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Marburger Zeitung. Nr. 38, Marburg, 28.03.1905.

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Nr. 38, 28. März 1905. Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch] auch jener der Frauenortsgruppe (Antrag Frau
Anna Leidl) wird wiedergewählt; in den ersteren
wird als neues Ausschußmitglied noch Herr Dr.
Ernst Mravlag gewählt, da Herr Dr. Krenn
seine Stelle niederlegte. Nach einer Wechselrede
über die Art der geplanten Jubiläumsfeier
wird über Antrag des Herrn Direktors Schmid
beschlossen, vvrmittags am 14. Mai eine ernste
nationale Feier, abends einen Kommers zu veran-
stalten. -- Der Versammlung folgten mit reichem
Beifalle ausgezeichnete Liedervorträge des Fräuleins
Sophie Vessel, solche des Männergesangvereines
und anregende Tonstücke des Hausorchesters des
Männergesangvereines.

Gastwirteversammlung.

Wir teilen über
Ersuchen mit, daß die in dem Berichte über die
Gastwirteversammlung genannte Frau Stergar nicht
identisch ist mit der Kaufmannswitwe Frau Anna
Stergar aus der Herrengasse.

Selbstmorde.

Aus Leibnitz wird berich-
tet: Letzten Samstag vormittags wurde auf dem
hiesigen Friedhofe die Leiche eines Mannes gefun-
den. Derselbe hatte sich durch einen Schuß in die
rechte Schläfe aus einem sechsläufigen Revolver,
welchen er noch in der Rechten hielt, en tleibt. Die
Leiche wurde nach der kommissionellen Erhebung so-
fort in die Totenkammer des Friedhofes gebracht.
Die sofort gepflogenen Nachforschungen ergaben, daß
der Selbstmörder ein Passagier war, welcher im
Gasthofe Resch heute nachts logierte. Im Zimmer
befand sich ein Notizbuch, in welchem der Lebens-
müde mitteilt, daß er der 39jährige Finanzwach-
Oberaufseher Hermann Schweighofer aus
Aschbach, Bezirk Mariazell, gebürtig sei. Der Be-
dauernswerte dürfte die Tat im Zustande der Sin-
nesverwirrung vollführt haben. Der Selbstmörder
war verheiratet und hinterläßt eine Witwe und
ein Kind. In einer anderen Meldung heißt es, daß
Schweighofer Oberaufseher in Liebenau bei Graz
war. -- Aus Rann wird gemeldet: Die 74 Jahre
alte Gemeindearme Apollonia Demschar in
Tschatesch, Bezirk Gurkfeld in Krain, die etwas
geistesbeschränkt war, sprang am 25. d. in die
Save. Als Leiche wurde sie aus dem Wasser gezogen.

Aspiranten zur freiwilligen Feuer-
wehr Marburg

werden in der Zeit vom 1. März
bis 1. August 1905 aufgenommen. Anmeldungen
werden im Feuerwehr-Depot entgegengenommen.




Aus dem Gerichtslaale.
Die Pettauer Bezirksvertretungswahl
vor dem Verwaltungsgerichtshof.

Vor dem
Verwaltungsgerichtshofe fand heute unter dem Vor-
sitze des Grafen Schönborn die Verhandlung über
eine Beschwerde Dr. Jurtelas und Genossen in
Pettau gegen die Bezirksvertretung von Pettau statt.
Es handelte sich um slovenische Großgrundbesitzer,
denen die Bezirkshauptmannschaft das Wahlrecht
zum Teile aberkannt hatte und die teilweise trotz
ihrer Reklamation nicht in die Wählerliste aufge-
nommen wurden. Ihre Rekurse an die Statthalterei
wurden unter Berufung auf den § 26 des Bezirks-
vertretungsgesetzes als unzulässig abgewiesen. In-
folgedessen ergriffen Dr. Jurtela und Genossen die
Beschwerde an den Verwaltungsgerichtshof. Der
Regierungsvertreter Ministerialsekretär Dr. Ritt. v.
Polzer vertrat den Standpunkt der Statthalterei
und berief sich auf ein Erkenntnis des Verwaltungs-
gerichtshofes vom 4. Juli 1896, Z. 3976. Der
Verwaltungsgerichtshof erkannte, daß die Entschei-
dung der Statthalterei in zwölf Fällen nicht gesetz-
lich begründet sei, in vier Fällen wegen mangel-
haften Verfahrens aufgehoben werde; in restlichen
Fällen wird die Beschwerde als unbegründet abge-
wiesen. In den zwölf Fällen, in denen die Ent-
scheidung der Statthalterei als gesetzlich nicht be-
gründet erkannt wurde, handelt es sich um folgen-
des: Die Bezirkshauptmannschaft hatte als Grund-
lage für die Zuerkennung des Wahlrechtes nur jenen
Betrag an Steuern angenommen, der tatsächlich ge-
zahlt worden ist, während der Verwaltungsgerichts-
hof auf dem Standpunkte steht, daß die vorge-
[Spaltenumbruch] schriebene Steuer ohne Rücksicht auf die durch
andere Gesetze oder Verordnungen erfolgten Nach-
lässe die Grundlage für das Wahlrecht zu bilden hat.
-- Auf die vollzogene Bezirksvertretungswahl hat
das Erkenntnis natürlich keinen Einfluß.




