Mainzer Journal. Nr. 255. Mainz, 26. Oktober 1849.
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an die dortige Universität zu berufen. -- Ein anderes, freilich aus # Mainz 27. October. Nächsten Montag, den 29., wird Stand der Brechruhr. Jn Mainz sind 2 neue Erkrankungs- Braunschweig 23. October. ( K. Z. ) Unsere Stadt ist seit Altona 23. October. ( D. Ref. ) Es bestätigt sich die Nach- Oesterreichische Monarchie. Pesth 20. October. ( A. Z. ) Heute Morgen um sechs Uhr Schweiz. Bern 24. October. ( D. Z. ) Die "Berner Zeitung" sagt in Türkei. Belgrad 16. October. ( A. Z. ) Die Flüchtlingsfrage fängt an Geld-und Wechselcourse.
Redacteur: Franz Sausen. -- Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. -- Druck von Florian Kupferberg. [Beginn Spaltensatz]
an die dortige Universität zu berufen. — Ein anderes, freilich aus # Mainz 27. October. Nächsten Montag, den 29., wird Stand der Brechruhr. Jn Mainz sind 2 neue Erkrankungs- Braunschweig 23. October. ( K. Z. ) Unsere Stadt ist seit Altona 23. October. ( D. Ref. ) Es bestätigt sich die Nach- Oesterreichische Monarchie. Pesth 20. October. ( A. Z. ) Heute Morgen um sechs Uhr Schweiz. Bern 24. October. ( D. Z. ) Die „Berner Zeitung“ sagt in Türkei. Belgrad 16. October. ( A. Z. ) Die Flüchtlingsfrage fängt an Geld-und Wechselcourse.
Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg. <TEI> <text> <back> <div> <floatingText> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0006"/><cb type="start"/> an die dortige Universität zu berufen. — Ein anderes, freilich aus<lb/> vielen Gründen unwahrscheinliches Gerücht geht dahin, daß es<lb/> auch von <hi rendition="#g">Häusser</hi> heißt, er solle einen Ruf nach Zürich bekom-<lb/> men. Die Zahl der Studenten ist bisher sehr gering.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p># Mainz 27. October. Nächsten Montag, den 29., wird<lb/> der Gouvernementswechsel in hiesiger Bundesfestung definitiv<lb/> stattfinden, zu welchem Ende die gesammte Garnison zu einer<lb/> großen gemeinschaftlichen Parade ausrücken wird. Dem Verneh-<lb/> men nach soll der bisherige k. öster. Brigadier zu Mainz, gegen-<lb/> wärtig provisorischer <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="8"/>Coandant der Bundestruppen zu Frank-<lb/> furt, G. M. <hi rendition="#g">von Schirding,</hi> von Sr. Maj. dem Kaiser zum<lb/> Feldmarschall=Lieutenant ernannt worden seyn. Ob derselbe in<lb/> Frankfurt bleiben wird, ist noch unentschieden; nach Mainz dürfte<lb/> er aber schwerlich zurückkehren.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Stand der Brechruhr. Jn Mainz sind 2 neue Erkrankungs-<lb/> fälle, so wie ein Genesungsfall angezeigt worden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Braunschweig 23. October. ( K. Z. ) Unsere Stadt ist seit<lb/> längerer Zeit einmal wieder in lebhaftester Bewegung durch die<lb/> Wahl von vier Abgeordneten. Jm Allgemeinen ist, aus leicht er-<lb/> klärlichen Gründen, die Theilnahme an den Wahlen überhaupt<lb/> geringer, als im vorigen Jahre; ist ja doch so manche berechtigte<lb/> und unberechtigte Hoffnung zu Grabe gegangen und gefallen sich<lb/> doch so Viele im politischen Schmollen und im Pessimismus.