbotschaft aus seinem Lager wird mit dem freu-
digsten Antheil aufgenommen, jeder Fortschritt seines Heeres als
ein Schritt zur Anbahnung festerer, geordneterer Zustände be-
grüßt. Jellachich hat hier nahe Verwandte; man ist also
durch Briefe von ihm, oder aus seiner nächsten Nähe, manch-
mal schneller als durch die Zeitungen unterrichtet; in diesem Augen-
blick ist, meines Wissens, jedoch keine Nachricht hier angelangt, die
von späterem Datum wäre als die, welche auf öffentlichem Wege
uns zugekommen sind. Alle, die Jellachich kennen, versichern, daß
es ihm nie beigefallen sey, noch je, so weit man aus seinem Cha-
rakter und seinen von ihm geäußerten Meinungen auf seine künftige
Handlungsweise schließen könne, beifallen werde einen Versuch zur
Herstellung des absoluten Kaisers zu machen. Freilich ist man
auch darüber keineswegs im Reinen, was, abgesehen von der ganz
allgemeinen Jdee die Einheit des Reiches aufrecht zu erhalten,
seine Absicht sey, welche Maßregeln er im Sinne habe, um die
engere Verbindung Oesterreichs mit Ungarn und seinen Neben-
ländern herzustellen.

Frankreich.

* * * Paris 10. October. Das große Jntriguenstück, Wahl
des Präsidenten genannt, wird nachgerade langweilig und ich be-
eile mich Jhnen die gestrigen Beschlüsse der Kammer. welche das-
selbe zu Ende führen, in Kürze mitzutheilen. Art. 42. der Con-
stitution wurde in folgender [unleserliches Material - 7 Zeichen fehlen]Fassung angenommen: Der Präsi-
dent muß geborner Franzose, wenigstens dreißig Jahre alt seyn
und darf die Eigenschast eines Franzosen nie verloren haben.
Art. 43. Der Präsident wird im geheimen Scrutinium und nach
absoluter Majorität der Stimmenden, durch directe Abstimmung
aller Wähler der französischen Departements und Algeriens ge-
wählt. Art. 44. Die Protokolle der Wahlhandlungen werden un-
mittelbar an die Nationalversammlung übermacht, welche ohne
Verzug über die Gültigkeit der Wahl entscheidet und den Präsi-
denten der Republik proclamirt. Wenn kein Candidat mehr als
die Hälfte der erforderlichen Stimmenzahl erhalten ( zwei Millio-
nen sind die Hälfte ) , oder wenn die von Art. 42. geforderten Be-
dingnisse nicht erfüllt worden sind, so wählt die Nationalversamm-
lung den Präsidenten der Republik mit absoluter Stimmenmehr-
heit und im geheimen Scrutinium unter den fünf wählbaren Can-
didaten, welche die meisten Stimmen erhalten haben. Art. 45. Der
Präsident der Republik wird auf vier Jahre gewählt und ist erst
nach einem Zwischenraume von vier Jahren wieder wählbar.
So weit ging gestern die Discussion über die Verfassung, die nun
auf ein paar Tage ausgesetzt bleibt. Aus guter Quelle kann ich
Jhnen die Mittheilung machen, daß die Wahl des Präsidenten
schon in den ersten Tagen des Novembers stattfinden wird.

Herr Proudhon, der schon früher für Beibehaltung der
Todesstrafe gestimmt, hat gestern gegen das allgemeine Stimm-
recht sich erklärt. Man sieht die rothe Republik verläugnet sich
nimmer: einerseits die Guillotine und andererseits die Knechtung
des Volkes!

Die 12. Legion der Pariser Nationalgarde, welche vor ihrer
Auflösung aus 22,000 Mann bestand, ist jetzt nach ihrer Reor-
ganisation nur noch 5,600 Mann stark.

