Mainzer Journal. Nr. 250. Mainz, 20. Oktober 1849.[Beginn Spaltensatz]
Das Const. Bl. aus Böhmen meldet, daß eine Erhöhung des Die Wiener Post vom 16. ist ausgeblieben. Berlin 17. October. Der Bericht der Petitionscommission Der Prinz von Preußen hat den hiesigen Freimaurern die Die "Wehr=Zeitung" stellt die Opfer, welche die Jnsurrec- Während die Unterbandlungen über die Ernennung der bei- Die "Gaceta de Madrid" vom 6. d. Mts. hat nunmehr die Köln 19. October. Am 18. October sind 11 Erkrankungen München 16. October. ( A. Z. ) Die Lücken, welche seit der Sie wissen, daß es den eifrigen Bemühungen des Comman- Die Unverschämtheit geht weit! ruft der "Volksbote" aus. 1) Auch das Frankfurter Journal hat, wenn wir nicht irren, die Geschichte gebracht. 1 ) Auch das Frankfurter Journal hat, wenn wir nicht irren,
die Geschichte gebracht. [Beginn Spaltensatz]
Das Const. Bl. aus Böhmen meldet, daß eine Erhöhung des Die Wiener Post vom 16. ist ausgeblieben. Berlin 17. October. Der Bericht der Petitionscommission Der Prinz von Preußen hat den hiesigen Freimaurern die Die „Wehr=Zeitung“ stellt die Opfer, welche die Jnsurrec- Während die Unterbandlungen über die Ernennung der bei- Die „Gaceta de Madrid“ vom 6. d. Mts. hat nunmehr die Köln 19. October. Am 18. October sind 11 Erkrankungen München 16. October. ( A. Z. ) Die Lücken, welche seit der Sie wissen, daß es den eifrigen Bemühungen des Comman- Die Unverschämtheit geht weit! ruft der „Volksbote“ aus. 1) Auch das Frankfurter Journal hat, wenn wir nicht irren, die Geschichte gebracht. 1 ) Auch das Frankfurter Journal hat, wenn wir nicht irren,
die Geschichte gebracht. <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <pb facs="#f0002"/> <cb type="start"/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Das Const. Bl. aus Böhmen meldet, daß eine Erhöhung des<lb/> Armeebestandes beabsichtigt wird. Sämmtliche Cavallerieregi-<lb/> menter sollen um 2 Schwadronen und sämmtliche Jägerkorps<lb/> um 2 Compagnien vermehrt, die einzelnen Compagnien außer-<lb/> dem noch verstärkt werden. Man sieht, daß Oesterreich sich für<lb/> alle Fälle vorbereitet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Die Wiener Post vom 16. ist ausgeblieben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Berlin 17. October. Der Bericht der Petitionscommission<lb/> der ersten Kammer enthält eine bedeutende Anzahl Petitionen,<lb/> das Verhältniß der Kirche<gap reason="illegible"/> und Schule zu einander und zum Staate<lb/> betreffend, wovon die meisten und am zahlreichsten unterzeichneten<lb/> sich <hi rendition="#g">gegen</hi> eine Trennung der Kirche vom Staate und der Schule<lb/> von der Kirche aussprechen. Die Gründe gegen eine solche Tren-<lb/> nung werden theils aus der Besorgniß einer Entschristlichung des<lb/> Staates, wenn das alte Band zwischen dem religiösen und poli-<lb/> tischen Elemente zerrissen würde, theils aus den Rechten der kirch-<lb/> lichen Gemeinden, mit deren Fonds Schulen gegründet seyen,<lb/> theils aus den nachtheiligen Folgen der Erwählung der Lehrer<lb/> und der Besetzung der Lehrstellen durch die Gemeinden hergenom-<lb/> men. Ueber einige dieser Petitionen hat die Commission die<lb/> Tagesordnung beantragt, die meisten aber an die betreffenden<lb/> Ausschüsse überwiesen. Alle diese Eingaben rühren von Mitglie-<lb/> dern der protestantischen Kirche her.