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Mainzer Journal. Nr. 244. Mainz, 13. Oktober 1849.

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[Beginn Spaltensatz] Director in Worms. 22 ) Scherner, Jakob I., Oekonom in
Dalsheim. 23 ) Eberstadt, Ferdinand, Kurzwaarenhändler in
Worms. 24 ) Seligmann, Heinrich, Gutsbesitzer in Mainz.
25 ) Schwarz, Jakob, Fruchthändler in Mainz. 26 ) Junk,
Johann I., Fruchthändler in Fürfeld. 27 ) Ampt, Carl Anton,
Bierbrauer in Mainz. 28 ) Wick, Peter, Müller in Wahlheim.
29 ) Eberstadt, Leopold, Ellenwaarenhändler in Worms.
30 ) Vohsen, Ludwig, Privatmann in Mainz.

^ Bingen 12. October. Vorgestern lagen preußische Trup-
pen vom 25. Regimente [unleserliches Material - 4 Zeichen fehlen]beim Durchmarsche hier im Nachtquar-
tiere. Gegen Abend entspann sich in mehreren Wirths= und Bier-
häusern ein bedeutender Streit, der in eine förmliche Metzelei
ausartete und bei dem gegen 14 hiesige Einwohner, wie es öfters
geschieht auch einige ruhig Vorübergehende, theils mehr, theils
weniger stark verwundet wurden. Einer erhielt einen solchen Sä-
belhieb in den Arm, daß derselbe, wenn er auch nicht abgenommen
wird, doch steif und unbrauchbar bleibt. Auch einige Soldaten
wurden verwundet. Jn einem Bierhause, wo die hauptsächlichste
Schlägerei stattfand, wurden die Fenster eingeschlagen und sonst
großer Schaden verübt. Ueber die Ursache des Streites hört man
nichts Bestimmtes. Wahrscheinlich lag sie in Neckereien, welche
von Personen ausgingen, die am Freischaarenzuge Theil hatten
und seit dieser Zeit einen Widerwillen gegen die Preußen haben,
zum Theile mögen auch die Soldaten etwas erbittert seyn, wenig-
stens hörte man sie bitter klagen über die Abneigung, ja den Haß,
welchen sie, weil Preußen, allenthalben im Süden angetroffen
hätten. Es geht doch nichts über die deutsche Einheit! Die abscheu-
lichen Hetzblätter haben die Saat ausgesäet, welche jetzt blutig
aufgeht, und zwar am meisten die, welche auf alle Weise für
Preußen zu werben, es und seine Wirksamkeit für Deutschland
über alle Gebühr zu erheben, den norddeutschen Dünkel, der be-
kanntlich nur klein war, noch recht groß und Alles ihm unter-
würfig zu machen suchten. Man hört Urtheile von Altpreußen
über ganz Süddeutschland, welche an Unwissenheit, Hochmuth
und Verachtung Alles übertreffen, was man sonst von dieser
Seite her öfter, als billig, zu vernehmen gewohnt war. Wahrlich
der Norden hat hierzu gewiß keine Ursache! Daß aber derglei-
chen Gesinnungen keine Neigung für Preußen erwecken können,
versteht sich von selbst. Man verlangt, daß der Süden sich dem
Norden auf Gnade und Ungnade in die Arme werfen, ja diesen
noch danken soll dafür, daß er ihn aufnimmt und vom Untergange
rettet. Würde man sich statt solcher Uebergriffe mit einer aufrich-
tigen, die Selbstständigkeit achtenden Einigung der deutschen
Volksstämme begnügen, wie recht und billig, dann würde gehol-
fen seyn.