Eingesendet.
Offener Brief.

Herr Johann Posautz, Monteur der städt.
Wasserleitung, findet es gut, in einem Eingesendet
am 23. März d. J. in Ihrem geschätzten Blatte
auf meine Ausführungen, die ich bei der letzten
Wählerversammlung, unsere Wasserleitung betreffend,
gemacht habe, zurückzukommen, und ich finde es gut,
darauf folgendes zu erwidern: Nicht so sehr dem
Herrn Posautz und jenen zuliebe, die hinter ihm
und seinem Eingesendet stehen mögen, als vielmehr
darum, weil alles das, was an unserer Wasserleitung
nicht gut ist, von allen Interessenten in gleichem
Maße empfunden wird und weil die Zahlungen, die
unter anderem daraus entstanden sind, daß man
Röhren auch in solche Straßen legen ließ, in denen
es noch lange keine Häuser geben wird, von den
Steuerträgern bezahlt werden mußten.

Mögen die Röhren in der Kokoschineggallee
noch so billig sein, sie liegen doch tatsächlich um-
sonst in derselben und wenn auch Herr Posautz be-
hauptet, daß all die Dinge, die in Wasserleitungs-
angelegenheiten getroffen wurden, fachmännisch
richtig und gut sind, so erwidere ich ihm darauf
nur, daß jene, die unser Wasser trinken, sagen, es
sei im Winter zu kalt und im Sommer zu warm.
Ich habe im Laufe meiner Ausführungen nicht ge-
sagt, die Pumpe führe Sand statt Wasser; ich habe
gesagt, mit dem Wasser komme Sand mit.
Erklären kann man sich das aus der nicht zweck-
mäßigen Konstruktion des Brunnenschachtes, dessen
Wände zu dünn sind; infolge dessen entstehen durch
das Nachlaufen des feinen Sandes Hohlräume und
der Schacht muß sich immer mehr setzen. Auch leidet
darunter der Stollen und darum mußte vorgesehen
werden; man festigte deshalb auch das Pumpen-
gestänge durch eiserne Träger. Oder ist es nicht
so? Wenn bei uns nicht Eigen- und Starrsinn
immer die Hand im Spiele hätten, gar mancher
Fehler wäre ausgeblieben und gar viel Geld hätte
erspart werden können, so auch dadurch, daß man
den Brunnenschacht näher an das Maschinenhaus
hätte stellen können. Für den Unternehmer war die
Anlage, so wie sie ist, besser, denn er bekam mehr Geld
dafür; wir aber müssen solche unnötige Dinge be-
zahlen. Ich nehme daher von meinen getanen
Äußerungen keine zurück.

Für Herrn Posautz aber wäre es besser ge-
wesen, er hätte diese Sache auf sich beruhen lassen,
denn wir werden es erleben, daß es doch Geheim-
nisse bei unserer Wasserleitung gibt, die recht unan-
genehmer Art sind; ich würde wünschen, daß dann,
wenn sie an den Tag kommen, Herr Posautz seinen
Mund wieder so voll nimmt, wie diesmal. Aber
dann bekommt er eine andere Antwort.

Marburg, am 27. März 1905.




Zur Gastwirteversammlung.