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Der Prinz von Preußen hat den hiesigen Freimaurern die<lb/> Zusage gemacht vor seiner Abreise nach Süddeutschland mit ihnen<lb/> noch an einem Festmahle in der National=Mutterloge zu den „drei<lb/> Weltkugeln“ Theil zu nehmen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Die „Wehr=Zeitung“ stellt die Opfer, welche die Jnsurrec-<lb/> tionen in Deutschland seit dem 18. März v. J. gefordert haben,<lb/> mit Zugrundelegung theils amtlicher, theils sonst beglaubigter<lb/> Berichte zusammen. Auch die in dem Kriege gegen Dänemark<lb/> erlittenen Verluste sind aufgenommen. Die Zahl der gefallenen<lb/> Aufständischen ist nur annahernd angegeben. Der Kampf in<lb/><hi rendition="#g">Berlin</hi> am 18. und 19. März hatte unter den Todten 3 Offi-<lb/> ziere, 17 Unteroffiziere und Gemeine, unter den Verwundeten 14<lb/> Offiziere und 240 Unteroffiziere und Gemeine; Aufständische ge-<lb/> tödtet 250. — <hi rendition="#g">Posen</hi> im April und Mai 1848: Todte: 4 Off.,<lb/> 105 Gem. und Unteroff., 1500—2000 Aufstandische; Verwun-<lb/> dete: 17 Off., 328 Unteroff. und Gem. — <hi rendition="#g">Erfort:</hi> Todte:<lb/> 4 Unteroff. u. Gem., 24 Aufst.; Verw.: 1 Off., 8 Unteroff. u.<lb/> Gem. — <hi rendition="#g">Frankfurt</hi> a. M. am 18. Sept. 1848: 3 Off.,<lb/> 4 Unt. u. G, 35 Aufst. todt; 18 Unt. u. G. verw. — <hi rendition="#g">Dres-<lb/> den:</hi> Todte: 2 Off., 7 Unt. u. G.; 350 <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="5"/>Aufst.; verw. 39 Un-<lb/> teroffiz. <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="3"/>und Gem. — <hi rendition="#g">Breslau</hi> im Jahre 1849, Todte: 3 Off.,<lb/> 4 Unteroff. und Gem., 12 Aufst.; verw.: 1 Off., 17 Unteroff.<lb/> und Gem. — <hi rendition="#g">Jserlohn,</hi> Todte: 1 Off., 6 Unteroff. u. Gem.,<lb/> 70 Aufst.; verw.: 16 Unteroff. und Gem. — <hi rendition="#g">Elberfeld,</hi><lb/> 1 Off. todt. — <hi rendition="#g">Schleswig</hi> im Jahre 1848, Todte: 8 Off.,<lb/> 72 Unteroff. und Gem.; verw.: 23 Off., 353 Unteroff. und<lb/> Gem. <hi rendition="#g">Schleswig</hi> 1849, 6 Off., 11 Unteroff. und Gem. todt,<lb/> 20 Off., 57 Unteroff. und Gem. verw. — <hi rendition="#g">Baden,</hi> 9 Off.,<lb/> 118 Unteroff. und Gem. todt, 24 Off. und 523 Gem. und Unter-<lb/> offizier verw. Jn Summa sind 40 preußische Offiziere und 348<lb/> Unt roffiziere und Gemeine getödtet, und 100 Offiziere, 1614 Un-<lb/> terof <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="7"/>fiziere und Gem ine verwundet worden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Während die Unterbandlungen über die Ernennung der bei-<lb/> den preußischen Mitglieder für das Jnterim hier noch schweben,<lb/> wird der N. Pr. Z. von <hi rendition="#g">Wien</hi> her gemeldet, daß österreichischer<lb/> Seits bereits die definitive Ernennung der Herren v. <hi rendition="#g">Werner</hi><lb/> und v. <hi rendition="#g">Kübeck</hi> erfolgt sey.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Die „Gaceta de Madrid“ vom 6. d. Mts. hat nunmehr die<lb/> amtliche Publication des lange erwarteten neuen <hi rendition="#g">spanischen<lb/> Zolltarifs</hi> begonnen und wird damit von Tag zu Tag fort-<lb/> fahren. Gegen Ende des Monates wird man das Resultat dieser<lb/> richtigen, auch die Handels= und Fabri interessen des Zollver-<lb/> eines nahe berührenden Zollreform Spaniens vollständig über-<lb/> sehen können. Allem Anscheine nach darf die Reform als ein<lb/> Fortschritt begrüßt werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Köln 19. October. Am 18. October sind 11 Erkrankungen<lb/> an der Cholera, 12 Genesungen und 5 Sterbefälle angezeigt<lb/> worden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>München 16. October. ( A. Z. ) Die Lücken, welche seit der<lb/> Ernennung Heinrichs v. <hi rendition="#g">Heß</hi> zum