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Mainzer Journal. Nr. 250. Mainz, 20. Oktober 1849.

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[Beginn Spaltensatz] feste Aufgabe verbleiben, die Hebung des öffentlichen und Privat-
criedts, sowie der Gewerbe soll besondere Sorge gewidmet wer-
den. -- ad 2. Die Revision der Gemeindeordnung so im frei-
sinnigsten Geiste revidirt werden. -- ad 3. Ebenso die Verfas-
sungsurkunde, mit durchgreifender Reform im Gefolge. --
ad 4. Organisierung des Executionswesen in allen Zweichen wo-
durch der Druck im Niedrigen Stande schwindet. -- ad 5. Orga-
nisierung in verschiedenen Pransche -- ad 6. Ersparnisse in
allen Zweigen der Verwaltung muß in Aussicht gestellt werden.
-- ad 7. Revision der Dienstpragmatik. -- ad 8. Verminderung
der Stempeltax in Forderung unter 30 fl. -- ad 9. Organi-
sierung des Executionsverfahren u. Einverleibung mehreren Ca-
thegorien in eine, wodurch nur ein Excedant auf ein Tag im Ort
erforderlich ist -- ad 10. Besser Stellung der kleinbesoldene
Lehrer u. hauptsächliche Controlierung derselben vom Fach --
ad 11. Organisirung der Steuereinnehmer in Fixengehalt, sowie
defenetive Anstellung derselben -- ad 12. Organisierung der
Farrgüter und Anstellung der Pfarrer der Gehaltbeziehung, aus
der Staatscasse -- ad 13. Reducierung der Ortseinnehmer
wodurch directe sendung der Steuer in die Hauptstaatscasse. --
ad 14. Vermünderung der Taxen der Anwälte, sowie überhaupt
das Personal, wodurch eine önorme Ersparung für Prozeis des
Betheiligten erspart wird. -- ad 15. Erbauung mehreren Arbeits-
häuser, u. unter strengerercontrolle der Arbeitscheuende Jnvidum.
-- ad 16. Bessercontrolierung der Müller auf dem Lande durch
den Ortsvorstand. -- ad 17. Vermünderung der Förstmeister
ersetzung derselben durch älterer Revierförster, der bezüglichen
Controll -- ad 18. Vereinfachung des Regierungswesen u.
Uebertragung der Regierungscommission im Gemeindehaushalt
wodurch das Personal der Renugskammer II. Abtheilung schwin-
det     Fischer. "

# Mainz 22. October. Stand der Cholera: Neu erkrankt: 1.
Gestorben: 1.

Oesterreichische Monarchie.

Pesth 14. October. Die Pesther Stadtbehörde hat dem Feld-
marschall Grasen Radetzky das Ehrenbürgerrecht votirt.

Lemberg 9. October. Längs der Warschau=Krakauer Eisen-
bahn wird ein kaiserl. russisches Armeekorps von 60,000 Mann,
in Warschau und dessen nächster Umgebung ein gleich starkes, fer-
ner bei der Festung Zamosk ein Korps von 40,000 Russen den
Winter hindurch in den Ortschaften untergebracht werden, was
schon größtentheils durch die aus Ungarn rückgekehrten Truppen
bewirkt ist.

Schweiz.