<lb/> Jedenfalls aber hat die demokratische Partei den Vorzug der grö-<lb/> ßeren Entschiedenheit und Energie, sie zersplittert sich nicht, wäh-<lb/> rend die gemäßigte Partei überhaupt nicht disciplinirt ist und viel-<lb/> fach Schlaffheit und Gleichgiltigkeit zeigt. Viele müssen besonders<lb/> angetrieben werden, um nur ihre Wahlzettel abzuholen. Es läß<lb/> sich nicht voraussehen, auf welcher Seite der Sieg bleiben wird;<lb/> indessen ist es nicht zu verkennen, daß die demokratische Partei die<lb/> meiste, wo nicht alle Aussicht hat. Daß dies die andere Partei<lb/> nicht abhalten darf, sondern vielmehr anspornen muß, alle ihre<lb/> Kräfte aufzubieten, daß auch schon eine große Minorität ein ver-<lb/> hältnißmäßiger Sieg ist, kann die richtige Einsicht nicht bezwei-<lb/> feln und es bleibt nur zu wünschen, daß diese Einsicht allgemeiner<lb/> verbreitet seyn möchte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Altona 23. October. ( D. Ref. ) Es bestätigt sich die Nach-<lb/> richt, <hi rendition="#g">daß zwei dänische Dampfschiffe im eckernför-<lb/> der Hafen erschienen sind, um die</hi> „ <hi rendition="#g">Gefion</hi> “ <hi rendition="#g">abzu-<lb/> holen,</hi> welche ihnen aber verweigert wurde. Ganz Eckernförde<lb/> ist in Bewegung und die Bürgerwehr war bereit die schleswig-<lb/> holsteinische Siegestrophäe zu schützen. Sollten die Dänen mit<lb/> Gewalt die „Gefion“ holen wollen, so würde es einen harten<lb/> Kampf geben und Dänemark könne leicht seinen Rest von Kriegs-<lb/> schiffen opfern müssen; denn der Hafen Eckernförde's ist durch<lb/> die jetzt vollendeten Batterien sehr geschützt.</p> </div> </div><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head>Oesterreichische Monarchie.</head><lb/> <p>Pesth 20. October. ( A. Z. ) Heute Morgen um sechs Uhr<lb/> gab es auf der Sandstätte, oder dem sogenannten Holzplatze<lb/> hinter dem Neugebäude, abermals ein düsteres Schauspiel.<lb/> Drei Galgen ragten in einem Dreieck gegen den Himmel, drei<lb/> Verurtheilte hingen daran. Vorn an der Basis starb Fürst Wo-<lb/> ronieczky, ein Pole, früher Offizier im k. k. ersten Dragoner-<lb/> regimente Erzherzog Johann, dann Errichter und Commandant<lb/> eines Jägerbataillons im Dienste des ungarischen Aufstandes;<lb/> neben ihm hing Giron, ein geborner Breslauer, früher Parfü-<lb/> meriehändler in Pesth, dann Werber und Oberstlieutenaut der<lb/> deutschen Legion; an der hinteren Spitze schwankte Avancourt,<lb/> weiland Staatsgefangener in Temeswar, im März 1848 am-<lb/> nestirt, Adjutant Kossuths, dann in gleicher Eigenschaft bei<lb/> Dembinski.</p> </div><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#g">Schweiz.</hi> </head><lb/> <p>Bern 24. October. ( D. Z. ) Die „Berner Zeitung“ sagt in<lb/> ihrer heutigen Nummer: „Seit einiger Zeit schon, so wird ver-<lb/> sichert, liegt ein neues Verzeichniß von etwa 70 Flüchtlingen in<lb/> einem bundesräthlichen Portefeuille bereit, das die Ergänzung<lb/> des Ausweisungsbeschlusses bilden soll.“ Was hier die „Berner<lb/> Zeitung“ als Gerücht mittheilt, ist Wahrheit. Herr Druey hat<lb/> vor einigen Tagen einem Flüchtlinge, der von ihm in dieser Be-<lb/> ziehung Auskunft verlangte, gesagt: die Ausweisung aller Flücht-<lb/> linge, welche bei dem badischen Revolutionsheere eine höhere<lb/> Charge bekleidet hätten, oder Mitglieder der pfälzischen oder ba-<lb/> dischen Regierung gewesen seyen, stehe bevor, und wenn auch die<lb/> Zeit der Execution noch nicht fixirt werden könne, so möchten sich<lb/> die Betreffenden jedenfalls gefaßt halten. Derjenige, welchem<lb/> diese Mittheilung gemacht wurde, forderte sogleich einen Zwangs-<lb/> paß, und der eidgenössische Bundesrath und Polizeidirector nahm<lb/> mit eigener Hand sogleich das Signalement auf. Es ist zu ver-<lb/> muthen, daß vor dem Zusammentritte der Bundesversammlung<lb/><cb n="2"/> in Bezug auf die noch auszuweisenden Flüchtlinge nichts Entschei-<lb/> dendes geschieht, da Herr Druey die Ehre eines eidgenössischen<lb/> Bundespräsidenten ambirt und wahrscheinlich erst die Stimmung<lb/> der Nationalräthe sondiren will, bevor er noch weiter geht. Sollte<lb/> aber von Seiten Badens oder Bayerns ein Wunsch für Entfer-<lb/> nung der bezeichneten Flüchtlinge ausgesprochen werden, so unter-<lb/> liegt es keinem Zweifel, daß auch noch vorher eine größere Zahl<lb/> der Verbannten den Stab weiter setzen muß. Ob eine weitere Aus-<lb/> weisung der Flüchtlinge „unvolksthümlich“ ist, wie die „Berner<lb/> Zeitung“ meint, ist sehr zu bezweifeln, im Gegentheile, ich glaube,<lb/> daß der Bundesrath hierin ganz im Sinne der übergroßen Ma-<lb/> jorität des Volkes handeln würde.