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Marburger Zeitung. Nr. 85, Marburg, 16.07.1908.

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Nr. 85, 16. Juli 1908. Marburger Zeitung.

[Spaltenumbruch] her nicht eindringlich genug betont werden, daß
neue Ankömmlinge dem größten Elend entgegengehen.
Außerdem ist es vorgekommen, daß von den Agenten
für die Überfahrt bedeutend höhere Preise als die
tatsächlich bestehenden abverlangt werden.

Von der Lehrerbildungsanstalt.

Die
Reifeprüfung bestanden: Maximilian Braunitzer,
Franz Cilenschek, Johann Cerny, Florian Groß,
Willy Honka, Norbert Horvatek, Ludwig Kalten-
beck, Johann Kocpek, Bruno Kollment, Anton
Kozuh, Richard Papst, Karl Planer, Felix
Pristawetz, Josef Resch, August Schalamun, Hans
Schmid, Josef Seidl, Anton Stadler, Max
Tschinkel, Anton Volavschek, Martin Vrecko,
N. Hochschwarzer, N. Jesch, Frl. Rogosinsky (die
drei letzten als Privatisten bezw. Privatistin), vier
müssen sich im September einer Nachprüfung unter-
ziehen, während einer für nicht reif erklärt wurde.

Bierboykott.

Die durch die Brauereibesitzer
erfolgte und durch die Gastwirte "weitergeleitete"
Erhöhung des Bierpreises hat insbesondere in der
Arbeiterschaft eine Bierboykottbewegung hervorgerufen,
die in manchen Gegenden von Steiermark einen
bedeutenden Umfang annimmt. In den riesigen
Hüttenwerken von Donawitz, in denen täglich viele
tausende Liter Bier getrunken wurden, soll gegen-
wärtig so gut wie gar kein Bier mehr getrunken
werden. Ähnliche Berichte kommen auch aus anderen
Gegenden. Der Umfang dieser Bewegung macht sich
bereits in den Brauereien, vor allem natürlich in
den kleineren, geltend. So hat die Judenburger
Brauerei ihren Betrieb bereits gänzlich eingestellt
und ihre Arbeiter entlassen. In der Puntigamer
Aktienbrauerei in Graz wurden viele Flaschenbier-
füllerinnen entlassen und die Brauereiarbeiter der
verschiedenen Brauereien befürchten, daß durch eine
zu gewärtigende Einschränkung der Betriebe viele
von ihnen beschäftigungslos werden dürften. In den
Juliensälen in Graz fand vorgestern eine Versammlung
von Brauereiarbeitern statt, in welcher sie den Bier-
boykott als für sie schädlich bezeichneten. Das Grazer
sozialdemokratische Blatt erklärt demgegenüber, daß
die Partei die eventuell beschäftigungslos werdenden
Brauereiarbeiter unterstützen werde. Auch in Marburg
machen sich, wie uns mitgeteilt wird, bei vielen
Gastwirten, insbesondere bei solchen in den Vorstädten,
die Folgen des Bierboykottes bereits sehr deutlich
bemerkbar. Wie anderwärts, gab es auch hier schon
Arbeiterversammlungen, bei denen gar kein Bier
mehr getrunken wurde.

Eine Gaberje-Demonstration der
Sokolisten.

Daß die Slawen immer einig und
zwar in der radikalsten, allslawischen Art vorgehen,
wenn es gilt, gegen das Deutschtum loszuschlagen,
wird wohl allen Volksgenossen, besonders seit den
Ereignissen der letzten Tage, in Erinnerung sein.
Aber nicht bloß in Worten und Entschließungen
findet die slawische Brüderlichkeit ihren Ausdruck,
sondern auch in Taten. Dies beweist unter anderem
auch eine Spende in der Höhe von 1000 K., die
der Verband tschechischer Sokolvereine dem windischen
Sokolverein zu Gaberje bei Cilli zur Er-
richtung einer Turnhalle widmete. Zu der
Eröffnung haben bereits die tschechischen Sokol-
vereine ihr Erscheinen und ihre Mitwirkung zugesagt.
Sind die Deutschen des steirischen Unterlandes und
insbesonders der Stadt Cilli gewillt, sich diese
Herausforderung ruhig gefallen zu lassen?

Dem Wassertode entrissen.

Wie aus
Cilli berichtet wird, wollte gestern mittags die
12jährige Maurerstochter Tratnik unterhalb des
Schloßberges die Sann durchwaten, um ihrem Vater
das Essen zu bringen. Sie geriet jedoch an eine
tiefere Stelle und wäre ertrunken, wenn ihr nicht
der Hausbesitzerssohn Hans Morn Hilfe gebracht
hätte. Der beherzte junge Mann, der nun schon
zum drittenmal Menschenleben rettete, sprang ohne
Bedenken sofort, völlig angekleidet, ins Wasser und
obwohl ihn selbst der Krampf gepackt hatte, entriß
er noch das Kind den Fluten.

Windische und Welsche in Görz.

Aus
Görz, 14. d., wird berichtet: Gestern fand unter
Leitung des Oberkommissärs Casapiccola und unter
Assistenz von 20 Polizisten eine fünfstündige Haus-
durchsuchung am Sitze des republikanischen Vereines
Circolo Popolare di Coltura statt. Es wurden
mehrere Druckschriften beschlagnahmt. Gleichzeitig
wurde auch eine Hausdurchsuchung bei zwei Vereins-
mitgliedern vorgenommen. Die Hausdurchsuchungen
sollen auf Grund einer Notiz eines slowenischen
Blattes, daß sich in jenem Vereinslokal Petarden
befinden, erfolgt sein.


[Spaltenumbruch]
Ein neues Schutzhaus.

