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Mainzer Journal. Nr. 244. Mainz, 13. Oktober 1849.

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Karlsruhe 12. October. ( Karlsr. Z. ) Der in Baden nur
zu bekannte sogenannte General Mieroslawski gibt im Nie-
derrheinischen Courier den gläubigen Zeitungslesern zum Besten,
was er für den Beistand, den er der Revolution im Großherzog-
thume geleistet, im Ganzen erhalten habe. Nichts weiter, sagt er,
als etwa 1700 Franken in Geld, etwa 15 Mahlzeiten, ein altes
Pferd und ein altes Fuhrwerk. Die "Allgemeine Zeitung," diesen
Bericht wiedergebend, fügt bei, daß man die Kosten, welche der
General verursacht, in Baden vielleicht höher anzuschlagen wisse.
Sie hat sehr Recht. Eine kleine, ohne Zweifel nicht erschöpfende
Probe hierfür zu liefern sind wir im Stande. Vor und bis zum
19. Juni d. J. sind aus der Kriegscasse dahier bezogen worden:
a ) auf Anweisung der sogenannten provisorischen Regierung vom
16. Juni durch Bürger Brentano zur Absendung an General
Mieroslawski 10,000 fl.; b ) auf Anweisung derselben Regie-
rung vom 17. Juni für Sattelzeug, Waffenrock und Hosen des
Generals 138 fl. 14 kr.; c ) laut Anweisung vom 15. Juni für
Sättel desselben 216 fl.; zusammen also 10,354 fl. 14 kr. oder
22,187 Fr. 64 Cts.

Das ist aber, wie bemerkt, nur, was der General bis zum
19. Juni aus der Kriegscasse erhalten hat. Was er späterhin
allenfalls aus der sogenannten Feldkriegscasse der Empörer, was
er ferner etwa von Gemeinden und Privaten bezogen, ist darun-
ter nicht begriffen, wird auch schwerlich mit einiger Zuverlässigkeit
ermittelt werden können. Jmmerhin gehören dahin nach des Ge-
nerals eigener Angabe ein Pferd, eine Chaise, der Aufwand für
fünfzehn Mahlzeiten und 300 fl. in Geld, welche ihm Advocat
Werner, der letzte "Kriegsminister" der Aufständischen, hat ver-
abreichen lassen. Ob von dem Hauptposten von zehntausend Gul-
den auf dem Wege von der Kriegscasse zu Mieroslawski irgend
Etwas abhanden gekommen, kann man hier freilich nicht wissen.
Aber der Bezug des Geldes fand durch die Vermittelung Bren-
tano 's statt, und dieser will, wie er aus Feuerthalen öffentlich
kundgegeben, für sich selbst an Staatsgeldern Nichts als einen
mäßigen Diätenbetrag empfangen haben.

Die O. P. A. Z. bringt die folgende charakteristische Notiz:
Während das Verbot des "Frankfurter Journals" unlängst zu-
rückgenommen wurde, hört man jetzt davon reden, daß das in
Stuttgart erscheinende "Deutsche Volksblatt," welches in der
letzten Zeit heftige Angriffe gegen die gegenwärtige Verwaltung
Badens brachte, mit einem Verbote belegt werden würde. --
Bravo! Das "Deutsche Volksblatt," ist conservativ, was das
"Frankfurter Journal" ist, weiß alle Welt!