Luzern. Der Luzerner Bote bringt "zur Beleuchtung luzer-
nerischer Zustände" folgendes interessante Actenstück: Willisau
28. August 1849. Das Statthalteramt Willisau an Gemein-
deammann N. N. Herr Gemeindeammann! Jn Folge der fortge-
setzten wühlerischen Umtriebe der alten Sonderbundspartei hat
sich der hohe Regierungsrath veranlaßt gefunden, über alle Die-
jenigen, welche sowohl in Folge des Decretes vom 3. Februar 1848
als auch seither wegen politischen Treibereien im Activbürgerrechte
eingestellt wurden, besondere polizeiliche Aufsicht zu verhängen.
Diese Aufsicht soll zunächst durch die betreffenden [unleserliches Material - 17 Zeichen fehlen]Gemeindeam-
männer geübt werden. Jch habe Jhnen daher in dieser Be-
ziehung folgende Weisung zu ertheilen. 1 ) Werden Sie die
mit obiger Schlußnahme beschlagenen und in Jhrer Gemeinde
wohnhaften Jndividuen von nun an in ihrem Handeln, ihren
Geschäften, Läuf und Gängen und allfälligen Besuche=Orten
genau überwachen, oder durch vertraute und zuverlässige
Männer überwachen lassen. 2 ) Haben Sie die Betreffenden we-
nigstens alle acht Tage oder noch öfters, wenn sie es für nöthig
erachten, vor sich zu bescheiden, um Jhnen über Alles, was auf
die auszuübende Polizeiaufsicht Bezug hat, persönlich Red und
Antwort zu stehen. 3 ) Ueber das Ergebniß dieses Einvernehmens,
sowie über allfällige sonstige Wahrnehmungen haben Sie jedes-
mal getreuen Bericht anher zu erstatten. Jndem ich Jhnen pünkt-
liche Vollziehung dieses Auftrages bestens empfohlen haben will,
versichere Sie beinebst meiner wahren Hochachtung. Der Amt-
statthalter: Heinr. Troxler. -- Es scheint angemessen, diesem
Actenstücke gegenüber in Erinnerung zu bringen, daß in Luzern
weder Kriegs= noch Belagerungszustand [unleserliches Material - 8 Zeichen fehlen]herrscht, vielmehr er-
freut sich dieser Canton der vollständigsten Freiheit -- für die
herrschende Partei!

Großbritannien.

London 18. October. ( K. Z. ) Wenn in dem gegenwärtigen
Zustande Jrlands nicht bald durch entschiedenes und weises Ein-
schreiten der Regierung eine Aenderung eintritt, so ist das Land
in Gefahr, einer vollständigen Rechtslosigkeit zu verfallen, und
der Winter wird seine reiche Erndte an Raub und Mord tragen.
[Spaltenumbruch] Neben dem Kriege der Besitzlosen gegen die Besitzenden, welcher
in dem jetzt herrschenden Plünderungssysteme seine Form findet,
ist Grund genug zu der Befürchtung vorhanden, daß sich die
alten Parteikämpfe wiederholen werden. Jm Allgemeinen wird
das energische Auftreten Lord Clarendons in der Angelegenheit
von Castlewellan mit Freuden begrüßt; doch hat es ohne Zweifel
bei einem großen Theile der Orangisten große Erbit-
terung hervorgerufen. Man spricht schon von einem Tage, den
sich die Orangisten ausersehen haben sollen, um Rache für
diese Bestrafung ihrer Führer zu nehmen. [ An Wem? ] Es ist
nämlich der Jahrestag der "Pulververschwörung," der 5. No-
vember, welchen sie dem Vernehmen nach zu einer großartigen
Demonstration bestimmt haben. Wenn dieser keine Hindernisse in
den Weg gelegt werden, so ist vorauszusehen, daß es wieder zum
Kampfe kommt. Ein irisches Journal, der "Newry Examiner,"
fordert daher die Regierung aufs Heftigste auf, diesem Unfuge bei
Zeiten Einhalt zu thun; auch der blutige Zusammenstoß bei
Dolly's Bray am 12. Juli habe vermieden werden können, wenn
nur die passenden Schritte gethan worden wären, da man lange
vorher von jener Procession und ihren wahrscheinlichen Folgen
unterrichtet gewesen sey. -- Die Polizeimacht im Süden Jrlands
wird verstärkt; 250 Constabler sind vorigen Montag von Dublin
nach den unruhigen Districten abgegangen.

Türkei.