Prinz Louis Bonaparte, der künftige Präsident und Präten-
dent, wird dermaßen von Neugierigen verfolgt, daß er gar keine
feste Wohnung mehr hat, sondern, um dem Zudrange der Maul-
affen zu entgehen, bald in diesem, bald in jenem Hotel und bei
verschiedenen Bekannten absteigt.

Auch in Oceanien, in Taiti, ist die Republik am 24. Juni
proclamirt worden. Die eingeborenen Häuptlinge und Stämme
sollen, wie der Moniteur berichtet, eine ungeheure Freude daran
gehabt haben.



Anzeige.

Bei den Unterzeichneten erscheinen demnächst und sind in allen
Buchhandlungen zu haben:

Die Verhandlungen
der Versammlung der katholischen Vereine
Deutschlands

in größter Vollständigkeit und Ausführlichkeit. Vereine und
Privaten, die sich dafür besonders interessiren, wollen sich direct
an uns wenden und ihren Bedarf uns angeben.

Mainz 11. October 1848.

    Kirchheim und Schott.

[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. -- Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. -- Druck von Florian Kupferberg.

[Beginn Spaltensatz] wegten Märztage in einem Grade sich erworben, wie kaum ein
anderer Civil= oder Militärbeamter. Deshalb ist auch bereits
heute eine Petition an den Kurfürsten entworfen worden, worin
die Bürger den Landesherrn um Belassung jenes Officiers in
ihrer Mitte bitten. Wir hoffen mit Zuversicht, daß dieses Gesuch
wird gewährt werden.

? Mainz 12. October. Nächsten Montag 16. October wird
die Sitzung des IV. Quartals des Assisenhofes der Provinz
Rheinhessen unter dem Präsidium des Herrn Obergerichtsrathes
Aull eröffnet werden. Die vorkommenden Sachen sind: A. Vor
dem Assisenhofe: 1 ) Montag 16. October. Sebastian Probst-
feld,
Schneidergeselle, und Simon Judas Kröninger, Tag-
löhner, beide aus Mainz, angeklagt mehrerer ausgezeichneten
Diebstähle, Vertheidiger [unleserliches Material – 7 Zeichen fehlen]Anwälte Henco und Bernays. 2 )
Dienstag 17. October. Andreas Flörks IV., Maurer zu Erbes-
büdesheim; Todschlag; Vertheidiger Anwalt Mayer. 3 ) Mitt-
woch 18. Heinrich Jos. Uhler, Küfer und Bierbrauergeselle in
Mainz; ausgezeichneter Diebstahl. Vertheidiger Anwalt Krä-
mer.
4 ) Donnerstag 19. Anton Scholl, Stukaturarbeiter, und
Friedrich Scholl, Dekorationsmaler, beide aus Köln; Erpress-
ungsversuch. Vertheidiger Anwälte Kirstein und Becker. 5 )
Freitag 20. Adam Antoni, ohne Gewerbe aus Kastel, ausge-
zeichneter Diebstahl. Vertheidiger Anwalt Aull. 6 ) An demselben
Tage. Anton Kunz, Gärtner von Hofheim; ausgezeichneter
Diebstahl. Vertheidiger Anwalt Görz. 7 ) Samstag 21. Jakob
Leonhard, Bäcker von Bingen, Gehülfenschaft bei einem Er-
pressu [unleserliches Material – 10 Zeichen fehlen]ngsversuch. Vertheidiger Anwalt Scheuer. B. Vor dem
Special Gerichtshofe: 1 ) Montag 23. Gabriel Frenzel, Tag-
löhner von Heidesheim, ausgezeichneter Diebstahl. Vertheidiger
Anwalt Scheuer. 2 ) Dienstag 24. Albrecht Hutmacher,
Zimmermaler von Höchst, und Valentin Schalk, Müller und
Bäcker in Königshofen, Falschmünzerei. Vertheidiger Anwälte
Müller und Glaubrech. Bei der [unleserliches Material – 11 Zeichen fehlen]Gelegenheit erlauben wir
uns eine Frage: Wie kommt es, daß noch immer ein Specialge-
richtshof in [unleserliches Material – 10 Zeichen fehlen]Rhinhessen existirt, während außer Rheinbaiern —
diese Ausnahmsgerichte schon seit 1815 in Frankreich und Rhein-
preu [unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen]ßen verschwanden? Sagt mir Oerindar, hat eine Sylbe nur
irgend ein Verein oder eine Volksversammlung von diesen Gerichten
gesprochen und von mehr dergleichen? — Warum besuchen keine
Juristen den Bürger= oder Demokraten=Verein?!