Auf dem Hoch-
obir wurde am 12. d. das neue Rainer-Schutzhaus
der Sektion Eisenkappel feierlich eröffnet.

Schönheit der Mode.

Ein alter Modesatz
behauptet, daß schön sei, was modern ist. So ganz
einverstanden mit diesem gewagten Ausspruch wird
derzeit wohl nicht jedermann sein, aber fügen
werden sich trotzdem in die von der Mode diktierte
Form alle jene, die eben der Mode huldigen. Man
kann aber seiner innersten Überzeugung und dem
herrschenden Zug der Mode gerecht werden, wenn
man aus dieser das Kleidsamste herauskrystallisiert
und sich anpaßt. Zu diesem Zwecke nehme man
das soeben erschienene Heft "La Mode Parisienne"
zur Hand, sehe die darin abgebildeten Modelle
durch, aus denen man die zur Zeit herrschende
Sommermode kennen lernen kann. Ganz besonders
vertreten sind diesmal schicke und elegante Straßen-
und Strandkleider sowie auch hübsche Blusen und
Trauerkostüme, die selbst dem verwöhntesten Ge-
schmack Rechnung tragen. "La Mode Parisienne"
ist durch jede Buchhandlung sowie durch den
Verlag: Atelier Bachwitz, Wien, 1. Bez., Hoher
Markt 7, zu beziehen.




Aus dem Gerichtssaale.
Verhetzungsfrüchte.

Die Verhandlung
gegen die Ursula Pinter, über die wir in der
vorletzten Nummer berichteten, zeigte deutlich die
Früchte jener Verhetzung, die von einer gewissen
Seite hauptsächlich in der Magdalenenvorstadt ge-
trieben wird. Der evangelische Pfarrer Herr Ludw.
Mahnert kam in Ausübung seines Amtes zu einem
evangelischen Kranken. Dies genügte der Pinter,
die im Dunstkreise eines sattsam bekannten windischen
Hochwürdigen viel gelernt zu haben scheint, den
evangelischen Pfarrer in der unflätigsten Weise zu
beschimpfen, als er sich entfernt hatte. Als sie aber
vor Gericht dafür einstehen sollte, da fiel ihr der
Mut in die Unterröcke, denn ihr agitatorischer Beicht-
vater konnte ihr nicht beiseite stehen. Sie leugnete
nun kurzweg. Als auch dieses Mittel sie nicht vor
der Verurteilung schützte, da richtete sie den von
uns bereits erwähnten Klagebrief an den Vertreter
des Pfarres, Herrn Dr. Mravlag, in welchem sie
ihre beleidigenden Äußerungen zugab, zugleich mit
der Versicherung, daß sie Herrn Pfarrer Mahnert
gar nicht beleidigen wollte (!); sie habe über
ihn nur Gutes gehört. Wenn wir dieser
ihrer letzten Behauptung Glauben schenken,
dann ersehen wir aus ihr aber auch, daß aus
der Pinter, als sie jene unflätigen Ausdrücke über
die "evangelische Krot" gebrauchte, gar nicht von
ihrem eigenen ursprünglichen Bewußtsein geleitet
wurde, sondern daß aus ihr jener Geist des Ver-
hetzers sprach, der in der Magdalenenvorstadt, in
Brunndorf etc. sein Wesen treibt, der zu Frauen
geht, wenn ihre Männer abwesend sind und der
sich besonders solche Leute aussucht, deren mindere
Intelligenz sie vor den Einflüssen jenes Agitators
nicht bewahren kann. Und so ist auch dieses Frauen-
zimmer schließlich das Opfer fremden Verschuldens
geworden; der oder die intellektuellen Urheber der Be-
schimpfung gehen natürlich frei aus. Hoffentlich ist
die von uns mitgeteilte Verurteilung ein Warnungs-
signal für andere, damit nicht auch sie den schwarzen
Hetzern zum Opfer fallen. Während der Verhand-
lung kam es zu einem lebhaften Zusammenstoße
zwischen dem Vertreter der Anklage, Dr. Mravlag,
und dem Verteidiger Dr. Haas. Letzterer bezeichnete
ein etwaiges Entgegenkommen der klägerischen
Partei als Tartüfferei, darauf verweisend, daß Herr
Pfarrer Mahnert, als Redner bei ihm dahin inter-
venierte, Pfarrer Mahnert möge die Beschimpfung
verzeihen, ihn auf Dr. Mravlag als seinen Ver-
treter verwies. Bei dieser Gelegenheit sagte der
Verteidiger vom Pfarrer Mahnert, dieser sei "ein
schwarzer Herr" wie die anderen. Dr. Mravlag
trat diesen Ausführungen in scharfer Weise ent-
gegen und sprach sein Bedauern darüber aus, daß
der Vorsitzende des Berufungssenates derartige An-
griffe ohne Rüge lasse. Dr. Mravlag betonte
weiters, daß er es vollständig begreife, daß Pfarrer
Mahnert mit Dr. Haas nicht verhandeln wolle. Als
Dr. Haas, der übrigens erklärte, den ganzen Fall
nur aus den Akten zu kennen, daß er von dem
privaten Schuldbekenntnis der Berufungswerberin
keine Kenntnis hatte, u. a. darauf anspielte, daß
Dr. Mravlag ebenfalls zum Protestantismus über-
getreten sei, entgegnete Dr. Mravlag: "Warum ich
übergetreten bin, das wird Herr Dr. Haas aller-
dings niemals begreifen!" Dr. Mravlag verwies
[Spaltenumbruch] in seinen gegen die Berufung gerichteten energischen
Ausführungen u. a. darauf, daß die Pinter niemals
den Pfarrer Mahnert um Verzeihung gebeten habe,
trotzdem sie nun zugestehen muß, von ihm nur
Gutes gehört zu haben. Gegenüber den steten Ver-
hetzungen sei es notwendig, einmal ein Exempel zu
statuieren und zu zeigen, daß die evangelische Kirche
im Staate nicht minderberechtigt sei als die römische.
Der Gerichtshof fällte dann das von uns schon
mitgeteilte Urteil.

