Marburger Zeitung. Nr. 103, Marburg, 28.08.1906.Nr. 103, 28. August 1906 Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] ein Konsumverein zahle so viel Steuer als 25 Geschäftsleute. Das ist aber, sagte Redner, eben ein Beweis dafür, daß der Konsumverein 25 Geschäftsleute zugrunde richtet. Herr Wrabetz habe im Parlamente auch gejammert, daß durch die neuen gewerblichen Bestimmungen die Konfektionäre Schaden erleiden werden, daß nicht mehr "auf Lager" gearbeitet werden könne, daß die Blusen- industrie und der Export zugrunde gehen werde usw. Die Großkonfektionäre werden allerdings einen ge- wissen Schaden erleiden -- der solide Kaufmann aber nicht. Die Blusenindustrie der Großkonfektionäre sei überhaupt ein sonderbarer volkswirtschaftlicher Faktor, wenn man bedenkt, daß die Großkonfektionäre ihren Arbeitskräften 30 Heller für eine Bluse zahlen. (Pfui-Rufe.) Redner verwies auf Wien, wo fast alle alten soliden, einheimischen Firmen zugrunde gegangen seien und die Ramschware der Juden sich breit mache. Nach weiteren Erörterungen über die Tragweite der neuen Bestimmungen der Gewerbe- novelle und mit dem Mahnrufe zur Einigkeit aller Gewerbetreibenden schloß der Redner seine Aus- führungen, denen langanhaltender Beifall folgt. Abg. Wastian, der hierauf das Wort ergriff, Herr Kral dankte dem Abg. Wastian für Entschließung: "Die heute den 27. August d. J. in der Diese Entschließung wurde einstimmig an- Aus dem Gerichtslaale. Begnadigung einer Achtundneunzig- jährigen. Vor zwei Jahren wurde die damals Jahr- und Viehmärkte in Steiermark. Die ohne Stern aufgeführten sind Jahr- und Krämermärkte September. Am 1. zu St. Oswald* im Bez. Eibiswald; Am 2. zu Fischerndorf im Bez. Aussee; St. Am 3. zu Gabersdorf** im Bez. Leibnitz, Am 4. zu Fürstenfeld (Hopfenmarkt), Friedau Eingesendet. Bitte. Durch ein tückisches Gichtleiden, welches ich Hochachtungsvoll Schulvereinsfest in Windisch-Feistritz. Wie in der "Marburger Zeitung" bereits [irrelevantes Material] [irrelevantes Material] Nr. 103, 28. Auguſt 1906 Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] ein Konſumverein zahle ſo viel Steuer als 25 Geſchäftsleute. Das iſt aber, ſagte Redner, eben ein Beweis dafür, daß der Konſumverein 25 Geſchäftsleute zugrunde richtet. Herr Wrabetz habe im Parlamente auch gejammert, daß durch die neuen gewerblichen Beſtimmungen die Konfektionäre Schaden erleiden werden, daß nicht mehr „auf Lager“ gearbeitet werden könne, daß die Bluſen- induſtrie und der Export zugrunde gehen werde uſw. Die Großkonfektionäre werden allerdings einen ge- wiſſen Schaden erleiden — der ſolide Kaufmann aber nicht. Die Bluſeninduſtrie der Großkonfektionäre ſei überhaupt ein ſonderbarer volkswirtſchaftlicher Faktor, wenn man bedenkt, daß die Großkonfektionäre ihren Arbeitskräften 30 Heller für eine Bluſe zahlen. (Pfui-Rufe.) Redner verwies auf Wien, wo faſt alle alten ſoliden, einheimiſchen Firmen zugrunde gegangen ſeien und die Ramſchware der Juden ſich breit mache. Nach weiteren Erörterungen über die Tragweite der neuen Beſtimmungen der Gewerbe- novelle und mit dem Mahnrufe zur Einigkeit aller Gewerbetreibenden ſchloß der Redner ſeine Aus- führungen, denen langanhaltender Beifall folgt. Abg. Waſtian, der hierauf das Wort ergriff, Herr Kral dankte