Marburger Zeitung. Nr. 38, Marburg, 28.03.1905.Nr. 38, 28. März 1905. Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] Durchführung der Gründungsfeier, die in einen Gleichenberg, 27. März. (Gleichen- berger Plauderei.) Unsere Gemeinde ist nicht Pettauer Nachrichten. Neues Schwimmbad. Die Stadtgemeinde Marburger Nachrichten. Todesfall. In Zirknitz bei St. Egydi ist Ernennung. Die 82. allgemeine Versamm- [Spaltenumbruch] Evangelische Begräbnisse. Gestern, Mon- Payer-Vorlesung in Mahrenberg. Zu der Payer-Vorlesung in Mahrenberg, die wir Reichsratswählerversammlung. Über Kammerkonzert des Philharmonischen Vereines. Selten bekommen wir Kammermusik Die Genossenschaft der Herren- und Damenkleidermacher hielt am 25. d. ihre Von einigen Bürgern der Magdalena- vorstadt erhielten wir folgendes Schreiben mit Nr. 38, 28. März 1905. Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] Durchführung der Gründungsfeier, die in einen Gleichenberg, 27. März. (Gleichen- berger Plauderei.) Unſere Gemeinde iſt nicht Pettauer Nachrichten. Neues Schwimmbad. Die Stadtgemeinde Marburger Nachrichten. Todesfall. In Zirknitz bei St. Egydi iſt Ernennung. Die 82. allgemeine Verſamm- [Spaltenumbruch] Evangeliſche Begräbniſſe. Geſtern, Mon- Payer-Vorleſung in Mahrenberg. Zu der Payer-Vorleſung in Mahrenberg, die wir Reichsratswählerverſammlung. Über Kammerkonzert des Philharmoniſchen Vereines. Selten bekommen wir Kammermuſik Die Genoſſenſchaft der Herren- und Damenkleidermacher hielt am 25. d. ihre Von einigen Bürgern der Magdalena- vorſtadt erhielten wir folgendes Schreiben mit <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header">Nr. 38, 28. März 1905. Marburger Zeitung</fw><lb/> <cb/> <div type="jVarious" n="1"> <div xml:id="radkersburg2" prev="#radkersburg1" type="jArticle" n="2"> <p>Durchführung der Gründungsfeier, die in einen<lb/> Bezirksfeuerwehrtag und einen Feſtabend zerfallen<lb/> ſoll, betraut. Zum Schluſſe dankte Herr Reitter<lb/> allen Gönnern und Freunden der Feuerwehr und<lb/> erteilte dem Herrn Bürgermeiſter Edlen von<lb/><hi rendition="#g">Kodolitſch</hi> das Wort, der die Wehr zu ihrem<lb/> vierzigjährigen Gründungsfeſte beglückwünſchte, ſie<lb/> des ſteten Intereſſes ſeitens der Gemeinde verſicherte<lb/> und ſeine mit Beifall aufgenommenen Worte mit<lb/> einem „Heil“ auf die Wehr und ihren wieder-<lb/> gewählten Hauptmann ſchloß.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Gleichenberg,</hi> 27. März.</dateline> <head> <hi rendition="#g">(Gleichen-<lb/> berger Plauderei.)</hi> </head> <p>Unſere Gemeinde iſt nicht<lb/> auf Roſen gebettet, das iſt wohl ſchon eine altbe-<lb/> kannte Sache; es gab ſchon viele Unannehmlichkeiten<lb/> betreffs der Verwaltung und dieſe ziehen ſich fort.<lb/> Die Lage des jeweiligen Gemeindevorſtehers iſt da-<lb/> her keine beneidenswerte. Wie in allen Phaſen des<lb/> menſchlichen Daſeins, kann man auch in dieſem<lb/> Zweige nicht allen recht tun und die Folge iſt<lb/> Verdruß über Verdruß. So eine Kurgemeinde iſt<lb/> aber auch etwas ganz merkwürdiges. Der Verdienſt<lb/> iſt auf ganz kurze Zeit bemeſſen, die Auslagen<lb/> gehen aber regelmäßig fort. Die fünfzigprozentigen<lb/> Gemeindeumlagen wirken drückend auf die Beſitzer<lb/> und dieſe ſind förmlich bemüſſigt, ſich jede Kon-<lb/> kurrenz vom Halſe zu halten, um ſelbſt ihr Daſein<lb/> zu friſten und das Fortkommen der Angehörigen zu<lb/> ſichern. Wir haben nun im Punkte Verprovian-<lb/> tierung neunzehn Konzeſſionen und mußte erſt kürz-<lb/> lich die Gemeinde drei Anſuchen um Verleihung<lb/> neuer Befugniſſe zum Auskochen ꝛc. abſchlägig<lb/> beſcheiden; in der am 16. d. abgehaltenen Sitzung<lb/> wurde nun wieder das Geſuch der Villenbeſitzerin<lb/> Frau Anna v. Gyertyanffy behufs Erlangung einer<lb/> Penſion in der Villa D’Orſay abgewieſen, allein<lb/> man meint, daß, trotzdem die Gemeinde den Bedarf<lb/> einer Penſion als nichtvorhanden findet, die Geſuch-<lb/> ſtellerin in einer weiteren Inſtanz reuſſieren wird.