Sehr geehrter Herr Schriftleiter! Im Berichte
über die Jahreshauptversammlung der Gastwirte-
Genossenschaft vom 23. d., welcher sich in Ihrem
geschätzten Blatte vom 25. d. befindet, heißt es u. a.:
"Von der Genossenschaft wurde Herr Götz, der ein
entschiedener Gegner des Bahnbaues Marburg--
Wies ist, ersucht, seine Stimme gegebenenfalls im
Gemeinderate für den Bahnbau abzugeben, denn
die Eröffnung dieser Linie würde für unser Gewerbe
gewiß von Nutzen sein."

Demgegenüber erlaube ich mir zu bemerken,
daß ich selbstverständlich, wie jeder ehrliche Mar-
burger, kein Gegner des Bahnbaues Marburg--Wies
oder was immer für einer Bahn Marburg -- übrige
Außenwelt sein kann, sondern daß ich mich seinerzeit
bei einem diesbezüglichen Gemeinderatsbeschlusse auf
Seite jener Gemeinderäte befand, die gegen die
[Spaltenumbruch] Verschuldung der heimatlichen Scholle durch neue
Darlehen stimmten.

Indem ich Ihnen, geehrter Herr Schriftleiter,
für die Aufnahme dieser Zeilen bestens danke,
zeichne hochachtungsvoll





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Nr. 38, 28. März 1905. Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch] auch jener der Frauenortsgruppe (Antrag Frau
Anna Leidl) wird wiedergewählt; in den erſteren
wird als neues Ausſchußmitglied noch Herr Dr.
Ernſt Mravlag gewählt, da Herr Dr. Krenn
ſeine Stelle niederlegte. Nach einer Wechſelrede
über die Art der geplanten Jubiläumsfeier
wird über Antrag des Herrn Direktors Schmid
beſchloſſen, vvrmittags am 14. Mai eine ernſte
nationale Feier, abends einen Kommers zu veran-
ſtalten. — Der Verſammlung folgten mit reichem
Beifalle ausgezeichnete Liedervorträge des Fräuleins
Sophie Veſſel, ſolche des Männergeſangvereines
und anregende Tonſtücke des Hausorcheſters des
Männergeſangvereines.

Gaſtwirteverſammlung.

Wir teilen über
Erſuchen mit, daß die in dem Berichte über die
Gaſtwirteverſammlung genannte Frau Stergar nicht
identiſch iſt mit der Kaufmannswitwe Frau Anna
Stergar aus der Herrengaſſe.

Selbſtmorde.

Aus Leibnitz wird berich-
tet: Letzten Samstag vormittags wurde auf dem
hieſigen Friedhofe die Leiche eines Mannes gefun-
den. Derſelbe hatte ſich durch einen Schuß in die
rechte Schläfe aus einem ſechsläufigen Revolver,
welchen er noch in der Rechten hielt, en tleibt. Die
Leiche wurde nach der kommiſſionellen Erhebung ſo-
fort in die Totenkammer des Friedhofes gebracht.
Die ſofort gepflogenen Nachforſchungen ergaben, daß
der Selbſtmörder ein Paſſagier war, welcher im
Gaſthofe Reſch heute nachts logierte. Im Zimmer
befand ſich ein Notizbuch, in welchem der Lebens-
müde mitteilt, daß er der 39jährige Finanzwach-
Oberaufſeher Hermann Schweighofer aus
Aſchbach, Bezirk Mariazell, gebürtig ſei. Der Be-
dauernswerte dürfte die Tat im Zuſtande der Sin-
nesverwirrung vollführt haben. Der Selbſtmörder
war verheiratet und hinterläßt eine Witwe und
ein Kind. In einer anderen Meldung heißt es, daß
Schweighofer Oberaufſeher in Liebenau bei Graz
war. — Aus Rann wird gemeldet: Die 74 Jahre
alte Gemeindearme Apollonia Demſchar in
Tſchateſch, Bezirk Gurkfeld in Krain, die etwas
geiſtesbeſchränkt war, ſprang am 25. d. in die
Save. Als Leiche wurde ſie aus dem Waſſer gezogen.

Aſpiranten zur freiwilligen Feuer-
wehr Marburg

werden in der Zeit vom 1. März
bis 1. Auguſt 1905 aufgenommen. Anmeldungen
werden im Feuerwehr-Depot entgegengenommen.




Aus dem Gerichtslaale.
Die Pettauer Bezirksvertretungswahl
vor dem Verwaltungsgerichtshof.