Aus dem Cantone Wöllstein 11. October. Aus dem
hiesigen Wahlbezirke haben sich die Nichtdemokraten zu einer sehr
zahlreichen Versammlung in Sprendlingen eingefunden und
einstimmig als Candidaten für die erste Kammer den Präsidenten
Stephani in Alzey, für die zweite Bürgermeister George
von Büdesheim aufgestellt. Letzterer soll in mehreren Bezirken
gewählt werden. Es ist dies kein gutes Zeichen, wenn unser Land
so arm ist, daß Bürgermeister George so gesucht wird. Uebrigens
soll er sich erklärt haben, die Wahl in unserem Bezirke anzuneh-
men und dann müssen die Binger sich um einen Anderen umsehen.
Als demokratischer Candidat wird dem Vernehmen nach Bürger
Matthy, protestantischer Pfarrer in Freilaubersheim vorge-
schlagen, aber nicht auf Triumph beim Wahlkampfe rechnen kön-
nen, da sein bisheriges Wirken in Verbindung mit seinem Amte
nicht besonderes Wohlgefallen erregte. Für den Binger Wahlbezirk
soll demokratischer Seits Bürger Kilian, dereinst Justizminister,
für die erste Kammer in Aussicht genommen seyn. Für Herrn v.
Steinherr mag es nicht besonders gut stehen, denn es erschien zu
seinen Gunsten im Binger Volksboten eine längere Auseinander-
setzung seiner Eigenschaften, worunter besonders die hervorge-
gehoben wurde, daß er der gründlichste Kenner unserer Finanzen
und überhaupt kein so abscheulich rother, sondern ein verständiger,
ruhiger Mann sey, der die Zeit zu beurtheilen wisse. Ob man in den
Köder beißen werde, muß man sehen. Von den Finanzen wird so
viel gesprochen und doch werden nach jedem Landtage die Abgaben
höher! Freilich sind für manchen Deputirten die Finanzen die
Hauptsache. -- Mit unserem Herbste ists -- Nichts; wie man An-
gesichts dieses ewigen Regnens nicht anders erwarten kann. Doch
gibt es noch einige mit einer starken Phantasie behaftete Weinpro-
ducenten, welche immer noch ein Product, besser, als das 48er
hoffen und dabei auf eine fabelhafte Wärme des Bodens, auch
sonst Niemanden bekannte, sanfte Winde, auf besonderen Boden,
eigenthümliche Lage gerade ihrer Weinberge und eine ganze Menge
unsichtbarer Eigenschaften rechnen. Jn nichts gibt es so viele
phantastische Urtheile als über einen bevorstehenden Herbst, man
meint fast, es spuke der Wein schon im Voraus in den Köpfen.

[Spaltenumbruch]
Schweiz.

Bürich 8. October. ( K. Z. ) Es ist kein Wunder, wenn man
sich oft von mancher Seite unfreundlich gegen die Flüchtlinge zeigt
und ihnen keine sonderlichen Sympathien beweist; denn das Be-
tragen eines großen Theiles derselben entspricht auch gar nicht
den Erwartungen, welche man von gebildeten Leuten hegen sollte.
So war gestern der Unfug in der hiesigen Caserne so groß, daß
man eine bedeutende Anzahl in Arrest zu stecken und die Flücht-
linge heute in die Caserne zu consigniren genöthigt war. Ein gro-
ßer Theil der in der Caserne verpflegten "Offiziere" war betrun-
ken, und mehrere hatten auch schon in Wirthshäusern Schläge-
reien gehabt. Durch die Unthätigkeit und Geschäftslosigkeit des
größten Theiles der Flüchtlinge werden dieselben zum Trunke
verleitet, und die großmüthige Verpflegung nährt diesen Müßig-
gang, wodurch natürlich die Schweizer, der sich das Brod erar-
beiten muß, sich bitter verletzt fühlt. Die Schweiz will jeden Con-
flict mit dem Auslande vermeiden, so sehr auch die radicalen
Blätter zum Trotze aufstacheln. Man hört nun von Seiten der
Flüchtlinge fast überall Auswanderungsprojecte, da die Strenge
in der Schweiz den wenigsten behagt.

Jtalien.

Kirchenstaat. ( Bas. Z. ) Die Revolutionszeit hat Banditenban-
den im Lande zurückgelassen, von denen man allerlei Greuelthaten
erfährt. So wurde am 20. September der Advocat Boffi von
einer derselben ergriffen und ihm ein Blutgeld von 15,000 Scudi
auferlegt, das seine Familie während der Nacht abzulegen habe.
Weil die Familie dies nicht konnte, fand man den folgenden
Morgen den unglücklichen Boffi von 11 Dolchstichen ermordet im
Walde. Auf die Kunde dieser Greuelthat machten sich die Jäger
und ein Detaschement Spanier zur Verfolgung der Bande auf,
die etwa 60 Jndividuen stark seyn soll. Nach späteren Berichten
dauerte die Jagd eines starken spanischen Corps auf die Raub-
mörder in den Gegenden von Vallecorsa, S. Lorenzo, S. Ste-
fano und Castro noch immer fort. Man weiß jetzt, daß einige
von der Bande aus dem aufgelösten Corps der Carabineri sind.

Frankreich.