Am 4. October hat sich das englische Geschwader,
welches seit einiger Zeit unter Befehl des Viceadmirales Sir
W. Parker bei Corfu stationirt war, von dort nach Athen
in Bewegung gesetzt. Es besteht aus den Dreideckern "Caledonia,"
"Howe" und "Queen," aus den Zweideckern "Prince Regent,"
"Vengeance" und "Powerful," der Fregatte "Thetis," den
Dampfern "Odin," "Dragon" und "Rosamond" und einigen
kleineren Schiffen. Der Zweck dieser Flottenbewegung soll ein
doppelter seyn: einmal der, die Seeräuberei, welche in der letzten
Zeit sehr zugenommen hat, zu unterdrücken, und sodann der, in
größerer Nahe bei den Dardanellen zu seyn, im Falle die Wen-
dung der Ereignisse in Konstantinopel das Erscheinen eines eng-
lischen Geschwaders in jenen Gewässern nöthig machen sollte.
Eine Abtheilung englischer Beobachtungsschiffe soll bereits am
Morgen des dritten zur Bewachung des Bosporus bei Konstan-
tinopel angekommen und türkischerseits mit 21 Kanonenschüssen
begrüßt worden seyn. Eine englische Dampffregatte fuhr an dem-
selben Tage nach Therapia, dem Sommersitze des englischen Ge-
sandten. Die Pariser "Presse" will nach Mittheilungen aus
Corfu wissen, Viceadmiral Parker sey nicht nach Athen, sondern
nach Tenedos, also an den Eingang der Dardanellen, beordert
worden. -- Als Bestimmung des französischen Geschwa-
ders des Mittelmeeres,
das Befehl erhalten hat, von den
Hyeren in See zu stechen und nach dem Osten zu segeln, wird
Smyrna angegeben. Außer 7--8 kleineren Dampfbooten be-
steht dasselbe aus 8 Schiffen, darunter 3 von 120 und 2 von
100 Kanonen. Die türkische Flotte, die zur Vertheidigung
des Bosporus bereit ist, zählt acht Schiffe, darunter eines von
120, zwei von 100, zwei von 90, eines von 84, eines von 56
und eines von 44 Kanonen. Hierzu kommen noch drei Kriegs-
schiffe der ägyptischen Flotte, von 120, 90 und 80 Kanonen,
welche Abbas Pascha anstatt eines Theiles des von ihm zu ent-
richtenden Tributes dem Sultan gesandt hat.

Von einer russischen Antwort auf die durch Fuad Effendi
überbrachte Note der Pforte verlautet noch nichts. -- Das
" Siecle " deutet an, Thiers und Mol e hätten in der türkischen
Frage auf Befolgung einer den Absichten des Präsidenten der
französischen Republik entgegengesetzten Politik hingearbeitet. Ein
Londoner Journal behauptet sagar, Mol e habe eine Conferenz
mit dem russischen Botschafter in Paris gehabt, um ein gemein-
sames Handeln Frankreichs und Englands in dieser Angelegenheit
zu hintertreiben. Wahrscheinlich ist diese Angabe ungegründet.
Es heißt allerdings, Mol e habe bezüglich der türkischen Frage
einige Schritte gethan, dieselben seyen jedoch von der Art gewe-
sen, daß sie auf einen für die französische Regierung ehrenvollen
Vergleich zielten. -- Die Flüchtlinge in Widdin sind in
drei verschiedene Lager vertheilt, -- ein italiänisches, ein polni-
sches und ein ungarisches. Jedes wird von einem Obersten be-
fehligt, und jeder Einzelne erhält dieselbe Löhnung, wie das
türkische Militär derselben Rangstufe. -- Am 2. October fand
auf der Ebene von Zeitun=Burnun bei Konstantinopel eine Heer-
schau über 35,000 Mann statt. Die Minister von England,
Frankreich, Preußen und Schweden wurden nach derselben
von dem Sultan zuerst in corpore und dann einzeln empfangen.
Einige angesehene Reisende wurden dem Sultan durch Sir
Stratford Canning und General Aupick vorgestellt.

[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. -- Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. -- Druck von Florian Kupferberg.

[Beginn Spaltensatz] feste Aufgabe verbleiben, die Hebung des öffentlichen und Privat-
criedts, sowie der Gewerbe soll besondere Sorge gewidmet wer-
den. — ad 2. Die Revision der Gemeindeordnung so im frei-
sinnigsten Geiste revidirt werden. — ad 3. Ebenso die Verfas-
sungsurkunde, mit durchgreifender Reform im Gefolge. —
ad 4. Organisierung des Executionswesen in allen Zweichen wo-
durch der Druck im Niedrigen Stande schwindet. — ad 5. Orga-
nisierung in verschiedenen Pransche ad 6. Ersparnisse in
allen Zweigen der Verwaltung muß in Aussicht gestellt werden.
ad 7. Revision der Dienstpragmatik. — ad 8. Verminderung
der Stempeltax in Forderung unter 30 fl. ad 9. Organi-
sierung des Executionsverfahren u. Einverleibung mehreren Ca-
thegorien in eine, wodurch nur ein Excedant auf ein Tag im Ort
erforderlich ist ad 10. Besser Stellung der kleinbesoldene
Lehrer u. hauptsächliche Controlierung derselben vom Fach
ad 11. Organisirung der Steuereinnehmer in Fixengehalt, sowie
defenetive Anstellung derselben ad 12. Organisierung der
Farrgüter und Anstellung der Pfarrer der Gehaltbeziehung, aus
der Staatscasse ad 13. Reducierung der Ortseinnehmer
wodurch directe sendung der Steuer in die Hauptstaatscasse. —
ad 14. Vermünderung der Taxen der Anwälte, sowie überhaupt
das Personal, wodurch eine önorme Ersparung für Prozeis des
Betheiligten erspart wird. — ad 15. Erbauung mehreren Arbeits-
häuser, u. unter strengerercontrolle der Arbeitscheuende Jnvidum.
ad 16. Bessercontrolierung der Müller auf dem Lande durch
den Ortsvorstand. — ad 17. Vermünderung der Förstmeister
ersetzung derselben durch älterer Revierförster, der bezüglichen
Controll ad 18. Vereinfachung des Regierungswesen u.
Uebertragung der Regierungscommission im Gemeindehaushalt
wodurch das Personal der Renugskammer II. Abtheilung schwin-
det     Fischer.

