Marburger Zeitung. Nr. 38, Marburg, 28.03.1905.Nr. 38, 28. März 1905. Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] auch jener der Frauenortsgruppe (Antrag Frau Anna Leidl) wird wiedergewählt; in den ersteren wird als neues Ausschußmitglied noch Herr Dr. Ernst Mravlag gewählt, da Herr Dr. Krenn seine Stelle niederlegte. Nach einer Wechselrede über die Art der geplanten Jubiläumsfeier wird über Antrag des Herrn Direktors Schmid beschlossen, vvrmittags am 14. Mai eine ernste nationale Feier, abends einen Kommers zu veran- stalten. -- Der Versammlung folgten mit reichem Beifalle ausgezeichnete Liedervorträge des Fräuleins Sophie Vessel, solche des Männergesangvereines und anregende Tonstücke des Hausorchesters des Männergesangvereines. Gastwirteversammlung. Wir teilen über Selbstmorde. Aus Leibnitz wird berich- Aspiranten zur freiwilligen Feuer- wehr Marburg werden in der Zeit vom 1. März Aus dem Gerichtslaale. Die Pettauer Bezirksvertretungswahl vor dem Verwaltungsgerichtshof. Vor dem Eingesendet. Offener Brief. Herr Johann Posautz, Monteur der städt. Mögen die Röhren in der Kokoschineggallee Für Herrn Posautz aber wäre es besser ge- Marburg, am 27. März 1905. Zur Gastwirteversammlung. Sehr geehrter Herr Schriftleiter! Im Berichte Demgegenüber erlaube ich mir zu bemerken, Indem ich Ihnen, geehrter Herr Schriftleiter, Marburg, 28. März. [irrelevantes Material] [irrelevantes Material] Nr. 38, 28. März 1905. Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] auch jener der Frauenortsgruppe (Antrag Frau Anna Leidl) wird wiedergewählt; in den erſteren wird als neues Ausſchußmitglied noch Herr Dr. Ernſt Mravlag gewählt, da Herr Dr. Krenn ſeine Stelle niederlegte. Nach einer Wechſelrede über die Art der geplanten Jubiläumsfeier wird über Antrag des Herrn Direktors Schmid beſchloſſen, vvrmittags am 14. Mai eine ernſte nationale Feier, abends einen Kommers zu veran- ſtalten. — Der Verſammlung folgten mit reichem Beifalle ausgezeichnete Liedervorträge des Fräuleins Sophie Veſſel, ſolche des Männergeſangvereines und anregende Tonſtücke des Hausorcheſters des Männergeſangvereines. Gaſtwirteverſammlung. Wir teilen über Selbſtmorde. Aus Leibnitz wird berich- Aſpiranten zur freiwilligen Feuer- wehr Marburg werden in der Zeit vom 1. März Aus dem Gerichtslaale. Die Pettauer Bezirksvertretungswahl vor dem Verwaltungsgerichtshof. Vor dem Eingeſendet. Offener Brief. Herr Johann Poſautz, Monteur der ſtädt. Mögen die Röhren in der Kokoſchineggallee Für Herrn Poſautz aber wäre es beſſer ge- Marburg, am 27. März 1905. Zur Gaſtwirteverſammlung. Sehr geehrter Herr Schriftleiter! Im Berichte Demgegenüber erlaube ich mir zu bemerken, Indem ich Ihnen, geehrter Herr Schriftleiter, Marburg, 28. März. [irrelevantes Material] [irrelevantes Material] <TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0005" n="5"/><fw place="top" type="header">Nr. 38, 28. März 1905. Marburger Zeitung</fw><lb/><cb/> auch jener der Frauenortsgruppe (Antrag Frau<lb/> Anna <hi rendition="#g">Leidl</hi>) wird wiedergewählt; in den erſteren<lb/> wird als neues Ausſchußmitglied noch Herr Dr.<lb/> Ernſt <hi rendition="#g">Mravlag</hi> gewählt, da Herr Dr. <hi rendition="#g">Krenn</hi><lb/> ſeine Stelle niederlegte. Nach einer Wechſelrede<lb/> über die Art der geplanten Jubiläumsfeier<lb/> wird über Antrag des Herrn Direktors <hi rendition="#g">Schmid</hi><lb/> beſchloſſen, vvrmittags am 14. 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Nr. 38, 28. März 1905. Marburger Zeitung
auch jener der Frauenortsgruppe (Antrag Frau
Anna Leidl) wird wiedergewählt; in den erſteren
wird als neues Ausſchußmitglied noch Herr Dr.
Ernſt Mravlag gewählt, da Herr Dr. Krenn
ſeine Stelle niederlegte. Nach einer Wechſelrede
über die Art der geplanten Jubiläumsfeier
wird über Antrag des Herrn Direktors Schmid
beſchloſſen, vvrmittags am 14. Mai eine ernſte
nationale Feier, abends einen Kommers zu veran-
ſtalten. — Der Verſammlung folgten mit reichem
Beifalle ausgezeichnete Liedervorträge des Fräuleins
Sophie Veſſel, ſolche des Männergeſangvereines
und anregende Tonſtücke des Hausorcheſters des
Männergeſangvereines.