* * * Paris 11. October. Jn der heutigen Sitzung der National-
versammlung wurde von Herrn Daru der Bericht über den der Her-
zogin von Orleans zu gewährenden Wittwengehalt vorgelegt, er spricht
sich in allen Stücken günstig für die Foderung der Herzogin aus. We-
niger Glück wird der Antrag des Herrn Napoleon Bonaparte auf all-
gemeine Amnestie machen, der bekanntlich dem Herzoge von Bordeaux
sowohl als dem Prinzen des Hauses Orleans die Rückkehr nach Frank-
reich wieder ermöglichen soll. Beide Parteien, die Legitimisten wie
die Orleanisten erklären sich, wenn auch aus verschiedenen Gründen,
gegen diesen Vorschlag.

Jm Ministerium des Auswärtigen wurde heute schon der Courier
erwartet, welcher aus St. Petersburg die Antwort auf die englisch-
französische Note überbringen soll, er ist indessen noch nicht angekom-
men. Die russische Gesandtschaft soll indessen Depeschen erhalten ha-
ben, welche in Aussicht stellen, daß die Antwort des Kaisers Nikolaus
nicht gerade auf einen Casus belli hinauslaufen werde.

Das pikanteste Factum, welches sich gestern und heute bei dem
Staatsprocesse in Versailles herausgestellt hat, besteht darin, daß der
eben vor den Schranken stehende berüchtigte Huber, einer der Haupt-
führer der demokratischen Partei, unter Louis Philippe ein ganz gemei-
ner Polizeispion war, der seine conspirienden Kameraden verkauft und
verrathen hat. Die Demokraten haben mit ihren Helden wirklich Un-
glück!

Die Nachrichten aus Rom reichen bis zum 2. und melden neue
Wühlereien der Demagogen. Jn Neapel und Turin ist die Ruhe
nicht gestört worden. 5% 87. 75. -- 3% 55. 65. -- Bankactien
2335.

Man mag hinblicken, wohin man will, bemerkt die "Baseler
Zeitung," so ergibt sich wie innerlich halt= und verbindungslos
die gegenwärtige Mehrheit dasteht. Sie hat, möchte man fast
sagen, keinen anderen gemeinsamen Gedanken, als die Furcht
vor Revolution und rother Republik.
Wie lange ein
solches blos negatives Band aushält, ist aber sehr zweifelhaft. Jn
allem Uebrigen sind aber unter der Decke des gegenwärtigen Con-
servatismus oder Moderantismus die entschiedensten Gegensätze
versteckt. Nun freilich, es ist etwas Gewöhnliches, daß politische
Parteien, die sich erst noch lebhaft befehdet hatten, bei veränder-
ten Umständen sich versöhnen und mit einander einig gehen, aber
dieses doch nur, wenn die trennenden Fragen beseitigt sind. So
z. B. muß in der Schweiz die Annäherung zwischen den alten
Conservativen und den sog. Legalradicalen erfolgen, und sie wäre
schon längst erfolgt, wenn die letzteren den Blick mehr in die Zu-
kunft als in die Vergangenheit zu richten im Stande wären. Jn
Frankreich aber sind die trennenden Fragen entweder alle noch in
der Schwebe, oder sie lauern wenigstens im Hintergrunde. Jn
der römischen Frage z. B. herrscht in Bezug auf den Brief des
Präsidenten im Ministerium sowohl, als im Schoße der Kam-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Director in Worms. 22 ) Scherner, Jakob I., Oekonom in
Dalsheim. 23 ) Eberstadt, Ferdinand, Kurzwaarenhändler in
Worms. 24 ) Seligmann, Heinrich, Gutsbesitzer in Mainz.
25 ) Schwarz, Jakob, Fruchthändler in Mainz. 26 ) Junk,
Johann I., Fruchthändler in Fürfeld. 27 ) Ampt, Carl Anton,
Bierbrauer in Mainz. 28 ) Wick, Peter, Müller in Wahlheim.
29 ) Eberstadt, Leopold, Ellenwaarenhändler in Worms.
30 ) Vohsen, Ludwig, Privatmann in Mainz.