Frankfurt 9. October. ( D. Z. ) Wir sind in den Stand
gesetzt, die durch Berliner Zeitungen verbreitete Nachricht, als
habe Oesterreich erklärt, unter keinerlei Umständen sich dem
deutschen Zollverein anschließen zu können, weil es dadurch in
seinen Geldeinnahmen zu sehr beschränkt werde, fur völlig unbe-
gündet zu erklären. Die jetzigen Zolleinnahmen Oesterreichs,
einschließlich der Einnahme durch das Tabaksmonopol, betragen
auf den Kopf 33 Kreuzer C. M. Jm Zollverein beträgt die Ein-
nahme bekanntlich durchschnittlich 1 fl. 30 kr. rheinisch. Die Fi-
nanzen Oesterreichs würden daher durch einen Anschluß nur
bedeutend gewinnen können. Ebenso unwahr ist, wie wir aus
bester Quelle versichern können, die gleichfalls aus Berliner
Blättern stammende Nachricht, Preußen habe abgelehnt, seine
diplomatischen Vertreter im Auslande denen der Centralgewalt
unterzuordnen. Die Verhandlungen darüber sollen noch im
Zuge seyn.

Oesterreichische Monarchie.

Klagenfurt 1. October. ( A. Z. ) Bei der täglich weiter
greifenden Macht des slavischen Elements in Oesterreich werden
einige Andeutungen über die Stimmung der Bewohner slavischen
Stammes in den einzelnen Theilen des Kaiserstaates Jhnen viel-
leicht nicht unwillkommen seyn. Was ich in dieser Beziehung
habe in Kärnthen erfahren können, ist für Deutschland höchst er-
freulich. Die wendische Bevölkerung dieser wichtigen Provinz ist
der Gesinnung nach entschieden deutsch; die deutsche Sprache
macht von Jahr zu Jahr neue Eroberungen, die wendischen Bur-
sche, nachdem sie die deutsche Schule, was freilich nicht viel fruch-
ten soll, als Knaben besucht, verdingen sich, sowie sie nur ein
wenig heranwachsen, als Hirten in deutschen Orten um so deutsch
zu lernen, und die Eltern sprechen mit dem meisten Stolz von
denjenigen ihrer Kinder, die des Deutschen am mächtigsten sind.
So ward mir berichtet; was aber diesen Angaben eine fast amtliche
Bestätigung gibt, ist der berkenswerthe Umstand daß neulich, da die
Rede davon war die Verwaltung der deutschen und wendischen
Bezirke zu trennen, die beglaubigten Vertreter der wendischen Be-
völkerung gehörigen Orts die kräftigste Einsprache dagegen erho-
ben. Auf der anderen Seite lassen es auch die Deutschen für die
Slaven an einem gewissen Wohlwollen nicht fehlen, und wenn
auch diese Zuvorkommenheiten nicht als Bekenntnisse tieferer Sym-
pathie für die Nationalität der Slaven gedeutet werden dürften, so
[Spaltenumbruch] sprechen sie doch für eine momentane Uebereinstimmung der Rück-
sichten und Wünsche, die in einem so wechselvollen Jahr wie das heu-
rige schon einigen Werth hat. Jellachich ist hier der Held der besten
Kreise, jede Siegesbotschaft aus seinem Lager wird mit dem freu-
digsten Antheil aufgenommen, jeder Fortschritt seines Heeres als
ein Schritt zur Anbahnung festerer, geordneterer Zustände be-
grüßt. Jellachich hat hier nahe Verwandte; man ist also
durch Briefe von ihm, oder aus seiner nächsten Nähe, manch-
mal schneller als durch die Zeitungen unterrichtet; in diesem Augen-
blick ist, meines Wissens, jedoch keine Nachricht hier angelangt, die
von späterem Datum wäre als die, welche auf öffentlichem Wege
uns zugekommen sind. Alle, die Jellachich kennen, versichern, daß
es ihm nie beigefallen sey, noch je, so weit man aus seinem Cha-
rakter und seinen von ihm geäußerten Meinungen auf seine künftige
Handlungsweise schließen könne, beifallen werde einen Versuch zur
Herstellung des absoluten Kaisers zu machen. Freilich ist man
auch darüber keineswegs im Reinen, was, abgesehen von der ganz
allgemeinen Jdee die Einheit des Reiches aufrecht zu erhalten,
seine Absicht sey, welche Maßregeln er im Sinne habe, um die
engere Verbindung Oesterreichs mit Ungarn und seinen Neben-
ländern herzustellen.