dem Abg. Waſtian für Entſchließung: „Die heute den 27. Auguſt d. J. in der Dieſe Entſchließung wurde einſtimmig an- Aus dem Gerichtslaale. Begnadigung einer Achtundneunzig- jährigen. Vor zwei Jahren wurde die damals Jahr- und Viehmärkte in Steiermark. Die ohne Stern aufgeführten ſind Jahr- und Krämermärkte September. Am 1. zu St. Oswald* im Bez. Eibiswald; Am 2. zu Fiſcherndorf im Bez. Auſſee; St. Am 3. zu Gabersdorf** im Bez. Leibnitz, Am 4. zu Fürſtenfeld (Hopfenmarkt), Friedau Eingeſendet. Bitte. Durch ein tückiſches Gichtleiden, welches ich Hochachtungsvoll Schulvereinsfeſt in Windiſch-Feiſtritz. Wie in der „Marburger Zeitung“ bereits [irrelevantes Material] [irrelevantes Material] <TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0005" n="5"/><fw place="top" type="header">Nr. 103, 28. Auguſt 1906 Marburger Zeitung</fw><lb/><cb/> ein Konſumverein zahle ſo viel Steuer als 25<lb/> Geſchäftsleute. Das iſt aber, ſagte Redner, eben<lb/> ein Beweis dafür, daß der Konſumverein 25<lb/> Geſchäftsleute zugrunde richtet. Herr Wrabetz habe<lb/> im Parlamente auch gejammert, daß durch die<lb/> neuen gewerblichen Beſtimmungen die Konfektionäre<lb/> Schaden erleiden werden, daß nicht mehr „auf<lb/> Lager“ gearbeitet werden könne, daß die Bluſen-<lb/> induſtrie und der Export zugrunde gehen werde uſw.<lb/> Die Großkonfektionäre werden allerdings einen ge-<lb/> wiſſen Schaden erleiden — der ſolide Kaufmann<lb/> aber nicht. Die Bluſeninduſtrie der Großkonfektionäre<lb/> ſei überhaupt ein ſonderbarer volkswirtſchaftlicher<lb/> Faktor, wenn man bedenkt, daß die Großkonfektionäre<lb/> ihren Arbeitskräften 30 Heller für eine Bluſe zahlen.<lb/> (Pfui-Rufe.) Redner verwies auf Wien, wo faſt<lb/> alle alten ſoliden, einheimiſchen Firmen zugrunde<lb/> gegangen ſeien und die Ramſchware der Juden ſich<lb/> breit mache. Nach weiteren Erörterungen über die<lb/> Tragweite der neuen Beſtimmungen der Gewerbe-<lb/> novelle und mit dem Mahnrufe zur Einigkeit aller<lb/> Gewerbetreibenden ſchloß der Redner ſeine Aus-<lb/> führungen, denen langanhaltender Beifall folgt.</p><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#g">Waſtian,</hi> der hierauf das Wort ergriff,<lb/> gab ſeiner Freude darüber Ausdruck, aus dem Ge-<lb/> werbeſtande Worte organiſatoriſcher Kraft zu hören.<lb/> Wer heute, ſagte Abg. Waſtian u. a., in der<lb/> Mittelſchule verunglücke, dann heiße es: „Wart,<lb/> Kerl! Du mußt ein Schuſter werden oder ein<lb/> Schneider!“ Das ſei geradeſo, als ob das Hand-<lb/> werk nur dazu gut wäre, ſchäbige Reſte aufzu-<lb/> nehmen! (Stürmiſcher Beifall.) Die ſonſt im Leben<lb/> nichts taugen, will man dann dem Gewerbe an-<lb/> hängen. Das ſei Hohn und Spott auf einen der<lb/> wichtigſten Stände. Der Gewerbetreibende ſchaffe<lb/> dem Staate und der Kultur mehr Nutzen als ein<lb/> Hofrat, der nur ſeine Unterſchrift ſchreibt<lb/> und ſeine Untergebenen ſchikaniert! (Stürmiſcher<lb/> Beifall.) Redner erörterte dann die Aus-<lb/> ſichten, welche die Gewerbenovelle im Herrenhauſe<lb/> hat, betonte, daß die Regierung, in der ja<lb/> parlamentariſche Miniſter ſitzen, die vom Rücken<lb/> des Volkes auf die Miniſterſtühle kamen, es nicht<lb/> wagen wird, im Herrenhaus gewerbefeindliche Politik<lb/> zu treiben und betonte zugleich, daß