Gaſtwirteverſammlung. Wir teilen über
Erſuchen mit, daß die in dem Berichte über die
Gaſtwirteverſammlung genannte Frau Stergar nicht
identiſch iſt mit der Kaufmannswitwe Frau Anna
Stergar aus der Herrengaſſe.
Selbſtmorde. Aus Leibnitz wird berich-
tet: Letzten Samstag vormittags wurde auf dem
hieſigen Friedhofe die Leiche eines Mannes gefun-
den. Derſelbe hatte ſich durch einen Schuß in die
rechte Schläfe aus einem ſechsläufigen Revolver,
welchen er noch in der Rechten hielt, en tleibt. Die
Leiche wurde nach der kommiſſionellen Erhebung ſo-
fort in die Totenkammer des Friedhofes gebracht.
Die ſofort gepflogenen Nachforſchungen ergaben, daß
der Selbſtmörder ein Paſſagier war, welcher im
Gaſthofe Reſch heute nachts logierte. Im Zimmer
befand ſich ein Notizbuch, in welchem der Lebens-
müde mitteilt, daß er der 39jährige Finanzwach-
Oberaufſeher Hermann Schweighofer aus
Aſchbach, Bezirk Mariazell, gebürtig ſei. Der Be-
dauernswerte dürfte die Tat im Zuſtande der Sin-
nesverwirrung vollführt haben. Der Selbſtmörder
war verheiratet und hinterläßt eine Witwe und
ein Kind. In einer anderen Meldung heißt es, daß
Schweighofer Oberaufſeher in Liebenau bei Graz
war. — Aus Rann wird gemeldet: Die 74 Jahre
alte Gemeindearme Apollonia Demſchar in
Tſchateſch, Bezirk Gurkfeld in Krain, die etwas
geiſtesbeſchränkt war, ſprang am 25. d. in die
Save. Als Leiche wurde ſie aus dem Waſſer gezogen.
Aſpiranten zur freiwilligen Feuer-
wehr Marburg werden in der Zeit vom 1. März
bis 1. Auguſt 1905 aufgenommen. Anmeldungen
werden im Feuerwehr-Depot entgegengenommen.
Aus dem Gerichtslaale.
Die Pettauer Bezirksvertretungswahl
vor dem Verwaltungsgerichtshof. Vor dem
Verwaltungsgerichtshofe fand heute unter dem Vor-
ſitze des Grafen Schönborn die Verhandlung über
eine Beſchwerde Dr. Jurtelas und Genoſſen in
Pettau gegen die Bezirksvertretung von Pettau ſtatt.
Es handelte ſich um ſloveniſche Großgrundbeſitzer,
denen die Bezirkshauptmannſchaft das Wahlrecht
zum Teile aberkannt hatte und die teilweiſe trotz
ihrer Reklamation nicht in die Wählerliſte aufge-
nommen wurden. Ihre Rekurſe an die Statthalterei
wurden unter Berufung auf den § 26 des Bezirks-
vertretungsgeſetzes als unzuläſſig abgewieſen. In-
folgedeſſen ergriffen Dr. Jurtela und Genoſſen die
Beſchwerde an den Verwaltungsgerichtshof. Der
Regierungsvertreter Miniſterialſekretär Dr. Ritt. v.
Polzer vertrat den Standpunkt der Statthalterei
und berief ſich auf ein Erkenntnis des Verwaltungs-
gerichtshofes vom 4. Juli 1896, Z. 3976. Der
Verwaltungsgerichtshof erkannte, daß die Entſchei-
dung der Statthalterei in zwölf Fällen nicht geſetz-
lich begründet ſei, in vier Fällen wegen mangel-
haften Verfahrens aufgehoben werde; in reſtlichen
Fällen wird die Beſchwerde als unbegründet abge-
wieſen. In den zwölf Fällen, in denen die Ent-
ſcheidung der Statthalterei als geſetzlich nicht be-
gründet erkannt wurde, handelt es ſich um folgen-
des: Die Bezirkshauptmannſchaft hatte als Grund-
lage für die Zuerkennung des Wahlrechtes nur jenen
Betrag an Steuern angenommen, der tatſächlich ge-
zahlt worden iſt, während der Verwaltungsgerichts-
hof auf dem Standpunkte ſteht, daß die vorge-
ſchriebene Steuer ohne Rückſicht auf die durch
andere Geſetze oder Verordnungen erfolgten Nach-
läſſe die Grundlage für das Wahlrecht zu bilden hat.
— Auf die vollzogene Bezirksvertretungswahl hat
das Erkenntnis natürlich keinen Einfluß.