Vor dem
Verwaltungsgerichtshofe fand heute unter dem Vor-
ſitze des Grafen Schönborn die Verhandlung über
eine Beſchwerde Dr. Jurtelas und Genoſſen in
Pettau gegen die Bezirksvertretung von Pettau ſtatt.
Es handelte ſich um ſloveniſche Großgrundbeſitzer,
denen die Bezirkshauptmannſchaft das Wahlrecht
zum Teile aberkannt hatte und die teilweiſe trotz
ihrer Reklamation nicht in die Wählerliſte aufge-
nommen wurden. Ihre Rekurſe an die Statthalterei
wurden unter Berufung auf den § 26 des Bezirks-
vertretungsgeſetzes als unzuläſſig abgewieſen. In-
folgedeſſen ergriffen Dr. Jurtela und Genoſſen die
Beſchwerde an den Verwaltungsgerichtshof. Der
Regierungsvertreter Miniſterialſekretär Dr. Ritt. v.
Polzer vertrat den Standpunkt der Statthalterei
und berief ſich auf ein Erkenntnis des Verwaltungs-
gerichtshofes vom 4. Juli 1896, Z. 3976. Der
Verwaltungsgerichtshof erkannte, daß die Entſchei-
dung der Statthalterei in zwölf Fällen nicht geſetz-
lich begründet ſei, in vier Fällen wegen mangel-
haften Verfahrens aufgehoben werde; in reſtlichen
Fällen wird die Beſchwerde als unbegründet abge-
wieſen. In den zwölf Fällen, in denen die Ent-
ſcheidung der Statthalterei als geſetzlich nicht be-
gründet erkannt wurde, handelt es ſich um folgen-
des: Die Bezirkshauptmannſchaft hatte als Grund-
lage für die Zuerkennung des Wahlrechtes nur jenen
Betrag an Steuern angenommen, der tatſächlich ge-
zahlt worden iſt, während der Verwaltungsgerichts-
hof auf dem Standpunkte ſteht, daß die vorge-
[Spaltenumbruch] ſchriebene Steuer ohne Rückſicht auf die durch
andere Geſetze oder Verordnungen erfolgten Nach-
läſſe die Grundlage für das Wahlrecht zu bilden hat.
— Auf die vollzogene Bezirksvertretungswahl hat
das Erkenntnis natürlich keinen Einfluß.




Eingeſendet.
Offener Brief.

Herr Johann Poſautz, Monteur der ſtädt.
Waſſerleitung, findet es gut, in einem Eingeſendet
am 23. März d. J. in Ihrem geſchätzten Blatte
auf meine Ausführungen, die ich bei der letzten
Wählerverſammlung, unſere Waſſerleitung betreffend,
gemacht habe, zurückzukommen, und ich finde es gut,
darauf folgendes zu erwidern: Nicht ſo ſehr dem
Herrn Poſautz und jenen zuliebe, die hinter ihm
und ſeinem Eingeſendet ſtehen mögen, als vielmehr
darum, weil alles das, was an unſerer Waſſerleitung
nicht gut iſt, von allen Intereſſenten in gleichem
Maße empfunden wird und weil die Zahlungen, die
unter anderem daraus entſtanden ſind, daß man
Röhren auch in ſolche Straßen legen ließ, in denen
es noch lange keine Häuſer geben wird, von den
Steuerträgern bezahlt werden mußten.

Mögen die Röhren in der Kokoſchineggallee
noch ſo billig ſein, ſie liegen doch tatſächlich um-
ſonſt in derſelben und wenn auch Herr Poſautz be-
hauptet, daß all die Dinge, die in Waſſerleitungs-
angelegenheiten getroffen wurden, fachmänniſch
richtig und gut ſind, ſo erwidere ich ihm darauf
nur, daß jene, die unſer Waſſer trinken, ſagen, es
ſei im Winter zu kalt und im Sommer zu warm.
Ich habe im Laufe meiner Ausführungen nicht ge-
ſagt, die Pumpe führe Sand ſtatt Waſſer; ich habe
geſagt, mit dem Waſſer komme Sand mit.
Erklären kann man ſich das aus der nicht zweck-
mäßigen Konſtruktion des Brunnenſchachtes, deſſen
Wände zu dünn ſind; infolge deſſen entſtehen durch
das Nachlaufen des feinen Sandes Hohlräume und
der Schacht muß ſich immer mehr ſetzen. Auch leidet
darunter der Stollen und darum mußte vorgeſehen
werden; man feſtigte deshalb auch das Pumpen-
geſtänge durch eiſerne Träger. Oder iſt es nicht
ſo? Wenn bei uns nicht Eigen- und Starrſinn
immer die Hand im Spiele hätten, gar mancher
Fehler wäre ausgeblieben und gar viel Geld hätte
erſpart werden können, ſo auch dadurch, daß man
den Brunnenſchacht näher an das Maſchinenhaus
hätte ſtellen können. Für den Unternehmer war die
Anlage, ſo wie ſie iſt, beſſer, denn er bekam mehr Geld
dafür; wir aber müſſen ſolche unnötige Dinge be-
zahlen. Ich nehme daher von meinen getanen
Äußerungen keine zurück.