überhaupt eine<lb/> Reform des Herrenhauſes ſtattfinden müſſe. Die<lb/> Gewerbetreibenden müſſen aber energiſch ihre Rechte<lb/> vertreten; die Genoſſenſchaften führen ohnehin nur<lb/> ein Scheindaſein und nach dem neuen Wahlrechte<lb/> werden ſie auch die Kammervertreter im Parlamente<lb/> verlieren. Abg. Waſtian beſprach dann eingehend,<lb/> was der Gewerbeſtand tun könne, um ſelber beſſernd<lb/> auf ſeine Lage einzuwirken, ermahnte ſie, nicht<lb/> immer beſcheiden ihr Hütlein zu drehen, wenn ſie<lb/> vor einem ſtehen, der eines „höheren“ Standes ſei<lb/> — der Gewerbeſtand ſei ein Ehrenſtand höchſter<lb/> Ordnung. Schulen, allgemeine geiſtige Ausbildung,<lb/> Stolz auf den Stand ꝛc. zog der Redner mit<lb/> wirkungsvollen Worten in den Kreis ſeiner<lb/> Betrachtungen, mahnte zur Einigkeit und ſagte:<lb/> Wer in Öſterreich viel verlangt, bekommt etwas, wer<lb/> wenig verlangt, bekommt nichts und wer gar nichts<lb/> verlangt, dem wird noch weggenommen! (Lebhafter<lb/> Beifall.) Redner ſchloß ſeine hinreißend gehaltenen<lb/> Ausführungen mit der Mahnung an die Gewerbe-<lb/> treibenden, ſtets der drei Dinge eingedenk zu ſein:<lb/> Stammesſtolz, Standesſtolz und Standeskraft!<lb/> Brauſender Beifall erhob ſich, als Abg. Waſtian<lb/> ſeine Rede beendet hatte.</p><lb/> <p>Herr <hi rendition="#g">Kral</hi> dankte dem Abg. Waſtian für<lb/> ſeine Ausführungen und beantragte nach eingehender<lb/> Begründung die Annahme folgender</p><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Entſchließung:</hi> </hi> </p><lb/> <p>„Die heute den 27. Auguſt d. J. in der<lb/> Gambrinushalle verſammelten Handwerker und<lb/> Vertreter aller gewerblichen Genoſſenſchaften und<lb/> Vereine in Marburg drücken ihre Freude darüber<lb/> aus, daß die neue <hi rendition="#g">Gewerbegeſetznovelle</hi><lb/> vom hohen Abgeordnetenhauſe mit überwältigender<lb/> Mehrheit <hi rendition="#g">angenommen</hi> und damit den jahr-<lb/> zehntelangen Wünſchen nach einem geſetzlichen<lb/> Schutz des Handwerkerſtandes entſprochen und feſt-<lb/> gelegt wurde. Angeſichts der nunmehrigen Be-<lb/> mühungen handwerksfeindlicher Kreiſe, die Annahme<lb/> der neuen Gewerbegeſetznovelle im hohen Herrenhauſe<lb/><cb/> zu <hi rendition="#g">hintertreiben,</hi> richtet die heutige Verſamm-<lb/> lung an das hohe Herrenhaus die höfliche Bitte,<lb/> die Gewerbegeſetznovelle wie ſie vom Abgeordnetenhaus<lb/> beſchloſſen wurde, auch anzunehmen, um ſo den<lb/> jederzeit kaiſer- und verfaſſungstreuen Handwerker-<lb/> ſtand auf eine geſündere Grundlage zu ſtellen und<lb/> ſich von jenen Elementen, die ſich es zur Aufgabe<lb/> gemacht haben, die Annahme der Gewerbegeſetznovelle<lb/> im hohen Herrenhauſe zu hintertreiben, nicht be-<lb/> einflußen zu laſſen. Das hohe Herrenhaus wird<lb/> gewiß zu <hi rendition="#g">unterſcheiden</hi> wiſſen, den gerechten<lb/> Forderungen von vielen hunderttauſend ſteuerzahlen-<lb/> den Handwerkern und den die Allgemeinheit ſchwer<lb/> verletzenden Intereſſen einer geringen Anzahl von<lb/> denen, deren Bedeutung für das Staatswohl in<lb/> keinem Verhältniſſe ſteht zu jener des ganzen<lb/> Handwerkerſtandes Öſterreichs. Mitten heraus aus<lb/> dem harten Lebenskampfe des von allen Seiten<lb/> bedrängten Handwerkers wenden wir uns vertrauens-<lb/> voll an die erſte Kammer des Reiches mit der<lb/> nochmaligen Bitte, jene Schutzmaßnahmen zu voll-<lb/> enden, zu deren Errichtung ſich das hohe Ab-<lb/> geordnetenhaus bereit erklärt hat.