<lb/> Wir können uns vorläufig noch nicht darüber aus-<lb/> ſprechen, meinen aber, daß einerſeits der Gemeinde<lb/> doch gewiſſe Rechte auch eingeräumt werden ſollen,<lb/> nachdem ſie viele Pflichten zu tragen hat; anderer-<lb/> ſeits ſoll natürlich auch das Intereſſe des Kur-<lb/> publikums gewahrt bleiben. In den Kurorten iſt<lb/> das Penſionsweſen im allgemeinen ſtark ausgebreitet<lb/> und bewährt ſich nach allen Richtungen hin. Der<lb/> Kurgaſt findet in der Penſion anregende Geſellſchaft<lb/> und wird ihm oft das Familienleben in der Pen-<lb/> ſion erſetzt. Vorzüge des Penſionslebens laſſen ſich<lb/> nicht abſtreiten und ſolche Gäſte, die Freiheit und<lb/> Ungebundenheit lieben, finden genügend Erſatz in<lb/> den Hotels ꝛc. Die lieben Geſchäftsverhältniſſe<lb/> bilden immer und immer wieder einen wichtigen<lb/> Faktor bei Beratung kommunaler Fragen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Pettauer Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Neues Schwimmbad.</hi> </head> <p>Die Stadtgemeinde<lb/> Pettau beſitzt am linken Drauufer eine Badeanſtalt,<lb/> in der man alle möglichen Arten von Bädern, auch<lb/> Licht- und Sonnenbäder, nehmen kann. Um aber<lb/> den Freiſchwimmern ein beſonders großes und<lb/> ſchönes Bad zu ſchaffen, kaufte die Stadtgemeinde<lb/> auch die am rechten Drauufer ganz vernachläſſigte<lb/> Badeanſtalt. Bürgermeiſter Ornig ließ hier ein Frei-<lb/> ſchwimmbad im großen Stile und höchſt praktiſch<lb/> errichten. Breite Betonſtufen führen in die Tiefen<lb/> der Drau, die hier ein betoniertes Bett erhielt.<lb/> Nebenan liegt eine Bucht, die ſehr ſeicht iſt und<lb/> den feinſten Sand beſitzt, in dem man Sandbäder<lb/> genießen kann. Das alte kleine Badehaus wird ab-<lb/> getragen werden und ein nettes Haus mit 12 Ka-<lb/> binen erbaut werden. Die Draubäder wirken unge-<lb/> mein erfriſchend und das Nervenſyſtem ſtärkend.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Marburger Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Todesfall.</hi> </head> <p>In Zirknitz bei St. Egydi iſt<lb/> am Montag früh die Gattin des Haus-, Großgrund-<lb/> und Kunſtmühlenbeſitzers Herrn Rupert Reppnig,<lb/> Frau Maria <hi rendition="#g">Reppnig</hi> geb. <hi rendition="#g">Poſcharnig</hi> nach<lb/> kurzem Leiden im 66. Lebensjahre geſtorben. Die<lb/> Beiſetzung findet Mittwoch um 9 Uhr vormittags<lb/> vom Trauerhauſe aus ſtatt. Herr und Frau Reppnig<lb/> wohnten durch längere Jahre in Marburg.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ernennung.</hi> </head> <p>Die 82. allgemeine Verſamm-<lb/> lung der k. k. Landwirtſchafts-Geſellſchaft für Steier-<lb/> mark hat den geſchäftsführenden Sekretär dieſer Ge-<lb/> ſellſchaft Herrn Franz <hi rendition="#g">Juvan,</hi> früher Direktor der<lb/> land- und forſtwirtſchaftlichen Lehranſtalten in Eger,<lb/> zum Generalſekretär ernannt.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Evangeliſche Begräbniſſe.</hi> </head> <p>Geſtern, Mon-<lb/> tag, nachmittags wurde auf dem evangeliſchen Fried-<lb/> hofe der im allgemeinen Krankenhauſe verſtorbene<lb/> 36jährige Monteur Albert <hi rendition="#g">Ekkarius</hi> unter zahl-<lb/> reicher Beteiligung begraben. Der Heimgegangene<lb/> hinterläßt eine Witwe und fünf unverſorgte Kinder.<lb/> — Um halb 5 Uhr fand das Begräbnis des k. u. k.<lb/> Majors i. R. Herrn Albrecht Freih. v. <hi rendition="#g">Uslar-<lb/> Gleichen</hi> mit militäriſchen Ehren ſtatt. Der Ver-<lb/> blichene wurde am 30. Jänner 1831 in Ahlden im<lb/> damaligen Königreiche Hannover geboren, trat im<lb/> Jahre 1847 als Regiments-Kadett in das 16. ita-<lb/> lieniſche Linien-Infanterie-Regiment FML. von<lb/> Zanini, wurde 1848 Leutnant im 1. Drag.-Reg.