</p> </div><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#g">Türkei.</hi> </head><lb/> <p>Belgrad 16. October. ( A. Z. ) Die Flüchtlingsfrage fängt an<lb/> von Seite Englands mit Energie betrieben zu werden. So eben<lb/> treffen Couriere aus Konstantinopel mit der Nachricht ein, daß<lb/> bereits eine englische Dampffregatte im Hafen von Konstantinopel<lb/> anlangte und 14 Kriegsschiffe Stratford Canning zur Disposition<lb/> gestellt wurden. Von einem Nachgeben von Seite Oesterreichs und<lb/> Rußlands weiß man nichts. Jm Gegentheile, die Türkei rüstet sich<lb/> gewaltig und ein gleiches thut Rußland in seiner gewöhnlichen<lb/> Weise, da mehr als sonst geheime Agenten die Donaufürstenthü-<lb/> mer durchziehen, um das <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="4"/>Volk zur Unzufriedenheit zu reizen. Die<lb/> Aufstände in Corfu und Cephalonia sollen solcherlei Agitationen<lb/> nicht fremd seyn. Serbien hält noch zurück, aber die Menge wartet<lb/> nur auf ein Zeichen, um das türkische Joch ganz abzuschütteln<lb/> und den treuen Bundesgenossen sich in die Arme zu werfen. Die<lb/> Hauptursache des Widerwillens des Czars gegen jedes Nachgeben<lb/> schreibt man dem Uebertritte der drei Generale Bem, Kemeti und<lb/> Stein zum mohammedanischen Glauben zu, da nun keine<lb/> Möglichkeit mehr obwaltet die drei eben so gehaßten als gefürch-<lb/> teten Anführer aus der Türkei zu entfernen und man die Ueber-<lb/> zeugung hegt, daß diese nicht müßig seyn werden ihren erbittertsten<lb/> Feinden neue Brände ins Haus zu werfen. Alle drei Generale<lb/> wurden zu Paschas ernannt. Bem unterschreibt sich Amurath<lb/> Pafcha und bezieht einen Gehalt von monatlich 300 Ducaten.<lb/> Ein bemerkenswerther Umstand ist noch der, daß jene 14 <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="10"/>Strat-<lb/> ford Canning zur Verfügung gestellten Kriegsschiffe sämmtlich<lb/> türkische Offiziere, die in der englischen Marine ihre Studien ge-<lb/> macht, am Bord führen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jFinancialNews" n="1"> <head> <hi rendition="#aq">Geld-und Wechselcourse.</hi> </head><lb/> <table> <row> <cell><hi rendition="#aq">Frankfurter Börse</hi>.</cell> <cell> <hi rendition="#aq">Papier.</hi> </cell> <cell><hi rendition="#aq">Geld</hi>.</cell> <cell><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">am</hi> 26. Oct</hi>. 1849.</cell> <cell> <hi rendition="#aq">Papier.</hi> </cell> <cell> <hi rendition="#aq">Geld.</hi> </cell> </row><lb/> <row> <cell> <hi rendition="#aq">Oestr. Met. 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Stieglitz 4%</hi> </cell> <cell> <hi rendition="#aq">—</hi> </cell> <cell> <hi rendition="#aq">83</hi> </cell> <cell><hi rendition="#aq">Gering u. mittelh</hi>.</cell> <cell>—</cell> <cell>—</cell> </row> </table> </div><lb/> <cb type="end"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> <back> <div type="imprint" n="1"> <p>Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.</p> </div><lb/> </back> </floatingText> </div> </back> </text> </TEI> [0006]
an die dortige Universität zu berufen. — Ein anderes, freilich aus
vielen Gründen unwahrscheinliches Gerücht geht dahin, daß es
auch von Häusser heißt, er solle einen Ruf nach Zürich bekom-
men. Die Zahl der Studenten ist bisher sehr gering.