△ Bingen 12. October. Vorgestern lagen preußische Trup-
pen vom 25. Regimente [unleserliches Material – 4 Zeichen fehlen]beim Durchmarsche hier im Nachtquar-
tiere. Gegen Abend entspann sich in mehreren Wirths= und Bier-
häusern ein bedeutender Streit, der in eine förmliche Metzelei
ausartete und bei dem gegen 14 hiesige Einwohner, wie es öfters
geschieht auch einige ruhig Vorübergehende, theils mehr, theils
weniger stark verwundet wurden. Einer erhielt einen solchen Sä-
belhieb in den Arm, daß derselbe, wenn er auch nicht abgenommen
wird, doch steif und unbrauchbar bleibt. Auch einige Soldaten
wurden verwundet. Jn einem Bierhause, wo die hauptsächlichste
Schlägerei stattfand, wurden die Fenster eingeschlagen und sonst
großer Schaden verübt. Ueber die Ursache des Streites hört man
nichts Bestimmtes. Wahrscheinlich lag sie in Neckereien, welche
von Personen ausgingen, die am Freischaarenzuge Theil hatten
und seit dieser Zeit einen Widerwillen gegen die Preußen haben,
zum Theile mögen auch die Soldaten etwas erbittert seyn, wenig-
stens hörte man sie bitter klagen über die Abneigung, ja den Haß,
welchen sie, weil Preußen, allenthalben im Süden angetroffen
hätten. Es geht doch nichts über die deutsche Einheit! Die abscheu-
lichen Hetzblätter haben die Saat ausgesäet, welche jetzt blutig
aufgeht, und zwar am meisten die, welche auf alle Weise für
Preußen zu werben, es und seine Wirksamkeit für Deutschland
über alle Gebühr zu erheben, den norddeutschen Dünkel, der be-
kanntlich nur klein war, noch recht groß und Alles ihm unter-
würfig zu machen suchten. Man hört Urtheile von Altpreußen
über ganz Süddeutschland, welche an Unwissenheit, Hochmuth
und Verachtung Alles übertreffen, was man sonst von dieser
Seite her öfter, als billig, zu vernehmen gewohnt war. Wahrlich
der Norden hat hierzu gewiß keine Ursache! Daß aber derglei-
chen Gesinnungen keine Neigung für Preußen erwecken können,
versteht sich von selbst. Man verlangt, daß der Süden sich dem
Norden auf Gnade und Ungnade in die Arme werfen, ja diesen
noch danken soll dafür, daß er ihn aufnimmt und vom Untergange
rettet. Würde man sich statt solcher Uebergriffe mit einer aufrich-
tigen, die Selbstständigkeit achtenden Einigung der deutschen
Volksstämme begnügen, wie recht und billig, dann würde gehol-
fen seyn.

Aus dem Cantone Wöllstein 11. October. Aus dem
hiesigen Wahlbezirke haben sich die Nichtdemokraten zu einer sehr
zahlreichen Versammlung in Sprendlingen eingefunden und
einstimmig als Candidaten für die erste Kammer den Präsidenten
Stephani in Alzey, für die zweite Bürgermeister George
von Büdesheim aufgestellt. Letzterer soll in mehreren Bezirken
gewählt werden. Es ist dies kein gutes Zeichen, wenn unser Land
so arm ist, daß Bürgermeister George so gesucht wird. Uebrigens
soll er sich erklärt haben, die Wahl in unserem Bezirke anzuneh-
men und dann müssen die Binger sich um einen Anderen umsehen.
Als demokratischer Candidat wird dem Vernehmen nach Bürger
Matthy, protestantischer Pfarrer in Freilaubersheim vorge-
schlagen, aber nicht auf Triumph beim Wahlkampfe rechnen kön-
nen, da sein bisheriges Wirken in Verbindung mit seinem Amte
nicht besonderes Wohlgefallen erregte. Für den Binger Wahlbezirk
soll demokratischer Seits Bürger Kilian, dereinst Justizminister,
für die erste Kammer in Aussicht genommen seyn. Für Herrn v.
Steinherr mag es nicht besonders gut stehen, denn es erschien zu
seinen Gunsten im Binger Volksboten eine längere Auseinander-
setzung seiner Eigenschaften, worunter besonders die hervorge-
gehoben wurde, daß er der gründlichste Kenner unserer Finanzen
und überhaupt kein so abscheulich rother, sondern ein verständiger,
ruhiger Mann sey, der die Zeit zu beurtheilen wisse. Ob man in den
Köder beißen werde, muß man sehen. Von den Finanzen wird so
viel gesprochen und doch werden nach jedem Landtage die Abgaben
höher! Freilich sind für manchen Deputirten die Finanzen die
Hauptsache. — Mit unserem Herbste ists — Nichts; wie man An-
gesichts dieses ewigen Regnens nicht anders erwarten kann. Doch
gibt es noch einige mit einer starken Phantasie behaftete Weinpro-
ducenten, welche immer noch ein Product, besser, als das 48er
hoffen und dabei auf eine fabelhafte Wärme des Bodens, auch
sonst Niemanden bekannte, sanfte Winde, auf besonderen Boden,
eigenthümliche Lage gerade ihrer Weinberge und eine ganze Menge
unsichtbarer Eigenschaften rechnen. Jn nichts gibt es so viele
phantastische Urtheile als über einen bevorstehenden Herbst, man
meint fast, es spuke der Wein schon im Voraus in den Köpfen.