<lb/> Erzherzog Johann, 1849 Oberleutnant, 1854 Ritt-<lb/> meiſter, 1857 Kämmerer, machte die Feldzüge 1848<lb/> und 1849 in Ungarn und 1859 in Italien mit,<lb/> wurde 1860 zur Dienſtleiſtung bei weiland Ihrer<lb/> Majeſtät der Kaiſerin Eliſabeth als Dienſtkämmerer<lb/> berufen. 1866 durch einen Sturz mit dem Pferde<lb/> dienſtuntauglich gemacht, wurde er zeitlich penſioniert,<lb/> um dann noch vom Jahre 1868 bis 1877 in ver-<lb/> ſchiedenen Ehrenpoſten Dienſte zu tun: Bei ſeinem<lb/> Scheiden aus dem Dienſte, der durch einen zweiten<lb/> Unglücksfall hervorgerufen wurde, erhielt er den<lb/> Charakter eines Majors; der Kaiſer verlieh ihm<lb/> damals „für ſeine beſonders pflichtgetreuen, ſtets<lb/> ausgezeichneten Dienſtleiſtungen“ das Militär-Ver-<lb/> dienſtkreuz. Außerdem beſaß der Heimgegangene<lb/> mehrere ausländiſche Orden. Auch dieſes Begräbnis<lb/> fand eine äußerſt zahlreiche Beteiligung.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Payer-Vorleſung in Mahrenberg.</hi> </head><lb/> <p>Zu der Payer-Vorleſung in Mahrenberg, die wir<lb/> bereits in der letzten Nummer erwähnten, wird uns<lb/> noch geſchrieben: „Über Bemühung des immer auf<lb/> das liebenswürdigſte für anregende Belebung unſeres<lb/> Marktes beſorgten Herrn Bezirksrichters <hi rendition="#g">Visconti</hi><lb/> wird Dr. Julius <hi rendition="#g">Payer</hi> die Güte haben, am<lb/> 1. April 8 Uhr abends im Saale des Gaſthauſes<lb/> Brudermann einen Vortrag über die in den Jahren<lb/> 1872—74 von ihm geleitete öſterreichiſche Nordpol-<lb/> expedition, ſowie über Südpolarforſchung und Andree<lb/> zu halten. Die Freude, den weltberühmten und<lb/> bewunderten Mann bei uns begrüßen zu können,<lb/> iſt ſehr groß und gibt ſich bereits allenthalben ein<lb/> ſo lebhaftes Intereſſe für den bevorſtehenden, ſeltenen<lb/> Abend kund, daß es ratſam erſcheint, ſich wegen der<lb/> Einkrittskarten (Eintrittspreis 1 Krone) rechtzeitig<lb/> an Herrn Bezirksrichter Visconti zu wenden.“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Reichsratswählerverſammlung.</hi> </head> <p>Über<lb/> Anregung des Marburger Gewerbevereines hält<lb/> unſer hochverehrter Reichsratsabgeordneter Herr<lb/> Dr. Ed. <hi rendition="#g">Wolffhardt</hi> am Samstag, den 15. April<lb/> d. J. eine Wählerverſammlung ab, in welcher ge-<lb/> werbliche und wirtſchaftliche Fragen zur Beſprechung<lb/> gelangen werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kammerkonzert des Philharmoniſchen<lb/> Vereines.</hi> </head> <p>Selten bekommen wir Kammermuſik<lb/> zu hören und darum freut es uns, daß der Phil-<lb/> harmoniſche Verein uns doch wenigſtens einmal<lb/> in die duftigen Gefilde intimer Muſik führt. Das<lb/> am Freitag im großen Kaſinoſaale veranſtaltete<lb/> Konzert, als dritte ſatzungsmäßige Vereinsaufführung,<lb/> hatte einen ſchönen Erfolg aufzuweiſen, an dem die<lb/> Lehrer der Vereinsmuſikſchule, die Herren Hans<lb/><hi rendition="#g">Gröger,</hi> Hans <hi rendition="#g">Jäckel,</hi> Max <hi rendition="#g">Schönherr</hi> und<lb/> Wilhelm <hi rendition="#g">Köhler</hi> lebhaften Anteil hatten. Franz<lb/> Schuberts Streichquartett Op. 29 <hi rendition="#aq">A-moll</hi> eröffnete<lb/> den Abend. Wenn man etwas an dieſer Wiedergabe<lb/> auszuſetzen hatte, ſo war es das zu laute Übertönen<lb/> der zweiten Violine den übrigen Inſtrumenten gegen-<lb/> über und das zu raſch genommene Tempo des<lb/> dritten Satzes, der auch noch ein größeres <hi rendition="#aq">piano</hi><lb/> vertragen hätte; ſo wäre dann gerade der ſchönſte<lb/> Teil dieſes dankbaren Quartettes, in deſſen Ganzem<lb/> das frohe Gemüt des Meiſters ſich loslöſt, von be-<lb/> ſonderer Wirkung geweſen. Bedeutend beſſer gelang<lb/> den Vortragenden W. A. Mozarts Streichquartett<lb/> Nr. 8 <hi rendition="#aq">D-dur.</hi> Ein Zug der Einheitlichkeit, der<lb/> Abgeklärtheit und Wärme lag in der Wiedergabe.