Marburger Zeitung. Nr. 124, Marburg, 16.10.1906.Marburger Zeitung Nr. 124, 16. Oktober 1906. [Spaltenumbruch] Gründen als eine der wichtigsten Aufgaben, unter Diese Entschließung wurde einstimmig und Abg. Wastian dankte in warmen Worten Hierauf wurden mehrere Interpellationen ein- Das Pervakenfäbnlein in Pettau. Bekanntlich ist das wichtigste Element der Wir wissen nun ganz sicher, daß jenes So steht die Angelegenheit, Herr Jurtela wird Politische Umschau. Abg. Wastian in Friedau. Am nächsten Samstag, den 20. d. M. findet Die Deutsche Volkspartei in Steiermark hielt am letzten Samstag in Graz eine auf ge- Eigenberichte. Rothwein, 16. Oktober. (Derverunglückte Feuerwehrmann Eisner gestorben.) Gestern starb nach längerem qualvollen Leiden der [Spaltenumbruch] die nicht zu den nächsten Verwandten des Hauses Auch auf dem Teiche, wo während des ganzen "Sie muß fort, sie muß fort", sagte sie sich Wieder glitt ihr Blick zu ihm hinüber und "Guten Abend, Don Stefano -- ein kaltes "Frei!" wiederholte er betroffen, "was meinen "Nun, ich erklärte es ja schon", antwortete sie Als Stefano hierauf, während sie langsam dem "Das wundert mich; er ist doch ein schöner "Ich denke, das Äußere spricht dort, wo die "Ich finde es ebenfalls, es ist das Richtigste, "Also finden auch Sie, Don Stefano, daß "Selbstverständlich! -- Herr Karlsen freilich "Warum?" Genia war stehen geblieben, um in dem letzten "Ich kann nicht anders, als mir vorstellen, "Natürlich hat er mich sehr lieb gehabt, aber Marburger Zeitung Nr. 124, 16. Oktober 1906. [Spaltenumbruch] Gründen als eine der wichtigſten Aufgaben, unter Dieſe Entſchließung wurde einſtimmig und Abg. Waſtian dankte in warmen Worten Hierauf wurden mehrere Interpellationen ein- Das Pervakenfäbnlein in Pettau. Bekanntlich iſt das wichtigſte Element der Wir wiſſen nun ganz ſicher, daß jenes So ſteht die Angelegenheit, Herr Jurtela wird Politiſche Umſchau. Abg. Waſtian in Friedau. Am nächſten Samstag, den 20. d. M. findet Die Deutſche Volkspartei in Steiermark hielt am letzten Samstag in Graz eine auf ge- Eigenberichte. Rothwein, 16. Oktober. (Derverunglückte Feuerwehrmann Eisner geſtorben.) Geſtern ſtarb nach längerem qualvollen Leiden der [Spaltenumbruch] die nicht zu den nächſten Verwandten des Hauſes Auch auf dem Teiche, wo während des ganzen „Sie muß fort, ſie muß fort“, ſagte ſie ſich Wieder glitt ihr Blick zu ihm hinüber und „Guten Abend, Don Stefano — ein kaltes „Frei!“ wiederholte er betroffen, „was meinen „Nun, ich erklärte es ja ſchon“, antwortete ſie Als Stefano hierauf, während ſie langſam dem „Das wundert mich; er iſt doch ein ſchöner „Ich denke, das Äußere ſpricht dort, wo die „Ich finde es ebenfalls, es iſt das Richtigſte, „Alſo finden auch Sie, Don Stefano, daß „Selbſtverſtändlich! — Herr Karlſen freilich „Warum?“ Genia war ſtehen geblieben, um in dem letzten „Ich kann nicht anders, als mir vorſtellen, „Natürlich hat er mich ſehr lieb gehabt, aber <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0002" n="2"/> <fw place="top" type="header">Marburger Zeitung Nr. 124, 16. Oktober 1906.</fw><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="luttenberg2" prev="#luttenberg1" type="jArticle" n="2"> <p>Gründen als eine der wichtigſten Aufgaben, unter<lb/><hi rendition="#g">allen</hi> Umſtänden die <hi rendition="#g">Sonderſtellung Ga-<lb/> liziens</hi> anzuſtreben.