Für Herrn Poſautz aber wäre es beſſer ge-
weſen, er hätte dieſe Sache auf ſich beruhen laſſen,
denn wir werden es erleben, daß es doch Geheim-
niſſe bei unſerer Waſſerleitung gibt, die recht unan-
genehmer Art ſind; ich würde wünſchen, daß dann,
wenn ſie an den Tag kommen, Herr Poſautz ſeinen
Mund wieder ſo voll nimmt, wie diesmal. Aber
dann bekommt er eine andere Antwort.

Marburg, am 27. März 1905.




Zur Gaſtwirteverſammlung.

Sehr geehrter Herr Schriftleiter! Im Berichte
über die Jahreshauptverſammlung der Gaſtwirte-
Genoſſenſchaft vom 23. d., welcher ſich in Ihrem
geſchätzten Blatte vom 25. d. befindet, heißt es u. a.:
„Von der Genoſſenſchaft wurde Herr Götz, der ein
entſchiedener Gegner des Bahnbaues Marburg—
Wies iſt, erſucht, ſeine Stimme gegebenenfalls im
Gemeinderate für den Bahnbau abzugeben, denn
die Eröffnung dieſer Linie würde für unſer Gewerbe
gewiß von Nutzen ſein.“

Demgegenüber erlaube ich mir zu bemerken,
daß ich ſelbſtverſtändlich, wie jeder ehrliche Mar-
burger, kein Gegner des Bahnbaues Marburg—Wies
oder was immer für einer Bahn Marburg — übrige
Außenwelt ſein kann, ſondern daß ich mich ſeinerzeit
bei einem diesbezüglichen Gemeinderatsbeſchluſſe auf
Seite jener Gemeinderäte befand, die gegen die
[Spaltenumbruch] Verſchuldung der heimatlichen Scholle durch neue
Darlehen ſtimmten.

Indem ich Ihnen, geehrter Herr Schriftleiter,
für die Aufnahme dieſer Zeilen beſtens danke,
zeichne hochachtungsvoll