sqrt Von der Kinzig wird dem "Deutschen Volksblatt" ge-
schrieben, "daß 1 ) die Convictoristen ( die katholischen Theologen )
in Freiburg zu den ersten Freischärlern -- mit ganz wenigen Aus-
nahmen -- gehörten, da sie sogar ein republikanisches Fähnlein
ausgesteckt haben; daß sie sich selber beim sogenannten Cwil= und
Militärcommissär Heunisch, der ihre Einreihung in die Bürger-
wehr nicht einmal wollte, förmlich aufdrangen; daß sie das Con-
victsgebäude zur Calabresercaserne und ihre Studiensäle zu
Wachstuben umgewandelt haben. 2 ) Daß die meisten schon jahre-
lang, d. i. jahrelang vor Ausbruch der meuterischen Volksbewe-
gung, sich geberdeten, als sey ihr künftiger Beruf Anstand, Ord-
nung und Sitte mißachten zu lehren. 3 ) Daß ein großer
Theil die Studien nachläßig betrieb und durch sein störrisches
Wesen dem noch Fleißigen und [unleserliches Material - 17 Zeichen fehlen]Ordnungsliebenden das Leben im
Convicte sauer machte oder ihn zum Austritte trieb. 4 ) Daß
wieder ein großer Theil in einer solchen Ungebundenheit lebte,
daß er die jedes Jahr laxer gemachten Statuten in der Weise
durchbrach, daß er selbst der humanen und freundlichen Behandlung
seiner Vorsteher mit Drohungen und allerlei Unbilden begegnete.
Jch beklage ferner 5 ) daß, wenn man aus den angeführten fünf
Punkten die weiteren Details ausheben wollte, sie der Art lauten
würden, daß man sie wohl wo anders, als in einer derartigen
Anstalt, erwarten könnte." Und doch gibt es in Freiburg so viele
theologische Notabilitäten, hochgelahrte Leute, berühmte Refor-
matoren der Kirche und der Wissenschaft, -- sind diese alle so
blind oder so schwach, daß sie nicht einmal die ihnen zunächst
liegende Aufgabe lösen und einen Haufen zuchtloser Studenten in
Ordnung halten können? -- Das sind mir saubere Reformato-
ren! -- Oder gehören Radicalismus und privilegirte Lüderlich-
keit auch zur Reform? -- Fast sollte man es glauben!

Mannheim 13. October. Stand der Brechruhrepidemie am
12. October: Zugang 5, genesen 2, gestorben 4.

Gießen 12. October. Professor Liebig dahier veröffentlicht
so eben das folgende Schreiben:

Jch erhalte so eben von Dr. Maxwell aus Hyderabad ( De-
kan ) in Jndien, dem Vaterlande der Cholera, den beifolgenden
[Spaltenumbruch] Brief, welchen auf meine Bitte, um einen möglichen Jrrthum zu
vermeiden, Herr Professor J. Vogel zu übersetzen die Güte ge-
habt hat. Es ist sehr zu wünschen, daß das Mittel, welches Dr.
Maxwell empfiehlt, von den Aerzten mit aller Sorgfalt geprüft
werde, und daß man in Europa dieselben glücklichen Erfolge da-
mit erzielen möchte, welche Dr. Maxwell in Jndien erhalten zu
haben scheint. Dr. Justus Liebig.

Herrn Justus Liebig, Professor der Chemie in
Gießen.
Jch mache mir das Vergnügen, Jhnen eine wichtige
Thatsache mitzutheilen ( worüber Sie sich gewiß freuen werden ) ,
die ich eben hier in Bezug auf die Behandlung der Cholera fest-
gestellt habe, nämlich daß das kohlensaure Natron ein
rasches und wirksames Mittel gegen diese Krankheit ist. Jch gebe
es sogleich, sowie ein Fall von Cholera mir vorkommt -- einen
Theelöffel voll in einer Tasse Haferschleim so heiß als ihn der
Kranke trinken kann. Sollte das Mittel ausgebrochen werden, so
wiederhole ich es sogleich mit etwas Laudanum ( Opiumtinctur ) und
einer vollen Dosis Oel ( Ricinusöl oder einem anderen eröffnen-
den Mittel ) , um dasselbe nach dem Sitz des Giftes in den dünnen
Gedärmen hinabzuführen. Sowie etwas von dem Oel in den Stuhl-
entleerungen erscheint, wird man finden, daß die Genesung
bereits begonnen hat
und der Patient wird bald darauf
Urin lassen,
wo man ihn dann außer aller Gefahr betrachten
kann. Wenn nöthig, wiederhole ich die Medicin Morgens und
Abends in etwas kleinerer Dosis. Wenn zu gleicher Zeit viele
Menschen befallen werden, gebe ich Bissen ( boli ) von folgender
Zusammensetzung: Kohlensaures Natron 20 Gr., Opium 3 Gr.,
Gummi Gutt 5 bis 10 Gr., Crotonöl 2 bis 3 Gr. oder mehr,
Seife 20 Gr., die mit einem Schluck kohlensauren Natron hinab-
geschwemmt werden. Auf diese Weise kann man Boli und kohlen-
saures Natron, hinreichend für Hunderte, mit Leichtigkeit in der
Tasche bei sich führen. Mit weiteren Details will ich Sie nicht
bemühen; überdies werden ohne Zweifel später von den Aerzten
noch manche andere Weisen, das Mittel zu verschreiben, bekannt
gemacht werden. -- Hochachtungsvoll Hyderabad -- Dekan
23/8. Dr. W. G. Maxwell.