“</p><lb/> <p>Dieſe Entſchließung wurde <hi rendition="#g">einſtimmig</hi> und<lb/> unter lebhaftem Beifalle <hi rendition="#g">angenommen.</hi> </p><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#g">Waſtian</hi> dankte in warmen Worten<lb/> für die ihm gewidmeten Ausführungen und bezeich-<lb/> nete es als eine Selbſtverſtändlichkeit, daß der <hi rendition="#g">Ab-<lb/> geordnete des größten unterſteiriſchen<lb/> Gemeinweſens</hi> die <hi rendition="#g">innigſten</hi> Beziehungen<lb/> zu den kleineren deutſchen Vorpoſten unterhält. 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Solange die Studenten-<lb/> ſchaft in Graz, insbeſondere in ihren nationalen<lb/> Körperſchaften, nicht die dringendſte realpolitiſche<lb/> Forderung nach wirkſamer Förderung eines zwei-<lb/> ſprachigen Nachwuchſes in den akademiſchen Berufen<lb/> mit allem Ernſt fördern hilft, habe ſie das Recht<lb/> verwirkt, ſich als die Jugend der Bismarck-Ideale<lb/> zu bezeichnen.</p><lb/> <p>Hierauf wurden mehrere Interpellationen ein-<lb/> gebracht und beantwortet; geraume Zeit blieben<lb/> dann noch die Wähler mit ihrem Abgeordneten bei<lb/> frohen Liedern und gegenſeitiger herzlicher Ausſprache<lb/> beiſammen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jFinancialNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das Pervakenfäbnlein in Pettau.</hi> </head><lb/> <p>Bekanntlich iſt das wichtigſte Element der<lb/> ſogenannten „ſloweniſch-nationalen“ Bewegung im<lb/> Unterlande die auf dem wirtſchaftlichen Gebiete<lb/> betätigte Hetze gegen deutſche Unternehmungen.<lb/> Unwiderlegbar iſt es, daß die bedeutendſten indu-<lb/> ſtriellen, gewerblichen und kommerziellen Unter-<lb/> nehmungen des Unterlandes in deutſchen Händen<lb/> ſind. 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An der<lb/> Hand eines falſch überſetzten Zitates aus Felix<lb/> Dahn (!) wird mit unglaublich rohen, brutalen<lb/> Worten der Kampf bis aufs Meſſer gegen den<lb/> deutſchen oder deutſchfreundlichen Geſchäftsmann<lb/> gepredigt. Der Aufſatz war ſelbſt dem Laibacher<lb/> Staatsanwalte zu bunt und wurde konfisziert, aber<lb/> wir haben Beweiſe, daß er trotzdem in die Hände<lb/> der Abonnenten gelangt iſt ...</p><lb/> <p>Wir wiſſen nun ganz ſicher, daß jenes<lb/><hi rendition="#aq">„Narodni konsorcy“,</hi> hinter welchem ſich die<lb/> Eigentümer des Wiſches verſtecken, aus Pettauer<lb/> Pervaken beſteht. Einem Manne, wie es der Doktor<lb/> Brumen iſt, Moral und politiſchen Anſtand beizu-<lb/> bringen, wollen wir freilich nicht verſuchen. Aber<lb/> wir wiſſen weiters, daß der eigentliche Führer der<lb/> Pettauer Pervaken ein Mann iſt, der in der<lb/> Öffentlichkeit einen Poſten bekleidet, welcher unver-<lb/> einbar iſt dem Vorgehen eines ſolchen politiſchen<lb/> Herausforderers. 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Und wenn<lb/> er auch nicht den Mut beſitzt, für ſein ſonderbares<lb/> heimliches Wühlen die Verantwortung zu tragen,<lb/> wenn er auch Strohmänner vorſchiebt, ſo trifft ihm<lb/> die Verantwortung in all’ ihrer Schärfe.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Politiſche Umſchau.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Abg. Waſtian in Friedau.</hi> </head><lb/> <p>Am nächſten Samstag, den 20. d. M. findet<lb/> in Bauers Gaſthof in <hi rendition="#g">Friedau</hi> eine Wählerver-<lb/> ſammlung ſtatt, in der Reichsratsabgeordneter<lb/> Heinrich <hi rendition="#g">Waſtian</hi> ſprechen wird.