# Mainz 27. October. Nächsten Montag, den 29., wird
der Gouvernementswechsel in hiesiger Bundesfestung definitiv
stattfinden, zu welchem Ende die gesammte Garnison zu einer
großen gemeinschaftlichen Parade ausrücken wird. Dem Verneh-
men nach soll der bisherige k. öster. Brigadier zu Mainz, gegen-
wärtig provisorischer ________Coandant der Bundestruppen zu Frank-
furt, G. M. von Schirding, von Sr. Maj. dem Kaiser zum
Feldmarschall=Lieutenant ernannt worden seyn. Ob derselbe in
Frankfurt bleiben wird, ist noch unentschieden; nach Mainz dürfte
er aber schwerlich zurückkehren.
Stand der Brechruhr. Jn Mainz sind 2 neue Erkrankungs-
fälle, so wie ein Genesungsfall angezeigt worden.
Braunschweig 23. October. ( K. Z. ) Unsere Stadt ist seit
längerer Zeit einmal wieder in lebhaftester Bewegung durch die
Wahl von vier Abgeordneten. Jm Allgemeinen ist, aus leicht er-
klärlichen Gründen, die Theilnahme an den Wahlen überhaupt
geringer, als im vorigen Jahre; ist ja doch so manche berechtigte
und unberechtigte Hoffnung zu Grabe gegangen und gefallen sich
doch so Viele im politischen Schmollen und im Pessimismus.
Jedenfalls aber hat die demokratische Partei den Vorzug der grö-
ßeren Entschiedenheit und Energie, sie zersplittert sich nicht, wäh-
rend die gemäßigte Partei überhaupt nicht disciplinirt ist und viel-
fach Schlaffheit und Gleichgiltigkeit zeigt. Viele müssen besonders
angetrieben werden, um nur ihre Wahlzettel abzuholen. Es läß
sich nicht voraussehen, auf welcher Seite der Sieg bleiben wird;
indessen ist es nicht zu verkennen, daß die demokratische Partei die
meiste, wo nicht alle Aussicht hat. Daß dies die andere Partei
nicht abhalten darf, sondern vielmehr anspornen muß, alle ihre
Kräfte aufzubieten, daß auch schon eine große Minorität ein ver-
hältnißmäßiger Sieg ist, kann die richtige Einsicht nicht bezwei-
feln und es bleibt nur zu wünschen, daß diese Einsicht allgemeiner
verbreitet seyn möchte.
Altona 23. October. ( D. Ref. ) Es bestätigt sich die Nach-
richt, daß zwei dänische Dampfschiffe im eckernför-
der Hafen erschienen sind, um die „ Gefion “ abzu-
holen, welche ihnen aber verweigert wurde. Ganz Eckernförde
ist in Bewegung und die Bürgerwehr war bereit die schleswig-
holsteinische Siegestrophäe zu schützen. Sollten die Dänen mit
Gewalt die „Gefion“ holen wollen, so würde es einen harten
Kampf geben und Dänemark könne leicht seinen Rest von Kriegs-
schiffen opfern müssen; denn der Hafen Eckernförde's ist durch
die jetzt vollendeten Batterien sehr geschützt.
Oesterreichische Monarchie.
Pesth 20. October. ( A. Z. ) Heute Morgen um sechs Uhr
gab es auf der Sandstätte, oder dem sogenannten Holzplatze
hinter dem Neugebäude, abermals ein düsteres Schauspiel.
Drei Galgen ragten in einem Dreieck gegen den Himmel, drei
Verurtheilte hingen daran. Vorn an der Basis starb Fürst Wo-
ronieczky, ein Pole, früher Offizier im k. k. ersten Dragoner-
regimente Erzherzog Johann, dann Errichter und Commandant
eines Jägerbataillons im Dienste des ungarischen Aufstandes;
neben ihm hing Giron, ein geborner Breslauer, früher Parfü-
meriehändler in Pesth, dann Werber und Oberstlieutenaut der
deutschen Legion; an der hinteren Spitze schwankte Avancourt,
weiland Staatsgefangener in Temeswar, im März 1848 am-
nestirt, Adjutant Kossuths, dann in gleicher Eigenschaft bei
Dembinski.
Schweiz.