<lb/> Alles kam aus der Tiefe und kennzeichnete das<lb/> frohe Gemüt, die Grazie und den Schönheitsſinn<lb/> des großen Meiſters. Von den zahlreich erſchienenen<lb/> Zuhörern wurde den Quartettgenoſſen in reichem<lb/> Maße verdienter Beifall geſpendet. Als willkommene<lb/> Abwechslung wurden in dieſe Streichquartette Lieder<lb/> eingeſtreut, welche von einem uns liebwerten Gaſte,<lb/> Herrn Opernſänger Guſtav <hi rendition="#g">Landauer</hi> in meiſter-<lb/> hafter Weiſe vorgetragen wurden. Das weiche<lb/> Organ, die deutliche Textausſprache und das ſeeliſche<lb/> Empfinden des Sängers — all das kam in jeder<lb/> Liedergabe in der prächtigſten Weiſe zum Ausdruck.<lb/> Sieben Lieder waren es, welche an der Vortrags-<lb/><cb/> ordnung angegeben waren, von welchen jedes ein-<lb/> ſchlug und dem Sänger nicht endenwollenden Bei-<lb/> fall eintrug, der ihn bewog, mit drei hübſchen Zu-<lb/> gaben zu danken. Die Begleitung der Lieder am<lb/> Klaviere beſorgte Herr Wilhelm <hi rendition="#g">Köhler</hi> in aner-<lb/> kannt beſter Weiſe.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Genoſſenſchaft der Herren- und<lb/> Damenkleidermacher</hi> </head> <p>hielt am 25. d. ihre<lb/> Jahresverſammlung im Salon „der altdeutſchen<lb/> Weinſtube ab. Nach Begrüßung der Erſchienenen<lb/> durch Herrn Vorſtand Johann <hi rendition="#g">Latzko</hi> wurde der<lb/> Jahresbericht zur Verleſung gebracht. In dieſem<lb/> Jahresberichte wurde dem ſteierm. Gewerbeförde-<lb/> rungsinſtitute und dem Marburger Gewerbevereine<lb/> für die Durchführung des Buchhaltungskurſes und<lb/> zweier Fachkurſe für Damenkleidermacherinnen gedankt.<lb/> In regem ſchriftlichen Verkehre war auch die Ge-<lb/> noſſenſchaft mit verſchiedenen Körperſchaften und<lb/> ſetzte in Petitionen auch alles daran, um die Ge-<lb/> werbenovelle in ihrer Vorlage zum Schutze der<lb/> handwerksmäßigen Gewerbe zur Annahme zu<lb/> bringen. Die Genoſſenſchaft hatte auch Gelegenheit<lb/> beim Schneiderkongreſſe in Wien, beim Gewerbetage<lb/> in Cilli und beim Handwerkerrate in Leoben ihre<lb/> Intereſſen zu vertreten. In einer vorjährigen Meiſter-<lb/> verſammlung wurden auch die Lohnverhältniſſe der<lb/> Stückarbeiter einer Regelung unterzogen und wird<lb/> jetzt auch die Genoſſenſchaft daran gehen, die<lb/> Arbeitszeit und die Lohnverhältniſſe der Wochen-<lb/> arbeiter in einer für beide Teile zufriedenſtellenden<lb/> Art zu regeln. In 25 Fällen wurden dem Stadt-<lb/> rate Gewerbeübertretungen zur Anzeige gebracht,<lb/> 16 Lehrlinge und 95 Lehrmädchen wurden aufge-<lb/> dungen und 8 Lehrlinge und 43 Lehrmädchen frei-<lb/> geſprochen. Die Genoſſenſchaft zählt 158 Mitglieder.<lb/> 14 Gewerbe wurden im abgelaufenen Jahre zur<lb/> Anmeldung gebracht und 4 gelöſcht. 196 durch-<lb/> reiſenden, arbeitſuchenden Gehilfen wurde die ihnen<lb/> gewährte Unterſtützung von 50 Heller gegeben. Die<lb/> Jahresrechnung weiſt eine Einnahme von 659·20 K.<lb/> und Ansgabe von 553·66 K. auf. Das Geſamt-<lb/> vermögen beziffert ſich mit 646·40 K. Die Rech-<lb/> nungen wurden geprüft und in beſter Ordnung ge-<lb/> funden. Rechnungsprüfer Herr Joſef <hi rendition="#g">Fraß</hi> bean-<lb/> tragt, der Genoſſenſchaftsvorſtehung die Entlaſtung<lb/> zu erteilen und ihr den Dank ausznſprechen, was<lb/> einſtimmig angenommen wird. Freiſprechungen,<lb/> Jahresumlage uſw. werden in der bisherigen Weiſe,<lb/> gleichwie die Unterſtützung für durchreiſende Ge-<lb/> hilfen, beibehalten. Der Gehilfenobmann Herr<lb/> Ig. <hi rendition="#g">Roßmann</hi> bringt hiefür den Dank der Ge-<lb/> hilfenſchaft zum Ausdruck. Herr Schneidermeiſter<lb/> und Fachlehrer Vitus <hi rendition="#g">Käfer</hi> aus Graz hält ſodann<lb/> einen lichtvollen, von reichem Beifall begleiteten<lb/> Vortrag über „Gewerbliche Rundſchau bei beſonderer<lb/> Berückſichtigung des Kleidermachergewerbes“, in<lb/> welchem er in ſcharfer Weiſe das ſchädigende Vor-<lb/> gehen der Konfektionäre gegenüber den Schneider-<lb/> meiſtern geißelt und mit der Annahme der