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Deutſche Volkspartei in Steiermark</hi> </head><lb/> <p>hielt am letzten Samstag in Graz eine auf ge-<lb/> ladene Gäſte beſchränkte Vertrauensmännerverſamm-<lb/> lung ab, welche vor allem der „Neuorganiſation“<lb/> der genannten Partei galt. Prof. Dr. <hi rendition="#g">Streintz</hi><lb/> berichtet hierüber, betont, daß der vorangegangene<lb/><cb/> Rechenſchaftsbericht der Partei nicht ſehr erfreulich<lb/> ſei, ſchilderte die Schwierigkeiten der Deutſchen<lb/> Volkspartei, die ſich insbeſondere bei Neuwahlen<lb/> ergeben, kritiſierte die Unzuverläſſigkeit der Ver-<lb/> trauensmänner und ſtellte als leitenden Grundſatz<lb/> die Forderung auf, daß die Kandidatenfrage bei<lb/> Neuwahlen <hi rendition="#g">nicht mehr</hi> den <hi rendition="#g">Vertrauens-<lb/> männern</hi> der betreffenden <hi rendition="#g">Bezirke</hi> überlaſſen<lb/> werde, ſondern daß die Zentrale der Deutſchen<lb/> Volksparteileitung in <hi rendition="#g">Graz</hi> nach eigenem Ermeſſen,<lb/> als <hi rendition="#g">ſelbſtändiger Wahlausſchuß</hi> in die<lb/> Kandidatenfrage <hi rendition="#g">beſtimmend</hi> eingreifen ſoll. „So-<lb/> bald irgend eine Wahl ausgeſchrieben wird, ſoll<lb/> ſie ſelbſt Hand anlegen, um eben nicht wieder<lb/> eine Rolle zu ſpielen wie der ſeinerzeit <hi rendition="#g">berüchtigte<lb/> Hofkriegsrat.</hi>“ Redner erklärte ſchließlich wie<lb/> Direktor Franz <hi rendition="#g">Pichler,</hi> der den Parteileitungs-<lb/> bericht erſtattete, daß die Parteileitung <hi rendition="#g">Geld</hi><lb/> brauche. Die Vertrauensmänner ſollen zur <hi rendition="#g">Geld-<lb/> beſchaffung verpflichtet</hi> werden. Jedes<lb/><hi rendition="#g">zweite Jahr</hi> ſolle eine ordentliche Parteitagung<lb/> ſtattfinden. Dr. <hi rendition="#g">Kamniker</hi> (Radkersburg) betont,<lb/> daß die Vertrauensmänner allein nicht genug Geld<lb/> zuſammenbringen können; es ſollen vielmehr <hi rendition="#g">bei<lb/> allen Angehörigen der Deutſchen Volks-<lb/> partei</hi> Geldbeiträge für die Parteizwecke einkaſſiert<lb/> werden. Auch die Körperſchaften und <hi rendition="#g">Gemeinden</hi>(?)<lb/> ſollen herangezogen werden. Dr. <hi rendition="#g">Mravlag</hi> (Mar-<lb/> burg) wendet ſich dagegen, daß für die <hi rendition="#g">Partei</hi><lb/> Gelder aufgebracht werden ſollen; dieſe Gelder<lb/> ſeien nur für die Erhaltung der Partei <hi rendition="#g">leitung</hi><lb/> beſtimmt. Dr. <hi rendition="#g">Kamniker</hi> erwidert, man könne<lb/> nicht die Parteileitung von der Partei trennen;<lb/><hi rendition="#g">Jeder,</hi> welcher ſagt, er gehöre zur <hi rendition="#g">Deutſchen<lb/> Volkspartei,</hi> ſolle auch Opfer für ſie bringen,<lb/> ſolle <hi rendition="#g">zahlen.</hi> Nachdem noch mehrere Redner ge-<lb/> ſprochen hatten, darunter Herr Karl <hi rendition="#g">Pfrimer</hi><lb/> (Marburg), welcher beantragt, es möge für <hi rendition="#g">jeden</hi><lb/> ſteiriſchen <hi rendition="#g">Ort</hi> eine gewiſſe <hi rendition="#g">Geldſumme feſt-<lb/> geſetzt</hi> werden, welche die in dieſen Orten lebenden<lb/> Mitglieder der Deutſchen Volkspartei aufzubringen<lb/> haben, wurden die vom Berichterſtatter vorge-<lb/> ſchlagenen Organiſationsgrundſätze mit dem Zuſatz-<lb/> antrage des Dr. Kamniker angenommen. Abg.