Jch vergaß zu bemerken: das kohlensaure Natron erleichtert
den Schmerz und Brand im Unterleibe, macht Schlaf und stellt
den Puls und die Körperwärme
in sehr kurzer Zeit
wieder her.

# Mainz 15. October. Stand der Brechruhr. Jn Mainz
sind nach der neuesten Anzeige 2 neue Krankheits=, 2 Genesungs-
und 2 Todesfälle vorgekommen.

Wiesbaden 13. October. ( N. A. Z. ) Heute Morgen ist der
pensionirte Hofgerichtspräsident Raht verhaftet und in das Cri-
minalgefängniß abgeführt worden. Wegen der eventuellen Fol-
gen der gegen ihn erhobenen Anklage des Landes= und Hochver-
rathes hätte ein Fluchtversuch Wahrscheinlichkeitsgründe für sich
gehabt, weshalb der Staatsanwalt die Verhaftung beantragte.
[ Wie uns eben geschrieben wird ist Herr Raht gegen eine Cau-
tion von 2000 fl. wieder auf freien Fuß gesetzt worden. ]

Jtalien.

Rom 2. October. ( D. Ref. ) Nachdem bereits seit längerer
Zeit der Belagerungszustand sich sehr wenig bemerklich gemacht,
so daß sogar der größere Theil der abgelieferten Jagdgewehre
der beginnenden Jagd wegen zurückgegeben worden, ist in diesen
Tagen wieder unter Androhung kriegsrechtlicher Strafe Auslie-
ferung aller noch vorhandenen Waffen anbefohlen. Mehrere fran-
zösische Soldaten wurden nämlich "auf eben so feige als gehäs-
sige Weise" von einer Ueberzahl mit Messern bewaffneter Leute
"aus dem Volke" angegriffen und ermordet. Der vom General-
Commando angesetzte Termin von 24 Stunden verläuft heute
und soll alsdann in allen irgend verdächtigen Häusern eine Durch-
suchung nach verbotenen Waffen stattfinden. -- Die Municipali-
tät macht die löblichsten Anstrengungen, das Volk zu beschäftigen
und zugleich die noch immer hier und da durch Schutt eingeengten
Straßen zu reinigen. Die Leitung solcher Arbeiten haben franzö-
sische Genieoffiziere, wodurch dieselben weit rascher gefördert wer-
den, als sonst dergleichen hier geschehen pflegt. Namentlich rücken
die Ausgrabungen des Forums schnell vor, obwohl die Erdmasse,
welche fortzuschaffen seyn wird, so ungeheuer ist, daß von Resul-
taten noch einige Zeit hindurch kaum die Rede seyn dürfte.

Türkei.

Am 9. October kam ein englischer Courier, welcher Depe-
schen Palmerstons
an die Pforte mit sich führte, auf seinem
Wege nach Konstantinopel durch Wien. Jene Depeschen enthiel-
ten, wie versichert wurde, den Beschluß der englischen Regierung,
den Flüchtlingen Schutz zu gewähren und für die Einschif-
fung
derselben in Konstantinopel Sorge zu tragen.

[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. -- Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. -- Druck von Florian Kupferberg.

[Beginn Spaltensatz]

Karlsruhe 12. October. ( Karlsr. Z. ) Der in Baden nur
zu bekannte sogenannte General Mieroslawski gibt im Nie-
derrheinischen Courier den gläubigen Zeitungslesern zum Besten,
was er für den Beistand, den er der Revolution im Großherzog-
thume geleistet, im Ganzen erhalten habe. Nichts weiter, sagt er,
als etwa 1700 Franken in Geld, etwa 15 Mahlzeiten, ein altes
Pferd und ein altes Fuhrwerk. Die „Allgemeine Zeitung,“ diesen
Bericht wiedergebend, fügt bei, daß man die Kosten, welche der
General verursacht, in Baden vielleicht höher anzuschlagen wisse.
Sie hat sehr Recht. Eine kleine, ohne Zweifel nicht erschöpfende
Probe hierfür zu liefern sind wir im Stande. Vor und bis zum
19. Juni d. J. sind aus der Kriegscasse dahier bezogen worden:
a ) auf Anweisung der sogenannten provisorischen Regierung vom
16. Juni durch Bürger Brentano zur Absendung an General
Mieroslawski 10,000 fl.; b ) auf Anweisung derselben Regie-
rung vom 17. Juni für Sattelzeug, Waffenrock und Hosen des
Generals 138 fl. 14 kr.; c ) laut Anweisung vom 15. Juni für
Sättel desselben 216 fl.; zusammen also 10,354 fl. 14 kr. oder
22,187 Fr. 64 Cts.