Gewerbe-<lb/> novelle dringende Abhilfe hofft. Herr Fraß berichtet<lb/> ſodann über einen mit einem Ausſchuſſe zuſammen-<lb/> geſtellten Tarif für Einheitspreiſe im Schneider-<lb/> gewerbe, der in der nächſten Verſammlung zur<lb/> durchführenden Vorlage gelangen wird. Der Antrag<lb/> auf Gründung einer Meiſterunterſtützungskaſſe, ins-<lb/> beſonders bei Sterbefällen, wird abgelehnt, dagegen<lb/> über Antrag des Herrn Anton <hi rendition="#g">Koßar</hi> der Beitritt<lb/> zum gründenden Fachverbande für Kleidermacher in<lb/> Steiermark beſchloſſen. Beim Punkte Anträge führten<lb/> verſchiedene Angelegenheiten eine längere Wechſelrede<lb/> herbei, worauf nach nahezu ſechsſtündiger Dauer<lb/> der Verſammlung Herr J. Latzko Anlaß nahm, die<lb/> Verſammlung mit dem Danke für die rege Teil-<lb/> nahme zu ſchließen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Von einigen Bürgern der Magdalena-<lb/> vorſtadt</hi> </head> <p>erhielten wir folgendes Schreiben mit<lb/> dem Erſuchen um Beröffentlichung: An der beleb-<lb/> teſten Stelle der Magdalenavorſtadt, dort wo ſich<lb/> drei Straßen kreuzen, unterhalb der Apotheke, als<lb/> Fortſetzung des Winkler’ſchen Gartens, erblickt der<lb/> Fremde, wenn er vom Kärntnerbahnhofe kommend,<lb/> ſtadteinwärts zieht, an einer Böſchung die reizendſte,<lb/> von einem mächtigen Geländer geſchätzte Anlage,<lb/> die je eine Stadt beſaß. Jedenfalls ſteht dort auch<lb/> der ſtändige Poſten und zwar zur Bewachung dieſer<lb/> Anlage. Vor einigen Tagen ſah man mehrere<lb/> Fremde vor der Anlage ſtehen und einer davon<lb/> zeichnete ſich die Gruppierung der drei Akazien-<lb/> ſträucher um den Akazienbaum ohne Äſte ab.<lb/> Beſonders aber bewunderte man die ſchon an ſechs<lb/> Jahre der Vollendung ſehnſüchtig harrende ſteinerne<lb/> Stiege zwiſchen der Joſef- und der Bergſtraße. Ein<lb/> Mitglied der Magdalena-Bürgerſchaft erklärte dem<lb/> Fremden ſodann den Zweck des großen Loches am<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Nr. 38, 28. März 1905. Marburger Zeitung
Durchführung der Gründungsfeier, die in einen
Bezirksfeuerwehrtag und einen Feſtabend zerfallen
ſoll, betraut. Zum Schluſſe dankte Herr Reitter
allen Gönnern und Freunden der Feuerwehr und
erteilte dem Herrn Bürgermeiſter Edlen von
Kodolitſch das Wort, der die Wehr zu ihrem
vierzigjährigen Gründungsfeſte beglückwünſchte, ſie
des ſteten Intereſſes ſeitens der Gemeinde verſicherte
und ſeine mit Beifall aufgenommenen Worte mit
einem „Heil“ auf die Wehr und ihren wieder-
gewählten Hauptmann ſchloß.
Gleichenberg, 27. März. (Gleichen-
berger Plauderei.) Unſere Gemeinde iſt nicht
auf Roſen gebettet, das iſt wohl ſchon eine altbe-
kannte Sache; es gab ſchon viele Unannehmlichkeiten
betreffs der Verwaltung und dieſe ziehen ſich fort.
Die Lage des jeweiligen Gemeindevorſtehers iſt da-
her keine beneidenswerte. Wie in allen Phaſen des
menſchlichen Daſeins, kann man auch in dieſem
Zweige nicht allen recht tun und die Folge iſt
Verdruß über Verdruß. So eine Kurgemeinde iſt
aber auch etwas ganz merkwürdiges. Der Verdienſt
iſt auf ganz kurze Zeit bemeſſen, die Auslagen
gehen aber regelmäßig fort. Die fünfzigprozentigen
Gemeindeumlagen wirken drückend auf die Beſitzer
und dieſe ſind förmlich bemüſſigt, ſich jede Kon-
kurrenz vom Halſe zu halten, um ſelbſt ihr Daſein
zu friſten und das Fortkommen der Angehörigen zu
ſichern. Wir haben nun im Punkte Verprovian-
tierung neunzehn Konzeſſionen und mußte erſt kürz-
lich die Gemeinde drei Anſuchen um Verleihung
neuer Befugniſſe zum Auskochen ꝛc. abſchlägig
beſcheiden; in der am 16. d. abgehaltenen Sitzung
wurde nun wieder das Geſuch der Villenbeſitzerin
Frau Anna v. Gyertyanffy behufs Erlangung einer
Penſion in der Villa D’Orſay abgewieſen, allein
man meint, daß, trotzdem die Gemeinde den Bedarf
einer Penſion als nichtvorhanden findet, die Geſuch-
ſtellerin in einer weiteren Inſtanz reuſſieren wird.