Director der vereinigten<lb/> Sammlungen und seit Amslers Tod in dem Lehrpersonale der<lb/> hiesigen königlichen Akademie der bildenden Künste bestanden, ha-<lb/> ben nunmehr ihre erwünschte Ergänzung und Vervollständigung<lb/> gefunden. <hi rendition="#g">Johann Schraudolph,</hi> derselbe, welcher sich in<lb/> den Freskomalereten und Entwürfen <hi rendition="#g">für den Speyerer<lb/> Dom</hi> ein würdiges Denkmal seines edlen und hohen Kunst-<lb/> talentes gesetzt hat, ist an jenes Stelle zum Professor der Histo-<lb/> rienmalerei, und der insbesondere durch seine geistvollen Stiche<lb/> nach Kaulbachs Hunnenschlacht und nach den Cornelius'schen<lb/><cb n="2"/> Compositionen zum Campo Santo in Berlin rühmlichst bekannte<lb/> Kupferstecher <hi rendition="#g">Julius Thaeter,</hi> bisher Lehrer an der Kunst-<lb/> akademie in Dresden, an des anderen Stelle zum Professor der<lb/> Kupferstecherkunst hierher berufen worden. Hatte die umsichtige<lb/> Thätigkeit, die W. v. Kaulbach seit seiner Ernennung zum Di-<lb/> rector der hiesigen Akademie der Förderung eines lebendigen,<lb/> natur= und zeitgemäßen Kunstunterrichtes gewidmet, schon im<lb/> verflossenen Sommerhalbjahre die erfreulichsten, von den Zög-<lb/> lingen selbst am unmittelbarsten empfundenen und anerkannten<lb/> Früchte getragen, so dürfen wir jetzt, wo wieder für alle Zweige<lb/> des Unterrichtes die entsprechenden selbstständigen Kräfte beisam-<lb/> men sind, von den ernsten Absichten und der durch Hindernisse<lb/> nicht leicht zu beugenden Energie des Vorstandes wohl bald um<lb/> so wirksamere Erfolge für die höhere Ausübung der historischen<lb/> Kunst in formeller wie conceptioneller Hinsicht bei uns erwarten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Sie wissen, daß es den eifrigen Bemühungen des Comman-<lb/> direnden in der Pfalz, Fürsten <hi rendition="#g">Taxis,</hi> gelungen ist die Auslie-<lb/> ferung sämmtlicher in badische Kriegsgefangenschaft gerathenen<lb/> Bayern an die bayrischen Gerichte zu erwirken. Das Festungs-<lb/> commando in Germersheim wird die Betheiligten übernommen<lb/> haben. Jn Baden sind, außer den für den Augenblick wegen<lb/> Krankheit Transportunfähigen, nur <hi rendition="#g">vier Jndividuen</hi> aus<lb/> Bayern zurückgehalten worden, welche, zu den Schwerstgravirten<lb/> zählend, bereits standrechtlich und zwar sämmtlich zu zehn Jahren<lb/> Zuchthaus verurtheilt sind. Allerdings hat, wie ich höre, das<lb/> großherzoglich badische Kriegspräsidium bei der Ueberlieferung<lb/> die Bedingung der weiteren Untersuchung und strafrechtlichen<lb/> Behandlung durch die bayrischen Gerichte gestellt. Jndessen hat<lb/> es hierneben der bayrischen Erklärung die Berechtigung nicht ver-<lb/> sagt, daß nämlich die Unabhängigkeit der königlichen Gerichte<lb/> anerkannt und auch in Bezug auf die Ausgelieferten dem Könige<lb/> die Begnadigung freistehen müsse, wenn eine allgemeine Amnestie<lb/> eintritt. Ob dieser Vorgang auch auf Angehörige anderer Staa-<lb/> ten Rückwirkung äußern werde, scheint mir sehr zweifelhaft.<lb/> Bayern konnte der badischen Regierung gegenüber einen speciellen<lb/> Rechtsgrund für sein Ansinnen geltend machen, den der Connexi-<lb/> tät, indem bekannt ist, daß die pfälzische und badische Rebellion<lb/> miteinander in ihren Operationen sogar vertragsmäßig verbun-<lb/> den waren.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Die Unverschämtheit geht weit! ruft der „Volksbote“ aus.