# Mainz 22. October. Stand der Cholera: Neu erkrankt: 1.
Gestorben: 1.

Oesterreichische Monarchie.

Pesth 14. October. Die Pesther Stadtbehörde hat dem Feld-
marschall Grasen Radetzky das Ehrenbürgerrecht votirt.

Lemberg 9. October. Längs der Warschau=Krakauer Eisen-
bahn wird ein kaiserl. russisches Armeekorps von 60,000 Mann,
in Warschau und dessen nächster Umgebung ein gleich starkes, fer-
ner bei der Festung Zamosk ein Korps von 40,000 Russen den
Winter hindurch in den Ortschaften untergebracht werden, was
schon größtentheils durch die aus Ungarn rückgekehrten Truppen
bewirkt ist.

Schweiz.

Luzern. Der Luzerner Bote bringt „zur Beleuchtung luzer-
nerischer Zustände“ folgendes interessante Actenstück: Willisau
28. August 1849. Das Statthalteramt Willisau an Gemein-
deammann N. N. Herr Gemeindeammann! Jn Folge der fortge-
setzten wühlerischen Umtriebe der alten Sonderbundspartei hat
sich der hohe Regierungsrath veranlaßt gefunden, über alle Die-
jenigen, welche sowohl in Folge des Decretes vom 3. Februar 1848
als auch seither wegen politischen Treibereien im Activbürgerrechte
eingestellt wurden, besondere polizeiliche Aufsicht zu verhängen.
Diese Aufsicht soll zunächst durch die betreffenden [unleserliches Material – 17 Zeichen fehlen]Gemeindeam-
männer geübt werden. Jch habe Jhnen daher in dieser Be-
ziehung folgende Weisung zu ertheilen. 1 ) Werden Sie die
mit obiger Schlußnahme beschlagenen und in Jhrer Gemeinde
wohnhaften Jndividuen von nun an in ihrem Handeln, ihren
Geschäften, Läuf und Gängen und allfälligen Besuche=Orten
genau überwachen, oder durch vertraute und zuverlässige
Männer überwachen lassen. 2 ) Haben Sie die Betreffenden we-
nigstens alle acht Tage oder noch öfters, wenn sie es für nöthig
erachten, vor sich zu bescheiden, um Jhnen über Alles, was auf
die auszuübende Polizeiaufsicht Bezug hat, persönlich Red und
Antwort zu stehen. 3 ) Ueber das Ergebniß dieses Einvernehmens,
sowie über allfällige sonstige Wahrnehmungen haben Sie jedes-
mal getreuen Bericht anher zu erstatten. Jndem ich Jhnen pünkt-
liche Vollziehung dieses Auftrages bestens empfohlen haben will,
versichere Sie beinebst meiner wahren Hochachtung. Der Amt-
statthalter: Heinr. Troxler. — Es scheint angemessen, diesem
Actenstücke gegenüber in Erinnerung zu bringen, daß in Luzern
weder Kriegs= noch Belagerungszustand [unleserliches Material – 8 Zeichen fehlen]herrscht, vielmehr er-
freut sich dieser Canton der vollständigsten Freiheit — für die
herrschende Partei!

Großbritannien.