Wir können uns vorläufig noch nicht darüber aus-
ſprechen, meinen aber, daß einerſeits der Gemeinde
doch gewiſſe Rechte auch eingeräumt werden ſollen,
nachdem ſie viele Pflichten zu tragen hat; anderer-
ſeits ſoll natürlich auch das Intereſſe des Kur-
publikums gewahrt bleiben. In den Kurorten iſt
das Penſionsweſen im allgemeinen ſtark ausgebreitet
und bewährt ſich nach allen Richtungen hin. Der
Kurgaſt findet in der Penſion anregende Geſellſchaft
und wird ihm oft das Familienleben in der Pen-
ſion erſetzt. Vorzüge des Penſionslebens laſſen ſich
nicht abſtreiten und ſolche Gäſte, die Freiheit und
Ungebundenheit lieben, finden genügend Erſatz in
den Hotels ꝛc. Die lieben Geſchäftsverhältniſſe
bilden immer und immer wieder einen wichtigen
Faktor bei Beratung kommunaler Fragen.
Pettauer Nachrichten.
Neues Schwimmbad. Die Stadtgemeinde
Pettau beſitzt am linken Drauufer eine Badeanſtalt,
in der man alle möglichen Arten von Bädern, auch
Licht- und Sonnenbäder, nehmen kann. Um aber
den Freiſchwimmern ein beſonders großes und
ſchönes Bad zu ſchaffen, kaufte die Stadtgemeinde
auch die am rechten Drauufer ganz vernachläſſigte
Badeanſtalt. Bürgermeiſter Ornig ließ hier ein Frei-
ſchwimmbad im großen Stile und höchſt praktiſch
errichten. Breite Betonſtufen führen in die Tiefen
der Drau, die hier ein betoniertes Bett erhielt.
Nebenan liegt eine Bucht, die ſehr ſeicht iſt und
den feinſten Sand beſitzt, in dem man Sandbäder
genießen kann. Das alte kleine Badehaus wird ab-
getragen werden und ein nettes Haus mit 12 Ka-
binen erbaut werden. Die Draubäder wirken unge-
mein erfriſchend und das Nervenſyſtem ſtärkend.
Marburger Nachrichten.
Todesfall. In Zirknitz bei St. Egydi iſt
am Montag früh die Gattin des Haus-, Großgrund-
und Kunſtmühlenbeſitzers Herrn Rupert Reppnig,
Frau Maria Reppnig geb. Poſcharnig nach
kurzem Leiden im 66. Lebensjahre geſtorben. Die
Beiſetzung findet Mittwoch um 9 Uhr vormittags
vom Trauerhauſe aus ſtatt. Herr und Frau Reppnig
wohnten durch längere Jahre in Marburg.
Ernennung. Die 82. allgemeine Verſamm-
lung der k. k. Landwirtſchafts-Geſellſchaft für Steier-
mark hat den geſchäftsführenden Sekretär dieſer Ge-
ſellſchaft Herrn Franz Juvan, früher Direktor der
land- und forſtwirtſchaftlichen Lehranſtalten in Eger,
zum Generalſekretär ernannt.
Evangeliſche Begräbniſſe. Geſtern, Mon-
tag, nachmittags wurde auf dem evangeliſchen Fried-
hofe der im allgemeinen Krankenhauſe verſtorbene
36jährige Monteur Albert Ekkarius unter zahl-
reicher Beteiligung begraben. Der Heimgegangene
hinterläßt eine Witwe und fünf unverſorgte Kinder.
— Um halb 5 Uhr fand das Begräbnis des k. u. k.
Majors i. R. Herrn Albrecht Freih. v. Uslar-
Gleichen mit militäriſchen Ehren ſtatt. Der Ver-
blichene wurde am 30. Jänner 1831 in Ahlden im
damaligen Königreiche Hannover geboren, trat im
Jahre 1847 als Regiments-Kadett in das 16. ita-
lieniſche Linien-Infanterie-Regiment FML. von
Zanini, wurde 1848 Leutnant im 1. Drag.-Reg.
Erzherzog Johann, 1849 Oberleutnant, 1854 Ritt-
meiſter, 1857 Kämmerer, machte die Feldzüge 1848
und 1849 in Ungarn und 1859 in Italien mit,
wurde 1860 zur Dienſtleiſtung bei weiland Ihrer
Majeſtät der Kaiſerin Eliſabeth als Dienſtkämmerer
berufen. 1866 durch einen Sturz mit dem Pferde
dienſtuntauglich gemacht, wurde er zeitlich penſioniert,
um dann noch vom Jahre 1868 bis 1877 in ver-
ſchiedenen Ehrenpoſten Dienſte zu tun: Bei ſeinem
Scheiden aus dem Dienſte, der durch einen zweiten
Unglücksfall hervorgerufen wurde, erhielt er den
Charakter eines Majors; der Kaiſer verlieh ihm
damals „für ſeine beſonders pflichtgetreuen, ſtets
ausgezeichneten Dienſtleiſtungen“ das Militär-Ver-
dienſtkreuz. Außerdem beſaß der Heimgegangene
mehrere ausländiſche Orden. Auch dieſes Begräbnis
fand eine äußerſt zahlreiche Beteiligung.