<lb/> Dr. <hi rendition="#g">Hofmann v. Wellenhof</hi> beſprach ſodann<lb/> die politiſche Lage und verteidigte insbeſondere den<lb/> Eintritt von Abgeordneten der Deutſchen Volks-<lb/> partei in das Kabinet Beck. Mit der Neuwahl der<lb/> Parteilung wurde die Tagung beendet.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Eigenberichte.</hi> </head><lb/> <div xml:id="rothwein1" next="#rothwein2" type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Rothwein,</hi> 16. 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Die Teilnahme<lb/> an dem traurigen Geſchicke, das dieſen braven Mann</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="holm2" prev="#holm1" type="jArticle" n="2"> <p>die nicht zu den nächſten Verwandten des Hauſes<lb/> gehörten, dachten an den Aufbruch.</p><lb/> <p>Auch auf dem Teiche, wo während des ganzen<lb/> Nachmittags fröhliche Stimmen erklungen waren,<lb/> liefen nur noch wenige der jungen Leute, unter<lb/> ihnen Genia, die ſich ſcheinbar nicht genug tun<lb/> konnte in dem beliebten Sport. Aber trotz des<lb/> äußeren Frohſinns nagten in ihrem Innern qual-<lb/> volle Zweifel; wie ein ätzender Tropfen Giſt hatte<lb/> Karins Bemerkung über Stefano gewirkt, und<lb/> die Eiferſucht auf Roſe loderte endlich in hellen<lb/> Flammen auf.</p><lb/> <p>„Sie muß fort, ſie muß fort“, ſagte ſie ſich<lb/> wohl zum zehntenmale, wenn auch ohne jede Hoff-<lb/> nung, Mittel und Wege dafür zu finden. Sah ſie<lb/> dann zu Stefano hinüber, während er, am Ufer<lb/> ſtehend mit harmlos vergnügter Miene dem luſtigen<lb/> Treiben zuſchaute, ſchwanden die Beſorgniſſe wieder.<lb/> Es war ja auch unmöglich, gar nicht auszudenken.<lb/> Zweifellos ließ nur der Neid Karin ſo ſinnlos<lb/> ſprechen.</p><lb/> <p>Wieder glitt ihr Blick zu ihm hinüber und<lb/> leuchtete auf — endlich hatten die Damen und<lb/> mit ihnen die unausſtehliche Karin ihn auf einige<lb/> Minuten allein gelaſſen; wie eine Elfe ſchwebte ſie<lb/> im Bogenlauf zu Stefano hinan, der unter den<lb/> Buchenzweigen am Rande ſtand, löſte mit raſchem<lb/> Ruck die Schlittſchuhe und näherte ſich ihm.</p><lb/> <p>„Guten Abend, Don Stefano — ein kaltes<lb/> Vergnügen, nicht wahr, und doch ſo köſtlich!“<lb/><cb/> Dann flüſternden Tones und verheißungsvoll:<lb/> „Wiſſen Sie ſchon das Neueſte? Ich will’s Ihnen<lb/> anvertrauen — nämlich morgen werde ich frei ſein,<lb/> von neuem Herrin über mein Herz und meine<lb/> Hand!“</p><lb/> <p>„Frei!“ wiederholte er betroffen, „was meinen<lb/> Sie, Fräulein von Senden?“</p><lb/> <p>„Nun, ich erklärte es ja ſchon“, antwortete ſie<lb/> ungeduldig; „ich beſtand darauf, meine Verlobung<lb/> mit Uwe Jens zu löſen, und er iſt bereit, mir das<lb/> Jawort zurückzugeben, nachdem ich ihm erklärte,<lb/> daß — meine Liebe einem andern gehörte.“</p><lb/> <p>Als Stefano hierauf, während ſie langſam dem<lb/> Hauſe zugingen, nicht gleich antwortete, fuhr Genia<lb/> fort: „Es iſt kein übereilter Entſchluß, ſchon bei<lb/> unſerer Verlobung erfuhr er von mir, daß ich ihn<lb/> nicht liebte.“</p><lb/> <p>„Das wundert mich; er iſt doch ein ſchöner<lb/> und ſtattlicher Mann“, warf Stefano ein.</p><lb/> <p>„Ich denke, das Äußere ſpricht dort, wo die<lb/> Stimme des Herzens uns mit der Schweſterſeele<lb/> zuſammenführt, ſehr wenig mit“, ſagte Genia be-<lb/> deutungsvoll. „Auch Uwe Jens folgte bei unſerer<lb/> Verbindung mehr dem Impuls ſeiner Großmut,<lb/> weil meine Mutter, die dem Tode nahe war, die<lb/> Heirat wünſchte, um mich unter ſicherem Schutz zu<lb/> wiſſen. Nun aber iſt es mit dem einem Verſtorbenen<lb/> gegebenen Verſprechen ſtets eine eigene Sache: die<lb/> Verhältniſſe ändern ſich, und das ſtarre Feſthalten<lb/> daran widerſpricht deshalb oft dem Geiſt des<lb/><cb/> Toten ſelbſt, der nur unſer Wohl im Auge hatte.