Frankreich.

* * * Paris 10. October. Das große Jntriguenstück, Wahl
des Präsidenten genannt, wird nachgerade langweilig und ich be-
eile mich Jhnen die gestrigen Beschlüsse der Kammer. welche das-
selbe zu Ende führen, in Kürze mitzutheilen. Art. 42. der Con-
stitution wurde in folgender [unleserliches Material – 7 Zeichen fehlen]Fassung angenommen: Der Präsi-
dent muß geborner Franzose, wenigstens dreißig Jahre alt seyn
und darf die Eigenschast eines Franzosen nie verloren haben.
Art. 43. Der Präsident wird im geheimen Scrutinium und nach
absoluter Majorität der Stimmenden, durch directe Abstimmung
aller Wähler der französischen Departements und Algeriens ge-
wählt. Art. 44. Die Protokolle der Wahlhandlungen werden un-
mittelbar an die Nationalversammlung übermacht, welche ohne
Verzug über die Gültigkeit der Wahl entscheidet und den Präsi-
denten der Republik proclamirt. Wenn kein Candidat mehr als
die Hälfte der erforderlichen Stimmenzahl erhalten ( zwei Millio-
nen sind die Hälfte ) , oder wenn die von Art. 42. geforderten Be-
dingnisse nicht erfüllt worden sind, so wählt die Nationalversamm-
lung den Präsidenten der Republik mit absoluter Stimmenmehr-
heit und im geheimen Scrutinium unter den fünf wählbaren Can-
didaten, welche die meisten Stimmen erhalten haben. Art. 45. Der
Präsident der Republik wird auf vier Jahre gewählt und ist erst
nach einem Zwischenraume von vier Jahren wieder wählbar.
So weit ging gestern die Discussion über die Verfassung, die nun
auf ein paar Tage ausgesetzt bleibt. Aus guter Quelle kann ich
Jhnen die Mittheilung machen, daß die Wahl des Präsidenten
schon in den ersten Tagen des Novembers stattfinden wird.

Herr Proudhon, der schon früher für Beibehaltung der
Todesstrafe gestimmt, hat gestern gegen das allgemeine Stimm-
recht sich erklärt. Man sieht die rothe Republik verläugnet sich
nimmer: einerseits die Guillotine und andererseits die Knechtung
des Volkes!

Die 12. Legion der Pariser Nationalgarde, welche vor ihrer
Auflösung aus 22,000 Mann bestand, ist jetzt nach ihrer Reor-
ganisation nur noch 5,600 Mann stark.

Prinz Louis Bonaparte, der künftige Präsident und Präten-
dent, wird dermaßen von Neugierigen verfolgt, daß er gar keine
feste Wohnung mehr hat, sondern, um dem Zudrange der Maul-
affen zu entgehen, bald in diesem, bald in jenem Hotel und bei
verschiedenen Bekannten absteigt.