Payer-Vorleſung in Mahrenberg.
Zu der Payer-Vorleſung in Mahrenberg, die wir
bereits in der letzten Nummer erwähnten, wird uns
noch geſchrieben: „Über Bemühung des immer auf
das liebenswürdigſte für anregende Belebung unſeres
Marktes beſorgten Herrn Bezirksrichters Visconti
wird Dr. Julius Payer die Güte haben, am
1. April 8 Uhr abends im Saale des Gaſthauſes
Brudermann einen Vortrag über die in den Jahren
1872—74 von ihm geleitete öſterreichiſche Nordpol-
expedition, ſowie über Südpolarforſchung und Andree
zu halten. Die Freude, den weltberühmten und
bewunderten Mann bei uns begrüßen zu können,
iſt ſehr groß und gibt ſich bereits allenthalben ein
ſo lebhaftes Intereſſe für den bevorſtehenden, ſeltenen
Abend kund, daß es ratſam erſcheint, ſich wegen der
Einkrittskarten (Eintrittspreis 1 Krone) rechtzeitig
an Herrn Bezirksrichter Visconti zu wenden.“
Reichsratswählerverſammlung. Über
Anregung des Marburger Gewerbevereines hält
unſer hochverehrter Reichsratsabgeordneter Herr
Dr. Ed. Wolffhardt am Samstag, den 15. April
d. J. eine Wählerverſammlung ab, in welcher ge-
werbliche und wirtſchaftliche Fragen zur Beſprechung
gelangen werden.
Kammerkonzert des Philharmoniſchen
Vereines. Selten bekommen wir Kammermuſik
zu hören und darum freut es uns, daß der Phil-
harmoniſche Verein uns doch wenigſtens einmal
in die duftigen Gefilde intimer Muſik führt. Das
am Freitag im großen Kaſinoſaale veranſtaltete
Konzert, als dritte ſatzungsmäßige Vereinsaufführung,
hatte einen ſchönen Erfolg aufzuweiſen, an dem die
Lehrer der Vereinsmuſikſchule, die Herren Hans
Gröger, Hans Jäckel, Max Schönherr und
Wilhelm Köhler lebhaften Anteil hatten. Franz
Schuberts Streichquartett Op. 29 A-moll eröffnete
den Abend. Wenn man etwas an dieſer Wiedergabe
auszuſetzen hatte, ſo war es das zu laute Übertönen
der zweiten Violine den übrigen Inſtrumenten gegen-
über und das zu raſch genommene Tempo des
dritten Satzes, der auch noch ein größeres piano
vertragen hätte; ſo wäre dann gerade der ſchönſte
Teil dieſes dankbaren Quartettes, in deſſen Ganzem
das frohe Gemüt des Meiſters ſich loslöſt, von be-
ſonderer Wirkung geweſen. Bedeutend beſſer gelang
den Vortragenden W. A. Mozarts Streichquartett
Nr. 8 D-dur. Ein Zug der Einheitlichkeit, der
Abgeklärtheit und Wärme lag in der Wiedergabe.
Alles kam aus der Tiefe und kennzeichnete das
frohe Gemüt, die Grazie und den Schönheitsſinn
des großen Meiſters. Von den zahlreich erſchienenen
Zuhörern wurde den Quartettgenoſſen in reichem
Maße verdienter Beifall geſpendet. Als willkommene
Abwechslung wurden in dieſe Streichquartette Lieder
eingeſtreut, welche von einem uns liebwerten Gaſte,
Herrn Opernſänger Guſtav Landauer in meiſter-
hafter Weiſe vorgetragen wurden. Das weiche
Organ, die deutliche Textausſprache und das ſeeliſche
Empfinden des Sängers — all das kam in jeder
Liedergabe in der prächtigſten Weiſe zum Ausdruck.
Sieben Lieder waren es, welche an der Vortrags-
ordnung angegeben waren, von welchen jedes ein-
ſchlug und dem Sänger nicht endenwollenden Bei-
fall eintrug, der ihn bewog, mit drei hübſchen Zu-
gaben zu danken. Die Begleitung der Lieder am
Klaviere beſorgte Herr Wilhelm Köhler in aner-
kannt beſter Weiſe.
Die Genoſſenſchaft der Herren- und
Damenkleidermacher hielt am 25. d. ihre
Jahresverſammlung im Salon „der altdeutſchen
Weinſtube ab. Nach Begrüßung der Erſchienenen
durch Herrn Vorſtand Johann Latzko wurde der
Jahresbericht zur Verleſung gebracht. In dieſem
Jahresberichte wurde dem ſteierm. Gewerbeförde-
rungsinſtitute und dem Marburger Gewerbevereine
für die Durchführung des Buchhaltungskurſes und
zweier Fachkurſe für Damenkleidermacherinnen gedankt.