<lb/> Ich weiß beſtimmt, würde meine Mutter heute die<lb/> Gründe unſerer Trennung hören, ohne weiteres gäbe<lb/> ſie mir Recht.“</p><lb/> <p>„Ich finde es ebenfalls, es iſt das Richtigſte,<lb/> eine Verbindung zu löſen, die ungetrübtes Glück<lb/> nicht zu verſprechen ſcheint. Beſſer ein raſcher wenn<lb/> auch ſchmerzlicher Schritt, als die lebenslange Reue<lb/> über ein verfehltes Daſein.“</p><lb/> <p>„Alſo finden auch Sie, Don Stefano, daß<lb/> ich recht gehandelt habe?“ fragte Genia innerlich<lb/> jubelnd.</p><lb/> <p>„Selbſtverſtändlich! — Herr Karlſen freilich<lb/> tut mir leid.“</p><lb/> <p>„Warum?“</p><lb/> <p>Genia war ſtehen geblieben, um in dem letzten<lb/> Schimmer der von Weſten her verglimmenden Abend-<lb/> röte die Züge des jungen Mannes zu beobachten.</p><lb/> <p>„Ich kann nicht anders, als mir vorſtellen,<lb/> daß er Sie ſehr geliebt hat.“</p><lb/> <p>„Natürlich hat er mich ſehr lieb gehabt, aber<lb/> es war nicht das rechte — auch für ihn nicht,<lb/> darüber ward mir längſt Gewißheit. Uwe Jens<lb/> wirkte auf mich erdrückend, er iſt ſo echt deutſch-<lb/> ſchwerfällig und nimmt alle Dinge ſo furchtbar<lb/> ernſt und tief. Der andere hingegen“, ſetzte ſie mit<lb/> leiſer Stimme hinzu. „wirkt auf mich wie ein<lb/> Sonnenſchein, der alle verborgenen Knoſpen der<lb/> Seele zum Leben ruft; ich werde vollkommen glück-<lb/> lich ſein.“ <space dim="horizontal"/> <ref>(Fortſ. f.)</ref> </p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [2/0002]
Marburger Zeitung Nr. 124, 16. Oktober 1906.
Gründen als eine der wichtigſten Aufgaben, unter
allen Umſtänden die Sonderſtellung Ga-
liziens anzuſtreben.“
Dieſe Entſchließung wurde einſtimmig und
unter lebhaftem Beifalle angenommen.
Abg. Waſtian dankte in warmen Worten
für die ihm gewidmeten Ausführungen und bezeich-
nete es als eine Selbſtverſtändlichkeit, daß der Ab-
geordnete des größten unterſteiriſchen
Gemeinweſens die innigſten Beziehungen
zu den kleineren deutſchen Vorpoſten unterhält. Ge-
rade die Luttenberger, die unter den ſchwierigſten
Verhältniſſen ihrem Volke treugeblieben ſind und
ihm täglich große Opfer bringen, können den Deutſchen
im geſamten Sprachgebiete vorbildlich ſein. Redner
erörterte dann beſonders ausführlich den bedauer-
lichen Rückgang unſeres Nachwuchſes an der Sprach-
grenze, ſowohl was die akademiſchen als die gewerb-
lichen Berufe anbelangt. Solange die Studenten-
ſchaft in Graz, insbeſondere in ihren nationalen
Körperſchaften, nicht die dringendſte realpolitiſche
Forderung nach wirkſamer Förderung eines zwei-
ſprachigen Nachwuchſes in den akademiſchen Berufen
mit allem Ernſt fördern hilft, habe ſie das Recht
verwirkt, ſich als die Jugend der Bismarck-Ideale
zu bezeichnen.
Hierauf wurden mehrere Interpellationen ein-
gebracht und beantwortet; geraume Zeit blieben
dann noch die Wähler mit ihrem Abgeordneten bei
frohen Liedern und gegenſeitiger herzlicher Ausſprache
beiſammen.
Das Pervakenfäbnlein in Pettau.
Bekanntlich iſt das wichtigſte Element der
ſogenannten „ſloweniſch-nationalen“ Bewegung im
Unterlande die auf dem wirtſchaftlichen Gebiete
betätigte Hetze gegen deutſche Unternehmungen.