Auch in Oceanien, in Taiti, ist die Republik am 24. Juni
proclamirt worden. Die eingeborenen Häuptlinge und Stämme
sollen, wie der Moniteur berichtet, eine ungeheure Freude daran
gehabt haben.



Anzeige.

Bei den Unterzeichneten erscheinen demnächst und sind in allen
Buchhandlungen zu haben:

Die Verhandlungen
der Versammlung der katholischen Vereine
Deutschlands

in größter Vollständigkeit und Ausführlichkeit. Vereine und
Privaten, die sich dafür besonders interessiren, wollen sich direct
an uns wenden und ihren Bedarf uns angeben.

Mainz 11. October 1848.

    Kirchheim und Schott.

[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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[0004] wegten Märztage in einem Grade sich erworben, wie kaum ein anderer Civil= oder Militärbeamter. Deshalb ist auch bereits heute eine Petition an den Kurfürsten entworfen worden, worin die Bürger den Landesherrn um Belassung jenes Officiers in ihrer Mitte bitten. Wir hoffen mit Zuversicht, daß dieses Gesuch wird gewährt werden. ? Mainz 12. October. Nächsten Montag 16. October wird die Sitzung des IV. Quartals des Assisenhofes der Provinz Rheinhessen unter dem Präsidium des Herrn Obergerichtsrathes Aull eröffnet werden. Die vorkommenden Sachen sind: A. Vor dem Assisenhofe: 1 ) Montag 16. October. Sebastian Probst- feld, Schneidergeselle, und Simon Judas Kröninger, Tag- löhner, beide aus Mainz, angeklagt mehrerer ausgezeichneten Diebstähle, Vertheidiger _______Anwälte Henco und Bernays. 2 ) Dienstag 17. October. Andreas Flörks IV., Maurer zu Erbes- büdesheim; Todschlag; Vertheidiger Anwalt Mayer. 3 ) Mitt- woch 18. Heinrich Jos. Uhler, Küfer und Bierbrauergeselle in Mainz; ausgezeichneter Diebstahl. Vertheidiger Anwalt Krä- mer. 4 ) Donnerstag 19. Anton Scholl, Stukaturarbeiter, und Friedrich Scholl, Dekorationsmaler, beide aus Köln; Erpress- ungsversuch. Vertheidiger Anwälte Kirstein und Becker. 5 ) Freitag 20. Adam Antoni, ohne Gewerbe aus Kastel, ausge- zeichneter Diebstahl. Vertheidiger Anwalt Aull. 6 ) An demselben Tage. Anton Kunz, Gärtner von Hofheim; ausgezeichneter Diebstahl. Vertheidiger Anwalt Görz. 7 ) Samstag 21. Jakob Leonhard, Bäcker von Bingen, Gehülfenschaft bei einem Er- pressu __________ngsversuch. Vertheidiger Anwalt Scheuer. B. Vor dem Special Gerichtshofe: 1 ) Montag 23. Gabriel Frenzel, Tag- löhner von Heidesheim, ausgezeichneter Diebstahl. Vertheidiger Anwalt Scheuer. 2 ) Dienstag 24. Albrecht Hutmacher, Zimmermaler von Höchst, und Valentin Schalk, Müller und Bäcker in Königshofen, Falschmünzerei. Vertheidiger Anwälte Müller und Glaubrech. Bei der ___________Gelegenheit erlauben wir uns eine Frage: Wie kommt es, daß noch immer ein Specialge- richtshof in __________Rhinhessen existirt, während außer Rheinbaiern — diese Ausnahmsgerichte schon seit 1815 in Frankreich und Rhein- preu ___ßen verschwanden? Sagt mir Oerindar, hat eine Sylbe nur irgend ein Verein oder eine Volksversammlung von diesen Gerichten gesprochen und von mehr dergleichen? — Warum besuchen keine Juristen den Bürger= oder Demokraten=Verein?! Frankfurt 9. October. ( D. Z. ) Wir sind in den Stand gesetzt, die durch Berliner Zeitungen verbreitete Nachricht, als habe Oesterreich erklärt, unter keinerlei Umständen sich dem deutschen Zollverein anschließen