<lb/> Wie die „Volksbötin,“ der „freie Staatsbürger,“ die „Kemptener<lb/> Zeitung“ und ihr Gelichter fast täglich Anlaß nehmen, bald hier,<lb/> bald dort einen katholischen Geistlichen in den Koth zu ziehen, so<lb/> haben sie auch vor einiger Zeit ihren gläubigen Lesern von dem<lb/><gap reason="illegible" unit="chars" quantity="8"/>würdigen Pfarrer von Unterdürrbach bei Würzburg eine nieder-<lb/> trächtige Geschichte aufgetischt, wobei es sich um nichts Geringeres<lb/> als um Unzucht und <hi rendition="#g">Kindesmord</hi> handelt <note place="foot" n="1)">Auch das <hi rendition="#g">Frankfurter Journal</hi> hat, wenn wir nicht irren,<lb/> die Geschichte gebracht.</note>. Der Pfarrer<lb/> selber, der mit vollstem Rechte wegen Calumnie die Gerichte hätte<lb/> anrufen können, hat es unter seiner Würde geachtet, solcher<lb/> Schändlichkeit eine Sylbe entgegenzusetzen; dagegen hat aber<lb/><hi rendition="#g">die Gemeinde</hi> sich für verpflichtet erachtet, von sich aus aufzu-<lb/> treten, um jenen Blättern die verdiente Brandmarke durch eine<lb/> Erklärung aufzudrücken, die der Volksbot' vor Kurzem abgedruckt<lb/> hat. Was thut nun die Kemptener Zeitung? Sie schreibt: „Wir<lb/> freuen ( ?? ) uns melden zu können, daß <hi rendition="#g">glücklicher Weise</hi> ( ! )<lb/> jene Gräuelthat nicht stattfand. <hi rendition="#g">Es ist aber übrigens ein<lb/> trauriges Zeichen, wenn man solche Lügen zu erfin-<lb/> den sich nicht scheut.</hi> “ Unverschämter kann man wohl kaum<lb/> seyn! Ja wohl ist's <hi rendition="#g">ein trauriges Zeichen,</hi> auf das der<lb/> Volksbot' längst hingewiesen hat! <hi rendition="#g">Wer</hi> erfindet denn solche<lb/> schändliche Lügen, und <hi rendition="#g">wer</hi> scheut sich nicht dieselben dem Publi-<lb/> cum als leckere Speise vorzusetzen? Doch wohl Niemand an-<lb/> ders als <hi rendition="#g">Die,</hi> deren Fahne in den genannten Blättern aus-<lb/> hängt, und die nur darnach lechzen, die <hi rendition="#g">Diener</hi> der Reli-<lb/> gion verächtlich zu machen und ihnen das Vertrauen des<lb/> Volkes zu rauben, weil <hi rendition="#g">dies das leichteste Mittel ist,<lb/> das Volk der Religion selbst zu entfremden:</hi> denn<lb/> wenn das Volk erst einmal <hi rendition="#g">dahin</hi> gebracht ist, Die zu verachten,<lb/> welche ihm die Religion predigen, so wird es auch die Religion<lb/> nicht mehr achten, die von denselben gepredigt wird. <hi rendition="#g">Darauf</hi><lb/> aber haben's die Wühler eben abgesehen; denn so lange das Volk<lb/> an seiner Religion festhält, so lange werden sie es für ihre Um-<lb/> sturzzwecke nicht gewinnen können. <hi rendition="#g">Darum</hi> glückte in Baden<lb/> der Umsturz, weil die Religion über den Haufen geworfen war;<lb/> in <hi rendition="#g">Bayern</hi> gelang er aber <hi rendition="#g">nicht,</hi> weil die Religion hier noch<lb/><hi rendition="#g">nicht</hi> über den Haufen geworfen ist. <hi rendition="#g">Darum</hi> das Schimpfen<lb/> und der Hohn der „Kemptener Zeitung“ wie der „Volkbötin“<lb/> u. s. w. gegen die „schwarzen Brüder“ und wie die Ausdrücke sonst<lb/> fast täglich heißen und wobei denn, um dem Volke Sand in die<lb/> Augen zu streuen und es in die Falle zu ziehen, immer wieder<lb/><note place="foot"><p>1 ) Auch das <hi rendition="#g">Frankfurter Journal</hi> hat, wenn wir nicht irren,<lb/> die Geschichte gebracht. </p></note><lb/><cb type="end"/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0002]
Das Const. Bl. aus Böhmen meldet, daß eine Erhöhung des
Armeebestandes beabsichtigt wird. Sämmtliche Cavallerieregi-
menter sollen um 2 Schwadronen und sämmtliche Jägerkorps
um 2 Compagnien vermehrt, die einzelnen Compagnien außer-
dem noch verstärkt werden. Man sieht, daß Oesterreich sich für
alle Fälle vorbereitet.