Das ist aber, wie bemerkt, nur, was der General bis zum
19. Juni aus der Kriegscasse erhalten hat. Was er späterhin
allenfalls aus der sogenannten Feldkriegscasse der Empörer, was
er ferner etwa von Gemeinden und Privaten bezogen, ist darun-
ter nicht begriffen, wird auch schwerlich mit einiger Zuverlässigkeit
ermittelt werden können. Jmmerhin gehören dahin nach des Ge-
nerals eigener Angabe ein Pferd, eine Chaise, der Aufwand für
fünfzehn Mahlzeiten und 300 fl. in Geld, welche ihm Advocat
Werner, der letzte „Kriegsminister“ der Aufständischen, hat ver-
abreichen lassen. Ob von dem Hauptposten von zehntausend Gul-
den auf dem Wege von der Kriegscasse zu Mieroslawski irgend
Etwas abhanden gekommen, kann man hier freilich nicht wissen.
Aber der Bezug des Geldes fand durch die Vermittelung Bren-
tano 's statt, und dieser will, wie er aus Feuerthalen öffentlich
kundgegeben, für sich selbst an Staatsgeldern Nichts als einen
mäßigen Diätenbetrag empfangen haben.

Die O. P. A. Z. bringt die folgende charakteristische Notiz:
Während das Verbot des „Frankfurter Journals“ unlängst zu-
rückgenommen wurde, hört man jetzt davon reden, daß das in
Stuttgart erscheinende „Deutsche Volksblatt,“ welches in der
letzten Zeit heftige Angriffe gegen die gegenwärtige Verwaltung
Badens brachte, mit einem Verbote belegt werden würde. —
Bravo! Das „Deutsche Volksblatt,“ ist conservativ, was das
„Frankfurter Journal“ ist, weiß alle Welt!

√ Von der Kinzig wird dem „Deutschen Volksblatt“ ge-
schrieben, „daß 1 ) die Convictoristen ( die katholischen Theologen )
in Freiburg zu den ersten Freischärlern — mit ganz wenigen Aus-
nahmen — gehörten, da sie sogar ein republikanisches Fähnlein
ausgesteckt haben; daß sie sich selber beim sogenannten Cwil= und
Militärcommissär Heunisch, der ihre Einreihung in die Bürger-
wehr nicht einmal wollte, förmlich aufdrangen; daß sie das Con-
victsgebäude zur Calabresercaserne und ihre Studiensäle zu
Wachstuben umgewandelt haben. 2 ) Daß die meisten schon jahre-
lang, d. i. jahrelang vor Ausbruch der meuterischen Volksbewe-
gung, sich geberdeten, als sey ihr künftiger Beruf Anstand, Ord-
nung und Sitte mißachten zu lehren. 3 ) Daß ein großer
Theil die Studien nachläßig betrieb und durch sein störrisches
Wesen dem noch Fleißigen und [unleserliches Material – 17 Zeichen fehlen]Ordnungsliebenden das Leben im
Convicte sauer machte oder ihn zum Austritte trieb. 4 ) Daß
wieder ein großer Theil in einer solchen Ungebundenheit lebte,
daß er die jedes Jahr laxer gemachten Statuten in der Weise
durchbrach, daß er selbst der humanen und freundlichen Behandlung
seiner Vorsteher mit Drohungen und allerlei Unbilden begegnete.
Jch beklage ferner 5 ) daß, wenn man aus den angeführten fünf
Punkten die weiteren Details ausheben wollte, sie der Art lauten
würden, daß man sie wohl wo anders, als in einer derartigen
Anstalt, erwarten könnte.“ Und doch gibt es in Freiburg so viele
theologische Notabilitäten, hochgelahrte Leute, berühmte Refor-
matoren der Kirche und der Wissenschaft, — sind diese alle so
blind oder so schwach, daß sie nicht einmal die ihnen zunächst
liegende Aufgabe lösen und einen Haufen zuchtloser Studenten in
Ordnung halten können? — Das sind mir saubere Reformato-
ren! — Oder gehören Radicalismus und privilegirte Lüderlich-
keit auch zur Reform? — Fast sollte man es glauben!

Mannheim 13. October. Stand der Brechruhrepidemie am
12. October: Zugang 5, genesen 2, gestorben 4.