London 18. October. ( K. Z. ) Wenn in dem gegenwärtigen
Zustande Jrlands nicht bald durch entschiedenes und weises Ein-
schreiten der Regierung eine Aenderung eintritt, so ist das Land
in Gefahr, einer vollständigen Rechtslosigkeit zu verfallen, und
der Winter wird seine reiche Erndte an Raub und Mord tragen.
[Spaltenumbruch] Neben dem Kriege der Besitzlosen gegen die Besitzenden, welcher
in dem jetzt herrschenden Plünderungssysteme seine Form findet,
ist Grund genug zu der Befürchtung vorhanden, daß sich die
alten Parteikämpfe wiederholen werden. Jm Allgemeinen wird
das energische Auftreten Lord Clarendons in der Angelegenheit
von Castlewellan mit Freuden begrüßt; doch hat es ohne Zweifel
bei einem großen Theile der Orangisten große Erbit-
terung hervorgerufen. Man spricht schon von einem Tage, den
sich die Orangisten ausersehen haben sollen, um Rache für
diese Bestrafung ihrer Führer zu nehmen. [ An Wem? ] Es ist
nämlich der Jahrestag der „Pulververschwörung,“ der 5. No-
vember, welchen sie dem Vernehmen nach zu einer großartigen
Demonstration bestimmt haben. Wenn dieser keine Hindernisse in
den Weg gelegt werden, so ist vorauszusehen, daß es wieder zum
Kampfe kommt. Ein irisches Journal, der „Newry Examiner,“
fordert daher die Regierung aufs Heftigste auf, diesem Unfuge bei
Zeiten Einhalt zu thun; auch der blutige Zusammenstoß bei
Dolly's Bray am 12. Juli habe vermieden werden können, wenn
nur die passenden Schritte gethan worden wären, da man lange
vorher von jener Procession und ihren wahrscheinlichen Folgen
unterrichtet gewesen sey. — Die Polizeimacht im Süden Jrlands
wird verstärkt; 250 Constabler sind vorigen Montag von Dublin
nach den unruhigen Districten abgegangen.

Türkei.

Am 4. October hat sich das englische Geschwader,
welches seit einiger Zeit unter Befehl des Viceadmirales Sir
W. Parker bei Corfu stationirt war, von dort nach Athen
in Bewegung gesetzt. Es besteht aus den Dreideckern „Caledonia,“
„Howe“ und „Queen,“ aus den Zweideckern „Prince Regent,“
„Vengeance“ und „Powerful,“ der Fregatte „Thetis,“ den
Dampfern „Odin,“ „Dragon“ und „Rosamond“ und einigen
kleineren Schiffen. Der Zweck dieser Flottenbewegung soll ein
doppelter seyn: einmal der, die Seeräuberei, welche in der letzten
Zeit sehr zugenommen hat, zu unterdrücken, und sodann der, in
größerer Nahe bei den Dardanellen zu seyn, im Falle die Wen-
dung der Ereignisse in Konstantinopel das Erscheinen eines eng-
lischen Geschwaders in jenen Gewässern nöthig machen sollte.
Eine Abtheilung englischer Beobachtungsschiffe soll bereits am
Morgen des dritten zur Bewachung des Bosporus bei Konstan-
tinopel angekommen und türkischerseits mit 21 Kanonenschüssen
begrüßt worden seyn. Eine englische Dampffregatte fuhr an dem-
selben Tage nach Therapia, dem Sommersitze des englischen Ge-
sandten. Die Pariser „Presse“ will nach Mittheilungen aus
Corfu wissen, Viceadmiral Parker sey nicht nach Athen, sondern
nach Tenedos, also an den Eingang der Dardanellen, beordert
worden. — Als Bestimmung des französischen Geschwa-
ders des Mittelmeeres,
das Befehl erhalten hat, von den
Hyeren in See zu stechen und nach dem Osten zu segeln, wird
Smyrna angegeben. Außer 7—8 kleineren Dampfbooten be-
steht dasselbe aus 8 Schiffen, darunter 3 von 120 und 2 von
100 Kanonen. Die türkische Flotte, die zur Vertheidigung
des Bosporus bereit ist, zählt acht Schiffe, darunter eines von
120, zwei von 100, zwei von 90, eines von 84, eines von 56
und eines von 44 Kanonen. Hierzu kommen noch drei Kriegs-
schiffe der ägyptischen Flotte, von 120, 90 und 80 Kanonen,
welche Abbas Pascha anstatt eines Theiles des von ihm zu ent-
richtenden Tributes dem Sultan gesandt hat.