Die Wiener Post vom 16. ist ausgeblieben.
Berlin 17. October. Der Bericht der Petitionscommission
der ersten Kammer enthält eine bedeutende Anzahl Petitionen,
das Verhältniß der Kirche_ und Schule zu einander und zum Staate
betreffend, wovon die meisten und am zahlreichsten unterzeichneten
sich gegen eine Trennung der Kirche vom Staate und der Schule
von der Kirche aussprechen. Die Gründe gegen eine solche Tren-
nung werden theils aus der Besorgniß einer Entschristlichung des
Staates, wenn das alte Band zwischen dem religiösen und poli-
tischen Elemente zerrissen würde, theils aus den Rechten der kirch-
lichen Gemeinden, mit deren Fonds Schulen gegründet seyen,
theils aus den nachtheiligen Folgen der Erwählung der Lehrer
und der Besetzung der Lehrstellen durch die Gemeinden hergenom-
men. Ueber einige dieser Petitionen hat die Commission die
Tagesordnung beantragt, die meisten aber an die betreffenden
Ausschüsse überwiesen. Alle diese Eingaben rühren von Mitglie-
dern der protestantischen Kirche her.
Der Prinz von Preußen hat den hiesigen Freimaurern die
Zusage gemacht vor seiner Abreise nach Süddeutschland mit ihnen
noch an einem Festmahle in der National=Mutterloge zu den „drei
Weltkugeln“ Theil zu nehmen.
Die „Wehr=Zeitung“ stellt die Opfer, welche die Jnsurrec-
tionen in Deutschland seit dem 18. März v. J. gefordert haben,
mit Zugrundelegung theils amtlicher, theils sonst beglaubigter
Berichte zusammen. Auch die in dem Kriege gegen Dänemark
erlittenen Verluste sind aufgenommen. Die Zahl der gefallenen
Aufständischen ist nur annahernd angegeben. Der Kampf in
Berlin am 18. und 19. März hatte unter den Todten 3 Offi-
ziere, 17 Unteroffiziere und Gemeine, unter den Verwundeten 14
Offiziere und 240 Unteroffiziere und Gemeine; Aufständische ge-
tödtet 250. — Posen im April und Mai 1848: Todte: 4 Off.,
105 Gem. und Unteroff., 1500—2000 Aufstandische; Verwun-
dete: 17 Off., 328 Unteroff. und Gem. — Erfort: Todte:
4 Unteroff. u. Gem., 24 Aufst.; Verw.: 1 Off., 8 Unteroff. u.
Gem. — Frankfurt a. M. am 18. Sept. 1848: 3 Off.,
4 Unt. u. G, 35 Aufst. todt; 18 Unt. u. G. verw. — Dres-
den: Todte: 2 Off., 7 Unt. u. G.; 350 _____Aufst.; verw. 39 Un-
teroffiz. ___und Gem. — Breslau im Jahre 1849, Todte: 3 Off.,
4 Unteroff. und Gem., 12 Aufst.; verw.: 1 Off., 17 Unteroff.
und Gem. — Jserlohn, Todte: 1 Off., 6 Unteroff. u. Gem.,
70 Aufst.; verw.: 16 Unteroff. und Gem. — Elberfeld,
1 Off. todt. — Schleswig im Jahre 1848, Todte: 8 Off.,
72 Unteroff. und Gem.; verw.: 23 Off., 353 Unteroff. und
Gem. Schleswig 1849, 6 Off., 11 Unteroff. und Gem. todt,
20 Off., 57 Unteroff. und Gem. verw. — Baden, 9 Off.,
118 Unteroff. und Gem. todt, 24 Off. und 523 Gem. und Unter-
offizier verw. Jn Summa sind 40 preußische Offiziere und 348
Unt roffiziere und Gemeine getödtet, und 100 Offiziere, 1614 Un-
terof _______fiziere und Gem ine verwundet worden.