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[5/0005] Nr. 38, 28. März 1905. Marburger Zeitung auch jener der Frauenortsgruppe (Antrag Frau Anna Leidl) wird wiedergewählt; in den erſteren wird als neues Ausſchußmitglied noch Herr Dr. Ernſt Mravlag gewählt, da Herr Dr. Krenn ſeine Stelle niederlegte. Nach einer Wechſelrede über die Art der geplanten Jubiläumsfeier wird über Antrag des Herrn Direktors Schmid beſchloſſen, vvrmittags am 14. Mai eine ernſte nationale Feier, abends einen Kommers zu veran- ſtalten. — Der Verſammlung folgten mit reichem Beifalle ausgezeichnete Liedervorträge des Fräuleins Sophie Veſſel, ſolche des Männergeſangvereines und anregende Tonſtücke des Hausorcheſters des Männergeſangvereines. Gaſtwirteverſammlung. Wir teilen über Erſuchen mit, daß die in dem Berichte über die Gaſtwirteverſammlung genannte Frau Stergar nicht identiſch iſt mit der Kaufmannswitwe Frau Anna Stergar aus der Herrengaſſe. Selbſtmorde. Aus Leibnitz wird berich- tet: Letzten Samstag vormittags wurde auf dem hieſigen Friedhofe die Leiche eines Mannes gefun- den. Derſelbe hatte ſich durch einen Schuß in die rechte Schläfe aus einem ſechsläufigen Revolver, welchen er noch in der Rechten hielt, en tleibt. Die Leiche wurde nach der kommiſſionellen Erhebung ſo- fort in die Totenkammer des Friedhofes gebracht. Die ſofort gepflogenen Nachforſchungen ergaben, daß der Selbſtmörder ein Paſſagier war, welcher im Gaſthofe Reſch heute nachts logierte. Im Zimmer befand ſich ein Notizbuch, in welchem der Lebens- müde mitteilt, daß er der 39jährige Finanzwach- Oberaufſeher Hermann Schweighofer aus Aſchbach, Bezirk Mariazell, gebürtig ſei. Der Be- dauernswerte dürfte die Tat im Zuſtande der Sin- nesverwirrung vollführt haben. Der Selbſtmörder war verheiratet und hinterläßt eine Witwe und ein Kind. In einer anderen Meldung heißt es, daß Schweighofer Oberaufſeher in Liebenau bei Graz war. — Aus Rann wird gemeldet: Die 74 Jahre alte Gemeindearme Apollonia Demſchar in Tſchateſch, Bezirk Gurkfeld in Krain, die etwas geiſtesbeſchränkt war, ſprang am 25. d. in die Save. Als Leiche wurde ſie aus dem Waſſer gezogen. Aſpiranten zur freiwilligen Feuer- wehr Marburg werden in der Zeit vom 1. März bis 1. Auguſt 1905 aufgenommen. Anmeldungen werden im Feuerwehr-Depot entgegengenommen. Aus dem Gerichtslaale. Die Pettauer Bezirksvertretungswahl vor dem Verwaltungsgerichtshof. Vor dem Verwaltungsgerichtshofe fand heute unter dem Vor- ſitze des Grafen Schönborn die Verhandlung über eine Beſchwerde Dr. Jurtelas und Genoſſen in Pettau gegen die Bezirksvertretung von Pettau ſtatt. Es handelte ſich um ſloveniſche Großgrundbeſitzer, denen die Bezirkshauptmannſchaft das Wahlrecht zum Teile aberkannt hatte und die teilweiſe trotz ihrer Reklamation nicht in die Wählerliſte aufge- nommen wurden. Ihre Rekurſe an die Statthalterei wurden unter Berufung auf den § 26 des Bezirks- vertretungsgeſetzes als unzuläſſig abgewieſen. In- folgedeſſen ergriffen Dr. Jurtela und Genoſſen die Beſchwerde an den Verwaltungsgerichtshof. Der Regierungsvertreter Miniſterialſekretär Dr. Ritt. v. Polzer vertrat den Standpunkt der Statthalterei und berief ſich auf ein Erkenntnis des Verwaltungs- gerichtshofes vom 4. Juli 1896, Z. 3976. Der Verwaltungsgerichtshof erkannte, daß die Entſchei- dung der Statthalterei in zwölf Fällen nicht geſetz- lich begründet ſei, in vier Fällen wegen mangel- haften Verfahrens aufgehoben werde; in reſtlichen Fällen wird die Beſchwerde als unbegründet abge- wieſen. In den zwölf Fällen, in denen die Ent- ſcheidung der Statthalterei als geſetzlich nicht be- gründet erkannt wurde, handelt es ſich um folgen- des: Die Bezirkshauptmannſchaft hatte als Grund- lage für die Zuerkennung des Wahlrechtes nur jenen Betrag an Steuern angenommen, der tatſächlich ge- zahlt worden iſt, während der Verwaltungsgerichts- hof auf dem Standpunkte ſteht, daß die vorge- ſchriebene Steuer ohne Rückſicht auf die durch andere Geſetze oder Verordnungen