“</p><lb/> <p>Dieſe Entſchließung wurde <hi rendition="#g">einſtimmig</hi> an-<lb/> genommen. Es ſprachen hierauf noch Herr <hi rendition="#g">He-<lb/> ritſchko,</hi> der kräftige und entſchiedene Worte an<lb/> die Anweſenden richtete, Herr <hi rendition="#g">Letonja</hi> und Herr<lb/><hi rendition="#g">Ratzek,</hi> welch letzterer zum Beitritte zu dem<lb/> Deutſchen Handwerkervereine aufforderte, worauf der<lb/> Vorſitzende die ſchön und einmütig verlaufene Ver-<lb/> ſammlung ſchloß.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Aus dem Gerichtslaale.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Begnadigung einer Achtundneunzig-<lb/> jährigen.</hi> </head> <p>Vor zwei Jahren wurde die damals<lb/> 96 Jahre alte Inwohnerin Marie <hi rendition="#g">Jamnikar</hi><lb/> aus Neuhaus von dem Geſchorenengerichte in<lb/> Cilli wegen verſuchten Meuchelmordes zu einer<lb/> mehrjährigen Kerkerſtrafe verurteilt. Sie hatte ver-<lb/> ſucht, ihre Schwiegertochter mit Arnſenik zu vergiften.<lb/> Die Jamnikar büßte ihre Strafe in der Strafan-<lb/> ſtalt Vigaun. Durch einen Gnadenakt des Kaiſers<lb/> wurde ihr der Reſt der Strafe nachgeſehen. Am<lb/> 23. d. wurde ſie nach Cilli überſtellt, von wo ſie<lb/> dann in ihre Heimatsgemeinde befördert wurde.<lb/> Die Greiſin hat keine Ahnung, wo ſie ſich durch<lb/> dieſe zwei Jahre aufhielt. Auf Befragen gab ſie<lb/> an, ſie ſei in einem Spitale geweſen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jFinancialNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Jahr- und Viehmärkte in Steiermark.</hi> </head><lb/> <p>Die ohne Stern aufgeführten ſind Jahr- und Krämermärkte<lb/> die mit einem Stern (*) bezeichneten ſind Viehmärkte, die<lb/> mit zwei Sternen (**) bezeichneten ſind Jahr- und Viehmärkte.</p><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">September.</hi> </hi> </p><lb/> <p>Am 1. zu St. Oswald* im Bez. Eibiswald;<lb/> Semriach im Bez. Deutſch-Feiſtritz; Obdach**; St.<lb/> Egydi** im Bez. Murau; Murau**; Montpreis**<lb/> im Bez. Lichtenwald; Rann (Schweinemarkt);<lb/> Fiſchbach** im Bez. Birkfeld; St. Egydi** im Bez.<lb/> Schönſtein.</p><lb/> <p>Am 2. zu Fiſcherndorf im Bez. Auſſee; St.<lb/> Egydi im Bez. Marburg; Hieflau im Bez. Eiſenerz.</p><lb/> <p>Am 3. zu Gabersdorf** im Bez. Leibnitz,<lb/> Rann* bei Pettau, Ternowetz** im Bez. Pettau,<lb/> Rečah** im Bez. Gonobitz, Sibika** im Bez. St.<lb/> Marein bei E., Maria-Tinsko** im Bez. Sankt<lb/> Marein b. E., Cilli**, St. Ruprecht** im Bez.<lb/> Weiz, Windiſchgraz**, St Lorenzen** im Bez.<lb/> Cilli, Feldbach (Pferdemarkt), Kainach** im Bez.<lb/> Voitsberg, Liezen, Kranichsfeld** im Bez. Marburg,<lb/> Friedau*.</p><lb/> <p>Am 4. zu Fürſtenfeld (Hopfenmarkt), Friedau<lb/> (Schweinemarkt), Rohitſch (Großviehmarkt), Radkers-<lb/> burg*, Wuchern* im Bez. Windiſchgraz.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jReadersLetters" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Eingeſendet.</hi> </head><lb/> <div type="letter" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bitte.