Während die Unterbandlungen über die Ernennung der bei-
den preußischen Mitglieder für das Jnterim hier noch schweben,
wird der N. Pr. Z. von Wien her gemeldet, daß österreichischer
Seits bereits die definitive Ernennung der Herren v. Werner
und v. Kübeck erfolgt sey.
Die „Gaceta de Madrid“ vom 6. d. Mts. hat nunmehr die
amtliche Publication des lange erwarteten neuen spanischen
Zolltarifs begonnen und wird damit von Tag zu Tag fort-
fahren. Gegen Ende des Monates wird man das Resultat dieser
richtigen, auch die Handels= und Fabri interessen des Zollver-
eines nahe berührenden Zollreform Spaniens vollständig über-
sehen können. Allem Anscheine nach darf die Reform als ein
Fortschritt begrüßt werden.
Köln 19. October. Am 18. October sind 11 Erkrankungen
an der Cholera, 12 Genesungen und 5 Sterbefälle angezeigt
worden.
München 16. October. ( A. Z. ) Die Lücken, welche seit der
Ernennung Heinrichs v. Heß zum Director der vereinigten
Sammlungen und seit Amslers Tod in dem Lehrpersonale der
hiesigen königlichen Akademie der bildenden Künste bestanden, ha-
ben nunmehr ihre erwünschte Ergänzung und Vervollständigung
gefunden. Johann Schraudolph, derselbe, welcher sich in
den Freskomalereten und Entwürfen für den Speyerer
Dom ein würdiges Denkmal seines edlen und hohen Kunst-
talentes gesetzt hat, ist an jenes Stelle zum Professor der Histo-
rienmalerei, und der insbesondere durch seine geistvollen Stiche
nach Kaulbachs Hunnenschlacht und nach den Cornelius'schen
Compositionen zum Campo Santo in Berlin rühmlichst bekannte
Kupferstecher Julius Thaeter, bisher Lehrer an der Kunst-
akademie in Dresden, an des anderen Stelle zum Professor der
Kupferstecherkunst hierher berufen worden. Hatte die umsichtige
Thätigkeit, die W. v. Kaulbach seit seiner Ernennung zum Di-
rector der hiesigen Akademie der Förderung eines lebendigen,
natur= und zeitgemäßen Kunstunterrichtes gewidmet, schon im
verflossenen Sommerhalbjahre die erfreulichsten, von den Zög-
lingen selbst am unmittelbarsten empfundenen und anerkannten
Früchte getragen, so dürfen wir jetzt, wo wieder für alle Zweige
des Unterrichtes die entsprechenden selbstständigen Kräfte beisam-
men sind, von den ernsten Absichten und der durch Hindernisse
nicht leicht zu beugenden Energie des Vorstandes wohl bald um
so wirksamere Erfolge für die höhere Ausübung der historischen
Kunst in formeller wie conceptioneller Hinsicht bei uns erwarten.
Sie wissen, daß es den eifrigen Bemühungen des Comman-
direnden in der Pfalz, Fürsten Taxis, gelungen ist die Auslie-
ferung sämmtlicher in badische Kriegsgefangenschaft gerathenen
Bayern an die bayrischen Gerichte zu erwirken. Das Festungs-
commando in Germersheim wird die Betheiligten übernommen
haben. Jn Baden sind, außer den für den Augenblick wegen
Krankheit Transportunfähigen, nur vier Jndividuen aus
Bayern zurückgehalten worden, welche, zu den Schwerstgravirten
zählend, bereits standrechtlich und zwar sämmtlich zu zehn Jahren
Zuchthaus verurtheilt sind. Allerdings hat, wie ich höre, das
großherzoglich badische Kriegspräsidium bei der Ueberlieferung
die Bedingung der weiteren Untersuchung und strafrechtlichen
Behandlung durch die bayrischen Gerichte gestellt. Jndessen hat
es hierneben der bayrischen Erklärung die Berechtigung nicht ver-
sagt, daß nämlich die Unabhängigkeit der königlichen Gerichte
anerkannt und auch in Bezug auf die Ausgelieferten dem Könige
die Begnadigung freistehen müsse, wenn eine allgemeine Amnestie
eintritt. Ob dieser Vorgang auch auf Angehörige anderer Staa-
ten Rückwirkung äußern werde, scheint mir sehr zweifelhaft.