[Spaltenumbruch]
Schweiz.

Bürich 8. October. ( K. Z. ) Es ist kein Wunder, wenn man
sich oft von mancher Seite unfreundlich gegen die Flüchtlinge zeigt
und ihnen keine sonderlichen Sympathien beweist; denn das Be-
tragen eines großen Theiles derselben entspricht auch gar nicht
den Erwartungen, welche man von gebildeten Leuten hegen sollte.
So war gestern der Unfug in der hiesigen Caserne so groß, daß
man eine bedeutende Anzahl in Arrest zu stecken und die Flücht-
linge heute in die Caserne zu consigniren genöthigt war. Ein gro-
ßer Theil der in der Caserne verpflegten „Offiziere“ war betrun-
ken, und mehrere hatten auch schon in Wirthshäusern Schläge-
reien gehabt. Durch die Unthätigkeit und Geschäftslosigkeit des
größten Theiles der Flüchtlinge werden dieselben zum Trunke
verleitet, und die großmüthige Verpflegung nährt diesen Müßig-
gang, wodurch natürlich die Schweizer, der sich das Brod erar-
beiten muß, sich bitter verletzt fühlt. Die Schweiz will jeden Con-
flict mit dem Auslande vermeiden, so sehr auch die radicalen
Blätter zum Trotze aufstacheln. Man hört nun von Seiten der
Flüchtlinge fast überall Auswanderungsprojecte, da die Strenge
in der Schweiz den wenigsten behagt.

Jtalien.

Kirchenstaat. ( Bas. Z. ) Die Revolutionszeit hat Banditenban-
den im Lande zurückgelassen, von denen man allerlei Greuelthaten
erfährt. So wurde am 20. September der Advocat Boffi von
einer derselben ergriffen und ihm ein Blutgeld von 15,000 Scudi
auferlegt, das seine Familie während der Nacht abzulegen habe.
Weil die Familie dies nicht konnte, fand man den folgenden
Morgen den unglücklichen Boffi von 11 Dolchstichen ermordet im
Walde. Auf die Kunde dieser Greuelthat machten sich die Jäger
und ein Detaschement Spanier zur Verfolgung der Bande auf,
die etwa 60 Jndividuen stark seyn soll. Nach späteren Berichten
dauerte die Jagd eines starken spanischen Corps auf die Raub-
mörder in den Gegenden von Vallecorsa, S. Lorenzo, S. Ste-
fano und Castro noch immer fort. Man weiß jetzt, daß einige
von der Bande aus dem aufgelösten Corps der Carabineri sind.

Frankreich.

* * * Paris 11. October. Jn der heutigen Sitzung der National-
versammlung wurde von Herrn Daru der Bericht über den der Her-
zogin von Orleans zu gewährenden Wittwengehalt vorgelegt, er spricht
sich in allen Stücken günstig für die Foderung der Herzogin aus. We-
niger Glück wird der Antrag des Herrn Napoleon Bonaparte auf all-
gemeine Amnestie machen, der bekanntlich dem Herzoge von Bordeaux
sowohl als dem Prinzen des Hauses Orleans die Rückkehr nach Frank-
reich wieder ermöglichen soll. Beide Parteien, die Legitimisten wie
die Orleanisten erklären sich, wenn auch aus verschiedenen Gründen,
gegen diesen Vorschlag.

Jm Ministerium des Auswärtigen wurde heute schon der Courier
erwartet, welcher aus St. Petersburg die Antwort auf die englisch-
französische Note überbringen soll, er ist indessen noch nicht angekom-
men. Die russische Gesandtschaft soll indessen Depeschen erhalten ha-
ben, welche in Aussicht stellen, daß die Antwort des Kaisers Nikolaus
nicht gerade auf einen Casus belli hinauslaufen werde.

Das pikanteste Factum, welches sich gestern und heute bei dem
Staatsprocesse in Versailles herausgestellt hat, besteht darin, daß der
eben vor den Schranken stehende berüchtigte Huber, einer der Haupt-
führer der demokratischen Partei, unter Louis Philippe ein ganz gemei-
ner Polizeispion war, der seine conspirienden Kameraden verkauft und
verrathen hat. Die Demokraten haben mit ihren Helden wirklich Un-
glück!