Ein windisches Hochzeitsfest

wurde
am 12. Februar l. J. bei Bratusa in Obrisch
gefeiert. Wie am Lande üblich, erschienen am Abend
ungeladene Gäste, darunter der 20 Jahre alte Karl
Skrinjar, der 35 Jahre Andreas Dogsa, der
22 Jahre alte Johann Salamun, der 20 Jahre
alte Andreas Herg, sämtliche ledige Besitzerssöhne
und der 32 Jahre alte Knecht Ignaz Kos. Diese
verhielten sich anfangs ruhig, da sie Speise und
Trank erhalten hatten. Später begannen sie Bos-
heiten zu üben. Deswegen kam es zu einer
Schlägerei zwischen den Hochzeitsgästen und den
Schmarotzern. Wegen dieser Schlägerei hatten sich
die schmarotzenden Burschen zu verantworten und
erhielten Skrinjar 6, Dogsa 7, Salamun 4, Herg 2
und Kos 2 Monate Kerker. Ein ebenfalls ange-
klagt gewesener Hochzeitsgast, der Besitzer Masten
wurde freigesprochen.

Ein schwerer Fingerbiß.

Am 6. April l. J.
kam es zwischen dem 29 Jahre alten, verheirateten
Besitzer Franz Stiberc aus Lachonetz und einer
Gefährtin seiner Frau, der Anna Hauzic zu einer
Balgerei, da Hauzic die Geldtasche des Stiberc,
welche diesem zu Boden gefallen war, seiner Frau
eingehändigt hatte. Im Verlaufe der Balgerei biß
Stiberc der Hauzic in den linken Zeigefinger und
ließ erst los, als die Hauzic ihn an der Nase zog.
Der Biß war eine schwere Verletzung des Fingers
und Stiberc wurde daher zu 6 Monaten schweren
Kerker verurteilt.

Tötlicher Ausgang eines Scherzes.

Am Abend des 31. Mai l. J. zechten in Kos-
minzen der 35 Jahre alte Anton Vaupotic aus
Stanoschina und der Andreas Predikaka. Beide
waren schon in recht angeheitertem Zustande, als
Predikaka dicht vor seinen Zechgenossen trat, um
ihn zu necken. Vaupotic stieß den Predikaka von sich
und dieser fiel rücklings so unglücklich, daß er sich
eine Sprengung des Schädelknochens zuzog und
nach zwei Tagen starb. Vaupotic hatte sich daher
wegen Vergehens gegen die Sicherheit des Lebens
zu verantworten und wurde zu 4 Wochen strengen
Arrest verurteilt.

Der Verhaftung widersctzt.

Der etwas
angeheiterte, 32 Jahre alte, verheiratete Winzer
Andreas Vidovic aus Gr.-Warnitza widersetzte
sich am 15. Mai l. J. seiner Verhaftung durch den
Wachmann Joh. Lasbacher in Ober-Rann bei
Pettau. Er erhielt hiefür 6 Wochen schweren Kerker.




[irrelevantes Material]

Nr. 85, 16. Juli 1908. Marburger Zeitung.

[Spaltenumbruch] her nicht eindringlich genug betont werden, daß
neue Ankömmlinge dem größten Elend entgegengehen.
Außerdem iſt es vorgekommen, daß von den Agenten
für die Überfahrt bedeutend höhere Preiſe als die
tatſächlich beſtehenden abverlangt werden.

Von der Lehrerbildungsanſtalt.

Die
Reifeprüfung beſtanden: Maximilian Braunitzer,
Franz Cilenſchek, Johann Cerny, Florian Groß,
Willy Honka, Norbert Horvatek, Ludwig Kalten-
beck, Johann Kocpek, Bruno Kollment, Anton
Kozuh, Richard Papſt, Karl Planer, Felix
Priſtawetz, Joſef Reſch, Auguſt Schalamun, Hans
Schmid, Joſef Seidl, Anton Stadler, Max
Tſchinkel, Anton Volavſchek, Martin Vrecko,
N. Hochſchwarzer, N. Jeſch, Frl. Rogoſinsky (die
drei letzten als Privatiſten bezw. Privatiſtin), vier
müſſen ſich im September einer Nachprüfung unter-
ziehen, während einer für nicht reif erklärt wurde.

Bierboykott.

Die durch die Brauereibeſitzer
erfolgte und durch die Gaſtwirte „weitergeleitete“
Erhöhung des Bierpreiſes hat insbeſondere in der
Arbeiterſchaft eine Bierboykottbewegung hervorgerufen,
die in manchen Gegenden von Steiermark einen
bedeutenden Umfang annimmt. In den rieſigen
Hüttenwerken von Donawitz, in denen täglich viele
tauſende Liter Bier getrunken wurden, ſoll gegen-
wärtig ſo gut wie gar kein Bier mehr getrunken
werden. Ähnliche Berichte kommen auch aus anderen
Gegenden. Der Umfang dieſer Bewegung macht ſich
bereits in den Brauereien, vor allem natürlich in
den kleineren, geltend. So hat die Judenburger
Brauerei ihren Betrieb bereits gänzlich eingeſtellt
und ihre Arbeiter entlaſſen. In der Puntigamer
Aktienbrauerei in Graz wurden viele Flaſchenbier-
füllerinnen entlaſſen und die Brauereiarbeiter der
verſchiedenen Brauereien befürchten, daß durch eine
zu gewärtigende Einſchränkung der Betriebe viele
von ihnen beſchäftigungslos werden dürften. In den
Julienſälen in Graz fand vorgeſtern eine Verſammlung
von Brauereiarbeitern ſtatt, in welcher ſie den Bier-
boykott als für ſie ſchädlich bezeichneten. Das Grazer
ſozialdemokratiſche Blatt erklärt demgegenüber, daß
die Partei die eventuell beſchäftigungslos werdenden
Brauereiarbeiter unterſtützen werde. Auch in Marburg
machen ſich, wie uns mitgeteilt wird, bei vielen
Gaſtwirten, insbeſondere bei ſolchen in den Vorſtädten,
die Folgen des Bierboykottes bereits ſehr deutlich
bemerkbar. Wie anderwärts, gab es auch hier ſchon
Arbeiterverſammlungen, bei denen gar kein Bier
mehr getrunken wurde.