</hi> </head><lb/> <p>Durch ein tückiſches Gichtleiden, welches ich<lb/> mir bei meinem Berufe als Maurergehilfe zuzog,<lb/> bin ich nun ſchon nahezu ſechs Jahre trotz ange-<lb/> wendeten Heilverſuches an den Füßen gänzlich ge-<lb/> lähmt. Ich ſtelle daher an edle Wohltäter die<lb/> untertänigſte Bitte, man wolle mir zur Anſchaffung<lb/><cb/> eines Rollwagens durch mildtätige Gaben behilflich<lb/> ſein, denn dadurch wäre mein großes Elend weſent-<lb/> lich gemildert und ich könnte endlich die ſchon ſeit<lb/> Jahren entbehrte, gottesfreie Natur wieder genießen.<lb/> Edle Gaben wollen für Johann <hi rendition="#g">Ferſch</hi> in der<lb/> Schriftleitung dieſes Blattes oder Flößergaſſe 7,<lb/> 1. Stock, gegen tauſendfachen Dank abgegeben werden.</p><lb/> <p> <hi rendition="#c">Hochachtungsvoll</hi> </p><lb/> <byline>Der ergebene Bittſteller Johann <hi rendition="#g">Ferſch.</hi> </byline> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAn" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Schulvereinsfeſt in Windiſch-Feiſtritz.</hi> </head><lb/> <p>Wie in der „Marburger Zeitung“ bereits<lb/> berichtet wurde, findet am 8. September in<lb/><hi rendition="#g">Windiſch-Feiſtritz</hi> zugunſten der dort zu er-<lb/> richtenden <hi rendition="#g">deutſchen Schule</hi> ein Schulvereins-<lb/> feſt ſtatt, an welchem u. a. auch die Marburger<lb/> Südbahn-Werkſtättenkapelle mitwirken wird. Die<lb/> Schulnot von Windiſch-Feiſtritz iſt bekanntlich eine<lb/> arge: Ein deutſcher Markt, der keine deutſche<lb/> Schule beſitzt, iſt gewiß ein Kurioſum, wenn auch<lb/> nicht erfreulicher Art. Dieſem unerträglichen Zu-<lb/> ſtande mitabzuhelfen, dazu iſt auch das Schulvereins-<lb/> feſt vom 8. September berufen und deshalb er-<lb/> geht nicht nur an die deutſche Bewohnerſchaft von<lb/> Windiſch-Feiſtritz, ſondern auch an die Bevölkerung<lb/> der immerdar gut deutſch geſinnten Stadt Mar-<lb/> burg, wie auch an alle Deutſchen ſonſtiger Orte<lb/> des Unterlandes die herzliche Bitte, durch eine<lb/> recht ſtarke Beteiligung an dieſem Schulvereinsfeſte<lb/> es zu ermöglichen, den Grundſtock für eine deutſche<lb/> Schule in Windiſch-Feiſtritz zu errichten. Es gilt<lb/> die Zukunft unſerer Kinder — und deshalb wird<lb/> ſich kein deutſcher Mann und keine deutſche Frau<lb/> zurückhalten laſſen, der guten Sache ein Scherflein<lb/> zu widmen. Wer nicht ſelber kommen kann, möge<lb/> eine kleine Gabe an die Verwaltung der Marburger<lb/> Zeitung, oder an Herrn Dr. Hermann <hi rendition="#g">Wies-<lb/> thaler</hi> in Windiſch-Feiſtritz ſenden. Die Gaben<lb/> werden dankend ausgewieſen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <gap reason="insignificant"/> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <gap reason="insignificant"/> </div> </body> </text> </TEI> [5/0005]
Nr. 103, 28. Auguſt 1906 Marburger Zeitung
ein Konſumverein zahle ſo viel Steuer als 25
Geſchäftsleute. Das iſt aber, ſagte Redner, eben
ein Beweis dafür, daß der Konſumverein 25
Geſchäftsleute zugrunde richtet. Herr Wrabetz habe
im Parlamente auch gejammert, daß durch die
neuen gewerblichen Beſtimmungen die Konfektionäre
Schaden erleiden werden, daß nicht mehr „auf
Lager“ gearbeitet werden könne, daß die Bluſen-
induſtrie und der Export zugrunde gehen werde uſw.