Die Nachrichten aus Rom reichen bis zum 2. und melden neue
Wühlereien der Demagogen. Jn Neapel und Turin ist die Ruhe
nicht gestört worden. 5% 87. 75. — 3% 55. 65. — Bankactien
2335.

Man mag hinblicken, wohin man will, bemerkt die „Baseler
Zeitung,“ so ergibt sich wie innerlich halt= und verbindungslos
die gegenwärtige Mehrheit dasteht. Sie hat, möchte man fast
sagen, keinen anderen gemeinsamen Gedanken, als die Furcht
vor Revolution und rother Republik.
Wie lange ein
solches blos negatives Band aushält, ist aber sehr zweifelhaft. Jn
allem Uebrigen sind aber unter der Decke des gegenwärtigen Con-
servatismus oder Moderantismus die entschiedensten Gegensätze
versteckt. Nun freilich, es ist etwas Gewöhnliches, daß politische
Parteien, die sich erst noch lebhaft befehdet hatten, bei veränder-
ten Umständen sich versöhnen und mit einander einig gehen, aber
dieses doch nur, wenn die trennenden Fragen beseitigt sind. So
z. B. muß in der Schweiz die Annäherung zwischen den alten
Conservativen und den sog. Legalradicalen erfolgen, und sie wäre
schon längst erfolgt, wenn die letzteren den Blick mehr in die Zu-
kunft als in die Vergangenheit zu richten im Stande wären. Jn
Frankreich aber sind die trennenden Fragen entweder alle noch in
der Schwebe, oder sie lauern wenigstens im Hintergrunde. Jn
der römischen Frage z. B. herrscht in Bezug auf den Brief des
Präsidenten im Ministerium sowohl, als im Schoße der Kam-
[Ende Spaltensatz]