Gießen 12. October. Professor Liebig dahier veröffentlicht
so eben das folgende Schreiben:

Jch erhalte so eben von Dr. Maxwell aus Hyderabad ( De-
kan ) in Jndien, dem Vaterlande der Cholera, den beifolgenden
[Spaltenumbruch] Brief, welchen auf meine Bitte, um einen möglichen Jrrthum zu
vermeiden, Herr Professor J. Vogel zu übersetzen die Güte ge-
habt hat. Es ist sehr zu wünschen, daß das Mittel, welches Dr.
Maxwell empfiehlt, von den Aerzten mit aller Sorgfalt geprüft
werde, und daß man in Europa dieselben glücklichen Erfolge da-
mit erzielen möchte, welche Dr. Maxwell in Jndien erhalten zu
haben scheint. Dr. Justus Liebig.

Herrn Justus Liebig, Professor der Chemie in
Gießen.
Jch mache mir das Vergnügen, Jhnen eine wichtige
Thatsache mitzutheilen ( worüber Sie sich gewiß freuen werden ) ,
die ich eben hier in Bezug auf die Behandlung der Cholera fest-
gestellt habe, nämlich daß das kohlensaure Natron ein
rasches und wirksames Mittel gegen diese Krankheit ist. Jch gebe
es sogleich, sowie ein Fall von Cholera mir vorkommt — einen
Theelöffel voll in einer Tasse Haferschleim so heiß als ihn der
Kranke trinken kann. Sollte das Mittel ausgebrochen werden, so
wiederhole ich es sogleich mit etwas Laudanum ( Opiumtinctur ) und
einer vollen Dosis Oel ( Ricinusöl oder einem anderen eröffnen-
den Mittel ) , um dasselbe nach dem Sitz des Giftes in den dünnen
Gedärmen hinabzuführen. Sowie etwas von dem Oel in den Stuhl-
entleerungen erscheint, wird man finden, daß die Genesung
bereits begonnen hat
und der Patient wird bald darauf
Urin lassen,
wo man ihn dann außer aller Gefahr betrachten
kann. Wenn nöthig, wiederhole ich die Medicin Morgens und
Abends in etwas kleinerer Dosis. Wenn zu gleicher Zeit viele
Menschen befallen werden, gebe ich Bissen ( boli ) von folgender
Zusammensetzung: Kohlensaures Natron 20 Gr., Opium 3 Gr.,
Gummi Gutt 5 bis 10 Gr., Crotonöl 2 bis 3 Gr. oder mehr,
Seife 20 Gr., die mit einem Schluck kohlensauren Natron hinab-
geschwemmt werden. Auf diese Weise kann man Boli und kohlen-
saures Natron, hinreichend für Hunderte, mit Leichtigkeit in der
Tasche bei sich führen. Mit weiteren Details will ich Sie nicht
bemühen; überdies werden ohne Zweifel später von den Aerzten
noch manche andere Weisen, das Mittel zu verschreiben, bekannt
gemacht werden. — Hochachtungsvoll Hyderabad — Dekan
23/8. Dr. W. G. Maxwell.

Jch vergaß zu bemerken: das kohlensaure Natron erleichtert
den Schmerz und Brand im Unterleibe, macht Schlaf und stellt
den Puls und die Körperwärme
in sehr kurzer Zeit
wieder her.

# Mainz 15. October. Stand der Brechruhr. Jn Mainz
sind nach der neuesten Anzeige 2 neue Krankheits=, 2 Genesungs-
und 2 Todesfälle vorgekommen.

Wiesbaden 13. October. ( N. A. Z. ) Heute Morgen ist der
pensionirte Hofgerichtspräsident Raht verhaftet und in das Cri-
minalgefängniß abgeführt worden. Wegen der eventuellen Fol-
gen der gegen ihn erhobenen Anklage des Landes= und Hochver-
rathes hätte ein Fluchtversuch Wahrscheinlichkeitsgründe für sich
gehabt, weshalb der Staatsanwalt die Verhaftung beantragte.
[ Wie uns eben geschrieben wird ist Herr Raht gegen eine Cau-
tion von 2000 fl. wieder auf freien Fuß gesetzt worden. ]

Jtalien.