Eine Gaberje-Demonſtration der
Sokoliſten.

Daß die Slawen immer einig und
zwar in der radikalſten, allſlawiſchen Art vorgehen,
wenn es gilt, gegen das Deutſchtum loszuſchlagen,
wird wohl allen Volksgenoſſen, beſonders ſeit den
Ereigniſſen der letzten Tage, in Erinnerung ſein.
Aber nicht bloß in Worten und Entſchließungen
findet die ſlawiſche Brüderlichkeit ihren Ausdruck,
ſondern auch in Taten. Dies beweiſt unter anderem
auch eine Spende in der Höhe von 1000 K., die
der Verband tſchechiſcher Sokolvereine dem windiſchen
Sokolverein zu Gaberje bei Cilli zur Er-
richtung einer Turnhalle widmete. Zu der
Eröffnung haben bereits die tſchechiſchen Sokol-
vereine ihr Erſcheinen und ihre Mitwirkung zugeſagt.
Sind die Deutſchen des ſteiriſchen Unterlandes und
insbeſonders der Stadt Cilli gewillt, ſich dieſe
Herausforderung ruhig gefallen zu laſſen?

Dem Waſſertode entriſſen.

Wie aus
Cilli berichtet wird, wollte geſtern mittags die
12jährige Maurerstochter Tratnik unterhalb des
Schloßberges die Sann durchwaten, um ihrem Vater
das Eſſen zu bringen. Sie geriet jedoch an eine
tiefere Stelle und wäre ertrunken, wenn ihr nicht
der Hausbeſitzersſohn Hans Morn Hilfe gebracht
hätte. Der beherzte junge Mann, der nun ſchon
zum drittenmal Menſchenleben rettete, ſprang ohne
Bedenken ſofort, völlig angekleidet, ins Waſſer und
obwohl ihn ſelbſt der Krampf gepackt hatte, entriß
er noch das Kind den Fluten.

Windiſche und Welſche in Görz.

Aus
Görz, 14. d., wird berichtet: Geſtern fand unter
Leitung des Oberkommiſſärs Caſapiccola und unter
Aſſiſtenz von 20 Poliziſten eine fünfſtündige Haus-
durchſuchung am Sitze des republikaniſchen Vereines
Circolo Popolare di Coltura ſtatt. Es wurden
mehrere Druckſchriften beſchlagnahmt. Gleichzeitig
wurde auch eine Hausdurchſuchung bei zwei Vereins-
mitgliedern vorgenommen. Die Hausdurchſuchungen
ſollen auf Grund einer Notiz eines ſloweniſchen
Blattes, daß ſich in jenem Vereinslokal Petarden
befinden, erfolgt ſein.


[Spaltenumbruch]
Ein neues Schutzhaus.

Auf dem Hoch-
obir wurde am 12. d. das neue Rainer-Schutzhaus
der Sektion Eiſenkappel feierlich eröffnet.

Schönheit der Mode.

Ein alter Modeſatz
behauptet, daß ſchön ſei, was modern iſt. So ganz
einverſtanden mit dieſem gewagten Ausſpruch wird
derzeit wohl nicht jedermann ſein, aber fügen
werden ſich trotzdem in die von der Mode diktierte
Form alle jene, die eben der Mode huldigen. Man
kann aber ſeiner innerſten Überzeugung und dem
herrſchenden Zug der Mode gerecht werden, wenn
man aus dieſer das Kleidſamſte herauskryſtalliſiert
und ſich anpaßt. Zu dieſem Zwecke nehme man
das ſoeben erſchienene Heft „La Mode Pariſienne“
zur Hand, ſehe die darin abgebildeten Modelle
durch, aus denen man die zur Zeit herrſchende
Sommermode kennen lernen kann. Ganz beſonders
vertreten ſind diesmal ſchicke und elegante Straßen-
und Strandkleider ſowie auch hübſche Bluſen und
Trauerkoſtüme, die ſelbſt dem verwöhnteſten Ge-
ſchmack Rechnung tragen. „La Mode Pariſienne“
iſt durch jede Buchhandlung ſowie durch den
Verlag: Atelier Bachwitz, Wien, 1. Bez., Hoher
Markt 7, zu beziehen.




Aus dem Gerichtsſaale.
Verhetzungsfrüchte.