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[0003] Director in Worms. 22 ) Scherner, Jakob I., Oekonom in Dalsheim. 23 ) Eberstadt, Ferdinand, Kurzwaarenhändler in Worms. 24 ) Seligmann, Heinrich, Gutsbesitzer in Mainz. 25 ) Schwarz, Jakob, Fruchthändler in Mainz. 26 ) Junk, Johann I., Fruchthändler in Fürfeld. 27 ) Ampt, Carl Anton, Bierbrauer in Mainz. 28 ) Wick, Peter, Müller in Wahlheim. 29 ) Eberstadt, Leopold, Ellenwaarenhändler in Worms. 30 ) Vohsen, Ludwig, Privatmann in Mainz. △ Bingen 12. October. Vorgestern lagen preußische Trup- pen vom 25. Regimente ____beim Durchmarsche hier im Nachtquar- tiere. Gegen Abend entspann sich in mehreren Wirths= und Bier- häusern ein bedeutender Streit, der in eine förmliche Metzelei ausartete und bei dem gegen 14 hiesige Einwohner, wie es öfters geschieht auch einige ruhig Vorübergehende, theils mehr, theils weniger stark verwundet wurden. Einer erhielt einen solchen Sä- belhieb in den Arm, daß derselbe, wenn er auch nicht abgenommen wird, doch steif und unbrauchbar bleibt. Auch einige Soldaten wurden verwundet. Jn einem Bierhause, wo die hauptsächlichste Schlägerei stattfand, wurden die Fenster eingeschlagen und sonst großer Schaden verübt. Ueber die Ursache des Streites hört man nichts Bestimmtes. Wahrscheinlich lag sie in Neckereien, welche von Personen ausgingen, die am Freischaarenzuge Theil hatten und seit dieser Zeit einen Widerwillen gegen die Preußen haben, zum Theile mögen auch die Soldaten etwas erbittert seyn, wenig- stens hörte man sie bitter klagen über die Abneigung, ja den Haß, welchen sie, weil Preußen, allenthalben im Süden angetroffen hätten. Es geht doch nichts über die deutsche Einheit! Die abscheu- lichen Hetzblätter haben die Saat ausgesäet, welche jetzt blutig aufgeht, und zwar am meisten die, welche auf alle Weise für Preußen zu werben, es und seine Wirksamkeit für Deutschland über alle Gebühr zu erheben, den norddeutschen Dünkel, der be- kanntlich nur klein war, noch recht groß und Alles ihm unter- würfig zu machen suchten. Man hört Urtheile von Altpreußen über ganz Süddeutschland, welche an Unwissenheit, Hochmuth und Verachtung Alles übertreffen, was man sonst von dieser Seite her öfter, als billig, zu vernehmen gewohnt war. Wahrlich der Norden hat hierzu gewiß keine Ursache! Daß aber derglei- chen Gesinnungen keine Neigung für Preußen erwecken können, versteht sich von selbst. Man verlangt, daß der Süden sich dem Norden auf Gnade und Ungnade in die Arme werfen, ja diesen noch danken soll dafür, daß er ihn aufnimmt und vom Untergange rettet. Würde man sich statt solcher Uebergriffe mit einer aufrich- tigen, die Selbstständigkeit achtenden Einigung der deutschen Volksstämme begnügen, wie recht und billig, dann würde gehol- fen seyn. Aus dem Cantone Wöllstein 11. October. Aus dem hiesigen Wahlbezirke haben sich die Nichtdemokraten zu einer sehr zahlreichen Versammlung in Sprendlingen eingefunden und einstimmig als Candidaten für die erste Kammer den Präsidenten Stephani in Alzey, für die zweite Bürgermeister George von Büdesheim aufgestellt. Letzterer soll in mehreren Bezirken gewählt werden. Es ist dies kein gutes Zeichen, wenn unser Land so arm ist, daß Bürgermeister George so gesucht wird. Uebrigens soll er sich erklärt haben, die Wahl in unserem Bezirke anzuneh- men und dann müssen die Binger sich um einen Anderen umsehen. Als demokratischer Candidat wird dem Vernehmen nach Bürger Matthy, protestantischer Pfarrer in Freilaubersheim vorge- schlagen, aber nicht auf Triumph beim Wahlkampfe rechnen kön- nen, da sein bisheriges Wirken in Verbindung mit seinem Amte nicht besonderes Wohlgefallen erregte. Für den Binger Wahlbezirk soll demokratischer Seits Bürger Kilian, dereinst Justizminister, für die erste Kammer in Aussicht genommen seyn. Für Herrn v. Steinherr mag es nicht besonders gut stehen, denn es erschien zu seinen Gunsten im Binger Volksboten eine längere Auseinander- setzung seiner Eigenschaften, worunter besonders die hervorge- gehoben wurde, daß er der gründlichste Kenner unserer Finanzen und überhaupt kein so abscheulich rother, sondern ein verständiger, ruhiger Mann sey, der die Zeit zu beurtheilen wisse. Ob man in den Köder beißen werde, muß man sehen. Von den Finanzen wird so viel gesprochen und doch werden nach jedem Landtage die Abgaben höher! Freilich sind für manchen Deputirten die Finanzen die Hauptsache. — Mit unserem Herbste ists — Nichts; wie man An- gesichts dieses ewigen Regnens nicht anders erwarten kann. Doch gibt es noch einige mit einer starken Phantasie behaftete Weinpro- ducenten, welche immer noch ein Product, besser, als das 48er hoffen und dabei auf eine fabelhafte Wärme des Bodens, auch sonst Niemanden bekannte, sanfte Winde, auf besonderen Boden, eigenthümliche Lage gerade ihrer Weinberge und eine ganze Menge unsichtbarer Eigenschaften rechnen. Jn nichts gibt es so viele phantastische Urtheile als über einen bevorstehenden Herbst, man meint fast, es spuke der Wein schon im Voraus in den Köpfen. Schweiz. Bürich 8. October. ( K. Z. ) Es ist kein