Unwiderlegbar iſt es, daß die bedeutendſten indu-
ſtriellen, gewerblichen und kommerziellen Unter-
nehmungen des Unterlandes in deutſchen Händen
ſind. Kleine ſloweniſche Geldleute haben nun
primitive, oft durchwegs unreelle Geſchäfte gegründet,
mit bis an die Wuchergrenze aufgeſchraubten Zinſen
arbeitende Geldinſtitute geſchaffen und gleichſam als
beſte Reklame eine Bewegung ins Leben gerufen,
die ſich „national“ nennt, die aber eine gewöhnliche
Hetze iſt. In dieſem Zwecke wurde das Motto:
„Svoji k svojm“ erkünſtelt und alle ſloweniſche
„Politik“ iſt einzig und allein von dieſem Geſichts-
winkel berechnet. Mit welch’ unglaublichen Mitteln
dieſe niedrigſte Hetze von der Welt arbeitet, iſt aus
der Interpellation Waſtian über die Schreibart
der windiſchen Preſſe erſichtlich. Eigens zu dieſem
Zwecke wurde von dem Pettauer Pervakenfähnlein
ein Wiſch „Novi slovenski Stajerc“ ins Leben
gerufen, deſſen Rubriken mit den brutalſten Be-
ſchimpfungen deutſcher Beamten, mit nominativem
Boykotte deutſcher Handelsleute und Gewerbe-
treibenden, mit öffentlicher Bedrohung und Ver-
leumdung angefüllt werden. Die Beamten können
ſich nicht wehren, da ſie den Wiſch nicht einmal
klagen dürfen. Wer die Beſchimpfungen der Herren
Pevetz, Dr. Glas, Underrain uſw. geleſen, muß
darüber empört werden. Aber die Behörden laſſen
alles dies weiter zu Die Geſchäftsleute aber ſind
direkt dieſer Hetze auf Gnade und Ungnade preis-
gegeben. Die letzte Nummer des erwähnten Wiſches
brachte als Leitartikel einen Boykottaufſatz, der wohl
in ſolcher Art noch nie dageweſen war. An der
Hand eines falſch überſetzten Zitates aus Felix
Dahn (!) wird mit unglaublich rohen, brutalen
Worten der Kampf bis aufs Meſſer gegen den
deutſchen oder deutſchfreundlichen Geſchäftsmann
gepredigt. Der Aufſatz war ſelbſt dem Laibacher
Staatsanwalte zu bunt und wurde konfisziert, aber
wir haben Beweiſe, daß er trotzdem in die Hände
der Abonnenten gelangt iſt ...
Wir wiſſen nun ganz ſicher, daß jenes
„Narodni konsorcy“, hinter welchem ſich die
Eigentümer des Wiſches verſtecken, aus Pettauer
Pervaken beſteht. Einem Manne, wie es der Doktor
Brumen iſt, Moral und politiſchen Anſtand beizu-
bringen, wollen wir freilich nicht verſuchen. Aber
wir wiſſen weiters, daß der eigentliche Führer der
Pettauer Pervaken ein Mann iſt, der in der
Öffentlichkeit einen Poſten bekleidet, welcher unver-
einbar iſt dem Vorgehen eines ſolchen politiſchen
Herausforderers. Brumen und deſſen Gefährten ſind
nur die Werkzeuge des — „neutralſten“ Slowenen
Dr. Jurtela, welcher Stellvertreter des
ſteiermärkiſchen Landeshauptmannes iſt.
So ſteht die Angelegenheit, Herr Jurtela wird
ſich noch an die Fahrt nach Krainburg erinnern,
die den Zweck hatte, den Križman — „Novi
Stajerc“ zu „ſanieren.“ Er, der Stellvertreter des
ſteierm. Landeshauptmannes, iſt der Freund eines
Skandalblättchens, das von der windiſchen (!) Preſſe
ſelbſt als ein politiſches Lumpenblatt charakteriſiert
wird, — er, der Stellvertreter des ſteiermärkiſchen
Landeshauptmannes trägt die moraliſche Verant-
wortung für die ungezählten Beſchimpfungen k. k.
Beamten, Landes- und Staatsfunktionäre, des
Landtages (!) und des Landesausſchuſſes (!!),
für die Boykottierung der Geſchäftswelt! Und wenn
er auch nicht den Mut beſitzt, für ſein ſonderbares
heimliches Wühlen die Verantwortung zu tragen,
wenn er auch Strohmänner vorſchiebt, ſo trifft ihm
die Verantwortung in all’ ihrer Schärfe.
Politiſche Umſchau.
Abg. Waſtian in Friedau.
Am nächſten Samstag, den 20. d. M. findet
in Bauers Gaſthof in Friedau eine Wählerver-
ſammlung ſtatt, in der Reichsratsabgeordneter
Heinrich Waſtian ſprechen wird.