Rom 2. October. ( D. Ref. ) Nachdem bereits seit längerer
Zeit der Belagerungszustand sich sehr wenig bemerklich gemacht,
so daß sogar der größere Theil der abgelieferten Jagdgewehre
der beginnenden Jagd wegen zurückgegeben worden, ist in diesen
Tagen wieder unter Androhung kriegsrechtlicher Strafe Auslie-
ferung aller noch vorhandenen Waffen anbefohlen. Mehrere fran-
zösische Soldaten wurden nämlich „auf eben so feige als gehäs-
sige Weise“ von einer Ueberzahl mit Messern bewaffneter Leute
„aus dem Volke“ angegriffen und ermordet. Der vom General-
Commando angesetzte Termin von 24 Stunden verläuft heute
und soll alsdann in allen irgend verdächtigen Häusern eine Durch-
suchung nach verbotenen Waffen stattfinden. — Die Municipali-
tät macht die löblichsten Anstrengungen, das Volk zu beschäftigen
und zugleich die noch immer hier und da durch Schutt eingeengten
Straßen zu reinigen. Die Leitung solcher Arbeiten haben franzö-
sische Genieoffiziere, wodurch dieselben weit rascher gefördert wer-
den, als sonst dergleichen hier geschehen pflegt. Namentlich rücken
die Ausgrabungen des Forums schnell vor, obwohl die Erdmasse,
welche fortzuschaffen seyn wird, so ungeheuer ist, daß von Resul-
taten noch einige Zeit hindurch kaum die Rede seyn dürfte.

Türkei.

Am 9. October kam ein englischer Courier, welcher Depe-
schen Palmerstons
an die Pforte mit sich führte, auf seinem
Wege nach Konstantinopel durch Wien. Jene Depeschen enthiel-
ten, wie versichert wurde, den Beschluß der englischen Regierung,
den Flüchtlingen Schutz zu gewähren und für die Einschif-
fung
derselben in Konstantinopel Sorge zu tragen.