Von einer russischen Antwort auf die durch Fuad Effendi
überbrachte Note der Pforte verlautet noch nichts. — Das
„ Siècle “ deutet an, Thiers und Mol é hätten in der türkischen
Frage auf Befolgung einer den Absichten des Präsidenten der
französischen Republik entgegengesetzten Politik hingearbeitet. Ein
Londoner Journal behauptet sagar, Mol é habe eine Conferenz
mit dem russischen Botschafter in Paris gehabt, um ein gemein-
sames Handeln Frankreichs und Englands in dieser Angelegenheit
zu hintertreiben. Wahrscheinlich ist diese Angabe ungegründet.
Es heißt allerdings, Mol é habe bezüglich der türkischen Frage
einige Schritte gethan, dieselben seyen jedoch von der Art gewe-
sen, daß sie auf einen für die französische Regierung ehrenvollen
Vergleich zielten. — Die Flüchtlinge in Widdin sind in
drei verschiedene Lager vertheilt, — ein italiänisches, ein polni-
sches und ein ungarisches. Jedes wird von einem Obersten be-
fehligt, und jeder Einzelne erhält dieselbe Löhnung, wie das
türkische Militär derselben Rangstufe. — Am 2. October fand
auf der Ebene von Zeitun=Burnun bei Konstantinopel eine Heer-
schau über 35,000 Mann statt. Die Minister von England,
Frankreich, Preußen und Schweden wurden nach derselben
von dem Sultan zuerst in corpore und dann einzeln empfangen.
Einige angesehene Reisende wurden dem Sultan durch Sir
Stratford Canning und General Aupick vorgestellt.