Bayern konnte der badischen Regierung gegenüber einen speciellen
Rechtsgrund für sein Ansinnen geltend machen, den der Connexi-
tät, indem bekannt ist, daß die pfälzische und badische Rebellion
miteinander in ihren Operationen sogar vertragsmäßig verbun-
den waren.
Die Unverschämtheit geht weit! ruft der „Volksbote“ aus.
Wie die „Volksbötin,“ der „freie Staatsbürger,“ die „Kemptener
Zeitung“ und ihr Gelichter fast täglich Anlaß nehmen, bald hier,
bald dort einen katholischen Geistlichen in den Koth zu ziehen, so
haben sie auch vor einiger Zeit ihren gläubigen Lesern von dem
________würdigen Pfarrer von Unterdürrbach bei Würzburg eine nieder-
trächtige Geschichte aufgetischt, wobei es sich um nichts Geringeres
als um Unzucht und Kindesmord handelt 1). Der Pfarrer
selber, der mit vollstem Rechte wegen Calumnie die Gerichte hätte
anrufen können, hat es unter seiner Würde geachtet, solcher
Schändlichkeit eine Sylbe entgegenzusetzen; dagegen hat aber
die Gemeinde sich für verpflichtet erachtet, von sich aus aufzu-
treten, um jenen Blättern die verdiente Brandmarke durch eine
Erklärung aufzudrücken, die der Volksbot' vor Kurzem abgedruckt
hat. Was thut nun die Kemptener Zeitung? Sie schreibt: „Wir
freuen ( ?? ) uns melden zu können, daß glücklicher Weise ( ! )
jene Gräuelthat nicht stattfand. Es ist aber übrigens ein
trauriges Zeichen, wenn man solche Lügen zu erfin-
den sich nicht scheut. “ Unverschämter kann man wohl kaum
seyn! Ja wohl ist's ein trauriges Zeichen, auf das der
Volksbot' längst hingewiesen hat! Wer erfindet denn solche
schändliche Lügen, und wer scheut sich nicht dieselben dem Publi-
cum als leckere Speise vorzusetzen? Doch wohl Niemand an-
ders als Die, deren Fahne in den genannten Blättern aus-
hängt, und die nur darnach lechzen, die Diener der Reli-
gion verächtlich zu machen und ihnen das Vertrauen des
Volkes zu rauben, weil dies das leichteste Mittel ist,
das Volk der Religion selbst zu entfremden: denn
wenn das Volk erst einmal dahin gebracht ist, Die zu verachten,
welche ihm die Religion predigen, so wird es auch die Religion
nicht mehr achten, die von denselben gepredigt wird. Darauf
aber haben's die Wühler eben abgesehen; denn so lange das Volk
an seiner Religion festhält, so lange werden sie es für ihre Um-
sturzzwecke nicht gewinnen können. Darum glückte in Baden
der Umsturz, weil die Religion über den Haufen geworfen war;
in Bayern gelang er aber nicht, weil die Religion hier noch
nicht über den Haufen geworfen ist. Darum das Schimpfen
und der Hohn der „Kemptener Zeitung“ wie der „Volkbötin“
u. s. w. gegen die „schwarzen Brüder“ und wie die Ausdrücke sonst
fast täglich heißen und wobei denn, um dem Volke Sand in die
Augen zu streuen und es in die Falle zu ziehen, immer wieder
1) Auch das Frankfurter Journal hat, wenn wir nicht irren,
die Geschichte gebracht.
1 ) Auch das Frankfurter Journal hat, wenn wir nicht irren,
die Geschichte gebracht.
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