Die Verhandlung
gegen die Urſula Pinter, über die wir in der
vorletzten Nummer berichteten, zeigte deutlich die
Früchte jener Verhetzung, die von einer gewiſſen
Seite hauptſächlich in der Magdalenenvorſtadt ge-
trieben wird. Der evangeliſche Pfarrer Herr Ludw.
Mahnert kam in Ausübung ſeines Amtes zu einem
evangeliſchen Kranken. Dies genügte der Pinter,
die im Dunſtkreiſe eines ſattſam bekannten windiſchen
Hochwürdigen viel gelernt zu haben ſcheint, den
evangeliſchen Pfarrer in der unflätigſten Weiſe zu
beſchimpfen, als er ſich entfernt hatte. Als ſie aber
vor Gericht dafür einſtehen ſollte, da fiel ihr der
Mut in die Unterröcke, denn ihr agitatoriſcher Beicht-
vater konnte ihr nicht beiſeite ſtehen. Sie leugnete
nun kurzweg. Als auch dieſes Mittel ſie nicht vor
der Verurteilung ſchützte, da richtete ſie den von
uns bereits erwähnten Klagebrief an den Vertreter
des Pfarres, Herrn Dr. Mravlag, in welchem ſie
ihre beleidigenden Äußerungen zugab, zugleich mit
der Verſicherung, daß ſie Herrn Pfarrer Mahnert
gar nicht beleidigen wollte (!); ſie habe über
ihn nur Gutes gehört. Wenn wir dieſer
ihrer letzten Behauptung Glauben ſchenken,
dann erſehen wir aus ihr aber auch, daß aus
der Pinter, als ſie jene unflätigen Ausdrücke über
die „evangeliſche Krot“ gebrauchte, gar nicht von
ihrem eigenen urſprünglichen Bewußtſein geleitet
wurde, ſondern daß aus ihr jener Geiſt des Ver-
hetzers ſprach, der in der Magdalenenvorſtadt, in
Brunndorf ꝛc. ſein Weſen treibt, der zu Frauen
geht, wenn ihre Männer abweſend ſind und der
ſich beſonders ſolche Leute ausſucht, deren mindere
Intelligenz ſie vor den Einflüſſen jenes Agitators
nicht bewahren kann. Und ſo iſt auch dieſes Frauen-
zimmer ſchließlich das Opfer fremden Verſchuldens
geworden; der oder die intellektuellen Urheber der Be-
ſchimpfung gehen natürlich frei aus. Hoffentlich iſt
die von uns mitgeteilte Verurteilung ein Warnungs-
ſignal für andere, damit nicht auch ſie den ſchwarzen
Hetzern zum Opfer fallen. Während der Verhand-
lung kam es zu einem lebhaften Zuſammenſtoße
zwiſchen dem Vertreter der Anklage, Dr. Mravlag,
und dem Verteidiger Dr. Haas. Letzterer bezeichnete
ein etwaiges Entgegenkommen der klägeriſchen
Partei als Tartüfferei, darauf verweiſend, daß Herr
Pfarrer Mahnert, als Redner bei ihm dahin inter-
venierte, Pfarrer Mahnert möge die Beſchimpfung
verzeihen, ihn auf Dr. Mravlag als ſeinen Ver-
treter verwies. Bei dieſer Gelegenheit ſagte der
Verteidiger vom Pfarrer Mahnert, dieſer ſei „ein
ſchwarzer Herr“ wie die anderen. Dr. Mravlag
trat dieſen Ausführungen in ſcharfer Weiſe ent-
gegen und ſprach ſein Bedauern darüber aus, daß
der Vorſitzende des Berufungsſenates derartige An-
griffe ohne Rüge laſſe. Dr. Mravlag betonte
weiters, daß er es vollſtändig begreife, daß Pfarrer
Mahnert mit Dr. Haas nicht verhandeln wolle. Als
Dr. Haas, der übrigens erklärte, den ganzen Fall
nur aus den Akten zu kennen, daß er von dem
privaten Schuldbekenntnis der Berufungswerberin
keine Kenntnis hatte, u. a. darauf anſpielte, daß
Dr. Mravlag ebenfalls zum Proteſtantismus über-
getreten ſei, entgegnete Dr. Mravlag: „Warum ich
übergetreten bin, das wird Herr Dr. Haas aller-
dings niemals begreifen!“ Dr. Mravlag verwies
[Spaltenumbruch] in ſeinen gegen die Berufung gerichteten energiſchen
Ausführungen u. a. darauf, daß die Pinter niemals
den Pfarrer Mahnert um Verzeihung gebeten habe,
trotzdem ſie nun zugeſtehen muß, von ihm nur
Gutes gehört zu haben. Gegenüber den ſteten Ver-
hetzungen ſei es notwendig, einmal ein Exempel zu
ſtatuieren und zu zeigen, daß die evangeliſche Kirche
im Staate nicht minderberechtigt ſei als die römiſche.
Der Gerichtshof fällte dann das von uns ſchon
mitgeteilte Urteil.

Ein windiſches Hochzeitsfeſt

wurde
am 12. Februar l. J. bei Bratuſa in Obriſch
gefeiert. Wie am Lande üblich, erſchienen am Abend
ungeladene Gäſte, darunter der 20 Jahre alte Karl
Skrinjar, der 35 Jahre Andreas Dogſa, der
22 Jahre alte Johann Salamun, der 20 Jahre
alte Andreas Herg, ſämtliche ledige Beſitzersſöhne
und der 32 Jahre alte Knecht Ignaz Kos. Dieſe
verhielten ſich anfangs ruhig, da ſie Speiſe und
Trank erhalten hatten. Später begannen ſie Bos-
heiten zu üben. Deswegen kam es zu einer
Schlägerei zwiſchen den Hochzeitsgäſten und den
Schmarotzern. Wegen dieſer Schlägerei hatten ſich
die ſchmarotzenden Burſchen zu verantworten und
erhielten Skrinjar 6, Dogſa 7, Salamun 4, Herg 2
und Kos 2 Monate Kerker. Ein ebenfalls ange-
klagt geweſener Hochzeitsgaſt, der Beſitzer Maſten
wurde freigeſprochen.