zu können, weil es dadurch in seinen Geldeinnahmen zu sehr beschränkt werde, fur völlig unbe- gündet zu erklären. Die jetzigen Zolleinnahmen Oesterreichs, einschließlich der Einnahme durch das Tabaksmonopol, betragen auf den Kopf 33 Kreuzer C. M. Jm Zollverein beträgt die Ein- nahme bekanntlich durchschnittlich 1 fl. 30 kr. rheinisch. Die Fi- nanzen Oesterreichs würden daher durch einen Anschluß nur bedeutend gewinnen können. Ebenso unwahr ist, wie wir aus bester Quelle versichern können, die gleichfalls aus Berliner Blättern stammende Nachricht, Preußen habe abgelehnt, seine diplomatischen Vertreter im Auslande denen der Centralgewalt unterzuordnen. Die Verhandlungen darüber sollen noch im Zuge seyn. Oesterreichische Monarchie. Klagenfurt 1. October. ( A. Z. ) Bei der täglich weiter greifenden Macht des slavischen Elements in Oesterreich werden einige Andeutungen über die Stimmung der Bewohner slavischen Stammes in den einzelnen Theilen des Kaiserstaates Jhnen viel- leicht nicht unwillkommen seyn. Was ich in dieser Beziehung habe in Kärnthen erfahren können, ist für Deutschland höchst er- freulich. Die wendische Bevölkerung dieser wichtigen Provinz ist der Gesinnung nach entschieden deutsch; die deutsche Sprache macht von Jahr zu Jahr neue Eroberungen, die wendischen Bur- sche, nachdem sie die deutsche Schule, was freilich nicht viel fruch- ten soll, als Knaben besucht, verdingen sich, sowie sie nur ein wenig heranwachsen, als Hirten in deutschen Orten um so deutsch zu lernen, und die Eltern sprechen mit dem meisten Stolz von denjenigen ihrer Kinder, die des Deutschen am mächtigsten sind. So ward mir berichtet; was aber diesen Angaben eine fast amtliche Bestätigung gibt, ist der berkenswerthe Umstand daß neulich, da die Rede davon war die Verwaltung der deutschen und wendischen Bezirke zu trennen, die beglaubigten Vertreter der wendischen Be- völkerung gehörigen Orts die kräftigste Einsprache dagegen erho- ben. Auf der anderen Seite lassen es auch die Deutschen für die Slaven an einem gewissen Wohlwollen nicht fehlen, und wenn auch diese Zuvorkommenheiten nicht als Bekenntnisse tieferer Sym- pathie für die Nationalität der Slaven gedeutet werden dürften, so sprechen sie doch für eine momentane Uebereinstimmung der Rück- sichten und Wünsche, die in einem so wechselvollen Jahr wie das heu- rige schon einigen Werth hat. Jellachich ist hier der Held der besten Kreise, jede Siegesbotschaft aus seinem Lager wird mit dem freu- digsten Antheil aufgenommen, jeder Fortschritt seines Heeres als ein Schritt zur Anbahnung festerer, geordneterer Zustände be- grüßt. Jellachich hat hier nahe Verwandte; man ist also durch Briefe von ihm, oder aus seiner nächsten Nähe, manch- mal schneller als durch die Zeitungen unterrichtet; in diesem Augen- blick ist, meines Wissens, jedoch keine Nachricht hier angelangt, die von späterem Datum wäre als die, welche auf öffentlichem Wege uns zugekommen sind. Alle, die Jellachich kennen, versichern, daß es ihm nie beigefallen sey, noch je, so weit man aus seinem Cha- rakter und seinen von ihm geäußerten Meinungen auf seine künftige Handlungsweise schließen könne, beifallen werde einen Versuch zur Herstellung des absoluten Kaisers zu machen. Freilich ist man auch darüber keineswegs im Reinen, was, abgesehen von