Die Großkonfektionäre werden allerdings einen ge-
wiſſen Schaden erleiden — der ſolide Kaufmann
aber nicht. Die Bluſeninduſtrie der Großkonfektionäre
ſei überhaupt ein ſonderbarer volkswirtſchaftlicher
Faktor, wenn man bedenkt, daß die Großkonfektionäre
ihren Arbeitskräften 30 Heller für eine Bluſe zahlen.
(Pfui-Rufe.) Redner verwies auf Wien, wo faſt
alle alten ſoliden, einheimiſchen Firmen zugrunde
gegangen ſeien und die Ramſchware der Juden ſich
breit mache. Nach weiteren Erörterungen über die
Tragweite der neuen Beſtimmungen der Gewerbe-
novelle und mit dem Mahnrufe zur Einigkeit aller
Gewerbetreibenden ſchloß der Redner ſeine Aus-
führungen, denen langanhaltender Beifall folgt.
Abg. Waſtian, der hierauf das Wort ergriff,
gab ſeiner Freude darüber Ausdruck, aus dem Ge-
werbeſtande Worte organiſatoriſcher Kraft zu hören.
Wer heute, ſagte Abg. Waſtian u. a., in der
Mittelſchule verunglücke, dann heiße es: „Wart,
Kerl! Du mußt ein Schuſter werden oder ein
Schneider!“ Das ſei geradeſo, als ob das Hand-
werk nur dazu gut wäre, ſchäbige Reſte aufzu-
nehmen! (Stürmiſcher Beifall.) Die ſonſt im Leben
nichts taugen, will man dann dem Gewerbe an-
hängen. Das ſei Hohn und Spott auf einen der
wichtigſten Stände. Der Gewerbetreibende ſchaffe
dem Staate und der Kultur mehr Nutzen als ein
Hofrat, der nur ſeine Unterſchrift ſchreibt
und ſeine Untergebenen ſchikaniert! (Stürmiſcher
Beifall.) Redner erörterte dann die Aus-
ſichten, welche die Gewerbenovelle im Herrenhauſe
hat, betonte, daß die Regierung, in der ja
parlamentariſche Miniſter ſitzen, die vom Rücken
des Volkes auf die Miniſterſtühle kamen, es nicht
wagen wird, im Herrenhaus gewerbefeindliche Politik
zu treiben und betonte zugleich, daß überhaupt eine
Reform des Herrenhauſes ſtattfinden müſſe. Die
Gewerbetreibenden müſſen aber energiſch ihre Rechte
vertreten; die Genoſſenſchaften führen ohnehin nur
ein Scheindaſein und nach dem neuen Wahlrechte
werden ſie auch die Kammervertreter im Parlamente
verlieren. Abg. Waſtian beſprach dann eingehend,
was der Gewerbeſtand tun könne, um ſelber beſſernd
auf ſeine Lage einzuwirken, ermahnte ſie, nicht
immer beſcheiden ihr Hütlein zu drehen, wenn ſie
vor einem ſtehen, der eines „höheren“ Standes ſei
— der Gewerbeſtand ſei ein Ehrenſtand höchſter
Ordnung. Schulen, allgemeine geiſtige Ausbildung,
Stolz auf den Stand ꝛc. zog der Redner mit
wirkungsvollen Worten in den Kreis ſeiner
Betrachtungen, mahnte zur Einigkeit und ſagte:
Wer in Öſterreich viel verlangt, bekommt etwas, wer
wenig verlangt, bekommt nichts und wer gar nichts
verlangt, dem wird noch weggenommen! (Lebhafter
Beifall.) Redner ſchloß ſeine hinreißend gehaltenen
Ausführungen mit der Mahnung an die Gewerbe-
treibenden, ſtets der drei Dinge eingedenk zu ſein:
Stammesſtolz, Standesſtolz und Standeskraft!