In regem ſchriftlichen Verkehre war auch die Ge-
noſſenſchaft mit verſchiedenen Körperſchaften und
ſetzte in Petitionen auch alles daran, um die Ge-
werbenovelle in ihrer Vorlage zum Schutze der
handwerksmäßigen Gewerbe zur Annahme zu
bringen. Die Genoſſenſchaft hatte auch Gelegenheit
beim Schneiderkongreſſe in Wien, beim Gewerbetage
in Cilli und beim Handwerkerrate in Leoben ihre
Intereſſen zu vertreten. In einer vorjährigen Meiſter-
verſammlung wurden auch die Lohnverhältniſſe der
Stückarbeiter einer Regelung unterzogen und wird
jetzt auch die Genoſſenſchaft daran gehen, die
Arbeitszeit und die Lohnverhältniſſe der Wochen-
arbeiter in einer für beide Teile zufriedenſtellenden
Art zu regeln. In 25 Fällen wurden dem Stadt-
rate Gewerbeübertretungen zur Anzeige gebracht,
16 Lehrlinge und 95 Lehrmädchen wurden aufge-
dungen und 8 Lehrlinge und 43 Lehrmädchen frei-
geſprochen. Die Genoſſenſchaft zählt 158 Mitglieder.
14 Gewerbe wurden im abgelaufenen Jahre zur
Anmeldung gebracht und 4 gelöſcht. 196 durch-
reiſenden, arbeitſuchenden Gehilfen wurde die ihnen
gewährte Unterſtützung von 50 Heller gegeben. Die
Jahresrechnung weiſt eine Einnahme von 659·20 K.
und Ansgabe von 553·66 K. auf. Das Geſamt-
vermögen beziffert ſich mit 646·40 K. Die Rech-
nungen wurden geprüft und in beſter Ordnung ge-
funden. Rechnungsprüfer Herr Joſef Fraß bean-
tragt, der Genoſſenſchaftsvorſtehung die Entlaſtung
zu erteilen und ihr den Dank ausznſprechen, was
einſtimmig angenommen wird. Freiſprechungen,
Jahresumlage uſw. werden in der bisherigen Weiſe,
gleichwie die Unterſtützung für durchreiſende Ge-
hilfen, beibehalten. Der Gehilfenobmann Herr
Ig. Roßmann bringt hiefür den Dank der Ge-
hilfenſchaft zum Ausdruck. Herr Schneidermeiſter
und Fachlehrer Vitus Käfer aus Graz hält ſodann
einen lichtvollen, von reichem Beifall begleiteten
Vortrag über „Gewerbliche Rundſchau bei beſonderer
Berückſichtigung des Kleidermachergewerbes“, in
welchem er in ſcharfer Weiſe das ſchädigende Vor-
gehen der Konfektionäre gegenüber den Schneider-
meiſtern geißelt und mit der Annahme der Gewerbe-
novelle dringende Abhilfe hofft. Herr Fraß berichtet
ſodann über einen mit einem Ausſchuſſe zuſammen-
geſtellten Tarif für Einheitspreiſe im Schneider-
gewerbe, der in der nächſten Verſammlung zur
durchführenden Vorlage gelangen wird. Der Antrag
auf Gründung einer Meiſterunterſtützungskaſſe, ins-
beſonders bei Sterbefällen, wird abgelehnt, dagegen
über Antrag des Herrn Anton Koßar der Beitritt
zum gründenden Fachverbande für Kleidermacher in
Steiermark beſchloſſen. Beim Punkte Anträge führten
verſchiedene Angelegenheiten eine längere Wechſelrede
herbei, worauf nach nahezu ſechsſtündiger Dauer
der Verſammlung Herr J. Latzko Anlaß nahm, die
Verſammlung mit dem Danke für die rege Teil-
nahme zu ſchließen.
Von einigen Bürgern der Magdalena-
vorſtadt erhielten wir folgendes Schreiben mit
dem Erſuchen um Beröffentlichung: An der beleb-
teſten Stelle der Magdalenavorſtadt, dort wo ſich
drei Straßen kreuzen, unterhalb der Apotheke, als
Fortſetzung des Winkler’ſchen Gartens, erblickt der
Fremde, wenn er vom Kärntnerbahnhofe kommend,
ſtadteinwärts zieht, an einer Böſchung die reizendſte,
von einem mächtigen Geländer geſchätzte Anlage,
die je eine Stadt beſaß. Jedenfalls ſteht dort auch
der ſtändige Poſten und zwar zur Bewachung dieſer
Anlage. Vor einigen Tagen ſah man mehrere
Fremde vor der Anlage ſtehen und einer davon
zeichnete ſich die Gruppierung der drei Akazien-
ſträucher um den Akazienbaum ohne Äſte ab.
Beſonders aber bewunderte man die ſchon an ſechs
Jahre der Vollendung ſehnſüchtig harrende ſteinerne
Stiege zwiſchen der Joſef- und der Bergſtraße. Ein
Mitglied der Magdalena-Bürgerſchaft erklärte dem
Fremden ſodann den Zweck des großen Loches am
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