Ein ſchwerer Fingerbiß.

Am 6. April l. J.
kam es zwiſchen dem 29 Jahre alten, verheirateten
Beſitzer Franz Stiberc aus Lachonetz und einer
Gefährtin ſeiner Frau, der Anna Hauzic zu einer
Balgerei, da Hauzic die Geldtaſche des Stiberc,
welche dieſem zu Boden gefallen war, ſeiner Frau
eingehändigt hatte. Im Verlaufe der Balgerei biß
Stiberc der Hauzic in den linken Zeigefinger und
ließ erſt los, als die Hauzic ihn an der Naſe zog.
Der Biß war eine ſchwere Verletzung des Fingers
und Stiberc wurde daher zu 6 Monaten ſchweren
Kerker verurteilt.

Tötlicher Ausgang eines Scherzes.

Am Abend des 31. Mai l. J. zechten in Kos-
minzen der 35 Jahre alte Anton Vaupotic aus
Stanoſchina und der Andreas Predikaka. Beide
waren ſchon in recht angeheitertem Zuſtande, als
Predikaka dicht vor ſeinen Zechgenoſſen trat, um
ihn zu necken. Vaupotic ſtieß den Predikaka von ſich
und dieſer fiel rücklings ſo unglücklich, daß er ſich
eine Sprengung des Schädelknochens zuzog und
nach zwei Tagen ſtarb. Vaupotic hatte ſich daher
wegen Vergehens gegen die Sicherheit des Lebens
zu verantworten und wurde zu 4 Wochen ſtrengen
Arreſt verurteilt.

Der Verhaftung widerſctzt.

Der etwas
angeheiterte, 32 Jahre alte, verheiratete Winzer
Andreas Vidovic aus Gr.-Warnitza widerſetzte
ſich am 15. Mai l. J. ſeiner Verhaftung durch den
Wachmann Joh. Lasbacher in Ober-Rann bei
Pettau. Er erhielt hiefür 6 Wochen ſchweren Kerker.