Brauſender Beifall erhob ſich, als Abg. Waſtian
ſeine Rede beendet hatte.
Herr Kral dankte dem Abg. Waſtian für
ſeine Ausführungen und beantragte nach eingehender
Begründung die Annahme folgender
Entſchließung:
„Die heute den 27. Auguſt d. J. in der
Gambrinushalle verſammelten Handwerker und
Vertreter aller gewerblichen Genoſſenſchaften und
Vereine in Marburg drücken ihre Freude darüber
aus, daß die neue Gewerbegeſetznovelle
vom hohen Abgeordnetenhauſe mit überwältigender
Mehrheit angenommen und damit den jahr-
zehntelangen Wünſchen nach einem geſetzlichen
Schutz des Handwerkerſtandes entſprochen und feſt-
gelegt wurde. Angeſichts der nunmehrigen Be-
mühungen handwerksfeindlicher Kreiſe, die Annahme
der neuen Gewerbegeſetznovelle im hohen Herrenhauſe
zu hintertreiben, richtet die heutige Verſamm-
lung an das hohe Herrenhaus die höfliche Bitte,
die Gewerbegeſetznovelle wie ſie vom Abgeordnetenhaus
beſchloſſen wurde, auch anzunehmen, um ſo den
jederzeit kaiſer- und verfaſſungstreuen Handwerker-
ſtand auf eine geſündere Grundlage zu ſtellen und
ſich von jenen Elementen, die ſich es zur Aufgabe
gemacht haben, die Annahme der Gewerbegeſetznovelle
im hohen Herrenhauſe zu hintertreiben, nicht be-
einflußen zu laſſen. Das hohe Herrenhaus wird
gewiß zu unterſcheiden wiſſen, den gerechten
Forderungen von vielen hunderttauſend ſteuerzahlen-
den Handwerkern und den die Allgemeinheit ſchwer
verletzenden Intereſſen einer geringen Anzahl von
denen, deren Bedeutung für das Staatswohl in
keinem Verhältniſſe ſteht zu jener des ganzen
Handwerkerſtandes Öſterreichs. Mitten heraus aus
dem harten Lebenskampfe des von allen Seiten
bedrängten Handwerkers wenden wir uns vertrauens-
voll an die erſte Kammer des Reiches mit der
nochmaligen Bitte, jene Schutzmaßnahmen zu voll-
enden, zu deren Errichtung ſich das hohe Ab-
geordnetenhaus bereit erklärt hat.“
Dieſe Entſchließung wurde einſtimmig an-
genommen. Es ſprachen hierauf noch Herr He-
ritſchko, der kräftige und entſchiedene Worte an
die Anweſenden richtete, Herr Letonja und Herr
Ratzek, welch letzterer zum Beitritte zu dem
Deutſchen Handwerkervereine aufforderte, worauf der
Vorſitzende die ſchön und einmütig verlaufene Ver-
ſammlung ſchloß.
Aus dem Gerichtslaale.
Begnadigung einer Achtundneunzig-
jährigen. Vor zwei Jahren wurde die damals
96 Jahre alte Inwohnerin Marie Jamnikar
aus Neuhaus von dem Geſchorenengerichte in
Cilli wegen verſuchten Meuchelmordes zu einer
mehrjährigen Kerkerſtrafe verurteilt. Sie hatte ver-
ſucht, ihre Schwiegertochter mit Arnſenik zu vergiften.
Die Jamnikar büßte ihre Strafe in der Strafan-
ſtalt Vigaun. Durch einen Gnadenakt des Kaiſers
wurde ihr der Reſt der Strafe nachgeſehen. Am
23. d. wurde ſie nach Cilli überſtellt, von wo ſie
dann in ihre Heimatsgemeinde befördert wurde.
Die Greiſin hat keine Ahnung, wo ſie ſich durch
dieſe zwei Jahre aufhielt. Auf Befragen gab ſie
an, ſie ſei in einem Spitale geweſen.
Jahr- und Viehmärkte in Steiermark.
Die ohne Stern aufgeführten ſind Jahr- und Krämermärkte
die mit einem Stern (*) bezeichneten ſind Viehmärkte, die
mit zwei Sternen (**) bezeichneten ſind Jahr- und Viehmärkte.