Bern 24. October. ( D. Z. ) Die „Berner Zeitung“ sagt in
ihrer heutigen Nummer: „Seit einiger Zeit schon, so wird ver-
sichert, liegt ein neues Verzeichniß von etwa 70 Flüchtlingen in
einem bundesräthlichen Portefeuille bereit, das die Ergänzung
des Ausweisungsbeschlusses bilden soll.“ Was hier die „Berner
Zeitung“ als Gerücht mittheilt, ist Wahrheit. Herr Druey hat
vor einigen Tagen einem Flüchtlinge, der von ihm in dieser Be-
ziehung Auskunft verlangte, gesagt: die Ausweisung aller Flücht-
linge, welche bei dem badischen Revolutionsheere eine höhere
Charge bekleidet hätten, oder Mitglieder der pfälzischen oder ba-
dischen Regierung gewesen seyen, stehe bevor, und wenn auch die
Zeit der Execution noch nicht fixirt werden könne, so möchten sich
die Betreffenden jedenfalls gefaßt halten. Derjenige, welchem
diese Mittheilung gemacht wurde, forderte sogleich einen Zwangs-
paß, und der eidgenössische Bundesrath und Polizeidirector nahm
mit eigener Hand sogleich das Signalement auf. Es ist zu ver-
muthen, daß vor dem Zusammentritte der Bundesversammlung
in Bezug auf die noch auszuweisenden Flüchtlinge nichts Entschei-
dendes geschieht, da Herr Druey die Ehre eines eidgenössischen
Bundespräsidenten ambirt und wahrscheinlich erst die Stimmung
der Nationalräthe sondiren will, bevor er noch weiter geht. Sollte
aber von Seiten Badens oder Bayerns ein Wunsch für Entfer-
nung der bezeichneten Flüchtlinge ausgesprochen werden, so unter-
liegt es keinem Zweifel, daß auch noch vorher eine größere Zahl
der Verbannten den Stab weiter setzen muß. Ob eine weitere Aus-
weisung der Flüchtlinge „unvolksthümlich“ ist, wie die „Berner
Zeitung“ meint, ist sehr zu bezweifeln, im Gegentheile, ich glaube,
daß der Bundesrath hierin ganz im Sinne der übergroßen Ma-
jorität des Volkes handeln würde.
Türkei.
Belgrad 16. October. ( A. Z. ) Die Flüchtlingsfrage fängt an
von Seite Englands mit Energie betrieben zu werden. So eben
treffen Couriere aus Konstantinopel mit der Nachricht ein, daß
bereits eine englische Dampffregatte im Hafen von Konstantinopel
anlangte und 14 Kriegsschiffe Stratford Canning zur Disposition
gestellt wurden. Von einem Nachgeben von Seite Oesterreichs und
Rußlands weiß man nichts. Jm Gegentheile, die Türkei rüstet sich
gewaltig und ein gleiches thut Rußland in seiner gewöhnlichen
Weise, da mehr als sonst geheime Agenten die Donaufürstenthü-
mer durchziehen, um das ____Volk zur Unzufriedenheit zu reizen. Die
Aufstände in Corfu und Cephalonia sollen solcherlei Agitationen
nicht fremd seyn. Serbien hält noch zurück, aber die Menge wartet
nur auf ein Zeichen, um das türkische Joch ganz abzuschütteln
und den treuen Bundesgenossen sich in die Arme zu werfen. Die
Hauptursache des Widerwillens des Czars gegen jedes Nachgeben
schreibt man dem Uebertritte der drei Generale Bem, Kemeti und
Stein zum mohammedanischen Glauben zu, da nun keine
Möglichkeit mehr obwaltet die drei eben so gehaßten als gefürch-
teten Anführer aus der Türkei zu entfernen und man die Ueber-
zeugung hegt, daß diese nicht müßig seyn werden ihren erbittertsten
Feinden neue Brände ins Haus zu werfen. Alle drei Generale
wurden zu Paschas ernannt. Bem unterschreibt sich Amurath
Pafcha und bezieht einen Gehalt von monatlich 300 Ducaten.
Ein bemerkenswerther Umstand ist noch der, daß jene 14 __________Strat-
ford Canning zur Verfügung gestellten Kriegsschiffe sämmtlich
türkische Offiziere, die in der englischen Marine ihre Studien ge-
macht, am Bord führen.
Geld-und Wechselcourse.
Frankfurter Börse. Papier. Geld. am 26. Oct. 1849. Papier. Geld.