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[5/0005] Nr. 85, 16. Juli 1908. Marburger Zeitung. her nicht eindringlich genug betont werden, daß neue Ankömmlinge dem größten Elend entgegengehen. Außerdem iſt es vorgekommen, daß von den Agenten für die Überfahrt bedeutend höhere Preiſe als die tatſächlich beſtehenden abverlangt werden. Von der Lehrerbildungsanſtalt. Die Reifeprüfung beſtanden: Maximilian Braunitzer, Franz Cilenſchek, Johann Cerny, Florian Groß, Willy Honka, Norbert Horvatek, Ludwig Kalten- beck, Johann Kocpek, Bruno Kollment, Anton Kozuh, Richard Papſt, Karl Planer, Felix Priſtawetz, Joſef Reſch, Auguſt Schalamun, Hans Schmid, Joſef Seidl, Anton Stadler, Max Tſchinkel, Anton Volavſchek, Martin Vrecko, N. Hochſchwarzer, N. Jeſch, Frl. Rogoſinsky (die drei letzten als Privatiſten bezw. Privatiſtin), vier müſſen ſich im September einer Nachprüfung unter- ziehen, während einer für nicht reif erklärt wurde. Bierboykott. Die durch die Brauereibeſitzer erfolgte und durch die Gaſtwirte „weitergeleitete“ Erhöhung des Bierpreiſes hat insbeſondere in der Arbeiterſchaft eine Bierboykottbewegung hervorgerufen, die in manchen Gegenden von Steiermark einen bedeutenden Umfang annimmt. In den rieſigen Hüttenwerken von Donawitz, in denen täglich viele tauſende Liter Bier getrunken wurden, ſoll gegen- wärtig ſo gut wie gar kein Bier mehr getrunken werden. Ähnliche Berichte kommen auch aus anderen Gegenden. Der Umfang dieſer Bewegung macht ſich bereits in den Brauereien, vor allem natürlich in den kleineren, geltend. So hat die Judenburger Brauerei ihren Betrieb bereits gänzlich eingeſtellt und ihre Arbeiter entlaſſen. In der Puntigamer Aktienbrauerei in Graz wurden viele Flaſchenbier- füllerinnen entlaſſen und die Brauereiarbeiter der verſchiedenen Brauereien befürchten, daß durch eine zu gewärtigende Einſchränkung der Betriebe viele von ihnen beſchäftigungslos werden dürften. In den Julienſälen in Graz fand vorgeſtern eine Verſammlung von Brauereiarbeitern ſtatt, in welcher ſie den Bier- boykott als für ſie ſchädlich bezeichneten. Das Grazer ſozialdemokratiſche Blatt erklärt demgegenüber, daß die Partei die eventuell beſchäftigungslos werdenden Brauereiarbeiter unterſtützen werde. Auch in Marburg machen ſich, wie uns mitgeteilt wird, bei vielen Gaſtwirten, insbeſondere bei ſolchen in den Vorſtädten, die Folgen des Bierboykottes bereits ſehr deutlich bemerkbar. Wie anderwärts, gab es auch hier ſchon Arbeiterverſammlungen, bei denen gar kein Bier mehr getrunken wurde. Eine Gaberje-Demonſtration der Sokoliſten. Daß die Slawen immer einig und zwar in der radikalſten, allſlawiſchen Art vorgehen, wenn es gilt, gegen das Deutſchtum loszuſchlagen, wird wohl allen Volksgenoſſen, beſonders ſeit den Ereigniſſen der letzten Tage, in Erinnerung ſein. Aber nicht bloß in Worten und Entſchließungen findet die ſlawiſche Brüderlichkeit ihren Ausdruck, ſondern auch in Taten. Dies beweiſt unter anderem auch eine Spende in der Höhe von 1000 K., die der Verband tſchechiſcher Sokolvereine dem windiſchen Sokolverein zu Gaberje bei Cilli zur Er- richtung einer Turnhalle widmete. Zu der Eröffnung haben bereits die tſchechiſchen Sokol- vereine ihr Erſcheinen und ihre Mitwirkung zugeſagt. Sind die Deutſchen des ſteiriſchen Unterlandes und insbeſonders der Stadt Cilli gewillt, ſich dieſe Herausforderung ruhig gefallen zu laſſen? Dem Waſſertode entriſſen. Wie aus Cilli berichtet wird, wollte geſtern mittags die 12jährige Maurerstochter Tratnik unterhalb des Schloßberges die Sann durchwaten, um ihrem Vater das Eſſen zu bringen. Sie geriet jedoch an eine tiefere Stelle und wäre ertrunken, wenn ihr nicht der Hausbeſitzersſohn Hans Morn Hilfe gebracht hätte. Der beherzte junge Mann, der nun ſchon zum drittenmal Menſchenleben rettete, ſprang ohne Bedenken ſofort, völlig angekleidet, ins Waſſer und obwohl ihn ſelbſt der Krampf gepackt hatte, entriß er noch das Kind den Fluten. Windiſche und Welſche in Görz. Aus Görz, 14. d., wird berichtet: Geſtern fand unter Leitung des Oberkommiſſärs Caſapiccola und unter Aſſiſtenz von 20 Poliziſten eine fünfſtündige Haus- durchſuchung am Sitze des republikaniſchen Vereines Circolo Popolare di Coltura ſtatt. Es wurden mehrere Druckſchriften beſchlagnahmt. Gleichzeitig wurde auch eine Hausdurchſuchung bei zwei Vereins- mitgliedern vorgenommen. Die Hausdurchſuchungen ſollen auf Grund einer Notiz eines ſloweniſchen Blattes, daß ſich in jenem Vereinslokal Petarden befinden, erfolgt ſein. Ein neues Schutzhaus. Auf dem Hoch- obir wurde am 12. d. das neue Rainer-Schutzhaus der Sektion Eiſenkappel feierlich eröffnet. Schönheit der Mode. Ein alter Modeſatz behauptet, daß ſchön ſei, was modern iſt. So ganz einverſtanden mit dieſem gewagten Ausſpruch wird derzeit wohl nicht jedermann ſein, aber fügen werden ſich trotzdem in die von der Mode diktierte Form alle jene, die eben der Mode huldigen. Man kann aber ſeiner innerſten Überzeugung und dem herrſchenden Zug der Mode gerecht werden, wenn man aus dieſer das Kleidſamſte herauskryſtalliſiert und ſich anpaßt. Zu dieſem Zwecke nehme man das ſoeben erſchienene Heft „La Mode Pariſienne“ zur Hand, ſehe die darin abgebildeten Modelle durch, aus denen man die zur Zeit herrſchende Sommermode kennen lernen kann. Ganz beſonders vertreten ſind diesmal ſchicke und elegante Straßen- und Strandkleider ſowie auch hübſche Bluſen und Trauerkoſtüme, die ſelbſt dem verwöhnteſten Ge- ſchmack Rechnung tragen. „La Mode Pariſienne“ iſt durch jede Buchhandlung ſowie durch den Verlag: Atelier Bachwitz, Wien, 1. Bez., Hoher Markt 7, zu beziehen. Aus dem Gerichtsſaale. Verhetzungsfrüchte. Die Verhandlung gegen die Urſula Pinter, über die wir in der vorletzten Nummer berichteten, zeigte deutlich die Früchte jener Verhetzung, die von einer gewiſſen Seite hauptſächlich in der Magdalenenvorſtadt ge- trieben