[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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[0008] Karlsruhe 12. October. ( Karlsr. Z. ) Der in Baden nur zu bekannte sogenannte General Mieroslawski gibt im Nie- derrheinischen Courier den gläubigen Zeitungslesern zum Besten, was er für den Beistand, den er der Revolution im Großherzog- thume geleistet, im Ganzen erhalten habe. Nichts weiter, sagt er, als etwa 1700 Franken in Geld, etwa 15 Mahlzeiten, ein altes Pferd und ein altes Fuhrwerk. Die „Allgemeine Zeitung,“ diesen Bericht wiedergebend, fügt bei, daß man die Kosten, welche der General verursacht, in Baden vielleicht höher anzuschlagen wisse. Sie hat sehr Recht. Eine kleine, ohne Zweifel nicht erschöpfende Probe hierfür zu liefern sind wir im Stande. Vor und bis zum 19. Juni d. J. sind aus der Kriegscasse dahier bezogen worden: a ) auf Anweisung der sogenannten provisorischen Regierung vom 16. Juni durch Bürger Brentano zur Absendung an General Mieroslawski 10,000 fl.; b ) auf Anweisung derselben Regie- rung vom 17. Juni für Sattelzeug, Waffenrock und Hosen des Generals 138 fl. 14 kr.; c ) laut Anweisung vom 15. Juni für Sättel desselben 216 fl.; zusammen also 10,354 fl. 14 kr. oder 22,187 Fr. 64 Cts. Das ist aber, wie bemerkt, nur, was der General bis zum 19. Juni aus der Kriegscasse erhalten hat. Was er späterhin allenfalls aus der sogenannten Feldkriegscasse der Empörer, was er ferner etwa von Gemeinden und Privaten bezogen, ist darun- ter nicht begriffen, wird auch schwerlich mit einiger Zuverlässigkeit ermittelt werden können. Jmmerhin gehören dahin nach des Ge- nerals eigener Angabe ein Pferd, eine Chaise, der Aufwand für fünfzehn Mahlzeiten und 300 fl. in Geld, welche ihm Advocat Werner, der letzte „Kriegsminister“ der Aufständischen, hat ver- abreichen lassen. Ob von dem Hauptposten von zehntausend Gul- den auf dem Wege von der Kriegscasse zu Mieroslawski irgend Etwas abhanden gekommen, kann man hier freilich nicht wissen. Aber der Bezug des Geldes fand durch die Vermittelung Bren- tano 's statt, und dieser will, wie er aus Feuerthalen öffentlich kundgegeben, für sich selbst an Staatsgeldern Nichts als einen mäßigen Diätenbetrag empfangen haben. Die O. P. A. Z. bringt die folgende charakteristische Notiz: Während das Verbot des „Frankfurter Journals“ unlängst zu- rückgenommen wurde, hört man jetzt davon reden, daß das in Stuttgart erscheinende „Deutsche Volksblatt,“ welches in der letzten Zeit heftige Angriffe gegen die gegenwärtige Verwaltung Badens brachte, mit einem Verbote belegt werden würde. — Bravo! Das „Deutsche Volksblatt,“ ist conservativ, was das „Frankfurter Journal“ ist, weiß alle Welt! √ Von der Kinzig wird dem „Deutschen Volksblatt“ ge- schrieben, „daß 1 ) die Convictoristen ( die katholischen Theologen ) in Freiburg zu den ersten Freischärlern — mit ganz wenigen Aus- nahmen — gehörten, da sie sogar ein republikanisches Fähnlein ausgesteckt haben; daß sie sich selber beim sogenannten Cwil= und Militärcommissär Heunisch, der ihre Einreihung in die Bürger- wehr nicht einmal wollte, förmlich aufdrangen; daß sie das Con- victsgebäude zur Calabresercaserne und ihre Studiensäle zu Wachstuben umgewandelt haben. 2 ) Daß die meisten schon jahre- lang, d. i. jahrelang vor Ausbruch der meuterischen Volksbewe- gung, sich geberdeten, als sey ihr künftiger Beruf Anstand, Ord- nung und Sitte mißachten zu lehren. 3 ) Daß ein großer Theil die Studien nachläßig betrieb und durch sein störrisches Wesen dem noch Fleißigen und _________________Ordnungsliebenden das Leben im Convicte sauer machte oder ihn zum Austritte trieb. 4 ) Daß wieder ein großer Theil in einer solchen Ungebundenheit lebte, daß er die jedes Jahr laxer gemachten Statuten in der Weise durchbrach, daß er selbst der humanen und freundlichen Behandlung seiner Vorsteher mit Drohungen und allerlei Unbilden begegnete. Jch beklage ferner 5 ) daß, wenn man aus den angeführten fünf Punkten die weiteren Details ausheben wollte, sie der Art lauten würden, daß man sie wohl wo anders, als in einer derartigen Anstalt, erwarten könnte.