[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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              <p>Redacteur: Franz Sausen. &#x2014; Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. &#x2014; Druck von Florian Kupferberg.</p>
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[0008] feste Aufgabe verbleiben, die Hebung des öffentlichen und Privat- criedts, sowie der Gewerbe soll besondere Sorge gewidmet wer- den. — ad 2. Die Revision der Gemeindeordnung so im frei- sinnigsten Geiste revidirt werden. — ad 3. Ebenso die Verfas- sungsurkunde, mit durchgreifender Reform im Gefolge. — ad 4. Organisierung des Executionswesen in allen Zweichen wo- durch der Druck im Niedrigen Stande schwindet. — ad 5. Orga- nisierung in verschiedenen Pransche — ad 6. Ersparnisse in allen Zweigen der Verwaltung muß in Aussicht gestellt werden. — ad 7. Revision der Dienstpragmatik. — ad 8. Verminderung der Stempeltax in Forderung unter 30 fl. — ad 9. Organi- sierung des Executionsverfahren u. Einverleibung mehreren Ca- thegorien in eine, wodurch nur ein Excedant auf ein Tag im Ort erforderlich ist — ad 10. Besser Stellung der kleinbesoldene Lehrer u. hauptsächliche Controlierung derselben vom Fach — ad 11. Organisirung der Steuereinnehmer in Fixengehalt, sowie defenetive Anstellung derselben — ad 12. Organisierung der Farrgüter und Anstellung der Pfarrer der Gehaltbeziehung, aus der Staatscasse — ad 13. Reducierung der Ortseinnehmer wodurch directe sendung der Steuer in die Hauptstaatscasse. — ad 14. Vermünderung der Taxen der Anwälte, sowie überhaupt das Personal, wodurch eine önorme Ersparung für Prozeis des Betheiligten erspart wird. — ad 15. Erbauung mehreren Arbeits- häuser, u. unter strengerercontrolle der Arbeitscheuende Jnvidum. — ad 16. Bessercontrolierung der Müller auf dem Lande durch den Ortsvorstand. — ad 17. Vermünderung der Förstmeister ersetzung derselben durch älterer Revierförster, der bezüglichen Controll — ad 18. Vereinfachung des Regierungswesen u. Uebertragung der Regierungscommission im Gemeindehaushalt wodurch das Personal der Renugskammer II. Abtheilung schwin- det Fischer. “ # Mainz 22. October. Stand der Cholera: Neu erkrankt: 1. Gestorben: 1. Oesterreichische Monarchie. Pesth 14. October. Die Pesther Stadtbehörde hat dem Feld- marschall Grasen Radetzky das Ehrenbürgerrecht votirt. Lemberg 9. October. Längs der Warschau=Krakauer Eisen- bahn wird ein kaiserl. russisches Armeekorps von 60,000 Mann, in Warschau und dessen nächster Umgebung ein gleich starkes, fer- ner bei der Festung Zamosk ein Korps von 40,000 Russen den Winter hindurch in den Ortschaften untergebracht werden, was schon größtentheils durch die aus Ungarn rückgekehrten Truppen bewirkt ist. Schweiz. Luzern. Der Luzerner Bote bringt „zur Beleuchtung luzer- nerischer Zustände“ folgendes interessante Actenstück: Willisau 28. August 1849. Das Statthalteramt Willisau an Gemein- deammann N. N. Herr Gemeindeammann! Jn Folge der fortge- setzten wühlerischen Umtriebe der alten Sonderbundspartei hat sich der hohe Regierungsrath veranlaßt gefunden, über alle Die- jenigen, welche sowohl in Folge des Decretes vom 3. Februar 1848 als auch seither wegen politischen Treibereien im Activbürgerrechte eingestellt wurden, besondere polizeiliche Aufsicht zu verhängen. Diese Aufsicht soll zunächst durch die betreffenden _________________Gemeindeam- männer geübt werden. Jch habe Jhnen daher in dieser Be- ziehung folgende Weisung zu ertheilen. 1 ) Werden Sie die mit obiger Schlußnahme beschlagenen und in Jhrer Gemeinde wohnhaften Jndividuen von nun an in ihrem Handeln, ihren Geschäften, Läuf und Gängen und allfälligen Besuche=Orten genau überwachen, oder durch vertraute und zuverlässige Männer überwachen lassen. 2 ) Haben Sie die Betreffenden we- nigstens alle acht Tage oder noch öfters, wenn sie es für nöthig erachten, vor sich zu bescheiden, um Jhnen über Alles, was auf die auszuübende Polizeiaufsicht Bezug hat, persönlich Red und Antwort zu stehen. 3 ) Ueber das Ergebniß dieses Einvernehmens, sowie über allfällige sonstige Wahrnehmungen haben Sie jedes- mal getreuen Bericht anher zu erstatten. Jndem ich Jhnen pünkt- liche Vollziehung dieses Auftrages bestens empfohlen haben will, versichere Sie beinebst meiner wahren Hochachtung. Der Amt- statthalter: Heinr. Troxler. — Es scheint angemessen, diesem Actenstücke gegenüber in Erinnerung zu bringen, daß in Luzern weder Kriegs= noch Belagerungszustand ________herrscht, vielmehr er- freut sich dieser Canton der vollständigsten Freiheit — für die herrschende Partei! Großbritannien. London 18. October. ( K. Z. ) Wenn in dem gegenwärtigen Zustande Jrlands nicht bald durch entschiedenes und weises Ein- schreiten der Regierung eine Aenderung eintritt, so ist das Land in Gefahr, einer vollständigen Rechtslosigkeit zu verfallen, und der Winter wird seine reiche Erndte an Raub und Mord tragen. Neben