erfolgten Nach- läſſe die Grundlage für das Wahlrecht zu bilden hat. — Auf die vollzogene Bezirksvertretungswahl hat das Erkenntnis natürlich keinen Einfluß. Eingeſendet. Offener Brief. Herr Johann Poſautz, Monteur der ſtädt. Waſſerleitung, findet es gut, in einem Eingeſendet am 23. März d. J. in Ihrem geſchätzten Blatte auf meine Ausführungen, die ich bei der letzten Wählerverſammlung, unſere Waſſerleitung betreffend, gemacht habe, zurückzukommen, und ich finde es gut, darauf folgendes zu erwidern: Nicht ſo ſehr dem Herrn Poſautz und jenen zuliebe, die hinter ihm und ſeinem Eingeſendet ſtehen mögen, als vielmehr darum, weil alles das, was an unſerer Waſſerleitung nicht gut iſt, von allen Intereſſenten in gleichem Maße empfunden wird und weil die Zahlungen, die unter anderem daraus entſtanden ſind, daß man Röhren auch in ſolche Straßen legen ließ, in denen es noch lange keine Häuſer geben wird, von den Steuerträgern bezahlt werden mußten. Mögen die Röhren in der Kokoſchineggallee noch ſo billig ſein, ſie liegen doch tatſächlich um- ſonſt in derſelben und wenn auch Herr Poſautz be- hauptet, daß all die Dinge, die in Waſſerleitungs- angelegenheiten getroffen wurden, fachmänniſch richtig und gut ſind, ſo erwidere ich ihm darauf nur, daß jene, die unſer Waſſer trinken, ſagen, es ſei im Winter zu kalt und im Sommer zu warm. Ich habe im Laufe meiner Ausführungen nicht ge- ſagt, die Pumpe führe Sand ſtatt Waſſer; ich habe geſagt, mit dem Waſſer komme Sand mit. Erklären kann man ſich das aus der nicht zweck- mäßigen Konſtruktion des Brunnenſchachtes, deſſen Wände zu dünn ſind; infolge deſſen entſtehen durch das Nachlaufen des feinen Sandes Hohlräume und der Schacht muß ſich immer mehr ſetzen. Auch leidet darunter der Stollen und darum mußte vorgeſehen werden; man feſtigte deshalb auch das Pumpen- geſtänge durch eiſerne Träger. Oder iſt es nicht ſo? Wenn bei uns nicht Eigen- und Starrſinn immer die Hand im Spiele hätten, gar mancher Fehler wäre ausgeblieben und gar viel Geld hätte erſpart werden können, ſo auch dadurch, daß man den Brunnenſchacht näher an das Maſchinenhaus hätte ſtellen können. Für den Unternehmer war die Anlage, ſo wie ſie iſt, beſſer, denn er bekam mehr Geld dafür; wir aber müſſen ſolche unnötige Dinge be- zahlen. Ich nehme daher von meinen getanen Äußerungen keine zurück. Für Herrn Poſautz aber wäre es beſſer ge- weſen, er hätte dieſe Sache auf ſich beruhen laſſen, denn wir werden es erleben, daß es doch Geheim- niſſe bei unſerer Waſſerleitung gibt, die recht unan- genehmer Art ſind; ich würde wünſchen, daß dann, wenn ſie an den Tag kommen, Herr Poſautz ſeinen Mund wieder ſo voll nimmt, wie diesmal. Aber dann bekommt er eine andere Antwort. Marburg, am 27. März 1905. Girſtmayr. Zur Gaſtwirteverſammlung. Sehr geehrter Herr Schriftleiter! Im Berichte über die Jahreshauptverſammlung der Gaſtwirte- Genoſſenſchaft vom 23. d., welcher ſich in Ihrem geſchätzten Blatte vom 25. d. befindet, heißt es u. a.: „Von der Genoſſenſchaft wurde Herr Götz, der ein entſchiedener Gegner des Bahnbaues Marburg— Wies iſt, erſucht, ſeine Stimme gegebenenfalls im Gemeinderate für den Bahnbau abzugeben, denn die Eröffnung dieſer Linie würde für unſer Gewerbe gewiß von Nutzen ſein.“ Demgegenüber erlaube ich mir zu bemerken, daß ich ſelbſtverſtändlich, wie jeder ehrliche Mar- burger, kein Gegner des Bahnbaues Marburg—Wies oder was immer für einer Bahn Marburg — übrige Außenwelt ſein kann, ſondern daß ich mich ſeinerzeit bei einem diesbezüglichen Gemeinderatsbeſchluſſe auf Seite jener Gemeinderäte befand, die gegen die Verſchuldung der heimatlichen Scholle durch neue Darlehen ſtimmten. Indem ich Ihnen, geehrter Herr Schriftleiter, für die Aufnahme dieſer Zeilen beſtens danke, zeichne hochachtungsvoll Anton Götz. Marburg, 28. März. _ _

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 38, Marburg, 28.03.1905, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger38_1905/5>, abgerufen am 23.11.2024.