Die Deutſche Volkspartei in Steiermark
hielt am letzten Samstag in Graz eine auf ge-
ladene Gäſte beſchränkte Vertrauensmännerverſamm-
lung ab, welche vor allem der „Neuorganiſation“
der genannten Partei galt. Prof. Dr. Streintz
berichtet hierüber, betont, daß der vorangegangene
Rechenſchaftsbericht der Partei nicht ſehr erfreulich
ſei, ſchilderte die Schwierigkeiten der Deutſchen
Volkspartei, die ſich insbeſondere bei Neuwahlen
ergeben, kritiſierte die Unzuverläſſigkeit der Ver-
trauensmänner und ſtellte als leitenden Grundſatz
die Forderung auf, daß die Kandidatenfrage bei
Neuwahlen nicht mehr den Vertrauens-
männern der betreffenden Bezirke überlaſſen
werde, ſondern daß die Zentrale der Deutſchen
Volksparteileitung in Graz nach eigenem Ermeſſen,
als ſelbſtändiger Wahlausſchuß in die
Kandidatenfrage beſtimmend eingreifen ſoll. „So-
bald irgend eine Wahl ausgeſchrieben wird, ſoll
ſie ſelbſt Hand anlegen, um eben nicht wieder
eine Rolle zu ſpielen wie der ſeinerzeit berüchtigte
Hofkriegsrat.“ Redner erklärte ſchließlich wie
Direktor Franz Pichler, der den Parteileitungs-
bericht erſtattete, daß die Parteileitung Geld
brauche. Die Vertrauensmänner ſollen zur Geld-
beſchaffung verpflichtet werden. Jedes
zweite Jahr ſolle eine ordentliche Parteitagung
ſtattfinden. Dr. Kamniker (Radkersburg) betont,
daß die Vertrauensmänner allein nicht genug Geld
zuſammenbringen können; es ſollen vielmehr bei
allen Angehörigen der Deutſchen Volks-
partei Geldbeiträge für die Parteizwecke einkaſſiert
werden. Auch die Körperſchaften und Gemeinden(?)
ſollen herangezogen werden. Dr. Mravlag (Mar-
burg) wendet ſich dagegen, daß für die Partei
Gelder aufgebracht werden ſollen; dieſe Gelder
ſeien nur für die Erhaltung der Partei leitung
beſtimmt. Dr. Kamniker erwidert, man könne
nicht die Parteileitung von der Partei trennen;
Jeder, welcher ſagt, er gehöre zur Deutſchen
Volkspartei, ſolle auch Opfer für ſie bringen,
ſolle zahlen. Nachdem noch mehrere Redner ge-
ſprochen hatten, darunter Herr Karl Pfrimer
(Marburg), welcher beantragt, es möge für jeden
ſteiriſchen Ort eine gewiſſe Geldſumme feſt-
geſetzt werden, welche die in dieſen Orten lebenden
Mitglieder der Deutſchen Volkspartei aufzubringen
haben, wurden die vom Berichterſtatter vorge-
ſchlagenen Organiſationsgrundſätze mit dem Zuſatz-
antrage des Dr. Kamniker angenommen. Abg.
Dr. Hofmann v. Wellenhof beſprach ſodann
die politiſche Lage und verteidigte insbeſondere den
Eintritt von Abgeordneten der Deutſchen Volks-
partei in das Kabinet Beck. Mit der Neuwahl der
Parteilung wurde die Tagung beendet.
Eigenberichte.
Rothwein, 16. Oktober. (Derverunglückte
Feuerwehrmann Eisner geſtorben.)
Geſtern ſtarb nach längerem qualvollen Leiden der
beim Brande auf der Beſitzung Roth verunglückte
Feuerwehrmann Franz Eisner. Eisner war ein
ſehr eifriges Mitglied der Rothweiner Feuerwehr.
Das Leichenbegängnis findet Mittwoch um 3 Uhr
nachmittags vom Krankenhauſe in Marburg nach
dem Rothweiner Ortsfriedhofe ſtatt. Die Teilnahme
an dem traurigen Geſchicke, das dieſen braven Mann
die nicht zu den nächſten Verwandten des Hauſes
gehörten, dachten an den Aufbruch.
Auch auf dem Teiche, wo während des ganzen
Nachmittags fröhliche Stimmen erklungen waren,
liefen nur noch wenige der jungen Leute, unter
ihnen Genia, die ſich ſcheinbar nicht genug tun
konnte in dem beliebten Sport. Aber trotz des
äußeren Frohſinns nagten in ihrem Innern qual-
volle Zweifel; wie ein ätzender Tropfen Giſt hatte
Karins Bemerkung über Stefano gewirkt, und
die Eiferſucht auf Roſe loderte endlich in hellen
Flammen auf.