der ganz allgemeinen Jdee die Einheit des Reiches aufrecht zu erhalten, seine Absicht sey, welche Maßregeln er im Sinne habe, um die engere Verbindung Oesterreichs mit Ungarn und seinen Neben- ländern herzustellen. Frankreich. * * * Paris 10. October. Das große Jntriguenstück, Wahl des Präsidenten genannt, wird nachgerade langweilig und ich be- eile mich Jhnen die gestrigen Beschlüsse der Kammer. welche das- selbe zu Ende führen, in Kürze mitzutheilen. Art. 42. der Con- stitution wurde in folgender _______Fassung angenommen: Der Präsi- dent muß geborner Franzose, wenigstens dreißig Jahre alt seyn und darf die Eigenschast eines Franzosen nie verloren haben. Art. 43. Der Präsident wird im geheimen Scrutinium und nach absoluter Majorität der Stimmenden, durch directe Abstimmung aller Wähler der französischen Departements und Algeriens ge- wählt. Art. 44. Die Protokolle der Wahlhandlungen werden un- mittelbar an die Nationalversammlung übermacht, welche ohne Verzug über die Gültigkeit der Wahl entscheidet und den Präsi- denten der Republik proclamirt. Wenn kein Candidat mehr als die Hälfte der erforderlichen Stimmenzahl erhalten ( zwei Millio- nen sind die Hälfte ) , oder wenn die von Art. 42. geforderten Be- dingnisse nicht erfüllt worden sind, so wählt die Nationalversamm- lung den Präsidenten der Republik mit absoluter Stimmenmehr- heit und im geheimen Scrutinium unter den fünf wählbaren Can- didaten, welche die meisten Stimmen erhalten haben. Art. 45. Der Präsident der Republik wird auf vier Jahre gewählt und ist erst nach einem Zwischenraume von vier Jahren wieder wählbar. So weit ging gestern die Discussion über die Verfassung, die nun auf ein paar Tage ausgesetzt bleibt. Aus guter Quelle kann ich Jhnen die Mittheilung machen, daß die Wahl des Präsidenten schon in den ersten Tagen des Novembers stattfinden wird. Herr Proudhon, der schon früher für Beibehaltung der Todesstrafe gestimmt, hat gestern gegen das allgemeine Stimm- recht sich erklärt. Man sieht die rothe Republik verläugnet sich nimmer: einerseits die Guillotine und andererseits die Knechtung des Volkes! Die 12. Legion der Pariser Nationalgarde, welche vor ihrer Auflösung aus 22,000 Mann bestand, ist jetzt nach ihrer Reor- ganisation nur noch 5,600 Mann stark. Prinz Louis Bonaparte, der künftige Präsident und Präten- dent, wird dermaßen von Neugierigen verfolgt, daß er gar keine feste Wohnung mehr hat, sondern, um dem Zudrange der Maul- affen zu entgehen, bald in diesem, bald in jenem Hotel und bei verschiedenen Bekannten absteigt. Auch in Oceanien, in Taiti, ist die Republik am 24. Juni proclamirt worden. Die eingeborenen Häuptlinge und Stämme sollen, wie der Moniteur berichtet, eine ungeheure Freude daran gehabt haben. Anzeige. Bei den Unterzeichneten erscheinen demnächst und sind in allen Buchhandlungen zu haben: Die Verhandlungen der Versammlung der katholischen Vereine Deutschlands in größter Vollständigkeit und Ausführlichkeit. Vereine und Privaten, die sich dafür besonders interessiren, wollen sich direct an uns wenden und ihren Bedarf uns angeben. Mainz 11. October 1848. Kirchheim und Schott. Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 110. Mainz, 12. Oktober 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal110_1848/4>, abgerufen am 21.11.2024.