Wunder, wenn man sich oft von mancher Seite unfreundlich gegen die Flüchtlinge zeigt und ihnen keine sonderlichen Sympathien beweist; denn das Be- tragen eines großen Theiles derselben entspricht auch gar nicht den Erwartungen, welche man von gebildeten Leuten hegen sollte. So war gestern der Unfug in der hiesigen Caserne so groß, daß man eine bedeutende Anzahl in Arrest zu stecken und die Flücht- linge heute in die Caserne zu consigniren genöthigt war. Ein gro- ßer Theil der in der Caserne verpflegten „Offiziere“ war betrun- ken, und mehrere hatten auch schon in Wirthshäusern Schläge- reien gehabt. Durch die Unthätigkeit und Geschäftslosigkeit des größten Theiles der Flüchtlinge werden dieselben zum Trunke verleitet, und die großmüthige Verpflegung nährt diesen Müßig- gang, wodurch natürlich die Schweizer, der sich das Brod erar- beiten muß, sich bitter verletzt fühlt. Die Schweiz will jeden Con- flict mit dem Auslande vermeiden, so sehr auch die radicalen Blätter zum Trotze aufstacheln. Man hört nun von Seiten der Flüchtlinge fast überall Auswanderungsprojecte, da die Strenge in der Schweiz den wenigsten behagt. Jtalien. Kirchenstaat. ( Bas. Z. ) Die Revolutionszeit hat Banditenban- den im Lande zurückgelassen, von denen man allerlei Greuelthaten erfährt. So wurde am 20. September der Advocat Boffi von einer derselben ergriffen und ihm ein Blutgeld von 15,000 Scudi auferlegt, das seine Familie während der Nacht abzulegen habe. Weil die Familie dies nicht konnte, fand man den folgenden Morgen den unglücklichen Boffi von 11 Dolchstichen ermordet im Walde. Auf die Kunde dieser Greuelthat machten sich die Jäger und ein Detaschement Spanier zur Verfolgung der Bande auf, die etwa 60 Jndividuen stark seyn soll. Nach späteren Berichten dauerte die Jagd eines starken spanischen Corps auf die Raub- mörder in den Gegenden von Vallecorsa, S. Lorenzo, S. Ste- fano und Castro noch immer fort. Man weiß jetzt, daß einige von der Bande aus dem aufgelösten Corps der Carabineri sind. Frankreich. * * * Paris 11. October. Jn der heutigen Sitzung der National- versammlung wurde von Herrn Daru der Bericht über den der Her- zogin von Orleans zu gewährenden Wittwengehalt vorgelegt, er spricht sich in allen Stücken günstig für die Foderung der Herzogin aus. We- niger Glück wird der Antrag des Herrn Napoleon Bonaparte auf all- gemeine Amnestie machen, der bekanntlich dem Herzoge von Bordeaux sowohl als dem Prinzen des Hauses Orleans die Rückkehr nach Frank- reich wieder ermöglichen soll. Beide Parteien, die Legitimisten wie die Orleanisten erklären sich, wenn auch aus verschiedenen Gründen, gegen diesen Vorschlag. Jm Ministerium des Auswärtigen wurde heute schon der Courier erwartet, welcher aus St. Petersburg die Antwort auf die englisch- französische Note überbringen soll, er ist indessen noch nicht angekom- men. Die russische Gesandtschaft soll indessen Depeschen erhalten ha- ben, welche in Aussicht stellen, daß die Antwort des Kaisers Nikolaus nicht gerade auf einen Casus belli hinauslaufen werde. Das pikanteste Factum, welches sich gestern und heute bei dem Staatsprocesse in Versailles herausgestellt hat, besteht darin, daß der eben vor den Schranken stehende berüchtigte Huber, einer der Haupt- führer der demokratischen Partei, unter Louis Philippe ein ganz gemei- ner Polizeispion war, der seine conspirienden Kameraden verkauft und verrathen hat. Die Demokraten haben mit ihren Helden wirklich Un- glück! Die Nachrichten aus Rom reichen bis zum 2. und melden neue Wühlereien der Demagogen. Jn Neapel und Turin ist die Ruhe nicht gestört worden. 5% 87. 75. — 3% 55. 65. — Bankactien 2335. Man mag hinblicken, wohin man will, bemerkt die „Baseler Zeitung,“ so ergibt sich wie innerlich halt= und verbindungslos die gegenwärtige Mehrheit dasteht. Sie hat, möchte man fast sagen, keinen anderen gemeinsamen Gedanken, als die Furcht vor Revolution und rother Republik. Wie lange ein solches blos negatives Band aushält, ist aber sehr zweifelhaft. Jn allem Uebrigen sind aber unter der Decke des gegenwärtigen Con- servatismus oder Moderantismus die entschiedensten Gegensätze versteckt. Nun freilich, es ist etwas Gewöhnliches, daß politische Parteien, die sich erst noch lebhaft befehdet hatten, bei veränder- ten Umständen sich versöhnen und mit einander einig gehen, aber dieses doch nur, wenn die trennenden Fragen beseitigt sind. So z. B. muß in der Schweiz die Annäherung zwischen den alten Conservativen und den sog. Legalradicalen erfolgen, und sie wäre schon längst erfolgt, wenn die letzteren den Blick mehr in die Zu- kunft als in die Vergangenheit zu richten im Stande wären. Jn Frankreich aber sind die trennenden Fragen entweder alle noch in der Schwebe, oder sie lauern wenigstens im Hintergrunde. Jn der römischen Frage z. B. herrscht in Bezug auf den Brief des Präsidenten im Ministerium sowohl, als im Schoße der Kam-

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 244. Mainz, 13. Oktober 1849, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal244_1849/3>, abgerufen am 15.06.2024.