„Sie muß fort, ſie muß fort“, ſagte ſie ſich
wohl zum zehntenmale, wenn auch ohne jede Hoff-
nung, Mittel und Wege dafür zu finden. Sah ſie
dann zu Stefano hinüber, während er, am Ufer
ſtehend mit harmlos vergnügter Miene dem luſtigen
Treiben zuſchaute, ſchwanden die Beſorgniſſe wieder.
Es war ja auch unmöglich, gar nicht auszudenken.
Zweifellos ließ nur der Neid Karin ſo ſinnlos
ſprechen.
Wieder glitt ihr Blick zu ihm hinüber und
leuchtete auf — endlich hatten die Damen und
mit ihnen die unausſtehliche Karin ihn auf einige
Minuten allein gelaſſen; wie eine Elfe ſchwebte ſie
im Bogenlauf zu Stefano hinan, der unter den
Buchenzweigen am Rande ſtand, löſte mit raſchem
Ruck die Schlittſchuhe und näherte ſich ihm.
„Guten Abend, Don Stefano — ein kaltes
Vergnügen, nicht wahr, und doch ſo köſtlich!“
Dann flüſternden Tones und verheißungsvoll:
„Wiſſen Sie ſchon das Neueſte? Ich will’s Ihnen
anvertrauen — nämlich morgen werde ich frei ſein,
von neuem Herrin über mein Herz und meine
Hand!“
„Frei!“ wiederholte er betroffen, „was meinen
Sie, Fräulein von Senden?“
„Nun, ich erklärte es ja ſchon“, antwortete ſie
ungeduldig; „ich beſtand darauf, meine Verlobung
mit Uwe Jens zu löſen, und er iſt bereit, mir das
Jawort zurückzugeben, nachdem ich ihm erklärte,
daß — meine Liebe einem andern gehörte.“
Als Stefano hierauf, während ſie langſam dem
Hauſe zugingen, nicht gleich antwortete, fuhr Genia
fort: „Es iſt kein übereilter Entſchluß, ſchon bei
unſerer Verlobung erfuhr er von mir, daß ich ihn
nicht liebte.“
„Das wundert mich; er iſt doch ein ſchöner
und ſtattlicher Mann“, warf Stefano ein.
„Ich denke, das Äußere ſpricht dort, wo die
Stimme des Herzens uns mit der Schweſterſeele
zuſammenführt, ſehr wenig mit“, ſagte Genia be-
deutungsvoll. „Auch Uwe Jens folgte bei unſerer
Verbindung mehr dem Impuls ſeiner Großmut,
weil meine Mutter, die dem Tode nahe war, die
Heirat wünſchte, um mich unter ſicherem Schutz zu
wiſſen. Nun aber iſt es mit dem einem Verſtorbenen
gegebenen Verſprechen ſtets eine eigene Sache: die
Verhältniſſe ändern ſich, und das ſtarre Feſthalten
daran widerſpricht deshalb oft dem Geiſt des
Toten ſelbſt, der nur unſer Wohl im Auge hatte.
Ich weiß beſtimmt, würde meine Mutter heute die
Gründe unſerer Trennung hören, ohne weiteres gäbe
ſie mir Recht.“
„Ich finde es ebenfalls, es iſt das Richtigſte,
eine Verbindung zu löſen, die ungetrübtes Glück
nicht zu verſprechen ſcheint. Beſſer ein raſcher wenn
auch ſchmerzlicher Schritt, als die lebenslange Reue
über ein verfehltes Daſein.“
„Alſo finden auch Sie, Don Stefano, daß
ich recht gehandelt habe?“ fragte Genia innerlich
jubelnd.
„Selbſtverſtändlich! — Herr Karlſen freilich
tut mir leid.“
„Warum?“
Genia war ſtehen geblieben, um in dem letzten
Schimmer der von Weſten her verglimmenden Abend-
röte die Züge des jungen Mannes zu beobachten.
„Ich kann nicht anders, als mir vorſtellen,
daß er Sie ſehr geliebt hat.“
„Natürlich hat er mich ſehr lieb gehabt, aber
es war nicht das rechte — auch für ihn nicht,
darüber ward mir längſt Gewißheit. Uwe Jens
wirkte auf mich erdrückend, er iſt ſo echt deutſch-
ſchwerfällig und nimmt alle Dinge ſo furchtbar
ernſt und tief. Der andere hingegen“, ſetzte ſie mit
leiſer Stimme hinzu. „wirkt auf mich wie ein
Sonnenſchein, der alle verborgenen Knoſpen der
Seele zum Leben ruft; ich werde vollkommen glück-
lich ſein.“ (Fortſ. f.)
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