wird. Der evangeliſche Pfarrer Herr Ludw. Mahnert kam in Ausübung ſeines Amtes zu einem evangeliſchen Kranken. Dies genügte der Pinter, die im Dunſtkreiſe eines ſattſam bekannten windiſchen Hochwürdigen viel gelernt zu haben ſcheint, den evangeliſchen Pfarrer in der unflätigſten Weiſe zu beſchimpfen, als er ſich entfernt hatte. Als ſie aber vor Gericht dafür einſtehen ſollte, da fiel ihr der Mut in die Unterröcke, denn ihr agitatoriſcher Beicht- vater konnte ihr nicht beiſeite ſtehen. Sie leugnete nun kurzweg. Als auch dieſes Mittel ſie nicht vor der Verurteilung ſchützte, da richtete ſie den von uns bereits erwähnten Klagebrief an den Vertreter des Pfarres, Herrn Dr. Mravlag, in welchem ſie ihre beleidigenden Äußerungen zugab, zugleich mit der Verſicherung, daß ſie Herrn Pfarrer Mahnert gar nicht beleidigen wollte (!); ſie habe über ihn nur Gutes gehört. Wenn wir dieſer ihrer letzten Behauptung Glauben ſchenken, dann erſehen wir aus ihr aber auch, daß aus der Pinter, als ſie jene unflätigen Ausdrücke über die „evangeliſche Krot“ gebrauchte, gar nicht von ihrem eigenen urſprünglichen Bewußtſein geleitet wurde, ſondern daß aus ihr jener Geiſt des Ver- hetzers ſprach, der in der Magdalenenvorſtadt, in Brunndorf ꝛc. ſein Weſen treibt, der zu Frauen geht, wenn ihre Männer abweſend ſind und der ſich beſonders ſolche Leute ausſucht, deren mindere Intelligenz ſie vor den Einflüſſen jenes Agitators nicht bewahren kann. Und ſo iſt auch dieſes Frauen- zimmer ſchließlich das Opfer fremden Verſchuldens geworden; der oder die intellektuellen Urheber der Be- ſchimpfung gehen natürlich frei aus. Hoffentlich iſt die von uns mitgeteilte Verurteilung ein Warnungs- ſignal für andere, damit nicht auch ſie den ſchwarzen Hetzern zum Opfer fallen. Während der Verhand- lung kam es zu einem lebhaften Zuſammenſtoße zwiſchen dem Vertreter der Anklage, Dr. Mravlag, und dem Verteidiger Dr. Haas. Letzterer bezeichnete ein etwaiges Entgegenkommen der klägeriſchen Partei als Tartüfferei, darauf verweiſend, daß Herr Pfarrer Mahnert, als Redner bei ihm dahin inter- venierte, Pfarrer Mahnert möge die Beſchimpfung verzeihen, ihn auf Dr. Mravlag als ſeinen Ver- treter verwies. Bei dieſer Gelegenheit ſagte der Verteidiger vom Pfarrer Mahnert, dieſer ſei „ein ſchwarzer Herr“ wie die anderen. Dr. Mravlag trat dieſen Ausführungen in ſcharfer Weiſe ent- gegen und ſprach ſein Bedauern darüber aus, daß der Vorſitzende des Berufungsſenates derartige An- griffe ohne Rüge laſſe. Dr. Mravlag betonte weiters, daß er es vollſtändig begreife, daß Pfarrer Mahnert mit Dr. Haas nicht verhandeln wolle. Als Dr. Haas, der übrigens erklärte, den ganzen Fall nur aus den Akten zu kennen, daß er von dem privaten Schuldbekenntnis der Berufungswerberin keine Kenntnis hatte, u. a. darauf anſpielte, daß Dr. Mravlag ebenfalls zum Proteſtantismus über- getreten ſei, entgegnete Dr. Mravlag: „Warum ich übergetreten bin, das wird Herr Dr. Haas aller- dings niemals begreifen!“ Dr. Mravlag verwies in ſeinen gegen die Berufung gerichteten energiſchen Ausführungen u. a. darauf, daß die Pinter niemals den Pfarrer Mahnert um Verzeihung gebeten habe, trotzdem ſie nun zugeſtehen muß, von ihm nur Gutes gehört zu haben. Gegenüber den ſteten Ver- hetzungen ſei es notwendig, einmal ein Exempel zu ſtatuieren und zu zeigen, daß die evangeliſche Kirche im Staate nicht minderberechtigt ſei als die römiſche. Der Gerichtshof fällte dann das von uns ſchon mitgeteilte Urteil. Ein windiſches Hochzeitsfeſt wurde am 12. Februar l. J. bei Bratuſa in Obriſch gefeiert. Wie am Lande üblich, erſchienen am Abend ungeladene Gäſte, darunter der 20 Jahre alte Karl Skrinjar, der 35 Jahre Andreas Dogſa, der 22 Jahre alte Johann Salamun, der 20 Jahre alte Andreas Herg, ſämtliche ledige Beſitzersſöhne und der 32 Jahre alte Knecht Ignaz Kos. Dieſe verhielten ſich anfangs ruhig, da ſie Speiſe und Trank erhalten hatten. Später begannen ſie Bos- heiten zu üben. Deswegen kam es zu einer Schlägerei zwiſchen den Hochzeitsgäſten und den Schmarotzern. Wegen dieſer Schlägerei hatten ſich die ſchmarotzenden Burſchen zu verantworten und erhielten Skrinjar 6, Dogſa 7, Salamun 4, Herg 2 und Kos 2 Monate Kerker. Ein ebenfalls ange- klagt geweſener Hochzeitsgaſt, der Beſitzer Maſten wurde freigeſprochen. Ein ſchwerer Fingerbiß. Am 6. April l. J. kam es zwiſchen dem 29 Jahre alten, verheirateten Beſitzer Franz Stiberc aus Lachonetz und einer Gefährtin ſeiner Frau, der Anna Hauzic zu einer Balgerei, da Hauzic die Geldtaſche des Stiberc, welche dieſem zu Boden gefallen war, ſeiner Frau eingehändigt hatte. Im Verlaufe der Balgerei biß Stiberc der Hauzic in den linken Zeigefinger und ließ erſt los, als die Hauzic ihn an der Naſe zog. Der Biß war eine ſchwere Verletzung des Fingers und Stiberc wurde daher zu 6 Monaten ſchweren Kerker verurteilt. Tötlicher Ausgang eines Scherzes. Am Abend des 31. Mai l. J. zechten in Kos- minzen der 35 Jahre alte Anton Vaupotic aus Stanoſchina und der Andreas Predikaka. Beide waren ſchon in recht angeheitertem Zuſtande, als Predikaka dicht vor ſeinen Zechgenoſſen trat, um ihn zu necken. Vaupotic ſtieß den Predikaka von ſich und dieſer fiel rücklings ſo unglücklich, daß er ſich eine Sprengung des Schädelknochens zuzog und nach zwei Tagen ſtarb. Vaupotic hatte ſich daher wegen Vergehens gegen die Sicherheit des Lebens zu verantworten und wurde zu 4 Wochen ſtrengen Arreſt verurteilt. Der Verhaftung widerſctzt. Der etwas angeheiterte, 32 Jahre alte, verheiratete Winzer Andreas Vidovic aus Gr.-Warnitza widerſetzte ſich am 15. Mai l. J. ſeiner Verhaftung durch den Wachmann Joh. Lasbacher in Ober-Rann bei Pettau. Er erhielt hiefür 6 Wochen ſchweren Kerker. _

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 85, Marburg, 16.07.1908, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger85_1908/5>, abgerufen am 21.11.2024.