dem Kriege der Besitzlosen gegen die Besitzenden, welcher in dem jetzt herrschenden Plünderungssysteme seine Form findet, ist Grund genug zu der Befürchtung vorhanden, daß sich die alten Parteikämpfe wiederholen werden. Jm Allgemeinen wird das energische Auftreten Lord Clarendons in der Angelegenheit von Castlewellan mit Freuden begrüßt; doch hat es ohne Zweifel bei einem großen Theile der Orangisten große Erbit- terung hervorgerufen. Man spricht schon von einem Tage, den sich die Orangisten ausersehen haben sollen, um Rache für diese Bestrafung ihrer Führer zu nehmen. [ An Wem? ] Es ist nämlich der Jahrestag der „Pulververschwörung,“ der 5. No- vember, welchen sie dem Vernehmen nach zu einer großartigen Demonstration bestimmt haben. Wenn dieser keine Hindernisse in den Weg gelegt werden, so ist vorauszusehen, daß es wieder zum Kampfe kommt. Ein irisches Journal, der „Newry Examiner,“ fordert daher die Regierung aufs Heftigste auf, diesem Unfuge bei Zeiten Einhalt zu thun; auch der blutige Zusammenstoß bei Dolly's Bray am 12. Juli habe vermieden werden können, wenn nur die passenden Schritte gethan worden wären, da man lange vorher von jener Procession und ihren wahrscheinlichen Folgen unterrichtet gewesen sey. — Die Polizeimacht im Süden Jrlands wird verstärkt; 250 Constabler sind vorigen Montag von Dublin nach den unruhigen Districten abgegangen. Türkei. Am 4. October hat sich das englische Geschwader, welches seit einiger Zeit unter Befehl des Viceadmirales Sir W. Parker bei Corfu stationirt war, von dort nach Athen in Bewegung gesetzt. Es besteht aus den Dreideckern „Caledonia,“ „Howe“ und „Queen,“ aus den Zweideckern „Prince Regent,“ „Vengeance“ und „Powerful,“ der Fregatte „Thetis,“ den Dampfern „Odin,“ „Dragon“ und „Rosamond“ und einigen kleineren Schiffen. Der Zweck dieser Flottenbewegung soll ein doppelter seyn: einmal der, die Seeräuberei, welche in der letzten Zeit sehr zugenommen hat, zu unterdrücken, und sodann der, in größerer Nahe bei den Dardanellen zu seyn, im Falle die Wen- dung der Ereignisse in Konstantinopel das Erscheinen eines eng- lischen Geschwaders in jenen Gewässern nöthig machen sollte. Eine Abtheilung englischer Beobachtungsschiffe soll bereits am Morgen des dritten zur Bewachung des Bosporus bei Konstan- tinopel angekommen und türkischerseits mit 21 Kanonenschüssen begrüßt worden seyn. Eine englische Dampffregatte fuhr an dem- selben Tage nach Therapia, dem Sommersitze des englischen Ge- sandten. Die Pariser „Presse“ will nach Mittheilungen aus Corfu wissen, Viceadmiral Parker sey nicht nach Athen, sondern nach Tenedos, also an den Eingang der Dardanellen, beordert worden. — Als Bestimmung des französischen Geschwa- ders des Mittelmeeres, das Befehl erhalten hat, von den Hyeren in See zu stechen und nach dem Osten zu segeln, wird Smyrna angegeben. Außer 7—8 kleineren Dampfbooten be- steht dasselbe aus 8 Schiffen, darunter 3 von 120 und 2 von 100 Kanonen. Die türkische Flotte, die zur Vertheidigung des Bosporus bereit ist, zählt acht Schiffe, darunter eines von 120, zwei von 100, zwei von 90, eines von 84, eines von 56 und eines von 44 Kanonen. Hierzu kommen noch drei Kriegs- schiffe der ägyptischen Flotte, von 120, 90 und 80 Kanonen, welche Abbas Pascha anstatt eines Theiles des von ihm zu ent- richtenden Tributes dem Sultan gesandt hat. Von einer russischen Antwort auf die durch Fuad Effendi überbrachte Note der Pforte verlautet noch nichts. — Das „ Siècle “ deutet an, Thiers und Mol é hätten in der türkischen Frage auf Befolgung einer den Absichten des Präsidenten der französischen Republik entgegengesetzten Politik hingearbeitet. Ein Londoner Journal behauptet sagar, Mol é habe eine Conferenz mit dem russischen Botschafter in Paris gehabt, um ein gemein- sames Handeln Frankreichs und Englands in dieser Angelegenheit zu hintertreiben. Wahrscheinlich ist diese Angabe ungegründet. Es heißt allerdings, Mol é habe bezüglich der türkischen Frage einige Schritte gethan, dieselben seyen jedoch von der Art gewe- sen, daß sie auf einen für die französische Regierung ehrenvollen Vergleich zielten. — Die Flüchtlinge in Widdin sind in drei verschiedene Lager vertheilt, — ein italiänisches, ein polni- sches und ein ungarisches. Jedes wird von einem Obersten be- fehligt, und jeder Einzelne erhält dieselbe Löhnung, wie das türkische Militär derselben Rangstufe. — Am 2. October fand auf der Ebene von Zeitun=Burnun bei Konstantinopel eine Heer- schau über 35,000 Mann statt. Die Minister von England, Frankreich, Preußen und Schweden wurden nach derselben von dem Sultan zuerst in corpore und dann einzeln empfangen. Einige angesehene Reisende wurden dem Sultan durch Sir Stratford Canning und General Aupick vorgestellt. Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 250. Mainz, 20. Oktober 1849, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal250_1849/8>, abgerufen am 10.06.2024.