Eingeſendet.
Offener Brief.
Herr Johann Poſautz, Monteur der ſtädt.
Waſſerleitung, findet es gut, in einem Eingeſendet
am 23. März d. J. in Ihrem geſchätzten Blatte
auf meine Ausführungen, die ich bei der letzten
Wählerverſammlung, unſere Waſſerleitung betreffend,
gemacht habe, zurückzukommen, und ich finde es gut,
darauf folgendes zu erwidern: Nicht ſo ſehr dem
Herrn Poſautz und jenen zuliebe, die hinter ihm
und ſeinem Eingeſendet ſtehen mögen, als vielmehr
darum, weil alles das, was an unſerer Waſſerleitung
nicht gut iſt, von allen Intereſſenten in gleichem
Maße empfunden wird und weil die Zahlungen, die
unter anderem daraus entſtanden ſind, daß man
Röhren auch in ſolche Straßen legen ließ, in denen
es noch lange keine Häuſer geben wird, von den
Steuerträgern bezahlt werden mußten.
Mögen die Röhren in der Kokoſchineggallee
noch ſo billig ſein, ſie liegen doch tatſächlich um-
ſonſt in derſelben und wenn auch Herr Poſautz be-
hauptet, daß all die Dinge, die in Waſſerleitungs-
angelegenheiten getroffen wurden, fachmänniſch
richtig und gut ſind, ſo erwidere ich ihm darauf
nur, daß jene, die unſer Waſſer trinken, ſagen, es
ſei im Winter zu kalt und im Sommer zu warm.
Ich habe im Laufe meiner Ausführungen nicht ge-
ſagt, die Pumpe führe Sand ſtatt Waſſer; ich habe
geſagt, mit dem Waſſer komme Sand mit.
Erklären kann man ſich das aus der nicht zweck-
mäßigen Konſtruktion des Brunnenſchachtes, deſſen
Wände zu dünn ſind; infolge deſſen entſtehen durch
das Nachlaufen des feinen Sandes Hohlräume und
der Schacht muß ſich immer mehr ſetzen. Auch leidet
darunter der Stollen und darum mußte vorgeſehen
werden; man feſtigte deshalb auch das Pumpen-
geſtänge durch eiſerne Träger. Oder iſt es nicht
ſo? Wenn bei uns nicht Eigen- und Starrſinn
immer die Hand im Spiele hätten, gar mancher
Fehler wäre ausgeblieben und gar viel Geld hätte
erſpart werden können, ſo auch dadurch, daß man
den Brunnenſchacht näher an das Maſchinenhaus
hätte ſtellen können. Für den Unternehmer war die
Anlage, ſo wie ſie iſt, beſſer, denn er bekam mehr Geld
dafür; wir aber müſſen ſolche unnötige Dinge be-
zahlen. Ich nehme daher von meinen getanen
Äußerungen keine zurück.
Für Herrn Poſautz aber wäre es beſſer ge-
weſen, er hätte dieſe Sache auf ſich beruhen laſſen,
denn wir werden es erleben, daß es doch Geheim-
niſſe bei unſerer Waſſerleitung gibt, die recht unan-
genehmer Art ſind; ich würde wünſchen, daß dann,
wenn ſie an den Tag kommen, Herr Poſautz ſeinen
Mund wieder ſo voll nimmt, wie diesmal. Aber
dann bekommt er eine andere Antwort.
Marburg, am 27. März 1905.
Girſtmayr.
Zur Gaſtwirteverſammlung.
Sehr geehrter Herr Schriftleiter! Im Berichte
über die Jahreshauptverſammlung der Gaſtwirte-
Genoſſenſchaft vom 23. d., welcher ſich in Ihrem
geſchätzten Blatte vom 25. d. befindet, heißt es u. a.:
„Von der Genoſſenſchaft wurde Herr Götz, der ein
entſchiedener Gegner des Bahnbaues Marburg—
Wies iſt, erſucht, ſeine Stimme gegebenenfalls im
Gemeinderate für den Bahnbau abzugeben, denn
die Eröffnung dieſer Linie würde für unſer Gewerbe
gewiß von Nutzen ſein.“
Demgegenüber erlaube ich mir zu bemerken,
daß ich ſelbſtverſtändlich, wie jeder ehrliche Mar-
burger, kein Gegner des Bahnbaues Marburg—Wies
oder was immer für einer Bahn Marburg — übrige
Außenwelt ſein kann, ſondern daß ich mich ſeinerzeit
bei einem diesbezüglichen Gemeinderatsbeſchluſſe auf
Seite jener Gemeinderäte befand, die gegen die
Verſchuldung der heimatlichen Scholle durch neue
Darlehen ſtimmten.
Indem ich Ihnen, geehrter Herr Schriftleiter,
für die Aufnahme dieſer Zeilen beſtens danke,
zeichne hochachtungsvoll
Anton Götz.
Marburg, 28. März.
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