“ Und doch gibt es in Freiburg so viele theologische Notabilitäten, hochgelahrte Leute, berühmte Refor- matoren der Kirche und der Wissenschaft, — sind diese alle so blind oder so schwach, daß sie nicht einmal die ihnen zunächst liegende Aufgabe lösen und einen Haufen zuchtloser Studenten in Ordnung halten können? — Das sind mir saubere Reformato- ren! — Oder gehören Radicalismus und privilegirte Lüderlich- keit auch zur Reform? — Fast sollte man es glauben! Mannheim 13. October. Stand der Brechruhrepidemie am 12. October: Zugang 5, genesen 2, gestorben 4. Gießen 12. October. Professor Liebig dahier veröffentlicht so eben das folgende Schreiben: Jch erhalte so eben von Dr. Maxwell aus Hyderabad ( De- kan ) in Jndien, dem Vaterlande der Cholera, den beifolgenden Brief, welchen auf meine Bitte, um einen möglichen Jrrthum zu vermeiden, Herr Professor J. Vogel zu übersetzen die Güte ge- habt hat. Es ist sehr zu wünschen, daß das Mittel, welches Dr. Maxwell empfiehlt, von den Aerzten mit aller Sorgfalt geprüft werde, und daß man in Europa dieselben glücklichen Erfolge da- mit erzielen möchte, welche Dr. Maxwell in Jndien erhalten zu haben scheint. Dr. Justus Liebig. Herrn Justus Liebig, Professor der Chemie in Gießen. Jch mache mir das Vergnügen, Jhnen eine wichtige Thatsache mitzutheilen ( worüber Sie sich gewiß freuen werden ) , die ich eben hier in Bezug auf die Behandlung der Cholera fest- gestellt habe, nämlich daß das kohlensaure Natron ein rasches und wirksames Mittel gegen diese Krankheit ist. Jch gebe es sogleich, sowie ein Fall von Cholera mir vorkommt — einen Theelöffel voll in einer Tasse Haferschleim so heiß als ihn der Kranke trinken kann. Sollte das Mittel ausgebrochen werden, so wiederhole ich es sogleich mit etwas Laudanum ( Opiumtinctur ) und einer vollen Dosis Oel ( Ricinusöl oder einem anderen eröffnen- den Mittel ) , um dasselbe nach dem Sitz des Giftes in den dünnen Gedärmen hinabzuführen. Sowie etwas von dem Oel in den Stuhl- entleerungen erscheint, wird man finden, daß die Genesung bereits begonnen hat und der Patient wird bald darauf Urin lassen, wo man ihn dann außer aller Gefahr betrachten kann. Wenn nöthig, wiederhole ich die Medicin Morgens und Abends in etwas kleinerer Dosis. Wenn zu gleicher Zeit viele Menschen befallen werden, gebe ich Bissen ( boli ) von folgender Zusammensetzung: Kohlensaures Natron 20 Gr., Opium 3 Gr., Gummi Gutt 5 bis 10 Gr., Crotonöl 2 bis 3 Gr. oder mehr, Seife 20 Gr., die mit einem Schluck kohlensauren Natron hinab- geschwemmt werden. Auf diese Weise kann man Boli und kohlen- saures Natron, hinreichend für Hunderte, mit Leichtigkeit in der Tasche bei sich führen. Mit weiteren Details will ich Sie nicht bemühen; überdies werden ohne Zweifel später von den Aerzten noch manche andere Weisen, das Mittel zu verschreiben, bekannt gemacht werden. — Hochachtungsvoll Hyderabad — Dekan 23/8. Dr. W. G. Maxwell. Jch vergaß zu bemerken: das kohlensaure Natron erleichtert den Schmerz und Brand im Unterleibe, macht Schlaf und stellt den Puls und die Körperwärme in sehr kurzer Zeit wieder her. # Mainz 15. October. Stand der Brechruhr. Jn Mainz sind nach der neuesten Anzeige 2 neue Krankheits=, 2 Genesungs- und 2 Todesfälle vorgekommen. Wiesbaden 13. October. ( N. A. Z. ) Heute Morgen ist der pensionirte Hofgerichtspräsident Raht verhaftet und in das Cri- minalgefängniß abgeführt worden. Wegen der eventuellen Fol- gen der gegen ihn erhobenen Anklage des Landes= und Hochver- rathes hätte ein Fluchtversuch Wahrscheinlichkeitsgründe für sich gehabt, weshalb der Staatsanwalt die Verhaftung beantragte. [ Wie uns eben geschrieben wird ist Herr Raht gegen eine Cau- tion von 2000 fl. wieder auf freien Fuß gesetzt worden. ] Jtalien. Rom 2. October. ( D. Ref. ) Nachdem bereits seit längerer Zeit der Belagerungszustand sich sehr wenig bemerklich gemacht, so daß sogar der größere Theil der abgelieferten Jagdgewehre der beginnenden Jagd wegen zurückgegeben worden, ist in diesen Tagen wieder unter Androhung kriegsrechtlicher Strafe Auslie- ferung aller noch vorhandenen Waffen anbefohlen. Mehrere fran- zösische Soldaten wurden nämlich „auf eben so feige als gehäs- sige Weise“ von einer Ueberzahl mit Messern bewaffneter Leute „aus dem Volke“ angegriffen und ermordet. Der vom General- Commando angesetzte Termin von 24 Stunden verläuft heute und soll alsdann in allen irgend verdächtigen Häusern eine Durch- suchung nach verbotenen Waffen stattfinden. — Die Municipali- tät macht die löblichsten Anstrengungen, das Volk zu beschäftigen und zugleich die noch immer hier und da durch Schutt eingeengten Straßen zu reinigen. Die Leitung solcher Arbeiten haben franzö- sische Genieoffiziere, wodurch dieselben weit rascher gefördert wer- den, als sonst dergleichen hier geschehen pflegt. Namentlich rücken die Ausgrabungen des Forums schnell vor, obwohl die Erdmasse, welche fortzuschaffen seyn wird, so ungeheuer ist, daß von Resul- taten noch einige Zeit hindurch kaum die Rede seyn dürfte. Türkei. Am 9. October kam ein englischer Courier, welcher Depe- schen Palmerstons an die Pforte mit sich führte, auf seinem Wege nach Konstantinopel durch Wien. Jene Depeschen enthiel- ten, wie versichert wurde, den Beschluß der englischen Regierung, den Flüchtlingen Schutz zu gewähren und für die Einschif- fung derselben in Konstantinopel Sorge zu tragen. Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 244. Mainz, 13. Oktober 1849, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal244_1849/8>, abgerufen am 21.11.2024.