Oestr. Met. Oblg. 5% 88 3 / 4 88 1 / 2 Amsterdam fl. 100 k. S. — 100 1 / 4
„ „ „ 4% 71 1 / 2 71 ditto „ 2 M. 100 —
„ „ „ 3% 53 3 / 4 53 1 / 4 Augsburg fl. 100 k. S. — 119 7 / 8
„ „ „2 1 / 2 % 45 7 / 8 45 5 / 8 ditto „ 2 M. — —
„ Bankactien 1350 1342 Berlin Thlr. 60 k. S. 105 1 / 4 105
„ 250 fl. L. b. Roths. 106 3 / 4 106 1 / 4 ditto „ 2 M. — —
„ 500 fl. „ „ 152 1 / 4 151 3 / 4 Bremen 50 Th. Ls. k. S. 98 3 / 4 —
„4 1 / 2 % Obl. b. Beth. 83 — ditto „ 2 M. — —
„ 4% „ „ 74 73 1 / 2 Hamburg Mb. 100. k. S — 87 3 / 4
Preuss.3 1 / 2 % Schulds. 89 1 / 4 88 3 / 4 ditto „ 2 M. — 87 1 / 2
„ Prämienscheine. — 100 1 / 2 Leipzig Thlr. 60 k. S. 105 1 / 4 —
Hessen 50 fl. Loose. 72 1 / 2 72 ditto in der Messe — —
„ 25 fl. „ 27 26 3 / 4 London Lst. 10 k. S. — 121 1 / 4
„3 1 / 2 % Obl. 83 82 1 / 2 ditto „ 3 M. — 120 1 / 2
„ 4% „ 89 1 / 2 89 Lyon Frs. 200 k. S. 95 1 / 4 —
„ 5% „ 100 3 / 4 100 1 / 4 ditto „ 2 M. — —
Baden Obligat.3 1 / 2 % 79 78 1 / 2 Mailand Lr. 250 k. S. 94 1 / 2 93 1 / 2
„ „ 5% 98 3 / 8 97 7 / 8 ditto „ 2 M. 100 3 / 8 i. Slbr.
„ 50 fl. Loose 53 1 / 2 — Paris Frs. 200 k. S. 95 1 / 4 —
„ 35 fl. „ 32 1 / 8 31 7 / 8 ditto „ 3 M. — —
Bair.3 1 / 2 Obligation. 86 1 / 4 — Wien fl. 100 C. k. S. 112 7 / 8 112 3 / 8
Würtemb.3 1 / 2 % Obl. 82 3 / 8 81 7 / 8 ditto „ 3 M. — —
„ Neue4 1 / 2 % „ 95 94 1 / 2
Nassau3 1 / 2 % Obl. b. R. 85 84 1 / 2 Disconto 1 1 / 2 —
„ 5% „ „ 102 101 1 / 2
„ 25 fl. Loose. 25 1 / 2 25 1 / 4 fl. kr.
Frankfrt. Obligat. 3% 80 1 / 4 80
ditto v. 1839.3 1 / 2 % 93 3 / 4 93 1 / 4 Pistolen 9 52 1 / 2
ditto v. 1846.3 1 / 2 % 90 1 / 4 89 3 / 4 Preussische Fried-
Frankf. Taunusbahn 299 296 richsd'or 9 55 1 / 2
Holland.2 1 / 2 Integral. 53 1 / 4 53 1 / 2 Holl. fl. 10 Stücke 10 2
„ Holländische 4% 84 83 1 / 2 Rand-Ducaten 5 39
„ Syndicats3 1 / 2 % — 83 1 / 4 20 Franken-Stücke 9 40
Belg. Obl. frs. 200 fl. 94 89 1 / 2 88 3 / 4 Engl. Sovereigns 12 4
Spanien 5% Active — — Gold al Marco 382 —
„ 3% Innere 27 26 3 / 4 Laubth., ganze — —
Polen fl. 300 Lot. L. Rth. — 110 Preussische Thaler 1 45
„ Obl. de fl. 500 4% 81 1 / 2 81 1 / 4 5 Frankenthlr 2 22
Russland i. R. 3 fl. 4% — 84 3 / 4 Hochhaltig Silber 24 30
„ b. Stieglitz 4% — 83 Gering u. mittelh. — —
Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.
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| Zitationshilfe: | Mainzer Journal. Nr. 255. Mainz, 26. Oktober 1849, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal255_1849/6>, abgerufen am 23.11.2024. |