September.
Am 1. zu St. Oswald* im Bez. Eibiswald;
Semriach im Bez. Deutſch-Feiſtritz; Obdach**; St.
Egydi** im Bez. Murau; Murau**; Montpreis**
im Bez. Lichtenwald; Rann (Schweinemarkt);
Fiſchbach** im Bez. Birkfeld; St. Egydi** im Bez.
Schönſtein.
Am 2. zu Fiſcherndorf im Bez. Auſſee; St.
Egydi im Bez. Marburg; Hieflau im Bez. Eiſenerz.
Am 3. zu Gabersdorf** im Bez. Leibnitz,
Rann* bei Pettau, Ternowetz** im Bez. Pettau,
Rečah** im Bez. Gonobitz, Sibika** im Bez. St.
Marein bei E., Maria-Tinsko** im Bez. Sankt
Marein b. E., Cilli**, St. Ruprecht** im Bez.
Weiz, Windiſchgraz**, St Lorenzen** im Bez.
Cilli, Feldbach (Pferdemarkt), Kainach** im Bez.
Voitsberg, Liezen, Kranichsfeld** im Bez. Marburg,
Friedau*.
Am 4. zu Fürſtenfeld (Hopfenmarkt), Friedau
(Schweinemarkt), Rohitſch (Großviehmarkt), Radkers-
burg*, Wuchern* im Bez. Windiſchgraz.
Eingeſendet.
Bitte.
Durch ein tückiſches Gichtleiden, welches ich
mir bei meinem Berufe als Maurergehilfe zuzog,
bin ich nun ſchon nahezu ſechs Jahre trotz ange-
wendeten Heilverſuches an den Füßen gänzlich ge-
lähmt. Ich ſtelle daher an edle Wohltäter die
untertänigſte Bitte, man wolle mir zur Anſchaffung
eines Rollwagens durch mildtätige Gaben behilflich
ſein, denn dadurch wäre mein großes Elend weſent-
lich gemildert und ich könnte endlich die ſchon ſeit
Jahren entbehrte, gottesfreie Natur wieder genießen.
Edle Gaben wollen für Johann Ferſch in der
Schriftleitung dieſes Blattes oder Flößergaſſe 7,
1. Stock, gegen tauſendfachen Dank abgegeben werden.
Hochachtungsvoll
Der ergebene Bittſteller Johann Ferſch.
Schulvereinsfeſt in Windiſch-Feiſtritz.
Wie in der „Marburger Zeitung“ bereits
berichtet wurde, findet am 8. September in
Windiſch-Feiſtritz zugunſten der dort zu er-
richtenden deutſchen Schule ein Schulvereins-
feſt ſtatt, an welchem u. a. auch die Marburger
Südbahn-Werkſtättenkapelle mitwirken wird. Die
Schulnot von Windiſch-Feiſtritz iſt bekanntlich eine
arge: Ein deutſcher Markt, der keine deutſche
Schule beſitzt, iſt gewiß ein Kurioſum, wenn auch
nicht erfreulicher Art. Dieſem unerträglichen Zu-
ſtande mitabzuhelfen, dazu iſt auch das Schulvereins-
feſt vom 8. September berufen und deshalb er-
geht nicht nur an die deutſche Bewohnerſchaft von
Windiſch-Feiſtritz, ſondern auch an die Bevölkerung
der immerdar gut deutſch geſinnten Stadt Mar-
burg, wie auch an alle Deutſchen ſonſtiger Orte
des Unterlandes die herzliche Bitte, durch eine
recht ſtarke Beteiligung an dieſem Schulvereinsfeſte
es zu ermöglichen, den Grundſtock für eine deutſche
Schule in Windiſch-Feiſtritz zu errichten. Es gilt
die Zukunft unſerer Kinder — und deshalb wird
ſich kein deutſcher Mann und keine deutſche Frau
zurückhalten laſſen, der guten Sache ein Scherflein
zu widmen. Wer nicht ſelber kommen kann, möge
eine kleine Gabe an die Verwaltung der Marburger
Zeitung, oder an Herrn Dr. Hermann Wies-
thaler in Windiſch-Feiſtritz ſenden. Die Gaben
werden dankend ausgewieſen.
_
_
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).
(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: keine Angabe; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |